Der Autofokus bietet die bekannten Modi wie Spotfeld, ein frei wählbares Fokusfeld sowie eine Gesichtserkennung. Allerdings braucht er sehr lange, bis er sein Ziel gefunden hat – im Testlabor von digitalkamera.de vergingen mindestens 0,62 Sekunden, bis die T (Typ 701) scharf gestellt und ausgelöst hatte. Bei der AF-Geschwindigkeit hat Leica also noch Nachholbedarf; mindestens bis diese Hausaufgabe erledigt ist, wird man wohl auch noch auf einen Nachführ-AF verzichten müssen. Andererseits dürfte der typische Leica-Fotograf durchaus auch mit den Techniken des manuellen Scharfstellens vertraut sein, und dabei unterstützt ihn die Leica T einigermaßen. So vergrößert die Kamera beim Dreh am Fokusring das Sucherbild automatisch dreifach oder sechsfach, zusätzlich blendet sie eine übersichtliche Entfernungsskala ein. Schade nur, dass sich der Ausschnitt, den die Fokuslupe zeigt, nicht ändern lässt. Ebenfalls bedauerlich: Leica verwehrt der T (Typ 701) eine Fokus-Peaking-Funktion, die das manuelle Scharfstellen nochmals erleichtern würde.
Als kleinen Ausgleich für das noch recht überschaubare Angebot an T-Objektiven gibt es von Leica den M-Adapter T, mit dem sich auch die M-Objektive an der Leica T verwenden lassen. Der Adapter ist mit einer Abtastung für 6-bit-codierte M-Objektive versehen, so dass die Leica T Funktionen wie Belichtungsmessung, Zeitautomatik und manuelle Steuerung in vollem Umfang unterstützt.
Aktuell gibt es für die Leica T (Typ 701) nur zwei Objektive, einmal das hier abgebildete 18-56mm-Standardzoom sowie eine Weitwinkelfestbrennweite 23 mm F2. Zur Photokina 2014 folgen ein Weitwinkel- und ein Telezoom. [Foto: MediaNord]
Minimalistisch: Auf dieser Seite ist die Leica T (Typ 701) mit Ausnahme der Lautsprecherschlitze völlig glatt. [Foto: MediaNord]
Nicht einmal sichtbare Gurtösen besitzt die Leica T (Typ 701). Der Kameragurt wird einfach über spezielle Zapfen in die Kamera gesteckt. [Foto: MediaNord]
Bei der Bildstabilisierung geht Leica wieder einen ganz eigenen Weg: Es gibt lediglich einen elektronischen Bildstabilisator, der nur bei Belichtungszeiten zwischen 1/4 s und 1/30 s funktioniert. Dabei werden vermutlich zwei unterbelichtete Aufnahmen zu einem korrekt belichteten Foto verschmolzen; ein Verfahren, dass es ähnlich auch bei Sony-Kameras gibt. Es liegt auf der Hand, dass diese Art der Bildstabilisierung nicht bei Serienbildern oder Belichtungsreihen funktioniert.
Bildqualität Die Anfassqualitäten der Leica T sind über jeden Zweifel erhaben, das innovative Bedienkonzept weiß in der Praxis zu gefallen. Doch wie sieht es mit der wohl wichtigsten Eigenschaft einer Digitalkamera aus, der Bildqualität? Leica stattet die T (Typ 701) mit einem Sensor im APS-C-Format aus, der mit rund 16 Megapixeln nur moderat hoch auflöst. Damit hält Leica einerseits die Anforderungen an die Objektive klein und weckt anderseits die Hoffnungen auf eine gute High-ISO-Leistung der Leica T. Ob sich diese Hoffnungen erfüllen, musste die Leica T in der Praxis sowie in einem ausgedehnten Labortest unter Beweis stellen. Wie immer ist das detaillierte und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt abrufbar und lässt sich dauerhaft als PDF-Datei speichern.
