Eigenwillig-klassische, spiegellose APS-C-Systemkamera
Testbericht: Fujifilm X-Pro3
2020-02-21 Bei der X-Pro3 treibt Fujifilm das klassische Kamerakonzept der Vorgängermodelle X-Pro1 und X-Pro2 auf die Spitze. So besitzt die X-Pro3 ebenfalls den genialen optisch-elektronischen Hybridsucher und das robuste Metallgehäuse im klassischen Look einer Messsucherkamera. Auf der Rückseite aber prangt statt eines Bildschirms ein "digitales Filmfenster" als Statusanzeige, während der "echte" Bildschirm mit Livebildfunktion erst beim Herunterklappen sichtbar wird. Ob dieses Konzept aber tatsächlich auch praktisch ist und was die X-Pro3 mit ihrem modernen 26-Megapixel-Sensor samt Hybrid-AF-System und schnellem Prozessor noch zu bieten hat, vor allem bei der Bildqualität, klärt unser Test. (Benjamin Kirchheim)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir fünf andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X-Pro3 haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 35-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).
Fujifilm bleibt zumindest mit der Gehäusevorderseite der X-Pro3 dem alten Design treu. Das Metallgehäuse ist mit seinen Dichtungen, die das Innere vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser schützen, sehr robust. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Grundsätzlich bleibt die X-Pro3 dem Design der Vorgängermodelle X-Pro1 und X-Pro2 treu, vor allem, wenn man die Vorder- und Oberseite betrachtet. Hier gibt es nur Änderungen im Detail. Ganz anders sieht es hingegen auf der Rückseite aus, doch dazu später mehr. Das Gehäuse besteht aus einer robusten Magnesiumlegierung, wobei die nicht unter der Belederung versteckten Gehäuseteile sogar aus Titan gefertigt sind. Der Käufer hat zudem die Auswahl zwischen verschiedenen Farben und Beschichtungen, was sich auch im Preis niederschlägt. Die 1.899 Euro teure Standard-Variante in Schwarz, die uns zum Test vorlag, besitzt eine robuste Lackierung und wirkt absolut hochwertig. Die 200 Euro teurere Variante mit einer besonders kratzfesten Duratect-Beschichtung gibt es in natürlicher Titanfarbe ("DR Silver") oder einem ganz dunklen Grau ("DR Black"). Wie bei der X-Pro2 sind Dichtungen zum Schutz vor Spritzwasser und Staub verbaut, die sich auch am Akkufach sowie am Doppel-Speicherkartenfach wiederfinden. Frostresistent bis -10 Grad Celsius ist die Kamera ebenfalls.
Der Handgriff der X-Pro3 ist im Vergleich zur X-Pro2 praktisch unverändert geblieben und bietet nur minimalen Halt. Die fast 500 Gramm schwere Systemkamera liegt damit etwas verkrampft in der Hand. Auch die schön anzusehenden, großzügigen Belederungen helfen nur wenig, denn trotz der charakteristischen Narbung ist die Oberfläche recht rutschig. Stützt die linke Hand das Objektiv, lässt sich die X-Pro3 wesentlich entspannter halten.
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Die größte Besonderheit der X-Pro-Serie ist und bleibt der optisch-elektronische Hybridsucher. Der optische Sucher bietet mit seiner kleinbildäquivalenten 0,52-fachen Vergrößerung einen unverfälschten Blick auf das Motiv, bringt allerdings auch einige Nachteile mit sich. So kann man die Schärfe nicht direkt erkennen, zudem ragt manches verwendete Objektiv in den Sucher hinein. Dank der Hybridtechnologie lassen sich elektronische Anzeigen ins optische Sucherbild einblenden. Dazu gehört etwa ein Leuchtrahmen samt Parallaxenausgleich, der den ungefähren Bildausschnitt anzeigt. Zudem lässt sich eine digitale Fokusvergrößerung einblenden. Andere Aufnahmeeinstellungen werden an den Rändern angezeigt.
Schaltet man auf den elektronischen Sucher um, so gibt es eine bessere und störungsfreie Vorschau auf den tatsächlichen Bildausschnitt. Zudem sieht man nun eine Weißabgleichs- und Schärfevorschau. Je nach Umgebung fällt das elektronische Sucherbild mal heller und mal dunkler aus als das echte. Bei hellem Sonnenschein beispielsweise kann der elektronische Sucher nicht ganz so hell leuchten wie der optische Sucher, dafür bietet der elektronische bei wenig Licht die bessere Restlichtverstärkung. Bei der X-Pro3 jedenfalls werden beide Fan-Lager bedient und sogar solche Fotografen, die mal den einen und mal den anderen Sucher bevorzugen.
