Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Leica Digilux 3

2006-12-23 Der Weihnachtsmann ist dieses Jahr nicht der Einzige, der Geschenke austeilt, denn gerade noch rechtzeitig vor dem frohen Fest hat die digitalkamera.de-Redaktion den ausführlichen Test zur Leica Digilux 3 abschließen können, der in groben Zügen auch die weitgehend baugleiche Panasonic Lumix DMC-L1 abdeckt. Die Tester hatten hier keine Hilfe von irgendwelchen Elfen, und sie müssen auch nicht durch Kamine steigen, um den Testbericht an den interessierten Leser zu bringen – aber im Internet-Zeitalter sind halt die "Arbeitsmethoden" etwas anders.  (Yvan Boeres)

Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Die der digitalkamera.de-Redaktion für den Test vorliegende Leica Digilux 3 und die Lumix DMC-L1 der Marke Panasonic sind so eng miteinander verwandt, dass die meisten in den folgenden Kapiteln gemachten Bemerkungen und Erkenntnisse auf beide Kameras zutreffen. Auf die groben Unterschiede zwischen den zwei FourThirds-Schwestern wird in den entsprechenden Text-Passagen hingewiesen; nur bei der Bildqualität (wo es Unterschiede in der Abstimmung der beiden Kameras gibt), wird explizit auf die Digilux 3 eingegangen, während für die Lumix DMC-L1 das dazu passende (kostenpflichtige) DCTau-Testprotokoll herangezogen werden sollte. Weitere Informationen liefert der Testbericht im nebenstehenden Steckbrief, in der Tabelle "Messwerte" am Ende des Tests und die aktualisierte Version unserer digitalkamera.de-Datenblätter, während die Kurzbewertungstabelle am Artikel-Ende die besonderen Stärken und Schwächen der beiden Kameras zusammenfasst.

Ergonomie/Verarbeitung Von "edel" bis "altbacken" reichen die Kommentare zum äußeren Erscheinungsbild der Digilux 3 und DMC-L1. Das Retro-Design der beiden sehr ähnlichen Kameras (das Grunddesign stammt vom Team Makato Nakamura, während Achim Heine der Kamera den Leica-"Feinschliff" gegeben hat) dürfte vor allem Nostalgiker und Traditionalisten sowie Anhänger des Industriedesigns begeistern, wobei die Digilux 3 mit ihrem silber-schwarzen Gehäuse und ihren strengen Formen noch etwas mehr auf klassische Messsucherkamera "macht" als die einheitlich schwarze und an einigen Kanten leicht abgeschrägte DMC-L1. Dabei kommen in beiden Fällen die gleichen Materialien zum Einsatz. Weite Teile des Gehäuses (Ober- und Unterseite, Rückseite, Objektivfassung, Stativgewinde) bestehen aus Metall bzw. einer Magnesium-Legierung; ein breiter Gummi-"Gürtel" mit rauer Oberflächenstruktur trennt das Gehäuse optisch in der Mitte.

Obwohl die Kamera einem gelegentlich etwas klobig vorkommt, liegt sie erstaunlich gut in der Hand. Der kleine, als Handgriff dienende Gummi-Vorsprung an der Gehäusevorderseite gewährt auch großen "Tatzen" bzw. "Pranken" einen gleichermaßen angenehmen wie auch festen Halt; die Balance ist – zumindest mit dem mitgelieferten Set-Objektiv – ebenfalls sehr gut. Dabei trägt das Leica D Vario-Elmarit 1:2,8-3,5/14-50 ASPH mit einem Eigengewicht von gut einem halben Kilo maßgeblich zum Gesamtgewicht (ca. 1.190 Gramm betriebsbereit und mit Schultergurt) des Kamera/Objektiv-Gebildes bei. Überhaupt wird man Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]von der "Haptik" der Digilux 3 bzw. DMC-L1 positiv überrascht. Die meisten Bedienelemente sind intuitiv erreichbar, und es bedarf keiner Fingerakrobatik (wie bei manch anderen Kameras), um irgendwelche Einstellungen vorzunehmen. Selbst die Kinder der Gameboy-Generation dürften sich recht schnell mit dem z. T. klassischen Bedienkonzept anfreunden. Knöpfe gibt es zwar auch hier zur Genüge (alleine der LC-Bildschirm wird links und rechts von je vier Funktionsknöpfen flankiert), und auf ein Steuerkreuz wird auch nicht verzichtet, aber die – nicht jedem aus alten Zeiten her bekannte – Belichtungseinstellung über einen Blendenring am Objektiv und ein Verschlusszeitenrad auf der Kameraoberseite erweist sich als mindestens genauso praxistauglich wie modernere Formen der Kamerabedienung.

So praktisch das Bedienkonzept der Digilux 3 bzw. DMC-L1 auch sein mag: Eine Einhandbedienung ist damit nicht (oder nur sehr eingeschränkt) möglich. Vor allem das Ändern der von den Funktionsknöpfen aufgerufenen Einstellungen mit dem – nur zur Hälfte aus der Kamera herausragenden – kleinen Drehrad oberhalb des Steuerkreuzes mobilisiert beide Hände, und da die Einstellungen auf dem Bildschirm vorgenommen werden, muss man das Auge sowieso vom Sucher nehmen. Minuspunkte gibt es auch für das Verschlusszeitenrad, das nicht frei durchdreht (es gibt demnach keinen direkten Weg bzw. Kurzweg von der längsten bis zur kürzesten Belichtungszeit), den etwas leichtgängigen Betriebsart-Schalter (Einzelbild, Serienbild, Belichtungsreihe, Selbstauslöser), der sich beim Einstellen der Verschlusszeit gerne mit verstellt, und den Belichtungsmessart-Schalter, dessen Schaltfolge (Spotmessung, Mehrfeldmessung, mittenbetonte Integralmessung) eine versehentliche Verstellung ebenfalls begünstigt. Mustergültig sind hingegen die zwei frei belegbaren Funktionstasten Func1 und Func2, wobei der Func2-Taste bei der Verwendung von FourThirds-Optiken ohne Blendenring eine äußerst wichtige Rolle zukommt, da dann damit in der Zeitautomatik und im manuellen Belichtungsmodus die Blende vorgewählt wird.

