Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Minolta Dimage A1
2003-10-27 Auch wenn Minoltas Produktpolitik bei ihrem neuen "Spitzenkandidaten" Dimage A1, genau wie bei den Vorgängerinnen der Dimage-7-Serie, im Zeichen der Kontinuität steht, betreibt die A1 ihre ganz eigene "Politik der ruhigen Hand". Die 5-Megapixel-Prosumer-Kamera mit ihrer völlig neunen Bildstabilisator-Technik sagt den Oppositionsparteien der "Verwacklungsfront" den Kampf an und will so die Gunst der Wähler bzw. Käufer gewinnen. Die absolute Majorität wird die Minolta Dimage A1 wohl nicht erzielen, zu groß bzw. stark ist die Konkurrenz derzeit im Prosumer-Bereich. Ob die A1 aber gute Chancen auf einen Wahlsieg hat oder nicht, wollten wir für diesen digitalkamera.de-Erfahrungsbericht mit härteren Fakten als Prognosen bzw. Hochrechnungen herausfinden. (Yvan Boeres)
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Die Minolta Dimage A1 hätte sich "Dimage 7 irgendwas" nennen können, da
sie viele Elemente der vorhergehenden Dimage-7-Modelle übernimmt – unter
anderem das für diese Serie typische 28-200 mm/F2,8-3,5-Makro-Zoomobjektiv.
Doch Minolta hat es vorgezogen, der Kamera einen neuen Namen zu geben;
vermutlich um die Aufmerksamkeit auf die zahlreichen Neuerungen zu lenken,
die die neue Dimage A1 kennzeichnen. Bereits äußerlich zeigt die Dimage A1
markante Unterschiede zur Dimage-7-Serie. Die A1 hat viele ihrer Rundungen
verloren und sieht nicht mehr so "pausbäckig" aus wie ihre Vorgängerinnen. Das
Design ist kantiger geworden und vermittelt jetzt ein ausgeprägt
professionelles Aussehen. Den gleichen Hauch von Professionalität verspürt der
Anwender beim Anfassen. Das weitgehend aus einer Magnesiumlegierung mit
matt-schwarzer Oberflächenversiegelung bestehende Gehäuse der A1 fühlt sich
nicht nur hochwertig und robust an, sondern verleiht ihr – zusammen mit der
rutschfesten und optisch absolut ansprechenden Gummiarmierung am ergonomisch
geformten Griff – eine ausgezeichnete Handlage. Zu der Handlichkeit der A1
trägt auch das ausgeglichene Verhältnis zwischen eher geringem Volumen und
Gewicht (670 g betriebsbereit inkl. Gegenlichtblende) bei; die A1 schont
Gelenke und begnügt sich mit wenig Stauraum in der Kameratasche, ohne einem
aber das unangenehme Gefühl zu vermitteln, nichts in der Hand zu halten.
Kaum einen Wunsch lässt auch die Bedienbarkeit der A1 offen: Kam die
ergonomische Studie bereits bei der Dimage-7-Serie (nicht zuletzt dank der
Drehringen für Zoom und Fokus) erfahrenen und anspruchsvollen Fotografen
sehr entgegen, erreicht sie bei der A1 schon fast die Vollkommenheit. Alle
bildwichtigen Einstellungen (mit Ausnahme der Auflösung) wie
Belichtungsmodus, Belichtungsmessart, Belichtungskorrektur, AF-Betriebsart,
Weißabgleich, Lichtempfindlichkeit oder Bildtransport lassen sich ohne
Menü-Umwege aufrufen. Die Kombination aus Funktionstasten und Einstellrädern
bzw. Drehkränzen ist gut durchdacht; nach einer kurzen Einarbeitungs- bzw.
Umgewöhnungsphase bedient man die A1 schnell und intuitiv. So braucht man
zum Beispiel zur gleichzeitigen Einstellung von Verschlusszeit und Blende im
manuellen Belichtungsmodus lediglich das Programmwählrad an der
Kameraoberseite auf M zu drehen, um mit den beiden Einstellrädern (das eine
in Daumenhöhe auf der Kamerarückseite und das andere in unmittelbarer Nähe
des Auslösers) die entsprechenden Belichtungsparameter einzugeben.
Kontrolliert werden kann das Zeit/Blenden-Paar dann sowohl ohne das Auge vom
Sucher bzw. LCD-Farbmonitor zu nehmen als auch auf dem beleuchteten
Monochrom-Datendisplay. Ebenso schnell erfolgt z. B. der manuelle
Weißabgleich, bei dem ein einziger Tastendruck genügt, um den Weißabgleich
auf einer weißen Fläche zu machen. Mit nur ein wenigen weiteren Handgriffen
kann der Messwert bei Bedarf anschließend einem von drei zur Verfügung
stehenden Speichern zugeordnet werden.
