Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Fujifilm FinePix S2 Pro
2002-10-09 Kaum zwei Kameras sind sich so ähnlich, aber in einigen Punkten so verschieden wie die Nikon D100 und die Fujifilm FinePix S2 Pro. Beide bauen nämlich auf der gleichen Kamera, der Kleinbild-Spiegelreflexkamera F80 von Nikon, auf. Die Umsetzung des Kamerakonzeptes wurde aber teilweise bei Nikon und Fujifilm ganz unterschiedlich gehandhabt. Nachdem wir vor einiger Zeit unsere Eindrücke über die Nikon D100 geschildert haben, setzen wir uns in diesem Erfahrungsbericht ausführlich mit dem "ungleichen Zwilling" Fujifilm FinePix S2 Pro auseinander. (Yvan Boeres)
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Was die grundlegenden Kamerafunktionen betrifft, bedient man die FinePix S2
Pro wie eine Nikon D100 oder eine Nikon F80. So findet man an der
Kameraoberseite ein drittes LC-Display zur Anzeige der eingestellten
Kamerafunktionen, ein Programmwählrad zur Auswahl des Belichtungsprogrammes
(Programmautomatik, Blenden- und Zeitenautomatik, Manuell), der Empfindlichkeit
(ISO 100 bis 1.600) und der Benutzerfunktionen-Einstellung sowie diverse andere
Knöpfe, Schalter und Tasten (u. a. zur Wahl des Belichtungsmessart, der
Belichtungsreihenautomatik oder der Blitzfunktionen). Jeweils ein Kodierrad an
der Vorder- und Hinterseite des Handgriffes erlaubt die Eingabe von
Verschlusszeit (1/4.000 bis 30 Sekunden in halben Stufen) und Blende (in halben
Stufen) und dient parallel dazu auch der Veränderung gewisser
Parameter/Einstellungen. Von letzteren hat die FinePix S2 Pro viele; allein
fünfzehn Individualfunktionen hat die S2 Pro zu bieten.
Eigentlich besitzt die FinePix S2 Pro sogar noch ein viertes Display. Denn im
Sucher bekommt man ja schließlich auch noch die wichtigsten Aufnahmedaten wie
die Fokussier-Bestätigung (der altbekannte "grüne Punkt"), die
Belichtungsmessart, die Verschlusszeit, die Blende, das Belichtungsprogramm, die
Abweichungen zur kameraseitig ermittelten Belichtung (über eine Skala), etwaige
Belichtungskorrekturen, die Bildzahl und die Blitzbereitschaft in einem kleinen
LCD-Feld unterhalb der Sucher-Mattscheibe angezeigt. Letztere ist – wie bei den
meisten SLR-Kameras – besonders hell und detailreich. Der Sucher der FinePix S2
Pro bietet eine Sucherbild-Abdeckung von 93 % und kann mittels einer
Dioptrieneinstellung (-1,8 bis +0,8 Dioptrien) an die jeweilige Augenstärke
seines Benutzers angepasst werden. Ein Blick auf die Sucher-Mattscheibe bringt
fünf AF-Felder und den Messkreis für den mittenbetonten Bereich der
Integralmessung zum Vorschein; das jeweils aktive AF-Feld wird schwarz
hervorgehoben. Im Gegensatz zur Canon EOS D60 und genau wie bei der Nikon D100
geschieht dies aber nur bei manueller Auswahl des Feldes. Überlässt man der
Kameraautomatik die Wahl des AF-Feldes, zeigt die Kamera nicht an, auf welchem
Punkt die Scharfeinstellung erfolgt ist. Sehr praktisch hingegen ist die
Möglichkeit, über eine Sonderfunktion einen Gitterrahmen auf der Mattscheibe
einzublenden. Das tröstet zum Teil darüber hinweg, dass die Mattscheiben nicht
auswechselbar sind. Wie jede SLR-Kamera, die etwas auf sich hält, besitzt die
FinePix S2 Pro eine Abblendtaste. Ein Druck auf diese Taste schließt die Blende
auf den eingestellten Wert und man kann im Sucher die Schärfentiefe beurteilen.
