Kompaktkamera

Testbericht: Kodak DC290

1999-12-20 Das derzeitige Kodak Spitzenmodell DC290 tritt in die Fußstapfen der scriptfähigen DC260/265-Baureihe. 2,3 Megapixel, Blitzanschluß und die Möglichkeit Vorsatzlinsen zu verwenden qualifizieren den Neuling für den digitalkamera.de-Praxis-Test, in dem wir professionell nutzbare Digitalkameras unter die Lupe nehmen.  (Jan-Markus Rupprecht)

Kodak DC290 [Foto: MediaNord]

Familieneigenschaften

Die ersten, sichtbaren Unterschiede zu den Vorgängermodellen fallen schon beim Gehäuse auf: Kodak verwendet bei der DC290 eine gummiartige Nextel-Lackierung, die sich im praktischen Einsatz als sehr griffig und angenehm erweist. Der LCD-Monitor ist deutlich angenehmer geworden, denn das Vorschaubild erscheint jetzt endlich ruckel- und verzögerungsfrei. Andere Unterschiede zu früheren Modellen ergeben sich in der Blitzreichweite (DC290: 4 m / DC265: 3 m), in der Verschlußgeschwindigkeit (DC290: 1/360 bis 16 s / DC265: 1/400 bis 4 s) und in den wählbaren Blenden (DC290: F3 bis F16 / DC265: F3 bis F22). Da auch die DC290, selbst bei ihrem Preis von knapp 2.300 DM, noch immer keine Semi-Automatik (Zeit- oder Blendenvorwahl) besitzt, sind die Blenden lediglich beim externen Blitzeinsatz manuell wählbar – dafür aber feinstufig im Vergleich zu vielen anderen Digitalkameras. Kodak als Trendsetter bei der Schnittstellenunterstützung (RS232, USB und IrDA-Infrarotübertragung) geht bei der DC290 schon soweit, daß die serielle RS232-Verbindung nur noch als Option angeboten wird (siehe unsere Meldung vom 01.12.1999) und ein entsprechender Treiber noch gar nicht zur Verfügung steht.

Kodak DC290 Detail Objektiv und Autofokus-Sensor [Foto: MediaNord]   
Kodak DC290 Detail LCD-Monitor mit Dateimanager "Digita File"

Beibehalten wurde der nach wie vor flinke externe Autofokus, der sich sogar in seiner Meßcharakteristik (Einzel- oder Mehrpunkt) umschalten läßt. Gemessen wird dabei nicht durchs Objektiv über den CCD-Sensor, sondern über einen Sensor an der Frontseite der Kamera. Dies hat den Vorteil, daß sich die Kamera nicht schrittweise der idealen Schärfe annähern muß, sondern einmal die Entfernung des Motivs ermittelt und dann das Objektiv direkt darauf einstellt. Das Fokussieren geht also, unabhängig vom Motiv, immer in etwa gleich schnell. Bei unzureichender Beleuchtung hilft ein rotes Autofokus-Hilfslicht dem Sensor auf die Sprünge. Wer Makroaufnahmen mit seiner DC290 anfertigen möchte, ist ohne Zubehör auf eine Mindestentfernung von 30 cm beschränkt. Glücklicherweise gibt es im Kodak-Zubehörprogramm einen Adapterring, der es ermöglicht, optisches Zubehör wie Tele-, Weitwinkel-, oder eben Makrolinsen an der Kamera anzubringen. Dann erweist sich der sonst vorteilhafte externe Autofokus allerdings als untauglich, er arbeitet schlicht nicht mehr korrekt. Schließlich kann ja der Sensor nicht wissen, was für eine Linse der Benutzer gerade vor das Objektiv geschraubt hat. Hier hilft nur das manuelle Scharfstellen, was nur etwas umständlich über das Kameramenü in den Stufen 0,5 / 0,7 / 1 / 2 / 3 / 5 / 10 / 20 m und "unendlich" geht und erst danach via LCD-Monitor kontrolliert werden kann. Mit Vorsatzlinsen muß man meist auf einen Wert einstellen, der eben nicht dieser auf das "nackte" Objektiv bezogenen Skala entspricht (beispielsweise auf 0,7 m, obwohl sich das mit Nahlinsen zu fotografierende Objekt eigentlich sehr viel dichter an der Kamera befindet). Hier hilft also nur Experimentieren.

