Kompakte Retro-Systemkamera

Testbericht: Fujifilm X-E4

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2021-05-17 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Mit Blendenring und Belichtungszeitenrad richtet sich die X-E4 gezielt an ambitionierte Fotografen, ein Programmwählrad sucht man vergeblich. Zwischen manuellem Modus, Programmautomatik, Blendenautomatik und Zeitautomatik wird einfach gewechselt, indem eines, beide oder keines der Räder auf Automatik steht. Die ISO-Automatik lässt sich unabhängig davon regeln, greift also auch bei manueller Belichtung. Eine Kombination mit der Belichtungskorrektur ist möglich.

Dem Bedienkonzept entsprechend hat die X-E4 weder eine Vollautomatik noch Motivprogramme. Immerhin gibt es eine praktische Schwenkpanoramafunktion, die man etwas versteckt über die "Drive"-Taste oberhalb des Bildschirms erreicht. Die maximale Auflösung beträgt allerdings nur 9.600 mal 2.160 Pixel, was etwa 20,7 Megapixel sind.

Über die Drive-Taste werden auch die umfangreichen Reihenaufnahmefunktionen aktiviert. Dabei lässt sich nicht nur die Belichtung variieren, sondern wahlweise auch die Dynamikbereicherweiterungsfunktion, die ISO-Empfindlichkeit, der Filmsimulationsmodus oder der Weißabgleich. Wer gerne in Raw fotografiert, kann aber auf einige der Reihenaufnahmefunktionen verzichten, da sich die entsprechenden Einstellungen auch bei der Rohdatenkonvertierung vornehmen lassen. Zudem gibt es eine Mehrfachbelichtungsfunktion und sogar eine Intervallaufnahmefunktion.

Neu bei der X-E4 ist eine HDR-Funktion. Sie nimmt drei Fotos mit unterschiedlicher Belichtung auf und kombiniert sie zu einem Bild mit mehr Dynamikumfang. Die Stärke lässt sich in vier Stufen einstellen, zudem gibt es eine Automatik. Die HDR-Funktion sorgt allerdings hauptsächlich für mehr Zeichnung in den Schatten, die Zeichnung in den zu hellen Bereichen verbessert sich vergleichsweise wenig. Dem kann man mit der Belichtungskorrektur begegnen, -1 EV hat sich hier als ganz gut herausgestellt. Mit zu starker Korrektur wird nämlich sonst das Gesamtbild zu dunkel.

Ebenfalls neu ist eine Fokusreihenaufnahmefunktion. Interessanterweise kann man die Parameter der Funktion weder nach Drücken des Drive-Knopfes, wo die Funktion aktiviert wird, noch im Fokusmenü einstellen, sondern im Kameramenü. Neben einer Automatik lassen sich auch manuelle Fokusreihen mit bis zu 999 Bildern, einstellbarer Schrittweite und einstellbarer Verzögerung zwischen den Aufnahmen einstellen. Für ein anschließendes Fokus-Stacking muss man eine PC-Software verwenden.

Der Verschluss der X-E4 arbeitet wahlweise mechanisch (bis 1/4.000 Sekunde) oder elektronisch (bis 1/32.000 Sekunde) und damit völlig lautlos. Davon abhängig ist die Serienbildgeschwindigkeit. Mit mechanischem Verschluss verspricht Fujifilm maximal acht Serienbilder pro Sekunde, die wir bei der Messung problemlos erreichten. Die Dauer der Aufnahmeserie betrug bei unserem Test 19 Aufnahmen in Folge im Rohdatenformat und 126 in JPEG. Danach geht es mit 4,3 JPEG-Bildern pro Sekunde weiter oder 2,2 Raw-Bildern pro Sekunde, wobei wir die verlustfreie Rohdatenkompression aktiviert hatten. Daraus ergibt sich eine Schreibrate von fast 70 Megabyte pro Sekunde.

