Kompaktkamera
Testbericht: Casio QV-4000
2002-01-07 Die ganz in schwarz gehaltene 4 Megapixel-Digitalkamera Casio QV-4000 erscheint aufgrund ihrer umfangreichen Ausstattung zu einem vergleichsweise moderaten Preis außergewöhnlich interessant zu sein. Grund genug, dieses Modell einmal ausgiebig auszuprobieren und einen Erfahrungsbericht darüber zu schreiben. (Yvan Boeres)
Gleich beim Auspacken und dem ersten "Hautkontakt" ist einem die
QV-4000 sympathisch. Das Design ist ansprechend und das verwendete Material
vermittelt den Eindruck von Robustheit und Eleganz. Erste Klasse ist auch die
Ergonomie, auf die Casio offensichtlich so viel Wert gelegt hat, dass ein
Aufkleber "Direktzugriff durch Multifunktionstasten" die
Gehäuseoberseite ziert. Die wichtigsten Einstellungen sind auf Drehkränze,
Schalter und Funktionsknöpfe verteilt, die intuitiv zu bedienen sind. So
braucht man z. B. zur Einstellung der Belichtungsmessmethode (Matrix,
mittenbetonte Integralmessung, Spot), Weißabgleich (automatisch, Sonne,
Schatten, Glühlampenlicht, Leuchtstofflampenlicht, manuell) und AF-Betriebsart
(3-Punkt automatisch, 9-Punkt per Vorauswahl, manuell, unendlich, Makro) nur den
entsprechenden Funktionsknopf gedrückt zu halten und mit dem in unmittelbarer
Daumennähe platzierten Drehrad die angezeigten Einstellungen zu durchlaufen,
bis man die gewünschte Methode gefunden hat. Dieses
hervorragende Gesamtbild bei der Ergonomie wird lediglich durch das sehr
linkslastig angesiedelte Stativgewinde getrübt. Die Position des Zoom-Schalters
ist Geschmacksache, der Belichtungsprogrammwahl-Kranz hätte vielleicht etwas
griffiger gestaltet werden können. Aber das sind Kleinigkeiten, die kaum
stören.
Wenn es um die Einstellung der erweiterten Funktionen geht, zeigt sich die
QV-4000 auch sehr vorbildlich. Die Menüführung über den 1,8" großen,
werksseitig nicht besonders hellen und kontrastreichen (und leider
diesbezüglich nicht einstellbaren) LCD-Farbbildschirmes erfolgt via
Miniatur-Joystick – was sich als schnelle und praxistaugliche Lösung
entpuppt. Die grafische Gestaltung der Menüs ist nicht nur schön, sondern auch
zweckmäßig, da die Menüs logisch aufgebaut und nicht in Tausende von
Untermenüs verschachtelt sind. Doch auch von der Funktionsvielfalt her glänzt
die QV-4000. Abgesehen von der fehlenden Einstellung für Helligkeit und
Kontrast des LCD-Bildschirmes gibt es kaum eine Funktion bzw. Einstellung, die
man vermisst. Es gibt sogar einige, die man bei Kameras anderer Hersteller
vergebens sucht. Üblich sind noch die Einstellungsmöglichkeiten für
Auflösung (inklusive 3:2-Seitenverhältnis), Dateiformat und Kompression
(leider ohne RAW-Modus), automatische Belichtungsreihen (wahlweise mit drei oder
fünf Bildern pro Reihe), Menüsprache (Deutsch, Englisch und Französisch) und
Anzeige-Optionen. Spezieller, aber durchaus nützlich, sind hingegen Funktionen
zur Einstellung der Farbtöne (u. a. mit Betonung der Hauttöne), der
Farbsättigung, der Bildschärfe, der Blitzintensität (und sogar der
Blitzsynchronzeit in drei Stufen) und der Blitzsynchronisierung (auf den 1. oder
2. Verschlussvorhang). Interessant
gelöst ist die Schärfe-Kontrolle: Bei abgeschlossener Fokussierung wird eine
vergrößerte Teilansicht des Bildes auf Wunsch eingeblendet. Ähnlich
funktioniert die manuelle Fokussierung; allerdings bietet die manuelle
Fokussierung bei schwachen Lichtverhältnissen keine Alternative zum
Autofokus, da der vergrößerte Bildausschnitt dann so grobkörnig bzw.
