Superzoom-Kamera, Travelzoom-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Casio Exilim EX-ZR200

2012-03-21, aktualisiert 2012-03-13 Mit der Exilim EX-ZR200 bietet Casio eine kompakte Digitalkamera mit einer alltagstauglichen Ausstattung wie etwa dem 24-300-Millimeter-Zoom, FullHD-Videofunktion, zahlreichen Automatiken und hoher Serienbildgeschwindigkeit an. Sogar mit Halbautomatiken und einem manuellen Belichtungsmodus kann die Kamera punkten, so dass der gewillte Anwender auch Experimente jenseits der Automatik wagen kann. Ob die ZR200 tatsächlich im Alltag und vor allem bei der Bildqualität punkten kann, ergründen wir im ausführlichen digitalkamera.de-Test im Labor und in der Praxis.  (Benjamin Kirchheim)

Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Das großteils aus Metall bestehende Gehäuse der Casio Exilim EX-ZR200 wirkt gut verarbeitet. An der Ober- und Unterseite sind schwarz abgesetzte Kunststoffteile zu sehen, die der Kamera einen angenehmen Kontrast geben. Allerdings hat Casio beim Farbton unserer Testkamera, sie ist laut Casio angeblich rot, kräftig daneben gegriffen. Die Kamera ist in Realität eher Magenta, der Farbton dürfte zumindest die männliche Käuferschaft weniger begeistern. Zum Glück gibt es die Kamera auch in Schwarz. Das optisch markant herausgearbeitete Objektiv fährt nach dem Einschalten blitzschnell aus und deckt mit seinem 12,5-fach-Zoom einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 24 bis 300 Millimeter ab. Durch den Bildstabilisator wird das Objektiv alltagstauglich, denn seine Lichtstärke ist mit F3,0 bis F5,9 nicht sonderlich hoch. Das Zoom lässt sich mit der ringförmigen Wippe, die den Auslöser umschließt, sehr präzise steuern. Dafür sorgen zwei Zoomgeschwindigkeiten (Hebel halb und Hebel ganz gedrückt). Auf dem Bildschirm wird dabei zwar der Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Zoomfaktor leider nicht angezeigt, wohl aber ein Zoombalken sowie eine praktische Information über den Fokusbereich.

An der Kameraunterseite befindet sich das Metallstativgewinde, das zwar in der Kameramitte, nicht aber in der optischen Achse sitzt. Auf dem Stativ sind Akku- und Speicherkartenschacht leider nicht zugänglich, ein Netzteilanschluss ist nicht vorgesehen. Immerhin reicht der Lithium-Ionen-Akku für 480 Aufnahmen nach CIPA-Standard, ein sehr beachtlicher Wert. Da das SD-Speicherkartenfach ebenfalls zu SDHC und SDXC kompatibel ist, schluckt die Casio auch riesige Speicherkarten für tausende von Fotos oder stundenlange Videoaufnahmen. Rechts am Gehäuse befinden sich zwei Anschlüsse: USB und AV kombiniert sowie ein Standard-HDMI-Mini-Anschluss für Diashows am heimischen Fernseher in HDTV-Auflösung.

Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Auf der Rückseite dominiert der drei Zoll große (ca. 7,5 Zentimeter) Bildschirm mit feinen 460.000 Bildpunkten Auflösung. Er ist kontraststark, brillant und hell, allerdings könnte er etwas besser entspiegelt sein. Der Bildschirm ist die Schaltzentrale – egal ob für die Menüs oder das Livebild, optional sogar mit Gittereinblendung. Das Kameramenü ist recht übersichtlich, was nicht zuletzt daran liegt, dass Casio auf allzu üppige Einstellmöglichkeiten verzichtet. Dennoch findet man fast alles, was man im Fotoalltag benötigt. Wichtige Aufnahmeparameter werden bequem über das Set-Menü eingestellt, dazu gehören im manuellen Belichtungsmodus allerdings auch Blende und Belichtungszeit, was etwas umständlich erscheint, zumal die Kamera weder Belichtungsvorschau noch Belichtungswaage kennt. Einzig ein Hinweis "Überbelichtung" beziehungsweise "Unterbelichtung" weist einen darauf hin, wenn man drastisch daneben liegt. Die Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Links-/Rechts-Tasten des Bedienkreuzes sind mit verschiedenen Funktionen belegbar, beispielsweise der ISO-Einstellung oder der Belichtungskorrektur. Auf der Oberseite sitzt mit dem Programmwählrad eines der wichtigsten Bedienelemente, denn hier wählt der Benutzer aus, wie er seine Fotos aufnehmen möchte. Das Rad rastet gut ein und ist mit dem Daumen perfekt erreichbar. Überhaupt kann man die Kamera fast vollständig einhändig bedienen, was in manchen Situationen sehr praktisch sein kann. Die Knöpfe sind dabei groß genug und besitzen einen eindeutigen Druckpunkt, sie lassen sich also ebenfalls gut mit dem Daumen bedienen.

