Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Kodak DCS 760
2001-10-09 Als wahre High-End-Kamera präsentiert sich die Profi-Spiegelreflex-Digitalkamera Kodak DCS 760, die wir jetzt einmal näher unter die Lupe genommen haben. Das herausragende Merkmal ist besonders ihre in der Amateurklasse bisher nicht erhältliche Auflösung von über 6 Millionen Pixeln. (Christopher Adolph)
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Da sowohl die Kodak DCS 760 als auch die Nikon D1X Objektive mit Nikon
Bajonett verwenden und auch ihre Auflösung nicht allzu weit auseinander liegt,
drängt sich ein Vergleich auf. Jedoch erkennt der Anwender recht schnell, dass
beide Kameras sich auf eher unterschiedlichem Terrain wohl fühlen. Seitens
Kodak wurde die Empfindlichkeitsausnutzung ihres 6 Megapixel-Sensors von
der DCS 660 zur 760 um eine Blendenstufe erhöht und auch die 1,5 Bilder
pro Sekunde bei 24 Bildern in Folge (und dies im RAW Modus, d. h. bei großen zu
speichernden Datenmengen!) stellen einen großen Fortschritt dar. Das hohe
Gewicht von knapp 1,8 Kilogramm ohne Objektiv und Blitz könnte jedoch bei
manchem Fotografen beim Einsatz außerhalb des Studios bei längeren
Fotoeinsätzen für Verdruss sorgen. Hier fällt das halbe Kilo, das die D1X
leichter ist, durchaus ins Gewicht.
Verbesserungen der Hardware
Einen großen Vorteil der Nikon F 5 hat die Kodak DCS 760 mit
übernommen: den austauschbaren Sucher. So lässt sich der Standard-Sucher bei
Bedarf jederzeit gegen drei alternative Suchertypen austauschen. Zur Auswahl
stehen der Sport Sucher DA-30, der Lichtschachtsucher DW-30 und der 6-fach
Lupensucher DW-31. Auf der linken Seite neben dem Sucher befindet sich die
Einstellmöglichkeit für die Bildfolgefrequenz. Die Umstellung von CL ("Low",
d. h. Bildfolge mit niedriger Frequenz) auf CH ("High", hohe
Bildfrequenz) führt zu einer Steigerung der Bildfolgefrequenz von 1 auf 1,5
Bilder die Sekunde.
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Durch den vergrößerten Unterbau der DCS 760, in dem sich der Einschub
für den Akku und die beiden PCMICIA Steckplätze befinden, gelingt es nicht
ohne Umgreifen bzw. Absetzen der Kamera, den Autofokusumschalter zu verstellen.
Bedingt durch die Aufstockung erhält das Kameragehäuse gegenüber dem analogen
Modell auch einen völlig veränderten Schwerpunkt, der sich bei Arbeiten mit
einem Einbeinstativ unangenehm bemerkbar macht. Belichtungszeiten und
Blitzsynchronzeiten liegen auf F 5-Niveau, das heißt als kürzeste
Verschlusszeit können 1/ 800 und als kürzeste Blitzsynchronzeit 1/300 Sekunde
gewählt werden. Die Zusammenarbeit mit dem empfohlenen Systemblitz Nikon
SB-28DX ist noch nicht optimal, im Nahbereich neigt die Kombination zu
Überbelichtungen. So etwas lässt sich aber im Automatikblitzbetrieb mit
entsprechender Plus/Minus-Korrektur leicht beheben.
Bei der Bildwiedergabe auf dem LCD-TFT-Monitor kann zwischen einer 1:10,
einer 1:3 und sogar 1:1-Darstellung eines Bildausschnittes gewählt werden, d. h.
der Wiedergabezoom stellt auf Wunsch jeden Pixel des aufgenommenen
Bildausschnittes auch als einen Pixel auf dem Monitor dar, was eine
zuverlässige Qualitäts- und Schärfebeurteilung ermöglicht. Bei der
Einzelbildanzeige oder Multibildanzeige (vier Bilder auf dem Display) informiert
ein über die gesamte Breite der unteren LC-Anzeige wandernder Balken über die
Position des Bildes innerhalb des angewählten Ordners. Durch zweimaliges
betätigen des OK-Knopfs kann ein Einzelbild gelöscht werden. Als nachteilig
erweist sich, dass nach einmaliger Bestätigung ein auf ca. 40 % der
Monitor-Größe verkleinertes Bild erscheint. So kann bei einer Bildfolge nicht
immer erkannt werden, ob nun das scharfe oder unscharfe Bild auf der
"Abschussliste" steht. Zur Formatierung der Speicherkarten stehen dem
Anwender neben einer Schnellformatierung eine Vollformatierung zur Verfügung.
Bei letzterem wird jeder einzelne Sektor der Karte separat formatiert und
kontrolliert.