Der Umgang mit der Abblendtaste will allerdings gelernt sein, da beim Abblenden
der Sucher so abgedunkelt wird, dass es für einen Ungeübten schwer ist,
überhaupt noch etwas im Sucher zu erkennen. Der Spiegelreflexsucher ist übrigens
bei der FinePix S2 Pro – wie bei den meisten anderen digitalen SLR-Kameras auch
– die einzige Möglichkeit, das Bild während der Aufnahme zu betrachten.
Wegen
des Schwingspiegels, der nicht teildurchlässig wie bei der Olympus E10 oder E20
ist, und erst beim Auslösen hochklappt, kann der LCD-Farbbildschirm nicht als
Sucher benutzt werden. Ein Live-Histogramm ist deshalb ebenfalls nicht
realisierbar.
Im Sucher sieht man das vom Objektiv eingefangene Bild. Dank
Nikon-Wechselobjektiv-Bajonett steht einem ein riesiger Objektivpark aus der
Nikon- bzw. Nikkor-Produktlinie zur Auswahl. Rein theoretisch bzw. mechanisch
gesehen könnte die FinePix S2 Pro alle Nikkor-Objektive mit Nikon F-Bajonett
aufnehmen. Praktisch wird man aber aufgrund elektronischer
Teil-Inkompatibilitäten bzw. Einschränkungen nur neuere AF-D-Objektive benutzen.
Das sind trotzdem noch eine ganze Menge Objektive für jeden erdenklichen Zweck
und dann sind immer noch nicht die Nikon-kompatiblen Objektive der
Fremdhersteller (u. a. Sigma, Tamron und Tokina) hinzu gerechnet. Je nachdem,
für welches Objektiv man sich entscheidet, treibt das die Rechnung und das
Gesamtgewicht der Ausrüstung mehr oder weniger schlagartig in die Höhe. Bei
unserem Test stand uns ein AF Nikkor 50 mm/F1.8 D zur Verfügung. Dieses Objektiv
bietet zwar nicht den gleichen Komfort wie ein Zoomobjektiv, aber bei einem Preis
von nur rund 150 EUR und einer Lichtstärke von F1.8 bietet das Objektiv ein
sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis und ist als Festbrennweite qualitativ
"unverdächtig" (d. h. objektivbedingte Abbildungsschwächen sind nicht zu
erwarten). Auf der FinePix S2 Pro montiert, verwandelt sich das 50 mm-Objektiv
praktisch in ein 75 mm-Objektiv, eignet sich damit also beispielsweise sehr gut
für die Portraitfotografie. Wegen des unterschiedlichen Größenverhältnisses
zwischen den SuperCCD der FinePix S2 Pro und einem Kleinbild-Film muss die
nominale Brennweite des Objektivs stets mit dem Faktor 1,5 multipliziert werden.
Genau genommen wird eigentlich nicht die Brennweite verlängert, sondern der
Bildwinkel verengt. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Fotograf im
Sucher letztendlich das sieht, was er bei einem Objektiv mit verlängerter
Brennweite sehen würde.
Im Prismengehäuse des Suchers der FinePix S2 Pro ist ein kleiner
Miniaturblitz eingebaut. Dieser kleine Behelfsblitz mit einer von uns gemessenen
Leitzahl von 12 bei ISO 100 (was sich genau mit der Herstellerangabe deckt)
springt auf Knopfdruck aus seiner "Lauerstellung" im Prismengehäuse heraus. Für
Blitzbilder aus geringer Entfernung oder zum Aufhellen von Schattenpartien
sollte die Leistung des kleinen Lichtspenders allemal reichen. Für größere
Herausforderungen muss ein externes Blitzgerät her. Dank Nikon-Systemblitzschuh
mit vier elektrischen Kontakten (ein Mittenkontakt plus drei
herstellerspezifische Kontakte) kann die FinePix S2 Pro beim Blitzen im
TTL-Betrieb arbeiten – vorausgesetzt, der Zusatzblitz ist Nikon-TTL-kompatibel.
