Kompaktkamera
Testbericht: Fujifilm X20
2013-03-26 Mit der X20 setzt Fujifilm das traditionelle Bedienkonzept der Vorgängerin fort, unter der Haube der edlen Kompaktkamera hat sich indes einiges getan: So hat Fujifilm die X20 mit einem 12-Megapixel-Sensor mit der neuen X-Trans-Matrix ausgestattet, eine trickreiche Bildaufbereitung soll das Problem Beugungsunschärfe minimieren. Zudem lassen sich nun im optischen Sucher wichtige Aufnahmeparameter per LCD-Overlay einblenden. Grund genug also, der X20 in der Praxis und im Testlabor von digitalkamera.de gründlich auf den Zahn zu fühlen. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Beim ersten Blickkontakt mit der Fujifilm X20 schleichen sich leichte Zweifel ein: Das soll eine aktuelle Digitalkamera sein? Die Kamerafront sowie die Oberseite weisen kaum darauf hin. Front und Rücken der recht voluminösen Kamera sind mit einem feingenarbten Kunstleder überzogen – so wie es in den 60er und auch noch 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts üblich war. Und auf der Topplatte sitzen zwei üppig dimensionierte Einstellräder – eines zur Belichtungskorrektur, das andere zur Moduswahl. Auch sie versetzen einen schnell in die Zeit der analogen Fotografie zurück. Dazwischen lugt ein Auslöser hervor, der mit einem Innengewinde versehen ist, das einen mechanischen Drahtauslöser aufnehmen kann. Vor allem aber vermisst der Digital-Nerd einen Hauptschalter – ganz so, als müsse nur der Verschluss gespannt werden und schon könnte man losfotografieren. Das geht natürlich nicht, die X20 ist selbstverständlich eine reinrassige Digitalkamera und will daher zunächst einmal eingeschaltet werden. Dazu dreht man am Zoomring. Jetzt fährt nicht nur das Zoomobjektiv aus seiner platzsparenden Parkposition heraus, sondern die Kamera wird en passant auch noch eingeschaltet – eine clevere Idee!
Retro ist also bei der Fujifilm X20 nur das Design, jedoch keineswegs die Technik. Und so wird die Rückseite von einem üblichen Display beherrscht, das bei einer Bilddiagonalen von 2,8 Zoll hübsch groß ist, indes noch genügend Platz für weitere Bedienelemente lässt. Links vom Monitor hat Fujifilm eine Reihe Knöpfe aufgereiht, etwa für die Belichtungsmessmethode oder den Weißabgleich – die Kamera lässt sich also prima beidhändig bedienen. Rechts, leicht erreichbar für den Daumen, weist die X20 einen Drehring auf, der gleichzeitig als Vier-Wege-Wipp fungiert. Platz war auch noch für ein klassisches Daumenrad, das wie die Drehregler oben schön stramm geht und satt einrastet. Genau das kann man leider vom Drehring nicht sagen: Er orgelt ohne spürbaren Rastpunkt zum Beispiel durch die Menüs und lässt einen die gewünschte Position allzu leicht überfahren. Doch der Ärger darüber ist schnell verraucht, wenn man mit der Q-Taste das vorbildlich gestaltete Schnellmenü auf den Schirm geholt hat. Bleibt unterm Strich: Das Retro-Design der X20 ist mehr als ein schöner Schein – hier gilt „form follows function“. Und so lässt sich die X20 dank ihrer üppigen Ausstattung mit Bedienelementen sehr zügig und ohne ausgiebiges Handbuchstudium bedienen.
