Superzoom-Kamera, Kompaktkamera

Testbericht: Kyocera Finecam M410R

2004-07-05 Wenn man erst spät auf den Superzoom-Zug aufspringt, muss man schon einiges an Originalität bieten, damit einem nicht der Ruf des "Trittbrettfahrers" vorauseilt. Kyocera hat dies verstanden und seiner Finecam M410R einige Ausstattungsmerkmale bzw. Technologien mit auf den Weg gegeben, die diese Superzoom-Kamera besonders interessant machen und sie aus der Masse herausstechen lassen. Was es Neues im Sucher gibt, wie man den Pixeln Beine macht und welche Stärken und Schwächen die Kyocera Finecam M410R allgemein hat, sind Fragen, auf die wir in diesem digitalkamera.de-Testbericht – für unsere Leser hoffentlich zufrieden stellende – Antworten liefern.  (Yvan Boeres)

   Kyocera Finecam M410R [Foto: MediaNord]
 

Auch wenn es eigentlich zwei Superzoom-Kameras von Kyocera gibt (die hier getestete Finecam M410R und ihre "Zwillingsschwester" die Finecam M400R), haben wir unser Augenmerk auf die M410R gerichtet, die zumindest hier in Deutschland häufiger im Handel erhältlich ist. Die M410R unterscheidet sich von der M400R nur durch die Gehäusefarbe und durch den mechanischen Aufbau des Objektivs, welches bei der M410R den Anschluss eines mitgelieferten Adapterrings gestattet. Was uns beim Testen der M410R positiv oder negativ aufgefallen ist bzw. was man zu dieser Kamera (und zum größten Teil auch zur M400R) berichten kann, haben wir sowohl im nachfolgenden Text als auch im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und in einer aktualisierten Version unseres digitalkamera.de-Datenblattes zu dieser Kamera festgehalten. Ergänzend dazu bieten wir das DCTau-Testprotokoll, das diesem Test bei der Beurteilung der Bildqualität zugrunde lag, zum kostenpflichtigen Abruf (bzw. im Abo) an.

Ergonomie/Verarbeitung  Ganz schmucklos bis nahezu plump präsentiert sich die M410R, die allerdings dank ausgeprägtem Handgriff recht gut in der Hand liegt. Wie bei vielen Kameras ihrer Preisklasse üblich, wurde auch beim Bau der M410R großzügig Gebrauch von Kunststoff gemacht; auch das Stativgewinde blieb nicht davon verschont. Lediglich der äußere Objektivtubus besteht aus Metall und macht auch ein wohlklingendes schellendes Geräusch, wenn man den ebenfalls aus Metall gefertigten Adapterring (mehr dazu im nächsten Punkt) aus dem Lieferumfang der Kamera aufschraubt. Ohne diesen bringt die M410R ca. 413 Gramm auf die Waage, was angesichts der Verwendung von vier handelsüblichen AA/Mignon-Zellen (Einweg-Batterien oder Akkus) anstatt leichterer Lithiumionenakkus wie beim Großteil der Konkurrenz, ein sehr respektabler Wert ist. Abgesehen vom Auslöser, vom Ein-/Ausschalter und vom Betriebsart-Einstellrad befinden sich sämtliche Bedienelemente an der Kamerarückseite. Diese bleiben in überschaubarer Zahl und befinden sich alle in Daumenreichweite. Kyocera Finecam M410R - Rückseite [Foto: MediaNord]Dies würde prinzipiell eine Einhandbedienung der Kamera ermöglichen, da aber die wichtigsten Einstellungen im Kameramenü untergebracht sind, beschränkt sich diese in der Praxis auf die Betätigung der Zoomwippe und auf das Auslösen.

