Kompaktkamera
Testbericht: Fujifilm XF1
2012-12-19 Mit der Kompaktkamera XF1 möchte Fuijifilm Mechanik auf hohem Niveau und handliche Abmessungen sowie einem in der Klasse unüblich großen Bildsensor miteinander vereinen. Anders als die X10 setzt die XF1 auf ein besonders edles Design, das durch seine üppige Belederung einen Retrolook erhält. Einzigartig in dieser kompakten Kameraklasse ist das mechanische Zoom. Wir haben uns die XF1 in der Praxis genauer angeschaut und sie im Labor auf ihre Bildqualität getestet. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Das Gehäuse der Fujifilm XF1 besteht aus Metall, wobei die Kompaktkamera sehr üppig beledert ist. Der Käufer hat die Wahl zwischen Applikationen in Schwarz, Gelb-Braun oder Rot. Der Rest des Gehäuses ist hingegen Silber, die Bedienelemente auf der Rückseite sind schwarz. Einen Einschaltknopf sucht man vergeblich, stattdessen muss man die Funktionsweise des mechanischen Objektivs ergründen. Ein kleiner Dreh gegen den Uhrzeigersinn entriegelt es, dann muss es herausgezogen werden. Nun wird der mechanische Zoomring mit seinen Brennweitenmarkierungen sichtbar. Noch immer ist die Kamera ausgeschaltet, denn erst mit dem Dreh auf die Anfangsbrennweite von 25 Millimeter (alle Brennweitenangaben entsprechend Kleinbild) öffnet sich der Objektivschutzvorhang und die Kamera schaltet sich ein. Beim Ausschalten geht man in umgekehrter Reihenfolge vor, wobei das gänzliche Einfahren des Objektivs mitsamt Verriegelung nur für den Transport vorgesehen ist und somit entfallen kann, wenn die Kamera am Hals oder Handgelenk baumelt.
Bei 25 Millimeter besitzt das Objektiv einen Anschlag, der mit mehr Kraft überwunden werden muss, um die Kamera auszuschalten. Ein versehentliches Ausschalten wird dadurch verhindert. Die Brennweite lässt sich von 25 bis 100 Millimeter butterweich und exakt einstellen. Leider fehlt die Markierung bei 28 Millimeter, die Brennweite 35, 50, 60, 80 und 100 Millimeter sind hingehen gekennzeichnet. Man muss aber nicht auf den Objektivring starren, denn die gewählte Brennweite wird auch auf dem Bildschirm eingeblendet – jedoch wieder ohne 28-Millimeter-Markierung. Die hohe Lichtstärke von F1,8 im Weitwinkel lässt leider sehr schnell nach, beim Zoom auf 35 Millimeter verliert man bereits zwei Blendenstufen auf nunmehr F3,6. Bei 50 Millimeter beträgt die maximale Öffnung nur noch F4,2, bei 60 Millimeter ist es F4,7 und ab 80 Millimeter F4,9. Immerhin ist das Objektiv stabilisiert, was den Lichtstärkeverlust zumindest bezüglich der Verwackelungsgefahr etwas kompensiert.
Auf der Gehäuseoberseite sind lediglich der kleine Blitz, ein Fn-Knopf, der Auslöser mit zwei gut definierten Druckpunkten sowie das Programmwählrad zu finden. Die Rückseite ist da schon etwas üppiger bestückt. Unter anderen finden sich hier zwei Drehräder: eines in Daumennähe und eines rund um die Vierwegewippe. Das Daumenrad lässt sich drücken, wodurch die Funktion mit dem anderen Drehrad getauscht wird. Sehr praktisch, möchte man dieses doch ob der Gefahr eines Versehentlichen Knopfdrucks nicht unbedingt verwenden. Die Vierwegewippe ist mit verschiedenen Funktionen vorbelegt. Praktisch: Drückt man den E-Fn-Knopf rechts unten, so werden die Vierwegewippe sowie die Play- und Videoaufnahmetaste mit anderen Funktionen belegt – welche, das entscheidet der Fotograf. Dies erspart oftmals den Weg in das Hauptmenü, das gut strukturiert und recht übersichtlich gestaltet ist. Sämtliche Anzeigen inklusive des Live-Bilds werden auf dem plan eingelassenen rückwärtigen Bildschirm angezeigt. Dieser misst die üblichen drei Zoll, löst mit 460.000 Bildpunkten aber nur mittelmäßig fein auf. Ein Sucheranschluss (oder ein Blitzschuh) fehlt der XF1 leider. Auf dem Bildschirm lassen sich neben diversen Aufnahmeinformationen ein Gitternetz sowie ein Live-Histogramm einblenden. Eine Belichtungsvorschau gibt es nicht. Zwar verdunkelt sich der Bildschirm je nach Umgebungshelligkeit bei halb gedrücktem Auslöser, dies liegt aber an der Blende, die für die bevorstehende Belichtung bereits jetzt geschlossen wird.
