Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot SX200 IS
2009-05-06 Wenn man die Beschreibung zur Canon PowerShot SX200 IS liest, werden einem jede Menge englischsprachige Begriffe wie Smart-Auto-Modus mit Scene-Detection-Technologie, Motion-Detection-Technologie oder Face-Detection entgegen geschleudert. Diese suggerieren, dass die Kamera eigentlich alles alleine kann. Trotzdem ist sie "obendrauf" mit den für ambitionierte Fotografen so wichtigen manuellen Funktionen und Halbautomatiken wie Blenden- und Zeitvorwahl ausgestattet. In Kombination mit dem 12fachen Zoom enthält das Paket der SX200 IS damit theoretisch alles, was das Herz begehrt. Der Test der digitalkamera.de-Redaktion soll zeigen, ob die Kamera wirklich so ein Tausendsassa ist, wie sie vermuten lässt. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Designtechnisch macht Canon mit der PowerShot SX200 IS einen Schritt zurück. Das, was Canon den Retro-Look nennt, wirkt edel, schlicht und schick. Die Materialkombination aus Kunststoff und Metall wirkt solide verarbeitet im Gegensatz zur Klappe, die den HDMI- und USB-Anschluss verbirgt. Diese ist nicht einfach zu öffnen, und das Gummischarnier, das sie festhält, sieht aus, als würde es kein halbes Jahr alt werden. Die Karten- und Akkuklappe dagegen lässt sich sehr gut handhaben, ebenso wie das Stativgewinde an der Kameraunterseite. Die Aufteilung der Bedienelemente ist übersichtlich, und auch wenn die Knöpfe eher klein sind, so navigiert man dank des Steuerungsrädchens spielend leicht im Menü. Das Rädchen umrahmt die üblichen Navigationstasten, deren Schalter in runder Form gehalten sind und nach allen Seiten abkippen. Das bedeutet, dass man sich klar für eine Druckrichtung entscheiden muss, sonst verwählt man sich leicht. In der Mitte dieses Schalters befindet sich die Taste für das FUNC-Menü bzw. die Set-Taste. Darum herum befinden sich vier einzelne Knöpfe für die Wiedergabe, Displayeinblendungen und das Menü. Die Vierte ist frei belegbar bzw. dient für die Verbindung zum Canon-Drucker.
An der Oberseite der Kamera befindet sich der angenehm große Auslöser, der vom Zoomring umgeben ist. Das optische 12fach-Zoom holt das Motiv auf Brennweiten zwischen 28 und 336 mm heran und bietet damit gute Voraussetzungen für Weitwinkel- und Teleaufnahmen. Manchmal gerät das Zoom allerdings etwas außer Kontrolle. Der Hebel muss daher vorsichtig bewegt werden. Das Wahlrad für das jeweilige Aufnahmeprogramm liegt links daneben. Es ist üppig belegt und bietet die Wahl zwischen Manuell, Halbautomatiken, Programmautomatik, Smart-Auto-Mode, Easy Mode, Video, Porträt, Landschaft, Nachtporträt, Kinder und Tiere, Innenaufnahmen und weitere acht Motivprogramme, die sich hinter der Funktion SCN verbergen. Der On-/Off-Schalter links neben dem Wahlrad ist etwas klein geraten. Den Rest der linken Kameraoberfläche nimmt der aufklappbare Blitz ein. Dieser klappt beim Einschalten grundsätzlich aus. Sobald man die Kamera mit zwei Händen hält, blockiert man unweigerlich mit der linken Hand den Blitz, der generell beim Halten stört. Er lässt sich auch nicht wieder einklappen. So gut Canon es mit dem Blitz gemeint haben mag, seine Position ist alles andere als ideal. Das Motiv visiert man mit der SX200 IS mittels 3.0-Zoll-Display an. Seine Auflösung von 230.000 Bildpunkten ist ausreichend. Alle wichtigen Anzeigen zu Bildqualität, Motivprogramm, die Anzahl verbleibender Bilder, Blitzmodus, ISO-Modus etc. können ein- oder ausgeblendet werden. Gitterlinien helfen bei der Bildaufteilung. Die Navigation im Menü ist dank des Steuerrades sehr einfach, man muss sich allerdings schon eine Weile damit beschäftigen, da doch etliche Einstellungen möglich sind. Die Komplexität des Menüs dürfte hohe Ansprüche an Anfänger stellen, für geübte Fotografen bietet es eine willkommene Spielwiese zum Austoben der eigenen Kreativität.