Im normalen Aufnahmemodus sind die Eingriffsmöglichkeiten ohnehin aufs Minimum beschränkt. Man kann den Selbstauslöser (2 oder 10 Sekunden Vorlaufzeit stehen zur Auswahl) einschalten, die Auflösung und die Bildqualität/Kompressionsstufe einstellen, die Blitzfunktionen aufrufen (sofern der Blitz entriegelt wurde) und zwischen dem Makro- und Landschaftsmodus umschalten – und das war's. Die Serienbildschaltung, die Motivprogramme (Sport/Action, Porträt, Nachtaufnahme, Porträt bei Nacht), der Videomodus und das Setup-Menü haben ihre eigene Position am Betriebsart-Einstellrad; um Zugriff auf die erweiterten Kameraeinstellungen zu bekommen muss man das Einstellrad auf "EXT." stellen. Dann wird auch die Belichtungskorrektur-Taste freigegeben und es werden weitere Menüpunkte ("Aufnahmemodus" und "Weißabgleich") eingeblendet; ein weiterer Menüpunkt mit der Bezeichnung "Einstellungen" öffnet eine zweite Menüebene bzw. eine neue Bildschirmseite wo man dann etwas mehr Kontrolle über die Funktionen, Parameter und Einstellungen gewinnt. So kann man den Farbmodus (Normal, S/W, Sepia) auswählen, die Farbsättigung, die Scharfzeichnung und den Bildkontrast einstellen sowie den manuellen Weißabgleich vornehmen; auf der zweiten Seite des Einstellungsmenüs lassen sich das AF-Feld ausdehnen bzw. verengen, die Verschlusszeit für Langzeitbelichtungen verlängern (2, 4 oder 8 s), die Empfindlichkeitsstufen verstellen (ISO 100, 200, 400, 800), die Belichtungsmessart auswählen (Matrix/Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot) und – last but not least – die Zeiten- und Blendenautomatik aufrufen. Kyocera Finecam M410R - oben [Foto: MediaNord]Wie man sieht, ist die Bedienung der M410R, sobald man ans "Eingemachte" will, sehr menülastig; erweiterte Möglichkeiten sind also schon gegeben, aber nur über Umwege verfügbar.

"Outstanding!", also auf gut Deutsch "Hervorragend", steht auf dem Aufkleber geschrieben, der die Oberseite des Suchers ziert. Tatsächlich ist der elektronische Sucher der M410R eine kleine technische Sensation. Mit nur rund 100.000 Pixel bestückt bringt es der LC-Miniaturbildschirm im Sucher der Kameras fertig, ein Sucherbild zu erzeugen, das von der Klarheit, der Feinheit und allgemein vom visuellen Eindruck her fast vergessen lässt, dass man es mit einem EVF (neudeutsch: EVF für "electronic Viewfinder") zu tun hat. Nur der 922.000-Pixel-Sucher der Konica Minolta Dimage A2 vermag eine ähnlich gute Abbildungsqualität zu erreichen, wobei man sich darüber streiten kann, welche der beiden Kameras den besseren Sucher besitzt. Dabei ist der Vergleich mit (Konica-)Minolta auch sonst angebracht. Denn der LC-Farbsucher der M410R bedient sich derselben Technik, wie der Sucher der Minolta Dimage 7 und Dimage 5. Die so genannte FLC-Technologie (FLC steht für "Ferroelectric Liquid Cristal") kann man am besten mit Foveons X3-Chip vergleichen: In beiden Fällen ist kein Pixel-Dreier (Rot-, Grün- und Blau-Pixel) nötig, um ein Farbbild zusammen zu setzen. Wo also herkömmliche LCDs dreimal so viele Pixel benötigen um Farbe darzustellen, kommt ein FLC-Bildschirm mit nur einem Drittel der Pixel aus. Auf diese Weise kann man das Auge bzw. das Gehirn täuschen; die wahrgenommene Auflösung (Kyocera gibt eine "effektive" Auflösung von 300.000 Pixel an) ist bei einem FLC-Display wesentlich höher als die reine Anzahl der Pixel. Verstärkt wird der Eindruck einer höheren Auflösung durch eine weitere Eigenschaft der FLC-Technologie. Das feine Pixel-Raster, wie es herkömmliche LCDs durchzieht, verschwindet. Der Übergang von einem Pixel zum nächsten erfolgt praktisch "nahtlos"; die typische Pixelstruktur ist nicht mehr sichtbar. Doch damit hat die FLC-Technik ihre Vorzüge noch nicht ausgespielt. FLC-Anzeigen können wesentlich schneller schalten als gewöhnliche LCDs, so dass u. a. auch kein "Pumpeffekt" (d. h. die zögerliche Anpassung des Sucherbildes an schnell wechselnde Hell/Dunkel-Zustände) mehr entsteht. Kyocera Finecam M410R - unten [Foto: MediaNord]Auch wenn man bei Kyocera Deutschland beteuert, dass der FLC-Sucher der M410R eine Eigenentwicklung ist, ähneln die technischen Eckdaten des M410R-Suchers sehr stark denen des Miniatur-FLC-Bildschirmes der Firma Displaytech. So bleibt uns nur davon auszugehen, dass Kyocera die FLC-Technologie von Displaytech lizensiert hat.