Akku und Speicherkarte werden in einem Fach an der Unterseite der Kamera eingelegt. Der Lithium-Ionen-Akku wird extern geladen und bietet genügend Energie für rund 300 Aufnahmen nach CIPA-Standard. Alternativ kann ein Akku-Dummy eingelegt werden, um die XF1 per Netzteil mit Strom zu versorgen. Der SD-Kartenschacht nimmt auch SDHC- und SDXC-Speicherkarten auf. Das Metallstativgewinde sitzt zwar nicht in der optischen Achse, aber immerhin so weit entfernt vom Akku- und Speicherkartenfach, dass dieses zugänglich bleibt. Auf der rechten Gehäuseseite verbergen sich hinter einer kleinen Gummiklappe die HDMI-Mini-Buchse sowie die kombinierte USB- und AV-Schnittstelle. Das passende Videokabel liegt der Kamera jedoch genauso wenig bei wie ein HDMI-Kabel.
Ausstattung Die Fujifilm XF1 ist eine ausgesprochen vielseitige Kamera. Dank Motivprogrammen und EXR-Vollautomatik kann der Fotograf sich ganz auf das Bild konzentrieren und muss sich nicht mit den Kameraeinstellungen auseinander setzen. Der besondere EXR-Sensor besitzt eine Farbfiltermatrix, die es erlaubt, Bilder mit zwölf Megapixeln Auflösung oder aber mit sechs Megapixel auszunehmen, wobei dann wahlweise die Pixeln für geringeres Rauschen zusammen geschaltet oder für eine höhere Dynamik unterschiedlich belichtet werden. Damit muss sich der Fotograf aber nicht auseinandersetzen, wenn er nicht möchte, denn selbst das vermag die Kamera mit ihrer Motiverkennung eigenständig zu entscheiden. Darüber hinaus bietet die XF1 elf verschiedene Filtereffekte wie etwa "Miniatur" oder "dynamisch/dramatisch". Des Weiteren laden eine Mehrfachbelichtungsfunktion, ein 3D-Fotomodus, Mehrfachaufnahmen zur Verringerund von Rauschen und Verwacklung, ein Schwenkpanoramamodus sowie eine Mehrfachbelichtung für einen unscharfen Hintergrund bei Porträtaufnahmen zum Experimentieren ein.
Wer von diesen "Spielereien" nicht viel hält, kann die XF1 ganz klassisch per Programmautomatik, Halbautomatik oder manuell steuern. Sogar zwei Programmspeicher stehen auf dem Programmwählrad zur Verfügung. Dank der vielen Tasten und Räder geht das Einstellen flott von der Hand. Leider stört dabei ein wenig die fehlende Belichtungsvorschau, lediglich die Belichtungsmesswaage gibt einem im Bereich von +/-2 EV Auskunft darüber, wie weit man sich von der Vorgabe des Belichtungsmessers entfernt hat. Wer blitzen möchte, muss das Bordblitzgerät manuell ausfahren; ist dies geschehen, schaltet sich das Blitzgerät bei Bedarf automatisch hinzu. Alternativ kann man die Blitzzündung erzwingen oder eine Langzeit-Synchonisation aktivieren, die allerdings immer am Anfang der Belichtung blitzt. Eine Blitzbelichtungskorrektur ist lediglich von -2/3 bis +2/3 EV möglich. Leider ist der Bordblitz mit einer Leitzahl von etwas weniger als 5 recht leistungsschwach und einen Blitzanschluss bietet die XF1 nicht, obwohl ihr ein solcher sicher gut zu Gesicht stünde.
