Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Fujifilm X-T1
2014-03-07 Mit der X-T1 betritt Fujifilm Neuland: Die X-T1 ist die erste Systemkamera des traditionsreichen japanischen Unternehmens, deren Design deutliche Anleihen am Aussehen einer klassischen Spiegelreflexkamera nimmt. Aber auch unter der Haube hat sich einiges getan. So war die X-T1 bei ihrer Vorstellung Ende Januar laut Fujifilm die Systemkamera mit dem schnellsten Autofokus ihrer Klasse. Und sie ist wetterfest, der Hersteller garantiert einen Betrieb bis zu -10° C. Geblieben ist es bei dem traditionellen Bedienkonzept der X-Serie, das auf eine Vielzahl an dedizierten Knöpfen und Drehrädern setzt, jedoch auf ein Programmwählrad verzichtet. Wie sich diese Idee bewährt, musste die Kamera bei mehreren ausgedehnten Praxiseinsätzen unter Beweis stellen. Im Testlabor ging es dann unter anderem um die Frage, ob Fujifilms spezieller X-Trans-Sensor Vorteile gegenüber Bildwandlern mit herkömmlichem Bayer-Pattern bietet. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Klein und leicht, aber mit allen Vorteilen einer DSLR – diese Vorzüge sollten einstmals dem Kunden spiegellose Systemkameras schmackhaft machen. Doch bei Fujifilm standen offenbar schon immer andere Ziele im Pflichtenheft, da macht auch die X-T1 keine Ausnahme. Betriebsbereit mit dem Objektiv Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS drückt sie 750 Gramm auf die Wage – so manche DSLR ist kaum schwerer. Dieses ordentliche Gewicht geht zum einen aufs Konto der für eine spiegellose Systemkamera recht üppigen Gehäusemaße, zum anderen aber auch aufs Material: Das Gehäuse der X-T1 besteht aus einer widerstandsfähigen Magnesium-Aluminium-Legierung und macht einen überaus robusten Eindruck. Man spürt es gleich: diese Kamera ist hart im Nehmen! Nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist hingegen, dass die X-T1 auch „wetterfest“ ist. Zwar nennt Fujifilm hier keine Einzelheiten, gibt aber immerhin bekannt, dass die X-T1 mit mehr als 80 Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub geschützt ist. Zudem soll sie bis -10° C kälteresistent sein – was sich beim Verlauf des diesjährigen Winters bedauerlicherweise nicht überprüfen ließ.
Die Anfassqualitäten der Kamera sind jedenfalls über jeglichen Zweifel erhaben – das gilt auch für die drei großzügig dimensionierten Einstellräder auf der Topplatte. Eines dient zur Wahl der ISO-Empfindlichkeit, ein weiteres zur Vorgabe der Belichtungszeit und mit dem dritten stellt man die Belichtungskorrektur ein. Die Räder rasten satt, die beiden zuerst genannten sind zudem mit einer Sperre versehen. Das verhindert ein versehentliches Verstellen wirkungsvoll, erschwert aber andererseits die Bedienung mit einer Hand, wenn die Kamera vors Auge gehoben wurde. Dabei möchte man die X-T1 gar nicht mehr weglegen, wenn man erst einmal durch den elektronischen Sucher blickt. Ein derart üppiges Sucherbild bietet kaum eine andere Kamera, höchstens ein DSLR-Bolide in der 5000-Euro-Klasse. Das Sucherbild der X-T1 ist derart groß und brillant, dass man nicht auf das Geschehen zu blicken scheint, sondern geradewegs hineingezogen wird. Selbst in kritischen Situationen, bei tiefstehender Wintersonne etwa, kam kaum der Wunsch nach einem optischen Sucher auf, der EVF der X-T1 erwies sich als gerade noch hell genug. Hinzu kommt, dass er auf Kamerabewegungen praktisch verzögerungsfrei reagiert und ihm jegliches Schlieren fremd ist. Einzig in sehr dunkler Umgebung macht die Elektronik durch Rauschen auf sich aufmerksam, was sich aber leicht verschmerzen lässt. Klasse auch, dass der EVF auf Wunsch alle Anzeigen um 90 Grad dreht, sobald man die X-T1 ins Hochformat nimmt. Highlight ist jedoch die Möglichkeit, das Sucherbild teilen zu können. Dann erscheint neben einer verkleinerten Gesamtansicht aufs Motiv ein frei wählbarer Ausschnitt vergrößert – eine pfiffige Idee, die das manuelle Fokussieren sehr erleichtert. Da vergisst man fast, dass die X-T1 auch mit einem ordentlichen 3-Zoll-Display aufwartet, das sich waagerecht nach oben und um 45 Grad nach unten klappen lässt.