Mit 3,69 Millionen Bildpunkten löst der elektronische Sucher fein auf, die eingesetzte OLED-Technologie sorgt für hohe Kontraste und kräftige Farben. Mit 100 Bildern pro Sekunde reagiert das elektronische Sucherbild zudem sehr schnell. Durch das Einfügen von schwarzen Zwischenbildern soll der Sucher sogar wie einer mit 200 Bildern pro Sekunde wirken. Mit einer 0,66-fachen kleinbildäquivalenten Vergrößerung gehört der elektronische Sucher zu den Mittelgroßen. Die Austrittspupille ist mit 16,8 Millimetern allerdings recht klein, so dass Brillenträger den Sucher nicht komplett überblicken können. Wer kann, wird deshalb sicherlich auf die Dioptrienkorrektur zurückgreifen, die sich gut erreichbar an der linken Seite des Suchers befindet, und den Sucher ohne Brille benutzen.
Mit dem rückwärtigen Color-Memory-LCD soll die Fujifilm X-Pro3 noch klassischer wirken, als das Vorgängermodell. Wirklich praktisch ist das zum digitalen Fotografieren aber nicht, obwohl die X-Pro3 einen tollen optisch-elektronischen Hybridsucher besitzt. [Foto: MediaNord]
Auf der Rückseite der X-Pro3 hat Fujifilm einen gewagten Spagat versucht. Vermutlich wünschten sich einige X-Pro2-Fotografen einen beweglichen Touchscreen, wieder andere wollten womöglich gar keinen Bildschirm haben. Gefühlt haben letztere gewonnen. Auf der Rückseite besitzt die Fujifilm X-Pro3 auf den ersten Blick nur einen Mini-Bildschirm, der permanent ein dunkles, buntes Bild zeigt. Dieser misst aber nur 3,3 Zentimeter in der Diagonale und ist quadratisch. Ein Livebild kann er nicht anzeigen, stattdessen handelt es sich um ein Statusdisplay mit Color-Memory-Technik. Diese sorgt dafür, dass der Bildschirm ähnlich eines E-Ink-Displays quasi ohne Stromverbrauch dauerhaft ein Bild anzeigen kann. Im Gegensatz zu einem E-Ink-Display wird aber doch ein minimaler Strom benötigt, denn wenn man den Akku der X-Pro3 entfernt, geht auch das Status-Display aus.
Sobald Licht auf den Mini-Bildschirm fällt, wirkt er heller, denn er reflektiert wie ein bedrucktes Blatt Papier das Licht. Angezeigt werden in der klassischen Ansicht die verwendete Filmsimulation, der Weißabgleich und die ISO-Empfindlichkeit. Im Menü lässt sich der kleine Bildschirm aber auch auf eine Standardansicht mit mehr Informationen umschalten. Sogar eine Konfiguration, welche Informationen an welchem Platz angezeigt werden, ist möglich.
Unter all dem leidet aber die Verwendbarkeit des 7,5 Zentimeter großen Touchscreens, der mit 1,62 Millionen Bildpunkten wunderbar hoch auflöst und sogar touchfähig ist, doch enorm. Dieser mit maximal 660 cd/m² Leuchtdichte angenehm helle Bildschirm versteckt sich nämlich quasi auf der Rückseite des Status-Displays und wird erst sichtbar, wenn man die Bildschirmeinheit nach unten klappt. Zum Fotografieren aus der Hüfte oder in Bodennähe ist das ganz praktisch, aber sobald man von hinten auf den Bildschirm schauen möchte, muss man ihn um 180 Grad nach unten klappen. Das ist zum Fotografieren unschön und wird vollends unpraktikabel, sobald man die Kamera etwas höher gelegen abstellen oder auf ein Stativ montieren möchte, denn dann lässt sich der Bildschirm maximal um 90 Grad herunterklappen und nur von oben einsehen. Eine ungeschicktere Konstruktion eines Klappmonitors haben wir wir in 23 Jahren digitalkamera.de noch nicht gesehen.