Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Fujifilm X-E2
2013-11-28 Wer auf ganz klassische Weise aber digital fotografieren möchte, wird heute von den meisten Herstellern enttäuscht. Althergebrachte Tugenden hält neben Leica vor allem Fujifilm hoch, mit den spiegellosen Systemkameras der X-Reihe. Deren jüngster Spross, die X-E2, bleibt dieser Linie treu: Hochwertige Objektive und ein besonderes Sensordesign sollen für eine exzellente Bildqualität sorgen, hinzu kommt eine einzigartige Bildaufbereitung mit dem „Lens Modulation Optimizer“. Geblieben ist es hingegen beim sehr traditionellen Bedienkonzept. Kann die Fujifilm X-E2 die hohen Erwartungen insbesondere traditionsbewusster Fotografen erfüllen? Digitalkamera.de ist dieser Frage in einem ausführlichen Praxistest sowie dem harten Parcours durchs Testlabor nachgegangen. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Das Design und die Bedienung der X-E2 bleiben auf dem einmal von Fujifilm mit der X-E1 eingeschlagenen Weg. Die Kamera sieht aus wie ein klassischer Fotoapparat, mit schlichten Formen und dedizierten Bedienelementen. Fast mag man glauben, eine traditionelle Messsucherkamera vor sich zu haben, doch das weit links angeschlagene Sucherokkular lässt einen auf ein TFT-Display blicken. Das kantige Design hingegen könnte direkt aus den 70er Jahren stammen, auch die genarbte Gummierung des Gehäuses erinnert stark an diese Epoche. Dass früher jedoch nicht alles besser war, registriert man spätestens dann, wenn man die X-E2 in die Hand nimmt und vors Auge hebt: Mit einer Hand lässt sich die Kamera nicht sicher halten, dem steht das schlichte Design mit einem nur angedeuteten Handgriff einfach im Wege. Hinzu kommt das für eine spiegellose Systemkamera recht hohe Gewicht; betriebsbereit und ausgerüstet mit dem Objektiv Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS drückt die X-E2 nahezu 660 Gramm auf die Waage.
Form follows function – diesen Designansatz überlässt Fujifilm gerne anderen Herstellern. Bei der Bedienung der X-E2 steht dagegen die Kontinuität zu Konzepten aus den 70er Jahren im Vordergrund. Und so ist sie ganz klassisch mit einem Wählrad für die Verschlusszeit versehen und einem weiteren zur Belichtungskorrektur. Im Zentrum des Auslösers befindet sich sogar ein Gewinde, das einen altehrwürdigen Drahtauslöser aufnimmt – welche Digitalkamera heute kann das noch bieten? Ein Moduswählrad sucht man dagegen vergebens. Denn auch bei der Belichtungssteuerung bleibt die X-E2 der Tradition verhaftet. Die Blendenzahl wird wie früher üblich mit einem Ring am Objektiv gewählt; stellt man den Blendenring auf „A“, steuert die Kamera automatisch die zur vorgegebenen Verschlusszeit passende Belichtungszeit (und gegebenenfalls ISO-Zahl). Analog dazu gibt es auch für die Zeitvorwahl die Stellung „A“, damit wird die X-E2 zum Zeitautomaten. Stehen sowohl Blenden- wie Zeitwahl auf „A“, steuert die X-E2 die Belichtung per Programmautomatik. Das mag auf den ersten Blick eingängig erscheinen, macht aber immer mehrere Bedienschritte nötig, um die Kamera umzukonfigurieren. Mit einem längst üblichen Programmwählrad ist die Betriebsart auf alle Fälle schneller geändert und vor allem auch einhändig.
