Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-E2

2013-11-28 Wer auf ganz klassische Weise aber digital fotografieren möchte, wird heute von den meisten Herstellern enttäuscht. Althergebrachte Tugenden hält neben Leica vor allem Fujifilm hoch, mit den spiegellosen Systemkameras der X-Reihe. Deren jüngster Spross, die X-E2, bleibt dieser Linie treu: Hochwertige Objektive und ein besonderes Sensordesign sollen für eine exzellente Bildqualität sorgen, hinzu kommt eine einzigartige Bildaufbereitung mit dem „Lens Modulation Optimizer“. Geblieben ist es hingegen beim sehr traditionellen Bedienkonzept. Kann die Fujifilm X-E2 die hohen Erwartungen insbesondere traditionsbewusster Fotografen erfüllen? Digitalkamera.de ist dieser Frage in einem ausführlichen Praxistest sowie dem harten Parcours durchs Testlabor nachgegangen.  (Martin Vieten)

Fujifilm X-E2 mit XF 18-55 mm [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Das Design und die Bedienung der X-E2 bleiben auf dem einmal von Fujifilm mit der X-E1 eingeschlagenen Weg. Die Kamera sieht aus wie ein klassischer Fotoapparat, mit schlichten Formen und dedizierten Bedienelementen. Fast mag man glauben, eine traditionelle Messsucherkamera vor sich zu haben, doch das weit links angeschlagene Sucherokkular lässt einen auf ein TFT-Display blicken. Das kantige Design hingegen könnte direkt aus den 70er Jahren stammen, auch die genarbte Gummierung des Gehäuses erinnert stark an diese Epoche. Dass früher jedoch nicht alles besser war, registriert man spätestens dann, wenn man die X-E2 in die Hand nimmt und vors Auge hebt: Mit einer Hand lässt sich die Kamera nicht sicher halten, dem steht das schlichte Design mit einem nur angedeuteten Handgriff einfach im Wege. Hinzu kommt das für eine spiegellose Systemkamera recht hohe Gewicht; betriebsbereit und ausgerüstet mit dem Objektiv Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS drückt die X-E2 nahezu 660 Gramm auf die Waage.

Form follows function – diesen Designansatz überlässt Fujifilm gerne anderen Herstellern. Bei der Bedienung der X-E2 steht dagegen die Kontinuität zu Konzepten aus den 70er Jahren im Vordergrund. Und so ist sie ganz klassisch mit einem Wählrad für die Fujifilm X-E2 mit XF 18-55 mm [Foto: MediaNord]Verschlusszeit versehen und einem weiteren zur Belichtungskorrektur. Im Zentrum des Auslösers befindet sich sogar ein Gewinde, das einen altehrwürdigen Drahtauslöser aufnimmt – welche Digitalkamera heute kann das noch bieten? Ein Moduswählrad sucht man dagegen vergebens. Denn auch bei der Belichtungssteuerung bleibt die X-E2 der Tradition verhaftet. Die Blendenzahl wird wie früher üblich mit einem Ring am Objektiv gewählt; stellt man den Blendenring auf „A“, steuert die Kamera automatisch die zur vorgegebenen Verschlusszeit passende Belichtungszeit (und gegebenenfalls ISO-Zahl). Analog dazu gibt es auch für die Zeitvorwahl die Stellung „A“, damit wird die X-E2 zum Zeitautomaten. Stehen sowohl Blenden- wie Zeitwahl auf „A“, steuert die X-E2 die Belichtung per Programmautomatik. Das mag auf den ersten Blick eingängig erscheinen, macht aber immer mehrere Bedienschritte nötig, um die Kamera umzukonfigurieren. Mit einem längst üblichen Programmwählrad ist die Betriebsart auf alle Fälle schneller geändert und vor allem auch einhändig.