Wenn nicht, sollte das Blitzgerät zumindest über eine Eigenautomatik verfügen;
dann muss man allerdings in Kauf nehmen, dass nicht mehr alle Einstellungen
vollautomatisch erfolgen. Im TTL-Betrieb unterstützt die FinePix S2 Pro
sämtliche Funktionen des jeweiligen Blitzgerätes. Das können solche
grundlegenden Funktionen wie die motorische Anpassung des Zoomreflektors an die
am Objektiv eingestellte Brennweite und die Zuschaltung des AF-Hilflichtes am
Blitzgerät bei schwachen Lichtverhältnissen bzw. geringem Motivkontrast sein,
aber auch solche Sonderfunktionen wie die drahtlose TTL-Blitzsteuerung oder die
High Speed-Blitzsynchronisation sein, die einige Blitzgeräte (hauptsächlich die
Original-SB-Systemblitzgeräte von Nikon) bieten. Das AF-Hilfslicht am Blitzgerät
funktioniert übrigens nur dann, wenn der AF-Betriebsmodus auf Einzelbild (S)
gestellt ist. Bei eingestellter Schärfenachführung (C) muss man auf das
AF-Hilfslicht verzichten. Sowohl der eingebaute als auch der externe Blitz
lassen sich in der Leistung wahlweise drosseln oder steigern und synchronisieren
auch mit langen Verschlusszeiten. Die Blitzsynchronzeit liegt übrigens bei der FinePix S2 Pro bei 1/125 Sekunden. Diese Verschlusszeit darf zwar länger (z. B.
1/60 s), aber auf keinen Fall kürzer (z. B. 1/200 s) ausfallen. Ganz eigenartig
verhält sich zumindest der interne Blitz bei manueller Belichtungssteuerung.
Während bei anderen Kameras (auch bei der Nikon D100 und der Canon EOS D60) im
manuellen Belichtungsmodus die TTL-Blitzsteuerung abgeschaltet wird, so dass der
Blitz ebenfalls manuell arbeitet, bleibt bei der FinePix S2 Pro die
TTL-Blitzsteuerung aktiv. Für ungeübte Fotografen mag das zwar nützlich sein,
Profis aber werden sich schon die Möglichkeit wünschen, den internen Blitz auch
manuell abzufeuern. Das ist ganz besonders dann nützlich, wenn man mit dem
eingebauten Blitz kabellos Studioblitzanlagen auslösen möchte.
Bei der FinePix
S2 Pro wird man im Studioblitz-Betrieb also eher auf eine Kabelanbindung
zurückgreifen. Zu diesem Zweck verfügt die FinePix S2 Pro – im Gegensatz zur
Nikon D100 – über eine PC-Synchronbuchse. Was die Bildresultate beim Blitzen mit
dem eingebauten und mit externen TTL-Blitzgeräten betrifft, sind die Bilder
sauber ausgeleuchtet. Merkwürdigerweise ist die von uns bei der Nikon D100
beobachtete Neigung zu unterbelichteten Blitzbildern bei der bauähnlichen
Fujifilm FinePix S2 Pro nicht wieder zu finden. Kann es sein, dass die –
eigentlich fortschrittlichere – D-TTL-Blitzmessung der Nikon D100, die bei der
Fujifilm FinePix S2 Pro nicht vorhanden ist, im Zusammenspiel mit der D100 ein
Handicap darstellt?