Bei der X-E2 ist also durchaus nicht nur auf „Retro“ getrimmt, sondern packt Altbewährtes mit modernster Digitaltechnik zusammen. Auf der Höhe der Zeit ist auf alle Fälle ihr elektronischer Sucher. Er löst mit fast 2,4 Millionen Bildpunkten extrem fein auf und überzeugt mit einer sehr natürlichen Farbwiedergabe. Was aber fast noch wichtiger ist: Dieser EVF ist sehr hell, selbst spätherbstliche Gegenlichtaufnahmen sind mit ihm überhaupt kein Problem. Gut auch, dass die Austrittspupille für einen Augenabstand von großzügigen 23 Millimetern berechnet ist. So kommen Brillenträger ebenfalls in den Genuss des formidablen EVFs und können das Sucherbild bis nahezu in die letzte Ecke überblicken. Aber auch die Darstellung auf dem rückwärtigen Display kann sich sehen lassen. Es löst jetzt mehr als eine Million Bildpunkte auf, seine Diagonale ist auf drei Zoll angewachsen – eine klare Verbesserung gegenüber der Vorgängerin. Klappen oder schwenken lässt sich der Bildschirm jedoch weiterhin nicht, berührungsempfindlich ist er sowieso nicht – auch da bleibt Fujifilm ganz traditionell.
Das Gehäuse der X-E2 wirkt sehr wertig, das gilt auch für die Drehräder und den Auslöser auf der Topplatte. Die Räder gehen stramm, versehentlich verstellen lassen sie sich kaum. Der Auslöser will übrigens recht kräftig niedergedrückt werden, seine beiden Druckpunkte sind bestens definiert. Das gilt leider nicht für die Taster auf dem Rücken der Kamera. Sie sind aus schnödem Kunststoff gefertigt und arbeiten etwas schwammig. Dafür hat Fujifilm einen Teil der Tasten am linken Rand angeordnet, die XE-2 lässt sich also prima zweihändig bedienen. Und das klappt dank des durchdachten Schnellmenüs mit Zugriff auf ein Dutzend Paramater vorzüglich. Da muss man nur sehr selten in das umfangreiche aber ordentlich gegliederte Kameramenü abtauchen. Erleichtert wird die Bedienung zudem dadurch, dass sich gleich neun individuelle Kamerakonfigurationen speichern lassen, auf die man dann via Schnellmenü direkt zugreift. Allerdings gilt dabei: Ein Benutzerspeicher nimmt nur neun Parameter auf, Vorgaben am Blendenring oder Zeitwählrad gehören nicht dazu.
Die Schnittstellen (Mikrofon/Fernauslöser, USB und HDMI) verschwinden unter einer robusten Klappe links an der Kamera, die mit einem Federscharnier angeschlagen ist. Auf einen Spritzwasserschutz, etwa mit Gummilippen, verzichtet die X-E2 jedoch. Akku und Speicherkarte verbergen sich unter einer Klappe an der Unterseite, direkt daneben sitzt das Stativgewinde. Dessen Position ist gleich aus zwei Gründen ungünstig gewählt: Zum einen sitzt es weitab der optischen Achse, zum anderen blockiert eine angesetzte Schnellwechselplatte den Zugriff auf Speicherkarte und Energiespender. Letzter ist übrigens mit einer Reichweite von ca. 350 Aufnahmen (nach CIPA-Standard) etwas schwach auf der Brust. Nur gut, dass Fujifilm der X-E2 eine Ladeschale für den Akku beilegt. So wird die Kamera nicht blockiert, während sich ein optionaler Zweit-Akku in der Ladeschale auffrischt.
