Superzoom-Kamera, Bridge-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Canon PowerShot SX1 IS

2009-01-05 Heißt derzeit in den USA und in einigen anderen Teilen dieser Welt die Nachfolgerin der Canon PowerShot S5 IS einzig und alleine PowerShot SX10 IS, tritt hier in Europa und zum Beispiel noch in Asien ein weiteres extrem zoomstarkes PowerShot-Modell die Nachfolge der S5 IS an: die PowerShot SX1 IS. Deren ganz große Besonderheit ist ihr in CMOS-Technik gefertigter Bildsensor – doch das ist bei Weitem nicht alles, was diese Kamera so interessant macht. Die digitalkamera.de-Redaktion hat die SX1 IS zum Test heran genommen und hält ihre Eindrücke im folgenden ausführlichen Testbericht fest.  (Yvan Boeres)

Canon PowerShot SX1 IS [Foto: MediaNord] Ergonomie und Verarbeitung Mit Außenmaßen von 127,5 x 88,3 x 87,7 mm und einem Gewicht von immerhin 674 g (inklusive Batterien und Speicherkarte) ist die Canon PowerShot SX1 IS – wenn wir den Vergleich wagen dürfen – größer und schwerer als eine Panasonic Lumix DMC-G1, die ebenfalls einen elektronischen Sucher sowie einen dreh- und schwenkbaren Bildschirm anbietet und darüber hinaus noch die Möglichkeit anbietet, die Objektive zu wechseln. Die SX1 IS besteht bis auf den Tubus des fest eingebauten Objektivs und des Stativgewindes fast vollständig aus Kunststoff, macht aber einen robusten und sauber verarbeiteten Eindruck.

Die SX1 IS würde nicht nur gut, sondern auch (rutsch-)fest in der Hand liegen, wenn nicht ausgerechnet die Grifffläche aus glattem Kunststoff wäre. Das körnige Material anderer Gehäuseteile fühlt sich da besser und sicherer an. An der restlichen Ergonomie gibt es hingegen nichts zu bemängeln: das Belichtungsprogramm wechselt man schnell über das obere Programmwahlrad, die den Auslöser umgebende ringförmige Zoomwippe erlaubt einen gleichermaßen schnellen wie präzisen Brennweitenwechsel, und der Multicontroller (eine Kreuzung aus Einstellrad und Steuertastenfeld mit eingefasster mittlerer Schnellwahlmenü-Taste) auf der Kamerarückseite ist die zentrale Anlaufstelle für viele der wichtigsten Kameraeinstellungen. Dazu kommen noch zirka 10 Funktionsknöpfe bzw. -tasten (inkl. Ein/Aus-Schalter). Gewöhnungsbedürftiger als der manchmal etwas zu leichtgängige Multicontroller ist der breite 7,1cm-Bildschirm (2,8"-TFT-LCD) der SX1 IS. Der ist nämlich auf die per Knopfdruck zuschaltbaren 16:9- bzw. Widescreen-Modi (Foto und Video) der Kamera ausgelegt; im normalen Kamerabetrieb (4:3-Modus) füllt das Monitorbild nicht den ganzen Bildschirm aus. Viel Spaß hat man mit den Dreh- und Schwenkmöglichkeiten des Bildschirms; weniger Spaß mit Schlieren, die Fingerabdrücke o. ä. auf der leicht entspiegelten "Matt"-Scheibe hinterlassen. Dem Display merkt man die verhältnismäßig geringe Auflösung von nur 230.000 Bildpunkten nicht an, das Monitorbild ruckelt erfreulich wenig bei schnellen Kameraschwenks, die Blickwinkelunabhängigkeit ist gut, und sowohl an der Brillanz als auch an der Farbtreue des Bildschirms gibt es nichts auszusetzen. Das nicht ganz rauschfreie Bild bei schwachem Licht ist nicht wirklich störend. Ebenfalls auf das 16:9-Format ausgelegt ist der elektronische Videosucher der SX1 IS, auf den man bei Bedarf umschalten kann. Der ist aber wegen seiner noch schwächeren Auflösung (ca. 148.000 Pixel) und des leichten Grauschleiers über dem (elektronischen) Sucherbild eher als Notbehelf anzusehen. Eine Anpassung des Sucherbildes an die individuelle Sehschärfe ist über das kleine Dioptrieneinstellrad (-6 bis +2 dpt.) am Okular möglich.