Ausstattung Neben zahlreichen Motivprogrammen bietet die Casio Exilim EX-ZR200 eine Programmautomatik, eine Blendenautomatik, eine Zeitautomatik sowie einen manuellen Belichtungsmodus. Allerdings muss der Anwender hier aufpassen: Der Buchstabe "P" auf dem Programmwählrad steht nicht etwa für die Programmautomatik, sondern die Premium-Automatik. Hier erkennt sie das passende Motivprogramm, macht in Gegenlichtsituationen sogar automatisch ein HDR oder in dunklen Umgebungen eine Mehrfachbelichtung, um Verwackelung und Rauschen zu mindern. Die Programmautomatik versteckt sich hinter dem roten Kamerasymbol auf dem Wahlrad. In der Zeitautomatik und im manuellen Modus gibt es leider jeweils nur zwei feste Blendenstufen, die von der Zoomstellung des Objektivs abhängen.

Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Eine große Stärke der Casio ist ihre hohe Geschwindigkeit. Nicht nur der Bildsensor liefert rasend schnelle Serienbilder, sondern auch der Doppelkernprozessor wird intelligent eingesetzt. Während ein Prozessorkern die aufgenommenen Fotos verarbeitet und speichert, kümmert sich der andere Prozessorkern um die Aufnahmefunktionen. Somit kann der Anwender weiter fotografieren, während die Kamera noch Bilder speichert. Das funktioniert beispielsweise auch im HDR-Modus, in dem die Kamera in weniger als einer Sekunde drei unterschiedlich belichtete Fotos aufnimmt und zu einem verrechnet. Während sie das tut, kann man das nächste HDR machen und das nächste und so weiter.

Zur rasanten Performance trägt auch der schnelle Autofokus bei. Im Weitwinkel braucht er nur 0,17 Sekunden zum scharf stellen, im Tele allerdings mit 0,43 Sekunden mehr als doppelt so lange, ist damit aber immer noch sehr schnell. Gesichtserkennung und Motivverfolgung beherrscht die Exilim ebenfalls, so dass auch bewegte Motive kein Problem darstellen. In den Motivprogrammen finden sich verschiedene Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Serienbildsituationen wieder, etwa Sport, Tiere oder tobende Kinder. Die Kamera wählt dann stets eine passende Serienbildgeschwindigkeit und -anzahl aus. Sogar das Speichern von Serienbildern vor dem Durchdrücken des Auslösers beherrscht die Casio, so geht der richtige Moment nicht verloren. Allerdings muss der Anwender sich hier auf die Kamera verlassen, denn manuell lässt sich die Serienfunktion nicht aktivieren.

Wer kreativ werden möchte, findet die HDR-Art-Funktion auf dem Programmwählrad. Mehr künstlich als realistisch wirken die Bilder dann. Eine andere Aufnahmefunktion sorgt für einen verschwommenen Hintergrund bei Porträtfotos, so als wären sie mit einer DSLR und großer Blendenöffnung aufgenommen worden. Verschiedene Bildeffekte wie etwa Sepia, Miniatureffekt oder Schwarzweiß findet man bei der Casio hingegen nicht. Auch im Wiedergabemodus gibt es keine solchen Filter, obschon es zahlreiche Editiermöglichkeiten sogar für Serienbilder und Filme gibt. Ebenfalls mit an Bord ist die Funktion "Dynamisches Foto", bei der ein bewegtes Motiv vor einen statischen Hintergrund montiert wird.