Derzeit bei vielen digitalen Spiegelreflexkameras Schule macht die ursprünglich von Olympus (unter dem Namen "Dual Control Panel") eingeführte, bildschirmgestützte Kamerabedienung. Hier werden die wichtigsten Aufnahmeparameter sowie Kameraeinstellungen auf dem Monitor zusammengefasst, und wenn man einen Funktionsknopf drückt oder am Einstellrad dreht, werden die Einstellungen direkt auf dem Bildschirm vorgenommen. Funktionen und Einstellungen, die nicht direkt abrufbar sind, findet man im Menüsystem der Digilux 3 bzw. DMC-L1 wieder. Das auf Knopfdruck abrufbare Menüsystem ist in vier, durch Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Reiter und unterschiedliche Hintergrundfarben gekennzeichnete, Hauptrubriken eingeteilt: die Aufnahmefunktionen, die Grundeinstellungen, die Benutzereinstellungen und die Wiedergabefunktionen. In jeder dieser Hauptrubriken findet man mehr oder weniger viele Menüpunkte, die sich über entsprechend viele Bildschirmseiten (drei Seiten für die Aufnahmefunktionen, drei Seiten für die Grundeinstellungen, vier Seiten für die Benutzereinstellungen und zwei Seiten für die Wiedergabefunktionen) erstrecken. Insgesamt umfasst das Menü bis zu 55 Menüpunkte, die bis zu 166 Einstellungen zulassen. Grundsätzlich ist die Übersichtlichkeit des Menüs gut. Etwas "gewöhnungsbedürftig" ist jedoch die Tatsache, dass man nach dem letzten Menüpunkt einer Rubrik nicht zurück zum ersten Punkt derselben Rubrik, sondern in die nächste Rubrik gelangt. Vorgenommene Einstellungen müssen – zumindest bei der von uns getesteten Digilux 3 – mit der Set-Taste des Steuerkreuzes bestätigt werden; wer diesen wichtigen Schritt vergisst, merkt früher oder später, dass seine Einstellungen nicht gegriffen haben.

Anders als bei herkömmlichen digitalen Spiegelreflexkameras dient der LC-Bildschirm der Digilux 3 bzw. DMC-L1 nicht nur der Anzeige der Menüs und der Bildwiedergabe, sondern auch der Bildvorschau. Die Möglichkeit, das vom Bildsensor eingefangene Bild – ähnlich wie bei Kompaktdigitalkameras –schon vor bzw. während der Aufnahme auf dem rückseitigen Farbmonitor zu betrachten, bietet derzeit nur eine Handvoll aktueller DSLRs (die Canon EOS 20Da, die Fujifilm FinePix S3 Pro, die zukünftige Fujifilm FinePix S5 Pro, die Olympus E-330, die Leica Digilux 3 und die Panasonic Lumix DMC-L1) an, wobei die drei letztgenannten Kameras die wenigsten Einschränkungen in dieser Betriebsart aufweisen. Das verdanken sie einer ganz speziellen Gemeinsamkeit: dem so genannten Live-MOS-Sensor, der von Panasonic zusammen mit Olympus entwickelt wurde und sich aufgrund ganz charakteristischer Merkmale (u. a. sich beim ständigen Auffrischen des Bildes für die Bildvorschau nicht so stark zu erhitzen wie konventionelle CCDs und CMOS-Sensoren) besonders gut eignet, ein "Live-Bild" zu generieren. So kann man bei der Digilux 3, der DMC-L1 und der E-330 (die noch einen weiteren Weg kennt, eine Bildvorschau auf den Monitor zu bringen) den LC-Bildschirm nicht nur zu Prüfung des Bildausschnitts und der Schärfe benutzen, sondern auch noch die Belichtung und den Weißabgleich im Voraus kontrollieren. Es ist sogar möglich, die Parameter für den Weißabgleich und/oder die Belichtung "im laufenden Betrieb" zu ändern und gleich auf dem Bildschirm zu sehen, wie sich die Einstellungen auf das noch aufzunehmende Bild auswirken.

Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Bei der Digilux 3 und der DMC-L1 funktioniert sogar der Autofokus im Livebild-Modus. Dafür muss sich aber aus konstruktionsbedingten Gründen der Spiegel (von dem Spiegelreflexkameras ihren Namen beziehen) für die Dauer der Scharfstellung wieder zwischen Bildsensor und Objektiv stellen, und das Monitorbild friert folglich für den Bruchteil einer Sekunde ein. Stört der kurze Bildvorschau-Aussetzer in der Praxis nur bei Actionaufnahmen oder in anderen Situationen, wo der Moment möglichst zeitgenau bzw. verzögerungsfrei bildlich festgehalten werden soll, wird vor allem das bei jedem neuen Antippen des Auslösers (was den Fokussiervorgang aktiviert) sich wiederholende Klappgeräusch des Spiegels auch von geduldigen Personen auf Dauer als lästig empfunden werden. Eine E-330, bei der die automatische Scharfstellung im Livebild-Modus B ab der Firmware-Version 1.2 ebenfalls funktionieren soll, hatten wir während des Tests nicht zur Hand, so dass wir nicht prüfen konnten, ob sie sich da ähnlich wie ihre FourThirds-Schwestern verhält. Was ihnen die E-330 aber auf jeden Fall voraus hat, ist der neig- und klappbare Bildschirm, denn mit diesem Ausstattungsmerkmal kann man die Vorzüge der Bildvorschau noch viel mehr genießen. Einen solchen Mechanismus kann auch der Über-Kopf-Modus der Digilux 3 bzw. der DMC-L1 nicht wirklich ersetzen; durch längeres Drücken der Display-Taste werden zwar die Flüssigkristalle des Monitors neu ausgerichtet, aber was man noch auf dem Bildschirm erkennen kann, wenn man von unten auf die über den Kopf gehaltene Kamera blickt, lässt sich – je nach Betrachtungswinkel – bestenfalls als "schemenhaft" bezeichnen.