Beim Bedienkonzept bleibt die X-T1 ganz in der Tradition der X-Familie: Alle wichtigen Kamerafunktionen lassen sich mit dedizierten Bedienelementen einstellen, ein Ausflug in das etwas unübersichtliche Hauptmenü oder das grafisch altbacken wirkende Schnellmenü wird so selten nötig. Markenzeichen der X-Familie ist es auch, dass sie auf ein herkömmliches Programmwählrad verzichtet. Das mag einerseits nur konsequent sein, lässt aber anderseits die Bedienung bisweilen unnötig umständlich werden. Ein Beispiel: Um den Modus P (Programmautomatik) einzustellen, müssen sowohl der Blendenring wie auch das Zeitwählrad in die Stellung „A“ gebracht werden. Hier sind also unter Umständen zwei Bedienschritte nötig, wo beim herkömmlichen Bedienkonzept einer reicht. Kompliziert wird’s, wenn ein XC-Objektiv ohne Blendenring angesetzt ist. Dann lässt sich die Programmautomatik nur über das hintere Einstellrad einschalten – falls die entsprechende Funktion im Hauptmenü freigeschaltet ist.
Präsentiert sich die X-T1 mit ihrer Front und von oben noch von der edelsten Seite, so wirkt ihre Rückseite gewöhnlich. Die Schalterchen sind geradezu mickrig, und dürften gerne einen definierteren Druckpunkt aufweisen. Vor allem die Vierwege-Wippe bereitet wenig Freude, sie liegt tief in einer Mulde und lässt sich blind kaum ertasten. Immerhin verwöhnt die X-T1 den Fotografen mit sechs Knöpfen, die sich frei konfigurieren lassen – ein bisschen digitaler Komfort darf dann doch sein. Obwohl die X-T1 im Gewand einer kleinen DSLR daherkommt, liegt sie nur mittelprächtig in der Hand. Für einen festen Halt müsste der schmale Handgriff größer sein. Immerhin lässt sich die X-T1 mit dem Zusatzgriff MHG-XT aufrüsten, der mehr Halt verspricht. Und erstmals für eine Kamera aus der X-Familie gibt es für die X-T1 einen Batteriegriff, der zwei Akkus aufnimmt und für mehr Komfort bei Hochformataufnahmen sorgt. Eine Akkuladung reicht bei der X-T1 für ca. 350 Aufnahmen (gemessen nach CIPA), das ist nicht viel. Bei angesetzter Stativplatte wird das Akkufach komplett blockiert, das Stativgewinde sitzt fernab der optischen Achse direkt neben der Akkuklappe.
Ausstattung Im Großen und Ganzen ist die X-T1 ausgestattet wie die X-E2, die digitalkamera.de erst Ende letzten Jahres getestet hat (siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags). Fujifilm hat der X-T1 jedoch auch ein paar neue Funktionen spendiert. Dazu zählt die Möglichkeit zu Intervallaufnahmen: Ein Intervall kann dabei zwischen einer Sekunde und 24 Stunden dauern, maximal nimmt die X-T1 999 Fotos mit der Automatik auf. Neu hinzugekommen ist ferner die Möglichkeit zur Aufnahme von Weißabgleichreihen. Geblieben ist es indes dabei, dass pro Reihe nur drei Aufnahmen möglich sind – für Belichtungsreihen ist das etwas wenig; insbesondere da die X-T1 maximal eine Spreizung von 1 EV erlaubt.