Bei der Belichtung unter Tageslicht liefert die FinePix S2 Pro ebenfalls
sehr
gute Ergebnisse. Die Belichtungsmesszelle für das Dauerlicht ist in zehn Felder
unterteilt und berücksichtigt sowohl die Helligkeit und den Kontrast des Motivs
als auch die Entfernung und die Stelle, an der sich das Motiv im Bild befindet (so
genannte 3D-Matrixmessung). Dabei wird die Entfernung zum Hauptmotiv vom
Objektiv übertragen (sofern dieses ein AF-D-Typ ist); die Position des
Hauptmotivs im Bild bestimmt das aktive Autofokus-Messfeld. All diese Daten
werden mit rund 30.000 vorprogrammierten Szenen in der Kamera verglichen –
genauer kann die Belichtungsmessung kaum sein. Alternativ stehen natürlich die
altbewährte Spotmessung und eine mittenbetonte Integralmessung zur Verfügung;
Möglichkeiten die Belichtung zu kompensieren und/oder mittels Belichtungsreihen
einzukreisen, gibt es auch. Die S2 Pro neigt zwar auch, wie die Canon EOS D60
oder die Nikon D100, zu knapper Belichtung. Das scheint aber so von den
Herstellern gewollt zu sein, denn Digitalkameras haben ihre Probleme mit den
Lichtern (d. h. den ganz hellen Bildteilen), so dass man bewusst leicht
unterbelichtet, um Überstrahlungseffekte zu verhindern. Hier verhalten sich
Digitalkameras wie professionelle Kleinbild-Spiegelreflexkameras, die meistens
auch etwa 1/3 Blende knapper belichten, da sie hauptsächlich auf Diafilm
ausgelegt sind. Die leichte Unterbelichtung bei der FinePix S2 Pro fällt dabei
nicht so stark auf wie bei der Canon EOS D60 und wie bei der Nikon D100.
Insofern bietet die FinePix S2 Pro die sauberste Belichtung von allen drei
professionellen Digi-SLRs. Die FinePix S2 Pro hat auch die höchste Auflösung im
Digi-SLR-"Triumvirat". Auch wenn der SuperCCD-Bildwandler der FinePix S2 Pro wie
beim CMOS-Sensor der Canon EOS D60 und beim CCD-Sensor der Nikon D100 sechs
Millionen Pixel besitzt, ist der Detailreichtum bei den Fuji-Bildern am größten.
Die FinePix S2 Pro liefert in der Grundeinstellung Bilder mit 4.256 x 2.848
Bildpunkten; was auch der Auflösung entspricht, die im RAW-Modus (darauf kommen
wir später zurück) herauskommt. Bei der FinePix S2 Pro werden also mehr Pixel
ausgelesen als der Sensor tatsächlich besitzt, was mit der speziellen
Konstruktion des SuperCCD-Sensors zu tun hat. Niedrigere Auflösungen wie die –
eigentlich dem 6-Megapixel-Sensor gerechtere –Auflösung von 3.024 x 2.016
Bildpunkten erreicht die FinePix S2 Pro, indem sie die Auflösung wieder
herunterrechnet. Neben vier Auflösungsstufen hält die FinePix S2 Pro auch drei
Qualitätsstufen parat. Im so genannten "High"-Modus werden die Bilder
unkomprimiert im RAW- oder TIFF-Bilddatenformat gespeichert; im "Fine"- und "Normal"-Modus
wird im JPEG-Format mit unterschiedlichen Kompressionsstufen geschrieben. Das
Fujifilm-RAW-Rohdatenformat erzeugt 4.256 x 2.848 Pixel große Bilddateien, die
mit der Dateiendung .RAF (hat nichts zu tun mit der Royal Air Force oder der
Roten Armee Fraktion) enden und durchschnittlich 12,6 MByte an Speicherplatz
beanspruchen. Zirka 8,3 Sekunden brauchte die FinePix S2 Pro, um solch ein Bild
auf unserer SanDisk-Ultra-Speicherkarte zu speichern. Das ist wesentlich kürzer
als die 24 Sekunden, die die Kamera benötigt, um ein fettes 34,7 MByte-Bild im TIFF-Format abzuspeichern. Da die FinePix S2 Pro bei der Wiedergabe von
TIFF-Bildern eine ganze Minute braucht, um ein einziges Bild auf dem LCD-Monitor
anzuzeigen und sich dieser Vorgang nicht abbrechen lässt, sollte man die Bilder
vorzugsweise im RAW/RAF- oder JPEG-Format aufnehmen. Ein JPEG-Bild im Fine-Modus
belegt übrigens durchschnittlich 4,3 MByte und ist in rund drei Sekunden auf der
Speicherkarte abgelegt.
