Kompaktkamera
Testbericht: Fujifilm MX-2900 Zoom
2000-01-05 Mit seinem derzeitigen Spitzenmodell schlägt der Hersteller eine Brücke zwischen seinen kompakten Freizeitkameras und professionell nutzbaren, opulent ausgestatteten Geräten. Dabei bleibt der Preis der gut ausgestatteten Kamera durchaus im Mittelfeld, wodurch die MX-2900 Zoom ein interessantes Angebot zu sein scheint. Wie sich die Kamera im praktischen Einsatz bewährt, lesen Sie im digitalkamera.de Praxis-Test. (Jan-Markus Rupprecht)
Die Kamera macht insgesamt einen recht hochwertigen und ergonomischen
Eindruck. Sie fühlt sich gut an und alle Tasten sind leicht erreichbar und
haben einen angenehmen Druckpunkt. Schade, daß dieses hohe Niveau nicht vollständig
durchgehalten wurde; ausgerechnet der wichtige Funktionswahlschalter auf der
Oberseite wirkt extrem billig. Er hat reichlich Spiel und wackelt
dementsprechend hin und her. Die Oberseite mit der Beschriftung ist eingeklebt,
wobei sich deren Farbe sonst nirgendwo an der Kamera wiederfindet. Bei der
Bedienung verfolgt der Hersteller das von den anderen Fujifilm Digitalkameras
bekannte zweistufige Konzept: In der ersten Stufe stehen nur die wichtigsten
Funktionen zur Verfügung, ausreichend aber für die meisten Anwendungsfälle.
In dieser Funktion können auf dem LCD-Monitor Hilfslinien zur Ausrichtung der
Kamera bei verschiedenen Motiven eingeblendet werden, beispielsweise für
Landschafts- oder Portrait-Aufnahmen. Alternativ kann der Monitor zum
Batteriesparen ganz abgeschaltet werden. Eine Restlichtverstärkung bietet der
LCD-Monitor übrigens nicht. Bei unzureichender Beleuchtung muß man also statt
dessen den optischen Sucher verwenden, der allerdings nur einen groben
Anhaltspunkt über den tatsächlich aufgenommenen Bildausschnitt vermittelt. Der
LCD-Monitor dagegen arbeitet in der Vorschau sehr präzise, stimmt oben und
unten exakt. Das tatsächlich aufgenommene Bild ist lediglich ein klein wenig
breiter, d. h. am linken und rechten Bildrand wird jeweils ein kleines Stück
Bildinformation mit aufgenommen, die man in der Vorschau nicht angezeigt
bekommt.
Verarbeitung fast durchgängig gut
In der zweiten Bedienstufe ist der LCD-Monitor immer eingeschaltet, denn dann
werden die zusätzlichen Funktionen per Bildschirmmenü angewählt: Weißabgleich
(Automatisch oder manuell aus sechs Voreinstellungen), Belichtungskorrektur
(lediglich im Bereich von -0,9 bis +1,5 Belichtungsstufen, in extremen
Belichtungssituationen reicht das manchmal nicht aus), Blendenvorwahl (F4 und F8
mit automatischer oder manueller Wahl der Belichtungszeit), Regulierung des
internen Blitzes (-0,6 bis +0,6 Belichtungsstufen), Charakteristik der
Belichtungsmessung (Durchschnitt, Spot und Mehrzonenmessung) sowie die
Serienbildfunktion. Serienbilder beherrscht die MX-2900 Zoom zwar mit hoher
Geschwindigkeit von bis zu 5 Bildern pro Sekunde (abhängig von der
Belichtungszeit; Geschwindigkeit nicht manuell einstellbar), leider aber nur in
verminderter Auflösung, was heute eigentlich nicht mehr dem Stand der Technik
entspricht. Neun Bilder in Standard-VGA-Auflösung (640 x 480 Bildpunkte) schießt
die Kamera extrem schnell hintereinander innerhalb von nur 2 Sekunden.
Die normale Bildgröße umfaßt 1.800 x 1.200 Bildpunkte, der Speichervorgang
dauert etwa 6 bis 8 Sekunden (abhängig vom der gewählten
JPEG-Kompressionsstufe und dem Motiv). Erst danach ist die Kamera wieder
aufnahmebereit, einen Pufferspeicher für schnellere Bildfolgen besitzt die
MX-2900 Zoom nicht. Alternativ zur komprimierten Speicherung im JPEG-Format kann
die MX-2900 Zoom auch unkomprimierte TIFF-Dateien auf SmartMedia-Karten bis 64
MByte ablegen. Hierbei hat sich Fujifilm für ein ungebräuchliches
Y-C-TIF-Format entschieden, das den Vorteil hat, weniger Speicherplatz auf der
Wechselspeicherkarte zu beanspruchen (4,3 MByte statt 6,2 MByte bei RGB-TIFF). Für
den Anwender hat dieses Format aber den Nachteil, daß er die Dateien nicht
direkt in Standard-Programmen öffnen kann, sondern zwingend mit dem
Fujifilm-Treiber ins Bildbearbeitungsprogramm einlesen muß.