Canon PowerShot SX1 IS [Foto: MediaNord] Während man bei den Canon-Kameras der EOS-D-Serie schon zu einer neueren, übersichtlicheren Menüstruktur übergegangen ist, machen die PowerShot-Modelle noch von listenartig nach unten verlaufenden Menüs Gebrauch. Das Hauptmenü arbeitet mit einem Reitersystem, dessen Rubriken durch unterschiedliche Symbole/Piktogramme und Farben leicht voneinander zu unterscheiden sind, aber bei denen die Menüpunkte eben manchmal über eine Bildschirmseite hinaus gehen. Eine ganze Menüseite widmet sich dabei der Personalisierung der Kamera und eine andere Seite den Druckeinstellungen für den Direktdruckbetrieb. Einen besseren Überblick kann man sich verschaffen, in dem man im so genannten MyMenu nur die Menüpunkte übernimmt, die man wirklich braucht; weitere Personalisierungsmöglichkeiten gibt es in Form eines Benutzerprogramms (C-Stellung auf dem Programmwahlrad), einer Auswahl an diversen Begrüßungsbildschirmen und Kameratönen (MyCamera-Einstellungen) und einer mit unterschiedlichen Funktionen belegbaren Schnellwahl-Taste (die im Wiedergabemodus die Funktion der Direktdruck/Bildübertragungs-Taste erfüllt). Schade nur, dass man der Schnellwahl-Taste aber ausgerechnet nicht das Ein-/Ausschalten des Bildstabilisators zuweisen kann!

Etwas unpraktisch ist auch die Position des Stativgewindes an der Kamera-Unterseite. Es liegt nicht nur außerhalb der optischen Achse (was eine genaue Ausrichtung der Kamera bei Panorama-Aufnahmen erschwert), sondern grenzt auch direkt am Akku-/Batteriefach an. Immerhin muss man die Kamera nicht vom Stativ nehmen, wenn man nur die Speicherkarte wechseln will, da die SX1 IS über ein separates Speicherkarten-Fach (für SD-, SDHC-, MMC-, MMCplus- oder HC MMCplus-Karten) verfügt. Wer die SX1 IS übrigens nicht über Batterien oder Akkus (im handelsüblichen AA/Mignon-Format) mit Strom versorgen will, findet unter den Anschlüssen auch einen 7,4V-Netzeingang mit ganz normaler Klinkenbuchse. Alle Anschlüsse der SX1 IS sind Standard-Anschlüsse; der analoge Audio/Video-Ausgang (PAL/NTSC) ist eine 3,5mm-Klinkenbuchse, der HDMI-Ausgang entspricht den HDMI-mini-Spezifikationen, und die PictBridge-kompatible USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle ist vom weit verbreiteten Typ Mini-B. So kommt man sehr preisgünstig an Ersatzkabel heran, wenn mal die z. T. mitgelieferten Originalkabel verloren gehen.

Canon PowerShot SX1 IS [Foto: MediaNord] Ausstattung In mancher Hinsicht steht die SX1 IS einer digitalen Spiegelreflexkamera der EOS-Serie in nichts nach: Auf dem oberen Programmwahlrad sind sowohl die Vollautomatik und Motivprogramme als auch erweiterte Belichtungsprogramme wie eine Programmautomatik, eine Zeit- und Blendenautomatik sowie ein manueller Belichtungsmodus vorhanden. Ein Fernauslösemodus (für die im Lieferumfang enthaltene Infrarot-Fernbedienung WL-DC300) und ein Serienbildmodus (max. 4 Bilder/s ohne feste Begrenzung der Bildfolgezahl) gehören selbstverständlich auch zum Funktions-Repertoire der SX1 IS. Dazu kommen noch ein Panorama-Assistent und ein Video-Modus; die SX1 IS kann mit optischer Bildstabilisierung in 1080p-Qualität (max. Auflösung: 1.920 x 1.080 Pixel) mit einer Bildwiederholrate von 30 Bildern pro Sekunde und mit Stereo-Ton (inkl. elektronischem Windgeräusch-Filter) filmen, wobei die Aufzeichnung über eine eigene Aufnahmetaste gestartet wird (der Auslöser dient dann der quasi unterbrechungsfreien Aufnahme eines Fotos bei laufender Filmaufzeichnung), die Schärfe während des Filmens kaum hörbar nachgeführt wird und man sogar das optische Zoom (ebenfalls kaum hörbar) während der gesamten Aufnahmezeit (max. 1 Std.) benutzen darf. Die Aufnahme wird u. U. auch schon vorher beendet, wenn trotz der hoch-effizienten H.264-Bilddatenkomprimierung die 4-GByte-Grenze überschritten wird. Der HDMI-Anschluss sorgt dafür, dass die Filme (und Fotos) auf modernen HD-Ready- oder gar Full-HD-Fernsehern auch in HDTV-gerechter Qualität wiedergeben werden können.