Bei der X-E2 ist also durchaus nicht nur auf „Retro“ getrimmt, sondern packt Altbewährtes mit modernster Digitaltechnik zusammen. Auf der Höhe der Zeit ist auf alle Fälle ihr elektronischer Sucher. Er löst mit fast 2,4 Millionen Bildpunkten extrem fein auf und überzeugt mit einer sehr natürlichen Farbwiedergabe. Was aber fast noch wichtiger ist: Dieser EVF ist sehr hell, selbst spätherbstliche Fujifilm X-E2 [Foto: MediaNord]Gegenlichtaufnahmen sind mit ihm überhaupt kein Problem. Gut auch, dass die Austrittspupille für einen Augenabstand von großzügigen 23 Millimetern berechnet ist. So kommen Brillenträger ebenfalls in den Genuss des formidablen EVFs und können das Sucherbild bis nahezu in die letzte Ecke überblicken. Aber auch die Darstellung auf dem rückwärtigen Display kann sich sehen lassen. Es löst jetzt mehr als eine Million Bildpunkte auf, seine Diagonale ist auf drei Zoll angewachsen – eine klare Verbesserung gegenüber der Vorgängerin. Klappen oder schwenken lässt sich der Bildschirm jedoch weiterhin nicht, berührungsempfindlich ist er sowieso nicht – auch da bleibt Fujifilm ganz traditionell.

Das Gehäuse der X-E2 wirkt sehr wertig, das gilt auch für die Drehräder und den Auslöser auf der Topplatte. Die Räder gehen stramm, versehentlich verstellen lassen sie sich kaum. Der Auslöser will übrigens recht kräftig niedergedrückt werden, seine beiden Druckpunkte sind bestens definiert. Das gilt leider nicht für die Taster auf dem Rücken der Kamera. Sie sind aus Fujifilm X-E2 mit XF 18-55 mm [Foto: MediaNord]schnödem Kunststoff gefertigt und arbeiten etwas schwammig. Dafür hat Fujifilm einen Teil der Tasten am linken Rand angeordnet, die XE-2 lässt sich also prima zweihändig bedienen. Und das klappt dank des durchdachten Schnellmenüs mit Zugriff auf ein Dutzend Paramater vorzüglich. Da muss man nur sehr selten in das umfangreiche aber ordentlich gegliederte Kameramenü abtauchen. Erleichtert wird die Bedienung zudem dadurch, dass sich gleich neun individuelle Kamerakonfigurationen speichern lassen, auf die man dann via Schnellmenü direkt zugreift. Allerdings gilt dabei: Ein Benutzerspeicher nimmt nur neun Parameter auf, Vorgaben am Blendenring oder Zeitwählrad gehören nicht dazu.

Die Schnittstellen (Mikrofon/Fernauslöser, USB und HDMI) verschwinden unter einer robusten Klappe links an der Kamera, die mit einem Federscharnier angeschlagen ist. Auf einen Spritzwasserschutz, etwa mit Gummilippen, verzichtet die X-E2 jedoch. Akku und Speicherkarte verbergen sich unter einer Klappe an der Unterseite, direkt daneben sitzt das Stativgewinde. Dessen Position ist gleich aus zwei Gründen ungünstig gewählt: Zum einen sitzt es weitab der optischen Achse, zum anderen blockiert eine angesetzte Schnellwechselplatte den Zugriff auf Speicherkarte und Energiespender. Letzter ist übrigens mit einer Reichweite von ca. 350 Aufnahmen (nach CIPA-Standard) etwas schwach auf der Brust. Nur gut, dass Fujifilm der X-E2 eine Ladeschale für den Akku beilegt. So wird die Kamera nicht blockiert, während sich ein optionaler Zweit-Akku in der Ladeschale auffrischt.