Treu bleibt Fujifilm mit der X-T1 auch der Entscheidung, die anspruchsvollen Kameras nicht mit Motivprogrammen oder gar diversen Vollautomatiken auszustatten. Wer mit der X-T1 fotografiert, sollte die Auswirkungen von Blendenzahl, Belichtungszeit und weiteren Parametern kennen. Für versierte Fotografen ist dies sicherlich kein Problem – aber vielleicht drückt man die Kamera ja auch einmal einem weniger geübten Familienmitglied in die Hand. Dabei verzichtet die X-T1 keineswegs auf digitale Assistenten. So hat sie eine äußerst praxistaugliche Panoramafunktion an Bord, die ein Breitbild mit nur einem Schwenk über die Szenerie aufzeichnet. Oder eine Funktion zur Erweiterung des Dynamikbereichs bei kontrastreichen Szenen. Zudem bietet sie eine Vielzahl an Effektprogrammen, die eine Aufnahme im Stile einer Lochkamera bis hin zum unvermeidlichen Miniatureffekt verfremden.
Obwohl das Gehäuse der X-T1 keineswegs klein ist, hat Fujifilm einen Bordblitz darin nicht mehr untergebracht. Zur Entschädigung liegt der Kamera ein Aufsteckblitz im Miniaturformat bei, der mit Leitzahl 8,7 wenig potent ist. Immerhin ragt er betriebsbereit recht hoch auf und minimiert so die Gefahr, dass das Blitzlicht von weitausladenden Objektiven abgeschattet wird. Die kürzestmögliche Blitzsynchronzeit beträgt 1/180 Sekunde, einen speziellen HSS-Modus kennt das Blitzsystem der X-T1 nicht. Ansonsten erfüllt es alle Wünsche inklusive der Möglichkeit zur drahtlosen Steuerung entfernter Blitzgeräte. Zudem ist die X-T1 mit einer PC-Synchron-Buchse ausgestattet, über die sich Studioblitzanlagen auslösen lassen.
Als erste Kamera weltweit verfügt die Fujifilm X-T1 über eine UHS-II-Schnittstelle, die entsprechende Speicherkarten mit einer Schreibgeschwindigkeit von bis 312 MByte/s anbindet. Damit unterstützt die X-T1 SDHC- und SDXC-Speicherkarten, die bis zu 30-mal schneller Daten aufnehmen als herkömmliche Class-10-Karten. Auf dem Papier verspricht das lang anhaltende, hohe Serienbildraten – also einen flotten Dauerlauf, wenn der Pufferspeicher der Kamera voll ist. Zunächst durfte die X-T1 mit einer SDHC-II-Karte „Exceria Pro, 16 GB“ zum Geschwindigkeitstest antreten, für die Hersteller Toshiba eine Schreibrate von 240 Mbytes/s angibt. Egal ob in Raw oder JPEG aufgezeichnet wird, die X-T1 sprintet mit rund 7,1 Fotos pro Sekunde (fps) los. Ein beachtlicher Wert, die von Fujifilm angegebenen 8 fps hat unser Testmodell jedoch nicht ganz erreicht. Bei JPEG-Aufnahmen ist der Pufferspeicher nach ca. 45 Aufnahmen voll, dann geht die X-T1 in einen sehr schnellen Dauerlauf mit 4,7 fps. Wird in Raw aufgezeichnet, trabt sie im Dauerlauf gemächlicher mit etwa 2,8 fps weiter. Doch was geschieht, wenn die X-T1 auf einer herkömmlichen SD-Class-10-Karte speichern muss? Insbesondere bei Raw-Aufnahmen ist der Unterschied eklatant: Sobald der Pufferspeicher voll ist, sinkt jetzt die Frame-Rate auf sehr gemütlichen 0,5 fps. Bei JPEG-Aufnahmen zeichnet die X-T1 dagegen auch mit einer langsamen Karte immer noch flotte 4,4 fps auf. Die schnelle UHS-II-Karte bietet also durchaus Vorteile, insbesondere wenn lange Aufnahmeserien im Raw-Format aufgenommen werden sollen. Aber nicht nur dann: Mit der High-Speed-Karte schreibt die X-T1 Aufnahmeserien praktisch „on the fly“ weg und ist danach sofort wieder Aufnahme- oder Wiedergabebereit. Viele Kameras blockieren erst einmal für eine Weile, bis die Fotoserien weggeschrieben sind, die X-T1 ist dagegen immer hellwach.
