Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Canon PowerShot SX270 HS
2013-08-05 Die Superzoomkamera SX270 HS verzichtet zwar im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester SX280 HS auf GPS und WLAN, punktet aber trotzdem mit einer gehobenen Ausstattung, einem neuen laut Canon wesentlich leistungsfähigeren Prozessor Digic 6 und optischem 20fach-Zoom. Mit intelligenter Automatik und manuellem Modus richtet sie sich an ein breites Spektrum an Fotografen vom Kontrollfreak bis zum Knipser. Ob sich der neue Prozessor zusammen mit dem Zoomobjektiv und dem 1/2,3 Zoll großen 12-Megapixel-Sensor in der Praxis bewährt und die SX270 HS auch mit guten Bildergebnissen punkten kann, haben wir im Labor und im Fotoalltag eingehend getestet. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Beim an sich schlichten und eleganten Design der PowerShot SX270 HS fallen zwei Dinge ins Auge: Zum einen besitzt sie einen dicken schwarze Steg, der auf der Kameravorderseite angebracht ist. Und zum anderen ist das Moduswahlrad, das üblicherweise auf der Kameraoberseite sitzt, auf die Rückseite abgerutscht. Der Steg wirkt bei den glatten Konturen der SX270 HS optisch störend, beim Fotografieren bewährt er sich aber bald als ideale Stütze zum Halten der Kamera. Der Mittelfinger der rechten Hand kann ganz einfach darauf abgelegt werden, so hat man die SX270 HS im Griff. Das Moduswahlrad auf der Rückseite ist da schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Es ist ziemlich schwergängig, rastet dafür aber deutlich ein und verstellt sich nicht von selbst. Da Canon eine ganze Reihe von Funktionen auf das Rad gepackt hat – zwölf an der Zahl – übernimmt es eine zentrale Rolle bei der Kamerasteuerung. Neben den klassischen Programmen Auto, Blenden- und Zeitvorwahl, Szeneprogramme und manueller Modus tummeln sich auch eher ungewöhnliche Einstellungen wie diskreter Modus, Live-Modus oder Kreativfilter auf dem Wahlrad. Ergänzt wird die Bedienung auf der Rückseite durch eine Videotaste. Die Knöpfe für die Bildwiedergabe, Display und Menü, sowie eine Vierwegewippe mit Taste für das Kurzmenü in der Mitte und Drehrad außen herum. Dieses ist sehr leichtgängig und wirkt ein bisschen billig, die Kamerasteuerung erfolgt damit aber sehr schnell und direkt. Den größten Teil der Rückseite nimmt das drei Zoll große PureColor II-Display ein, das 461.000 Bildpunkte auflöst. Das ist nicht unbedingt ein Spitzenwert, dennoch leistet das Display auch im Sonnenlicht gute Dienste.
Nachdem das Moduswahlrad auf die Rückseite gewandert ist, bleiben für die Kameraoberseite nur noch der An- und Ausschalter und der Auslöseknopf mit Zoomwippe aus Plastik. Diese wirkt ebenfalls billig und ist außerdem nicht besonders fein steuerbar. Es bedarf einer gewissen Übung, den Bildausschnitt mittels Zoom exakt einzustellen. Der automatisch ausklappende Blitz der SX270 HS befindet sich ganz links auf der Oberseite. Die Unterseite beherbergt die Klappe für Akku und Speicherkarte, in deren Scharnier das Stativgewinde eingelassen ist. Es ist damit nicht nur abseits der optischen Achse, sondern blockiert so einen Akku- oder Kartenwechsel, wenn die Kamera auf dem Stativ montiert ist. Da der Akku nicht besonders leistungsstark ist, muss er zum Aufladen oft entnommen werden. Die Klappe für HDMI und USB an der rechten Seite ist eine fummelige Plastikklappe, die aber sicher schließt. Insgesamt macht die PowerShot SX270 HS einen gut verarbeiteten Eindruck mit einigen wenigen Elementen, an denen Canon gespart hat. Sie liegt gut in der Hand und lässt sich gut und sicher bedienen.