Ausstattung Nicht nur Design und Bedienung der X-E2 orientieren an einer klassischen Messsucherkamera, sondern auch die Ausstattung. Wobei Fujifilm der X-E2 durchaus auch moderne Features mit auf den Weg gegeben hat – doch der Reihe nach. Dass der Kamera ein Programmwählrad fehlt, hat einen simplen Grund: Es gibt keine Vollautomatik, keine Motivprogramme, die man auswählen könnte. Wer mit der X-E2 fotografiert, sollte sich über den Einfluss von Blende und Verschlusszeit auf das Bildergebnis im Klaren sein. Gänzlich verzichtet die X-E2 indes nicht auf Automatiken, wie sie heute in der Digitalfotografie Gang und Gäbe sind. So gibt es zum Beispiel eine automatische Gesichtserkennung, die das Scharfstellen bei Portrait- und Gruppenfotos erleichtert. Auch eine Panorama-Automatik hat die X-E2 an Bord: Einfach Auslöser drücken und die Kamera über die Szenerie schwenken, schon landet ein Breitbild mit bis zu 9.600 x 2.160 Pixeln auf der Speicherkarte. Dieses Schwenkpanorama funktioniert auch bei hochkant gehaltener Kamera sowie vertikalen Schwenks. Damit kann diese Automatik zumindest bei statischen Motiven durchaus ein Super-Weitwinkelobjektiv ersetzen.

Gleich acht Effektprogramme hat die X-E2 zu bieten, von „Lochkamera“ über den unvermeidlichen „Miniatur“-Effekt bis hin zum Color-Keying. Bei letzterem wird nur eine von sechs wählbaren Farben dargestellt, der Rest des Motivs erscheint in Schwarzweiß. Und wie es sich für eine Kamera von Fujifilm gehört, wartet auch die X-E2 mit der Simulation analoger Filme aus demselben Hause auf – auf Wunsch auch noch nachträglich im Wiedergabemodus. Respektabel ist die Serienbildgeschwindigkeit von rund 7 Bildern/Sekunde. Jedoch hält die X-E2 dieses Tempo nur für zwölf JPEG-Aufnahmen beziehungsweise neun Raw-Fotos durch, danach fällt sie in einen sehr gemächlichen Dauerlauf. Bei höchster Serienbildrade zeigt die Kamera zwar das zuletzt aufgenommene Bild (und nicht ein Live-View-Bild), das geht aber so rasch und ohne Dunkelpause, dass es kaum stört.

Wem es eher auf pure Fotografie ankommt, findet bei der X-E2 reichhaltige Funktionen und Optionen. Gegenüber der Vorgängerin verbessert wurde die ISO-Automatik, Ihr lässt sich nun eine maximale Verschlusszeit vorgeben, bevor eine höhere Empfindlichkeit gesteuert wird. Das funktioniert in der Praxis gut, solange man Festbrennweiten verwendet. Ist dagegen ein Zoomobjektiv angesetzt, fehlt der Automatik die Möglichkeit, die längste Verschlusszeit in Abhängigkeit von der gewählten Brennweite vorgeben zu können. Vorbildlich dagegen, dass sich bei der X-E2 Fokus und Belichtung getrennt voneinander speichern lassen – die Kamera weist dazu je eine AF-L- und AE-L-Taste auf. Keine Wünsche bleiben bei der Blitzbelichtung übrig. Die X-E2 beherrscht alle wichtigen Modi von der Langzeitsynchronisation bis hin zum Vorblitz zur Vermeidung rotgeblitzter Augen. Fujifilm hat die X-E2 mit einem ISO-Schuh ausgestattet, über den sich externe Blitzgeräte anschließen lassen. Für den Notfall hat die Kamera aber auch einen kleinen Aufklappblitz an Bord, der allerdings mit einer Leitzahl von 5,4 etwas schwach auf der Brust ist.

Videos zeichnet die X-E2 in Full-HD-Auflösung mit maximal 60 Vollbildern je Sekunde und Stereoton auf, gespeichert wird im nachbearbeitungsfreundlichen MOV-Format. Für die Videoaufzeichnung muss die Kamera umständlich in den Filmmodus versetzt werden, ein dedizierter Videoauslöser fehlt ihr. An der Qualität der Aufnahmen gibt es indes nichts auszusetzen. Der Autofokus reagiert zügig und ohne lästiges Pumpen, Fokusgeräusche sind nicht vernehmbar. Beeindruckend vielfältig sind die Optionen, die die X-E2 im Wiedergabemodus bietet. Raw-Aufnahmen lassen sich direkt in der Kamera entwickeln, dabei erlaubt sie es, eine Vielzahl an Parametern vorzugeben. Sogar die manuelle Korrektur von Abbildungsfehlern, die durch das Objektiv hervorgerufen wurden, ist möglich.