Videos zeichnet die Fujifilm in Full-HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln bei 30 Bildern pro Sekunde inklusive Stereoton über die integrierten Mikrofone auf. Gespeichert wird im MOV-Format mit moderner H.264-Komprimierung. Dank Videoaufnahmetaste können jederzeit Bewegtbildsequenzen aufgezeichnet werden. Das Zoom steht weiterhin zur Verfügung, schließlich arbeitet dieses ohnehin manuell. Bildstabilisator und Autofokus bleiben ebenfalls aktiv und verrichten kaum hörbar ihren Dienst. Bei Fokusverlagerungen etwa durch Schwenks reagiert der Autofokus allerdings etwas zögerlich und neigt beim Finden der Schärfe zum Pumpen. Leider wirken sich die manuellen Belichtungseinstellungen nicht auf die Filmsequenzen aus.
Zwar bietet die XF1 bei der Bildwiedergabe eine Raw-Entwicklungsfunktion, JPEG-Bilder kann man hingegen nur in engen Grenzen weiter bearbeiten. Fujifilm legt den Fokus eher auf den Fotobuch-Assistenten oder die Direktdruckfunktion. Bilder lassen sich lediglich beschneiden, verkleinern und drehen, auch das Entfernen von roten Augen und die Änderung des Bildseitenverhältnisses sind möglich.
Bildqualität Mit einem 2/3"-Sensor kommt in der Fujifilm XF1 eine kaum noch gebräuchliche Sensorgröße zum Einsatz. Damit verspricht die Kamera, auch angesichts der gemäßigten Auflösung von zwölf Megapixeln, eine bessere Bildqualität als übliche Kompaktkameras; ja sogar etwas besser als bei 1/1,7", die bei Edelkompakten der gehobenen Klasse zu finden sind. Die XF1 musste den digitalkamera.de-Labortest durchlaufen, wobei die ausführlichen Diagramme mit Beschreibungstexten und PDF zum Speichern und Ausdrucken wie gewohnt gegen ein kleines Entgelt einsehbar sind.
Der Signal-Rauschabstand weiß vor allem bei ISO 100 und 200 mit guten Werten von über 40 dB zu überzeugen. Bis einschließlich ISO 800 bleibt er im akzeptablen Bereich von über 35 dB. Das Rauschen wird gut unterdrückt. Bei einer recht feinen Korngröße von rund zwei Pixeln zeigt sich praktisch kein Farbrauschen, die Messkurve des Helligkeitsrauschens steigt mit steigender Empfindlichkeit nur langsam an, sichtbar wird es praktisch erst mit der höchsten Empfindlichkeit von ISO 3.200. ISO 6.400 und 12.800 werden nur bei sechs beziehungsweise drei Megapixeln Auflösung angeboten. Eine frühere Messung eines EXR-Sensors ergab, dass das Rauschen mit der Halbierung der Auflösung etwa entsprechend einer ISO-Stufe abnahm. Leider hat das geringe Rauschen eine Kehrseite: Feinste Details gehen im geringen Maße schon bei niedrigen Empfindlichkeiten verloren. Bei ISO 100 und 200 fällt das kaum auf, bei ISO 400 nur schwach, bei ISO 800 schon mehr. Das können selbst die kleineren 1/1,7"-Sensoren.
Auch die Messung des Dynamikumfangs zeigt, dass die Fujifilm XF1 bei ISO 100 und 200 am besten ist, hier werden jeweils 10,4 Blendenstufen erreicht. Bei ISO 400 fällt der Wert auf immer noch gute 9,6 Blendenstufen ab. Bei ISO 800 und 1.600 ist der Dynamikumfang ausreichend, bei ISO 3.200 aber mit unter 8 Blendenstufen schon schlecht. Die Tonwertkurve ist nur leicht angesteilt, so dass die XF1 eine etwas natürlichere Wiedergabe bietet als übliche Kompaktkameras. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 200 sehr gut, hier differenziert die Kamera sehr viele Helligkeitsstufen. Bei ISO 400 ist der Tonwertumfang gut, ab ISO 800 aber liegt er nur noch unter 160 von 256 möglichen Stufen. Die tatsächliche Farbtiefe zeigt sich hingegen über den gesamten ISO-Bereich mit mehr als 2 Millionen Farbnuancen unkritisch, auch hier werden bei ISO 100 und 200 Spitzenwerte von über 8 Millionen Farben erreicht. Der manuelle Weißabgleich arbeitet tadellos, auch Farbabweichungen halten sich im Rahmen, so dass die XF1 laut Labortest recht natürliche Farben bietet, was auch die Praxis bestätigt. Die Kamera neigt weniger zu poppigen Farben und harten Kontrasten, sondern ist insgesamt etwas zurückhaltender und sanfter abgestimmt. Somit bieten auch die JPEGs eine gute Basis für nachträgliche Bildbearbeitung.