Ausstattung Nicht nur Design und Bedienung der X-E2 orientieren an einer klassischen Messsucherkamera, sondern auch die Ausstattung. Wobei Fujifilm der X-E2 durchaus auch moderne Features mit auf den Weg gegeben hat – doch der Reihe nach. Dass der Kamera ein Programmwählrad fehlt, hat einen simplen Grund: Es gibt keine Vollautomatik, keine Motivprogramme, die man auswählen könnte. Wer mit der X-E2 fotografiert, sollte sich über den Einfluss von Blende und Verschlusszeit auf das Bildergebnis im Klaren sein. Gänzlich verzichtet die X-E2 indes nicht auf Automatiken, wie sie heute in der Digitalfotografie Gang und Gäbe sind. So gibt es zum Beispiel eine automatische Gesichtserkennung, die das Scharfstellen bei Portrait- und Gruppenfotos erleichtert. Auch eine Panorama-Automatik hat die X-E2 an Bord: Einfach Auslöser drücken und die Kamera über die Szenerie schwenken, schon landet ein Breitbild mit bis zu 9.600 x 2.160 Pixeln auf der Speicherkarte. Dieses Schwenkpanorama funktioniert auch bei hochkant gehaltener Kamera sowie vertikalen Schwenks. Damit kann diese Automatik zumindest bei statischen Motiven durchaus ein Super-Weitwinkelobjektiv ersetzen.
Gleich acht Effektprogramme hat die X-E2 zu bieten, von „Lochkamera“ über den unvermeidlichen „Miniatur“-Effekt bis hin zum Color-Keying. Bei letzterem wird nur eine von sechs wählbaren Farben dargestellt, der Rest des Motivs erscheint in Schwarzweiß. Und wie es sich für eine Kamera von Fujifilm gehört, wartet auch die X-E2 mit der Simulation analoger Filme aus demselben Hause auf – auf Wunsch auch noch nachträglich im Wiedergabemodus. Respektabel ist die Serienbildgeschwindigkeit von rund 7 Bildern/Sekunde. Jedoch hält die X-E2 dieses Tempo nur für zwölf JPEG-Aufnahmen beziehungsweise neun Raw-Fotos durch, danach fällt sie in einen sehr gemächlichen Dauerlauf. Bei höchster Serienbildrade zeigt die Kamera zwar das zuletzt aufgenommene Bild (und nicht ein Live-View-Bild), das geht aber so rasch und ohne Dunkelpause, dass es kaum stört.
Wem es eher auf pure Fotografie ankommt, findet bei der X-E2 reichhaltige Funktionen und Optionen. Gegenüber der Vorgängerin verbessert wurde die ISO-Automatik, Ihr lässt sich nun eine maximale Verschlusszeit vorgeben, bevor eine höhere Empfindlichkeit gesteuert wird. Das funktioniert in der Praxis gut, solange man Festbrennweiten verwendet. Ist dagegen ein Zoomobjektiv angesetzt, fehlt der Automatik die Möglichkeit, die längste Verschlusszeit in Abhängigkeit von der gewählten Brennweite vorgeben zu können. Vorbildlich dagegen, dass sich bei der X-E2 Fokus und Belichtung getrennt voneinander speichern lassen – die Kamera weist dazu je eine AF-L- und AE-L-Taste auf. Keine Wünsche bleiben bei der Blitzbelichtung übrig. Die X-E2 beherrscht alle wichtigen Modi von der Langzeitsynchronisation bis hin zum Vorblitz zur Vermeidung rotgeblitzter Augen. Fujifilm hat die X-E2 mit einem ISO-Schuh ausgestattet, über den sich externe Blitzgeräte anschließen lassen. Für den Notfall hat die Kamera aber auch einen kleinen Aufklappblitz an Bord, der allerdings mit einer Leitzahl von 5,4 etwas schwach auf der Brust ist.
Videos zeichnet die X-E2 in Full-HD-Auflösung mit maximal 60 Vollbildern je Sekunde und Stereoton auf, gespeichert wird im nachbearbeitungsfreundlichen MOV-Format. Für die Videoaufzeichnung muss die Kamera umständlich in den Filmmodus versetzt werden, ein dedizierter Videoauslöser fehlt ihr. An der Qualität der Aufnahmen gibt es indes nichts auszusetzen. Der Autofokus reagiert zügig und ohne lästiges Pumpen, Fokusgeräusche sind nicht vernehmbar. Beeindruckend vielfältig sind die Optionen, die die X-E2 im Wiedergabemodus bietet. Raw-Aufnahmen lassen sich direkt in der Kamera entwickeln, dabei erlaubt sie es, eine Vielzahl an Parametern vorzugeben. Sogar die manuelle Korrektur von Abbildungsfehlern, die durch das Objektiv hervorgerufen wurden, ist möglich.
