Kompaktkamera
Testbericht: Epson PhotoPC 850Z
2000-06-23 Mit der PhotoPC 850Z brachte Epson erst im Dezember 1999 eine Zoom-Kamera der 2-Megapixel-Klasse auf den Markt – viele Monate später als die Mitbewerber. Dennoch fand die Kamera aufgrund ihrer attraktiven Ausstattung zu einem günstigen Preis derart viele Interessenten, daß die Kamera monatelang erhebliche Lieferzeiten hatte. Grund genug also, diese Kamera ausführlich unter die Lupe zu nehmen. (Yvan Boeres)
Anvisiert wird das Motiv durch den optischen Sucher mit
Dioptrienausgleich, der sich an der linken Kameraseite befindet. Das
Sucherbild ist ausreichend hell und farbneutral, zeigt aber keine
Markierungen für den Parallaxenausgleich an (bei kurzen Aufnahmedistanzen
sollte man also lieber auf den LCD-Farbbildschirm zurückgreifen, um den
reellen Bildausschnitt beurteilen zu können). Parallel dazu oder zur
nachträglichen Bildbetrachtung kann man den 1,8"-TFT-Farbbildschirm
zuschalten. Dieser arbeitet ruckelfrei und rauscht selbst bei schwachem
Licht sehr wenig. Ein Tageslichtschacht ersetzt bei genügend Licht die
Hintergrundbeleuchtung des Monitors, was den Batterien zugute kommt. Dem
direkten Sonnenlicht ausgesetzt wird die Lesbarkeit des Monitorbildes kaum
durch dieses Zusatzfeature verbessert. Nützlich ist die Funktion, im
Aufnahmemodus per Knopfdruck in den Wiedergabemodus umschalten zu können
ohne dafür den Aufnahmemodus zu verlassen.
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Bedienungsanleitung Der
Kamera liegen eine gedruckte Schnellstart-Anleitung sowie eine
Online-Dokumentation auf CD-ROM bei. Die viersprachige (deutsch, englisch,
französisch, niederländisch) Schnellstart-Anleitung ist übersichtlich
gegliedert und mit unterstützenden Illustrationen versehen. Vom
Lieferumfang und der Kameraanatomie über erste Einstellungen an der
Kamera bis hin zum Anschluß an den PC und den Ausdruck von Fotos ist
alles beschrieben, was man für den schnellen Einstieg benötigt.
Ausführliche Informationen sind leider nur auf der ebenfalls
viersprachigen CD-ROM verfügbar. Die Online-Handbücher eins für die
Hardware und eins für die Software liegen als PDF-Dateien vor und
können entweder direkt von der CD gelesen oder auf der Festplatte
installiert werden. Das Seitenformat der Handbücher erlaubt den Ausdruck
auf Papier, so daß man unterwegs nicht auf den PC angewiesen ist.
Bedienung und Menüführung
Die Bedienung der PhotoPC 850Z erfolgt zum größten Teil über
die Kombination von drei waagerechten und vier senkrechten Knöpfen
ansonsten findet man als Bedienelemente nur noch das zentrale Einstellrad
sowie drei Knöpfe an der Kameraoberseite für die Wahl der Bildqualität,
der Blitzmodi sowie des Selbstauslösers. Nach einiger Einarbeitungszeit
erweist sich das Menüführungssystem der PhotoPC 850Z als
praxistauglich, ohne aber ein Musterbeispiel in dieser Klasse
darzustellen. Störend empfanden wir, daß häufig benötigte Funktionen
nur in der Setup-Stellung des Einstellrades erreichbar sind, wozu das
Objektiv jedes Mal wieder eingefahren wird. Ebenfalls verbesserungswürdig
ist die Anordnung der Zoomwippe: Erstens bedarf es besonders bei
kleinen Händen einiger Fingerakrobatik um diese zu erreichen,
zweitens widerspricht die zu betätigende Richtung (Heranzoomen nach
links, Wegzoomen nach rechts) der üblichen Logik.