Videos zeichnet die X-T1 wahlweise in Full-HD (1.920 x 1.080 Bildpunkte) oder HD (1.280 x 720 Pixel) auf. Dabei erlaubt sie jeweils eine Framerate von 60 fps oder 30 fps, gespeichert wird im MOV-Format mit H.264-Kompression. Die X-T1 ist mit einem Stereomikrofon ausgestattet, ermöglicht aber auch den Anschluss eines externen Mikros über die 2,5mm-Klinkenbuchse. Der Ton lässt sich auf Wunsch manuell aussteuern. Bei der Videoaufnahme führt der AF-C die Entfernungseinstellung etwas zögerlich nach, verkneift sich indes lästiges Pumpen. Zudem ist der Fokusantrieb des Objektivs Fujinon XF 18-55mm/2.8-4 OIS sehr leise, es gelangen praktisch keine Störgeräusche auf die Tonspur. Schade ist jedoch, dass sich die Schärfe nicht halbautomatisch nachführen lässt: Im Fokusmodus AF-S bleibt die Entfernung auf den zu Beginn der Videoaufnahme festgelegten Wert fixiert.
Gegenüber der X-E2 hat Fujifilm bei der X-T1 die WiFi-Funktionen deutlich verbessert. Sie lässt sich via Smartphone oder Tablet nicht nur auslösen, sondern mit der entsprechenden App „Fujifilm Camera Remote“ (für iOS und Android) steuert man auch Parameter wie ISO-Empfindlichkeit, Belichtungskorrektur oder den Weißabgleich aus der Ferne. Mit einem GPS-Empfänger kann die X-T1 nicht aufwarten, sie synchronisiert aber via „Fujifilm Camera Remote“ die Ortsdaten mit einem Smartphone. Wie bei Fujifilm üblich bietet auch die X-T1 reichhaltige Bearbeitungsmöglichkeiten im Wiedergabemodus. Dabei sticht eine Funktion hervor, die RAW-Aufnahmen direkt in der Kamera zur JPEG-Fotos entwickelt.
Objektiv Als Fujifilm mit der X-Pro1 vor rund zwei Jahren die erste Kamera der X-Familie vorstellte, gab es gerade einmal drei Objektive mit Festbrennweite für das System. Inzwischen hat der Hersteller das Objektivangebot deutlich erweitert. Es fehlen indes noch Linsen mit Wetterschutz speziell für die X-T1 – doch auch diese werden in den kommenden Monaten nachgereicht. Zum Test bei der digitalkamera.de fand sich die Kamera mit dem Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS sowie dem XC 50-230 mm/4.5-6.7 OIS ein. Während die höherwertige XF-Serie einen Ring zur Blendensteuerung aufweist, verzichtet die XC-Serie darauf – bei diesen Objektiven übernimmt das Daumenrad der Kamera die entsprechende Funktion. Dadurch wird das Bedienkonzept indes inkonsistent, was der Ergonomie keinesfalls zugute kommt.
Die Verarbeitungs- und Anfassqualität des XF ist auf einem hohen Niveau, Tubus und Bajonett sind komplett aus Metall gefertigt. Der elektronische Fokusring des 18-55 läuft satt und weich, der ebenfalls elektronische Blendenring rastet deutlich spürbar ein. Das XC macht haptisch dagegen nicht so viel her: Es ist aus Kunststoff gefertigt, der Fokusring schabt vernehmbar, wenn er gedreht wird. Doch dass das 50-230 alles andere als ein Joghurtbecher ist, macht es schon mit seinem satten Gewicht von 375 Gramm klar. Fujifilm mag hier an der äußeren Hülle gespart haben, jedoch keineswegs am Glas: Aus 13 Elemente in zehn Gruppen besteht die Optik, davon je eine asphärische Linse und eine mit besonders niedriger Dispersion. Der durchaus hohe Konstruktionsaufwand verhilft auch dem Budget-Zoom zu einer mehr als ansehnlichen Abbildungsleistung (mehr im ausführlichen Laborbericht, siehe weiterführende Links).
