Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Casio Exilim EX-H20G
2011-03-08, aktualisiert 2011-09-07 Auf den ersten Blick scheint es, als sei die Casio Exilim EX-H20G eine exakte Kopie Ihrer Vorgängerin H15. Geblieben ist es beim zehnfachen optische Zoom mit einem Brennweitenbereich von 24 bis 240 Millimetern (bezogen auf Kleinbild) sowie dem 1/2,3 Zoll kleinen CCD-Chip mit 14,1 Megapixeln. Doch die H20G bietet das entscheide Extra mehr: Eine GPS-Funktion, die sie zur optimalen Reisekamera macht. Zur Positionsbestimmung verlässt sich Casio nicht alleine auf Satellitenortung, sondern hat zusätzlich Bewegungssensoren. Damit soll die H20G auch in Gebäuden die Aufnahmen mit exakten Geodaten versehen können. Der digitalkamera.de-Test zeigt, ob sich dieses Hybrid-GPS in der Praxis bewährt und wie es um die Foto- und Videofunktionen der H20G bestellt ist. (Daniela Schmid)
Ergonomie und Verarbeitung Trotz des GPS-Buckels, den Casio optisch einigermaßen unauffällig integriert hat, macht sich die H20G in der Tasche angenehm klein mit nur 215 Gramm Arbeitsgewicht. Durch den GPS-Aufbau wirkt das ansonsten gut verarbeitete Gehäuse etwas kopflastig. Mit einer Hand ist etwas problematisch zu halten, zumal die Bedienknöpfe auf der Rückseite genau da liegen, wo man sich mit dem Daumen abstützen müsste. Man schaltet so oft aus Versehen in den Wiedergabe- oder Aufnahmemodus. Es gibt nach wie vor eine Taste für den Videomodus, je eine für Wiedergabe und Aufnahme, Menü und Best Shot. In der Mitte liegt die Set-Taste, die vom Navigationsring umschlossen wird. Video-, Set- und Navigationstasten sind etwas klein geraten, die anderen Knöpfe lassen sich sehr gut bedienen. Den Rest der Rückseite bedeckt der drei Zoll große Monitor mit 460.800 Bildpunkten. Die Auflösung ist hoch genug, um jederzeit ein klares und auch bei Sonnenschein deutlich erkennbares Bild zu erhalten. Außerdem bietet das Display genug Platz für die Anzeige diverser Einstellungssymbole, Histogramm, etc. Der vom Zoomring umschlossene Auslöser an der Kameraoberseite hat einen guten Druckpunkt. Am Zoom hat Casio jedoch nichts verbessert, es saust nach wie vor viel zu schnell vom Weitwinkel zum Tele und zurück – eine Feinjustierung ist da kaum möglich.
Aufgrund des GPS-Sensors ist der Ein- und Ausschalter etwas weiter nach links hinten gewandert. Er muss deutlich gedrückt werden, was versehentlichem Einschalten vorbeugt. Neu sind die zur GPS-Funktion gehörenden Tasten "Mein Standpunkt" und "Map". Über beide blendet man eine Karte auf dem Monitor ein, wobei mithilfe der Standpunkt-Taste der eigene Aufenthaltsort in der Mitte des Fadenkreuzes angezeigt wird. Im Map-Modus kann man zwischen dem Anwender-Modus und dem Fotogener-Ort-Modus umschalten. Letzterer zeigt Sehenswürdigkeiten in der Umgebung des aktuellen Standorts an. Im Anwender-Modus erscheinen die eigenen Bilder zusammen mit der Landkarte. Eine gut schließende Klappe auf der rechten Seite verbirgt den USB- und HDMI-Anschluss. Akku und Speicherkarte (SD, SDHC, SDXC) befinden sich hinter einer weiteren Klappe auf der Unterseite. Casio strebt mit dem Akku eine Reichweite von 500 Bildern an, was bei nicht ständig aktiven GPS möglich sein soll. 500 ist eine sehr ambitionierte Zahl, aber dass der Akku einiges mitmacht, hat er in der Praxis bewiesen. Das Stativgewinde abseits der optischen Achse ist aus Plastik gefertigt. Die H20G akzeptiert auch Eye-Fi-Speicherkarten, die Aufnahmen direkt über WiFi auf den Rechner, zu Facebook, Flickr etc. laden können (siehe Fototipp in den weiterführenden Links).