Auch wenn man aufgrund seiner hervorragenden Abbildungsqualität vorwiegend den FLC-Sucher der M410R benutzen wird, ist die Funktionseinstellung bzw. Menünavigation auf einem LC-Bildschirm bequemer. Einen solchen besitzt die M410R dann auch. Dieser besitzt eine Bildschirmdiagonale von lediglich 1,5" (= 3,8 cm), eine Auflösung von 110.000 Bildpunkten und die so genannte DayFine-Technologie zur verbesserten Lesbarkeit bei direkter Sonneneinstrahlung. Die Abbildungseigenschaften (Rauschverhalten, Nachzieheffekte, Kontrastbewältigung, Farbneutralität, Bildfeldabdeckung) des LC-Farbbildschirms sind gut; lediglich der druckempfindlichen und schwer von Fingerabdrücken bzw. Verschmutzungen zu befreienden Bildschirmoberfläche gebührt Kritik. Nicht lebensnotwendig, aber doch schön wäre es gewesen, wenn auch die Umschaltung zwischen dem LC-Farbbildschirm und dem FLC-Sucher automatisch via Augensensor (wie bei Konica Minolta, HP und z. T. auch bei Kodak gesehen) erfolgen würde. So muss man bei der M410R mit der Tastenumschaltung Vorlieb nehmen und weiterhin den Finger/Daumen bemühen.

Objektiv  Dem allgemeinen Trend folgend, ist die M410R mit einem Objektiv mit Zoomfaktor 10 bestückt. Der Brennweitenbereich erstreckt sich von 37 bis 370 mm (KB-äquivalent). Mit einer Lichtstärke von F2,8 bis F3,1 (je nach eingestellter Brennweite) zeigt sich die Linse ein klein wenig lichtstärker als bei der Konkurrenz. Eine Rechts-/Linkstaste bzw. WW/Tele-Wippe setzt den Zoommechanismus in Bewegung. Erfreulich ist die Tatsache, dass der Zoomvorgang nicht – wie bei manch anderen Superzoom-Kameras – von einem schrillen Ausfahrgeräusch begleitet wird und dass sich der Objektivtubus beim Zoomen nur um einige Millimeter verlängert. Zirka 13 Zwischenstufen lassen sich mit ein bisschen Fingerspitzengefühl ansteuern; Steve Sanders von steves-digicams.com will in seinem Test sogar 17 Stufen geschafft haben. Von einem zum anderen Ende des Brennweitenbereichs braucht die M410R nonstop rund 2,8 bis 3 Sekunden (je nach Zoomrichtung) – da sind andere "Zoomriesen" schneller auf den Beinen. Kyocera Finecam M410R - linke Kameraseite [Foto: MediaNord]Zum Objektiv sei noch zu sagen, dass im Lieferumfang der Kamera ein Objektivadapter enthalten ist, der den Anschluss von optischem Zubehör (Filter, Nahlinsen, Konverter o. ä.) mit 52 mm-Gewinde erlaubt und als Sonnenblende dient. Für Konverter muss man aber auf das Sortiment von Fremdherstellern zurückgreifen, da es zurzeit kein Originalzubehör dieser Art für die M410R gibt.