Fujifilm reklamierte Ende Januar für die X-T1 den schnellsten Autofokus ihrer Klasse (inzwischen protzt ein anderer Hersteller mit noch eindrucksvolleren Daten). Dazu beitragen sollen spezielle Phasen-AF-Sensoren auf dem Bildwandler, die dem herkömmlichen Kontrast-AF die Grobarbeit abnehmen und das gesamte System so merklich beschleunigen. In der Tat erweist sich der AF in der Praxis als erfreulich flott, im Testlabor von digitalkamera.de schafft er jedoch bestenfalls durchschnittliche Werte: Gepaart mit dem Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS benötigt die X-T1 bei Weitwinkelstellung des Zooms 0,41 Sekunden zum Scharfstellen und Auslösen, am langen Teleende beträgt die Auslöseverzögerung inklusive AF gar 0,5 Sekunden. Im praktischen Einsatz machte zudem der Nachführ-AF einen etwas trägen Eindruck, immerhin waren alle Aufnahmen einer umherschwimmden Ente auch bei höchster Serienbildrate hinreichend scharf. Eine ausgewiesene Sport- und Action-Kamera wird die X-T1 auch mit ihrem Hybrid-AF nicht, für schnelle Schnappschüsse und Reportagefotos reicht die AF-Geschwindigkeit jedoch allemal.
Bildqualität Unter dem DSLR-Gewand der X-T1 werkelt derselbe Bildwandler wie in der X-E2, die erst unlängst zu Gast im Testlabor von digitalkamera.de war. Und da wir auch die X-T1 mit dem Set-Objektiv Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS getestet haben, wundert es kaum, dass sich die Laborergebnisse der beiden Schwestern sehr ähneln. Wer sie vergleichen möchte: Die detaillierten und ausführlich kommentierten Laborergebnisse gibt es gegen ein kleines Entgelt zur Einsicht und als Download – siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags.
Sensor und Bildprozessor der X-T1 spielen auf höchstem Niveau. Das ist sicherlich auch ein Verdienst dessen, dass Fujifilm dem Sensor im APS-C-Format nur eine recht moderate Auflösung von 16 Megapixeln zumutet (was für Ausdrucke in DIN-A3-Größe bei 300 dpi reicht). So erfreut die X-T1 mit einem hohen Signal-Rauschabstand, der erst jenseits der ISO 3.200 unter die kritische Marke von 35 dB sinkt. ISO 3.200 ist auch die Marke, bis zu der Luminanzrauschen praktisch nicht sichtbar ist, Farbrauschen hat die Kamera gar bis ISO 25.600 fest im Griff. Wenn es dann bei höheren ISO-Werten etwas mehr rauscht, dann keinesfalls störend, das Korn bleibt stets sehr klein. So nimmt mit steigenden ISO-Zahlen lediglich die Texturschärfe ab, die Aufnahmen wirken zunehmend weicher, aber keinesfalls verrauscht. Bei dieser Abstimmung darf man der X-T1 ruhig auch einmal ISO 6.400 zumuten, im Extremfalls sogar noch eine ISO-Stufe darüber.
Eine geringe Pixeldichte auf dem Sensor kommt unzweifelhaft dem Rauschverhalten zugute. Doch muss man dadurch auf der anderen Seite Abstriche beim Auflösungsvermögen machen? Fujifilm meint „nein“ – schließlich basiert auch der Bildsensor der X-T1 auf der hauseigenen X-Trans-Technologie. Anders als bei Sensoren mit herkömmlichem Bayer-Pattern ist hier die Farbfiltermaske deutlich unregelmäßiger angeordnet. Die X-Trans-Matrix verbessert die Auflösung von roten und blauen Linienpaaren und benötig zudem kein Tiefpassfilter, um Moiré zu unterdrücken. Doch grau ist alle Theorie – was zählt, sind harte Messergebnisse. Und da enttäuscht die X-T1 auf keinen Fall: Im Team mit dem XF 18-55 mm/2.8-4 OIS löst sie nahezu 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf – ein sehr guter Wert. Besonders erfreulich ist dabei, dass die Auflösung zu den Bildrändern hin nur mäßig abnimmt – in der Regel zeigen hier Set-Objektive durchaus ihre Schwächen. Das gilt übrigens auch für das XC 50-230 mm/4.5-6.7 OIS, das lediglich am langen Teleende mit einem ausgeprägten Randabfall der Auflösung kämpft. Mustergütig gibt sich die X-T1 auch in Sachen chromatischer Aberration und bei der Verzeichnung: Sowohl Farbsäume wie auch Geometriefehler sind sehr gering und spielen in der Praxis keine Rolle.