Neben dem nervigen Spiegel-"Klappern" gibt es noch einen anderen Grund, den Livebild-Modus der Digilux 3 bzw. DMC-L1 lieber bei ausgeschaltetem Autofokus (im AF-C-Schärfenachführungsmodus funktioniert die Bildvorschau übrigens nicht) zu benutzen: Dadurch, dass nämlich im Livebild-Modus der Bildsensor das elektronische Sucherbild für den LC-Monitor erzeugt, kann man bei der manuellen Fokussierung eine Scharfstellung von ungeahnter Präzision vornehmen. So genannte Front- oder Backfocus-Probleme, wie sie vor allem bei anderen DSLRs im Autofokus-Betrieb auftreten können, sind hier kein Thema – und um das Ganze zu unterstützen, bietet die Digilux 3 bzw. DMC-L1 noch eine virtuelle Bildschirmlupe mit vier- oder zehnfacher Vergrößerung an, die man per Steuerkreuz auf eine beliebige Stelle im Livebild platzieren kann, und die augenblicklich wieder zur normalen Bildansicht zurückkehrt, sobald der Auslöser angetippt wird. Das gute Verhältnis zwischen Bildschirmgröße und -auflösung (2,5" bzw. 6,3 cm bei 207.000 Bildpunkten), die weiteren Abbildungseigenschaften des Bildschirms (Farbneutralität, Ruckelfreiheit, Rauscharmut, Lesbarkeit unter grellem Licht usw.) sowie zusätzliche kleine Helferlein (z. B. einblendbares Gitternetz mit wählbarer Rastergröße, Live-Histogramm, Spitzlicht-Anzeige) helfen einem, nicht nur die Schärfe, sondern auch alle anderen Bildparameter gut/bequem zu kontrollieren; die Situationen, wo man auf den architekturbedingt (beim vertikal verbauten Porro-Sucher der Digilux 3/DMC-L1 wird das vom Objektiv eingefangene Bild über Spiegel und Prismen ins seitlich angebrachte Okular geleitet) nicht besonders hellen optischen Sucher der Kamera zurückgreift, dürften recht selten sein. Mit einer 96-prozentigen Bildfeldabdeckung, einer 0,93-fachen Sucherbildvergrößerung, einem Augenabstand bzw. einer Austrittspupille von 18 Millimetern, einer eingebauten Dioptrienanpassung (-3 bis +1 dpt.) wie auch ausführlichen Sucherinformationen (es fehlt nur die Anzeige der eingestellten Lichtempfindlichkeitsstufe) ist der Sucher sonst sehr komfortabel, und wer es gerne "traditionell" mag, kann so auch ganz ohne Live-View arbeiten.

Optik Im Standardpaket bekommt man die Digilux 3 bzw. DMC-L1 mit dem Leica D Vario-Elmarit 1:2,8-3,5/14-50 ASPH. Dieses Objektiv, das unter der Federführung von Leica zusammen mit Panasonic entwickelt wurde, besitzt einen Anschluss für das so genannte FourThirds-System. Und das bedeutet gerade auch bei Objektiven, dass man eine herstellerübergreifende Wahl an Zubehör hat. So gibt es passende Objektive nicht nur von Panasonic/Leica, sondern auch noch von Olympus und Sigma. Derzeit (Stand: 13.11.2006) umfasst das 4/3-System bereits 27 verschiedene Optiken, und es kommen ständig neue dazu. Selbst erste Objektive mit Ultraschall-Antrieb (wie das Sigma 30mm f1.4 EX DC HSM) oder mit eingebautem Bildstabilisator (wie das o. g. Setobjektiv) sind mittlerweile mit im Programm – wenn auch die Auswahl an solchen Objektive derzeit noch sehr beschränkt ist. Da sind die Objektivsysteme der anderen DSLR-Anbieter (z. B. Canon, Nikon, Pentax/Samsung, Sony/Konica-Minolta) schon etwas besser ausstaffiert, wo man nicht nur zahlreiche ultraschallgetriebene und/oder optisch stabilisierte Objektive findet, sondern auch noch ein paar Spezialkonstruktionen wie z. B. Shift-Objektive, Soft-Focus-Objektive, Spiegelobjektive oder Fisheye-Zooms. Doch mit dem Four-Thirds-System dürfte der "Grundbedarf" sowohl für Amateure als auch für Profis gedeckt sein, bzw. die ersten "Versorgungslücken" sollten mittlerweile gestopft sein.

Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Doch das FourThirds-System bietet neben der herstellerübergreifenden Auswahl noch andere Vorzüge, welche die Objektivsysteme anderer Hersteller aus Gründen der Rückwärtskompatibilität zum Kleinbild-Standard und den damit verbundenen technischen Zwängen bzw. Gegebenheiten bisher nur ansatzweise bis überhaupt nicht umsetzen konnten. Dazu gehört u. a. die exakte Abstimmung von Sensorgröße, Bajonett-/Auflagemaß und Bildkreis-/Linsendurchmesser aufeinander – was "digital optimierte" Linsendesigns bzw. eine quasi-geradlinige Strahlenführung (so genanntes "Near-Telecentric-Design") zur möglichst effizienten Lichtausbeute auf Pixelebene in einem stärkeren Maß begünstigt als die nicht "maßgeschneiderten", sondern nur "angepassten" Objektivkonstruktionen der Konkurrenz. Zu den weiteren besonderen Eigenschaften der FourThirds-Optiken gehören sonst noch die hohe elektronische Integration der Objektive (Blendensteuerungseinheit und Autofokus-Antrieb sitzen direkt im Objektiv und werden elektronisch angesteuert), die Übermittlung qualitätsrelevanter Objektivdaten an die Kamera (so kann das Bildresultat unter Berücksichtigung der individuellen Abbildungsschwächen eines jeden Objektivs optimiert werden), die Möglichkeit, neue Versionen der Steuersoftware für das Objektiv durch Firmware-Updates selbst (d. h. von Benutzerhand) aufzuspielen, der Spritzwasserschutz (zumindest in der gehobenen FourThirds-Klasse), die verhältnismäßig hohe Lichtstärke der Optiken oder noch die Kompaktheit mancher 4/3-Objektive (sehr eindrucksvoll von den Olympus-E-400-Setobjektiven EZ-1442 und EZ-4015-2 bewiesen). Zusammenfassend kann man behaupten, dass die FourThirds-Objektive konsequenter für die digitale Zukunft gerüstet sind als manch andere Objektive bzw. Objektivsysteme; der einzige Kompromiss, der eingegangen werden musste, betrifft die ausgewählte Sensorgröße.

Wie stark die Optik und die Elektronik miteinander interagieren, verdeutlicht der Fokussierring, der nur dann auf die Drehbewegungen der Benutzerhand reagiert, wenn im gewählten Fokussiermodus ein manueller Eingriff erlaubt ist oder man die komplette Fokussierung manuell vornimmt. Die entsprechenden Einstellungen (AFS, AFC, MF) werden über den AF-Betriebsartschalter hinten an der Kamera und über die benutzerspezifischen Einstellungen im Kameramenü (AF+MF-Einstellung) getätigt; während der Autofokus die Scharfstellung im AFS-Modus abschließt, wird im AFC-Modus die Schärfe kontinuierlich nachjustiert. Was die Leistungen des Autofokus selbst betrifft, sind das Fokussiertempo (siehe Messwerttabelle) sowie die Genauigkeit (bei einem AF-Ansprechbereich von 0 bis 19 EV) für eine digitale Spiegelreflexkamera respektabel. Die Steuerelektronik der Digilux 3 bzw. DMC-L1 kann aber nicht viel mehr Leistung aus dem – bereits von Olympus-DSLRs der E-Serie – bekannten AF-Modul herauskitzeln, und so bleibt der Autofokus im AFS-Modus den meisten Alltagssituationen gewachsen, während man bei temporeichen Szenen bzw. komplizierten Situationen (schnell fahrende Autos, plötzliche Richtungswechsel des Motivs, sehr rasche Bewegungen usw.) im AFC-Modus weiterhin eine leichte Trägheit des Autofokus verspürt.