Scharf gestellt wird das Objektiv ausschließlich per Autofokus (eine manuelle Scharfstellung ist nicht einmal per Tastensteuerung über Festwerte möglich) – und das wahlweise mit oder ohne Schärfenachführung. Dabei brüstet sich die M410R bzw. Kyocera damit, die Schärfenachführung sogar im Serienbildbetrieb bei bis zu 2,2 Bildern pro Sekunde aufrechterhalten zu können. Tatsächlich schafft der Autofokus der M410R das ziemlich eindrucksvoll; allerdings steigt u. U. dann auch der Ausschuss, da in diesem Modus die Kamera auch auslöst, wenn die Fokussierung noch nicht abgeschlossen war. Ist im Setup-Menü der Einzelbild-AF-Modus (S-AF) eingeschaltet, bleibt der Autofokus stehen sobald das erfasste Motiv bzw. Bildteil scharf ist und benötigt dafür ca. 0,7 bis 0,9 Sekunden, je nachdem ob das Objektiv in Weitwinkel- oder Tele-Stellung ist. Das ist ein – für eine Superzoom-Kamera der Einsteigerklasse – ausgezeichneter Wert, der die Leistungsfähigkeit des RTUNE-Signalprozessors (mehr dazu unter "Sonstiges/besondere Funktionen") unterstreicht. Ein kleiner Wermutstropfen ist aber, dass der Autofokus-Antrieb bzw. die Mechanik offenbar nicht ganz so schnell ist wie die Elektronik. Muss der Autofokus der M410R nämlich einen größeren Schärfebereich durchfahren wie z. B. beim Umschwenken von einem nahe gelegenen zu einem weit entfernten Objekt, kann es vor allem im Tele-Bereich vorkommen, dass sich die M410R deutlich über 1 Sekunde (siehe Messwert-Tabelle) Zeit nimmt, bis der grüne Punkt im Sucher bzw. auf dem Bildschirm aufleuchtet und ein Piepston erklingt um die erfolgreiche Scharfstellung zu signalisieren. Länger kann es u. U. auch dauern, wenn das Licht bzw. die Motivkontraste knapp werden, da die M410R leider nicht über ein AF-Hilfslicht verfügt. Da ein solches aber ein Ausstattungsmerkmal ist, das selbst vielen deutlich teureren Digitalkameras fehlt, wollen wir an dieser Stelle nicht zu streng mit der M410R sein. Kyocera Finecam M410R - rechte Kameraseite [Foto: MediaNord]Sonst kann man noch das AF-Messfeld von breit auf eng umschalten (einen Mehrpunkt- oder Flächen-Autofokus besitzt die Kamera allerdings nicht) und automatische Schärfereihen machen; eine Schärfespeicherung ist auch möglich.

