Kompaktkamera
Testbericht: Medion MD 40696
2003-12-11 Pünktlich für das große Weihnachtsgeschäft locken die Lebensmittel-Discounter wie Aldi, Lidl, Plus und Co. wieder mit Digitalkameras vom Grabbeltisch. Und wieder versprechen die Schnäppchen wahre Höchstleistungen in Form von hohen Auflösungen zum konkurrenzlos billigen Preis. Denn wo sonst bekommt man eine 5-Megapixel-Kamera für unter 300 EUR? Protzen die Discounterkameras nur mit hohen Auflösungen oder stimmt auch sonst das Preis-/Leistungs-Verhältnis? Dieser Frage sind wir nachgegangen und haben das aktuelle Sonderangebot von Aldi, die 5-Megapixel-Kamera Medion MD40696, unter die Lupe genommen. (Yvan Boeres)
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Seit gestern ist nämlich die Medion MD40696 bei Aldi Nord für rund 280 EUR
noch bis nächsten Donnerstag (17.12.03) im Angebot. Allein schon an den
Modellnamen der MD40696 heranzukommen erweist sich als kniffelig, denn Aldi
bewirbt die Kamera im Prospekt bzw. auf der Website lediglich als
"5-Megapixel-Kamera". Doch mit ein bisschen "investigativem Journalismus"
(eigentlich reichte ein Telefonanruf) fanden wir schon letzte Woche heraus,
dass die korrekte Bezeichnung der Kamera eben Medion MD40696 lautet. Für den
Kunden dürfte allerdings die größte Hürde darin bestehen, überhaupt an die
Kamera zu kommen. Schon am Erstverkaufstag (10.12.03) um 9 Uhr mussten wir
nicht weniger als vier Aldi-Filialen besuchen, um endlich noch einen Laden
zu finden, in dem die MD40696 noch nicht restlos ausverkauft war. Damit ist
wohl klar, dass spätestens nach dem Wochenende das "Objekt der Begierde"
nirgendwo mehr zu haben sein wird.
Bereits
vor dem Öffnen der Verpackung kommt vorerst Freude auf: Medion gibt drei
Jahre Garantie auf die MD40696; die meisten anderen Hersteller begnügen sich
mit zwei Jahren. Auch der üppige Lieferumfang kann überzeugen. Im Gegensatz
zu den Markenherstellern wie Canon, Nikon, Olympus, Sony und Co., bei denen
häufig am mitgelieferten Zubehör gespart wird, liefert Aldi bzw. Medion die
MD40696 gleich mit üppig dimensionierter, 128 MByte großer Speicherkarte,
NiMH-Akkus (GP-Markenakkus mit 1.800 mAh) samt Steckerladegerät und Tasche
aus. Sogar ein zusätzliches Steckernetzgerät für die Kamera ist im
Lieferumfang enthalten (reisetauglich für 100 bis 240 V). Hat man die Kamera
ausgepackt und mit den vorher aufgeladenen Akkus bestückt, kann man mit ihr
auf "Tuchfühlung" gehen. Der erste Eindruck ist positiv: Die MD40696 ist
einigermaßen augenfreundlich geformt und liegt gut in der Hand. Durch
massiven Einsatz von Kunststoff (abgesehen von den Schrauben, dem
Objektivring und den Ösen für den Tragegurt ist alles inkl. Stativgewinde
aus Plastik) wiegt die MD40696 trotz Abmessungen von 108 x 73 x 46 mm
betriebsbereit nur 367 Gramm. Eingeschaltet und betriebsbereit ist die
MD40696 in 4,9 Sekunden. Die Zeit braucht sie, um die Elektronik
"hochzufahren", den (lobenswerterweise vorhandenen) Objektivschutzvorhang zu
öffnen und das Objektiv herauszufahren. Das Zoomobjektiv durchfährt auf
Knopfdruck einen Brennweitenbereich von 34 bis 102 mm
(Kleinbild-äquivalent). Prinzipiell geschieht dies stufenlos, doch selbst
mit viel Feingefühl kommt man nicht über sieben Brennweitenstufen hinaus.