Im Gegensatz zur PowerShot G10 kann die SX1 IS leider keine Fotos im RAW- bzw. CR2-Format schießen. (Ist inzwischen per Firmwareupdate nachgerüstet, siehe Nachtrag am Ende des Tests und weiterführende Links.) Nach den von anderen Canon-Kameras her bekannten Picture Styles (= Bildparameter-Einstellungen für u. a. Farbsättigung, Scharfzeichnung und Bildkontrast) sucht man auch vergebens. Mit an Bord sind hingegen die i-Contrast-Funktion (= elektronische/r Schattenaufhellung bzw. Kontrastausgleich), eine FaceSelftimer-Funktion (Kamera löst erst aus, wenn ein neues Gesicht im Bild auftaucht), die Custom-Timer-Funktion (= Selbstauslöser mit frei einstellbarer Vorlaufzeit und Auslösezahl), eine Sprachnotizfunktion,  die My-Category-Funktion (Zuordnung der Aufnahmen zu bestimmten Kategorien wie z. B. Porträts, Landschaften, Veranstaltungen, Eigene Kategorie 1/2/3, zu Bearbeiten) oder noch die My-Camera-Einstellungen. Bilder kann man nachträglich beschneiden (Crop), in der Auflösung verkleinern (Resize), drehen (Rotate) und verfärben bzw. entfärben (Farbverstärkung, Sepia, S/W bzw. Monochrom, Diafilm-Effekt, Hauttöne aufhellen/abdunkeln, sattes Rot/Grün/Blau); legt man sich schon vor der Aufnahme fest, kann man Bilder auch umfärben (eine einzelne Farbe im Bild kann gegen eine andere Farbe "ausgetauscht" werden) oder nur bis auf eine ausgewählte Farbe entfärben (= Color-Key-Effekt).

Canon PowerShot SX1 IS [Foto: MediaNord] Bei Blitzfotos entstandene rote Augen lassen sich ebenfalls schon in der Kamera automatisch wegretuschieren. Der eingebaute Miniaturblitz der SX1 IS produziert dank ausreichender Aufstellhöhe recht selten welche; aufgrund einer fehlenden Aufklapp-Automatik (Auto-Popup-Funktion) riskiert man eher verwackelte und/oder verrauschte Bilder, wenn man in der Vollautomatik die "Blitz zuschalten"-Warnung übersehen hat. Ansonsten sind die Blitzfunktionen sehr komplett (u. a. Blitzlangzeitsynchronisation mit/ohne Safety-Flash-Verschlusszeitenbegrenzung, Blitzbelichtungskorrekturfunktion, FE-L-Blitzbelichtungsmesswertspeicherung, Blitzzündung wahlweise am Anfang oder Ende der Belichtung entspr. Synchronisation auf den 1. oder 2. Verschlussvorhang) und in einem eigenen Menü namens "Blitzsteuerung" untergebracht. Während der eingebaute Blitz schon relativ gleichmäßig ausleuchtet, selbst auf kurze Distanzen nur wenig zum Überblitzen neigt, farbneutral weißes Licht abgibt und – bei gedrosselter Bildfolgerate – auch im Serienbildmodus blitzt, gelingen einem noch bessere Blitzaufnahmen mit einem am Systemblitzschuh bzw. Zubehörschuh der Kamera aufsteckbaren externen Blitzgerät. Schade nur, dass ein entfesseltes Blitzen nicht mit dem Bordblitz als Steuergerät möglich ist (so braucht man alleine schon für die drahtlose Blitzsteuerung ein 580EX- oder 580EX-II-Systemblitzgerät bzw. einen ST-E2-Transmitter als Steuerblitz) und dass man nicht wählen kann, wie sich der externe/interne Blitz im manuellen Belichtungsmodus M verhält (die TTL-Automatik ist dann immer abgeschaltet, und der Blitz funktioniert dann nur noch mit dreistufiger manueller Leistungssteuerung); Letzteres kommt nur Studiofotografen entgegen, die mit voll manuell arbeitenden Blitzanlagen arbeiten und die Blitzbelichtung mit einem Handbelichtungsmesser ermitteln.