Der meiste Aufholbedarf besteht jedoch bei der "Ortungsfähigkeit" des Autofokus. Drei AF-Felder (entspr. einem mittleren Kreuzsensor und zwei flankierenden Liniensensoren) sind für eine moderne Kamera einfach zu wenig; nur die wesentlich günstigere Nikon D40 und die Olympus-DSLRs bieten ähnlich wenige Autofokus-Messfelder. Mindestens fünf Felder bzw. Sensoren sollte aber der Autofokus einer Kamera besitzen, um – sowohl bei Hochformat- als auch bei Querformat-Aufnahmen – Motive bzw. Objekte/Subjekte auch außerhalb der Bildmitte zuverlässig zu erfassen. Die AF-Messfeldwahl erfolgt bei der Digilux 3 bzw. DMC-L1 wahlweise automatisch oder manuell; welches AF-Feld angewählt wurde, zeigt ein roter Leuchtpunkt im Sucher oder – im Livebild-Modus – auf dem LC-Bildschirm an. Sonst kann man im Menü noch das AF-Hilfslicht abschalten (das mit seiner roten Leuchtdiode wesentlich diskreter ist als das Blitzgewitter anderer DSLRs), die Schärfe mit der AFL/AEL-Taste speichern und im Menü wählen, ob augenblicklich (d. h. auch bei noch nicht abgeschlossener Scharfstellung) oder erst nach erfolgter Fokussierung ausgelöst werden soll; zu den vielen Konfigurationsmöglichkeiten würde man sich eventuell noch eine Funktion für automatische Schärfereihen (Focus-Bracketing/AFB) wünschen.

Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Blitz Tragen vor allem in französischsprachigen Ländern Aufsteckblitzgeräte den Namen "flash cobra" d. h. Kobra-Blitz, trifft diese Bezeichnung auch wunderbar auf den eingebauten Miniaturblitz der Digilux 3 bzw. DMC-L1 zu. Nicht aus einem Korb, aber aus dem Kameragehäuse streckt der kleine Lichtspender auf Knopfdruck (Flötenspielen ist nicht notwendig) seinen Kopf heraus, bevor er – mit einem weiteren Knopfdruck – in Position für einen "Frontalangriff" geht. Diesen zweistufigen Entriegelungsmechanismus findet man nur bei der Digilux 3, der DMC-L1 und ihren Vorgängerinnen (der Digilux 2 und der DMC-LC1) vor, und die Einmaligkeit bzw. Pfiffigkeit dieses Systems besteht darin, dass man auch mit dem eingebauten Blitz sowohl direkt als auch indirekt gegen die Decke blitzen kann. Natürlich sollte man sich vom indirekten Blitzen nicht zuviel versprechen: Die Leistung der kamerainternen Blitzgeräte reicht allgemein für diese "Disziplin" kaum aus, und bei der Digilux 3 bzw. DMC-L1 ist die Blitzkraft (LZ 10-11) gerade einmal hoch genug, dass man diese Art der Beleuchtung nur dann wagen sollte, wenn die Zimmerdecke möglichst hell ist (idealerweise weiß) und nicht mehr als 1 bis 1,5 Meter über Kopfhöhe.

Beim direkten Blitzen überbrückt das integrierte Miniaturblitzgerät – laut Handbuch – Motiventfernungen von bis zu 7 Metern bei automatischer Lichtempfindlichkeitseinstellung. Nach unten liegt die Grenze bei 2,5 Metern; ein Mindestabstand, den man auch einhalten sollte, weil es darunter nicht nur zu Überblitz-Effekten kommen kann, sondern der Lichtkegel des Blitzes auch teilweise vom Objektiv (zumindest beim Set-Objektiv) abgeschattet wird. Innerhalb des empfohlenen Entfernungsbereichs und mit normal dimensionierten Linsen ist aber alles im grünen Bereich. Die Belichtung ist sehr präzise und ausgewogen (dank Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Blitzlichtmessung über die auch für die Umgebungslichtmessung zuständige Belichtungsmesszelle), die Ausleuchtung fällt sehr gleichmäßig ohne "Hotspot" und dunklere Ecken aus, das Blitzlicht ist von der Farbtemperatur her absolut neutral, und auch Aufhellblitz-Aufnahmen in der Sonne gelingen spontan. Kein Problem stellen übrigens rote Augen bei Personenaufnahmen dar. Der spezielle Entriegelungsmechanismus des Digilux-3- bzw. DMC-L1-Bordblitzes begünstigt eine relativ hohe Aufstellposition des Blitzkopfs/-reflektors (ca. 3,5 cm Abstand zwischen Blitzkopf und Objektivtubus), was den "Dämonenblick" zum besonders seltenen Phänomen macht. Nichtsdestotrotz findet man unter den Blitzfunktionen eine Einstellung vor, die den Blitz dazu veranlasst, vor dem eigentlichen Blitz einen Vorblitz gegen rote Augen abzufeuern. Das hätte sich aber Leica bzw. Panasonic einsparen können und stattdessen eine dieser speziellen Kamerafunktionen anbieten können, welche die Bilder automatisch retuschieren und wesentlich mehr Wirkung zeigen als die Vorblitz-Methode. Eine solche Funktion vermisst man aber bei der Digilux 3 bzw. DMC-L1, und so kann man sich nur freuen, dass der kamerainterne Blitz in dieser Hinsicht so vorbildlich arbeitet.

Neben den üblichen Blitzeinstellungen (Blitzautomatik, Erzwungener Blitz, Blitz-Zwangsabschaltung usw.) bieten die Digilux 3 und die DMC-L1 weitere Blitzfunktionen in Form einer Blitzautomatik (allerdings ohne automatische Blitzentriegelung), einer Blitzbelichtungskorrekturfunktion und einer Blitzlangzeitsynchronisationsfunktion an. Im Aufnahmemenü kann man dabei festlegen, ob die Blitzzündung wahlweise am Anfang oder Ende der Belichtung stattfindet (entspr. Synchronisation auf den 1. oder 2. Verschlussvorhang); will man aber die Blitzbelichtung speichern, schnelle Bewegungsabläufe über eine Stroboskopblitz-Funktion "einfrieren", Blitzbelichtungsreihen schießen oder in einem drahtlosen Verbund von mehreren Blitzgeräten unter Beibehaltung sämtlicher Automatiken fotografieren, muss man sich leider bei der Konkurrenz umsehen. Übrigens auch dann, wenn man ein Systemblitzgerät (Panasonic/Leica bzw. FourThirds-Standard) aus dem Zubehörprogramm auf dem TTL-Blitzschuh der Kamera montiert. Der sorgt zwar dafür, dass man keine besonderen Einstellungen vorzunehmen braucht, wenn man einen leistungsstärkeren Systemblitz auf die Kamera aufsetzt, dass sich der externe Blitz vom Ausleuchtwinkel her beim Zoomen automatisch an die am Objektiv eingestellte Brennweite anpasst oder dass die Kamera auf das im Blitz eingebaute Autofokus-Hilfslicht (dessen Reichweite wesentlich größer ist als das der Kamera) zurückgreift – aber da stellen andere Blitzsysteme einige weitere Komfortfunktionen zusätzlich zur Verfügung.

Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass die Serienbildfunktion der Kamera selbst dann gesperrt bleibt, wenn man einen externen Systemblitz verwendet. Damit eignet sich die Digilux 3 bzw. DMC-L1 nur bedingt für die News- bzw. Pressefotografie. Auch ist ein gleichzeitiger Gebrauch von internem und externem Blitz aus mechanischen Gründen nicht möglich. Das ist umso unverständlicher, als es im so genanten FP-Modus mit den Systemblitzgeräten möglich ist, bei mehr oder weniger stark verringerter Blitzreichweite Verschlusszeiten zu benutzen, die über die Blitzsynchronzeit (1/160 s) hinausgehen; schnelle Verschlusszeiten und schnelle Bildfolgen schließen sich beim Blitzen gegenseitig aus. Es sei noch darauf hingewiesen, dass man auch ältere Blitzgeräte ohne TTL-Automatik und – per Adapter – Studioblitzgeräte an die Digilux 3 bzw. DMC-L1 anschließen kann, da der Blitzschuh über einen standardisierten Mittenkontakt verfügt. Allerdings gilt in dem Fall dasselbe wie bei allen anderen Kameras: Das Blitzgerät und die Kamera muss man dann manuell aufeinander abstimmen (es findet bestenfalls nur noch ein halbautomatischer Betrieb statt), und man verliert sämtliche Sonderfunktionen.

     Leica Digilux 3 – Auto Bracket Menü [Foto: MediaNord]
   Leica Digilux 3 – Filmmodus [Foto: MediaNord]
   Leica Digilux 3 – Monitor Helligkeitsanpassung [Foto: MediaNord]
   Leica Digilux 3 – Benutzer Eistellungen [Foto: MediaNord]
   Leica Digilux 3 – Aufnahmeeinstellungen [Foto: MediaNord]
   Leica Digilux 3 – Aufnahmedisplay[Foto: MediaNord]

Leica Digilux 3 – Statusdisplay [Foto: MediaNord]
Bildqualität Sind sich die Digilux 3 und die DMC-L1 in vielen Bereichen sehr ähnlich bis gleich, betont Leica in ihren offiziellen Pressemitteilungen, dass die Digilux 3 in Bezug auf die Abstimmung der Farben, des Kontrasts und der Bildschärfung ein an die Ansprüche der Leica-Kundschaft angepasstes Profil besitzt. Das bestätigen unsere Labormessungen z. T. auch, und selbst wenn die Unterschiede in der Bildqualität letztendlich nicht so markant ausfallen (keine der beiden Kameras besitzt einen merklichen Qualitätsvorteil gegenüber der anderen), beziehen sich die nachfolgenden Aussagen zur Bildqualität auf die Digilux 3, welche uns beim Verfassen dieses Testberichts von Leica zur Verfügung gestellt wurde. Wer speziell an der Bildqualität der DMC-L1 interessiert ist, der findet die entsprechenden Messergebnisse im – kostenpflichtig abrufbaren – DCTau-Testprotokoll, auf das am Ende des Tests verwiesen wird.

Besonders Leica gilt in der Branche als mehr oder weniger konservative Firma, und dementsprechend fällt auch die Gesamtabstimmung der Bilder bei der Digilux 3 aus. Damit richtet sich die Kamera insbesondere an anspruchsvolle Anwender, die auch gerne mal ihre Bilder auf dem Computer nachbearbeiten. Das zeigt sich ganz deutlich an der Scharfzeichnung, wo viele andere DSLRs (hauptsächlich im Einsteigerbereich) darauf programmiert sind, "knackscharfe" Fotos zu erzeugen, während die Digilux 3 sich da etwas vornehmer zurückhält. So zeigen die Bilder der Digilux 3 nur eine leichte Scharfzeichnung. Anders als zahlreiche Digitalkameras, bei denen die Stärke der Scharfzeichnung stark bis sehr stark davon abhängt, wie hell der jeweilige Bildteil ist, weist die Digilux 3 eine – über den gesamten Helligkeitsbereich des Bildes hinweg – sehr gleichmäßige Scharfzeichnung auf. Der Scharfzeichnungsgrad ist auch nicht davon abhängig, in welche Richtung die Kanten verlaufen; die Digilux 3 zeichnet sich allgemein durch eine sehr gute bzw. neutrale und symmetrische Kantenwiedergabe aus. Bei der Analyse der Bilder konnten weder störende Kantenartefakte noch Farbsäume gefunden werden, lediglich in den Lichtern (zumindest im helleren Teil davon) zeigt sich u. U. sehr geringes Weiß-Clipping.

Wessen Schärfewahrnehmung durch die unnatürlich hohe Scharfzeichnung mancher Konkurrenzmodelle bereits "verdorben" ist, wird die Bilder der Digilux 3 vielleicht als zu weich bzw. nicht scharf genug empfinden und dann die kamerainterne Nachschärfung bei den Bildparametern erhöhen wollen. Ein Nachteil der in der Grundeinstellung geringen Scharfzeichnung ist auch eine etwas niedrigere Auflösung, da die Kamera keine so starken Mikrokontraste erzeugt wie andere. Im großen Ganzen zeigt die Digilux 3 aber mit dem Set-Objektiv Leica D Vario-Elmarit 1:2,8-3,5/14-50 ASPH. einen guten Wirkungsgrad der Auflösung in allen drei getesteten Brennweiten, wobei das Objektiv in der mittleren Brennweite die ausgewogensten Messergebnisse liefert. Feine Bilddetails werden, entsprechend der konservativen Bildabstimmung der Kamera, nicht so aggressiv aufbereitet wie bei anderen DSLRs – was sich wiederum positiv auf die Tauglichkeit der Bilder zur späteren Nachbearbeitung am Computer auswirkt. Was die Randschärfe betrifft, macht das Leica D Vario-Elmarit 1:2,8-3,5/14-50 ASPH. an der Digilux 3 auch keine schlechte Figur: In der mittleren und langen Brennweite liefert das Objektiv ausgezeichnet homogene Ergebnisse mit einer Auflösung, die über das gesamte Bildfeld hinweg außergewöhnlich gleichmäßig bleibt. In der kurzen Brennweite fällt die Auflösung auf halber Bildhöhe leicht bis mittelstark ab, bleibt aber dann bis in die Bildecken ziemlich konstant. Die in allen Brennweitenpositionen mittelstarke und in der kurzen Brennweite z. T. sogar leicht eingeschränkte Richtungsabhängigkeit der Auflösung zeigt, dass diese auch nicht zu stark davon abhängig ist, in welche Richtung bestimmte Strukturen im Bild verlaufen – diese kleine Unstimmigkeit kann aber das gute Gesamtergebnis bei der Auflösung auch nicht wirklich trüben.