Blitz  Pflicht bei allen Superzoom-Kameras sollte ein manuell oder automatisch herausklappender Blitz (Neudeutsch: Pop-Up-Blitz) sein um einerseits Abschattungseffekte und andererseits rote Augen gering zu halten. Einen solchen besitzt auch die M410R. Der kleine, halbwegs leistungsstarke (siehe Messwert-Tabelle) Lichtspender muss auf Knopfdruck entriegelt werden; erst dann entscheidet die Kameraautomatik, ob der Blitz auch ausgelöst wird oder nicht. Die vorhandenen Blitzfunktionen erlauben es, den Blitz auch zu erzwingen, abzuschalten (alternativ kann man den Blitz auch einfach zuklappen) oder den Rote-Augen-Vorblitz zuzuschalten; eine Langzeitsynchronisationsfunktion gibt es in Form des Motivprogramms "Nachtporträt", während man eine Blitzbelichtungskorrekturfunktion leider vergeblich sucht. Eine solche wäre allerdings nicht fehl am Platz, da die M410R vor allem im Nahbereich (bis 1 Meter) dazu neigt, zu stark zu blitzen und dies überstrahlte Bildteile zur Folge hat. Ab einer Entfernung von ca. 4,5 Metern geht dem Mini-Blitz die Puste aus, so dass letztendlich der Bereich, in dem die Motive richtig ausgeblitzt sind, sich zwischen 1 und 4,5 Metern erstreckt. Nach oben lässt sich der Blitzbereich mangels externen Blitzanschlusses nur unter Verwendung eines Slaves-Blitzes (externes Blitzgerät mit Eigenautomatik und Fernauslösezelle) erweitern; nach unten kann man sich allerdings mit einem "Trick" aushelfen. Verdeckt man nämlich die Blitzmesszelle vorne überm Objektiv (kleines quadratisches Fenster zwischen Blitz und Mikrofon) mit dem Finger, löst der Blitz merkwürdigerweise nicht mit voller Leistung aus, sondern – umgekehrt zu dem, was man eigentlich erwarten könnte – mit gedrosselter Kraft. Die Qualität der Blitzbilder im Nahbereich nimmt dann schlagartig zu und der Blitzeffekt ist dann nicht mehr so krass sichtbar. Sonst gibt es nichts zum integrierten Blitz der M410R zu sagen; die Farbtemperatur des Blitzlichtes ist absolut neutral und die Lichtverteilung erzeugt keine sichtbaren Randabdunkelungseffekte.

   Kyocera Finecam M410R - Menü 1 [Foto: MediaNord]
  Kyocera Finecam M410R - Menü 1 [Foto: MediaNord]
  Kyocera Finecam M410R - Menü 1 [Foto: MediaNord]
  Kyocera Finecam M410R - Menü 1 [Foto: MediaNord]
  

Bildqualität  Die Frage stellt sich natürlich, ob die Bildqualität so gut ist, wie die M410R schnell und ihr Objektiv zoomstark ist. Die Antwort ist "Ja". Mit einer Prosumer-Kamera oder gar einer DSLR kann sie zwar nicht mithalten, aber im Vergleich zu den direkten Konkurrenten der Superzoom-Klasse (z. B. Olympus C-700er-Serie, Canon PowerShot S1 IS, Konica Minolta Dimage Z2, Kodak DX6490 Zoom) schneidet sie ganz gut ab. Die M410R liefert "knackige" Bilder mit extrem hoher Auflösung und Detailschärfe, wobei die Kameraelektronik kräftig nachhilft, die kleinen Bilddetails zur Geltung zu bringen. Das fällt vor allem dann negativ auf, wenn im Bild feine, regelmäßige Strukturen wie etwa fein karierte Anzüge, netzartige Stoffe oder feinmaschige Gitter vorkommen. Die M410R quittiert das mit den "schönsten" Moiré-Störungen; weitere Anzeichen für die aggressive Bildaufbereitung sind die Scharfzeichnungsartefakte bzw. Treppenstufen-Effekte an leicht schrägen Kanten. An waagerechten und senkrechten Kanten fällt die Scharfzeichnung hingegen nicht zu stark aus – was z. T. auch dazu beiträgt, dass das Bildrauschen sich in Grenzen hält. Auf den Bildern rauscht es erfreulich niedrig (selbst die ISO 800-Einstellung kann man noch im "Notfall" gebrauchen); das Rauschen tritt am stärksten im mittleren Helligkeitsbereich sowie im roten und blauen Farbkanal in Erscheinung (das farbneutrale Rauschen ist bei der M410R unbedeutend ausgeprägt). Etwas weniger gut als bei der direkten Konkurrenz von Olympus, Kodak und Konica Minolta kommt die M410R mit hohen Motivkontrasten zurecht. Die Finecam kann zwar Tonwerte fein abstufen (251 von 256 möglichen Stufen) und weiß die Lichter, Mittentöne und Schatten durchaus schön zu verteilen, doch was sie da abstuft und verteilt, ist mit 8,6 Blendenstufen nur Mittelmaß. Doch die M410R hat andere Qualitäten. So produziert Kyoceras Zoom-Protz zum Beispiel kaum Farbsäume – wenn die sich überhaupt bemerkbar machen, dann vorwiegend im Tele-Bereich. Weiter punktet die M410R durch eine weitgehend neutrale Farbwiedergabe (zumindest bei Tageslichteinstellung) und durch eine pfiffige Komprimierung. Legt man nämlich bei den meisten Digitalkameras durch die eingestellte Qualitäts- bzw. Kompressionsstufe fest, wie groß die Datei maximal ausfallen darf, gibt man bei der M410R mit denselben Einstellungen eine möglichst gleich bleibende Qualität vor. Dadurch variieren die Dateigrößen erheblich, je nachdem wie viel Information ein Motiv enthält. Das macht die Voraussage wie viele Bilder noch auf die Speicherkarte passen unzuverlässiger, aber man bekommt dafür eine konstantere Bildqualität.