Eine Menge weiterer Parameter bzw. Einstellungen stehen dem Benutzer über
das Menüsystem der Kamera zur Auswahl, das wahlweise auf dem LCD-Farbmonitor
oder im Sucher eingeblendet wird. Man sollte sich aber vor allem als
Einsteiger im Klaren sein, dass die Dimage A1 (semi-)professionelle
Ansprüche hegt und mit einem entsprechend umfangreichen Funktionsumfang
aufwartet. Die effektive Bedienung der A1 will – trotz aller Intuitivität –
erlernt werden und besonders das Erforschen des Menüsystems und das
Herausfinden der optimalen Einstellungen benötigt Zeit. Damit aber die Suche
nach der Idealkonfiguration nicht zur Sisyphusarbeit ausartet, stellt die A1
ihrem Benutzer fünf Einstellspeicher zur Verfügung. So können sich mehrere
Benutzer die Kamera teilen oder man kann man die Kamera auf verschiedene
Aufnahmesituationen voreinstellen – ohne jedes Mal die A1 von Grund auf neu
einstellen zu müssen. Dienen der LCD-Farbmonitor und der LCD-Sucher der
Anzeige des Menüs in fünf verschiedenen Sprachen, werden diese –
Digitalkamera typisch – auch zur Aufnahme bzw. Bildgestaltung verwendet.
Vorbesitzern einer Kamera aus der Dimage-7-Serie vertraut ist der um
bis zu 90 Grad nach oben schwenkbare LCD-Sucher. Nur mit dem Unterschied,
dass in diesem diesmal konventionelle LCD-Technik zum Einsatz kommt. Im
Gegensatz zum ferroelektrischen Mikro-LCD aus der 7er-Reihe muss das
Mikro-LCD der A1 die Farben aus je einem blauen, einem grünen und einem
roten Bildschirmpixel zusammensetzen, was die vermeintlich hohe Auflösung
des A1-Suchers relativiert. So hat zwar der Sucher der A1 auf dem Papier
wesentlich mehr Pixel als bei den Vorgängermodellen (235.000 gegenüber
71.000 Pixel), wenn man aber die Auflösung durch drei teilt, schrumpft der
Pixelvorsprung rasch zusammen. Der visuelle Eindruck bestätigt dies. Wer
gehofft hat, bei der A1 die Schärfe besser im Sucher beurteilen zu können,
wird enttäuscht. Der endgültige Durchbruch könnte eventuell bei einer
möglichen A1-Nachfolgerin kommen: Die Firma Displaytech liefert derzeit
Vorserienexemplare eines neuen ferroelektrischen Mikro-LCDs mit 103.680
Pixel an interessierte Hersteller aus, das dann rein rechnerisch die
Auflösung eines konventionellen 311.000-Pixel-LCDs bieten müsste.
Dabei soll Displaytechs LCD-Sucher auch noch eine bessere Farbdarstellung als zuvor
bieten, wobei der aktuelle A1-Sucher in dieser Hinsicht (aber auch in Sachen
Rauschverhalten, Bildkontrast, Überstrahlungseffekte) bereits schon einen
Fortschritt im Vergleich zu den LCD-Suchern der Dimage-7-Serie darstellt.
Begleitet wird der LCD-Sucher von einem Farbbildschirm an der
Kamerarückseite. Der 1,8"-Monitor mit einer Auflösung von 118.000
Bildpunkten besitzt die Eigenschaft, um 20° nach unten geneigt oder um bis
zu 90° nach oben gekippt zu werden. Trotz Verlust von rund 4.000 Pixel (im
Vergleich zur Dimage 7 Hi), sind die Abbildungseigenschaften
(Farbwiedergabe, Rauschverhalten, Nachzieheffekt, Schärfe usw.) ähnlich gut
wie beim LCD der Dimage 7 Hi. Die Umschaltung vom LCD-Sucher auf den
Bildschirm erfolgt dank so genannter EyeStart-Funktion – wie schon seit der
Dimage 7 – entweder manuell oder automatisch: Ein Infrarotsensor am
Sucherokular registriert die Annäherung des Auges an den Sucher und schaltet
dann die Anzeige entsprechend um. Sehr praktisch ist auch die Lupenfunktion
(Flexible Digital Magnifier), der nicht nur eine entsprechende Taste
gewidmet ist, sondern sowohl im Aufnahmemodus (zur Schärfekontrolle über
einen vergrößerten Bildausschnitt bei der manuellen Scharfstellung oder zum
Aufrufen des Digitalzooms) als auch im Wiedergabemodus (als Wiedergabezoom)
funktioniert.