Beim Sucher trifft ebenfalls Tradition auf Moderne. Die X20 gehört zur inzwischen nahezu ausgestorbenen Spezies der Kompaktkameras, die mit einem optischen Sucher ausgestattet sind. Fujifilm hat es aber nicht dabei gelassen, dass man durch das helle und klare Guckloch sein Motiv anvisieren kann. Vielmehr zeigt der Sucher eine Fülle an Informationen – fast schon so, wie man es von einer DSLR gewohnt ist. Dazu gehört auch die Anzeige des aktuellen Fokusfeldes – hier hat Fujifilm also im Vergleich zur Vorgängerin X10 kräftig nachgebessert. Möglich wird dies durch ein LC-Display, das Fujifilm trickreich im Strahlengang des Suchers platziert hat. Prinzip bedingt eignet sich der optische Sucher indes nicht für Nahaufnahmen, da er dann einen anderen Bildausschnitt zeigt, als das Objektiv aufnimmt. Immerhin blendet die X20 eine Warnung ein, sobald der Parallaxenfehler zu groß wird. Wenn man dem an sich hervorragenden Sucher etwas ankreiden möchte, dann das, dass er etwas klein geraten ist – Brillenträger werden nicht immer glücklich mit ihm werden. Zudem zeigt er nur rund 85 Prozent des tatsächlich aufgenommenen Bildausschnitts – ein Manko, das in Praxis kaum stört. Gewöhnen muss man sich indes daran, dass sich bei Brennweiten bis 35 Millimeter das Objektiv etwas vorwitzig rechts unten ins Sucherfenster schiebt. Insgesamt hat der Sucher im Praxiseinsatz eine gute Figur gemacht und seinen Job besser erledigt als so mancher einfache EVF.
Nahezu über jeden Zweifel erhaben ist die Anfassqualität des robusten Metallgehäuses. Leider lässt sich die X20 mit einer Hand kaum sicher halten, dazu fällt die Gummimulde für den rechten Daumen doch zu mickrig aus. Hinzu kommt, dass die Kamera mit rund 380 Gramm alles andere als ein Leichtgewicht ist und zudem recht voluminös – eine spiegellose Systemkamera vom Schlage einer NEX-5R beansprucht trotz deutlich größerem APS-C-Sensor nicht mehr Platz in der Manteltasche als die X20. Getrübt wird die Freude über das solide Gehäuse von der Abdeckung der Schnittstellen – mehr als eine einfache Plastikklappe hat Fujifilm nicht zu bieten. Nicht ganz so schön ist auch, dass das Stativgewinde deutlich außerhalb der optischen Achse liegt – für exakte Panorama-Aufnahmen empfiehlt sich die X20 also nicht. Immerhin bleibt dadurch der Schacht für Akku und Speicherkarten weiterhin zugänglich, wenn eine Stativplatte angesetzt ist.
Ausstattung Der geübte Fotograf wird sich sicherlich sofort damit anfreunden wird, dass er die Fujifilm X20 dank ihrer zahlreichen Bedienelemente leicht auf seine Erfordernisse einstellen kann. Der Novize oder unbedarfte Fotograf mag dagegen die Vielzahl an Bedienelementen eher hinderlich finden. Doch dazu besteht kein Anlass, die Fujifilm macht auch als reinrassige Schnappschusskamera eine gute Figur. Sie bietet zunächst eine intelligente Vollautomatik, wie sie heute bei kaum noch einer Kamera fehlt. Hier hat man keinerlei Eingriffsmöglichkeiten und begibt sich ganz in die Hand der X20. Daneben gibt es eine Motivautomatik, die selbstständig das zur Aufnahmesituation passende Motivprogramm wählt. Selbstredend, dass man eines der 15 Motivprogramme auch von Hand vorgegeben kann. Und dann wartet die X20 noch mit dem „Advanced Mode“ auf, der eine Reihe von Spezialprogrammen sowie die unvermeidlichen „Kreativ“-Effekte bereithält. Dazu zählt auch die Simulation analoger Fujichrome-Filme, etwa des legendären Velvia mit seinen leuchtenden Farben oder des farbneutraleren Provia. Unter den Spezialprogrammen findet sich zum Beispiel eines, das Panoramen mit einem Schwenk aufnimmt. Aber auch Spezialitäten wie Mehrfachbelichtung beherrscht die X20. So kann sie bei höherer ISO-Empfindlichkeit unvermeidliches Bildrauschen durch die Kombination mehrerer Aufnahmen wirkungsvoll unterdrücken. Oder die X20 nimmt Blendenreihen auf, um das Hauptmotiv scharf und detailreich wiederzugeben, den Hintergrund dagegen möglichst soft.