Ganz im Sinne der Moderne hat Fujifilm die X-E2 mit WiFi-Konnektivität ausgestattet. Die drahtlose Verbindung mit einem Smartphone dient indes im Wesentlichen nur der Bildübertragung, fernsteuern lässt sich die Kamera damit nicht. Auf einen GPS-Empfänger verzichtet die X-E2, sie übernimmt auf Wunsch die Ortskoordinaten von einem Smartphone, mit dem sie verbunden ist. Dabei referenziert sie allerdings die aktuelle Position zum Zeitpunkt des Abgleichs und nicht zum Zeitpunkt der Aufnahme.

Objektiv Als einer der letzten Ankömmlinge in der spiegellosen Systemwelt hatte die X-Familie von Fujifilm anfangs nur eine bescheidene Objektiv-Auswahl zu bieten. Doch inzwischen listet die Website zehn Objektive, die einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 21 bis ca. 350 Millimeter abdecken – davon sechs lichtstarke Festbrennweiten. Unsere Testkamera war Fujifilm X-E2 mit XF 18-55 mm [Foto: MediaNord]mit dem Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS bestückt, das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 27 bis 82,5 Millimeter abdeckt. Wie bei der hohen Lichtstärke nicht anders zu erwarten, ist das Zoom recht voluminös und schwer. Doch das hohe Gewicht geht sicherlich auch aufs Konto der robusten Bauweise, Objektivtubus und Bajonett sind aus Metall gefertigt. Zudem ist die optische Konstruktion mit 14 Elementen in zehn Gruppen alles andere als einfach. Die Objektivkonstruktion bringt jedenfalls alle Voraussetzungen für beste Bildqualität mit – mehr dazu im folgenden Abschnitt.

Wie aber macht sich das Standard-Zoom in der Praxis? Der Autofokus ist jedenfalls ordentlich flott, ohne jedoch Rekorde zu brechen: Zwischen 0,4 und 0,6 Sekunden dauert es, bis die X-E2 scharf gestellt und ausgelöst hat. Etwas flotter geht’s, wenn man die Pre-AF-Option einschaltet, was insbesondere für Action- und Schnappschussfotografen empfehlenswert ist. Schön auch, dass Fujifilm dem Fujifilm X-E2 mit XF 18-55 mm [Foto: MediaNord]Objektiv einen optischen Bildstabilisator spendiert hat. Die Steuerungsmöglichkeiten für den Autofokus sind etwas gering aber in der Praxis völlig ausreichend. Entweder überlässt man der Kamera die Wahl des Fokusfeldes, oder aber man legt es auf eine von 49 möglichen Positionen im Sucherausschnitt.

Im Vergleich zur Vorgängerin hat Fujifilm also die AF-Leistung deutlich verbessert. Möglich wurde das durch einen neuen Hybrid-Autofokus, der die Vorteile der Kontrastmessung mit denen des Phasenvergleichsverfahrens kombiniert. Dazu hat Fujifilm den Bildsensor wie schon in der X100S mit rund 86.000 Phasensvergleichszellen versehen. Neu auch: In der Betriebsart AF-C lässt sich nun bei halb gedrücktem Auslöser der Belichtungsmesser einfrieren, der Fokus wird jedoch weiter nachgeführt. So schön diese Neuerungen auch sind – der traditionsbewusste Fotograf kann gerne darauf verzichten: Mit der X-E2 lässt sich auch aufs Beste manuell scharf stellen. Nicht nur, weil die Kamera Fokus-Peaking und ein elektronisches Schnittbild bietet – sondern auch dank der hervorragend konstruierten Objektive mit ihrem langen Einstellweg.