Objektiv Wie bereits unter dem Testabschnitt "Ergonomie und Verarbeitung" erwähnt, besitzt die SX1 IS trotz spiegelreflexkameraähnlichem Design keinen Wechselobjektivanschluss. Man muss aber bei der SX1 IS auch nicht unbedingt das Objektiv wechseln; deckt doch die fest eingebaute Linsenkonstruktion (darunter Linsenelemente aus so genanntem UD-Glas zur Reduzierung chromatischer Aberrationen, Linsen mit beidseitiger asphärischer Oberfläche und Linsen mit ultra-hoher Brechkraft) einen besonders ausgedehnten Brennweitenbereich (entspr. 20-fach-Zoom) von umgerechnet 28 bis 560 Millimeter im 4:3-Format bzw. 29 bis 580 Millimeter im 16:9-Format ab (Brennweitenangaben entspr. Kleinbild-Format). Ein Teil der Optik ragt dabei als zirka vier Zentimeter breiter Metallring fest aus dem Kameragehäuse heraus; der teleskopisch ausfahrende Teil des Objektivs lässt das Zoom beim Einschalten der Kamera um weitere zwei bis fünf Zentimeter anwachsen.

Canon PowerShot SX1 IS [Foto: MediaNord] Gesteuert wird das Zoom über die ringförmige Zoomwippe am Auslöser. Ein kleiner elektrischer Motor mit Ultraschall-Antrieb (USM) bringt dann die Linsen in die gewünschte (Brennweiten-)Position; tippt man die Zoomwippe nur leicht an, sind mit etwas Fingerspitzengefühl um die 20 Zwischenstufen möglich, während eine Non-Stop-Fahrt von einem Brennweitenende zum anderen zirka 1,3 Sekunden braucht, wenn man die Zoomwippe auf Anschlag hält. Dank USM-Motor ist das Zoomgeräusch angenehm gering (wenn auch noch hörbar) und dank Brennweitenskala am Objektivtubus kann man jederzeit schnell die eingestellte Brennweite am Objektiv ablesen. Während des Zoomens sinkt die Lichtstärke von F2,8 (am Weitwinkel-Ende) auf F5,7 (am Tele-Ende) ab und nimmt das Verwacklungsrisiko folglich auch zu. Dem wirkt eine bewegliche Linsengruppe im Objektiv entgegen (Canon Image Stabilizer System), so dass auch bei vollem Tele noch halbwegs scharfe Freihand-Aufnahmen (mit nicht zu unruhiger Hand bis ca. 1/30 Sekunden) möglich sind. Der optische Bildstabilisator kennt drei Betriebsmodi (permanente Bildstabilisierung, Bildstabilisierung nur beim Auslösen, Teilstabilisierung für Mitzieheffekte, Aus), wobei man aber nur über das Kameramenü an die entsprechenden Einstellungen heran kommt.

