Kompaktkamera
Testbericht: Kyocera Finecam L3v
2003-07-15 Digitalkameras mit übergroßem LCD-Farbbildschirm sind selten. Es gibt die Leica Digilux 1 (und die baugleiche Panasonic DMC-LC5), die Casio Exilim EX-Z3, die Fujifilm Finepix M603, die Sony MVC-CD500 – und eben die Kyocera-Modelle Finecam L3v und L4v. Bei den beiden Finecams nimmt der LCD-Bildschirm sogar beinahe die Hälfte der gesamten Kameraoberfläche bzw. der Kamerarückseite ein. Da wir (und unsere Leser bestimmt auch) neugierig sind, ob solche "Exoten" – abgesehen von ihrem Bildschirm – auch sonst außergewöhnlich (gut) sind, haben wir das 3-Megapixel-Modell Finecam L3v einem Kurztest unterzogen. (Yvan Boeres)
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Die Kyocera Finecam L3v (und die L4v) zeigt "Persönlichkeit", wenn sie
einem den Rücken zu dreht. Ist die L3v – bis auf einige kleine "kreative"
Details, wie z. B. dem beim Einschalten und Fokussieren blau aufleuchtenden
Zierfenster – vom Design her eher unauffällig, sticht Kyoceras Kleine mit
ihrem überdimensionalen 2,5"-LCD-Farbbildschirm aus der Masse hervor. Der
Bildschirm ist dabei nicht nur angenehm groß, sondern bleibt auch bei
direkter Sonneneinstrahlung einigermaßen lesbar und ist auch weder träge
noch neigt er zum Rauschen. Leider steht die Auflösung des Bildschirms in
keinem Verhältnis zur Bildschirmgröße; die 110.900 Pixel reichen einfach
nicht aus, um die tatsächliche Bildschärfe beurteilen zu können und lassen
das angezeigte Bild auf der großen Fläche sehr grob-pixelig erscheinen. Der
optische Sucher der L3v zeigt ungefähr 80 % des tatsächlichen
Bildausschnittes an und verfügt weder über Parallaxen-Markierungen noch über
eine Dioptrieneinstellung. Für die Entstehung des Bildes sorgt bei der L3v
die Kombination aus einem 1/2,7"-CCD mit 3,2 Millionen Pixel (Bildauflösung
max. 2.048 x 1.536 Bildpunkte) und einem 3-fach-Zoom (entspr. 38-115 mm/F2,8-4,7 bei KB) mit Makro-Funktion (Nahgrenze: 20 cm in
Weitwinkel-Position). Das Zoomobjektiv fährt beim Aktivieren der
Makro-Funktion fest in Weitwinkel-Position. Dann lässt sich nur noch das
Digitalzoom mit bis zu 2-facher Vergrößerung nutzen. Die gelieferten Bilder
lassen weder Enttäuschung noch Euphorie aufkommen; während die optischen
Abbildungsleistungen (Verzeichnungen, Vignettierungen, chromatische
Aberrationen) keinerlei Grund zur Kritik geben, sind die elektronischen
Leistungen der Kamera eher bescheiden (mittelmäßige Auflösung, für einen
1/2,7"-CCD dieser Auflösung auch nicht besonders rauscharm, recht weiche
Bilder).
Verteilt auf die Oberseite und auf die Rückwand der 112 x 54 x 35 mm
kleinen und betriebsbereit 210 g leichten L3v findet man einen Ein- bzw.
Ausschaltknopf, ein Betriebsart-Drehrad mit aufgesetztem Auslöser, eine
Zoom-Wippe, jeweils einen Knopf für die Bildschirmfunktionen und für das
Kameramenü sowie einen Navigationsschalter. Fünf Betriebsarten stehen zur
Auswahl: Videoaufnahme, Standbildaufnahme, Bildwiedergabe, Setup. Im
Standbildaufnahmemodus eröffnet ein Druck auf den entsprechenden
Funktionsknopf das Kameramenü. Dieses ist in die Grundfunktionen
(Selbstauslöser, Auflösung, Bildqualität bzw. Kompression,
Belichtungskorrektur, Weißabgleich) und einen erweiterten Modus (unter
"Details einstellen") eingeteilt. Im erweiterten Modus kann man den
Farbmodus (Farbe, S/W, Sepia), die Farbsättigung (in 3 Stufen) und die
Scharfzeichnung (in 5 Stufen) beeinflussen. Auswählen lässt sich dann auch
die Speicherung des manuellen Weißabgleichs, die Belichtung, die
Scharfstellung (Autofokus mit breitem Messfeld, Spot-AF, manuelle
Scharfstellung über 7 Festwerte) und die Belichtungsmessart (Mehrfeld,
mittenbetont integral, Spot). In dem erweiterten Modus lässt sich auch der
Langzeitbelichtungsmodus aktivieren, die Empfindlichkeit kann automatisch
oder manuell (ISO 80/160/320) gesteuert und das Digitalzoom abgeschaltet
werden. Die Belichtung erfolgt immer automatisch – und in einem
eingeschränkten Rahmen auch semi-automatisch bzw. manuell. So kann man zwei
Blenden (F2,8 und F7,5) und/oder drei lange Verschlusszeiten (2, 4 oder 8 s)
vorgeben. Verwaltet die Kamera die Verschlusszeit und die Blende in
"Eigenregie", treten Fehlbelichtungen (wie man es von einer Kamera mit
Mehrfeldmessung erwarten darf) selbst unter schwierigen Lichtbedingungen nur
selten auf. Das gilt auch bei Gegenlichtsituationen, in denen der eingebaute Blitz
sich zwar nicht immer, aber gelegentlich (ein genaues Verhaltensmuster
konnten wir nicht erkennen) zum Aufhellen des Motivs selbständig zuschaltet.