Bildqualität Nicht nur beim Design und bei der Ausstattung der X-E2 geht Fujifilm einen ganz eigenen Weg, auch mit dem Bildsensor verlässt die Kamera die üblichen ausgetretenen Pfade. Denn anders als Sensoren mit einem Bayer-Filter, setzt Fujifilm auf eine weniger regelmäßige Farbfiltermaske. Dieses X-Trans-Pattern soll die Gefahr von Moire verringern, Fujifilm X-E2 mit XF 18-55 mm [Foto: MediaNord]konsequenterweise verzichtet die X-E2 selbstbewusst auf einen auflösungsmindernden Tiefpassfilter. Zudem bleibt die Auflösung von 16 Megapixel für einen Bildwandler im APS-C-Format moderat, was gute High-ISO-Fähigkeiten verspricht. Und last but not least kümmert sich der ebenfalls neue „EXR-Prozessor II“ mit seinem „Lens Modulation Optimizer“ darum, dass die interne Bildaufbereitung das verwendete Objektiv berücksichtigt. Auf dem Papier bringt die X-E2 also bestes Voraussetzungen für eine hervorragende Bildqualität mit. Ob sie die Verheißungen alle erfüllen kann, musste die Kamera ausgestattet mit dem Objektiv Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS in der Praxis und im Testlabor von digitalkamera.de unter Beweis stellen. Wie stets kann das sehr detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei gespeichert werden – mehr dazu in den weiterführenden Links am Ende dieses Testberichts.

Das Set-Objektiv macht nicht nur haptisch, sondern auch im Testlabor eine sehr gute Figur. Es löst bei optimaler Blende rund 45 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) auf. Das ist zwar kein Spitzenwert aber durchaus ordentlich. Was indes viel wichtiger ist: Die Auflösung ist über das gesamte Bildfeld sehr gleichmäßig und zwar bei allen Brennweiten. Ein Blick in parallel aufgezeichnete Raw-Aufnahmen bringt es ans Licht, dass dafür auch zu einem guten Teil die interne Bildaufbereitung mit ihrem „Lens Modulation Optimizer“ verantwortlich ist. In den Rohdaten wirken die äußersten Ecken weicher als das Bildzentrum, offenbar sind die Fujifilm X-E2 Speicherkartenfach und Akkufach [Foto: MediaNord]kritischen Zonen in den JPEGs aus der Kamera besonders behandelt worden. Betätigt wird dieser Eindruck von der Messung der Schärfeartefakte – sie sind in den Bildecken deutlich stärker ausgeprägt als im Zentrum, bleiben aber insgesamt auf einem erfreulich niedrigen Niveau.

Was letztendlich zählt, ist das Ergebnis. Und das kann sich auch in Sachen „chromatischer Aberration“, Randabdunklung und Verzeichnung wirklich sehen lassen. Das Standard-Zoom ist gut auskorrigiert, ob optisch oder elektronisch sei einmal dahin gestellt. In der Praxis gefiel das Objektiv zudem mit einer guten Leistung im Gegenlicht, Blendenflecken oder Ghosting waren ihm nicht abzutrotzen.

Wie sieht es aber mit der Leistung des Bildwandlers und der Datenaufbereitung aus? Bei moderaten 16 Megapixeln Auflösung sollte die X-E2 einen guten Signal-Rauschabstand liefern – und enttäuscht nicht. Bei Basisempfindlichkeit von ISO 200 beträgt der Abstand zwischen dem Nutz- und Störsignal knapp 45 dB – ein guter Wert! Er fällt bis ISO 1.600 recht gleichmäßig ab. Dann greift offenbar die Rauschunterdrückung stärker ein, ohne jedoch zu verhindern, dass jenseits der ISO 3.200 die kritische Grenze von 35 dB unterschritten wird. Fujifilm hält glücklicherweise die Rauschunterdrückung an der kurzen Leine, so bleibt die Texturschärfe bis jenseits der ISO 3.200 im grünen Bereich. Das gilt ebenso für das Farb- und Luminanzrauschen. Kurzum: Der Spagat zwischen Rauschunterdrückung und Detailbewahrung gelingt der X-E2 vorzüglich, für DIN-A4-Prints lässt sie sich ohne Reue bis hinauf zu ISO 3.200 einsetzen.