Auch von der optischen Abbildungsleistung her macht die M410R ihrem Schöpfer Kyocera keine Schande. Zu den Bildrändern hin fällt die Schärfe nur minimal ab; selbst im Tele-Bereich wo der Schärfeverfall am stärksten ist, ist die Randschärfe immer noch höher als bei den Optiken vieler anderer Superzoom-Kameras. Eine kleine Schwäche offenbart das Objektiv der M410R im Tele-Bereich wo die Randabdunkelung 1 Blende beträgt und erst bei starkem Abblenden (auf ca. F8) verschwindet. Zoomt man weg, fängt sich die M410R wieder und zieht mit der optischen Qualität der besten 10-fach-Zoom-Modelle gleich. Gleiches Phänomen bei der Verzeichnung: Verzerrt das Zoom der M410R in Weitwinkel-Stellung etwas stärker als bei der direkten Konkurrenz, ist im mittleren bis langen Zoombereich wieder alles in Ordnung und sogar deutlich besser als bei den Mitbewerbern. Grobe Patzer leistet sich die Linse der M410R jedenfalls nicht, so dass die Bildqualität auch in dieser Hinsicht kaum etwas zu wünschen übrig lässt. Bliebe noch die Qualität der Belichtung anzusprechen. Dank Matrix- bzw. Mehrfeldmessung über 256 Messfelder kommt es selten zu krassen Fehlbelichtungen – auch nicht bei Gegenlicht oder schwierigen Motiven. Kyocera Finecam M410R [Foto: MediaNord]Die leicht zur Unterbelichtung (ca. 2/3 LW) tendierende Grundeinstellung sollte man nicht nach oben korrigieren, da die knappe Belichtung eine Sicherheitsmarge gegen "ausgefressene" bzw. überstrahlende Lichter bietet.

Sonstiges/besondere Funktionen  Neben dem im Abschnitt "Ergonomie/Verarbeitung" beschriebenen FLC-Sucher ist RTUNE eine weitere Schlüsseltechnologie, die die M410R charakterisiert. Bevor wir zur praktischen Anwendung von RTUNE kommen, wollen wir an dieser Stelle die Technik erklären. Wie es schon aus anderen digitalkamera.de-Tests und -Meldungen bekannt ist, setzen immer mehr Hersteller auf einen "maßgeschneiderten" Signalverarbeitungsprozessor. Bei Canon heißt er "DiGIC" bzw. "DiGIC II", bei Sony "Real Imaging Processor", bei Kodak "Kodak Color Science" und bei Olympus "True Pic Turbo". Solche Eigenentwicklungen verhelfen den meisten dieser Kameras zu einer besseren Bildqualität und vor allem zu mehr Tempo. Bei Kyoceras Rapid-Tuning-Technologie (kurz: RTUNE) kommen gleich zwei Signalverarbeitungsprozessoren (die von der Firma NuCore stammen) zum Einsatz. Dadurch dass der eine Prozessor das vom CCD gelieferte analoge Signal schon verarbeitet (hauptssächlich auf der Ebene der Rauschunterdrückung und des Weißabgleichs) bevor es von ihm in ein digitales Signal umgewandelt wird, wird der andere Prozessor, der digital arbeitet, durch diese "Vorarbeit" entlastet und kann so schneller bzw. effizienter arbeiten. Der digitale Signalprozessor besitzt zudem die Eigenschaft, mehrere Arbeitsschritte parallel erledigen zu können, was der Verarbeitungsgeschwindigkeit natürlich auch zugute kommt und einen Pufferspeicher überflüssig macht.