Ausstattung Die GPS-Funktion gehört zu den hervorstechendsten Merkmalen der H20G. Über die Taste "Map", die mit einer Weltkugel gekennzeichnet ist, kann man entweder seine eigenen Bilder lokalisieren oder sich die nächst gelegenen Fotosehenswürdigkeiten anzeigen lassen. Im Falle unserer Teststadt München muss man aber leider sagen, dass es wesentlich mehr Sehenswürdigkeiten gibt als die Kamera anzeigt. Da wäre zum Beispiel die architektonisch berühmt berüchtigte Allianz-Arena, Heim-Stadion des FC Bayern und TSV 1860 München. Beleuchtet in Rot, Blau oder Weiß ist sie besonders in den Abendstunden ein fotografisches Muss. Die Kamera hat es nicht verzeichnet. Das GPS-System selbst arbeitet dank der Kombination aus satellitengestütztem GPS und Bewegungssensoren zu jeder Zeit. Die Kamera braucht immer wieder mal Kontakt nach oben, sprich eine Satellitenortung unter freiem Himmel, um nicht auf Dauer vom Weg abzukommen. Die Sensoren arbeiten aber erstaunlich gut. Nach einer Fahrt von Rothenburg ob der Tauber nach München in den Untiefen einer Laptoptasche verstaut, konnte die H20G den Münchner Norden problemlos anzeigen ohne unter freiem Himmel gewesen zu sein.
So aktuell die H20G mit Hybrid-GPS ausgestattet ist, so sehr bleibt die Videofunktion auf der Strecke. Die Kamera nimmt zwar Filme in HD-Auflösung mit 720p und 30 Bildern in der Sekunde auf. Sie kann die Filmaufnahmen auch über HDMI auf einem HD-fähigen Fernsehgerät wiedergeben. Dass jedoch weder das optische Zoom noch der Autofokus bei der Videoaufnahme funktionieren, ist nicht auf der Höhe der Zeit. Hier hätte Casio von der H15 auf die H20G unbedingt nachbessern müssen. Immerhin kann man im Best-Shot-Modus das gewünschte Motivprogramm festlegen und erhält so optimale belichtete Nachtfilmaufnahmen oder Videos am Strand. Der zur Bildstabilisierung beweglich gelagerte CCD-Sensor gleicht auch bei Filmaufnahmen Bewegungen aus. Zudem gibt es ein digitales Zoom, welches aber kein adäquater Ersatz für das optische ist. Neben HD-Aufnahmen mit 1.280 x 720 Pixeln bietet die H20G Filme mit 640 x 480 an.
Eine tolle neue Funktion, die Casio der H20G spendiert hat, ist der Panoramamodus. Mit ihm können einfach per Schwenk Panoramen bis 360° aufgenommen werden. Man muss nur draufhalten, die Kamera macht den Rest. Ausgewählt wird der Panoramamodus über die Best-Shot-Taste. Hinter dieser Taste verbergen sich diverse Motivprogramme für alle möglichen und unmöglichen Situationen. Zu den üblichen wie etwa Landschaft, Porträt und Sport gesellen sich Einstellungen für Party, weich fließendes Wasser oder spritzendes Wasser. Einen manuellen Modus lässt die H20G vermissen, dafür hat sie den Premium-High-Quality-Modus, der selbsttätig Motive erkennt und diese in besonders guter Qualität wiedergibt. Dabei greift die Kamera stark in die Bildbearbeitung ein – das hat nicht nur Vorteile. Die H20G bügelt alles glatt, was ihr in den Weg kommt. Das sorgt für schöne Hauttöne, die aber durch den Effekt oft sehr unnatürlich glatt wirkt. Auch die Motivprogramme wie Porträt oder Kinder verfügen über den sogenannten Make-Up-Effekt. Er ist zwar abschaltbar, sobald die Kamera jedoch eingeschaltet wird, muss man erneut ins Menü um ihn zu deaktivieren. Mit der Haut bügelt der Effekt auch Detailzeichnungen in Haaren, Bäumen, etc. weg. Die besten – sprich natürlichsten – Bildergebnisse erzielt man bei der H20G, wenn man jegliche Bearbeitung seitens der Kamera ausschaltet. Da man dies nicht jedes Mal wieder machen möchte, bietet sich die Möglichkeit, in Best Shot eigene Motivprogramme anzulegen. So kann man das Eingreifen der Kamera umgehen.
