Retro-APS-C-Kamera mit Reportage-Festbrennweite

Testbericht: Fujifilm X100F

Seite 2 von 2, vom 2017-06-09 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die Qualität einer Kamera steht und fällt mit der Bildqualität, an die man gerade bei einer Festbrennweitenkamera mit APS-C-Sensor hohe Ansprüche stellt. Hier haben sich die Vorgängermodelle nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, denn das Objektiv entpuppte sich vor allem bei offener Blende und am Bildrand als unerwartete Schwachstelle. Hier verheißt die mit 24 Megapixeln 50 Prozent höhere Auflösung der X100F nichts Gutes. Trotz identischer Eckdaten will Fujifilm das Objektiv überarbeitet haben, um dem höher auflösenden Sensor gerecht zu werden. Auf der anderen Seite muss natürlich die Güte der einzelnen Pixel bei einem solchen Auflösungssprung gesteigert werden, um trotz der kleineren lichtempfindlichen Fläche auch bei hohen ISO-Empfindlichkeit mit dem Vorgängermodell mithalten zu können.

Um all dies zu prüfen, haben wir die X100F in unserem Labor ausgiebig getestet. Die kompletten Ergebnisse mit allen Diagrammen, auf denen die folgenden Betrachtungen beruhen, können gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links abgerufen werden. Neben dem Einzelabruf bieten wir auch Pre-Paid-Flatrates an, die ohne automatische Verlängerung bei entsprechender Vorauszahlung den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv mit über 1.600 Tests erlauben. Auch wer sich weniger für die detaillierten Labortests interessiert und vielmehr diesen kostenlosen Test honorieren möchte, kann dies am besten mit dem Erwerb eines Labortests tun.

Objektivfehler wie Verzeichnung, Randabdunklung und chromatische Aberrationen sind in JPEG, in dem Bildformat erfolgte der Labortest, hervorragend auskorrigiert. Die Verzeichnung beträgt weniger als ein halbes Prozent Tonnenform, die Farbsäume bleiben im Mittel unter einem halben und im Maximum unter einen Pixel Breite und selbst die Randabdunklung wird mit maximal 0,4 Blendenstufen, was 27 Prozent Lichtverlust in den Bildecken entspricht, kaum sichtbar. Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast kratzt im Bildzentrum an der Marke von 60 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, wofür man allerdings auf F4 abblenden muss. Die Offenblendschwäche fällt mit knapp unter 50 lp/mm Auflösung bei F2 und F2,8 wie beim Vorgängermodell X100T und damit im Gegensatz zu den ersten beiden Generationen X100 und X100S kaum noch ins Gewicht. Die Beugung setzt erst jenseits von F8 ein und reduziert lediglich bei F16, der kleinsten einstellbaren Blendenöffnung, die Auflösung etwas deutlicher auf 44 lp/mm.

Der Auflösungsabfall zum Bildrand bleibt jedoch bei allen Blenden mehr oder weniger stark bestehen. Immerhin werden durchweg über 30 lp/mm am Bildrand aufgelöst, das Maximum von 40 und 42 lp/mm wird bei F8 und F11 erreicht. Wie schon beim Vorgängermodell gilt: Wer Landschaftsfotografie betreibt, sollte auf F8 oder F11 abblenden. Immerhin reicht die Offenblendauflösung bei der X100F wie bei der X100T auch für größere Ausdrucke, zumindest im Bildzentrum, wo die X100F sogar gegenüber der X100T noch an Auflösung zulegen kann. Am Bildrand wird bei Formaten größer als 20 mal 30 Zentimeter ein leichter Auflösungsabfall zum Bildrand sichtbar werden. Schärfeartefakte treten übrigens trotz der hohen Auflösung kaum auf.

Der Signal-Rauschabstand liegt bei der 24 Megapixel auflösenden X100F signifikant niedriger als beim 16 Megapixel auflösenden Vorgängermodell X100T! Nur bei ISO 100 und 200 wird ein guter Wert von über 40 dB erreicht, und das auch nur im Helligkeitskanal, die drei Farbkanäle liegen dagegen bei allen ISO-Empfindlichkeiten unter 40 dB. Bereits oberhalb von ISO 1.600 unterschreitet die X100F die kritische Marke von 35 dB. Die X100T erreichte bis ISO 800 über 40 dB und lag erst bei ISO 6.400 knapp unterhalb von 35 dB. Das Helligkeitsrauschen steigt bei der X100F zwar bei jeder Erhöhung der ISO-Empfindlichkeit etwas an, wird jedoch erst ab ISO 6.400 leicht sichtbar, steigt darüber aber steiler an und wird vor allem bei ISO 51.200 mehr als deutlich. Der Kurvenverlauf gleicht dem der X100T, die jedoch erst ab ISO 12.800 leicht sichtbares Helligkeitsrauschen zeigte. Dennoch ist die Texturschärfe der X100F bis ISO 1.600 sehr gut und bis einschließlich ISO 6.400 akzeptabel, erst darüber wirken die Bilder durch verlorene feinste Details deutlich weicher. Hier zeigen sich die Fortschritte in der Rauschunterdrückung, denn das Vorgängermodell X100T kann bis ISO 1.600 zwar mithalten, fällt darüber aber deutlicher ab als die höher auflösende X100F, was die Nachteile beim Signal-Rauschabstand mehr als aufwiegt.