Das Speichern der Bilder verläuft natürlich, wie man es von einer
professionellen Kamera erwarten kann, im Hintergrund. Demnach braucht man nicht
zu warten, bis das Bild seinen Weg auf die Speicherkarte gefunden hat, um weiter zu
fotografieren. Ein schneller und ausreichend dimensionierter Pufferspeicher
nimmt die geschossenen Bilder auf und blockiert erst den Auslöser, wenn der
Puffer voll ist. Der Pufferspeicher ist groß genug, um auch bei Serienbildern
sieben bis acht Bilder (je nach Dateiformat) in schneller Folge
zwischenspeichern zu können, bevor eine "Zwangspause" eingelegt werden muss. Bei
unseren Tests erreichte die FinePix S2 Pro im Serienbildmodus und unabhängig vom
Dateiformat eine Bildfrequenz von zwei Bildern pro Sekunde. Bei der FinePix S2
Pro hat man übrigens die Wahl des Datenspeichers. Denn die Kamera besitzt sowohl
einen Steckplatz für SmartMedia- als auch für CompactFlash-Wechselspeicherkarten.
Die Kamera erkennt automatisch, welche Karte eingelegt wurde. Sind beide
Kartentypen gleichzeitig in Verwendung, kann man im Setup-Menü der Kamera
festlegen, welcher Kartentyp verwendet werden soll. Ein Umkopieren der Bilder
von einer Karte zur anderen ist leider nicht möglich. Ziemlich "zickig" zeigt
sich die FinePix S2 Pro – wie schon die kleine Schwester FinePix S602 Zoom – im
Umgang mit CompactFlash-Karten. Fujifilm weist im Handbuch darauf hin, dass es
"bei einigen CompactFlash-Karten mit der FinePix S602 Zoom zu Problemen kommen
kann". So wollte sich die FinePix S2 Pro pauschal nicht mit einer Karte der
Firma Delkin vertragen. Zuerst wollte die Kamera die Karte formatieren (obwohl
die Karte schon formatiert war und Bilddaten aus anderen Kameras enthielt).
Bereits der Versuch, die Karte zu formatieren, artete in viel Ärger aus. Bis die
Kamera endlich das entsprechende Menü freigeben wollte, musste man mehrere
Versuche starten die passende Tastenkombination zu drücken. Als wir es dann
endlich geschafft hatten, die Karte zu formatieren, akzeptierte die FinePix S2
Pro die Delkin-Karte immer noch nicht und quittierte das mit einer
Fehlermeldung. Bei einer Optosys-Karte wiederholte sich das gleiche Szenario; mit
dem einzigen Unterschied, dass nach dem Formatieren die Karte angenommen wurde.
Unsere SanDisk Ultra-Karte mochte die FinePix S2 Pro immerhin auf Anhieb.
Fujifilm begründet die Zickigkeit ihrer Kamera mit Karten, die sich nicht streng
an die CF-Spezifikationen halten und nennt den Controller verschiedener Karten
als potentiellen Verursacher des Konfliktes. Digitalkameras anderer Hersteller
sind allerdings viel weniger wählerisch als die FinePix S2 Pro und es wäre
begrüßenswert, wenn Fujifilm das Speicherkartendilemma so löst, dass man sich
nicht nur – wie von Fujifilm empfohlen – auf Microdrive-Miniaturfestplatten
beschränken muss.
Weder einem Amateur noch einem Profi ist zuzumuten, dass
dieser vor dem Kauf einer Speicherkarte diese auf ihre Kompatibilität prüft
und/oder nur auf Microdrives angewiesen ist.
Vorbildlich ist die FinePix S2 Pro hingegen bei der Datenübertragung von der
Kamera zum Computer. Denn während die Canon EOS D60 und die Nikon D100 eine
schnelle Firewire-Schnittstelle vermissen lassen, ist die Fuji damit ausgerüstet
und verfügt zusätzlich noch über eine klassische USB-Schnittstelle, so dass auch
Besitzer von Rechnern ohne Firewire-Anschluss nicht außen vor bleiben. Über
Firewire mit dem Computer (Windows-PC/Mac) verbunden, kann die FinePix S2 Pro
mit der optional erhältlichen "Camera Shooting"-Software ferngesteuert werden.