Randabdunklung und Verzeichnung korrigiert die Fujifilm hervorragend – schade, dass dies nicht auf die Farbsäume zutrifft. Chromatische Aberrationen treten im Weitwinkel am stärksten auf und sind bereits auf einem 20 x 30 Zentimeter großen Print sichtbar. Bei mittlerer Brennweite sind die Farbsäume etwas geringer, aber immer noch sichtbar, nur in Telestellung ist das Objektiv besser, hier fallen nur noch die Extreme vor allem zu den Bildrändern hin auf. Bezogen auf 20 x 30 Zentimeter ist die Schärfe bei allen gemessenen Brennweiten und Blenden von der Bildmitte bis zum Bildrand einwandfrei. Die Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kantenkontrast offenbart aber auch einige Schwächen des Objektivs. Im Weitwinkel ist der Auflösungsverlust zum Bildrand recht deutlich, und zwar über das gesamte Spektrum von Blende F1,8 bis Blende F11. Ab F8 nimmt die Auflösung insgesamt ab. Bei mittlerer Brennweite von 50 Millimeter erreicht das Objektiv die höchste Auflösung und kratzt an der Marke von 40 Linienpaaren pro Millimeter. Aber auch hier sind es am Bildrand fast 10 lp/mm weniger. In Telestellung liegt die Auflösung in der Bildmitte etwa auf dem Niveau der Weitwinkelstellung, hier zeigt sich aber nur ein geringer Auflösungsverlust zum Bildrand.
Fazit Die Fujifilm XF1 überzeugt vor allem durch ihr zeitlos klassisch-modernes Design und den pfiffigen Objektivmechanismus. Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben und die Ausstattung bietet sowohl Automatikknipsern als auch Kreativen und Fotoenthusiasten genügend Spielraum. Ebenfalls überzeugend ist die Geschwindigkeit der Kamera, insbesondere der Autofokus bewegt sich bei allen Brennweiten auf DSLR-Niveau. Auch das Bedienkonzept wirkt durchdacht und ausgereift, dank der vielseitigen Bedienelemente kann fast alles ohne Umweg über das Menü eingestellt werden. Selbst der Videomodus ist brauchbar und mittels eigener Aufnahmetaste jederzeit zugänglich; einzig der etwas zögerliche und dann leicht pumpend nach der Schärfe suchende Autofokus stört ein wenig. Die Bildqualität ist gut, hinterlässt aber ein leichtes Geschmäckle, denn bei der Sensorgröße dürften insbesondere bei höheren Empfindlichkeiten gerne mehr Details sichtbar sein, auch trüben Farbsäume vor allem im Weitwinkel das ansonsten gute Bild.
Kurzbewertung
- Großer Ausstattungsumfang mit vielen Individualfunktionen
- Sehr gute Bildqualität bis ISO 200
- Edles Design und hochwertige Verarbeitung
- Durch pfiffigen Mechanismus trotz kompakten Gehäuses ein mechanisches Zoom
- Weder Sucheranschluss noch Blitzschuh vorhanden
- Neigung zu Farbsäumen insbesondere im Weitwinkel
- Keine Belichtungsvorschau im manuellen Modus
- Ab ISO 800 sichtbar weichere Detailzeichnung
Technische Daten
Modell |
Fujifilm XF1 |
Sensor |
CMOS-Sensor 2/3" 8,8 x 6,6 mm (Cropfaktor 3,9) 12,3 Megapixel (physikalisch), 12,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektiv |
25-100 mm / F1,8-4,9 (4-fach Zoom) |
Monitor |
2,8", 0,460 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (0,3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 3.200 |
Abmessungen |
108 x 62 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
240 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/HNBFD (mit Preisvergleich) |