Ganz im Sinne der Moderne hat Fujifilm die X-E2 mit WiFi-Konnektivität ausgestattet. Die drahtlose Verbindung mit einem Smartphone dient indes im Wesentlichen nur der Bildübertragung, fernsteuern lässt sich die Kamera damit nicht. Auf einen GPS-Empfänger verzichtet die X-E2, sie übernimmt auf Wunsch die Ortskoordinaten von einem Smartphone, mit dem sie verbunden ist. Dabei referenziert sie allerdings die aktuelle Position zum Zeitpunkt des Abgleichs und nicht zum Zeitpunkt der Aufnahme.
Objektiv Als einer der letzten Ankömmlinge in der spiegellosen Systemwelt hatte die X-Familie von Fujifilm anfangs nur eine bescheidene Objektiv-Auswahl zu bieten. Doch inzwischen listet die Website zehn Objektive, die einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 21 bis ca. 350 Millimeter abdecken – davon sechs lichtstarke Festbrennweiten. Unsere Testkamera war mit dem Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS bestückt, das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 27 bis 82,5 Millimeter abdeckt. Wie bei der hohen Lichtstärke nicht anders zu erwarten, ist das Zoom recht voluminös und schwer. Doch das hohe Gewicht geht sicherlich auch aufs Konto der robusten Bauweise, Objektivtubus und Bajonett sind aus Metall gefertigt. Zudem ist die optische Konstruktion mit 14 Elementen in zehn Gruppen alles andere als einfach. Die Objektivkonstruktion bringt jedenfalls alle Voraussetzungen für beste Bildqualität mit – mehr dazu im folgenden Abschnitt.
Wie aber macht sich das Standard-Zoom in der Praxis? Der Autofokus ist jedenfalls ordentlich flott, ohne jedoch Rekorde zu brechen: Zwischen 0,4 und 0,6 Sekunden dauert es, bis die X-E2 scharf gestellt und ausgelöst hat. Etwas flotter geht’s, wenn man die Pre-AF-Option einschaltet, was insbesondere für Action- und Schnappschussfotografen empfehlenswert ist. Schön auch, dass Fujifilm dem Objektiv einen optischen Bildstabilisator spendiert hat. Die Steuerungsmöglichkeiten für den Autofokus sind etwas gering aber in der Praxis völlig ausreichend. Entweder überlässt man der Kamera die Wahl des Fokusfeldes, oder aber man legt es auf eine von 49 möglichen Positionen im Sucherausschnitt.
Im Vergleich zur Vorgängerin hat Fujifilm also die AF-Leistung deutlich verbessert. Möglich wurde das durch einen neuen Hybrid-Autofokus, der die Vorteile der Kontrastmessung mit denen des Phasenvergleichsverfahrens kombiniert. Dazu hat Fujifilm den Bildsensor wie schon in der X100S mit rund 86.000 Phasensvergleichszellen versehen. Neu auch: In der Betriebsart AF-C lässt sich nun bei halb gedrücktem Auslöser der Belichtungsmesser einfrieren, der Fokus wird jedoch weiter nachgeführt. So schön diese Neuerungen auch sind – der traditionsbewusste Fotograf kann gerne darauf verzichten: Mit der X-E2 lässt sich auch aufs Beste manuell scharf stellen. Nicht nur, weil die Kamera Fokus-Peaking und ein elektronisches Schnittbild bietet – sondern auch dank der hervorragend konstruierten Objektive mit ihrem langen Einstellweg.
