Edel und Kompakt
Testbericht: Fujifilm X100V
2020-04-30 Stand das "F" des Vorgängers noch für die englische Zahl four in der Typenbezeichnung, steht das "V" am Ende der X100V wohl für die römische Ziffer fünf. In der fünften Iteration bleibt Fujifilm zwar dem klassischen Design der Serie treu, setzt dabei aber auf einen neuen, 26 Megapixel auflösenden X-Trans-CMOS-Sensor im APS-C-Format. Beim 23mm-Objektiv (35 mm KB-äquivalent) sieht zwar alles wie gehabt aus, aber auch hier sollen einige Verbesserungen vorgenommen worden sein. Was sich noch an der Edelkompakten getan hat und wie sich das am Ende in den Bildern äußert, haben wir in diesem Test für unsere Leser ermittelt. (Harm-Diercks Gronewold)
Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang.
Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten
Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar
dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären,
welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X100V haben. Der sehr ausführliche Test kann
direkt online gelesen oder als 38-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in
digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw.
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Das Design der Fujifilm X100V erinnert an analoge Sucherkameras der 60er Jahre. [Foto: MediaNord]
Ergonomie und Verarbeitung
Wie schon in den ersten vier Generationen der X100er Serie verzichtet Fujifilm auch bei der X100V nicht auf das klassische Design des Kameragehäuses. Aerodynamisch wie ein Ziegelstein ragt nur das Objektiv deutlich aus dem Metallgehäuse hervor. So erinnert die Kamera an die Zeit, in der die analoge Fotografie für jedermann erschwinglich wurde. Mit einem knappen halben Kilogramm erinnert auch das Gewicht an die gute alte Zeit der kantigen, mechanischen Wunderwerke der Fotografie. Die Belederung der Kamera besteht zwar nicht aus echtem Leder, aber das Material fühlt sich ziemlich gut an, leider geht das nicht soweit, dass auch die Griffigkeit von Leder erreicht wird.
Dank ihrer Größe lässt sich die Kamera allerdings richtig gut greifen, auch wenn die Daumenmulde auf der Rückseite durchaus größer sein könnte, um mehr Sicherheit beim Halten der Kamera zu bieten. Der geschwungene Handgriff auf der Vorderseite erfüllt seine Aufgabe allerdings ziemlich gut. Beim Schutz der X100V vor Spritzwasser geht Fujifilm einen Weg, über den man vielleicht den Kopf schütteln kann, denn die X100V ist erst spritzwassergeschützt, wenn ein optionaler Objektivaufsatz montiert wurde, vorher nicht. Die größte Schwachstelle in diesem Schutz ist dann aber die Abdeckklappe für die Anschlüsse, doch dazu später mehr.
Neben normalen Knöpfen zur Kamerabedienung erwarten den Fotografen mechanische Ringe, Drehknöpfe sowie ein Auslöser, der ein Gewinde für einen Drahtauslöser besitzt. Wie schon beim Vorgänger kann die ISO-Empfindlichkeit über das Drehrad der Zeitauswahl verändert werden. Dazu muss nur der Ring des Drehrades nach oben gezogen werden und schon lässt sich die ISO-Empfindlichkeit bequem einstellen. Danach wird der Ring wieder leicht nach unten gedrückt und fertig ist die Einstellung.
Konnte man beim Vorgänger die Einstellungen in den Menüs noch über vier Cursor-Tasten vornehmen, stehen nun nur noch der Steuerknüppel und die beiden kleinen Einstellräder zur Verfügung. Die Cursortasten wurden wegrationalisiert. Leider hat Fujifilm den damit entstandenen Platz nicht sinnvoll genutzt. So hätten die verbliebenen Knöpfe und auch der Steuerknüppel durchaus etwas größer ausfallen können. Das hätte insbesondere der oberen Funktionstaste gut getan.
Das Bedienkonzept der Kamera kommt ohne Motiv- und Programmautomatiken aus. Es wirkt auf den ersten Blick altbacken, ist aber ziemlich logisch und damit schnell erlernbar. Die Grundeinstellungen wie Zeit, Blende und ISO besitzen jeweils ein mechanisches Einstellungselement. Auf dem Element sind die Werte sichtbar und zusätzlich ein kleines rotes A. Wenn der Fotograf das A auswählt, dann wird dieser Wert automatisch von der Kamera ermittelt. Stehen zum Beispiel Zeit und Blende auf A, dann arbeitet die Kamera in einer Programmautomatik. Bei einem A in der Blendeneinstellung ist die Blendenautomatik aktiv und so weiter. Leichter geht es wirklich nicht.
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Wer auf diese "altbackene” Bedienart keine Lust hat, der stellt sich die Aufnahmeparameter einfach über die beiden Multifunktion-Drehräder mit Druckfunktion beziehungsweise das Menü ein. Leider lässt sich die präzise Touchfunktion des Monitors nicht für die Navigation des sehr umfangreichen, aber nie überbordenden Menüs einsetzen. Das ist schade, denn gerade die Menünavigation würde immens von der Touchfunktion profitieren.