Nichtsdestotrotz kann die Digilux 3 in Sachen Auflösung nicht immer mit anderen digitalen Spiegelreflexkameras aus derselben Auflösungsklasse und noch weniger mit den neuen 10-Megapixel-DSLRs mithalten. Vor allem bei hohen Empfindlichkeiten leidet die Detailfeinheit und -schärfe unter dem Rauschen bzw. der "Wegbügelung" feiner Details durch die Rauschunterdrückung; ihre Pixel sind halt kleiner als die von DSLRs mit APS-C-großem Bildsensor, und das können weder die Signalverarbeitung noch die hohe optische Leistung gänzlich kompensieren. Dabei hat die Kamera das Bildrauschen eigentlich gut bis sehr gut im Griff – nicht zuletzt dank des LiveMOS-Sensors (dessen Architektur rauscharme Aufnahmen begünstigt) und des leistungsfähigen Venus-Engine-III-Prozessors, welcher die nötige Rechenkraft zur Ausführung ausgeklügelter Rauschunterdrückungs-Algorithmen besitzt. Das vornehmlich in den mittleren bis dunklen Bildbereichen auftretende Rauschen (mit – zumindest bei ISO 100 – einem Hauptanteil an Helligkeitsrauschen und geringerem Farbrauschen) hat einen "weichen" Charakter und wirkt relativ natürlich, wobei die Effekte der Rauschunterdrückung erst in den höheren Empfindlichkeitsstufen (ab ca. ISO 400) zunehmend sichtbar werden. Eine längere Benutzung (> 3 min.) der Bildvorschau-Funktion führt zwar auch zu einer Aufwärmung des Sensors und einem leicht erhöhten Rauschen, aber insgesamt signifikant ist der Rauschanstieg nicht. Ähnlich gut im Griff hat Leica bzw. die Digilux 3 die feinen Bildstrukturen. Obwohl das Objektiv eine hohe optische Modulation, d. h. ein hohes Auflösungsvermögen, besitzt und so auch die störungsanfälligeren Feinststrukturen mit abgebildet werden, halten sich die Artefakte in Grenzen. Die vorkommenden Bildstörungen sind jedenfalls nicht so aggressiv, wie sie bei vielen anderen Kameras feststellbar sind, und die Wiedergabe feiner Texturen bzw. die Eignung zur nachträglichen Bildbearbeitung werden in einem weitaus geringeren Maße beeinträchtigt. Sichtbare Helligkeitsmoirés zeigt die Kamera hauptsächlich an horizontalen und leicht geneigten Strukturen; an vertikalen Strukturen sind diese sehr schwach. Diagonale Strukturen zeigen ihrerseits ein leicht sichtbares Farbmoiré (was darauf hinweist, dass beim Bildsensor der Digilux 3 die Tiefpassfilter wohl diagonal angebracht sind); in der Summe zeigt die Wiedergabe mittlerer bis feiner Linien einen guten Kontrast.

A propos Kontrast: Die Digilux 3 "verdaut" Motivkontraste mit Helligkeitsunterschieden von bis zu 8,4 Blendenstufen bei ISO 100. Die Ausgangsdynamik fällt mit 252 (von 256 möglichen) Helligkeitsstufen sehr gut aus; die Tonwertwiedergabe ist in den hellen Bildpartien etwas weicher, in den Bildpartien mittlerer Helligkeit (durch höhere lokale Kontraste) härter und in den Schatten wieder merklich weicher. Diese Grundeinstellung ist zwar nicht besonders motiv- bzw. realitätstreu, erhöht aber den Schärfeeindruck im Bild und die Toleranz gegenüber "ausfressenden" Lichtern sowie "absaufenden" Schatten. Damit gewinnt man auch eine gewisse Sicherheit gegen Fehlbelichtungen, die sich – dank der hohen Messgenauigkeit bei der Belichtung – allerdings ohnehin eher rar machen. Alternativ zur Mehrfeldmessung (über 49 Felder in normaler Betriebsart und über 256 Felder im Livebild-Modus) gibt es bei der Digilux 3 und DMC-L1 noch eine Spotmessung und eine mittenbetonte Integralmessung. Weitere Werkzeuge zur Beeinflussung bzw. Kontrolle der Belichtung gibt es sonst in Form einer Belichtungskorrekturfunktion, einer Belichtungsreihenautomatik (jedoch nur nach dem Schema -/0/+ oder 0/-/+ funktionierend), der Belichtungsvorschau, eines Rohbilddatenmodus (RAW-Format), eines Live-Histogramms, eines Belichtungsmesswertspeichers (AE-L) und der Empfindlichkeitsstufen-Einstellung (entspr. ISO 100 bis 1.600).

Ähnlich viele Werkzeuge bietet die Digilux 3 bzw. DMC-L1 für den Weißabgleich an. Wer sich nicht auf die Automatik verlassen will, kann auch auf die üblichen Voreinstellungen zurückgreifen, den Weißpunkt manuell messen und speichern (zwei Speicherplätze sind vorhanden), die Farbtemperatur direkt eingeben (in 100er-Schritten von 2.500 bis 10.000 Kelvin) – oder auch den Weißabgleich visuell vornehmen. Zur Feinabstimmung des Weißabgleichs schaltet die Kamera nämlich in den Livebild-Modus und blendet ein Kreuzdiagramm in das Monitorbild ein. Über die Steuertasten kann man dann den Weißabgleich korrigieren und sieht gleich auf dem Bildschirm, wie sich die Einstellungen auf das spätere Bild auswirken. Solche Eingriffe in den Weißabgleich werden insbesondere bei Aufnahmen unter Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Glühlampenlicht nötig, wo die Automatik chronisch versagt und die entsprechende Voreinstellung auch keine Abhilfe bringt. Der mehr oder weniger stark betonte Rot-/Orangestich lässt sich nur über eine der manuellen Methoden beseitigen; die z. T. leicht warmtönige Farbwiedergabe unter anderen Lichtquellen ist hingegen normal und lässt sich nur über die Wahl eines anderen Bildparameter-Sets vermeiden.

Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein paar Anmerkungen zu der Dateigröße der Bilder und zu den restlichen Abbildungsleistungen des Set-Objektivs. Die Digilux 3 wird serienmäßig mit einer 1-GByte-Karte geliefert – und das ist angesichts der bis zu 3 MBytes großen JPEG-Bilder (ca. 14 MB pro Bild im RAW-Format) auch eine angemessene Kapazität. Die großen Dateien sind auf die ausgeprägt auf hohen Qualitätserhalt abgestimmte Stärke der Komprimierung in den beiden ersten Qualitätsstufen (Superfein u. Fein) zurückzuführen; in der letzten Qualitätsstufe (Standard) ist die Komprimierung immer noch schwächer als bei den meisten anderen DSLRs. Zu den übrigen Abbildungsleistungen des Leica D Vario-Elmarit 1:2,8-3,5/14-50 ASPH. bleibt zu sagen, dass das Set-Objektiv dem Namen Leica keine Schande macht. Die am Weitwinkel-Ende bereits niedrige, tonnenförmige Verzeichnung verschwindet mit zunehmender Brennweite, und die Vignettierung fällt zwar etwas hoch, aber für ein digital optimiertes Objektiv immer noch gut aus. Da die Vignettierung von gut einer Blende bei kurzer Brennweite, gut zweidrittel Blenden bei mittlerer Brennweite sowie gut einer halben Blende bei langer Brennweite aber nicht spontan auftritt und der Helligkeitsverlust von der Bildmitte zu den Bildrändern/-ecken hin sehr gleichmäßig erfolgt, fällt sie kaum auf, und man kann von einer guten bzw. für diesen Brennweitenbereich üblichen Abstimmung reden.

Sonstiges/besondere Funktionen Wie jede digitale Spiegelreflexkamera verzichtet auch die Digilux 3 bzw. DMC-L1 weitgehend auf Features der verspielten Art und setzt eher auf praxisnahe Funktionen und Ausstattungsmerkmale. Dazu gehören u. a. eine Abblendtaste, mehrere Bildparameter-Sets, eine reichhaltige Auswahl an Auflösungseinstellungen (auch für andere Bildformate wie z. B. 16:9 oder 3:2), die bereits erwähnte Belichtungsreihenfunktion, ein Serienbildmodus, eine Weltzeituhr-Funktion, eine Farbraum-Einstellung (sRGB u. Adobe RGB), einfachste Bildbearbeitungswerkzeuge (Beschneidungs-, Verkleinerungs- und Drehungsfunktion), eine Spiegelvorauslösungsfunktion, eine so genannte Pixel-Mapping-Funktion, ein Selbstauslöser mit wählbarer Vorlaufzeit (2 oder 10 s), ein Favoriten-Ordner – und noch vieles mehr.

Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Das Betätigen der Abblendtaste erlaubt eine visuelle Kontrolle der Schärfentiefe, wobei diese bei der Digilux 3 bzw. DMC-L1 nicht im optischen Sucher, sondern ausschließlich auf dem LC-Bildschirm erfolgt. Prinzipiell könnte die Abblendfunktion auch zur Belichtungsvorschau bei der manuellen Steuerung von Verschlusszeit und Blende dienen, da aber die Helligkeit des Bildes auf dem Monitor leider nur von der eingestellten Blende beeinflusst wird, ist das nur in eingeschränktem Maße möglich. Was die als Film-Modus bezeichneten Bildparameter-Sets betrifft, kann man auf sieben Voreinstellungen (Standard, Dynamisch, Natur, Weich, B&W Standard, B&W Dynamisch, B&W Weich) und zwei benutzerdefinierte Einstellungen zurückgreifen; je nach Auswahl sind die Farbsättigung, der Bildkontrast, die Scharfzeichnung und noch andere Bildparameter (z. B. Betonung einzelner Farben) entweder vorgegeben oder individuell anpassbar. Unter den Bildparameter-Einstellungen findet man übrigens auch einen Regler für die Stärke der Rauschunterdrückung. An einer anderen Stelle im Menü findet man eine weitere Rauschunterdrückungsfunktion, die bei Langzeitbelichtungsaufnahmen das so genannte "Fixed Pattern Noise" durch eine Art Doppelbelichtung aus dem Bild herausrechnet. Dadurch verlängert sich zwar die Belichtungszeit, aber eine effektivere Methode gegen Bildrauschen mit feststehendem Störmuster gibt es kaum.

Ein weiterer natürlicher Feind jedes "sauberen" Bildes sind – neben dem Rauschen – die von Staub auf dem Bildsensor hinterlassenen Spuren. Das Olympussche Patentrezept gegen dieses Problem, der so genannte Supersonic Wave Filter, kommt auch bei der Digilux 3 bzw. DMC-L1 zum Einsatz und tritt hier ausschließlich beim Einschalten der Kamera (bei Olympus auch auf Befehl) in Aktion. Ähnlich der Membran von Lautsprecher-Boxen schwingt eine durchsichtige Barriere zwischen Verschluss und Tiefpassfilter mit 30.000 "Beats" pro Sekunde; Staubpartikel sollen sich so von deren Oberfläche lösen und auf eine Art Klebestreifen im Kameraboden fallen. Ähnlich wie bei den Kameras der E-Serie von Olympus kann das elektronische Teppichklopfen durch Antippen des Auslösers abgebrochen werden, da die Einschaltzeit (siehe Messwerttabelle) aber eh sehr kurz ist, tut das nicht wirklich Not. Was man bei den Olympus-Kameras der E-Serie nicht finden kann, ist die Funktion mit dem Namen "Extra optisches Zoom" bzw. "Erweitertes optisches Zoom", die schon seit einiger Zeit von zahlreichen Kompaktdigitalkameramodellen der Marke Panasonic angeboten wird. Während sie aber dort etwas komplexer funktioniert (zuletzt wurde sie im digitalkamera.de-Test der Lumix DMC-TZ1 ausführlich beschrieben) als ein banales Digitalzoom, ist das bei der Digilux 3 und DMC-L1 nicht der Fall. Die Extraoptikzoom-Funktion und die – alternativ auswählbare – normale Digitalzoom-Funktion unterscheiden sich hier nur in der Art, wie digital gezoomt wird (mit oder ohne Interpolation); muss man bei der einen Methode eine kleinere Auflösungsstufe anwählen, kann die andere auch bei voller Auflösung genutzt werden.