Obwohl es keinen dedizierten manuellen Modus gibt, lassen sich doch einige Einstellungen beeinflussen, allen voran der Fokus. Neben Mehrfeld-, Einfeld- und Verfolgungs-AF bietet Casio einen intelligenten AF und AF-Reihen. Der intelligente AF liegt nicht immer richtig, arbeitet aber meist mit brauchbarem Ergebnis. Wer möchte, kann mit Hilfe einer frei verschiebbaren Vergrößerungslupe manuell fokussieren. Selbst der Weißabgleich, den die Kamera in der Regel gut durchführt, kann im Bedarfsfall manuell geregelt werden. Weitere Parameter, die sich beeinflussen lassen, sind Belichtungskorrektur, Kontrast, Schärfe, Sättigung und Blitzintensität. Der Blitz, der übrigens zusätzlich über eine Softfunktion verfügt, arbeitet für seine Größe sehr zuverlässig und angenehm. Die Aufnahmen sind stets gut ausgeleuchtet und selten überblitzt.
Im Wiedergabemodus bietet die H20G sehr viele Bearbeitungsmöglichkeiten. Sie erlaubt, Videos zu schneiden und Fotos zu bearbeiten. Nachträglich ändern lassen sich beispielsweise der Weißabgleich oder die Bildhelligkeit. Fotos können im Nachhinein beschnitten oder verkleinert werden und es lassen sich Schnappschüsse aus Filmen extrahieren. Für die musikalische Untermalung einer Diashow sind vom Rechner bis zu neun WAV-Musikdateien herunterladbar. Mit Dynamic Photo lassen sich beispielsweise Herzchen oder Geburtstagsgrüße in ein Bild hineinbasteln.
Bildqualität Anders als die H15 wurde die H20G mit unserem neuen hauseigenen Testverfahren nach DxO und nicht im DCTau-Labor untersucht. Eine benutzerfreundliche Darstellung der Auswertung liegt aufgrund der Umstellung noch nicht vor, so dass wir das gewohnte Labortest-Protokoll erst im Laufe des Jahres anbieten können. Auf die ausführliche Kommentierung soll an dieser Stelle aber auf keinen Fall verzichtet werden. Wie bereits erwähnt, bügelt die Bildbearbeitung beziehungsweise Rauschunterdrückung der Kamera oft wichtige Details weg. Die eigentlichen Rauschwerte der H20G sind akzeptabel und sinken gleichmäßig mit den ISO-Zahlen ab, bis das Ergebnis ab ISO 800 unschön wird. Mit knapp 10 Blendenstufen, die bis ISO 800 auf knapp 9 fallen, ist die Eingangsdynamik auf konstant gutem Niveau. Bei höherer Empfindlichkeit bricht sie auf 7 und 6,2 Blendenstufen ein. ISO 1.600 und ISO 3.200 versprechen aber auch aufgrund anderer Faktoren kein besonders schönes Bildergebnis. Bei der Tonwertwiedergabe sinkt die Qualität ebenfalls mit steigender ISO-Zahl, insgesamt bleibt sie jedoch immer auf akzeptablem Niveau.
Für ein zehnfaches Zoom bleibt die Auflösung von der Bildmitte bis zum Rand hin in Ordnung. Am problematischsten ist hier noch der Telebereich. Tonnen- oder kissenförmige Verzeichnung sind so gut wie nicht feststellbar. Dafür schießt die H20G in Sachen Detailwiedergabe und Scharfzeichnung besonders im Telebereich etwas über das Ziel hinaus. Nimmt man die MTF-Kurve zur Hand, sind im mittleren Brennweitenbereich in der Bildmitte 43,5 Linienpaare pro Millimeter (lpmm) ablesbar. Am Bildrand werden es 40,7. Im Weitwinkelbereich klafft die Schere mit 45,7 und 39,7 etwas weiter auseinander. Im Telebereich kommt die Auflösung nicht über 27,6 lpmm hinaus. Auch die chromatische Aberration zeigt sich im Tele- und Weitwinkelbereich am deutlichsten. Mit Farbsäumen hat die H20G also so ihre Probleme, was Hand in Hand geht mit der Detailwiedergabe und Scharfzeichnung. Auch hier muss man der H20G ein zu aggressives Vorgehen in Sachen Bildbearbeitung vorwerfen.