Bildqualität Der ausgiebige Test der Casio fand nicht nur unter freiem Himmel, sondern auch im digitalkamera.de-Testlabor statt, wo die ZR200 auf verschiedene Bildqualitätsparameter hin untersucht wurde. In der Praxis kann man mit der Kamera durchaus sorglos fotografieren, so liefert sie einwandfrei, vielleicht etwas hell belichtete Bilder und auch die Farben wirken lebendig. Selbst die HDR-Funktion kann man bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit der Exilim getrost oft benutzen, verringern sich doch so die Chancen auf Bilder mit ausfressenden Lichtern und absaufenden Schatten. Bei genauerer Betrachtung der Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Fotos fällt dann allerdings auf, dass sie vor allem bei höheren Empfindlichkeiten recht detailarm und verwaschen wirken. Für Postkartengröße vollkommen in Ordnung, für Monitordarstellung ohne Detailzoom ebenfalls. Für eine großformatige Ausgabe der Fotos oder eine großzügige Ausschnittsvergrößerung eigen sich die Fotos weniger.

Dieser Eindruck wird von den Labormesswerten untermauert. Ein Schuldiger ist das Objektiv beziehungsweise der hoch auf lösende Sensor, den das Objektiv nicht mit genügend Bilddetails versorgen kann. Insbesondere am Bildrand ist die Schärfe eher schlecht, aber auch die Bildmitte schneidet nur im Weitwinkel gut ab, bei mittlerer Brennweite immerhin abgeblendet auch. Verzeichnung und Vignettierung hingegen sind gut auskorrigiert, wenn auch wahrscheinlich per Bildbearbeitung in der Kamera, was zumindest einen Teil der Randunschärfen erklärt. Farbsäume treten im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite nur schwach auf, in Telestellung hingegen sind sie stärker und können auch schonmal stören. Der Hauptschuldige für die detailsarmen Bilder dürfte aber die Rauschunterdrückung sein, die wiederum auch durch den zu hoch auflösenden Sensor und die damit kleinen Pixel, die kaum Licht einfangen können, hervorgerufen wird. Während bei ISO 80 und 100 noch eine gute Detailzeichnung zu messen ist, sinkt diese bereits bei ISO 200 auf einen Wert, der mit einem zugedrückten Auge noch als ausreichend bezeichnet werden kann. Ab ISO 400 aber werden die Bilder sichtbar unscharf. Einzig zu Gute halten kann man der Kamera, dass die gemessene ISO-Empfindlichkeit durchgehend eine halbe Blendenstufe über dem nominell eingestellten Wert liegt.

Der gemessene Signa-Rauschabstand ist bis ISO 200 ausreichend, aber nie wirklich gut. Ab ISO 400 ist er ungenügend. Das Farbrauschen hat Casio zwar gut im Griff, das Helligkeitsrauschen jedoch wird ab ISO 400 sichtbar und erreicht bei ISO 800 sein Maximum. Darüber wird nochmal eine kräftige Schippe Rauschunterdrückung drauf gelegt und das Helligkeitsrauschen sinkt bei ISO 1.600 – und bei ISO 3.200 sogar noch weiter. Casio Exilim EX-ZR200 [Foto: MediaNord]Die dabei entstehenden Fotos kann man allerdings höchstens noch als Aquarelle bezeichnen, feine Motivdetails findet man kaum noch. Immerhin erreicht die Casio einen erstaunlich hohen Dynamikumfang, auch ohne HDR-Funktion. Sie liegt bei ISO 80 und 100 bei zwölf Blendenstufen, bei ISO 200 knapp darunter. Zwar sinkt der Dynamikumfang dann mit jeder höheren ISO-Stufe deutlich, bleibt aber bis ISO 800 gut.

