Superzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Fujifilm FinePix HS10
2010-12-27, aktualisiert 2011-01-11 Sie sieht zwar aus wie eine DSLR, doch bei der Fujifilm FinePix HS10 handelt es sich um eine Superzoomkamera mit einem 30fach-Zoom. Dabei hat sie dank ihres manuellen Zoomrings und der reichhaltigen Ausstattung durchaus den Anspruch einer Bridgekamera, kann aber nur mit einem winzigen 1/2,3"-Sensor aufwarten, der normalerweise in Ultrakompaktkameras zum Einsatz kommt. Auch setzt Fujifilm nicht seine EXR-Sensortechnologie ein, sondern einen rückwärtig belichteten CMOS-Sensor (BSI) von Sony. Ob sich die Kamera bei Bedienung, Ausstattung und Bildqualität bewährt, soll der digitalkamera.de-Test im Labor und der Praxis zeigen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Dank ihres ausgeprägten Griffs liegt die Fujifilm FinePix HS10 hervorragend in der Hand, die Gummierung sorgt für ein sicheres Griffgefühl. Das Plastikgehäuse wirkt zwar einigermaßen solide, ist aber nicht ganz verwindungssteif und ächzt auch etwas, wenn man die Kamera beherzt greift. Unschön ist, dass auch das Stativgewinde aus Kunststoff besteht und darüber hinaus statt in der optischen Achse direkt neben dem Batteriefach zu finden ist, das dadurch auf einem Stativ montiert nicht mehr zugänglich ist. "Befeuert" wird die HS10 von vier gewöhnlichen Mignon/AA-Batterien, aber auch Akkus kann man verwenden. Hier empfehlen sich solche mit geringer Selbstentladung wie bspw. Sanyo eneloop. Alternativ lässt sich ein Netzgerät verwenden, das über einen Akku-Dummy und eine seitliche Aussparung im Batteriefach angeschlossen werden kann. Das SDHC-Speicherkartenfach an der Handgriffseite der Kamera kann hingegen problemlos auch im Stativbetrieb geöffnet werden. Auf der linken Kameraseite sind außerdem ein HDMI- sowie ein kombinierter USB/AV-Anschluss zu finden.
Für die Kamera prägend ist das große Zoomobjektiv, das mit einem manuellen Zoomring ausgestattet ist – ein praktisches Feature, das man sonst kaum mehr findet. Das Zoom lässt sich so stufenlos und zielgenau von 24 bis 720 mm (entspr. KB) einstellen. Ein optischer Bildstabilisator soll dabei die zwangsweise im Telebereich auftretenden Verwackelungen mindern. Dennoch braucht man bei Blende F5,6 schon eine gehörige Portion Licht, um das Motiv ohne Verwackelungsunschärfen auf den CMOS-Sensor zu bannen. Auch die Wahl des Bildausschnitts ist ohne Stativ kaum treffsicher möglich. Über das 58mm-Gewinde können diverse Filter oder auch Makrovorsätze angeschlossen werden. Die nicht mitdrehende Frontlinse sorgt auch für die gute Verwendbarkeit von Polfiltern. Der Autofokus indes ist vor allem in Telebrennweite eher behäbig, braucht mitunter auch einen zweiten Anlauf. Angesichts eines wackelndes Bildausschnitts ist das kaum verwunderlich. Das grell-orange-farbige Autofokus-Hilfslicht kann da wenig ausrichten. Angenehm ist auch der elektronische Fokusring, der allerdings unergonomisch dicht am Kameragehäuse sitzt. Jedenfalls kann man damit besser als über Wippen den Fokus mit Unterstützung einer elektronischen Lupe einstellen. Auch hier empfiehlt sich allerdings der Stativbetrieb.