Wer den Automatiken misstraut, kann die X20 ganz klassisch in den Programmen P, A und S bedienen oder die Belichtung gar komplett manuell steuern. Schade ist allerdings, dass im Modus P ein Programm-Shift nur möglich ist, wenn die ISO-Empfindlichkeit fest vorgegeben wurde. Den fortgeschrittenen Fotografen wird zudem freuen, dass die X20 zwei Speicherplätze für bevorzugte Kameraeinstellungen bietet – sie lassen sich bequem mit dem Moduswählrad abrufen. Da sich die Kamera sehr weitgehend konfigurieren lässt, ist das eine durchaus willkommene Einstellhilfe. Und die X20 lässt sich wirklich sehr fein an die eigenen Bedürfnisse anpassen – zum Beispiel die ISO-Automatik: Hier kann man nicht nur eine Obergrenze definieren, sondern auch eine bevorzugte ISO-Empfindlichkeit sowie die längste Verschlusszeit, bevor die X20 die Empfindlichkeit hoch setzt. Oder die Tonwertkurve: Bei der X20 gibt es nicht nur eine Vorgabe für Kontrast; Schatten und Lichter lassen sich vielmehr getrennt voneinander einstellen. Wie es sich für eine Kamera mit professionellen Ambitionen gehört, zeichnet die X20 selbstverständlich auch im Raw-Format auf – jedoch mit einer wichtigen Einschränkung: Ist Raw als Dateiformat eingestellt, lässt die X20 eine maximale Empfindlichkeit von ISO 3.200 zu – bei JPEG geht sie bis ISO 12.800 hoch.
Bei der Bildwiedergabe lässt die X20 nicht mit sich lumpen. Ein kleiner Dreh am Daumenrad liefert vielfältige Informationen zur aktuellen Aufnahme, inklusive einer Markierung des Bereichs, auf den der Autofokus scharf gestellt hat. War die Gesichtserkennung bei der Aufnahme aktiv, rahmt die Kamera auf Wunsch das Antlitz ein, für das sich die Automatik entschieden hat. Wer seine Speicherkarte mit hunderten Aufnahmen gefüllt hat, wird sich freuen, dass die X20 ausgefuchste Suchfunktionen bietet. So findet sie alle Aufnahmen eines bestimmten Datums, kann aber auch Portraits einer Person aus dem Speicher fischen. Wurde im Raw-Format aufzeichnet, kann man seine Aufnahmen im Wiedergabemodus der X20 entwickeln. Dabei offeriert die Kamera eine Reihe von Optimierungs- und Effektmöglichkeiten, die resultierenden JPEG-Dateien speichert sie als Kopie.
Objektiv Highlight der Fujifilm X20 ist sicherlich ihr Objektiv – zumindest von der Papierform her: Das vierfach-Zoom weist eine Lichtstärke von F2.0 bis F2.8 auf und deckt bezogen auf das Kleinbildformat einen Brennweitenbereich von 28 – 122 mm ab. Von einem Objektiv mit diesen Eckdaten können DSLR-Fotografen nur träumen. Aber kann die Abbildungsqualität das Versprechen halten, das die technischen Daten abgeben? Eine Antwort auf diese Frage gibt es im Abschnitt Bildqualität. Wer indes nun glaubt, das hochlichtstarke Zoomobjektiv erlaube ein sehr feines Spiel mit der Schärfentiefe, wird enttäuscht: Bezogen auf Kleinbild entspricht die maximalen Blendenöffnung ca. F8 bis F11. Die X20 nimmt also bereits bei Offenblende mit einer großen Schärfentiefe auf, insbesondere Makro-Fotografen wird’s freuen. Falls es die Lichtverhältnisse erfordern, lässt sich das Objektiv bis auf F11 abblenden – was jedoch aufgrund der damit einhergehenden Beugungsunschärfe nicht empfehlenswert ist. Besser wäre es, wenn Fujifilm die X20 mit einem einschwenkbaren Neutraldichte-Filter ausgestattet hätte – doch der fehlt. Immerhin verspricht Fujifilm, dass der Bildprozessor Beugungsunschärfe dank eines speziellen „Lens Modulation Optimizer“ eliminieren kann –dazu gleich mehr im Abschnitt Bildqualität. Ein Filtergewinde fehlt dem Objektiv indes. Wer die Kamera allerdings mit der optional erhältlichen Streulichtblende LH-X10 ausstattet, erhält ein Filtergewinde mit 52 Millimetern Durchmesser als willkommene Dreingabe dazu. Dass bei der X20 die Brennweite ganz traditionell mit einem klassischen Zoomring verstellt wird, ist bei Fotoaufnahmen nützlich: Auf diese Weise lässt sich der Bildausschnitt wesentlich flotter und genauer einstellen als mit einem Motorzoom.