Etwas Federn lassen muss die X-E2 jedoch bei der Eingangsdynamik. Sie verarbeitet gerade einmal Kontrastunterschiede von gut neun Blendenstufen – da packt die eine oder andere Konkurrentin zumindest im Low-ISO-Bereich noch eine weitere Fujifilm X-E2 [Foto: MediaNord]Lichtwertstufe darauf. Dafür hält die X-E2 ihr Niveau bis hinauf zu ISO 6.400 – das schaffen nicht mehr viele Kameras. Bei der Ausgabedynamik zeigt sich die Kamera ebenfalls etwas zwiespältig: Bis ISO 200 differenziert nahezu alle 256 möglichen Abstufungen je Farb- und Helligkeitskanal – exzellent! Doch dann fällt die Kurve recht steil ab, jenseits der ISO 3.200 verlieren die Aufnahmen sichtbar an Farb- und Helligkeitsdifferenzierung.

Gibt die XE-2 in Sachen Rauschen und Dynamik ein hervorragendes bis gutes Bild ab, schwächelt Sie, wenn es um die Farbwiedergabe geht. Die im Labor gemessenen Farbabweichungen sind im Mittel gerade noch gut, insbesondere Magenta- und Orange-Töne gibt die Kamera mit einer eigenen Note wieder. In der Praxis dürfte gerne auch der automatische Weißabgleich noch genauer arbeiten, die Aufnahmen weisen einen ganz leichten Stich ins Blaugrüne auf. Der manuelle Weißabgleich arbeitet dagegen äußerst akkurat.

Fazit Fujifilm bleibt seiner Linie treu: Die X-E2 trägt nicht nur ein Kleid im Retro-Design, auch Bedienung und Funktionsumfang orientieren sich stark an einer traditionellen Messsucherkamera. Wer die Blende lieber mit einem klassischen Blendenring am Objektiv einstellt als mit einem schnöden Drehrad an der Kamera, ist bei der X-E2 richtig aufgehoben. Wer jedoch einen Fotoautomaten sucht, der einem möglichst alles abnimmt, wird mit der Fujifilm X-E2 nicht glücklich werden – ihr fehlen schlichtweg eine Vollautomatik sowie Motivprogramme. Im Vergleich zur Vorgängerin hat Fujifilm die X-E2 nur moderat aber entscheidend verbessert: Der Autofokus ist deutlich schneller geworden, die Serienbildgeschwindigkeit etwas gestiegen und das Display löst nun standesgemäß hoch auf. Die Bildqualität der X-E2 ist sehr gut, in Teilbereichen sogar hervorragend. Lediglich bei der Farbtreue und der Eingangsdynamik muss die X-E2 ein paar Federn lassen, was aber den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck kaum schmälert. Dazu trägt sicherlich auch das hervorragende und lichtstarke Kit-Objektiv bei, das ein idealer Partner für die etwas wuchtige Kamera ist.

Kurzbewertung

  • Empfehlenswertes Kit-Objektiv
  • Flotter Autofokus, bestens manuell zu fokussieren
  • Guter EVF, auch für Brillenträger geeignet
  • Dank vieler dedizierter Bedienelemente schnell zu konfigurieren
  • Sehr gute bis hervorragende Bildqualität
  • Wuchtiges, etwas unhandliches Kameragehäuse
  • Umständlicher Videomodus
  • Keine Vollautomatik, keine Motivprogramme

Technische Daten

Modell Fujifilm X-E2
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
16,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.896 x 3.264 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektivanschluss
Fujifilm XF
Sucher 2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,9-fach (Sensor-bezogen)
Monitor 3,0", 1,04 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe 3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Fujifilm, Standard-Mittenkontakt
Konnektivität WLAN
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Mikrofoneingang
GPS extern (Smartphone-Verbindung)
Serienbildfunktion max. 7,0 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich, Kontrast
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC)
Empfindlichkeit manuell ISO 200 bis 25.600
Abmessungen 129 x 75 x 37 mm (B x H x T)
Gewicht 370 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/C0FDP (mit Preisvergleich)
Kommentare

14 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

Ikso 2013-11-28

Den Nachteil "Keine Vollautomatik, keine Motivprogramme" sehe ich persönlich als Vorteil an.