rauschbehaftet ist, dass auf diesem nicht mal eine grobe Schärfekontrolle
möglich ist. Hier wäre unbedingt eine zusätzlich einblendbare
Entfernungsskala nicht Fehl am Platz gewesen. Unbedingt
nachahmenswert ist jedoch die Möglichkeit, auf Wunsch auf dem LCD-Bildschirm ein
Gitter einblenden zu lassen. Dieses entspricht dem "goldenen Schnitt",
von dem in vielen Fotobüchern und Seminaren die Rede ist und hilft bei der
Gestaltung gelungener Bilder. Wer will, kann mit diversen virtuellen
"Filtern" (Schwarz/Weiß, Sepia, Rot, Grün, Blau, Gelb, Pink,
Violett) herumexperimentieren.
Nachdem wir einen Teil der Möglichkeiten der QV-4000 aufgezählt haben, wird
es Zeit zu sehen, wie sich die QV-4000 beim Fotografieren verhält. Die
Grundvoraussetzungen für gute Bilder sind geschaffen, da sich die QV-4000 mit
anderen 4-Megapixel-Kameras wie der Canon PowerShot G2 und der Sony DSC-S85
das Objektiv (entspr. 34-102 mm/F2,0-2,5 bei Kleinbild) und den
CCD-Bildwandler teilt. Eine Voraussetzung für gute Schnappschüsse sind eine
schnelle Einschalt- und Reaktionszeit (sprich: Fokussierzeit und
Auslöseverzögerung) sowie eine schnelle Wiederbereitschaft. Vom Einschalten
bis zum betriebsbereiten Zustand vergehen bei der QV-4000 rund fünf Sekunden
(ein bisschen mehr oder weniger – je nach verwendeter Speicherkarte); das ist
bei einer Kamera mit ausfahrender Linse weder rekordverdächtig schnell, noch
schlecht. Gleiches gilt für das Durchlaufen des gesamten Brennweitenbereichs,
das innerhalb von 2,5 Sekunden erfolgt. Der Autofokus der QV-4000 verhält sich
sehr motivabhängig. Trotz Mehrpunkt-Autofokus und eingebautem AF-Hilfslicht
kann es vorkommen, dass der Autofokus mal zwischen 1,2 und 1,9 Sekunden braucht,
um die Schärfe zu finden. In den meisten Fällen ist aber bereits nach 0,7 bis
1,2 Sekunden scharfgestellt. Auch hier reiht sich die QV-4000 im Mittelfeld ein.
Die
QV-4000 ist, neben der kürzlich von uns getesteten Canon PowerShot G2, die
zweite Digitalkamera, bei der die Auslöseverzögerung nicht messbar im
Hundertstelsekunden-Bereich liegt – was zeigt, dass das Thema Auslöseverzögerung
bei Digitalkameras allmählich abgehakt werden kann. Was wir jetzt noch
brauchen, sind schnelle Autofokus-Systeme.
Nach der Aufnahme ist die Kamera im JPEG-Modus sofort wieder aufnahmebereit;
im Hintergrund läuft die Speicherung, die mit unserer 1 GByte CompactFlash
Typ II-Karte von Optosys durchschnittlich 3,7 Sekunden in Anspruch nimmt.
Das ist deutlich langsamer als z. B. bei der Canon PowerShot G2, bei
der ein JPEG-Bild bereits nach ca. 1,7 Sekunden "im Kasten" bzw. auf
der Speicherkarte ist. Der Serienbildmodus der QV-4000 ist ebenfalls nicht
berauschend: Hier kommt man auf 0,8 bis 1,1 Bilder pro Sekunde. TIFF-Bilder
können sowohl im normalen Modus als auch im Serienbildmodus gemacht werden,
wobei der Serienbildmodus dann eigentlich keiner mehr ist: In beiden Fällen
muss zunächst die Speicherung des Bildes abgewartet werden, die trotz schneller
Optosys-Karte satte 27 bis 28 Sekunden dauert, bevor der Auslöser wieder
freigegeben wird.