Objektiv
Das eingebaute Objektiv entspricht einem 35-105mm/F2-F11 Zoom bei
Kleinbild. Die optische Qualität ist bei allen Brennweitenpositionen
etwas über dem Durchschnitt: Vignettierungen sind nicht sichtbar; die
Randschärfe ist ebenfalls gut gemeistert. In Weitwinkelposition
verzeichnet das Objektiv leicht tonnenförmig; in Teleposition sehr leicht
kissenförmig, ohne aber störend auf das Bild zu wirken. Epson liefert
der PhotoPC 850Z gleich einen Objektivadapter mit, der den Anschluß
von Konvertern oder Filtern im gängigen Durchmesser von 49 mm
erlaubt. Getestet haben wir einen 0,7-fach-Weitwinkelkonverter VCL-MHG07
und einen 2-fach-Telekonverter VCL-R2052 von Sony sowie den
0,8-fach-Weitwinkelkonverter WCON-08 von Olympus. Vignettierungen traten
nur beim Sony-Telekonverter auf, wenn man allzuweit zurückzoomt. Bei den
Weitwinkelkonvertern schneidet der Olympus-Konverter in Sachen Schärfe
(Bildmitte und Ränder) und Verzeichnung (tonnenförmig) besser ab als der
Konverter von Sony; dabei muß man jedoch bedenken, daß der
Sony-Konverter aber auch einen größeren Konversionsfaktor besitzt. Der
Sony-Telekonverter zeigt in Kombination mit der PhotoPC leichte
Schärfeeinbußen an den Bildrändern; eine Verzeichnung ist nicht
sichtbar und die Vignettierung ist, wie bereits erwähnt,
brennweitenabhängig. Erwähnenswert ist das nicht gerade leise Geräusch,
das der Zoom entwickelt; für diskrete Aufnahmen wie Tier- oder
Bühnenbilder ist die PhotoPC 850Z wenig geeignet.
Belichtungsmessung und -steuerung
Zur Belichtungsmessung stehen sowohl eine Matrix- als auch eine
Spotmessung zur Verfügung. Die Belichtungssteuerung erfolgt in der
Normalstellung vollautomatisch. Im Kameramenü findet man auch eine "Programm"-Einstellung,
die neben der Programmautomatik mit Belichtungskorrektur auch
Motivprogramme (Sport, Portrait, Landschaft) anbietet. Im selben
Kameramenü gibt es schließlich auch eine manuelle Option; hier stehen
dem Anwender sowohl eine Zeit- und Blendenautomatik als auch eine komplett
manuelle Belichtungssteuerung mit Verschlußzeiten zwischen 1/800 und 4
Sekunden und der gesamten Blendenauswahl (F2, F2.8, F4, F5.6, F8 und F11)
zur Verfügung. Den Weißabgleich kann man wiederum der Kameraautomatik
überlassen oder selbst in die Einstellungen eingreifen. Bei
unzureichenden Lichtverhältnissen läßt sich zudem noch die
Empfindlichkeit der Kamera steigern.
Die Belichtungs- und Weißabgleichautomatik der PhotoPC 850Z
liefert in den meisten Fällen ausgewogene Bilder ohne Farbstich und
übertriebene Sättigung. Lediglich in den Schatten laufen die Bilder
manchmal zu. Weniger zuverlässig sind die Reaktionen der Kamerautomatik
bei Gegenlicht: Manchmal erkennt sie die Situation und schaltet den
Aufhellblitz automatisch zu; manchmal aber auch nicht. Da man aber bei
Digitalkameras das Ergebnis gleich am Kamerabildschirm betrachten kann,
läßt sich dieses Problem schnell mit einer Belichtungskorrektur, einer
Spotmessung oder einem manuellen Aufhellblitz beheben.