Jemand der Vollautomatik oder Motivprogramme sucht, wäre mit dieser Kamera sowieso schlecht beraten.

Finde es gut das Fuji keine "Eierlegende Wollmilchsäue" entwickelt.

Chris1011 2013-11-28

Die Fujifilm ist eine tolle Kamera, genau so wie sie ist! Etwas handlicher könnte sie sein, ansonsten ist sie jedoch für mich fast perfekt!

LEONE36 2014-01-23

Finde ich auch.

Das Motivprogramm "Candlelightdinner im Garten beim Sonnenuntergang " findet man sowieso nicht :-)

Eine tolle Kamera die alles hat was ich wünsche.

RHL 2013-11-28

Was ist denn eine Vollautomatik? Zusätzlich, bzw. neben Auto WB, Auto ISO, Auto DRO, AF etc. lassen sich doch alle klassischen Programme abrufen:

P/A/S/M sind doch defintiv vorhanden!

Es fehlen aber die Vollautomatik für lächelnde Hundebabys, vier verschiedene Katzengesichterspeicher und die Motivklingel, das stimmt schon...

outofsightdd 2013-11-28

Schöner Test, ein Wort zur Blendeneinstellung an den Objektiven ohne Blendenring (speziell hier das XF27mm-f2,8, die XC-Zooms wird hier kaum einer nutzen) wäre noch wünschenswert gewesen, die X-E2 unterstützt dies ja ab Markteinführung. Wo schaltet man die Blende von Automatik auf manuelle Einstellung, welche Tasten wählen dann die Blenden durch?

In dem Bereich ist übrigens auch noch erwähnenswert, dass zusätzlich zu den festen Wertpunkten auf den Drehrädern an Kamera & Objektiv, sowohl Zwischenwerte der Belichtungszeiten als auch der Blenden zur Verfügung stehen, deren Verfügbarkeit durch Pfeile rechts und links des einzustellenden Wertes im EVF/Display angezeigt wird.

Zum Schluss finde ich noch angenehm, dass es (wie auch bei allen anderen Sucher/EVF-Kameras der X-Serie) eine Displayoption "Infoscreen" gibt, die elegant auf schwarzem Hintergrund alle Aufnahmeparameter bietet und den Liveview-Modus dem Sucher überlässt. Die sensorische Displayabschaltung bei Kopfannäherung funktioniert weiterhin.

Benjamin Kirchheim 2013-11-28

Vielen Dank für die Ergänzung. Ein Objektiv ohne Blendenring stand uns zum Test nicht zur Verfügung. Wie die Kamera sich dabei verhält, sollte aber im Handbuch stehen.

BodoHeyl 2013-11-28

Leider hat die X-E2 keinen klappbaren Monitor, für mich deshalb unbrauchbar.

Dafür hat die X-M1 einen klappbaren Monitor, aber keinen EVF...

Verstehe einer das Fuji Marketing...

fxshot 2013-12-05

[quote user="BodoHeyl"]Verstehe einer das Fuji Marketing... ... und das von Canon genauso:

Die G12 hatte noch den genialen Dreh-Schwenk-Monitor, die G15 nicht mehr & die G16 auch nicht.

Einzig bei Nikon ist eine Lernkurve sichtbar:

Die P7100 hatte zwar optischen Sucher, aber nur festen Bildschirm. Die P7700 bekam dann den Dreh-Schwenk-Monitor, verlor aber den optischen Sucher. Dann mit der P7800 war plötzlich alles da: (elektronischer) Sucher UND Dreh-Schwenk-Monitor.