Vollständig manuelle Belichtung möglich
Mit lediglich zwei Blenden ausgerüstet, war eine Blendenautomatik mit bei
der MX-2900 Zoom nicht machbar. Neben der Programmautomatik (Kamera wählt
Blende und Belichtungszeit vollautomatisch) gibt es folglich eine Zeitautomatik,
d. h. eine der beiden Blenden F3,3 bis F5 und F7,6 bis F11 (jeweils in Weitwinkelstellung
bis Telestellung des Zoomobjektivs) kann vorgewählt werden und die Kamera
errechnet die dazu passende Belichtungszeit im Bereich von 1/4 bis 1/2.000stel
Sekunden. Für Profis oder besondere Anwendungsgebiete, beispielsweise
reproduzierbaren Beleuchtungssituationen im Studio, gibt es auch eine voll
manuelle Betriebsart mit wählbaren Belichtungszeiten zwischen 3 s und 1/1.000
s. Dann gibt der Fotograf nach der Blende auch die Belichtungszeit fest vor.
Leider läßt die Kamera den Benutzer in den Automatikbetriebsarten über die
aktuellen Belichtungsdaten völlig im Dunkeln, d. h. Anzeigen für die von der
Automatik ermittelten Blenden- und Belichtungszeitwerte gibt es nicht.
Der Motorzoom der Fujifilm arbeitet übrigens genaugenommen nicht wirklich
stufenlos, sondern fährt stets auf eine von acht vorgegebene Positionen, in
denen das Objektiv offenbar auf optimale Abbildungsqualität berechnet wurde. In
der Praxis stört dies nur selten, beispielsweise wenn ein Bild an der Wand möglichst
formatfüllend aufgenommen werden soll. Dann kann es passieren, daß in der
einen Zoom-Stufe noch zuviel Wand mit aufs Bild kommt und in der nächsten Stufe
das Bild bereits angeschnitten wird. Hier hilft dann nur eine Verlagerung des
Kamerastandortes.
Auch wenn der unscheinbare Knopf gerne in Vergessenheit gerät: Von Zeit zu
Zeit sollte sich der Besitzer der MX-2900 Zoom wieder an die nützliche
Shift-Taste erinnern. In der Aufnahmebetriebsart läßt sich damit die
Helligkeit des LCD-Monitors regulieren, Bildgröße und Kompressionsrate ohne
Umweg über das Setup-Menü ändern und sogar manuell stufenlos Fokussieren. In
der Wiedergabebetriebsart kann mit der Shift-Taste der Bildausschnitt während
des Wiedergabe-Zooms (bis 4-fach) verschoben werden.
Stromversorgung mit zeitgemäßer Lithiumionen-Technik
Als Stromversorgung dient ein winziger und dennoch leistungsfähiger
Lithiumionen-Akku mit 1.100 mAh bei einer Spannung von 3,7 V. Kaum größer als
eine Mignon-Rundzelle findet der Akku, der übrigens auch die Fujifilm MX-1500
Zoom und MX-2700 mit Strom versorgt, bequem im Griff der MX-2900 Zoom Platz. Da
der Akku intern in der Kamera geladen wird, kann der mitgelieferte AC-Adapter
nicht nur zum Laden des Akkus sondern alternativ auch als Netzgerät zur stationären
Stromversorgung der Kamera dienen. Obwohl der Stromverbrauch der Kamera nicht
auffällig hoch ist, sollte man die rund 120 DM für einen Ersatzakku
investieren. Schließlich
ist es ärgerlich, wenn unterwegs bei Fotografieren der Saft ausgeht und
Standard-Batterien passen ja nicht in die MX-2900 Zoom. Unter Praxisbedingungen
haben wir rund 60 bis 80 Bilder mit einer Akkufüllung aufnehmen können –
stets mit eingeschaltetem LCD-Monitor und mit gelegentlichem Wiedergabebetrieb.
Eigenwillig, aber recht pfiffig gelöst ist die Befestigungsmöglichkeit für
optisches Zubehör an der MX-2900 Zoom. Nach Drücken einer Taste an der linken
Gehäuseseite kann man den silbernen Zierring abnehmen, der das Objektiv umgibt.
An gleicher Stelle wird dann per Bajonettverschluß der Vorsatzlinsenadapter
eingerastet, der ein 43-mm-Standardgewinde besitzt, in das Nahlinsen, Tele- oder
Weitwinkelkonverter geschraubt werden können. Eine Nase deckt dann den
optischen Sucher ab, damit der Fotograf daran denkt, nun den LCD-Monitor zu
benutzen. Da sich Vorsatzobjektive gemeinsam mit dem Adapter viel schneller und
bequemer wechseln lassen, empfiehlt es sich bei wechselweisem Einsatz mehrerer
Objektivvorsätze jedes mit einem eigenen Vorsatzlinsenadapter auszurüsten.