Flexibles Betriebssystem

Dank Digita-Kamerabetriebssystem und üppiger Elektronikausstattung bietet die Kodak DC290 mehr bzw. andere Ausstattungsmerkmale als man sie von anderen Digitalkameras kennt. Erstaunlicherweise (und bedauerlicherweise) immer noch nicht von den Mitbewerbern kopiert wurde der interne Kamera-Lagesensor, mit dessen Hilfe das Betriebssystem hochkant aufgenommene Bilder automatisch in die richtige Lage dreht. Ein zusätzlicher Bearbeitungsschritt im Bildbearbeitungsprogramm kann also entfallen und zur lagerichtigen Betrachtung reicht ein Internet-Browser. Nicht selbstverständlich ist auch die Tonaufzeichnungsfunktion, mit der (auch nachträglich im Wiedergabemodus) gesprochene Notizen zu den einzelnen Bildern hinterlegt werden können, sowie die von einigen beruflichen Anwendern benötigte Möglichkeit, die Bilder mit fest eingeblendetem Datum, Text und/oder Logo (quasi als digitales Wasserzeichen) zu versehen.

Mit sogenannten Skripts – das sind kleine Programme, die vom Anwender selbst oder von anderen Anbietern entwickelt werden können – lassen sich die Kamerafunktionen nachträglich erweitern. So ist z. B. für Anfang 2000 eine mehrsprachige Bedienungsführung vorgesehen. Das deutsch-französische Handbuch ist diesem Umstand bereits angepaßt, denn es enthält Bildschirmfotos in deutsch und französisch, die sich derzeit gar nicht an der Kamera aktivieren lassen (OK, und es enthält französische Bildschirmfotos in der deutschen Anleitung – nobody is perfect ;-). Bereits mitgelieferte Scripts ermöglichen interaktive oder automatische Belichtungsreihen ("Exposure Bracketing", nett gemeint, aber viel zu langsam und nicht zusammen mit dem LCD-Monitor als Sucher nutzbar) oder im Wiedergabemodus das Umbenennen oder Kopieren der Bilder über einen Explorer-ähnlichen Dateimanager. Die anderen mitgelieferten Scripts fallen eher in die Kategorie "Was man mit Scripts noch so alles machen könnte", haben also eher Beispiel-Charakter für eigene Anwendungen, als daß man sie praktisch verwenden würde. Haben Sie vielleicht schon mit dieser oder einer anderen Kodak- oder Minolta-Kamera ein tolles Digita-Script programmiert? Dann nehmen Sie doch am digitalkamera.de-Scriptwettbewerb teil!

Serienbilder in variabler Geschwindigkeit

Serienbilder lassen sich mit der DC290 ganz angenehm anfertigen: Die Geschwindigkeit läßt sich auch in höchster Qualitätsstufe auf 0,1 / 0,2 / 0,5 / 1 oder 2 Bilder pro Sekunde festlegen, in der niedrigen Auflösung werden gar 3 Bilder pro Sekunde erreicht. Maximal können so 4 Bilder in höchster und mittlerer Auflösung oder 16 Bilder in niedriger Auflösung nacheinander aufgenommen werden. Nachträglich lassen sich die Serienbilder per Zusatzprogramm (im Lieferumfang) zum AVI-Video zusammenfügen. Leider geht die Speicherung der Bilder für heutige Maßstäbe recht langsam voran: Ein Einzelbild in höchster Qualitätsstufe (maximale Auflösung, niedrigste Kompressionsstufe) benötigt knapp 9 Sekunden, Quantum Battery QB 1+  mit Kodak DC290 [Foto: MediaNord]4 Serienbilder sind entsprechend erst nach 36 Sekunden auf die Speicherkarte geschrieben. Auch wenn man die Qualität auf mittlere Kompression absenkt ändert sich daran nichts; der Prozessor verarbeitete die Bilddaten einfach nicht schneller.