Das Objektiv besitzt konstruktionsbedingt keinen eingebauten Objektivschutz. Dafür liegen der Kamera serienmäßig ein aufsteckbarer Objektivdeckel und eine tulpenförmige Sonnenblende bei. Ein Filtergewinde bzw. einen Tubusadapter-Anschluss besitzt die SX1 IS im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen (PowerShot-Kameras der S-IS-Serie) leider nicht. Dafür übernimmt die SX1 IS die Fähigkeit, bis auf 0 cm herab scharf stellen zu können. Dazu braucht man nur den Super-Makro-Modus per langem Knopfdruck einzuschalten; ein kurzer Knopfdruck auf die entsprechende Taste schaltet den normalen Makro-Modus (Naheinstellgrenze: 10 cm) ein. Sowohl im Nah- als auch im Normalbereich stellt die SX1 IS dank so genanntem Schwingspulenmotor (VCM bzw. Voice-Coil-Motor ähnlich wie in modernen Festplatten) schnell, geräuschlos und präzise scharf. Eine grüne Leuchtdiode als AF-Hilfslicht unterstützt den Autofokus bei schwachem Licht und in der Dunkelheit. Merkwürdigerweise fehlt der SX1 IS der AiAF-Modus der kürzlich von uns getesteten PowerShot G10. Ansonsten kann auch sie bis zu 35 einzelne Gesichter im Gesichtserkennungsmodus erkennen und gezielt darauf scharf stellen (ähnlich schnell mit gleicher tatsächlicher "Trefferquote" von 9 bis 11 Gesichtern und Markierung von maximal 3 Gesichtern), im Flexi-Zone-Modus auf eine vom Benutzer festgelegte Position im Bild fokussieren (die AF-Messfeldmarkierung lässt sich mit den Steuertasten frei bewegen und kann in der Größe verändert werden) und im Safety-MF-Modus nach der manuellen Entfernungseinstellung (mit Entfernungsskala und einblendbarer elektronischer Scharfstell-Lupe) eine automatische Feinkorrektur der Scharfstellung vornehmen. Wie bei der G10 runden eine Funktion für automatische Schärfereihen (Focus-Bracketing), eine Gesichtsauswahl-Funktion im Gesichtserkennungsmodus und Motivverfolgungs- bzw. Schärfenachführungsmöglichkeiten die Autofokus-Einstellungen ab.

Bildqualität

Für eine Superzoomkamera bietet die SX1 IS dabei eine gute Leistung. Ein 20fach-Zoomobjektiv in dieser Preisklasse bringt natürlich Einschränkungen mit sich, die nur teilweise durch die kamerainterne Bildverarbeitung kompensiert werden können. So kämpft das Objektiv am Weitwinkel-Ende und bei offener Blende mit sichtbaren Randschwächen und am Tele-Ende ist die Auflösung sogar über den gesamten Bildbereich hinweg etwas schwächer. Der Wirkungsgrad der Auflösung bleibt aber gut, und auf F4.0 abgeblendet hat die Kamera ihre ideale Blende und damit die maximale Auflösung. Weitere kleinere Schwächen zeigt das Objektiv der SX1 IS in Form einer deutlich tonnenförmigen Verzeichnung (= Krümmung gerader Linien) bei Aufnahmen mit starkem Weitwinkel, die bei manchen Landschaftsaufnahmen und bei Architekturaufnahmen störend wirken können. Etwas ausgeprägter ist auch die Vignettierung am Weitwinkel-Ende; der Helligkeitsabfall zu den Bildecken hin beträgt da über eine Blende. Besser korrigiert ist die Optik bezüglich Verzeichnung und Vignettierung in der mittleren und langen Brennweite.

Sehr gute bis hervorragende (Mess-)Werte erreichte die SX1 IS im DCTau-Test bei der Eingangsdynamik – und zwar über den gesamten Lichtempfindlichkeitsstufenbereich hinweg! Das verdankt sie aber weniger dem Bildsensor als dem Kamera-/Bildprozessor, der gezielt in den dunkleren Bildpartien (alias "Schatten") eine ziemlich offensive Rauschunterdrückung ausführt. Demnach wird bei der SX1 IS "mit zweierlei Maß" entrauscht. In den helleren Bildpartien ist dann das Rauschen deutlicher, und diese Ungleichmäßigkeit des Rauschens kann bei genauerer Bildbetrachtung schon mal unangenehm auffallen. Auffälliger ist aber das bereits bei ISO 80 zum Teil sichtbare "Salz & Pfeffer"-Rauschen (= kleine punktförmige schwarze und weiße Bildstörungen bzw. Störpixel). Nichtsdestotrotz kann man das Rauschverhalten der SX1 IS über den Großteil der ISO-Stufen (erst ab ca. ISO 800 steigt die Messkurve etwas stärker an) als gut bezeichnen; Farbrauschen spielt zum Beispiel hier eine untergeordnete Rolle.