Ausstattung Über einen Mangel an Ausstattung kann man sich bei der SX200 IS nicht beklagen. Im Prinzip ist jede Funktion entweder manuell einstellbar, manuell mit automatischem Backup oder vollautomatisch anwählbar. Für Anfänger eignen sich die beiden Modi Easy und Auto. Sie unterscheiden sich nur durch die zusätzlichen Erklärungen im Easy-Modus und die Tatsache, dass wirklich nur die Tasten funktionieren, die gerade vorgesehen sind. Das soll versehentliches Verstellen verhindern. Die Motivprogramme sind ähnlich eingeschränkt. Für ambitionierte Fotografen eignen sich die Programme P, Av (bis F8), Tv und M. Bei diesen erlauben sowohl das FUNC- als auch das normale Menü wesentlich mehr Eingriffsmöglichkeiten in die Steuerung der Kamera. Dazu gehören beispielsweise ein manueller Weißabgleich, der manuelle Fokus, Belichtungskorrektur oder die AF- und AE-Speicherung. Gerade Letztere sind sehr erfreulich, aber etwas kompliziert zu bedienen. Man muss den Auslöser halb gedrückt halten und zusätzlich eine Pfeiltaste aktivieren. Das führt oft zu versehentlichem Auslösen, und der Spreizgriff erfordert eindeutig Übung und Fingerspitzengefühl. Der manuelle Fokus lässt sich dank des Wahlrades auf der Rückseite der Kamera relativ leicht bedienen. Wer sich dennoch nicht sicher ist, kann auf eine der zahlreichen "Backup"-Lösungen zurückgreifen. In diesem Fall heißt sie Safety MF und bietet die Möglichkeit, selbst den Fokus zu legen und die Kamera dafür sorgen zu lassen, dass genau auf diesen Punkt exakt scharf gestellt wird, wenn man selbst doch leicht daneben liegt. Andere Sicherheitsnetze, die man spannen kann, sind beispielsweise die Blinzelwarnung, der Safety-Shift in der Blenden- und Zeitvorwahl oder Safety-FE in der Blitzleistungskontrolle. Safety-FE soll versehentliche Überbelichtung verhindern, Safety-Shift passt Blende und Zeit automatisch an, falls diese in der manuellen Einstellung keinem passenden Pendant zugeordnet werden kann.
Bildqualität In Sachen Bildqualität hat die Superzoom-Kamera ihre Stärken und Schwächen. Eine Seltenheit bei Kompaktkameras stellt ihr hervorragendes Rauschverhalten dar. Die Kurve steigt nicht wie bei den meisten anderen Modellen ihrer Klasse ab ISO 400 merklich an, sondern bleibt bemerkenswert flach. Durch die hohe Rauschunterdrückung entstehen allerdings auch Nachteile. Die Auflösung im gesamten Bildbereich ist eher durchschnittlich und nimmt zu den Rändern hin ab. So ist auch in den Bildecken ein leichter Farbquerfehler zu sehen. Die schlechteste Note im gesamten Labortest erhielt die SX200 IS in Sachen Richtungsabhängigkeit der Auflösung. Sie ist in allen drei getesteten Brennweiten sehr hoch, so dass es nur für eine Note von 4,8 reicht. In der Weitwinkelstellung von 28 mm erreicht der Blaukanal fast 25 Prozent. Andere Superzooms liegen eher zwischen 15 und maximal 20 Prozent. Dafür hat Canon in Sachen Optik gute Arbeit geleistet. Die Randabdunkelung ist kaum wahrnehmbar, und auch die tonnen- und kissenförmige Verzeichnung hält sich in Grenzen. Sehr erfreulich ist auch die durchweg hohe Eingangsdynamik, wodurch die Kamera das Zeug zu kontrastreichen Bildern, besonders bei Motiven mit wenig Licht, hat. Dafür kommt hier wieder die hohe Rauschunterdrückung zum Tragen. In den Schattenbereichen ist die Dämpfung besonders gut zu sehen. Die Ausgangsdynamik verhält sich daher im Gegensatz zur Eingangsdynamik eher durchschnittlich. Das Problem mit den "matschigen" Schatten lässt sich auch an der rund und flach auslaufenden Tonwertkurve sehr schön ablesen. Auch in Sachen Artefaktbildung, Autofokusgeschwindigkeit und Auslöseverzögerung punktet die Canon nur mittelmäßig. 0,56 Sekunden inklusive Scharfstellen bei einer Brennweite von 28 mm und einem Lichtwert von 8 ist kein Wert, den heutzutage Flitzer unter den Kameras vorweisen. Dies zeigt sich in der Praxis besonders bei den Serienaufnahmen. Bei Sportfotos verpasst man schnell mal den einen oder anderen Moment, weil die Kamera zu langsam auslöst. Nicht im Labor gemessen wurden die Werte der Videofilmchen. An einen modernen HD-Fernseher angeschlossen, liefert die Kamera jedoch für das Auge ausgezeichnete Ergebnisse, und es macht Freude, die Filmaufnahmen anzusehen.
Fazit Die Canon PowerShot SX200 IS eignet sich dank zahlreicher Automatiken und manueller Einstellmöglichkeiten für nahezu alle fotografischen Kenntnisstufen. Sie punktet vor allem durch ihr optisches 12fach-Zoom und ihre umfangreiche Ausstattung sowie durch ihr exzellentes Rauschverhalten. Nicht zuletzt dadurch entstehen aber auch einige Nachteile in Sachen Bildqualität wie flaue Schattenbereiche durch die hohe Rauschunterdrückung. Trotzdem ist sie aufgrund ihres guten Preis-Leistungs-Verhältnisses sehr empfehlenswert und erfüllt anhand ihrer guten HD-Filmchen auch die Wünsche von Videofans.
Kurzbewertung
- Großzügiges 3,0“-Display
- HD-Videofunktion und HDMI-Schnittstelle
- Hervorragendes Rauschverhalten
- Zahlreiche manuelle Einstellmöglichkeiten
- Optisches 12fach-Zoom mit Weitwinkel
- Eher durchschnittliche Geschwindigkeit
- Kleine Bedienknöpfe mit schwer steuerbarem Zoomhebel
- Blitz, der beim Einschalten und Halten stört
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot SX200 IS |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 12,1 Megapixel (physikalisch), 12,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
28-336 mm / F3,4-5,3 (12-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 0,8 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/3.200 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
Multi Media Card SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 80 bis 800, manuell ISO 80 bis 1.600 |
Abmessungen |
103 x 61 x 38 mm (B x H x T) |
Gewicht |
255 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/JDXAA (mit Preisvergleich) |