Besonders Studio-Fotografen werden diese Möglichkeit zu schätzen wissen.
Allerdings muss man für diese Funktionalität rund 220 EUR auf den Tisch
blättern, was einen schon schlucken lässt. Das ist auch der Preis, den man
bezahlen muss, wenn man die RAW/RAF-Bilddateien manipulieren möchte. Denn die
"Camera Shooting"-Software und der dafür benötigte RAW File Converter EX werden
zusammen im Paket als "Hyper Utility"-Software verkauft. Der im Lieferumfang der
FinePix S2 Pro enthaltene RAW File Converter LE ist eine abgespeckte Version des
RAW File Converters EX und kann einzig und allein die RAW/RAF-Bilddateien in
TIFF-Dateien umwandeln. Weitere serienmäßige Software ist in Form der von
vielen Fuji-Kameras bekannten FinePix Viewer-Software vorhanden. Man wird aber
nicht unbedingt den RAW File Converter EX benötigen, da die FinePix S2 Pro nicht
nur sauber belichtete und detailreiche Bilder liefert, die keiner weiteren
Manipulation bedürfen, sondern auch bei der Farbwiedergabe und beim Weißabgleich
kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Das gilt genauso für das Blooming- und
Rauschverhalten, das, Digi-SLR-typisch, sehr gering und meistens auch nur unter
Extremsituationen ausfällt.
Gegen Extremsituationen gewappnet ist die FinePix S2 Pro auch von der
Auslöse- und Fokussiergeschwindigkeit her. Und auch in Sachen Einschaltzeit. Vom
Einschalten bis in den betriebsbereiten Zustand braucht die FinePix S2 Pro
gerade mal 0,7 Sekunden – der Wert kann, je nach verwendeter Speicherkarte,
unterschiedlich lang/kurz ausfallen. Nach abgeschlossener Fokussierung liegt die
Auslöseverzögerung bei etwas mehr als 0,1 Sekunden. Rechnet man die
Fokussierzeit von durchschnittlich 0,6 Sekunden dazu, kommt man auf eine gesamte
Verzögerung von 0,7 Sekunden. Dabei kann die Fokussierzeit unter Umständen noch
viel geringer ausfallen. Denn unsere Testaufnahmen wurden in Innenräumen gemacht
und das uns zur Verfügung stehende 50 mm-Objektiv verfügt auch nicht über die
Ultraschall-Motorisierung anderer Objektive. Verwendet man ein solches
Ultraschall-Objektiv wie z. B. ein Nikon-Objektiv mit so genannter Silent
Wave-Technik oder ein Sigma-Objektiv mit HSM-Technik (Hyper Sonic Motor),
gewinnt man noch ein paar Bruchteile einer Sekunde an Fokussiergeschwindigkeit.
Etwas AF-Tempo kann man auch gewinnen, wenn man mit optimalen Lichtbedingungen
bzw. starken Motivkontrasten zu tun hat. Doch der Nikon MultiCAM-900-AF-Sensor,
der in der FinePix S2 Pro seinen Dienst verrichtet, fühlt sich auch unter
schwachen Lichtverhältnissen wohl, da er bereits bei -1 IL anspricht. Dieser AF-Sensor ist vom MultiCAM-1300-Sensor der Nikon F5 bzw.
seines digitalen
Pendants Nikon D1 abgeleitet und verrichtet bereits in der analogen Nikon F80
und Nikon F65 gute Dienste. Wie die Nikon D100 und im Gegensatz zur direkten
Konkurrentin von Canon, der EOS D60, kann die FinePix S2 Pro auch auf
nicht-mittige Motive scharf stellen, wenn man Bilder im Hochformat aufnimmt.