Das SLR-ähnliche Konzept wird vom großen Blitz- und Sucherbuckel unterstrichen. Der elektronische Sucher allerdings ist eher enttäuschend. Er ist nicht nur grobpixelig, sondern auch klein und scheint am Ende einer langen, schwarzen Röhre zu sitzen. Mit Brille gibt es Randabschattungen. Praktisch ist hingegen der Näherungssensor, so dass man den Sucher nicht manuell aktivieren braucht. Der Bildschirm löst mit 230.000 Bildpunkten etwas höher auf als der Sucher. In Anbetracht der 7,6 cm großen Bilddiagonale könnte aber auch er feiner auflösen. Sehr angenehm ist dagegen die Klappmöglichkeit, was bodennahe sowie Überkopf-Aufnahmen erleichtert. Schwenkbar ist der Bildschirm hingegen nicht. Die Klappmechanik macht einen soliden Eindruck und ist nicht zu beanstanden. Auch das Bedienkonzept der HS10 orientiert sich an anspruchsvolleren Kameras. So gibt es zahlreiche Knöpfe, um die wichtigen Funktionen direkt aufrufen zu können. Die Menüs sind reich mit Optionen bestückt, was aber zuweilen etwas unübersichtlich wirkt.
Ausstattung Sowohl für reine "Knipser" als auch "Kontrollsüchtige" hat die FinePix HS10 viel zu bieten. Im Automatikmodus nimmt die Kamera dem Fotografen sämtliche Einstellungen ab, nur das Zoom und den Auslöser muss er noch selbst bedienen. Dabei kann die Kamera entweder eigenständig das passende Motivprogramm anhand einer blitzschnellen Bildanalyse wählen oder aber der Fotograf gibt es vor. Dafür sind gleich zwei Einstellungen auf dem Programmwählrad vorgesehen, so dass zumindest zwischen zwei Programmen blitzschnell umgeschaltet werden kann. An der analogen Fotografie angelehnt ist die Wahl des Filmstils, so können leuchtende Farben, Schwarzweiß oder Sepia realistisch simuliert werden. Beeindruckend einfach ist der Panoramamodus, der mit einem simplen Schwenk ein Panorama erstellen kann. Das Funktionsprinzip ist bei Sony abgekupfert, wo es als Schwenkpanorama in einigen Kompakt- und Systemkameras zu finden ist. Einziges Manko dieser Panoramen ist die relativ geringe Auflösung, für Postkartengröße oder Bildschirm- bzw. Flachbildfernseheransicht reicht es aber allemal.
Wer die Bildkontrolle lieber in die eigenen Hände nimmt, kann auf Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie eine manuelle Belichtung zurück greifen. Blende und Belichtungszeit sind dabei in Drittelstufen fein einstellbar. Praktisch ist das rechts neben dem Programmwählrad angeordnete, unbeschriftete Drehrad, das angenehm rastend die Einstellung der Belichtung erlaubt. Zwar fehlt ein Livehistogramm, auch eine Belichtungsvorschau gibt es nicht, aber immerhin hilft eine Belichtungswaage, sich im manuellen Modus am Belichtungsmesser der Kamera orientieren zu können. Praktisch ist die Möglichkeit, sich seine Lieblingseinstellungen in einen eigenen Modus auf dem Programmwählrad speichern zu können.
Fujifilm setzt in der HS10 keinen eigenen EXR-CCD-Sensor ein, sondern den bekannten 10-Megapixel-Highspeed-CMOS-Sensor mit rückwärtiger Belichtung (BSI, backside illuminated), was zu einer höheren Empfindlichkeit bzw. zu geringerem Rauschen führen soll. Der Sensor kann aber noch mehr, so bspw. FullHD-Videos aufzeichnen. Fujifilm hat der HS10 extra einen Filmaufnahmeknopf spendiert, so dass man das Moduswahlrad nicht verstellen braucht. Der Ton wird sogar in Stereo aufgezeichnet. Zwar kann man die Zoomstellung während der Filmaufnahme anpassen, der Fokus jedoch wird nur theoretisch nachgeführt. Zwar verfügt die Kamera über diese Funktion, aber die Nachführung spricht nicht zuverlässig an, so dass beim einem Schwenk von Nah auf Fern bzw. umgekehrt manchmal der Fokus nicht so direkt angepasst wird, wie bei vielen anderen Kompaktkameras. Auch wird die Filmaufnahme nicht sofort gestartet, sondern erst, wenn die Kamera fokussiert hat, wofür sie jedoch den Bildschirm kurz abschaltet. Einen Camcorder kann man mit dieser stiefmütterlichen Videofunktion keinesfalls ersetzen.