Als besonders gelungen kann die Belichtungskontrolle gelten. Im unteren Teil
der LC-Anzeige erstreckt sich für diesen Fall über die ganze Displaybreite ein
grauer, in EV-Schritten unterteilter Balken. Im rechten Teil befindet sich eine
zusätzliche Markierung. Erreicht ein in seiner Belichtung durchschnittliches
Motiv (also kein High- oder Low-Key-Motiv) hier bei Anzeige des dazugehörigen
Histogramms seinen höchsten Ausschlag, so stimmt die Belichtung. Denn nichts
anderes als das 18 % "Norm-Grau" wurde hier sichtbar gemacht,
Ansel Adams lässt grüßen. Und last but not least – die DCS 760 verfügt
über die Möglichkeit der GPS Dateneinbindung und einer separaten
Tonaufzeichnung.
Die richtigen Karten für die DCS
Generell gelingen mit der CL-Einstellung 32 Bilder in Folge, während bei der
CH-Einstellung 23 Bilder in Folge das Maximum markieren. Dies ist ein um so
erstaunlicher Wert, bedenkt man, dass bei 23 Bildern in Folge mehr als 130 MByte
im Zwischenspeicher der DCS 760 abgelegt werden müssen. Als Überraschung kann
IBMs Microdrive gelten (in diesem Fall 1GByte mittels PCMCIA Adapter), die
gerade bei einer hohen Bildfolge zu Höchstform aufläuft. 15 in Folge
geschossene Bilder konnte sie innerhalb von knapp 35 Sekunden
"wegstecken". Dies entspricht einer Schreibgeschwindigkeit von fast
2,7 MByte in der Sekunde. Eine 12-fache Lexar-Karte benötigt hier ganze 60
Sekunden, um die gleiche Datenmenge zu "verdauen". Und selbst bei
einer Einzelbildsabspeicherung ist ihre Abspeichergeschwindigkeit mit ca. 1.600 KByte
in der Sekunde ungefähr 40 % schneller als bei einer Nikon D1X. Die Lexar-Karte
verhält sich hier genau umgekehrt und spielt ihre Stärken besonders in der
Nikon D1X aus. Der Doppelkartenslot der DCS 760 gestattet auch den
parallelen Einsatz von CompactFlash und Microdrive Karten, jeweils im
PC-Card-Adapter. Derzeit bietet Toshiba flache Typ II PC-Card-Festplatten
mit einer Kapazität von 2 GByte an und laut einer Internet Ankündigung
sollen in Kürze 5 GByte Karten erhältlich sein. Damit wäre eine auf
einmal installierte Speicherkapazität von 10 GByte in der DCS 760
möglich.
Kodaks Photo Desk Software
Mit Hilfe der Software Kodak Photo Desk können die RAW Dateien der DCS 760
geöffnet werden. Bei der Anzeige der Bilder in Photo Desk kann zwischen einer
50 %, 100 % oder 200 % Darstellung gewählt werden. Symbole in
der Bildumrahmung geben Auskunft darüber, welche Einstellungen das einzelne
Bild erfahren hat. So weiß man sofort, ob bereits ein Weißabgleich innerhalb
von Photo Desk, ein Weißabgleich während der Bildaufnahme, eine
Bildeinstellung ("Portrait" oder "Produkt" mit
unterschiedlich gesetztem Schwarzpunkt), eine Rauschunterdrückung, eine
Unscharfmaskierung oder Belichtungskompensation stattgefunden hat. Per
gedrückter Shift- und rechter Maus-Taste lassen sich schnell und einfach die
Bilder auswählen, denen man eine "Veränderung" zukommen lassen
möchte. Die Platzierung des Info Blocks (informiert über alle
Kameraeinstellungen bei der Bildaufnahme) und die Histogramm-Anzeige sind frei
platzierbar. Damit die Bilder der Kodak auch für andere Programme lesbar
werden, gibt es die Möglichkeit der Einzel- oder Stapelumwandlung der Datien in
Standard-Formate. Zur Auswahl stehen JPEG und TIFF, letztere mit 24 oder 36 Bit
sowie im "Standard" oder "Pro Photo RGB" Farbraum. Die JPEGs
können in drei verschiedenen Größen und mittels dreier unterschiedlicher
Kompressionsmethoden erstellt werden. Das nächste Firmware-Update soll es der
Kamera ermöglichen, als Alternative zum verlustfreien RAW-Format auch
JPEG-Dateien direkt zu speichern. Je nach Anwendungsfall (z. B. im
Presse-Einsatz) kann sich dies als wesentlich komfortabler erweisen, denn dann
können die Bilder direkt verwendet oder weitergegeben werden.
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Wie bereits erwähnt, lässt sich die Lichtempfindlichkeit der Kodak DCS 760
bis auf maximal ISO 400 erhöhen. Zwar lässt sich in der Praxis eine
Unterbelichtung um eine bis zwei Blenden mittels einer Belichtungskorrektur noch
korrigieren, aber bereits bei ISO 200 kann das Rauschen im Blaukanal
unangenehm werden. Somit sollte man die maximale Empfindlichkeit nur im
"Notfall" wählen. Überraschend ist jedoch, wie gutmütig der CCD auf
Überbelichtungen reagiert. Aufnahmen, die man bei einer Nikon D1X als
"nicht zu retten" klassifizieren würde, erleben bei der DCS 760
ein zweites Leben. Einfach den Belichtungsregler um eine Blendenstufe nach unten
regulieren und verloren geglaubte Strukturen werden sichtbar.