Wie es sich für eine edle Kamera gehört, kann die X20 mit einem aufwändig konstruierten Objektiv aufwarten. Die Optik setzt sich aus elf Linsen in neun Gruppen zusammen und ist mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet. Im sogenannten „Super Macro“-Modus beträgt die kürzeste Fokusdistanz nur einen Zentimeter – leider ist er nur bei kleinster Brennweite von 28 Millimetern mit einem entsprechend großen Bildwinkel möglich. Der herkömmliche Makro-Modus der X20 ändert die Naheinstellgrenze nicht, er lässt lediglich den AF auf das nächstgelegene Objekt im Bildzentrum scharf stellen. Um von unendlich auf eine Distanz von zwei Metern zu fokussieren, benötigte die X20 in unserem Testlabor rund eine drittel Sekunde – ein guter Wert, jedoch kein überragender. Als ausgesprochen flott und zuverlässig erwies sich hingegen der kontinuierliche AF bei Action-Aufnahmen. Einen auf die Kamera zurasenden Hund hielt der Autofokus bis zur auf etwa drei Meter Aufnahmeentfernung fest im Griff – für eine Kompaktkamera vom Schlage der X20 eine bemerkenswerte Leistung! Möglich machen es 86.000 Phasenerkennungspixel direkt auf dem Bildsensor. So kann sich die X20 im Verein mit ihrer hohen Serienbildrate zweifelsohne das Prädikat „actiontaugleich Kompaktkamera“ anheften.
Natürlich lässt sich die Fokusentfernung mit der X20 auch komplett von Hand einstellen. Dazu dient der Drehring auf dem Rücken der Kamera, der leider etwas schwammig reagiert. Sobald man ihn betätigt, vergrößert die X20 einen zentralen Ausschnitt aus dem Sucherbild auf dem Display und blendet zudem eine Entfernungsskala ein. Sogar Fokuspeaking beherrscht sie, dabei werden Kontrastkanten innerhalb der Fokusebene weiß markiert. In der Praxis erwies sich diese Kantenanhebung als nicht ganz so wirkungsvoll wie beispielsweise bei Kameras von Sony – die X20 hebt eher Punkte als ganze Linien hervor. Dennoch lässt sich mit der Kamera auch manuell zuverlässig scharf stellen – etwa bei Makro-Aufnahmen.
Bildqualität Herzstück der X20 ist ein 2/3-Zoll-Sensor mit Fujifilms noch recht neuer X-Trans-Technologie. Dabei sind die Farbfilter vor den Sensorzellen nicht nach dem üblichen Bayer-Muster angeordnet, sondern in einer komplizierteren 6x6-Matrix. Diese Filtermatrix gepaart mit dem dadurch möglichen Verzicht auf einen Tiefpassfilter soll die nutzbare Auflösung des 12-Megapixel-Sensors sicht- und messbar verbessern. Diesem Ziel dient ferner die Bildaufbereitung mit dem neuen „Lens Modulation Optimizer“. Hier reduziert der Bildprozessor per Dekonvolution Unschärfe – etwa Beugungsunschärfe, die mit zunehmender Blendenzahl immer stärker zutage tritt. Mit diesen und weiteren Maßnahmen sollen Auflösung und Rauschverhalten der X20 deutlich besser sein, als es die recht kleine Sensorfläche vermuten lässt. Immerhin ist der Sensor mit einer Fläche von 58 mm2 rund 20 Prozent größer als bei den meisten vergleichbaren Edel-Kompakten, etwa einer Canon PowerShot S110 oder Nikon Coolpix P7700.