In unserem neuen Testverfahren nach DxO-Standard wird erstmals auch die Farbwiedergabe gemessen. Hier arbeitet die H20G sehr gut und kommt auf durchgehend akzeptable Werte. Auch bei der Farbempfindlichkeit des Sensors bleibt die H20G gut dabei. Dabei geht es um die unterscheidbaren Farben bis hin zum Farbrauschen. Erst bei ISO 800 knickt die Kurve etwas ein und erzielt nur mehr durchschnittlich 21 statt der bisherigen rund 22 Bits (ideal wäre die Ausnutzung der vollen 24 Bits bei JPEG). Auch der Weißabgleich empfiehlt sich mit guten Werten. In Sachen Geschwindigkeit kommt die H20G eigentlich auf gute Messergebnisse. 0,04 Sekunden in Weitwinkelstellung ohne Autofokus und 0,06 Sekunden im Telebereich sind für die Auslöseverzögerung gute Werte. Kommt der AF dazu, braucht die H20G bei 24 Millimeter Brennweite 0,27 Sekunden. Das ist noch schnell, die 0,6 Sekunden im Telebereich sind dagegen schon unangenehm lang, zumal man sich je nach Zoomstellung an eine andere Verzögerung gewöhnen muss. Wurde die H15 noch als Schnappschusskamera gepriesen, so trifft das auf die H20G nicht mehr uneingeschränkt zu. Vor allem der Blitzeinsatz macht die Kamera aufgrund der Ladezeit langsam.
Fazit Mit dem Hybrid-GPS der Exilim EX-H20G ist Casio sicher ein großer Wurf gelungen. Durch die Möglichkeit auch in Gebäuden, zwischen Hochhäusern, etc. Geodaten aufzeichnen zu können, empfiehlt sich die Kamera für alle, die gerne auf Reisen gehen und ihre Route verfolgen möchten und auch noch Jahre später nachvollziehen wollen, wo sie einmal waren. Leider ist das Hybrid-GPS die größte Neuerung und es kommen kaum andere hinzu. Besonders hat es Casio versäumt, die Videofunktion auf den neuesten Stand zu bringen. Dank Ihrer einfachen Bedienung empfiehlt sich die H20G auch für Anfänger. Das Prinzip mit Automatikprogrammen und Best Shot-Motivprogrammen begreift jeder schnell. Gewisse manuelle Einflussmöglichkeiten lassen Spielräume für erfahrenere Fotografen zu. Die Bildqualität leidet darunter, dass die Kamera Fotos intern zu sehr aufbereitet. Ansonsten entsprechen die Werte ihrer Kameraklasse.
Kurzbewertung
- Gute Blitzausleuchtung mit Soft-Modus
- Best-Shot-Motivprogramme inklusive Premium-Auto erleichtern die Bedienung
- 360°-Panoramaschwenks, die in der Kamera zusammengebaut werden
- 10-faches optisches Zoom von 24 bis 240 mm Brennweite
- Hybrid-GPS für Geodaten in jeder Situation
- Langsamer Autofokus im Telebereich
- Teilweise sehr starkes Eingreifen der kamerainternen Bildbearbeitung
- HD-Videomodus ohne optisches Zoom und Autofokus
Technische Daten
Modell |
Casio Exilim EX-H20G |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 14,5 Megapixel (physikalisch), 14,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.320 x 3.240 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 30p |
Objektiv |
24-240 mm / F3,2-5,7 (10-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
intern |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 80 bis 3.200 |
Abmessungen |
102 x 68 x 29 mm (B x H x T) |
Gewicht |
216 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/4UOVI (mit Preisvergleich) |