Serienmäßig ist die DCS 760 lediglich mit einem Infrarotsperrfilter
bestückt. Dieser sitzt vor dem Spiegel und verhindert so den Einsatz einiger
Nikon Objektive. Damit ergeben sich andererseits einige Vorteile. Als Nikon D1
Anwender kennt man das Problem möglicher Staubablagerungen auf dem CCD-Sensor.
Durch Kodaks Filterplatzierung hat man dieses Problem nicht und durch den
fehlenden Anti-Aliasing-Filter erhält man von vorneherein
"schärfere" Bilder. Zwar beginnt bei einer solch hochauflösenden
Kamera die Gefahrenzone für Moiré-Strukturen erst bei knapp 56 Linienpaaren
pro Milimeter, doch wer weiß schon im Vorfeld wann und wo entsprechende
Bildstrukturen auftreten werden. Wie sich so etwas äußern kann, erkennt man
anhand der Beispielbilder mit den Personen auf der Ladebühne. Zwar wurde in
der neusten Version 1.2.0.b von Photo Desk (stand uns beim Test leider
nicht zur Verfügung, unser Bildbeispiel wurde mit der Software von Quantum
Mechanics bearbeitet) eine Moiré-Entfernung integriert, ganz ohne
Weichzeichnung wird dies jedoch nur in den seltensten Fällen möglich sein. Ein
Anti-Alasing-Filter schlägt nochmals mit 1.780 DM zu Buche, wobei der
Einbau sogar selbst durchgeführt werden kann.
Alles in allem fühlt sich die Kodak DCS 760 besonders im Studioeinsatz
wohl, dort kann Sie unter definierten Lichtverhältnissen ihre Stärken
hinsichtlich ihrer überragenden Bildauflösung und dem ausgezeichneten
Dynamikumfang voll ausspielen.
Wichtige Unterschiede
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Kodak DCS 760
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Nikon D1X
|
Preis |
17.890 DM ohne AA Filter
mit Kodak Photo Desk |
12.999 DM mit Nikon View 4.0
SLR und Fotostation 4.5
13.499 DM zusätzlich mit Nikon Capture 2
14.499 DM als Komplett-Set mit inkl. Nikon Capture 2,NiMH Akku
En-4, Ladegerät MH-16, AC-Adapter EH-4, IEEE 1394 Kabel (3 m) und 64 MByte
CompactFlash-Karte |
Abmessungen |
158 x 194 x 88 mm |
157 x 153 x 85 mm |
Gewicht |
1,86 kg mit Batterie |
1,4 kg mit Batterie |
Material |
Magnesium |
Magnesium |
Basiert auf |
Nikon F5 |
Nikon F5 / F 100 |
CCD Pixel |
6,35 Millionen |
5,24 Millionen |
Filter |
Infrarot-Filter |
Anti-Alias-Filter |
Bildgröße |
3032 x 2008 |
3008 x 1960, 2000 x 1312 |
DAC |
12 Bit |
12 Bit |
ISO |
80 bis 400 (in 1/3 EV) |
125 bis 800 (1/3 EV),
sowie1600 und 3200 |
Bildformate |
RAW (per Update JEPG) |
RAW, TIFF (2) , JPEG (3) |
Hochformatauslöser |
Ja |
Ja |
Brennweitenverlängerung |
1,3 |
1,5 |
AF Sensor |
Nikon Multi - CAM 1300 |
Nikon Multi - CAM 1300 |
Fokus Felder |
5 |
5 |
Weißabgleichsfeineinstellung |
Nein |
Ja |
Weißabgleich |
Auto, 4 voreingestellte,
manuell unbegrenzt |
Auto, 6 voreingestellte und
maximal 3 manuell |
Bildfrequenz |
1,6 Bilder/s, 24 in
Folge |
3 Bilder/s 9 in Folge |
Sucherausschnitt |
99 % |
96 % |
Blitzsynchronzeit |
bis zu 1/300 |
bis zu 1/500 |
Speicherkartensteckplätze |
2 x PC-Card |
1 x CF Type I und II |
Video out |
Einzelbild-Anzeige |
alle Möglichkeiten |
GPS seriell |
Ja |
Ja |
Microdrive-kompatibel |
Ja, uneingeschränkt |
nur 512 MByte und 1 GByte |
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Kodak DCS 760 |
Sensor |
CCD APS-H 28,7 x 19,1 mm (Cropfaktor 1,3) 6,0 Megapixel (physikalisch), 6,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.032 x 2.008 (3:2) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
max. 1,5 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: PC-Card Typ 2, PC-Card Typ 3, PC-Card Typ I |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 80 bis 400, manuell ISO 80 bis 400 |
Abmessungen |
194 x 158 x 88 mm (B x H x T) |
Gewicht |
1.860 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/CXWEI (mit Preisvergleich) |