Denn zu dem mittleren, dem rechten und dem linken AF-Feld gesellen sich noch ein
oberes und unteres AF-Feld. Die Wahl des AF-Feldes erfolgt – wie schon am Anfang
dieses Berichtes erwähnt – sowohl automatisch als auch manuell. Automatisch
scharf gestellt wird entweder jedes Mal in dem Moment, in dem der Auslöser halb
nieder oder kontinuierlich gedrückt wird. Sollte das Licht bzw. die
Motivkontraste so schwach werden, dass selbst die exzellente Empfindlichkeit des
MultiCAM-900-Sensors nicht mehr ausreicht, leuchtet an der FinePix S2 Pro das
weiß-grelle AF-Hilfslicht auf, das auch den Zweck einer
Rote-Augen-Korrekturlampe erfüllt. Bei aufgesetztem Zusatzblitz bedient sich
die Kamera des wesentlich diskreteren, roten AF-Hilfslichtes des Blitzgerätes.
Wenn man die FinePix S2 Pro noch weiter mit den Konkurrenzmodellen Canon EOS D60 und Nikon D100 vergleicht, muss man auch die Fähigkeit der S2 Pro erwähnen,
Ton aufzunehmen. Während die Canon EOS D60 ganz "taub" ist und die Nikon D100
nur mit dem rund 400 EUR teureren Batteriegriff MB-D100 ein "offenes Ohr" für
seinen Besitzer bekommt, ist bei der FinePix S2 Pro die serienmäßige Möglichkeit
vorhanden, Sprachnotizen von bis zu 30 Sekunden pro Bild aufzunehmen. Eine
Aufrüstung mittels eines Batteriegriffes ist auch bei der FinePix S2 Pro gar
nicht möglich, da bei der S2 Pro der Batteriegriff sozusagen schon integraler
Bestandteil der Kamera ist. Bei der FinePix S2 Pro wird – wie schon beim
Vorgängermodell S1 Pro – auf zwei verschiedene Batterietypen zurückgegriffen. Im
Handgriff der Kamera nehmen zwei CR123A-Lithium-Einwegzellen Platz; in einer
"Schublade" im Kameraboden werden noch vier handelsübliche AA/Mignon-Zellen
eingesetzt. Diese "Mischversorgung" deutet auf eine etwas weniger elegant
umgesetzte Umwandlung des analogen Nikon F80-Bodys zu einer Digitalkamera.
Angenehmer Nebeneffekt: Zumindest die AA/Mignon-Zellen (Einweg-Batterien oder
Akkus) lassen sich – im Gegensatz zu den proprietären Lithiumionen-Akkus der
Canon EOS D60 und der Nikon D100 – überall (sogar in Tankstellen) finden und
sind günstig in der Anschaffung. Das ist leider nicht der Fall für die
CR123A-Lithiumzellen, die nicht nur zu unverschämten Preisen ausschließlich im
Foto-Fachhandel zu bekommen sind, sondern auch nicht wieder aufladbar sind.
Glücklicherweise halten die Lithiumzellen unter normaler Betriebstemperatur etwa
1.400 Aufnahmen aus, bevor sie schlapp machen, so dass die Betriebskosten sich in
dieser Hinsicht in Grenzen halten. Die AA/Mignon-Zellen haben ihrerseits eine
Autonomie von ca. 500 Bildern (mit 1.850 mAh-NiMH-Akkus, ohne Microdrive und mit
gelegentlicher Benutzung von LCD-Bildschirm und eingebautem Blitz). Da bei
digitalen Spiegelreflexkameras der größte Stromverbraucher, nämlich der
LCD-Farbbildschirm, im Aufnahmemodus nicht in Betrieb ist und die
Brennweitenverstellung nicht elektrisch, sondern manuell über einen Drehring
erfolgt, begnügen sich die digitalen SLRs mit verhältnismäßig wenig Energie.