Leica Digilux 3 [Foto: MediaNord]Nicht nur für Selbstporträts oder Gruppenbilder zu gebrauchen ist der optional erhältliche, elektrische Kabelfernauslöser CR-DC1 (Leica-Ausführung) oder DMW-RSL1 (Panasonic-Pendant) für die Digilux 3 bzw. DMC-L1. Im Zusammenspiel mit der – an die Selbstauslöser-Funktion gebundenen – Spiegelvorauslösung macht das kleine Accessoire auch bei Langzeitbelichtungen Sinn. Der Fernauslöser-Anschluss dient übrigens gleichzeitig als Video-Ausgang. Hierbei sei anzumerken, dass die Kamera das von PAL auf NTSC umschaltbare Fernsehsignal nur im Wiedergabemodus ausgibt. Eine Livebildvorschau auf einem TV-Bildschirm o. ä. ist demnach nicht möglich. Nicht über einen Stecker, sondern über eine Art Akku-"Dummy" erfolgt die Versorgung der Kamera mit Strom im Netzbetrieb. Ein echter Akku ist natürlich auch im Lieferumfang enthalten; die Lithiumionenzelle (7,2 V bei 1.500 mAh) ist bei vollständiger Erschöpfung in zirka 130 Minuten mit dem mitgelieferten Ladegerät wieder aufgeladen und ist dann für weitere 300 (im Livebild-Modus) bis 450 Aufnahmen (gemäß CIPA-Standardtestverfahren) fit. Weitere Anschlüsse findet man bei der Digilux 3 bzw. DMC-L1 in Form eines SD/SDHC- und MMC-kompatiblen Speicherkarten-Steckplatzes und einer PictBridge-kompatiblen USB-2.0-Highspeed-Schnittstelle vor; je nach Art der Verbindung kann man die Kamera entweder als PTP-Gerät (Picture Transfer Protocol) oder als USB-Massenspeicher am Computer bzw. Drucker anmelden.

Fazit Die Leica Digilux 3 und die weitgehend baugleiche Panasonic Lumix DMC-L1 schaffen den Spagat zwischen Tradition und Fortschritt. Das moderne Objektivsystem, die Bildvorschau (die allerdings nicht all ihre Vorzüge entfalten kann), die integrierte Sensorreinigung und die digitalkameratypischen Funktionen stehen im Zeichen des Fortschritts, während das Design und weite Teile des Bedienkonzeptes im Zeichen der Tradition stehen. Obwohl die Bildqualität und die allgemeinen Leistungen auch auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt sind, könnten die beiden Kameras es aber schwer haben, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Denn mit ihren aggressiven Preisen, ihren 8- oder 10-Megapixel-Sensoren sowie ihren – in manchen Situationen – noch leicht überlegenen Autofokus- und Blitzsystemen haben die Rivalinnen der Digilux 3 und DMC-L1 eigene Reize vorzuweisen, die für den einen oder anderen Käufertyp schon verlockend sein können. Letztlich wird es wohl das besondere Konzept der zwei FourThirds-Schwestern sein, das bei der Kaufentscheidung die ausschlaggebende Rolle spielen wird – denn etwas Vergleichbares zur Digilux 3 bzw. DMC-L1 gibt es einfach nicht!
 

Messwerttabelle
Einschaltzeit 1 s (davon ca. 0,2 bis 0,3 Sekunden für die Sensorreinigung)
Brennweitenverstellung
Anzahl Stufen
Zeit Weitwinkel bis Tele
manuell am Objektiv

Autofokus-Geschwindigkeit min. 0,2 s / ca. 0,3 s / max. 0,4 s (abhängig von Motiv und Aufnahmebedingungen)
Auslöseverzögerung < 0,1 s
Blitz
Leitzahl

10/11 (Herstellerangabe/Messung)
Batterielaufzeit ca. 300-450 Aufnahmen
Speicherzeiten*
RAW (inkl. JPEG/Fein-Abbild)
JPEG
TIFF

ca. 2,1 s (14,3 MByte + ca. 2,2 MByte)
ca. 0,6 s (ca. 2,2 MByte)

Auslösung während der Speicherung möglich
Serienbilder
Verwendete Auflösung
Geschwindigkeit

Anzahl
mit Blitz


bis ca. 2,9 Bilder/s* (Herstellerangabe: ca. 3 B./s) im H-Modus
bis ca. 2,0 Bilder/s* (Herstellerangabe: ca. 2 B./s) im L-Modus
bis zur Speicherkartenerschöpfung
* mit Panasonic 1GB-SD-Pro-Highspeed-Karte (RP-SDK01G)

Kurzbewertung

  • attraktives Set-Objektiv (inkl. Bildstabilisator) 
  • angenehm zurückhaltende Signalaufbereitung, nachbearbeitungsfreundliche Bildabstimmung
  • Ultraschall-Staubschutzsystem
  • Abblendtaste und Spiegelvorauslösung vorhanden
  • sehr gut umgesetzte manuelle Scharfstellung
  • "maßgeschneidertes" und auf optische Höchstleistungen gezüchtetes Objektivsystem
  • offenes Systemkonzept
  • visueller Weißabgleich per Kreuzdiagramm möglich
  • Livebild-Modus
  • bildschirmgestütztes Einstellsystem
  • solide (aber auch schwere) Konstruktion
  • klassisches Design, traditionelles Bedienkonzept
  • verhältnismäßig hoher Preis
  • keine Anzeige der EXIF-Aufnahmedaten im Wiedergabemodus
  • keine Bildvorschau über den Videoausgang
  • unzuverlässige Weißabgleich-Automatik unter Kunstlicht
  • keine Serienbilder bei Blitzaufnahmen (auch nicht mit externem Blitzgerät)
  • keine drahtlose TTL-Blitzsteuerung
  • geringe AF-Messfeldzahl, z. T. noch träger Autofokus
  • konstruktionsbedingtes Spiegelklappern im Livebild-Modus (AF-Betrieb)
  • starrer Bildschirm
  • eingeschränkte Belichtungsvorschau (siehe Text)
  • keine ISO-Anzeige im Sucher
  • z. T. stark gewöhnungsbedürftige Menüführung (Seitenwechsel, Einstellbestätigung)
  • versehentliche Verstellung mancher Schalter möglich
  • Verschlusszeitenrad nicht frei durchdrehend
  • keine Einhandbedienung möglich

Technische Daten

Modell Leica Digilux 3
Sensor CMOS 4/3" 17,3 x 13,0 mm (Cropfaktor 2,0)
7,9 Megapixel (physikalisch), 7,5 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 3.136 x 2.352 (4:3)
Objektivanschluss
Four Thirds
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 95 % Abdeckung, 18 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt
Monitor 2,5", 0,207 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (256 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Leica (M- und X-Serie), Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: ja
Serienbildfunktion max. 3,0 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Akkulaufzeit 450 Aufnahmen gem. CIPA-Standard
Speicher
Speicherkartenfach 1: Multi Media Card, SD
Empfindlichkeit manuell ISO 100 bis 1.600
Abmessungen 146 x 87 x 80 mm (B x H x T)
Gewicht 530 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/ECN44 (mit Preisvergleich)

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