Kompaktkamera mit großem Sensor, Kompaktkamera
Testbericht: Fujifilm X100T
Seite 2 von 2, vom 2014-11-13 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln
Mit ihrer Festbrennweite, die keine Zoomfahren ermöglicht, ist die Fujifilm nicht gerade für Videoaufnahmen prädestiniert – möglich sind die dennoch. Die maximale Filmauflösung beträgt Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) bei einer Framerate von bis zu 50 Bildern/Sekunde. Anders als noch ihre Vorgängerin erlaubt die X100T nun auch in HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel) zu filmen. Den Fokus führt die X100T auf Wunsch beim Videodreh nach, zwar langsam aber dafür ohne lästiges Pumpen und nahezu lautlos.
Ganz neu hat die X100T WiFi an Bord. In Verbindung mit der App „Fujifilm Camera Remote“ (für Android und iOS erhältlich) eröffnet das interessante Möglichkeiten. So lässt sich die Kamera etwa vom Mobilgerät aus fernsteuern und kann auch die Aufnahmen sofort aufs Tablet oder Smartphone übertragen. Auf Wunsch übernimmt die X100T zudem die Ortskoordinaten von einem Mobilgerät und speichert sie in den EXIF-Daten der Bilddateien – auf diese Weise kann die X100T auf einen eigenen GPS-Empfänger verzichten. Wie schon die Vorgängerinnen bietet auch die X100T weitreichende Bearbeitungsfunktionen im Wiedergabemodus. Dazu zählt vor allem auch die Möglichkeit, RAW-Dateien bereits in der Kamera entwickeln zu können, die Ergebnisse werden dann als JPEG-Kopie gespeichert.
Der Hybridsucher der Fujifilm X100T vereint einen optischen Sucher mit elektronischen Einblendungen, wahlweise arbeitet er auch komplett elektronisch. [Foto: MediaNord]
Akku und Speicherkarte teilen sich bei der Fujifilm X100T ein Fach. [Foto: MediaNord]
Bildqualität Auf den ersten Blick hat sich beim Bildsensor der X100T gegenüber der Vorgängerin X100S wenig geändert: Der APS-C-Sensor löst weiterhin rund 16 Megapixel auf, auf einen auflösungsmindernden Tiefpassfilter verzichtet Fujifilm. Möglich wird dies unter anderem dadurch, dass Fujifilm kein Bayer-Array zur Farbdarstellung verwendet, sondern das eigens entwickelte X-Trans-Array. Dieses deutlich komplexere Farbfilter-Array soll die Farbauflösung verbessern, den Moiré-Effekt minimieren und insgesamt die Auflösung steigern. Ob Fujifilm damit die Bildqualität der X100T gegenüber der Vorgängerin verbessern konnte und wie sich die Kamera insgesamt schlägt, musste sie im Testlabor von digitalkamera.de und in der Praxis zeigen. Wie stets kann das detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Durchwachsen ist der Eindruck, den das Objektiv 23 mm / 1:2 (35 Millimeter bezogen auf Kleinbild) hinterlässt: Die Auflösung ist im Bildzentrum sehr hoch und liegt ab Blende F2.8 durchweg bei über 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Zu den Bildrändern hin fällt das Auflösungsvermögen des Objektivs jedoch eklatant ab und klettert erst bei F11 auf über 40 lp/mm. Dieser kräftige Randabfall der Auflösung ist bei flächigen Motiven durchaus am Bild sichtbar und für eine Kamera mit dem Anspruch der X100T einfach zu hoch. Hervorragend korrigiert hat Fujifilm hingegen chromatische Aberrationen, Farbsäume an Kontrastkanten sind kaum messbar geschweige denn sichtbar. Auch bei der Verzeichnung gibt sich das Objektiv keine Blöße, es bleibt mit maximal 0,5 Prozent tonnenförmige Verzeichnung weit im grünen Bereich. Das gilt ebenfalls für die Randabdunklung, die allenfalls messtechnisch erfassbar ist.
