Spiegellose Flaggschiff-Systemkamera
Testbericht: Fujifilm X-T2
Seite 3 von 2, vom 2017-02-02 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Die Güte einer Digitalkamera steht und fällt mit der Bildqualität. In der aktuellen Generation setzt Fujifilm auf einen 24 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor, der in CMOS-Technik gebaut ist und über die spezielle X-Trans-Farbfiltermatrix von Fujifilm verfügt, die einen Tiefpassfilter überflüssig macht, ohne dass dadurch Moirés auftreten. Der Test in unserem Labor erfolgt für eine bessere Vergleichbarkeit wie immer in JPEG, auch, um die Bildqualität zu testen, die der Hersteller sich dabei gedacht hat und nicht die eines Raw-Konverters. Wer Bilder aufwändig bearbeiten möchte, sollte jedoch definitiv zum Raw-Format greifen, da dieses Format feinere Farb- und Helligkeitsabstufungen bietet und viel mehr Eingriffe in die Bildaufbereitung (Auflösung, Schärfe, Rauschen, Weißabgleich etc.) bietet. Wer sich für den ausführlichen Labortest mit allen Diagrammen und erläuternden Texten interessiert, kann diesen wie gewohnt über die weiterführenden Links kostenpflichtig abrufen. Die Kameratests kosten 1,40 €, Objektivtests 50 Cent, wobei wir für nahezu jedes Fujifilm-X-Objektiv einen Labortest bieten können. Auch wer diesen kostenlosen Testbericht finanziell honorieren möchte, kann dies einfach über den Kauf von Labortests machen.
Auf der Handgriffseite der Fujifilm X-T2 sitzt die wasserdichte und mit einem Riegel gesicherte Speicherkartenklappe. [Foto: MediaNord]
Die Schnittstellen (USB 3, Kabelfernauslösebuchse, Micro-HDMI und 3,5mm Stereoklinkenmikrofon) verbergen sich bei der Fujifilm X-T2 hinter einer Plastikklappe. [Foto: MediaNord]
Im Labortest kam das XF 18-55 mm F2.0-4 R LM OIS zum Einsatz. Anders, als der Brennweitenbereich vermuten lässt, denn dieser kommt auch bei billigsten Setobjektiven anderer Hersteller zum Einsatz, handelt es sich beim XF 18-55 um ein hochwertiges Objektiv, das zudem eine gute Lichtstärke bietet. Vor allem stimmt aber auch, wie bei praktisch allen XF-Objektiven, die Bildqualität. Das liegt nicht zuletzt auch am werksseitig und damit auch beim Labortest aktiven Lens Modulation Optimizer (LMO), der optische Fehler des Objektivs bis hin zur Beugung bestmöglich korrigiert. So verwundert es nicht weiter, dass Verzeichnung, Vignettierung und Farbsäume sehr gering ausfallen.
Darüber hinaus glänzt das 18-55 mit einer hohen Auflösung von bis zu 63 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent. Bei jeder Brennweite werden bis zu 58 lp/mm im Bildzentrum erreicht. Am höchsten löst das Objektiv bei mittlerer Brennweite auf, aber selbst die längste Brennweite erreicht sehr hohe Auflösungswerte, hier fallen Objektive nämlich normalerweise oft etwas in der Auflösungsleistung ab. Zum Bildrand hin fällt die Auflösung um bis zu 30 Prozent ab, was sehr brennweiten-. und blendenabhängig ist. Im Weitwinkel arbeitet man am besten bei Offenblende oder bei F11, weil dort jeweils die höchsten Auflösungen mit dem geringsten Randabfall erreicht werden. Allgemein fällt bei F16 die Auflösung leicht und bei F22 etwas stärker ab, jedoch hält der LMO die Auswirkungen in Grenzen. Bei mittlerer sowie langer Brennweite sind F8 und F11 zu empfehlen, hier gibt es bei guter Zentrumsauflösung nur einen minimalen bis gar keinen Auflösungsabfall zum Bildrand. Ist die Randauflösung nicht so entscheidend, verwendet man bei mittlerer und langer Brennweite am besten die Offenblende, da die die höchsten Auflösungsleistungen erzielt werden.
Auch der 24-Megapixel-Sensor glänzt überwiegend mit guten bis sehr guten Leistungen. Bis ISO 400 bewegt sich der Signal-Rauschabstand mit über 40 dB auf sehr hohen Niveau, erst bei ISO 3.200 wird der kritische Wert von 35 dB leicht, bei höheren Empfindlichkeiten stärker unterschritten. Während Fujifilm bei der X-T2 das Farbrauschen sehr gut unterdrückt, lässt der japanische Hersteller bei Empfindlichkeiten von mehr als ISO 3.200 Helligkeitsrauschen zu. Dieses zeigt sich jedoch sehr feinkörnig und gibt ein angenehmes Bild ab, denn die zurückhaltende Rauschunterdrückung sorgt für einen guten Detailerhalt und einen natürlichen Bildeindruck. Vor allem bis ISO 1.600 ist praktisch kein Detailverlust erkennbar. Ab ISO 3.200 sinkt der Detailgrad zwar spürbar, ist aber selbst bei ISO 6.400 auch noch akzeptablen Niveau. Darüber nimmt der Detailverlust weiter ab, so dass feine Strukturen untergehen. Da sie dies aber nicht in aquarellartig glatten Flächen, sondern eher mit Helligkeitsrauschen einhergeht, kann man auch ISO 12.800 noch gut einsetzen. Bei ISO 25.600 und 51.200 nimmt die Bildqualität jedoch auch visuell sehr stark ab, da hier auch andere Messwerte deutlich einbrechen.