Bei diesem Technologie-Feuerwerk, das Fujifilm mit der X20 zündet, waren wir natürlich ganz besonders gespannt, wie sich die Kamera im Testlabor von digitalkamera.de machen würde. Wie immer kann das detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei bezogen werden (siehe weiterführende Links am Ende des Testberichts). Bei der Auflösungsmessung reißt die X20 jedenfalls keine Bäume aus. Sie löst zwar bei optimaler Blende F4 mit rund 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) recht ordentlich auf, mehr aber auch nicht. Immerhin mag zunächst gefallen, dass die Auflösung zu den Bildrändern hin nicht signifikant abnimmt. Ein Blick auf die Messung des Schärfeabfalls offenbart indes, mit welchem Preis die X20 ihr recht gleichmäßiges Auflösungsvermögen erkauft: Mit kräftigem Nachschärfen der Bildränder. Darauf deutet hin, dass bei großen Blenden das Bildzentrum weniger scharf wiedergegeben wird als die Ränder. Ferner sind an den Bildrändern bei großen Blenden Schärfeartefakte etwas stärker ausgeprägt als im Zentrum – auch dies ist ein Hinweis auf selektives Schärfen über das Bildfeld hinweg. Das Objektiv der X20 zeichnet zudem bei Offenblende recht weich, ab F2.8 geht die Abbildungsschärfe jedoch in Ordnung. Sehr schön ist dagegen die Helligkeitsverteilung im Bildfeld – Randabdunklung ist mit maximal 0,5 EV kein Thema. Das gilt auch für chromatische Aberration, Farbsäume stören kaum das Bild. Geradezu mustergütig gibt sich die X20 in Sachen Verzeichnung, sie fällt mit maximal 0,5 Prozent Tonnenform bei 28 Millimeter nicht ins Gewicht.
Unterm Strich gehen die Abbildungsleistungen der X20 für eine edle Kompaktkamera also in Ordnung – ein positiver Einfluss neuer Techniken wie dem „Lens Modulation Optimizer“ lässt sich indes kaum ausmachen. Wie sieht es nun aus, wenn die Kamera nicht bei optimaler ISO-Empfindlichkeit gemessen und eingesetzt wird? Auch in diesem Fall ist die X20 keineswegs revolutionär: Der Signal-Rauschabstand sinkt bei ISO 800 unter die kritische Marke von 35 dB. Korrespondierend dazu verlässt auch die Texturschärfe ab ISO 800 den grünen Bereich. Fujifilm lässt auf den ersten Blick die Rauschunterdrückung nur moderat eingreifen, das Helligkeitsrauschen steigt mit zunehmender ISO-Zahl kontinuierlich an und wird spätestens ab ISO 1.600 in den Bildern sichtbar. Dabei stört auch, dass das Korn mit einem Durchmesser von rund zwei Pixeln schon etwas grob ist. Gut im Griff hat die X20 hingegen das besonders lästige Farbrauschen. Die in der Praxis aufgenommenen Fotos bestätigen den Befund aus dem Testlabor weitgehend: Bereits bei ISO 200 werden in der 100%-Ansicht Strukturverluste sichtbar, zum Beispiel im Strickmuster eines Wollpullovers. Ab ISO 1.600 werden die Detailverluste dann so groß, dass die Aufnahmen flächig und weichgezeichnet wirken. Wer statt der glattgebügelten Aufnahmen lieber stärkeres Helligkeitsrauschen in Kauf nehmen möchte, kann mit der X20 glücklicherweise in Raw aufzeichnen – jedoch nur bis ISO 3.200. Diese Beschränkung ist schade, ließen sich doch mit Adobe Camera Raw 7.4 RC den Rohdaten durchaus noch Details entlocken, die die JPEGs der X20 auf dem Altar der Rauschunterdrückung geopfert haben. Andererseits sind Aufnahmen mit noch höheren ISO-Stufen kaum vorzeigbar, allenfalls stark verkleinert sind sie noch brauchbar.