Ausstattung Bei der Ausstattung fehlt der SX270 HS im Vergleich zu ihrer Schwester SX280 HS die GPS- und WLAN-Fähigkeit. Dafür verlangt Canon 20 Euro weniger (UVP) und zielt auf Fotografen, die keinen Wert auf eine derartige Ausstattung legen. Trotzdem erfüllt die SX270 HS hohe Ansprüche, weil sie neben der intelligenten Automatik auch Halbautomatiken und einen manuellen Modus bietet. Auch manuelles Fokussieren ist möglich, die Schärfe kann recht einfach mit einer MF-Lupe kontrolliert werden. Das Nachregulieren von Belichtung, Blitzintensität, etc. erlaubt die Kamera ebenfalls. Überlässt man ihr die komplette Einstellung, so unterscheidet sie 58 Aufnahmesituationen und erkennt (bei vorheriger Registrierung) auch schlafende Babys und schaltet das AF-Hilfslicht, Blitz und Geräusche aus. Wenn es die Belichtungssituation oder ein quirliges Motiv wie ein Kleinkind erfordert, macht die SX270 HS automatisch Reihenaufnahmen für ein besseres Bildergebnis. In der Regel klappt die Motiverkennung recht gut und man kann sich auf die Automatik verlassen.
Reguliert man in der Programmautomatik oder der Blenden- oder Zeitvorwahl die Einstellungen nach, so lässt sich das Ergebnis auf dem Monitor bereits vor dem Auslösen beurteilen. Eine kleine Skala auf dem Display hilft beim Einschätzen der Situation. Auch im Live-Modus arbeitet man mit Schiebereglern, die einem zeigen, was Änderungen bei Helligkeit, Farbe und Farbton bewirken. Weiter experimentieren kann man im Kreativmodus, wo man die Wahl hat zwischen Effekten wie Fischauge, Miniatur, Poster, Spielzeugkamera, Weichzeichner, Farbverstärker oder Monochrom. Die Konvertierung von Bildern in Sepia oder Schwarzweiß gelingt auch unter Zuhilfenahme von My Colors. Damit können je nach Fotosituation auch Rot- Grün- oder Blautöne verstärkt oder ein Schwerpunkt auf Hauttöne gelegt werden. Neben diesen kreativen Effekten bietet die SX270 HS viele weitere Annehmlichkeiten. Belichtung, Blitzbelichtung und Fokus können gespeichert werden, der Selbstauslöser kann nach Wunsch festgelegt werden oder man greift auf die individuelle Gesichtserkennung, Lächel- oder Blinzelauslösung zurück. Das Menü ist klar gegliedert und man findet sich schnell zurecht. Für Einstellungen wie das Speichern der Belichtungseinstellung benötigt man aber das Handbuch, weil sich die Tastenkombination nicht von selbst erschließt.
Beim Fokussieren bietet Canon eine Vielzahl von Möglichkeiten. Man kann entweder manuell scharf stellen, das AF-Feld in der Mitte platzieren, auf Gesichtserkennung umschalten oder den Verfolgungsautofokus nutzen. Fotografiert man bewegte Motive, bewährt sich auch Canons intelligenter Bildstabilisator, der verschiedene Situationen erkennt und zuordnet, zum Beispiel auch Kameraschwenks beim Filmen. Bei einem 20fach optischen Zoomobjektiv, das einen ordentlichen Brennweitenbereich von 25 bis 500 Millimeter abdeckt, kann ein Verwackelschutz auch nur Standard sein. Da das Objektiv mit F3,5 bis F6,8 nicht besonders lichtstark ist, kommt der Bordblitz mit Funktionen wie Langzeitsynchronisation und Blitzbelichtungsregelung ebenfalls gerade recht. Außerdem macht sich hier das Szeneprogramm Nachtaufnahme ohne Stativ sehr gut, das dank der Überlagerung mehrere Aufnahmen in finsteren Umgebungen für gleichmäßig ausgeleuchtete Bilder sorgt. Für viele Fotosituationen bietet Canon eine solche Lösung und ermöglicht damit echten Fotospaß. Was die SX270 HS schmerzlich vermissen lässt, ist ein Panoramaprogramm oder ein selbst wählbarer HDR-Modus. Überhaupt lässt die Kamera wenig Auswahl bei den Motivprogrammen zu, obwohl in der Automatik ja etliche zur Verfügung stehen. Auch Bracketing ist nicht möglich, dafür gibt es schnelle Serienaufnahmen.