Was die Bildqualität an sich betrifft, ist an der QV-4000 nichts
auszusetzen. Die Belichtungsmessung arbeitet korrekt (wenn auch einige andere
Kameras noch "feiner" arbeiten), Fehlbelichtungen sind selten. Bei der
Belichtungssteuerung hat sich Casio etwas Feines einfallen lassen. Neben der
Vollautomatik, der Programmautomatik, der Zeiten- und Blendenautomatik sowie der
manuellen Belichtungssteuerung (mit Verschlusszeiten von 1/1.000 bis 60 Sekunden
und Bulb-Langzeitbelichtung) und Blenden von F2,0 bis F8 (in 6 Stufen), gibt es
die von Casio bekannten Best Shot-Modi. Diese sind eigentlich nichts anderes als
Motivprogramme, jedoch unterstützen sie die Bildgestaltung umgangreicher als
andere Kameras dies üblicherweise tun. So
werden nicht nur die optimalen Kameraparameter (Belichtungskurve, Schärfe,
Blitzzuschaltung usw.) eingestellt, sondern z. B. auch verschiedene Rahmen
für die Bildgestaltung auf dem LCD-Bildschirm eingeblendet, bei
Landschaftsaufnahmen die Umrisse stärker geschärft und der Blauanteil im Bild
erhöht (zur Betonung des Himmelsblaus) oder im Portrait-Modus die Hauttöne
betont. Ein anderes Best Shot-Szenario erlaubt sogar, einen Soft-Fokus-Effekt zu
erzielen. Man kann sich auch aus den meist verwendeten Einstellungen
persönliche Best Shot-Szenarien selbst zusammenbauen. Fünf Best Shot-Szenarien
finden in der Kamera selbst Platz; weitere Best Shot-Szenarien können auf der
Speicherkarte (in einem eigenen Ordner) abgelegt und von dort aus abgerufen
werden. Insgesamt stehen dem Benutzer 100 gebrauchsfertige Best Shot-Szenarien
auf der mitgelieferten CD-ROM zur Auswahl.
Aus der elektronischen Trickkiste bedient sich die QV-4000 auch bei
Langzeitbelichtungen. Um das Bild von "statischen Störungen" (sprich:
"heiße" bzw. "tote" Pixel sowie Bildrauschen) bei
Belichtungszeiten über einer 1 Sekunde zu bereinigen, nimmt die Kamera neben
dem eigentlichen Bild ein zweites "dunkles" Bild auf, das dann vom
ersten Bild rechnerisch abgezogen wird (im Fachjargon: Dark Frame Substraction).
So muss man darauf achten, dass die Belichtungszeit nicht zwangsläufig der
eingestellten Verschlusszeit entspricht. Was bleibt bezüglich der QV-4000 noch
zu erwähnen? Zum Beispiel, dass sie AVI-Videosequenzen (ohne Ton) aufnehmen
kann, einen Panorama-Modus besitzt und ein Echtzeit-Histogramm bereits während
der Aufnahme anzeigen kann. Aus den aufgenommenen Bildern erstellt sie
automatisch HTML-Seiten zum komfortablen Betrachten direkt von der
Speicherkarte. Sie unterstützt Epsons Print Image Matching-Technologie und das
DPOF-Bildbestellungsformat. Zur
Stromversorgung reichen vier handelsübliche (mitgelieferte) Mignon-Akkus. Eine
Ladung dieser extrem preisgünstigen Stromspender reicht in der Praxis für bis
zu 300 Aufnahmen. Die Speicherung erfolgt auf CompactFlash-Karten des Typs I
und II (inkl. Microdrive). Über einen optional erhältlichen Objektivadapter
lässt sich die QV-4000 um optisches Zubehör (Konverter, Filter, Nahlinsen)
erweitern. Alles in allem ein positives Gesamtbild.Bei soviel Lob gibt es aber
auch einige Kritikpunkte. Der wohl wichtigste ist die auf ISO 100
beschränkte Lichtempfindlichkeit. Klar haben alle CCDs eine bestimmte
Nennempfindlichkeit; das Signal lässt sich aber bei den meisten anderen
Digitalkameras elektronisch um eine oder mehrere Stufen verstärken. Casio hat
diese Möglichkeit absichtlich weggelassen, um den damit verbundenen Anstieg des
Bildrauschens zu verhindern. Das mag zwar von Casio gut gemeint sein, doch das
degradiert die QV-4000 zur Schönwetter-Kamera. Sobald die Lichtverhältnisse
nicht mehr optimal sind (was bei ISO 100 selbst im Sommer spätestens bei
Sonnenuntergang oder allgemein in Innenräumen der Fall ist), muss sich die
QV-4000 auf die Lichtstärke des Objektivs (F2,0-2,5 je nach eingestellter
Brennweite) verlassen. Wenn auch das nicht mehr reicht, bleibt der Kamera bzw.