Wenig auszusetzen gibt es am Rauschverhalten der X100T und einhergehend damit an der Detailauflösung bei zunehmenden ISO-Werten. Zumindest bis ISO 3.200 ist die Welt in Ordnung und die Rauschunterdrückung greift gerade soweit ein, dass Bildrauschen nicht störend in Erscheinung tritt. Ab ISO 6.400 wird dann der Einfluss der Rauschunterdrückung deutlich sichtbar, die Aufnahmen wirken weich und detailarm. Schraubt man die ISO-Empfindlichkeit noch eine Stufe höher, kommt es zu deutlichen Strukturverlusten in der Aufnahme – mehr als ISO 6.400 sollte man der X100T nicht zumuten. Messtechnisch sichtbar wird dies durch einen stetigen Rückgang der Texturschärfe, die zunächst sehr hoch ist, ab ISO 3.200 aber nur noch befriedigend. Zugute halten kann man Fujifilm, dass die X100T ein sehr angenehmes Rauschen produziert, dessen noch geringe Korngröße High-ISO-Aufnahmen einen eher analogen Touch verleiht.
Überhaupt verzichtet die X100T bei der Bildaufbereitung auf knallige Effekte. Die Tonwertkurve fällt eher sachte ab, die Kamera setzt also mehr auf fein differenzierte Mitteltöne als auf eine knackige Kontrastwiedergabe. Das gilt umso mehr, als die X100T nur eine etwas eingeschränkte Eingangsdynamik aufweist. Zwischen ISO 200 und ISO 6.400 verarbeitet sie einen Kontrastumfang von 9 EV oder etwas mehr. Kontrastreiche Motive sind also weniger eine Sache für die X100T. Vor allem bei der Tiefendifferenzierung hat sie etwas Schwierigkeiten und zeigt in Schattenpartien dunkle Flächen, wo andere Kameras die Tonwertunterschiede noch fein aufdröseln. Bei der Farb- und Helligkeitsdifferenzierung, die ja eine Domäne der X-Trans-Technologie sein soll, zeigt sich die X100T ebenfalls durchwachsen: Bei niedrigen ISO-Stufen ist der Ausgabe-Tonwertumfang in allen Farbkanälen exzellent, geht aber bereits jenseits der ISO 200 kräftig zurück und bewegt sich ab ISO 1.600 bestenfalls noch im Mittelmaß. Schade auch, dass es die X100T mit der Farbtreue nicht ganz so genau nimmt, die gemessenen Farbabweichungen sind im Mittel so gerade noch gut.
Fazit Fujifilm hat die X100T im Vergleich zur Vorgängerin in vielen Details verbessert. Dazu zählt vor allem der famose Hybrid-Sucher, der jetzt noch mehr Möglichkeiten bietet. In einem wichtigen Punkt patzt die X100T indes: Das Objektiv zeigt dieselben Schwächen bei der Randauflösung wie ihre Vorgängerin. Wer damit leben kann, erhält mit der X100T ein faszinierendes Stück Technik. Dabei nimmt die Digitalkamera nicht nur beim Design sondern auch funktional derart viele Anleihen bei der Analog-Ära wie kaum ein anderes Modell auf dem Markt. Die Gehäusequalität ist über jedem Zweifel erhaben, die Funktionsumfang hoch und die Bildqualität kann sich insgesamt sehen lassen. Allerdings verlangt Fujifilm für das Gebotene auch einen recht hohen Preis – den Liebhaber und Connaisseur wird das allerdings nicht stören.
Kurzbewertung
- Hochwertig verarbeitete Kamera
im klassischen Design
- Wegweisender Hybridsucher (aber
EVF mit geringer Dynamik)
- Traditionelles Bedienkonzept
gepaart mit Direkttasten und Schnellmenü
- Sensor mit großem
Auflösungsvermögen und bis ISO 3.200 geringem Rauschen
- Objektiv zeigt starken
Randabfall der Auflösung
- Autofokus etwas langsam
- Geringe Akkulaufzeit
- Kein Bildstabilisator
Technische Daten
Modell |
Fujifilm X100T |
Sensor |
CMOS-Sensor APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.896 x 2.760 (16:9) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektiv |
35 mm / F2,0 (feste Brennweite) |
Sucher |
optischer Sucher mit Parallaxenausgleich, elektronischer Sucher, 2,36 Mio. Bildpunkte |
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Intervallaufnahme |
ja |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Fujifilm, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
Drahtlos |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang |
Serienaufnahmen |
max. 6 Bilder/s und max. 31 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 200 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 51.200 |
Abmessungen |
127 x 74 x 52 mm (B x H x T) |
Gewicht |
440 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/VFDKX (mit Preisvergleich) |