An Funktionen bietet der Blitz die üblichen Funktionen (Auto, Erzwungen,
Aus, Rote-Augen-Korrektur, Langzeitsynchronisation bzw. Nacht-Modus) an, ist
aber nicht besonders leistungsstark (ermittelte Leitzahl: 6 bei ISO 80).
Dank der lang gezogenen Form der Finecam L3v ist der Blitz weit genug von
der optischen Achse entfernt, um nur selten Rote Augen zu produzieren. Es
ist also nicht zwingend notwendig, die Rote-Augen-Korrektur einzuschalten.
"Handarbeit" ist jedoch angesagt, wenn man ohne Blitz unter Glühlampenlicht
fotografiert: Hier zeigt die Weißabgleichs-Automatik der Kamera eine kleine
Schwäche (leichter Grünstich), der leider auch nicht mit dem manuellen
Weißabgleich zu entgegnen ist (sehr leichter Blaustich).
Der Videomodus ist leider mit einer Zeitbegrenzung (max. 30 s pro
Videoclip bei einer Auflösung von 320 x 240 Bildpunkten) behaftet, aber
immerhin wird beim Videodreh Ton mit aufgenommen. Bei einzelnen Tonaufnahmen
(sprich: Sprachnotizen) lässt die L3v Kommentare in einer Länge von bis zu
30 Sekunden zu. Erwähnenswerte Sonderfunktionen bei der L3v sind die
Möglichkeit, Bilder nachträglich zu verkleinern (in Ausschnitt und/oder
Auflösung) oder zu drehen, die Möglichkeit das Datum sichtbar aufs Bild zu
"stempeln" sowie die Möglichkeit, den Begrüßungsbildschirm mit fertigen
Vorlagebildern oder mit eigenen Bildern zu personalisieren. Weiterhin
unterstützt die Finecam L3v EXIF-Print und USB-Direct-Print, wobei letzteres
den Anschluss der Kamera an einen Drucker gestattet. Auf diese Weise kann
direkt von der Kamera gedruckt werden – allerdings zurzeit nur mit
USB-Direct-Print-kompatiblen Druckern der Marke Epson. Ob sich die L3v über
ein Firmware-Update zum markenübergreifenden Direktdruck (siehe
digitalkamera.de-Meldung vom 08.05.03) aufrüsten lässt, ist zum aktuellen
Zeitpunkt noch nicht bekannt. Schnittstellen besitzt die Kamera in Form
eines Audio/Video-Ausgangs (PAL/NTSC umschaltbar), eines Netzeingangs und
einer USB-Schnittstelle (mit USB-Mass Storage Class-Treiberkompatibilität).
Vermissen wird man an der L3v vielleicht eine Blitzbelichtungskorrektur und
ein AF-Hilfslicht.
Bleiben noch ein paar Messwerte zur Kyocera Finecam L3v zu nennen. Die
L3v ist in ca. 4 Sekunden betriebsbereit und braucht durchschnittlich 0,9
bis 1,1 Sekunden (je nachdem, ob das AF-Feld breit oder eng ist), um auf das
Motiv scharf zu stellen. Bedient man sich des Zooms, stehen 5
Brennweitenstufen zur Verfügung, die von der kleinsten Stufe bis zur größten
Stufe in ca. 1,9 Sekunden durchfahren sind. Die Auslöseverzögerung beträgt
ca. 0,2 Sekunden; nach dem Auslösen vergehen ca. 7 Sekunden bis das Bild auf
der mitgelieferten 16 MByte großen SD-Card gespeichert ist.
Mit der
beiliegenden CR-V3 Lithiumzelle nimmt die Finecam L3v etwa 150 Bilder auf;
dann muss die Einwegbatterie gegen eine neue oder gegen AA/Mignon-Batterien
bzw. -Akkus getauscht werden.
Fazit: Einzige wirkliche Besonderheit der Kyocera Finecam L3v bleibt ihr
überdimensionaler LCD-Farbbildschirm. Beim Funktions- bzw.
Ausstattungsumfang und auch bei der Bildqualität und den Leistungswerten (AF-Geschwindigkeit,
Auslöseverzögerung, Speicherzeiten usw.) verhält sich die L3v unauffällig:
Die Kamera leistet sich keine größeren Patzer, fällt aber auch nirgendwo
besonders positiv auf. In ihrem Preis-/Auflösungssegment ist sie damit eine
Alternative vorwiegend für Digitalfotografie-Einsteiger, die Freude an dem
sehr großen Monitor haben.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Kyocera Finecam L3v |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2,7" 5,4 x 4,0 mm (Cropfaktor 6,4) 3,3 Megapixel (physikalisch), 3,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.048 x 1.536 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 30p |
Objektiv |
38-115 mm / F2,8-4,7 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
2,5", 0,111 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 224 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: nein |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
112 x 54 x 35 mm (B x H x T) |
Gewicht |
215 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/NWRRL (mit Preisvergleich) |