Hält man eine der beiden Zoomtasten (WW/Tele) gedrückt, gelangt man
innerhalb von 1,2 Sekunden von einem Brennweiten-Ende zum anderen.
Die
Abbildungsleistungen des Zoomobjektivs der MD40696 können sich durchaus
sehen lassen: Von den optischen Eigenschaften (Verzeichnung, Vignettierung,
Randschärfe, chromatische Aberrationen usw.) her braucht sich die Linse
nicht vor Markenkameras zu verstecken. Man kann sogar davon ausgehen, dass
Skanhex (der eigentliche Hersteller der MD40696) – wie sonst bei vielen
Billigprodukten aus Fernost üblich – die ganze Objektiveinheit bei einem
größeren Zulieferer eingekauft hat, hinter dem sich nicht selten bekannte
Kamera-Markenhersteller verstecken.
Scharf gestellt wird das Objektiv der MD40696 sogar durch ein
Mehrpunkt-Autofokus-System. Allerdings sind die drei Messfelder nur manuell
wählbar; sonst stellt die MD40696 grundsätzlich auf das mittlere AF-Feld
scharf. Über das Fehlen einer manuellen Scharfeinstellmöglichkeit (nicht
einmal über Festwerte) und eines AF-Hilfslichtes kann man sich noch
hinwegtrösten, nicht aber über die extrem langen Fokussierzeiten, die
zwischen 1,6 Sekunden (bei Objektiv in WW-Stellung) und 3 Sekunden
(Tele-Position) liegen. Da ist die reine Auslöseverzögerung (nach
Vorfokussierung) von 0,2 Sekunden noch verhältnismäßig kurz. Jedenfalls ist
die MD40696 für Schnappschüsse völlig ungeeignet und taugt eher für
Aufnahmen von statischen Motiven wie Landschaften, Produktaufnahmen (wie
z. B. für den Verkauf von Gegenständen über Online-Auktionsplattformen) oder
Stillleben. Wird die erfolgte Scharfstellung durch ein akustisches Signal
(das an das Piepsen des Strichcode-Scanners an der Aldi-Kasse erinnert), das
Aufleuchten einer Leuchtdiode am Sucher und ein entsprechenden Symbol ("AF")
auf dem 1,6"-LCD-Farbbildschirm signalisiert, meldet die Kamera auch die
Verwacklungsgefahr bei schwachen Lichtverhältnissen bzw. kritischen
Verschlusszeiten auf dem Bildschirm. Dieser löst zwar einigermaßen gut auf
(85.000 Pixel) und ist nicht allzu träge, neigt aber dazu, helle Bildpartien
zu überstrahlen. Je nachdem, wie hoch der tatsächliche Motivkontrast ist,
findet man die Überstrahlung auf den Bildern wieder oder nicht.
Alternativ
zum LCD-Monitor in seiner Funktion als Sucher kann man den optischen Sucher
der MD40696 benutzen, der zumindest mit Parallaxenausgleich-Markierungen
versehen, aber insgesamt etwas "eng" ist und dadurch besonders bei
Brillenträgern den "Tunnelblick"-Effekt hervorruft.
Kommen wir zum wesentlichsten Punkt des Testes: die Bildqualität. Die
durchschnittlich 1 MByte großen JPEG-Aufnahmen bei höchster Qualitätsstufe,
die bei einer Bildgröße von 2.592 x 1.944 Bildpunkten in durchschnittlich
1,37 Sekunden Platz auf CompactFlash-Karten des Typs I Platz finden, wissen
nur unter optimalen Aufnahmebedingungen halbwegs zu begeistern. Ideal für
Aufnahmen mit der MD40696 ist schönes Wetter oder – noch besser –
heller bedeckter Himmel, da bei zu sonnigem Wetter stark reflektierende
Flächen (Fenster, Metall o. ä.) gnadenlos und teilweise mit starken
Farbverschiebungen überstrahlen. Das Bildrauschen hat die MD40696 für eine
5-Megapixel-Kamera mit 1/1,8"-CCD trotz Dumpingpreis hingegen überraschend
gut im Griff. Sonstige Bildfehler (Moirés, Artefakte, Blooming bzw.