Blitz
Die Epson PhotoPC 850Z verfügt über einen eingebauten Blitz,
der seitlich an der Kamera angebracht ist. Dadurch ist die
Wahrscheinlichkeit von roten Augen eher gering; wer auf Nummer sicher
gehen will oder zuätzliche Blitz-Power benötigt, kann einen externen
Blitz an dem Blitzschuh mit Mittenkontakt anschließen.
Der interne Blitz läßt sich über den eigens dafür vorgesehenen
Knopf in fünf Modi betreiben: Automatisch, Erzwungen, Aus, Vorblitz zur
Reduzierung des Rote-Augen-Effekts und Langzeitsynchronisation. Die
Blitzausleuchtung ist homogen, farbneutral und selbst bei Nahaufnahmen
kommt es zu relativ wenig Überblitzeffekten. Die Balance zwischen Blitz-
und Umgebungslicht ist gut abgestimmt. Die maximale Blitzreichweite liegt
bei 3,7 Meter (ISO 100).
Scharfeinstellung Der
Schärfebereich der PhotoPC 850Z liegt zwischen 50 cm und
unendlich; im Makro-Modus darf man bis auf 20 cm heruntergehen. Der
Autofokus arbeitet zentral und stellt zügig scharf schnell genug für
bewegte Objekte. Bei Bedarf kann man die Fokussierung auch manuell
vornehmen allerdings nur über begrenzte Vorgaben (Portrait,
Gruppenbild, Landschaft); eine manuelle Scharfeinstellung in
Einzelschritten ist nicht möglich.
Auflösung Die maximale
Auflösung liegt bei 1.984 x 1.488 Pixel. In diesem Fall greift
aber die PhotoPC 850Z auf ein kamerainternes Interpolationsverfahren
namens "Hypict" zurück, welches auf dem LCD-Display durch drei
Sterne und einem H-Zeichen gekennzeichnet wird. Über den Sinn oder Unsinn
eines solchen Verfahrens mag man sich streiten; wir müssen aber zugeben,
daß das Epson-Interpolationsverfahren sauber arbeitet und
zufriedenstellende Ergebnisse liefert. Die physikalische Höchstauflösung
liegt bei 2,1 Millionen Pixeln und liefert eine Bildgröße von
1.600 x 1.200 effektiven Bildpunkten; es kommt zu keinen
nennenswerten Bildstörungen. Insgesamt ist die Bildqualität sehr gut.
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Speicherung Die Speicherung
erfolgt auf CompactFlash-Karten des Typ I oder II. Damit ist die
PhotoPC 850Z auch für die Miniaturfestplatte Microdrive von IBM
geeignet, obwohl das dreistellige LCD-Display nicht für die vierstellige
Anzahl an machbaren Bildern (bei geringer Auflösung) ausgelegt ist.
Mitgeliefert ist eine 8-MByte-CompactFlash-Speicherkarte, darauf passen
ca. 12 Bilder in der höchsten Qualitätsstufe (ohne Hypict-Interpolation).
Die Bilder werden im JPEG-Format aufgenommen, eine Wahl der
Kompressionsstufe (die Epson komprimiert etwa um den Faktor 8:1) ist
allerdings nicht wählbar.
Stromversorgung Vier
AA-Zellen (Mignon) übernehmen die Stromversorgung. Ohne genaue
Verbrauchswerte ermittelt zu haben, scheint uns die Stromaufnahme der
PhotoPC 850Z etwa im Mittelfeld im Vergleich zu anderen
Digitalkameras zu liegen. Ganz ärgerlich ist allerdings das Verhalten der
Kamera bei sinkendem Energievorrat: Neigt sich dieser dem Ende zu,
verweigert die PhotoPC die Auswahl und das Löschen der auf der
Speicherkarte befindlichen Bilder, obwohl zu dieser Zeit durchaus noch
Bilder mit der Kamera aufgenommen werden können.