Schon die X100T hatte mit einer etwas mageren Eingangsdynamik von lediglich neun Blendenstufen zu kämpfen. Dies ist bei der X100F zwar nicht schlechter, aber leider auch nicht besser, womit Fujifilm weiterhin hinter der Konkurrenz zurückbleibt, die oft bei zehn bis elf Blendenstufen liegt. Bei kontrastreichen Aufnahmebedingungen saufen die Schatten bei der X100F bereits bei leichten Unterbelichtungen massiv ab und lassen sich nicht mehr durch eine Tonwertkorrektur retten. Man sollte also äußerst präzise belichten oder auf das Rohdatenformat mit seinen feineren Tonwertabstufungen setzen.

Apropos Tonwertabstufungen: Die X100F hat eine leicht, jedoch nicht zu übertrieben angesteilte Tonwertkurve, was für knackige, aber gleichzeitig natürlich wirkende Bilder sorgt. Der Ausgangs-Tonwertumfang sinkt mit steigender Empfindlichkeit deutlich. Bei ISO 100 sind es zwar noch gut 240 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen, jedoch bereits bei ISO 800 nur noch knapp über 160. Oberhalb von ISO 6.400 sind es sogar weniger als 100 Helligkeitsabstufungen. Somit können feine Helligkeitsverläufe bereits bei leicht erhöhter Empfindlichkeit zu unschön sichtbaren Helligkeitsabstufungen in den Bildern führen. Damit ist der Ausgangs-Tonwertumfang deutlich schlechter als beim Vorgängermodell X100T.

Boden gut machen kann die X100F bei der Farbtreue, wo ihr kaum eine andere Kamera etwas vormacht, selbst das Vorgängermodell X100T nicht. Die X100F zeichnet die Farbtafel äußerst genau auf, die Abweichungen sind selbst im Maximum minimal. Auch die tatsächliche Farbtiefe ist mit über vier Millionen Farben bis ISO 1.600 und über zwei Millionen Farben bis ISO 6.400 sehr gut! Da die X100F über einen integrierten, wenn auch leistungsschwachen Blitz verfügt, haben wir auch dessen Ausleuchtung gemessen. Sie ist verhältnismäßig gut. Die Randabdunklung ist nur doppelt so hoch wie ohne Blitz und bleibt damit deutlich unter einer Blendenstufe, was nicht häufig anzutreffen ist, aber sicherlich auch an der relativ langen Brennweite von 35 Millimetern im Kleinbildäquivalent liegt.

Fazit

Die X100F ist (mal wieder) eine hervorragende Kompaktkamera mit einem solide verarbeiteten Gehäuse, klassischer Bedienung und dem genialen Hybridsucher, der das Beste aus beiden Welten (optisch und elektronisch) vereint. Jedoch zeigt die Kamera auch ein paar kleinere Schwächen, etwa das zu schwergängige hintere Einstellrad und das zu leichtgängige Belichtungskorrekturrad. Auch der abermals gestiegene Preis sorgt alles andere als für Jubel. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit der Kamera ist hoch, der Autofokus jedoch nur mit den "Tricks" der Werkseinstellung (Auslösepriorität und Vor-AF) wirklich schnell. Die Bildqualität kann trotz weniger Schwächen in einzelnen Disziplinen insgesamt als sehr gut bezeichnet werden. Der 24-Megapixel-Sensor hat unterm Strich auch mehr Stärken als Schwächen gegenüber dem Vorgängermodell, auch wenn die Bilanz nur minimal positiv ausfällt und vielleicht ein wenig im Auge des Betrachters liegt. Wer eine puristische Fotokamera mit vielen (mechanischen) Bedienelementen sucht, ist bei der X100F definitiv an der richtigen Adresse. Videografen hingegen sollten vielleicht eher zu einer anderen Kamera greifen.

Kurzbewertung

  • Äußerst robustes (wenn auch nicht wasserdichtes) und solides Gehäuse
  • Viele Knöpfe und Drehregler für "verspielte" Fotonaturen
  • Insgesamt gute Bildqualität mit hoher Farbtreue
  • Genialer, einzigartiger Hybridsucher
  • Hinteres Einstellrad nicht griffig genug, Belichtungskorrekturrad zu leichtgängig
  • Schwache Eingangsdynamik
  • Auflösungsverlust in den Bildecken
  • Verstecke Videofunktion mit zu hoher Kompression

Technische Daten

Modell Fujifilm X100F
Sensor CMOS-Sensor APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 6.000 x 3.376 (16:9)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv 35 mm / F2,0 (feste Brennweite)
Sucher optischer Sucher mit Parallaxenausgleich, elektronischer Sucher, 2,36 Mio. Bildpunkte
Monitor 3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Intervallaufnahme ja (Startzeit einstellbar) max. 2.147.483.647 Aufnahmen
Bildstabilisator nein
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh Fujifilm, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh
Drahtlos WLAN, Bluetooth
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Mikrofoneingang
GPS extern (Smartphone-Verbindung)
Serienaufnahmen max. 8 Bilder/s und max. 60 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich, Kontrast
Akkulaufzeit 270 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
Empfindlichkeit Automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 100 bis 51.200
Abmessungen 127 x 75 x 52 mm (B x H x T)
Gewicht 470 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/N2TYH (mit Preisvergleich)
Kommentare

2 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

guzzi-klaus 2017-06-09

Hallo,

die angeführten "Kleinen Schwächen" scheinen mir Schwächen des Testexemplars zu sein und lassen sich vermutlich nicht verallgemeinern.

Bei meiner X-100F geht das Belichtungskorrekturrad schön stramm und das hintere Einstellrad ist auch nicht schwergängig.

Verglichen mit meiner X-T2 kann ich bei den Einstellrädern gefühlt keinen Unterschied feststellen.

Gruß Klaus

 

Benjamin Kirchheim 2017-06-09

Danke, gut zu wissen, dass es nicht bei allen Exemplaren so ist.

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