Für Videofans bietet die SX270 HS selbstverständlich Filmaufnahmen in voller HD-Auflösung, wahlweise mit 60 oder 30 Bildern pro Sekunde. Die reguläre HD-Auflösung und VGA stehen ebenfalls zur Verfügung. Die kleine Canon punktet mit einem eigenen Videomodus, in dem sich konkret auf das Filmen bezogene Einstellungen vornehmen lassen. Dazu gehören My Colors, der Weißabgleich oder die Wahl der Qualitätsstufe. Auch eine Belichtungskorrektur kann durchgeführt werden. Über die Videotaste können Filme auch gestartet werden, wenn man sich gerade in einem anderen Modus befindet. Im Videomodus hat man zusätzlich die Möglichkeit, Superzeitlupenfilme mit 240 oder 120 Bildern pro Sekunde aufzunehmen. Da das Zoom bei Videoaufnahmen genauso schnell reagiert wie beim Fotografieren, sind langsame Zoomfahrten nur mit viel Fingerspitzengefühl möglich.
Bildqualität Im Vergleich zu ihrer Vorgängerin SX240 HS wurde die SX270 HS mit einem neuen leistungsfähigeren Prozessor Digic 6 ausgestattet. Ob er zusammen mit dem 1/2,3 Zoll kleinen 12-Megapixel-Sensor und dem Objektiv ein gutes Bildergebnis liefert, haben wir im eigenen Testlabor ermittelt, die detaillierten Messdiagramme sind wie üblich gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links abrufbar. Canon versprach rauscharme und detailreiche Bilder auch bei schwachen Lichtverhältnissen bis ISO 3.200. Doch bereits bei ISO 400 sinkt die Messkurve für den Signal-Rauschabstand unter die kritische Grenze von 35 dB. Schon der Start bei ISO 100 und 40 dB könnte etwas besser sein. Auch die Messung der Texturschärfe überzeugt nicht zu hundert Prozent. Ab ISO 400 geht es in den sichtbar unscharfen Bereich und Bilder ab ISO 1.600 sind zu weich um noch Details ausmachen zu können. Luminanz- und Farbrauschen stellen kein großes Problem dar, auch die Korngröße geht in Ordnung.
Bei der Auflösung schafft die SX270 HS nur bei F3,5 und F4 in der Bildmitte über 40 Linienpaare pro Millimeter, ein Verlust zum Bildrand ist deutlich. Erst ab F5,6 gleicht sich das Ergebnis von Bildmitte und Bildrand an. Bei einer nicht besonders hohen Auflösung stellen Schärfungsartefakte meist ebenfalls kein großes Problem dar, denn wenn die Auflösung niedrig ist, kann nicht viel nachgeschärft werden. Respektable Werte erzielt die SX270 HS bei der Eingangsdynamik. Bis einschließlich ISO 1.600 kann die Kamera knapp zehn Blendenstufen oder darüber erreichen. Bei ISO 3.200 sind es immerhin noch neun und bei ISO 6.400 7,7. Auch die Tonwertausgabe hält sich bis ISO 400 gut, danach sind es bei ISO 800 noch knapp 128 von 256 darstellbaren Graustufen. Die höheren ISO-Bereiche sacken noch weiter ab. Bei der Farbwiedergabe leistet sich die Canon keine nennenswerten Abweichungen und auch der manuelle Weißabgleich arbeitet zuverlässig. Die angesteilte Tonwertkurve zeugt von einem knackigen Bildergebnis wie in dieser Kameraklasse gewünscht.