Wenig Aufregendes fördert auch die Messung der Eingangsdynamik zutage, sie liegt mit 9,3 bis 9,7 EV auf einem ordentlichen Niveau. Die Tonwertkurve hat Fujifilm eher zugunsten schön durchgezeichneter Tiefen denn für einen knackigen Bildeindruck abgestimmt, Raw-Fotos liefern aber eine nochmals bessere Tiefendynamik. Mit der Farbtreue nimmt es die X20 ziemlich genau, die gemessenen Farbabweichungen sind aber noch gering. Hoch ist dagegen die tatsächliche Farbtiefe, zumindest bei geringen ISO-Stufen differenziert die X20 Farbtöne sehr schön. Entsprechend hoch ist auch ihr Ausgabe-Tonwertumfang über alle Kanäle hinweg. Zudem arbeitet der Weißabgleich überdurchschnittlich genau.
Bleibt unterm Strich, dass die Bildqualität der Fujifilm X20 ziemlich genau dem entspricht, was man von 12 Megapixeln Auflösung auf einem 2/3-Zoll-Sensor erwarten kann. Bis etwa ISO 400 lässt sich die Kamera ohne Reue einsetzen, ISO 1.600 sind gerade noch OK, wenn man mit weichgespülten JPEGs oder verrauschten Raws leben kann. Das lichtstarke Objektiv bietet in dieser Klasse ungewöhnliche Gestaltungsmöglichkeiten, Schärfe und Auflösungsvermögen bleiben auf Klassenniveau.
Fazit Bei der X20 vereint Fujifilm traditionelles Kameradesign und Bedienkonzept mit modernster Digitaltechnik – eine Synthese, die weitgehend gelingt. Die Kamera ist dank ihrer vielen Schalter, Knöpfe und Rädchen einfach und schnell zu bedienen. Kritik muss sich jedoch der Einstellring gefallen lassen, der viel zu leichtgängig ist. Das solide verarbeitete Gehäuse fällt für eine Kompaktkamera groß, fast schon wuchtig aus. Dafür bietet es einen guten optischen Sucher mit einzigartigem LCD-Overlay sowie einen ISO-Schuh für einen externen Blitz. Überhaupt lässt der Ausstattungsumfang der X20 praktisch keine Wünsche offen – sowohl für ambitionierte Fotografen wie auch für Novizen. Beeindruckend ist die hohe Serienbildrate der X20, der Autofokus führt bei Fotoserien und Videoaufnahmen die Entfernung schnell und ohne Pumpen nach. Die Bildqualität der Kamera kann die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen, die das sehr lichtstarke Objektiv und die neue Sensortechnologie vielleicht wecken. Das Auflösungsvermögen ist klassenüblich, ebenso Rauschen und Detailwiedergabe. So empfiehlt sich die X20 vor allem für unterwegs, für Aufnahmen bei Tageslicht. Ihre Available-Light-Fähigkeiten sind hingegen begrenzt, aber für widrige Lichtverhältnisse bietet die X20 ja als eine der wenigen ihrer Klasse einen Blitzschuh.
Kurzbewertung
- Sehr hohe Serienbildrate
- Optischer Sucher mit LCD-Overlay
- Gute Ergonomie (aber Einstellring zu leichtgängig)
- Sehr reichhaltige Ausstattung
- Einstellring/Vier-Wege-Wippe zu leichtgängig
- Manueller Zoom bei Videoaufnahmen
- Bildqualität nur bis ISO 800 gerade noch gut
- Gehäuse etwas groß und schwer
Technische Daten
Modell |
Fujifilm X20 |
Sensor |
CMOS-Sensor 2/3" 8,8 x 6,6 mm (Cropfaktor 3,9) 12,3 Megapixel (physikalisch), 12,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektiv |
28-112 mm / F2,0-2,8 (4-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
2,8", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Fujifilm, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) |
Serienaufnahmen |
max. 12 Bilder/s und max. 11 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 3.200, manuell ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
117 x 70 x 57 mm (B x H x T) |
Gewicht |
380 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/JETCY (mit Preisvergleich) |