Die bereits erwähnten Multifunktionsräder (vorne und hionten für Zeigefinger beziehungsweise Daumen gut zu erreichen) sind minimal unterschiedlich gerändelt und erledigen unterschiedliche Aufgaben bei der Kamerabedienung beziehungsweise Menünavigation. Mechanisch sind beide Drehräder angenehm fest und sind nicht zu leicht hineindrückbar. Damit ist es also eher unwahrscheinlich, dass man ungewollt eine Funktion auslöst.
Die Belichtungskorrektur besitzt ein eigenes Drehrad auf der Oberseite. Leider ist das Rad recht groß und zudem relativ leichtgängig. So kann man die Belichtungskorrektur auch mal aus Versehen aktivieren, wenn die Kamera aus einer engen Tasche gezogen wird. Schade, dass Fujifilm hier noch keine kleine Sicherung in das Drehrad eingebaut hat, denn bequem ist es allemal, die Belichtungskorrektur über ein Einstellrad vornehmen zu können, ohne dafür in einem Menü "herumwühlen” zu müssen.
Die Knöpfe der Kamera sind mit verschiedenen Funktionen belegt. Das muss den Fotografen aber nicht davon abhalten, selber Hand anzulegen und so lassen sich sechs Tasten sowie vier Monitor-Wischrichtungen individuell mit Funktionen belegen. Der Clou dabei ist, dass der Fotograf nicht den Umweg ins Menü machen muss, um einer Taste eine neue Funktion zuzuweisen. Es reicht aus, die Taste etwa zwei Sekunden gedrückt zu halten und schon kann man eine neue Funktion auswählen, die zukünftig auf dieser Taste zu finden sein soll. Bei den Wischgesten bleibt dem Fotografen aber nichts anderes übrig, als sie im Menü zu ändern.
Die Struktur des Kameramenüs ist in Ordnung. Wegen der umfangreichen Funktionen und Einstellungsoptionen kann es aber schnell unübersichtlich werden, obwohl die Einstellungen in Reitern und Unterpunkten organisiert sind. Zum Glück kann sich der Fotograf ein individuelles Menü zusammenstellen. Wie das geht, ist allerdings etwas umständlich, denn das Hinzufügen von Elementen in den "my Menu”-Reiter wird nicht etwa auf dem My-Menu-Reiter vorgenommen, das wäre ja zu einfach. Zuerst muss der Anwender in das Einstellungsmenü, dann in die Benutzer-Einstellungen und dann in die "My Menü-Einstellung” navigieren. Dort angekommen wird "Elemente hinzufügen” gewählt und erst dann kann man loslegen, um den my-Menu-Reiter zu füllen.
Wenigstens zwingt die X100V den Fotografen nicht auch noch, die gewünschten Funktionen (Elemente) aus einer ewigen Liste auszuwählen. Stattdessen präsentiert die Kamera dem Fotografen ein spezielles Menü, was identisch ist mit dem normalen Kameramenü. Hier navigiert man dann zu der gewünschten Funktion und wählt sie aus. Jetzt wird die ausgewählte Funktion gekennzeichnet. So kann man erkennen, welche Funktion schon im my Menu enthalten ist und welche nicht.
Der Monitor auf der Rückseite der Fujifilm X100V lässt sich nach oben klappen und mit einem kleinen Umweg auch nach unten. [Foto: MediaNord]
Natürlich lassen sich die Einträge auch markieren und löschen. Aber auch das geht nicht im My Menu Reiter, sondern wieder nur über den Umweg über das Einstellungsmenü und die Benutzereinstellung. Wieso so kompliziert Fujifilm? Das sind doch alles Funktionalitäten, die auch direkt im my-Menu-Reiter untergebracht werden könnten.
Im traditionellen Fujifilm-Quick-Menü, das mit der Q-Taste aufgerufen wird, sieht es mit der Touchbedienung zum Glück anders aus. In diesem Menü lassen sich bestimmte Einstellungen auf die Schnelle verändern, so dass der Fotograf nicht ins Aufnahmemenü zurück navigieren muss. Bei der Bedienung muss man allerdings drauf achten, dass der Finger länger auf einer Auswahl verharrt, denn erst dann werden die Optionen angezeigt, die dann mit einem Tipp ausgewählt werden können. Natürlich kann man im Quick-Menü auch mit dem Steuerknüppel navigieren und mit dem hinteren Einstellrad die Optionen durchschalten.
Auf der Rückseite dominiert der 3 Zoll (rund 7,5 Zentimeter) große Touchscreen, der nun endlich beweglich ist. Er lässt sich um etwa 95 Grad nach oben klappen und um etwa 40 Grad nach unten. Um den Monitor aber nach unten klappen zu können, muss er erst ein wenig nach oben geklappt werden. Grund dafür ist, dass der Monitor bündig im Gehäuse verbaut wurde. Die einzige Möglichkeit, ihn zu bewegen, ist eine kleine Lasche auf der unteren linken Seite. Mit dieser lässt sich der Monitor ein kleines Stück nach oben klappen, bis die Finger genug Halt finden, um ihn dann nach unten zu ziehen.