Am deutlichsten profitieren der Serienbild- und der Video-Modus davon. So macht die M410R mit einer – für ihre Klasse – rasanten Geschwindigkeit von 3,3 Bildern pro Sekunde (unsere Messungen bestätigen die Herstellerangabe) ein Foto nach dem anderen und macht dem munteren Treiben erst dann ein Ende wenn entweder die Speicherkarte voll ist oder man den Auslöser loslässt. Und das selbst bei voller Auflösung! Solche "Dauerläuferfähigkeiten" entwickeln nicht mal sündhaft teuere DSLRs für Sportprofis wie z. B. die Nikon D2H oder die Canon EOS-1D Mark II, die zwar u. U. schnellere Bildfolgen schaffen, aber nach einer bestimmten Anzahl von Bildern eine Zwangspause einlegen müssen weil der Pufferspeicher voll ist. Einzige Voraussetzung um in den Genuss des "Maschinengewehr-Schnellfeuers" zu kommen, sind entsprechend schnelle Speicherkarten mit einem Mindestdurchsatz von 10 MByte pro Sekunde; selbst wenn man die Schärfenachführung zuschaltet, bleibt das Tempo mit 2,2 Bildern pro Sekunde immer noch hoch genug, um die Speicherkarte ins Schwitzen zu bringen. Im Videomodus sorgt RTUNE dafür, dass Filme in VGA-Qualität und mit einer flüssigen Bildwiederholrate von 30 (oder weniger flüssigen 15) Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden können, wobei auch hier lediglich die Speicherkartengeschwindigkeit und -kapazität Grenzen setzt. Natürlich nimmt die M410R im Videomodus auch Ton mit auf; Kyocera Finecam M410R - Speicherplatz [Foto: MediaNord]allerdings muss man sich entscheiden ob man Ton aufnehmen will oder während der Aufnahme zoomen will, da beides gleichzeitig nicht möglich ist. Das eingebaute Mikrofon der M410R dient übrigens auch der Aufnahme von Sprachnotizen (max. 30 s), die einem jeden Foto im Wiedergabemodus angehängt werden können.

Darüber hinaus hat die M410R der RTUNE-Technologie ebenso ihre einigermaßen prompte Betriebsbereitschaft, die kurze Auslösverzögerung und die – klassenbezogene – schnelle Fokussierzeit (siehe Messwerttabelle) zu verdanken. Der Schnelligkeit der M410R würdig zeigt sich dann auch die USB 2.0-Schnittstelle. Die PictBridge-Kompatibilität gestattet letztere auch zum Verbinden von Kamera und Drucker zu benutzen (sofern dieser auch PictBridge unterstützt). Zu den sonst noch erwähnenswerten Ausstattungsmerkmalen und Funktionen gehören dann u. a. noch die Möglichkeiten, Bilder zu drehen, nachträglich zu verkleinern, als Begrüßungsbild festzulegen oder über den PAL/NTSC-Videoausgang auf einem Fernseher wiederzugeben. Die M410R kennt 6 Menü-Sprachen (u. a. natürlich Deutsch) und fokussiert im Makromodus bis auf 10 cm herunter (in WW-Stellung).