Von Fotofunktionen versteht Fujifilm mehr. Z. B. ist der Blitz recht leistungsstark und klappt, allerdings nur manuell, hoch genug aus, damit das große Objektiv keine Schatten wirft, auch die Ausleuchtung ist ausgewogen, was sowohl die Belichtung als auch die Randabschattung betrifft. Der Blitz ist weitgehend konfigurierbar, seien es eine Belichtungskorrektur, das Blitzen auf den zweiten Vorhang oder eine Langzeitsynchronisation. Sogar einen Blitzschuh besitzt die HS10, allerdings nur mit Mittenkontakt, Systemblitze gibt es nicht. Ein Blitz mit eigener Messzelle und dem "gewusst wie" des Fotografen vorausgesetzt kann man aber damit arbeiten. Ebenfalls gut ist die Ausstattung mit einer Serienbildfunktionen, auch Highspeed-Aufnahmen sind möglich (Film und Foto). Dafür gibt es eine eigene Taste an der Kamera, auch eine Belichtungs- und Fokusspeichertaste sind vorhanden. Und Belichtungsreihen fehlen ebenfalls nicht im Repertoire der FinePix HS10.
Bildqualität Der 10 Megapixel auflösende CMOS-Sensor, der in der Fujifilm HS10 zum Einsatz kommt, ist mit Ausnahme seines geringen Rauschens bei höheren ISO-Empfindlichkeiten nicht gerade für seine überragende Bildqualität bekannt, ein Superzoomobjektiv (immerhin 30fach bei der FinePix) sollte der Bildqualität normalerweise auch nicht unbedingt förderlich sein. Um die Praxiseindrücke mit objektiven Fakten zu untermauern, wurde die HS10 im Testlabor auf die wichtigen Parameter hin durchgemessen. Wer sich für die genauen Laborwerte, Diagramme und Messergebnisse interessiert, findet sie inkl. eines Kommentars des Testingenieurs und einer Schulnotentabelle als Bewertung über die weiterführenden Links. Der Labortest kostet einmalig 1,40 EUR, ist aber auch im Rahmen einer Flatrate mit anderen Protokollen zusammen einsehbar.
Leider kann das Labor die pessimistischen Annahmen und Praxiseindrücke nicht widerlegen. So zeigt das Zoomobjektiv in allen drei gemessenen Brennweiten (Weitwinkel, mittlere Zoomstellung und Tele) einen deutlichen Randabfall der Auflösung, der auch durch Abblenden nicht zu beseitigen ist. Im Weitwinkel ist diese Ungleichmäßigkeit am ausgeprägtesten, aber auch nur, weil hier die Auflösung im Zentrum am höchsten ist. Begleitet wird die ungleichmäßige Auflösung von einer hohen Richtungsabhängigkeit, so dass die Kamera unterschiedliche Strukturen in den Farbkanälen nur sehr ungleichmäßig wiedergeben kann. Dabei treten durch die Bildaufbereitung an feinen Strukturen Artefakte wie etwa Moirés auf, was sich in der Praxis in Stoffstrukturen, Jalousien und anderen feinen Strukturen zeigen kann. Die Scharfzeichnung geht nicht gerade zimperlich zu Werke, so dass die Kantenwiedergabe ebenfalls von Störungen wie Schwarz- und Weißclipping begleitet wird.