Federn lassen muss die X-T1 indes bei der Eingangsdynamik. Sie erreicht bestenfalls 9,4 EV, da kann so manch andere Kamera eine ganze Blendenstufe stärkere Kontraste verarbeiten. Die Belichtungssteuerung der X-T1 versucht, unter allen Umständen ausfressende Lichter zu vermeiden, daher geraten kontrastreiche Motive tendenziell dunkel. Da stört es umso mehr, dass es der X-T1 vor allem an Tiefendynamik fehlt: Zulaufende Schatten lassen sich in ihren RAW-Aufnahmen nicht so gut rekonstruieren, wie bei anderen Kameras. Bei sorgfältiger Belichtungsmessung (die dank Live-Histogramm problemlos möglich ist) liefert aber auch die X-T1 bestens differenzierte Farb- und Helligkeitswerte, was sich in Aufnahmen mit beachtlicher Feindynamik niederschlägt. Ein Befund, der übrigens auch vom Testlabor untermauert wird: Der Ausgabe-Tonwertumfang liegt bei Basis-Empfindlichkeit von 200 ISO auf Niveau des theoretischen Maximums von 8 Bit/Kanal – das können längst nicht alle Kameras! So bleibt als einziger ernsthafter Kritikpunkt, dass es die X-T1 mit der Farbwiedergabe nicht ganz genau nimmt. Unterm Strich gehen die mittleren Farbabweichungen von ca. 6 Δab aber noch in Ordnung. Und dass die X-T1 ein Faible für die typischen Fujifilm-Farben aus analoger Zeit hat – wen wundert’s?
Fazit Mit der X-T1 präsentiert Fujifilm eine spiegellose Systemkamera, die der Konkurrenz einiges voraushat. Etwa den formidablen elektronischen Sucher, der einen geradewegs ins Geschehen hineinzieht. Oder den extrem schnellen Datenbus, der in Verbindung mit UHS-II-Karten sehr lange Serienbildreihen nahezu ohne Geschwindigkeitseinbruch ermöglicht. Ohne Fehl und Tadel ist auch die Bildqualität der X-T1, die moderate Sensorauflösung von 16 Megapixeln schlägt sich keinesfalls negativ nieder. Dabei erweist sich das Set-Objektiv Fujinon XF 18-55 mm/2.8-4 OIS als idealer Partner für die Kamera, das deren Leistungspotential auch abrufen kann. Gewöhnungsbedürftig ist hingegen das Bedienkonzept der Kamera, das auf ein Moduswählrad verzichtet. Hinzu kommt, dass das Bedienkonzept vom verwendeten Objektivtyp (XF oder XC) abhängt und damit nicht konsistent bleibt. Auch könnte die Ergonomie des nicht gerade kleinen Kameragehäuses besser sein: Der Handgriff ist ausgesprochen schlank, die Tasten der Vierwegewippe lassen sich nur schwer bedienen. Unterm Strich erhält der Käufer mit der X-T1 eine spiegellose Systemkamera mit lobenswerten Alleinstellungsmerkmalen. Allerdings setzt die Kamera ein profundes fotografisches Grundwissen voraus, für Novizen eignet sie sich aufgrund ihres Verzichts auf Motivprogramme und Vollautomatiken weniger.
Kurzbewertung
- Hochwertiges, abgedichtetes Gehäuse
- Viele Bedienelemente lassen sich frei konfigurieren
- Sehr gute bis hervorragende Bildqualität (auch mit Set-Objektiv)
- UHS-II-kompatibler Speicherbus ermöglicht schnellen Dauerlauf
- Exzellenter, großer elektronischer Sucher
- Kein Bordblitz (aber Mini-Blitz beigelegt)
- Keine Motivprogramme/Vollautomatiken
- Fummelige Vierwegewippe
Technische Daten
Modell |
Fujifilm X-T1 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,7 Megapixel (physikalisch), 16,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.896 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,8-fach (Sensor-bezogen) |
Monitor |
3,0" (7,6 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Fujifilm, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
GPS |
extern (Smartphone-Verbindung) |
Serienbildfunktion |
max. 8,0 Bilder/s und max. 47 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/32.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast |
Akkulaufzeit |
keine USB-Ladefunktion |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 6.400, manuell ISO 200 bis 25.600 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz, frostsicher bis -10 °C |
Abmessungen |
129 x 90 x 47 mm (B x H x T) |
Gewicht |
440 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/ICMEV (mit Preisvergleich) |