Im Labor antreten musste die Leica T gepaart mit dem Vario-Elmar-T 1:3,5-5,6/18-56 mm Asph., das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 27 bis 84 Millimeter abdeckt. Angesichts des herausragenden Rufs, den Leica-M-Objektive genießen, war die Testmannschaft sehr gespannt, was das neue T-System leistet. Ein erster Blick auf die Verzeichnungsmessung ist vielversprechend: Bei mittlerer Brennweite sowie in Telestellung bildet das Zoomobjektiv nahezu verzeichnungsfrei ab, am kurzen Weitwinkelende ist die Verzeichnung mit rund einem Prozent Tonnenform vernachlässigbar gering. Öffnet man eine Raw-Datei in Adobe Camera Raw (ACR), wird allerdings schnell klar: Dieses hervorragende Ergebnis ist nicht unbedingt auf eine aufwändige optische Konstruktion zurückzuführen, sondern vielmehr auch auf eine digitale Korrektur der aufgezeichneten Bilddaten. Dabei werden Verzeichnungen aber möglicherweise auch weitere Abbildungsfehler anhand einer in die Raw-Datei gespeicherten „Corrections Map“ vom Raw-Konverter zwangsweise behoben – abschalten lässt sich diese Korrektur im ACR aber auch in Lightroom nicht.
Derartige Korrekturtricks haben oft den Nachteil, dass damit die Auflösung an den Bildrändern sinkt. Und genau das geschieht auch bei dem Leica-Zoom: Im Weitwinkelbereich (wo die Verzeichnung offenbar besonders kräftig korrigiert wird), erzielt die Leica T an den Bildrändern und -ecken nur gut 50 Prozent der Auflösung, die es im Bildzentrum schafft. Erst Abblenden auf mindestens F8 mildert das Problem etwas, wobei dann jedoch die Auflösung im Zentrum bedingt durch Beugungseffekte bereits zurückgeht. Sie ist insbesondere im Telebereich mit maximal 40 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) nicht sonderlich hoch, bei mittlerer Brennweite schafft die Leica T bestenfalls fast 50 lp/mm – immerhin. Die Festbrennweite Summicron-T 1:2/23 mm Asph. ist da übrigens keine Alternative, auch das Reportage-Objektiv (35 mm Brennweite bezogen auf Kleinbild), löst nicht höher auf und hat mit einem kräftigen Randabfall der Auflösung zu kämpfen. Beide Objektive zeigen sich zudem anfällig für chromatische Aberrationen, beim Zoom kommt es in den Bildecken zu kräftig ausgeprägten blauen Farbsäumen.
Die T-Objektive können nicht ganz die hohen Erwartungen erfüllen, die der klangvolle Name Leica sicherlich weckt. Und wie steht es mit der Leistung von Bildwandler und -prozessor der Leica T? Es sticht sofort ins Auge, dass die Kamera die Bilddaten sehr zurückhaltend aufbereitet. Knallige Farben und kräftige Kontraste überlässt sie anderen, die Leica T ist eher ein Feingeist. Das bestätigen auch die Labormessungen: Die Tonwertkurve verläuft relativ flach, die Farbtreue der Kamera ist hoch, der Weißabgleich arbeitet sehr präzise. Mit derselben Zurückhaltung geht auch die Rauschunterdrückung zu Werke. Der Signal-/Rauschabstand fällt beginnend von sehr guten 45 dB bei ISO 100 fast linear ab. Daher stößt er bereits bei ISO 1.600 an die kritische Grenze von 35 dB, messtechnisch erscheinen Aufnahmen mit ISO 3.200 nahezu unbrauchbar. Aber der sanfte Eingriff der Rauschunterdrückung hat auch sein Gutes: Die Texturschärfe ist praktisch über den gesamten Empfindlichkeitsbereich bis ISO 12.500 hoch, bis ISO 400 sogar sehr hoch. Leica lässt lieber etwas Rauschen zu, anstatt mit diesem auch gleich feinste Bilddetails wegzubügeln. Und so steigt die Kurve des Luminanzrauschens ab ISO 800 kräftiger an, als man es heute bei vergleichsweisen Kameras gewohnt ist. Da das Korn jedoch über den gesamten Empfindlichkeitsbereich angenehm fein bleibt, ist das leicht zu verschmerzen – zumal Leica das besonders störende Farbrauschen gut im Griff hat.