Es ist also machbar. Warum von sooo wenig Herstellern? Der Preis für die Nikon P7800 ist im Vergleich zu den üblichen EVILs echt zu hoch!

LEONE36 2014-01-23

Auch dies finde ich wunderbar.

Der Klappmonitor lässt nur Staub ins Gehäuse eindringen und das Flachbandkabel zum Monitor bricht auch nicht irgendwann.

Hasselblad 2015-05-05

Hallo,

altes Thema, aber für mich interessant.

Ich möchte mir eine X-E2 zulegen und überlege gerade noch ob in schwarz oder verchromt.

Aus alten LEICA M6TTL-Tagen ist mir die Chrom-Variante noch gut in Erinnerung. Nicht wegen der Optik, sondern wegen der harten und robusten Oberfläche. Dir Variante in schwarz war "nur" lackiert. Ist das bei der FUJI X-E2 ähnlich ?? Ist hier das Chrom-Finish auch robuster ?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Jörg

Fremdbild 2013-11-28

Ich schätze immer sehr ihre Testberichte, aber bei der Fuji treffen sie irgendwie nicht den richtigen Ton. An wen wollen sie sich mit der Aussage "keine Vollautomatik, keine Motivprogramme ...sollte sich über den Einfluss von Blende und Verschlusszeit auf das Bildergebnis im Klaren sein" wenden? An Leute, die normalerweise mit dem Handy fotogrphieren? Ferner finde ich es irreführend, dass das Testergebnis fast 100% mit der E-X1 übereinstimmt. Dies suggeriert keine Veränderungen, was definitiv nicht richtig ist. Man hätte durchaus auch stärker darauf hinweisen können, dass es für den Kit-Preis ein richtig gutes Objektiv dazu gibt. Wo gibt es sowas schon....?

Benjamin Kirchheim 2013-11-28

Ausstattung, Geschwindigkeit und Bildqualität sind je ein Prozentpunkt besser, und wir sind, bis auf die Geschwindigkeit, auf einem sehr hohen Niveau. So viel besser kann man die X-E2 nicht bewerten, sonst bleibt am Ende keine Luft mehr für noch bessere Kameras. Dass man ein besseres Kitobjektiv als üblich bekommt, vor allem was die Lichtstärke angeht, steht im Test.

Was die fehlenden Motivprogramme und die Vollautomatik angeht: Andere Kameras dieser Preisklasse bieten es, die X-E2 eben nicht. Es ist doch legitim, dies herauszustellen, so kauft auch niemand, der diesen Test gelesen hat, versehentlich eine X-E2, der eine Vollautomatik will. Es gibt auch Leute mit genügend Kohle, die sich der Bildqualität wegen eine EOS 5D von Canon kaufen und von der Einstellung einer Blende oder Belichtungszeit keine Ahnung haben.

n.reher@web.de 2013-11-29

Gut geschriebener Test, danke! Als Ex - Analoger mit der quasi Messsucherkamer Liebäugelnder interessiert mich noch die Einstellung via nicht mit Blendenwerten und "A" versehenen Blendenring. Geht das nur mit dem Auge am Sucher oder mi aktiviertem Monitor? Denn irgendwo muss man die Werte ja vor Augen haben... Laut Info Dritter ist der Blendenring am oben benutzten Zoom endlos drehend: ist da Fly-by-wire am Werk, oder wie ich bei Fujifilm irgendwo gelesen habe eine echte Mechanik? Wäre schön, wenn man das noch nachtragen könnte :-)

Benjamin Kirchheim 2013-11-29

Das Objektiv hat einen Schalter zum Wechsel zwischen Blendenautomatik und manueller Blendeneinstellung. Die Blende stellt man dann über den endlos drehenden Ring ein, der Wert wird im Sucher oder auf dem Monitor angezeigt, je nachdem, was man benutzt. Alles was auf dem Monitor angezeigt wird, kann auch im Sucher angezeigt werden, der ist ja elektronisch!

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