Die Messwerte des 20fachen optischen Zoomobjektivs, das einen für den Fotoalltag sehr komfortablen Brennweitenbereich zwischen 25 und 500 Millimeter abdeckt, wissen zu überzeugen. Ein Schärfeabfall zum Rand hin (bezogen auf 20 x 30 Zentimeter große Ausdrucke) ist kaum zu bemängeln, zumindest bei den meisten Blendenöffnungen nicht. F6,8 und F4,5 weisen stärkere Knicke in der Messkurve auf und im äußersten Telebereich gibt es ebenfalls einen Abfall. Vignettierung und Verzeichnung halten sich in Grenzen und chromatische Aberrationen treten eigentlich nur bei 500 Millimeter so auf, dass sie störend wirken. Bei der Auslöseverzögerung mit Autofokus reagiert die Kamera im Weitwinkelbereich mit 0,26 Sekunden sehr schnell und auch im Telebereich geht der Messwert mit 0,52 Sekunden absolut in Ordnung. Die SX270 HS erweist sich auch im Fotoalltag als flotte Begleiterin. Insgesamt gesehen kann die SX270 HS bis ISO 400 vollkommen überzeugen und Ausdrucke bis A4 sind kein Problem. Bei höheren Empfindlichkeiten werden die Bilder flauer und sind ab ISO 1.600 nicht mehr so schön anzuschauen. Die nicht allzu hohe Auflösung, chromatische Aberrationen im Telebereich und ein Schärfeabfall zum Rand hin bei bestimmten Blendenöffnungen lassen noch Raum für Verbesserungen.
Fazit Die Canon SX270 HS eignet sich für alle Fotografengruppen vom Einsteiger bis zum ambitionierten Hobbyfotografen. Sie übernimmt zuverlässig alle Einstellungen, wenn man das möchte, gewährt aber auch genügend Handlungsspielraum inklusive Belichtungskorrektur, AF- und AE-Speicherung oder manuellem Fokus. Die Ausstattung ist gehoben und lässt nur wenige Funktionen wie Panoramabilder vermissen. Bei der Bildqualität überzeugt sie bis ISO 400, leistet sich aber ein paar Ausreißer und sollte im höheren ISO-Bereich nicht eingesetzt werden. Nachdem die SX280 HS mit GPS und WLAN wesentlich besser ausgestattet ist und im Internet für nur 40 Euro mehr zu haben ist, stellt sich allerdings schon die Frage, ob man nicht lieber gleich zu dieser Variante greifen sollte.
Kurzbewertung
- Viele kreative Funktionen wie Filmtagebuch, Filter, My Colors oder Live-Modus
- 20faches optisches Zoom von 25 bis 500 Millimeter Brennweite
- Zuverlässig arbeitende intelligente Automatik, die 58 Aufnahmesituationen unterscheidet
- Manueller Modus für Blende- und Zeitworwahl und manuelles Fokussieren
- Gehobene Ausstattung mit Funktionen wie Verfolgungs-Autofokus
- Akkuleistung mit 210 Aufnahmen ziemlich schnell erschöpft
- Bildqualität lässt in den oberen ISO-Bereichen stark nach
- Das Objektiv ist mit F3,5 bis F6,8 nicht besonders lichtstark
Technische Daten
Modell |
Canon PowerShot SX270 HS |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektiv |
25-500 mm / F3,5-6,8 (20-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienaufnahmen |
max. 3,8 Bilder/s und max. 7 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/3.200 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 6.400 |
Abmessungen |
106 x 61 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
227 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/UURUZ (mit Preisvergleich) |