Dies schont dann auch die empfindlichen Filtergewinde. Fujifilm bietet den
Vorsatzlinsenadapter alleine und auch zusammen mit einem hochwertigen und dabei
recht preisgünstigen Weitwinkelkonverter an (resultierende Brennweite etwa 28
mm). Auf der Wunschliste verbleibt noch ein entsprechendes Telekonverter-Set von
Fujifilm.
Vorsatzlinsenadapter mit Bajonettverschluß
Der ausklappbare interne Blitz läßt sich bei Bedarf durch einen
Aufsteckblitz oder eine Studioblitzanlage ergänzen. Hierfür besitzt die
MX-2900 Zoom einen Mittenkontakt-Blitzschuh zur Auslösung eines beliebigen
Automatikblitzgerätes von Zubehörherstellern; erweiterte Möglichkeiten wie
TTL-Blitzsteuerung oder die Ansteuerung von Zoom-Reflektoren bietet die Kamera
nicht. Da die Kamera nur zwei Blenden besitzt, ist hierüber keine sinnvolle
Belichtungssteuerung beim Blitzbetrieb möglich. Der
Aufsteckblitz muß also diese Aufgabe übernehmen und sollte dafür einige
einstellbare Kamerablenden zur Regulierung der abgegebenen Lichtmenge bieten.
Alternativ kann man über die Lichtempfindlichkeitseinstellung am Blitz etwas
manipulieren. Da der in der MX-2900 Zoom eingebaute Blitz direkt vor dem
Blitzschuh hochklappt, kann er normalerweise nicht als Zweitblitz verwendet
werden, wenn ein Blitzgerät im Blitzschuh montiert ist. Wer also mit der
MX-2900 Zoom gleichzeitig direkt und indirekt blitzen will, muß dafür ein
Zusatzblitzgerät mit schwenkbarem Hauptblitz und eingebautem Zweitreflektor
nehmen.
Im Stativbetrieb im Studio erweist sich die Fujifilm als unproblematisch. Das
Stativgewinde ist als Metall und günstig inmitten der planen Gehäuseunterseite
positioniert. Das ganz außen an der Unterseite liegende Akkufach bleibt bei den
meisten Stativ-Schnellwechselplatten ohne deren Demontage zugänglich. Alle
Anschlüsse liegen auf der linken Gehäuseseite, so daß sich Anschlußkabel
nicht mit den Bedienelementen ins Gehege kommen. Beim Öffnen der Abdeckung des
seitlich bequem zugänglichen Wechselspeicherkarten-Steckplatzes wird die Kamera
zwar stromlos geschaltet, befindet sich nach dem anschließenden
Wiedereinschalten in exakt demselben Zustand wie vorher. Einem schnellen
Auslesen erster Probeaufnahmen per externem Kartenleser und anschließender
Feinjustierung der Kamera oder des Aufbaus steht also nichts im Wege.
Nicht mehr ganz zeitgemäß ist der ausschließlich serielle Anschluß zur
Bilddatenübertragung auf den PC, ein USB-Anschluß fehlt. Angesichts der
anfallenden großen Datenmengen ist der Käufer zumindest bei häufiger
Benutzung der Kamera praktisch darauf angewiesen, ein separates (auch von
Fujifilm erhältliches) Kartenlesegerät zu erwerben, mit dem die Bilder dann in
endlicher Zeit den Weg in den PC finden.
Mit der MX-2900 Zoom spielt nun auch Fujifilm in der Riege der professionell
nutzbaren, bezahlbaren und attraktiven Digitalkameras mit. Die Kamera bietet
keine sensationellen Neuerungen, überzeugt aber durch gute
Allround-Eigenschaften bei relativ geringen Gehäusemaßen und ist damit als
Urlaubskamera genauso geeignet, wie für den Einsatz im Studio. Dabei kann der
Fujifilm MX-2900 Zoom aufgrund ihrer guten Ausstattung und ihres recht großen
Lieferumfanges ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis bescheinigt werden.
Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Fujifilm MX-2900 Zoom
finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen
digitalkamera.de-Datenblatt. Testbilder der MX-2900 Zoom enthält unsere Rubrik ComputerFoto-Testbilder.
Kurzbewertung
- Lithiumionen-Akku
- viele Möglichkeiten zur Bildbeeinflussung
- Serienbilder nur in niedriger Auflösung
- keine Anzeige von Blende und Belichtungszeit
- nur zwei Blendenstufen
- optischer Sucher unpräzise
Technische Daten
Modell |
Fujifilm MX-2900 Zoom |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 2,3 Megapixel (physikalisch), 2,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
1.800 x 1.200 (3:2) |
Objektiv |
35-105 mm / F3,3-5,0 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
2,0", 0,130 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung, Besonderheiten: Multifeldmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 3 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SmartMedia 90 MB |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
130 x 69 x 60 mm (B x H x T) |
Gewicht |
400 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/MENUK (mit Preisvergleich) |