Fazit  Dass die Bezeichnung "Knipskiste" nicht unbedingt eine abwertende Bedeutung haben muss, beweist die Kyocera Finecam M410R. Dank zoomstarker Linse, zuverlässigen Automatiken (außer beim Blitzen), aggressiver Bildaufbereitung (was so genannten "Shoot-to-print"-Fotografen entgegenkommt), schneller Reaktion, komfortablem Sucher und allgemein ausgezeichnetem Verhältnis zwischen Preis und Ausstattung bzw. Leistung. So bietet sie dem unerfahrenen Gelegenheitsfotografen alles was man braucht, um in allen Situationen gute Schnappschüsse mit nach Hause zu nehmen. Und das auch bei Motiven wie z. B. Haustieren, Kindern und Sportlern, die unter "Bewegungsdrang" leiden und die so manch andere Digitalkameras nicht mögen. Trotz erweitertem Modus mit Halbautomatiken, manuellem Weißabgleich, Parametrierungsmöglichkeiten usw. bleibt die M410R aber eine Kamera für Freunde der unbeschwerten Fotografie. Um auch kreativ veranlagte Fotografenseelen zu erfreuen, fehlen der M410R einige wichtige Ausstattungsmerkmale wie z. B. ein externer Blitzanschluss, eine manuelle Belichtungssteuerung, eine manuelle Fokussierung (und sei es nur über Festwerte) und ein RAW-Modus (um eine benutzerseitige Bildbearbeitung doch noch zu ermöglichen); doch an den Experten scheint sich Kyoceras "kleine Schwarze" ja eh nicht zu richten.

Messwerte
Einschaltzeit ca. 2,2 s
Brennweitenverstellung
  Anzahl Stufen
  Zeit Weitwinkel bis Tele
motorisch über Links/Rechts-Wippe
13-17
ca. 2,8-3 s (ja nach Zoomrichtung)
Autofokus-Geschwindigkeit min. 0,6 s / ca. 0,7 s / max. 1 s (abhängig von Motiv, Aufnahmebedingungen und AF-Einstellungen))
Auslöseverzögerung < 0,1 s
Blitz
  gemessene Leitzahl
 
9
Batterielaufzeit ca. 100 Aufnahmen (mit mitgelieferten Alkalie-Einwegzellen)
Speicherzeiten
  RAW
  JPEG
  TIFF


ca. 0,3 s (ca. 1 MByte)
Serienbilder
   Verwendete  Auflösung
   Geschwindigkeit
   Anzahl
   mit Blitz

2.272 x 1.704
ca. 3,31 Bilder/s (Normal), ca. 2,2 Bilder/s (mit Schärfenachführung)
unbegrenzt bzw. von der Speicherkapazität abhängig

Kurzbewertung

  • Video-Modus der Spitzenklasse
  • "DayFine"-LCD
  • USB 2.0-Schnittstelle
  • kurze Reaktionszeiten (Einschaltzeit, AF, Auslöseverzögerung, Speicherung)
  • überragender Serienbildmodus
  • richtungsweisende Suchertechnik
  • empfindliche LC-Bildschirm-
  • schlechte Blitzdosierung
  • keine manuelle Scharfstellung
  • keine manuelle Bedienung
  • kein externer Blitzanschluss
  • menülastige Bedienung

Technische Daten

Modell Kyocera Finecam M410R
Sensor CCD-Sensor 1/2,7" 5,4 x 4,0 mm (Cropfaktor 6,4)
4,2 Megapixel (physikalisch), 4,0 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 2.272 x 1.704 (4:3)
Video (max.) 640 x 480 30p
Objektiv 37-370 mm / F2,8-3,1 (10-fach Zoom)
Sucher elektronischer Sucher
Monitor 1,5", 0,110 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung, Spotmessung
Belichtungsreihe 3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
Eingebauter Blitz ja
Blitzschuh
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienaufnahmen max. 3,3 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/2.000 s
Akkulaufzeit keine Angabe
Speicher
Multi Media Card
SD
Empfindlichkeit Automatisch ISO 100 bis 200
Abmessungen 107 x 73 x 87 mm (B x H x T)
Gewicht 413 g (betriebsbereit)
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