Wie die meisten Kompaktdigitalkameras (und auch DSLRs der Einsteigerklasse) ist die SX1 IS so eingestellt, dass hellste und dunkelsten Bildpartien bzw. "Lichter" und "Schatten" etwas kontrastärmer wiedergegeben werden als die anderen Bildpartien. Das entspricht nicht unbedingt einer originalgetreuen Kontrastwiedergabe, verringert aber z. B. das Risiko überstrahlender Bildteile (typisches Beispiel: weißes Hemd, Brautkleid, hell-weißes Wolkenfeld) bei greller Sommersonne. Die Ausgangsdynamik (= Anzahl der darstellbaren Helligkeitsstufen pro Pixel) ist in allen ISO-Empfindlichkeiten sehr gut, und durch die etwas knappe Belichtung (geschätzt: ca. 1/2 Blende) wird das Überstrahlungsrisiko noch weiter reduziert. Dafür hat die SX1 IS leichte Probleme mit blauen Farbsäumen an überbelichteten Kanten. Man kann sich darüber streiten, ob diese zur Gattung der so genannten chromatischen Aberrationen gehören oder nicht: Andere Superzoom-Kameras (wie z. B. die Lumix-Kameras der FZ-Serie von Panasonic) machen da von einer durchaus effektiven kamerainternen Farbsaum-Korrektur Gebrauch. Trotz insgesamt niedriger und über den gesamten Helligkeitsbereich gleich verteilten Canon PowerShot SX1 IS [Foto: MediaNord] Scharfzeichnung tritt an manchen Bildkanten bzw. Dunkel-Hell-Übergängen auch so genanntes Weißclipping (= weiße Geisterlinie neben der eigentlichen Kante) auf; ansonsten macht die SX1 IS in Sachen Bildqualität (Farbtreue, Präzision des automatischen Weißabgleichs, Abstufung der Bildkomprimierungs-Einstellungen usw.) weder eine hervorragende noch eine wirklich schlechte Figur.

Fazit Ohne in irgendeinem Bereich besonders zu glänzen (außer vielleicht bei der Bildfrequenz im Serienbildmodus), ist die Canon PowerShot SX1 IS in der Summe ihrer Eigenschaften eine der besten – wenn nicht die beste – Superzoomkamera(s) auf dem Markt. Der in ihr verbaute CMOS-Sensor bringt keinen nennenswerten Vorteil bezüglich der reinen Bildqualität, verhilft ihr aber zu außergewöhnlich guten Video-Fähigkeit und eben zur sehr guten Serienbildleistung. Die Attraktivität der Kamera wird noch durch den TTL-Blitzschuh und durch den dreh-/schwenkbaren Bildschirm gesteigert. Ein beim Drahtlosblitzen steuerfähiger Bordblitz, ein Menüsystem nach Vorbild der EOS-D-Kameras, ein RAW/CR2-Modus (siehe Nachtrag) sowie eine höhere Auflösung bei Bildschirm und Sucher würden die Kamera sehr nahe an die Perfektion heran bringen (was nur noch mit einem Wechselobjektiv-System übertrumpft werden könnte).

Nachtrag vom 02.11.2009 Canon hat Ende März 2009 das RAW-Dateiformat per Firmwareupdate nachgerüstet (siehe weiterführende Links). Der entsprechende Negativpunkt in der Bewertung wurde entfernt.

Kurzbewertung

  • Leistungsfähiger Videomodus sowie HDMI-Ausgang
  • Dreh-/Schwenkbildschirm und Systemblitzschuh
  • Schneller Serienbildmodus für eine Kompakt- bzw. Bridge-Kamera
  • Recht gute Bildqualität (angesichts des enormen Zoomfaktors)
  • Shortcut-Taste nicht mit Bildstabilisator-Einstellungen belegbar
  • Eingebautes Blitzgerät nicht als Steuerblitz für TTL-Drahtlosblitzbetrieb einsetzbar
  • Schwache Videosucher-Auflösung

Technische Daten

Modell Canon PowerShot SX1 IS
Sensor CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6)
10,0 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 3.648 x 2.736 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektiv 28-560 mm / F2,8-5,7 (20-fach Zoom)
Sucher elektronischer Sucher
Monitor 2,8", 0,230 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung, AF-AE-Kopplung
Belichtungsreihe automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Lens-Shift (optisch)
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh Canon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienaufnahmen max. 4 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/3.200 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Speicher
Multi Media Card
SD
Empfindlichkeit Automatik, manuell ISO 80 bis 1.600
Abmessungen 127 x 88 x 87 mm (B x H x T)
Gewicht 665 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/11WKS (mit Preisvergleich)

Artikel-Vorschläge der Redaktion