Bei der Eingangsdynamik zeigt sich die Leica T mit gut 10 EV Kontrastumfang bis ISO 800 auf der Höhe der Zeit, bei noch höheren ISO-Werten verliert sie aber sehr stark an der Fähigkeit, hohe Motivkontraste aufzulösen. Ähnlich sieht es mit der Ausgabe-Dynamik aus, die bis ISO 200 extrem hoch ist, aber bereits bei ISO 3.200 inakzeptabel gering wird. In einem Wort zusammengefasst heißt das: Bei niedrigen ISO-Werten liefert die Leica T hervorragende Bildergebnisse, mehr als ISO 1.600 sollte man ihr jedoch nur zutrauen, wenn man mit kräftigem (aber feinem Korn) leben kann und keine allzu kontrastreichen Motive fotografiert. Die beiden Objektive des neuen T-Systems bleiben etwas hinter den Erwartungen zurück, die der klangvolle Name Leica und deren Preisschild wecken.
Fazit Mit der Leica T betritt eine totschicke und äußerst robuste Systemkamera die Bühne. Das aus einem vollen Aluminiumblock gefräste Gehäuse hat das Zeug zur Design-Ikone und liegt dabei überraschend sicher in der Hand. Vorbildlich ist das Bedienkonzept der Leica T, das fast gänzlich ohne Knöpfe und Schalter auskommt und stattdessen auf eine durchdachte Touch-Bedienung setzt. Der fest verbaute Monitor erschwert die Bildkontrolle jedoch, einen EVF gibt es nur als teures Sonderzubehör. Doch so schön die Kamera sein mag, die Leica T hat auch ihre Schattenseiten. Die Einschaltzeit ist lange, der Autofokus arbeitet lahm und er kann die Schärfe nicht nachführen. Auch die bisher zwei Objektive des T-Systems können nicht auf ganzer Linie überzeugen: Ihr Auflösungsvermögen ist insgesamt nur mäßig hoch, mit einem überraschend hohen Randabfall, hinzu kommen kräftige Farbsäume. Gut (aber vor allem digital) korrigiert hat Leica hingegen Vignettierung und Verzeichnung der beiden T-Objektive. Bei niedrigen ISO-Werten ist die Bildqualität der Leica T hervorragend, ab ISO 1.600 sinkt sie jedoch unter Klassendurchschnitt. Das ist vor allem der sehr moderaten Rauschunterdrückung geschuldet, die Aufnahmen mit der Leica T einen analogen Look verleihen. Angesichts ihres ambitionierten Preises (auch für das Zubehör) richtet sich die Leica T vor allem an Liebhaber – technisch bleibt sie in vielen Bereichen hinter der Konkurrenz zurück. Mit ihrer wegweisenden Touch-Bedienung kann die Leica T indes auch bei den Fotografen das Interesse wecken, für die Leica bislang zu sehr der Tradition verhaftet war.
Kurzbewertung
- Außergewöhnliches, sehr edles
Design
- Wegweisendes Bedienkonzept mit großem Touchdisplay
- Bis ISO 400 hervorragende
Bildqualität
- 16 Gigabyte interner
Massenspeicher
- Kein Nachführ-Autofokus
- Display fest verbaut
- Bildqualität ab ISO 1.600
unterdurchschnittlich
- Lange Einschalt- und AF-Zeit
Technische Daten
Modell |
Leica T (Typ 701) |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,5 Megapixel (physikalisch), 16,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.928 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,7", 1,23 Mio. Bildpunkte, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Leica (M- und X-Serie), Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: nein |
GPS |
intern |
Serienbildfunktion |
max. 5,0 Bilder/s und max. 12 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
ja |
Akkulaufzeit |
400 Aufnahmen gem. CIPA-Standard (USB-Ladefunktion vorhanden) |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
manuell ISO 100 bis 12.500 |
Abmessungen |
134 x 69 x 33 mm (B x H x T) |
Gewicht |
384 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/OH2UF (mit Preisvergleich) |