Akku und Speicherkarten lassen sich bei der Fujifilm X-T2 getrennt voneinander entnehmen. Beide Steckplätze unterstützen UHS II und erreichen bis zu 117 MB/s Schreibgeschwindigkeit. [Foto: MediaNord]
Etwas enttäuschend ist die gemessene Eingangsdynamik, die nicht einmal an der Marke von zehn Blendenstufen kratzt. Bis einschließlich ISO 3.200 bewegt sie sich aber mit neun und mehr Blendenstufen immerhin auf einem guten Niveau. Die Tonwertkurve verläuft angesteilt (aber nicht zu stark) für knackige Mittenkontraste und einen schönen Bildeindruck. Der Ausgangs-Tonwertumfang zeigt sehr differenzierte Werte. Der Helligkeits- sowie der Grünkanal zeigen die feinsten Abstufungen, wohingegen der Rot- und vor allem der Blaukanal deutlich abfallen. Bis ISO 1.600 erreicht der Helligkeitskanal mindestens 160 Abstufungen, der Rotkanal nur bis ISO 800 und der Blaukanal sogar nur bis ISO 400. Die Farbtreue der X-T2 ist im Mittel gerade noch gut, wobei jedoch einige Farbtöne stärkere Abweichungen aufweisen. Vor allem zeigt sich dabei eine stärkere Sättigung der warmtönigen Farben, die größte Abweichung vom eigentlichen Farbton zeigt Cyan, das stark Richtung Blau geht. Insgesamt sorgt das aber für subjektiv schöne "Fujifilm"-Farben, die sich zudem mit den verschiedenen Filmsimulationsmodi und weiteren Einstellungen dem eigenen Geschmack anpassen lassen. Der Weißabgleich jedenfalls arbeitet in den meisten Situationen gut und die gemessene Farbtiefe ist bis in hohe Empfindlichkeiten sehr gut. Bis ISO 3.200 werden über vier Millionen Farben differenziert, erst oberhalb von ISO 6.400 bricht der Wert stärker ein. Im Optimalfall, bei ISO 100 und 200, werden fast acht Millionen Farbnuancen differenziert.
Fazit und Kurzbewertung
Fazit
Mit 1.700 Euro ohne Objektiv beziehungsweise 2.000 mit dem getesteten Setobjektiv ist die Fujifilm X-T2 zwar kein Preiskracher, aber jeden Cent wert. Die Verarbeitung ist auf höchstem Niveau und die vielen Räder und Knöpfe sind bei der Bedienung eine wahre Freude. Dabei bietet die X-T2 eine gute Balance aus Größe und Gewicht. Die Leistungsfähigkeit der X-T2 bewegt sich im spiegellosen Segment auf höchsten Niveau und braucht sich hinter DSLRs wahrlich nicht zu verstecken, wobei Actionfotografen praktisch nicht am Batteriegriff vorbeikommen, der neben der Griffigkeit und Akkulaufzeit auch die Leistungsparameter spürbar erhöht. Bei der Bildqualität muss der Dynamikumfang die größte Kritik einstecken. Ansonsten spielt die Bildqualität auf höchstem Niveau. Das Setobjektiv löst hoch auf und weist kaum optische Fehler auf, bis ISO 1.600 bekommt man einwandfreie Bilder. Selbst bis ISO 6.400 lässt sich die X-T2, mit leichten Abstrichen, noch sehr gut verwenden. Vor allem sorgt die Fujifilm für subjektiv ansehnliche Bilder, deren Look sich in der Kamera individuell anpassen lässt. Die Fujifilm X-T2 ist für ambitionierte Fotografen ein echter Leckerbissen, Einsteiger hingegen dürften überfordert sein. Eingefleischte Videografen bekommen, trotz Verbesserungen seitens Fujifilm, bei manch anderem Hersteller mehr geboten. Für Alltagszwecke und gelegentliche ambitionierte Videoprojekte hat die X-T2 aber auch durchaus einiges zu bieten.
Kurzbewertung
- Sehr robustes Gehäuse
- Großer Ausstattungsumfang mit vielen Direkt-Bedienelementen
- Hervorragender elektronischer Sucher
- Cleverer Monitor-Klappmechanismus
- Mit Ausnahme des etwas mauen Dynamikumfangs sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600 und gute bis ISO 6.400
- Kein Touchscreen
- UHS-II-Schreibgeschwindigkeit wird nicht voll ausgeschöpft
- Volle Leistungsfähigkeit nur mit Zusatzgriff
Technische Daten
Modell |
Fujifilm X-T2 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 24,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.000 x 3.376 (16:9) |
Video (max.) |
3.840 x 2.160 30p |
Objektivanschluss |
|
Sucher |
2,36 Mio. Bildpunkte, Vergrößerung 0,8-fach (KB-äquivalent), Vergrößerung 1,2-fach (Sensor-bezogen) |
Monitor |
3,0" (7,6 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (256 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Fujifilm, Standard-Mittenkontakt, F-Stecker |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
GPS |
extern (Smartphone-Verbindung) |
Serienbildfunktion |
max. 8,0 Bilder/s und max. 83 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast |
Akkulaufzeit |
340 Aufnahmen gem. CIPA-Standard keine USB-Ladefunktion |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II) Speicherkartenfach 2: SD (SDHC, SDXC, UHS I, UHS II) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 100 bis 51.200 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz, frostsicher bis -10 °C |
Abmessungen |
133 x 92 x 49 mm (B x H x T) |
Gewicht |
500 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/U0ZYV (mit Preisvergleich) |
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