Farbsäume) fallen bei den Bildern der MD40696 auch nicht zu stark auf. Nur
in Sachen Detailschärfe zeigt die MD40696 wieder Schwächen; die
wahrgenommene Auflösung entspricht jedenfalls nicht ganz dem, was man von
einer 5-Megapixel-Kamera erwartet. Weiterer Schwachpunkt bei der MD40696 ist
die Blitzbelichtung. Der eingebaute Kamerablitz produziert zwar selbst bei
ausgeschalter Rote-Augen-Korrektur (per Vorblitz) nur selten Kaninchenaugen
und besitzt sogar eine Langzeitsynchronisationsfunktion (die
Standard-Synchronzeit beträgt 1/32 s), ist aber nicht besonders gut
abgestimmt. So kommt es oft zu Überblitzeffekten, was wiederum zu hässlichen
Überstrahlungen führt. Ansonsten belichtet die MD40696 korrekt; die
mittenbetonte Integralmessung kommt aber gelegentlich an ihre Grenzen, wenn
z. B. das Hauptmotiv nicht gerade in der Bildmitte platziert ist, Gegenlicht
vorhanden oder das Licht unausgewogen ist. Besser wäre für solche
Situationen eine Matrix- bzw. Mehrfeld-Belichtungsmessung, die die MD40696
aber nicht anzubieten hat. Eine Zeitenautomatik gehört übrigens zum
Funktionsangebot der MD40696; zwei Blenden (F2,6 und F7,6 bei WW-Stellung
sowie F3,4 und F9,8 in Tele-Stellung) kann man vorwählen, worauf die MD40696
die passende Verschlusszeit von 1/2.000 bis 1 Sekunde einstellt.
Wer schon mit anderen Digitalkameras gearbeitet hat, wird bei der MD40696
vielleicht eine Einflussnahme auf den Weißabgleich vermissen. Die Kamera
ermöglicht weder eine manuelle Einstellung des Weißabgleichs über
Voreinstellungen noch eine manuelle Weißpunkt-Messung. Man muss sich also
ganz auf die Weißabgleichsautomatik der Kamera verlassen, die aber nicht
immer zuverlässig arbeitet und z. B. bei Innenaufnahmen mit Kunstlicht
blaustichige Bilder produziert. Überhaupt ist der Funktionsumfang der
MD40696 stark eingeschränkt: Das Aufnahmemenü beschränkt sich zum Beispiel
auf die drei Punkte Digitalzoom (An/Aus), ISO-Empfindlichkeitseinstellung
(automatisch, 100, 200, 400, 800) und AF-Modus (Einzelbild-AF oder
Schärfenachführung). Alle anderen Aufnahmefunktionen bzw. Einstellungen
werden über drei mehrfach belegte Funktionsknöpfe aufgerufen bzw.
eingestellt. Je einer davon ist dem Bildtransport (Selbstauslöser mit 2 bis
10 s Vorlaufzeit, Serienbildmodus mit 0,63 Bildern/s), der
Qualitätseinstellung und der Belichtungskorrektur (+/- 2 Blendenwerte in 1/2
Stufen) und einer den Blitzfunktionen (automatisch, Erzwungen, Aus,
Rote-Augen-Korrektur, Langzeitsynchronisation) und dem Makro-Modus
(Nahgrenze 1 cm) gewidmet ist. Im Wiedergabe- und Setup-Menü findet man noch
einige nette und z. T. nützliche Funktionen: So kann man Hochkantaufnahmen
für die Wiedergabe manuell ausrichten, zwischen Englisch und Deutsch als
Menüsprache wechseln, den Begrüßungsbildschirm mit einer beliebigen Aufnahme
belegen und u. a. auch beliebig lange (jedenfalls so lange wie der Speicher
reicht) Sprachnotizen ins eingebaute Mikrofon der Kamera hinein sprechen.
Auch filmen kann man so lange wie der Speicher reicht und das sogar mit Ton:
Die MD40696 nimmt ihre Videos in QVGA-Auflösung (320 x 240 Pixel) und mit
einer Bildwiederholrate von 15 Bildern pro Sekunde auf und speichert sie als
AVI-Dateien auf die Speicherkarte.