Was in der Praxis noch subjektiv als "lebendige" Farben wahrgenommen wird, insbesondere wenn zwischen Aufnahme und Betrachtung etwas Zeit vergeht, entpuppt sich im Labor als recht freie Farbinterpretation der Kamera. So wird Grün eher Richtung Blau dargestellt, Blau eher Richtung Cyan und Violett, Rot ist viel wärmer und Gelb tendiert zu Grün. So sehen die Bilder zwar hübsch aus, realistisch ist das aber weniger. Was man der Kamera hingegen verzeihen kann ist die recht steile Tonwertkurve. Denn letztlich ist es genau das, was man von einer "Shoot-to-Print"-Kamera erwartet, nämlich knackige Bilder. Nur leider macht in Summe vor allem die Rauschunterdrückung dem knackigen Eindruck zumindest bei höheren ISO-Empfindlichkeiten und größeren Abzügen der Fotos denjenigen einen Strich durch die Rechnung, die von einer Digitalkamera eine hohe Bildqualität und Detailschärfe erwarten.

Fazit Mit ihrer Rundum-Ausstattung, den erweiterten Funktionen und der einfachen Bedienung kann die Casio Exilim EX-ZR200 tatsächlich punkten. Vor allem aber die enorme Verarbeitungsgeschwindigkeit ist ein echter Pluspunkt – selbst bei HDR-Aufnahmen, wo in rasend schneller Folge drei Belichtungen erfolgen, kann man weiter fotografieren, während der zweite Kameraprozessor die Bilder verrechnet und speichert. Einige weniger gelungene Kleinigkeiten wie etwa die nur zwei einzustellenden Blenden oder die fehlende ISO-Einstellmöglichkeit in der Programmautomatik sind leicht zu verschmerzen. Wesentlich ärgerlicher ist, dass das Objektiv keine gute Auflösung bietet, die Kamera Farben freier interpretiert als manchem Fotografen lieb ist und vor allem schon bei ISO 200 eine starke Rauschunterdrückung die Details zermatscht. Schade, mit einem 12-Megapixel-Sensor wäre die Kamera wahrscheinlich besser bedient gewesen.

Kurzbewertung

  • Praxisgerechte Alltagsausstattung mit einfacher Bedienung
  • Atemberaubende Arbeitsgeschwindigkeit, selbst im HDR-Modus
  • Lange Akkulaufzeit
  • Ordentliche Verarbeitung mit Metallgehäuse
  • Nur zwei Blenden einstellbar
  • Ungenaue Farbwiedergabe
  • Starke Rauschunterdrückung frisst bereits ab ISO 200 sichtbar Details
  • Geringe Auflösung des Objektivs

Technische Daten

Modell Casio Exilim EX-ZR200
Sensor CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6)
16,8 Megapixel (physikalisch), 16,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.608 x 3.456 (4:3)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektiv 24-300 mm / F3,0-5,9 (12,5-fach Zoom)
Monitor 3,0", 0,461 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung
Belichtungsreihe automatisch, mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator Sensor-Shift (optisch)
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Serienaufnahmen max. 30 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Empfindlichkeit Automatik, manuell ISO 100 bis 3.200
Abmessungen 105 x 59 x 29 mm (B x H x T)
Gewicht 205 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/ZQ2LW (mit Preisvergleich)
Kommentare

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Benjamin Kirchheim 2012-03-21

Ein Leser wies uns darauf hin, dass es in der Programmautomatik sehr wohl eine ISO-Einstellung gibt. Wir werden versuchen, noch mal eine Kamera in die Hand zu bekommen und das genau zu prüfen, um den Testbericht entsprechend anzupassen. Auf die Bewertungsnote hat das aber keinen Einfluss, dazu war dieser einzelne Punkt zu unwichtig.

Im Moment sieht es nach einer Verwechselung der Modi Premium Auto (Symbol P auf dem Modusrad) und Programmautomatik (rotes Kamerasymbol auf dem Wählrad) aus. Zum Test lag uns ein frühes Serienprodukt vor, das noch ohne Anleitung und Software kam, daher wohl diese Verwechselung bzw. wir finden, dass die Bezeichnungen etwas missverständlich sind.

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