Wer die Bildraten etwas langsamer einstellt, bekommt sogar noch deutlich längere bis hin zu unendlich langen Serien. Dann profitiert man auch von einem Livebild, während bei den hohen Serienbildraten nur noch das zuletzt aufgenommene Foto im Sucher beziehungsweise auf dem Bildschirm angezeigt wird. Der Autofokus hingegen wird weiterhin nachgeregelt. Mit elektronischem Verschluss sind sogar bis zu 20 Serienbilder pro Sekunde und mit 1,25-fachem Crop sogar 30 Bilder pro Sekunde möglich, allerdings schrumpft dann die Zahl der möglichen Aufnahmen deutlich zusammen.

Der Autofokus arbeitet sowohl mit auf dem Sensor integrierten Phasenmessfeldern als auch auf Kontrastbasis. Ersteres gibt Informationen über Stellrichtung und -weite, letzteres dient der Feinjustage. Im Labor maßen wir eine Auslöseverzögerung von etwa 0,25 Sekunden, was ziemlich schnell ist. Die reine Auslöseverzögerung ohne Fokussierung ist mit 0,06 bis 0,09 Sekunden schnell, aber nicht rekordverdächtig. Wenn es um die Verfolgung bewegter Motive geht, schlägt sich der Autofokus ebenfalls gut. Hier kommt das Hybridsystem voll zum Tragen. Eine Gesichts- sowie eine Augenerkennung gibt es selbstverständlich auch.

Mit der Fujifilm X-E4 manuell zu fokussieren, ist ein Traum. Man kann nicht nur jederzeit den Autofokus auf Knopfdruck zur Hilfe nehmen, sondern erhält Unterstützung von einer digitalen Schnittbildsimulation, die es nur bei Fujifilm gibt, einer Fokuslupe sowie Fokuspeaking. Hinzu kommt eine Schärfeskala auf dem Bildschirm mit Entfernungsangaben sowie eine blendenabhängige Schärfentiefeanzeige. Sie arbeitet wahlweise auf Filmformat-Basis oder auf Pixel-Basis, die aufgrund der stärkeren Vergrößerung eine wesentlich geringere Schärfentiefe aufweist.

Die Skala erweist sich als äußerst nützlich, gerade beispielsweise in der Landschaftsfotografie. Als Beispiel: Während auf Filmformat-Basis bei 18 Millimetern Brennweite (27 mm Kleinbildäquivalent) und F8 bereits bei weniger als zwei Metern bis unendlich alles scharf abgebildet werden kann, geht dies auf Pixel-Basis erst ab ca. fünf Metern Entfernung.

Möchte man Videos aufnehmen, muss man die Kamera mit Hilfe der Drive-Taste erst in den entsprechenden Modus versetzen, denn eine spezielle Videoaufnahmetaste gibt es nicht. Die X-E4 filmt wahlweise in 4K-Auflösung (17:9 oder 16:9) mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde oder in Full-HD mit bis zu flüssigen 60 Bildern pro Sekunde. 24p als "Kino-look" stellt die jeweils untere Grenze dar. Dabei findet kein Crop in der Bildbreite statt. Vertikal gibt es aufgrund des anderen Seitenverhältnisses (3:2 Sensor, 16:9 Video) einen Crop. Zudem sind in Full-HD-Auflösung Highspeed-Videoaufnahmen mit bis zu 240 Bildern pro Sekunde (ohne Ton) möglich.

Blende und Belichtungszeit lassen sich bei Videoaufnahmen auf Wunsch manuell einstellen. Der Autofokus regelt die Schärfe flüssig, flott sowie ruckelfrei und vor allem lautlos nach. Dank des Touchscreens kann der Fokus leicht auf ein anderes Motivdetail gelegt werden, um die Schärfe automatisch zu "ziehen". Die integrierten Stereomikrofone sitzen links und rechts oben am Blitzschuh, aber auch ein externes Stereomikrofon kann angeschlossen werden. Eine Pegelanzeige samt Aussteuermöglichkeit, allerdings nur in groben Schritten, fehlt ebenfalls nicht.