dem Benutzer nichts mehr anderes übrig, als den Blitz zuzuschalten oder auf ein
Stativ zurückgreifen – was beides auch oft nicht das "Gelbe vom Ei"
ist. Bei verschiedenen Motiven (z. B. Konzerten) verbietet es sich zu
blitzen, weil der Blitz die natürliche Lichtstimmung tötet und oft ist der
eingebaute Blitz sowieso zu schwachbrüstig. Dieser ist zwar gut abgestimmt
(Überblitzeffekte – selbst im Nahbereich – sind eher eine Seltenheit), doch
ab 3,3 Metern (die von uns ermittelte Leitzahl beträgt 6,6) ist Feierabend. Das
Handbuch gibt übrigens eine Maximalreichweite von 3,5 Metern an, was einer
Leitzahl von 7 entsprechen würde.
Zum Glück besitzt die QV-4000 einen externen Blitzanschluss. Casio verwendet
hier (wie Epson und Fujifilm, die ja auch keine eigenen Blitzgeräte herstellen)
eine einfache PC-Synchronbuchse, was bedeutet, dass keine Regulierung des
Blitzes durch die Kamera erfolgt. Der Blitz wird lediglich im richtigen Moment
gezündet und muss über eine Eigenautomatik verfügen. Dieser muss der Benutzer
wiederum erst mal die Einstellungen der Kamera (Blende und Lichtempfindlichkeit)
mitteilen. Einem Einsteiger wird damit ein bisschen zuviel zugemutet. Wer sich
auskennt, kann dafür auf preisgünstige Automatik-Blitzgeräte zurückgreifen. Das
passt wiederum zum äußerst günstigen Preis der Casio QV-4000 selbst. Ihre
unverbindliche Preisempfehlung liegt bei rund 1.000 EUR, der Straßenpreis
liegt bereits einiges darunter. Zum Preis der direkten Konkurrenten Sony
DSC-S85, Canon PowerShot G2 und Olympus C-4040 Zoom (wenn man bei
dieser noch die Akkus und das Ladegerät hinzurechnet) bekommt man die QV-4000
bereits im Paket samt 1 GByte-Microdrive. Dabei ist das Blitzsystem der
Sony DSC-S85 auch nicht unbedingt "fortschrittlicher" als bei der
QV-4000; funktioniert allerdings vollautomatisch. Die Olympus mit externem Blitz
zu betreiben erfordert erhebliche Investitionen für Spezialzubehör. Einzig die
Canon überzeugt hier hundertprozentig mit ihrem serienmäßigen
Systemblitzschuh und der E-TTL-Technik. Die Canon besitzt als Vorteil gegenüber
der Casio auch noch den allseitig dreh- und schwenkbaren LCD-Monitor und
natürlich die variable Lichtempfindlichkeit. Aber wie gesagt: Dafür muss man
dann etwas tiefer in die Tasche greifen.
So bleibt als einzig schwerwiegender Kritikpunkt die feste ISO 100-Einstellung
der Casio QV-4000. Wer damit leben kann und keinen vollautomatischen Betrieb mit
externem Blitzgerät benötigt, findet in der QV-4000 eine hochwertig
verarbeitete Digitalkamera mit tadelloser Bildqualität. Ihre Funktionsvielfalt
und die Ergonomie ist vorbildlich und ihr Preis-/Leistungsverhältnis derzeit
ungeschlagen.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Casio QV-4000 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 4,1 Megapixel (physikalisch), 4,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.240 x 1.680 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 30p |
Objektiv |
34 mm / F2,0 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,8", 0,122 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I, Type II) Microdrive |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
118 x 75 x 65 mm (B x H x T) |
Gewicht |
475 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/B4D5L (mit Preisvergleich) |