Ebenso hoch wie bei den Vorgängermodellen der Baureihe scheint der Stromverbrauch der DC290 auszufallen. Ohne Gebrauch des LCD-Monitors während der Aufnahme ist der Stromverbrauch noch "unverdächtig". Schaltet man dann aber den TFT-LCD-Monitor als Sucher zu, signalisiert die Kamera selbst mit dem mitgelieferten Satz Hochleistungsakkus bereits nach wenigen Aufnahmen "Battery Low" und einige Bilder später ist der Akkusatz "leergesaugt". Schaltet man den LCD-Monitor rechtzeitig wieder aus, kann man hingegen noch viele Bilder schießen. Einen geladenen Satz Ersatzakkus sollte der DC290-Benutzer jedoch immer mitführen. Wirksame Abhilfe gibt es in Form eines externen Akku-Packs, wie die Quantum Battery 1+ (siehe unsere Meldung vom 09. Dezember 1999), der auch mit dem Batteriedurst einer Kodak DC290 spielend fertig wird.

Hungriger Geselle

Kodak DC290 mit Metz 40 MZ-3i auf Power Griff G16 [Foto: MediaNord]Der Stativbetrieb gestaltet sich ebenso komfortabel wie bei den Vorgängermodellen: Speicherkarte, Anschlüsse und sogar das Batteriefach bleiben zugänglich und die Kamera gut bedienbar. Dank feiner Blendenvorwahl beim Betrieb mit externen Blitzgeräten über die Synchronbuchse wird man immer eine geeignete Einstellung finden, an das Blitzgerät werden also keine besonderen Anforderungen gestellt. Beim Auslösen externer Blitzgeräte ist der interne Blitz der Kamera dauerhaft ausgeschaltet.

Die DC290 überzeugt durch die Vielfalt ihrer Möglichkeiten. Der vergleichsweise hohe Listenpreis von 2.300 DM relativiert sich durch den ordentlichen Lieferumfang (20 MByte Speicherkarte, Akkus und Ladegerät) und die gute Ausstattung einschließlich USB-Anschluß. Besonders berufliche Anwender, die eine der Besonderheiten der Kamera – Scriptfähigkeit, Tonaufzeichnungsmöglichkeit oder das feste "Einbelichten" von Wasserzeichen – benötigen, finden in der Kodak DC290 ein flexibles Arbeitsgerät.

Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Kodak DC 290 finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen digitalkamera.de-Datenblatt. Testbilder der Kamera enthält unsere Rubrik ComputerFoto-Testbilder.

Kurzbewertung

  • flexibles, scriptfähiges Betriebssystem
  • wenig Möglichkeiten zur Bildbeeinflussung
  • hoher Stromverbrauch bei eingeschaltetem Monitor

Technische Daten

Modell Kodak DC290
Sensor CCD-Sensor
2,3 Megapixel (physikalisch), 2,3 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 1.792 x 1.200 (3:2)
Objektiv 38-115 mm / F3,0-4,7 (3-fach Zoom)
Sucher optischer Sucher
Monitor 2,0"
Belichtungsreihe keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
GPS extern
Serienaufnahmen ja
kürzeste Verschlusszeit 1/400 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Speicher
CF (Type I)
Empfindlichkeit Automatik
Abmessungen 118 x 106 x 57 mm (B x H x T)
Gewicht 605 g (betriebsbereit)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/ANORN (mit Preisvergleich)

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