Fast unsichtbar ist hingegen die Verzeichnung, die ausgezeichnet niedrig ausfällt. Dass hier elektronisch nachgeholfen wird ist offensichtlich, aber letztlich zählt das Endergebnis. Eine Randabdunklung ist zwar in allen drei Brennweiten auf- wie abgeblendet nahezu identisch messbar, aber sie ist sehr gleichmäßig im Verlauf und beträgt nur rund eine Blendenstufe in den äußersten Ecken. Auch hier wird vermutlich elektronisch mehr oder weniger stark nachgeholfen, in der Praxis aber empfindet man dieses natürliche optische Phänomen normalerweise nicht störend. Geradezu wie mit einem Lineal waagerecht gezogen wirkt die Rauschkurve über alle ISO-Stufen. Das Rauschen ist stets niedrig. Das geht allerdings mit einer weichen Wiedergabe von Bilddetails einher. Mit dem Höherschalten der ISO-Stufen legt die Kamera also nicht beim Rauschen zu, verliert aber deutlich an Detailzeichnung. Ausgezeichnet fällt dabei der Dynamikumfang aus, der bei ISO 100 mit 9,2 Blendenstufen startet und bei ISO 3.200 immer noch 8,2 Blendenstufen beträgt. Die hohe Rauschunterdrückung beeinflusst diesen Wert positiv.
Die Tonwertkurve verläuft leicht angesteilt, zeigt eine gute Gewichtung von leicht weicheren Lichtern und ist in den Schatten deutlich weicher. Der Schattenwert ist zwar leicht erhöht, das Schwarz ist aber dennoch besser als bei vielen Mitbewerbern, so dass man hier auf eine nachträgliche Korrektur gut verzichten kann. Die zwei in JPEG gebotenen Komprimierungsstufen sind gut abgestimmt. Die geringe Komprimierung arbeitet visuell verlustfrei, die normale Komprimierung erlaubt doppelt so viele Bilder und bietet dabei immer noch eine gute Bildqualität. Wen die vielen Eingriffe seitens Fujifilm in die Bildaufbereitung stören, kann sich am RAW-Format probieren, das die Kamera bietet. Zwar garantiert auch dieses Format nicht, dass die Kamera die Sensordaten nicht doch etwas aufbereitet hat, aber es ist dennoch mehr Potential vorhanden. Vor allem aber kann der Fotograf selbst entscheiden, wie viele Details er mit dem Rauschen glatt bügeln möchte oder ob er körnigere Bilder akzeptiert, die dafür nicht weichgespült aussehen.
Fazit Vom Gehäuse und Bedienkonzept sowie der Ausstattung kann man die Fujifilm FinePix HS10 als gelungen bezeichnen. Sie liegt mit dem ausgeprägten Griff gut in der Hand, bietet von der Automatik bis zur vollen manuellen Kontrolle alles, was das Fotografenherz begehrt. Dank Direktwahltasten hat man sie schnell eingestellt, ohne sich in verschachtelten Menüs zu verzetteln. Auch das manuelle Zoom ist gut bedienbar, die enorme Telebrennweite ist aber nur durch den optischen Bildstabilisator beherrschbar, der Autofokus jedoch hat mit der langen Brennweite so seine Schwierigkeiten und braucht oft lange oder sogar einen zweiten Anlauf. Abstriche muss man beim pixeligen und kleinen elektronischen Sucher machen. Das größte Manko stellt aber die Bildqualität dar, die allenfalls auf mittlerem Kompaktkameraniveau ist.
Kurzbewertung
- Klappbarer Bildschirm (allerdings gering auflösend)
- Großer Ausstattungsumfang
- Sehr gute Handhabung und Ergonomie
- Vor allem bei Tele langsamer und wenig treffsicherer Autofokus
- Hoher Abfall der Auflösung zum Bildrand
- Plastikstativgewinde, statt in der optischen Achse direkt neben dem Batteriefach
- Blitzschuh nur mit Mittenkontakt (kein TTL)
- Mäßige Gehäuseverarbeitung
Technische Daten
Modell |
Fujifilm FinePix HS10 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 10,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektiv |
24-720 mm / F2,8-5,6 (30-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,230 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Matrix/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik, manuell ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
131 x 91 x 126 mm (B x H x T) |
Gewicht |
716 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/3PZXD (mit Preisvergleich) |