Nichtsdestotrotz kommt die FinePix S2 Pro nicht auf solch hohe
Batterielaufzeiten wie bei der Canon EOS D60 oder die Nikon D100, aber dafür
braucht man sich bei der FinePix S2 Pro auch keinen optionalen Batteriegriff zu
kaufen. Es ist übrigens möglich, die FinePix S2 Pro allein mit den
AA/Mignon-Batterien zu betreiben und auf die CR123A-Zellen zu verzichten. Dies
geht allerdings auf Kosten einer drastisch verkürzten Batterielaufzeit und mit
der Einschränkung, dass man den eingebauten Blitz nicht mehr benutzen kann.
Trotz fehlender Möglichkeit, ein Zusatzbatteriefach an der FinePix S2 Pro zu
montieren, liegt die Kamera ziemlich gut in der Hand; schließlich ist ja die S2
Pro wegen der Batterie-Schublade im Kameraboden auch um einige Zentimeter höher
als eine Nikon D100 oder eine Canon EOS D60 (allerdings hätte Fujifilm der S2
Pro noch einen zusätzlichen Auslöser für Hochformat-Aufnahmen spendieren
können).
Bleibt noch zu erwähnen, dass die FinePix S2 Pro über einen
umschaltbaren PAL/NTSC-Videoausgang verfügt, die Vorlaufzeit des Selbstauslösers
sich einstellen lässt (2, 5, 10 oder 20 Sekunden), beim Fokussieren der Vorrang
dem am nächsten gelegenen Motiv gegeben werden kann und die Kamera auch zu
Testzwecken ohne eingelegte Speicherkarte auslöst und das aufgenommene Bild auf
dem LCD-Monitor anzeigt.
Fazit: Fujifilm ist es gelungen, mit den gleichen "Grundzutaten" (nämlich einem
Nikon F80-Body) wie bei der Nikon D100, eine Kamera nach "Art des Hauses" zu
entwickeln. Die FinePix S2 Pro ist kein D100-Klon, sondern eine digitale
Spiegelreflexkamera mit eigener Persönlichkeit. Durch Verwendung eigener
Konzepte beim Aufnahmeelement (SuperCCD-Technologie), bei der Bedienung und
bei der Stromversorgung hat Fujifilm die FinePix S2 Pro zu einer echten
Alternative zur Nikon D100 gemacht. In manchen Punkten, wie unter anderem bei der
Auflösung, ist die FinePix S2 Pro sogar der teilweise baugleichen Nikon D100
überlegen. Und das auch in manch anderer Hinsicht, so dass die FinePix S2 Pro
der D100 das Fürchten lernen könnte. Viele potentielle Käufer der D100
(insbesondere solche Kunden, die schon Nikon/Nikkor-Objektive besitzen) werden
sich jedenfalls fragen, ob sie mit der FinePix S2 Pro nicht genauso gut – oder
sogar besser – bedient sein könnten. Schlussendlich wird diese Entscheidung
hauptsächlich eine Frage des Geschmackes bzw. der ganz spezifischen Ansprüche
sein. Wer Canon Objektive sein Eigen nennt und auf digital umsteigen möchte,
wird sowieso eher zur EOS D60 greifen, weil diese auch viele Vorzüge (z. B. ein
besseres Rauschverhalten) zu bieten hat. Wenn überhaupt etwas an der FinePix S2
Pro kritisierbar ist, dann ist das die schlechte Unterstützung von
CompactFlash-Speicherkarten und eventuell auch die "hybride" Stromversorgung.
Ansonsten zeigt die FinePix S2 Pro, dass im professionellen Bereich neben den
Traditionsmarken Canon und Nikon auch Platz für Firmen wie Kodak, Sigma und eben
Fujifilm ist.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Fujifilm FinePix S2 Pro |
Sensor |
SuperCCD APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 6,2 Megapixel (physikalisch), 6,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.024 x 2.016 (3:2) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, Dioptrienausgleich -1,8 - 0,8 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
1,8", 0,118 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (10 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 2,0 Bilder/s und max. 7 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II), Microdrive |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 1.600 |
Abmessungen |
142 x 132 x 79 mm (B x H x T) |
Gewicht |
845 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/2LLTR (mit Preisvergleich) |