Bildqualität Nicht nur beim Design und bei der Ausstattung der X-E2 geht Fujifilm einen ganz eigenen Weg, auch mit dem Bildsensor verlässt die Kamera die üblichen ausgetretenen Pfade. Denn anders als Sensoren mit einem Bayer-Filter, setzt Fujifilm auf eine weniger regelmäßige Farbfiltermaske. Dieses X-Trans-Pattern soll die Gefahr von Moire verringern, konsequenterweise verzichtet die X-E2 selbstbewusst auf einen auflösungsmindernden Tiefpassfilter. Zudem bleibt die Auflösung von 16 Megapixel für einen Bildwandler im APS-C-Format moderat, was gute High-ISO-Fähigkeiten verspricht. Und last but not least kümmert sich der ebenfalls neue „EXR-Prozessor II“ mit seinem „Lens Modulation Optimizer“ darum, dass die interne Bildaufbereitung das verwendete Objektiv berücksichtigt. Auf dem Papier bringt die X-E2 also bestes Voraussetzungen für eine hervorragende Bildqualität mit. Ob sie die Verheißungen alle erfüllen kann, musste die Kamera ausgestattet mit dem Objektiv Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS in der Praxis und im Testlabor von digitalkamera.de unter Beweis stellen. Wie stets kann das sehr detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei gespeichert werden – mehr dazu in den weiterführenden Links am Ende dieses Testberichts.
Das Set-Objektiv macht nicht nur haptisch, sondern auch im Testlabor eine sehr gute Figur. Es löst bei optimaler Blende rund 45 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) auf. Das ist zwar kein Spitzenwert aber durchaus ordentlich. Was indes viel wichtiger ist: Die Auflösung ist über das gesamte Bildfeld sehr gleichmäßig und zwar bei allen Brennweiten. Ein Blick in parallel aufgezeichnete Raw-Aufnahmen bringt es ans Licht, dass dafür auch zu einem guten Teil die interne Bildaufbereitung mit ihrem „Lens Modulation Optimizer“ verantwortlich ist. In den Rohdaten wirken die äußersten Ecken weicher als das Bildzentrum, offenbar sind die kritischen Zonen in den JPEGs aus der Kamera besonders behandelt worden. Betätigt wird dieser Eindruck von der Messung der Schärfeartefakte – sie sind in den Bildecken deutlich stärker ausgeprägt als im Zentrum, bleiben aber insgesamt auf einem erfreulich niedrigen Niveau.
Was letztendlich zählt, ist das Ergebnis. Und das kann sich auch in Sachen „chromatischer Aberration“, Randabdunklung und Verzeichnung wirklich sehen lassen. Das Standard-Zoom ist gut auskorrigiert, ob optisch oder elektronisch sei einmal dahin gestellt. In der Praxis gefiel das Objektiv zudem mit einer guten Leistung im Gegenlicht, Blendenflecken oder Ghosting waren ihm nicht abzutrotzen.
Wie sieht es aber mit der Leistung des Bildwandlers und der Datenaufbereitung aus? Bei moderaten 16 Megapixeln Auflösung sollte die X-E2 einen guten Signal-Rauschabstand liefern – und enttäuscht nicht. Bei Basisempfindlichkeit von ISO 200 beträgt der Abstand zwischen dem Nutz- und Störsignal knapp 45 dB – ein guter Wert! Er fällt bis ISO 1.600 recht gleichmäßig ab. Dann greift offenbar die Rauschunterdrückung stärker ein, ohne jedoch zu verhindern, dass jenseits der ISO 3.200 die kritische Grenze von 35 dB unterschritten wird. Fujifilm hält glücklicherweise die Rauschunterdrückung an der kurzen Leine, so bleibt die Texturschärfe bis jenseits der ISO 3.200 im grünen Bereich. Das gilt ebenso für das Farb- und Luminanzrauschen. Kurzum: Der Spagat zwischen Rauschunterdrückung und Detailbewahrung gelingt der X-E2 vorzüglich, für DIN-A4-Prints lässt sie sich ohne Reue bis hinauf zu ISO 3.200 einsetzen.