Einschalt- und Auslösezeiten
Die PhotoPC 850Z ist nicht gerade eine der schnellsten
Digitalkameras: Eine Einschaltzeit von knapp 6 Sekunden und eine
Bildfolgezeit von rund 4 Sekunden sind vergleichsweise hohe Werte.
Erfreulich ist dagegen die sehr geringe Auslöseverzögerung.
Ausstattung Neben dem großen
Funktionsumfang (u. a. Serienbilder, Blitzsynchronisation auf 1. oder
2. Verschlußvorhang) glänzt die PhotoPC 850Z mit einer
umfangreichen Ausstattung. Dazu gehören z. B. der schnelle
USB-Anschluß, der umschaltbare PAL/NTSC-Videoausgang, die
Direktdruckfunktion an Epson-Tintenstrahldruckern sowie die Möglichkeit
zur Tonaufnahme (auch bei Einzelbildern). Die PhotoPC 850Z läßt in
puncto Ausstattung kaum Wünsche übrig.
Lieferumfang Neben der fast
"obligatorischen" Software-Suite (TWAIN-Treiber,
Bildbearbeitungssoftware Presto Mr. Photo für Windows und Macintosh,
Adobe PageMill und Acrobat Reader, Epson Photo Print für Windows und
Macintosh) wird die Kamera mit allen nötigen Kabeln (RS232c, USB, Video)
darunter auch das Kabel und die Software für den direkten Anschluß
der Kamera an einen Epson-Tintenstrahldrucker serienmäßig
ausgeliefert. Vier NiMH-Akkus mit einer Kapazität von 1.500 mAh
sowie das passende Schnell-Ladegerät mit Abschaltautomatik werden
ebenfalls mitgeliefert. Sogar der bereits erwähnte Objektivadapter, den
sich viele andere Hersteller extra bezahlen lassen, gehört bei der Epson
PhotoPC zum Serienumfang. Die beigelegte Kameratasche aus Nylon mit
Gürtelschlaufe eignet sich bestenfalls zum Transport der Kamera; einen
effektiven Schutz gegen Stöße bietet das dünnwandige Material nicht.
Die serienmäßige 8 MByte große CompactFlash-Karte ist für eine
Digitalkamera der 2-Megapixel-Klasse knapp bemessen.
Optionales Original-Zubehör für die PhotoPC 850Z gibt es nur in
Form eines 7V-Netzteils, 4- und 15-MByte-CompactFlash-Speicherkarten sowie
eines PCMCIA-CompactFlash-Adapters und Ersatzbatterien bzw.
Ersatzladegerät. Wer mittels Objektivadapter zusätzliches optisches
Zubehör an der PhotoPC 850Z anbringen will, ist auf das Angebot von
Fremdherstellern (siehe Absatz "Optik") angewiesen.
Fazit Für knapp
1.600 DM erhält man mit der Epson PhotoPC 850Z eine ausgereifte
Digitalkamera. In Sachen Praxistauglichkeit braucht sich die Epson kaum
hinter anderen, teureren Kameras zu verstecken. Das
Preis-/Leistungsverhältnis der Epson PhotoPC 850Z ist aufgrund der
guten Ausstattung und des großen Lieferumfanges außergewöhnlich gut.
Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Epson PhotoPC 850Z
finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen
digitalkamera.de-Datenblatt.
Kurzbewertung
- Anzeige von Blende und Belichtungszeit
- Bild-Zwischenspeicher
- Verzögerung beim Aus- oder Einschalten
- langsames Speichern
- recht groß
- umständliche Bedienung
Technische Daten
Modell |
Epson PhotoPC 850Z |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2" 6,4 x 4,8 mm (Cropfaktor 5,4) 2,1 Megapixel (physikalisch), 2,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
1.600 x 1.200 (4:3) |
Objektiv |
35-105 mm / F2,0-2,8 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,8", 0,110 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 1 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/800 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I, Type II) Microdrive |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
126 x 82 x 72 mm (B x H x T) |
Gewicht |
440 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/1DV34 (mit Preisvergleich) |