Relativ unkompliziert gibt sich die MD40696 bei der Datenübertragung zum
PC: Dank USB-Mass-Storage-Class-Kompatibilität ist eine Treiberinstallation
unter Windows 2000/ME/XP sowie unter MacOS ab Version 9.0 (auch wenn nicht
explizit von Medion angegeben) nicht erforderlich. Man braucht lediglich die
Kamera über das mitgelieferte USB-Kabel an den Computer anzuschließen; das
Betriebssystem erkennt automatisch die neue Komponente und weist der Kamera
einen Laufwerksbuchstaben zu, so dass man bequem auf die Bilder der Kamera
wie auf einer Festplatte oder sonst einem Laufwerk zugreifen kann. Ein
Audio-/Video-Ausgang mit umschaltbarem Signal (PAL oder NTSC via
Menüfunktion) ist ebenfalls vorhanden. Bei der MD40696 tut man schließlich
gut daran, auf die mitgelieferten NiMH-Hochleistungsakkus zurückzugreifen.
Auch wenn die Kamera vier normale AA/Mignon-Zellen (Einwegbatterien oder
Akkus) aufnimmt, kommt man mit einem Satz Alkali-Batterien von der
Tankstelle bzw. dem Zeitungsladen nicht besonders weit. Die Kapazität
(1.800 mAh) der mitgelieferten Akkus entspricht zwar nicht mehr dem Stand
der Technik (derzeit 2.300 mAh),
sollte
aber nach unseren Erfahrungen für ungefähr 100 Aufnahmen reichen (den Test
haben wir aus Zeitgründen mit anderen, bereits geladenen, ähnlich starken
Akkus durchgeführt). Das ist heute (zumindest im Vergleich zu Markenkameras)
wenig, einen zweiten Akkusatz kann man aber preisgünstig in jedem
Elektronikgeschäft erwerben.
Fazit: Die Medion MD40696 aus dem Aldi-Angebot widerlegt oder bestätigt
das eine oder andere Vorurteil. Widerlegt wird das Vorurteil, dass solche
Billig-Importe aus Taiwan oder China minderwertige Optiken besitzen, denn in
Sachen optische Qualität zeigt die MD40696 keine eklatanten Schwächen.
Bestätigt wird allerdings das Vorurteil, dass solche Kameras nur eine
mittelmäßige bis dürftige Bildqualität aufweisen. Daran ist sicherlich nicht
der CCD-Sensor Schuld (da dieser vermutlich ein Markenfabrikat ist), sondern
die kamerainterne Signalverarbeitung. Die Markenhersteller investieren viel
Zeit und Geld in die Entwicklung von Signalprozessoren und ausgeklügelte
Bildverarbeitungsalgorithmen und hüten diese Geheimnisse. Demnach wundert es
nicht, dass alles, was mit der "künstlichen Intelligenz" der Kamera zu tun
hat (u. a. Bildaufbereitung, Belichtungsmessung, Energiemanagement,
Autofokus, Reaktionszeiten), bei den Markenkameras wesentlich besser bzw.
effizienter funktioniert als bei der Medion MD40696 alias Skanhex SX-512z.
Wer also nur bei schönem Wetter bzw. unter optimalen Aufnahmebedingungen
fotografiert, nur mit geduldigen Motiven zu tun hat und nicht auf eine
mehrtägige Fototour ohne Auflademöglichkeit für die Akkus geht, ist mit der
Medion MD40696 (oder ihresgleichen) gut bedient; andere geben lieber etwas
mehr aus oder verzichten auf das eine oder andere Megapixel zugunsten einer
höherwertigern Kamera.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Medion MD 40696 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 5,1 Megapixel (physikalisch), 5,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.592 x 1.944 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 15p |
Objektiv |
34-102 mm / F2,6-3,4 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,6", 0,085 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 0,63 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I) |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 50 bis 200, manuell ISO 50 bis 800 |
Abmessungen |
108 x 73 x 46 mm (B x H x T) |
Gewicht |
367 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/YJ1MG (mit Preisvergleich) |