Gespeichert werden die Videos im MOV- oder MP4-Format mit H.264-Kompression mit einer sehr ordentlichen Qualität von bis zu 200 Mbit/s. Eine externe Aufzeichnung via HDMI samt Timecode ist ebenfalls möglich, sogar in 4:2:2 10 Bit. F-Log, ein Tally-Light und eine Zebra-Anzeige sind ebenfalls mit an Bord.

Sowohl bei Foto- als auch bei Videoaufnahmen lassen sich die Fujifilm-typischen Filmsimulations-Modi aktivieren, die echte oder erdachte analoge Filme bis hin zu einer zuschaltbaren Körnung simulieren. Hier kann man sich wunderbar kreativ ausleben und den Fotos ein individuelles Aussehen verleihen, das sich von der Masse der Fotos abhebt, ohne dass man dabei Bilddetails verliert. Wer möchte, kann aber auch stärker bildverfälschende Filtereffekte wie Spielzeugkamera, Miniartureffekt etc. aktivieren.

Einen integrierten Blitz besitzt die X-E4 genauso wenig wie einen Aufsteckblitz, der beim Vorgängermodell noch zum Lieferumfang gehörte. Mit einem externen TTL-Blitz lassen sich aber alle Fujifilm-Blitzfunktionen inklusive drahtloser TTL-Steuerung nutzen und via Kameramenü einstellen. Dazu gehört auch eine automatische digitale Retusche roter Augen. Die Blitzsynchronzeit beträgt allerdings nur 1/180 Sekunde.

Die Wiedergabefunktion bietet einige grundlegende Bildbearbeitungsfunktionen wie etwa den Beschnitt. Mehr Möglichkeiten bietet der integrierte Rohdatenkonverter. Interessant ist zudem die Fotobuchfunktion, die Fujifilm als Fotobuch-Dienstleister in seine Kameras integriert.

Dank WLAN und Bluetooth lässt sich die X-E4 mit einem Smartphone oder sogar Computern verbinden. Über eine dauerhafte Bluetooth-Verbindung kann die Kamera die Ortungsfunktion des Smartphones anzapfen, wobei sich die Kamera ganz normal verwenden lässt, nur, dass die Bilder eben mit Geokoordinaten versehen sind. Zudem überträgt sie auf Wunsch im Hintergrund Bilder an das Smartphone. Für Firmwareupdates wird nicht unbedingt ein Computer benötigt, die sind wahlweise auch per Smartphone möglich.

Mit Hilfe der entsprechenden App ist bei aktivierter WLAN-Verbindung eine Fernsteuerfunktion samt Livebildübertragung möglich, zudem lassen sich gezielt ausgewählte Bilder schnell übertragen. Die Autosave-Funktion erlaubt die drahtlose Datensicherung der Bilder auf dem heimischen PC. Details zur App sind dem Fototipp in den weiterführenden Links zu entnehmen.

Obwohl Fujifilm bei den Modellen X-T200 und X-A7 eine USB-Webcam-Funktion per Firmwareupdate nachgerüstet hat und die X-E4 erst danach auf den Markt kam, kann sie nur über die PC- und Mac-Software Fujifilm X Webcam als Webcam verwendet werden. Im Gegensatz zu "größeren" Modellen wie etwa der X-T4 erlaubt die Webcam-Software bei der X-E4 aber keine Kameraeinstellungen. Mit 1.024x768 Pixeln wird nicht einmal HD-Auflösung erreicht, der Ton wird ebenfalls nicht übertragen. Besser ist man mit einem HDMI-Grabber dran, der ein HDMI-Signal an einen USB-Port überträgt. Solche Grabber gibt es mit Full-HD-Auflösung bereits ab rund 10 Euro.

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