Etwas Federn lassen muss die X-E2 jedoch bei der Eingangsdynamik. Sie verarbeitet gerade einmal Kontrastunterschiede von gut neun Blendenstufen – da packt die eine oder andere Konkurrentin zumindest im Low-ISO-Bereich noch eine weitere Lichtwertstufe darauf. Dafür hält die X-E2 ihr Niveau bis hinauf zu ISO 6.400 – das schaffen nicht mehr viele Kameras. Bei der Ausgabedynamik zeigt sich die Kamera ebenfalls etwas zwiespältig: Bis ISO 200 differenziert nahezu alle 256 möglichen Abstufungen je Farb- und Helligkeitskanal – exzellent! Doch dann fällt die Kurve recht steil ab, jenseits der ISO 3.200 verlieren die Aufnahmen sichtbar an Farb- und Helligkeitsdifferenzierung.
Gibt die XE-2 in Sachen Rauschen und Dynamik ein hervorragendes bis gutes Bild ab, schwächelt Sie, wenn es um die Farbwiedergabe geht. Die im Labor gemessenen Farbabweichungen sind im Mittel gerade noch gut, insbesondere Magenta- und Orange-Töne gibt die Kamera mit einer eigenen Note wieder. In der Praxis dürfte gerne auch der automatische Weißabgleich noch genauer arbeiten, die Aufnahmen weisen einen ganz leichten Stich ins Blaugrüne auf. Der manuelle Weißabgleich arbeitet dagegen äußerst akkurat.
Fazit Fujifilm bleibt seiner Linie treu: Die X-E2 trägt nicht nur ein Kleid im Retro-Design, auch Bedienung und Funktionsumfang orientieren sich stark an einer traditionellen Messsucherkamera. Wer die Blende lieber mit einem klassischen Blendenring am Objektiv einstellt als mit einem schnöden Drehrad an der Kamera, ist bei der X-E2 richtig aufgehoben. Wer jedoch einen Fotoautomaten sucht, der einem möglichst alles abnimmt, wird mit der Fujifilm X-E2 nicht glücklich werden – ihr fehlen schlichtweg eine Vollautomatik sowie Motivprogramme. Im Vergleich zur Vorgängerin hat Fujifilm die X-E2 nur moderat aber entscheidend verbessert: Der Autofokus ist deutlich schneller geworden, die Serienbildgeschwindigkeit etwas gestiegen und das Display löst nun standesgemäß hoch auf. Die Bildqualität der X-E2 ist sehr gut, in Teilbereichen sogar hervorragend. Lediglich bei der Farbtreue und der Eingangsdynamik muss die X-E2 ein paar Federn lassen, was aber den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck kaum schmälert. Dazu trägt sicherlich auch das hervorragende und lichtstarke Kit-Objektiv bei, das ein idealer Partner für die etwas wuchtige Kamera ist.
Kurzbewertung
- Empfehlenswertes Kit-Objektiv
- Flotter Autofokus, bestens manuell zu fokussieren
- Guter EVF, auch für Brillenträger geeignet
- Dank vieler dedizierter Bedienelemente schnell zu konfigurieren
- Sehr gute bis hervorragende Bildqualität
- Wuchtiges, etwas unhandliches Kameragehäuse
- Umständlicher Videomodus
- Keine Vollautomatik, keine Motivprogramme
Technische Daten
Modell |
Fujifilm X-E2 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.896 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,9-fach (Sensor-bezogen) |
Monitor |
3,0", 1,04 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Fujifilm, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) Mikrofoneingang |
GPS |
extern (Smartphone-Verbindung) |
Serienbildfunktion |
max. 7,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 200 bis 25.600 |
Abmessungen |
129 x 75 x 37 mm (B x H x T) |
Gewicht |
370 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/C0FDP (mit Preisvergleich) |