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AF-Messfeld-Anordnung
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Die EyeStart-Funktion der Dimage A1 wirkt in enger Zusammenarbeit mit dem
Griffsensor am Handgriff der Kamera. Sobald die Kamera im eingeschalteten
Zustand (die Einschaltzeit ist mit ca. 1,9 s außerordentlich kurz) in die
Hand genommen und/oder ans Auge geführt wird, beginnt die A1 schon, den
Autofokus und die Belichtungsmessung in Gang zu setzen. Das spart wertvolle
Zeit und macht die A1 im wahrsten Sinne des Wortes augenblicklich
reaktionsbereit. Da die "Grobarbeit" bereits im Vorfeld geleistet wurde,
genügt es dann, den Auslöser halb niederzudrücken, um den Fokussiervorgang
abzuschließen bzw. fortzusetzen (je nachdem, ob der Autofokus auf
Einzelbild- oder Nachführmodus gestellt ist). Einzigartig ist bei
eingeschalteter Schärfenachführung die Möglichkeit der Motivverfolgung. Auch
wenn diese in der Praxis noch nicht schnell genug arbeitet und bei schnell beweglten Motiven (z. B. bei Sportfotos) den "Anschluss verliert", ist die Tracking-AF genannte Technik doch in der Lage, langsame und gleichmäßige
Bewegungen (wie z. B. die eines Fußgängers) zu verfolgen. Dabei werden nicht
nur laterale Positionsänderungen des Motivs von der Kamera wahrgenommen (Tracking-AF
wie z. B. bei der Dimage-F-Serie), sondern es wird auch erkannt, ob das
Motiv auf einen zukommt bzw. sich von der Kamera entfernt (sog.
3D-AF-Prädiktionssystem). Äußerst flexibel zeigt sich der Autofokus im
Einzel-AF-Betrieb. Hier kann man wählen, ob die Scharfstellung auf einem
Messfeldmuster von insgesamt 11 Fokussierpunkten erfolgen soll
(Messfeldanordnung siehe Bild) oder ob man den Messpunkt mit dem Steuerfeld
manuell auf eine beliebige Stelle im Bild legt (Flexible Focus Point). Die
mit dem gewählten Fokussierpunkt übereinstimmende Bildstelle kann auf Wunsch
2-fach vergrößert werden, um die Schärfe zu überprüfen und evtl. manuelle
Feinkorrekturen durchzuführen. Äußerst hilfreich ist dabei die "Direct Manual Focus"-Funktion, die es erlaubt, die Schärfe über den manuellen
Drehring am Objektiv einzustellen ohne den Autofokus auszuschalten. So
fortgeschritten sich die Dimage A1 in Sachen AF-Technologie zeigt, so zügig
gibt sich auch die Kamera beim Fokussieren. Mit einer durchschnittlichen
Einstellzeit von 0,47 Sekunden bei vorgewähltem AF-Feld und von
durchschnittlich 0,66 Sekunden beim automatischen 11-Punkt-Autofokus ist die
Minolta Dimage A1 zusammen mit der Sony DSC-V1 die gegenwärtig schnellste
Kompaktdigitalkamera auf dem Markt.
Auch bei Teleaufnahmen oder bei
schwachen Motivkontrasten/Lichtverhältnissen bleibt der Autofokus der A1
noch einigermaßen schnell und präzise; allerdings vermisst man bei der A1
ein AF-Hilfslicht zur Unterstützung des Autofokus bei schwierigen Motiven.
Das Hilfslicht der externen Blitzgeräte aus der Systemblitzgeräteserie von
Minolta wird leider auch nicht benutzt.
Ihre Zügigkeit beim Fokussieren, beim Einschalten und in anderen
Bereichen, auf die wir z. T. noch an anderer Stelle in diesem Bericht
eingehen, hat die Dimage A1 zum großen Teil dem so genannten "Supheed"-Signalverarbeitungsprozessor
zu verdanken. Supheed setzt sich laut Minolta aus "Superior Image" und
"Superior Speed" zusammen; wobei wir nicht erkennen können, wofür das 'h' in
der Wortmitte steht. Minolta ist damit ein weiterer Hersteller, der erkannt
hat, dass man für die Leistungsoptimierung einen speziell entwickelten
Signalprozessor (mit einem knackigen Namen) braucht. Das hat Canon schon mit
dem Digic-Prozessor ziemlich eindrucksvoll bewiesen und andere Hersteller
wie Sony (Real Imaging Processor), Kyocera (RTUNE) oder Kodak (Kodak Color
Science) sind mittlerweile diesem Trend gefolgt. Der Supheed-Signalprozessor
soll dabei nicht nur der A1 Beine machen, sondern u. a. auch für eine
effiziente Rauschunterdrückung und für einen geringen Stromverbrauch
verantwortlich sein. Doch der beste Prozessor ist zu nichts zu gebrauchen,
wenn das Programm, das ihm die Befehle zum Ausführen gibt, nicht
entsprechend leistungsfähig ist. Deshalb hat Minolta den so genannten Cx-Bildverarbeitungsprozess von der Dimage-7-Serie zum Cx-Prozess II
weiterentwickelt. Zur Verbesserung der Bildqualität tragen bei der Dimage A1
noch zwei weitere Komponenten bei: der neue Progressiv-CCD und die
14-bit-Analog/Digital-Wandlung. So verwendet die A1 – im Vergleich zu den
Modellen der Dimage-7-Serie – zwar weiterhin einen 2/3"-CCD mit 5 Millionen
Pixeln, doch dieser ist kein gewöhnlicher Interline-CCD mehr, sondern ein so
genannter Progressive-Scan-CCD. Die Arbeitsweise eines Progressive-Scan-CCDs
unterscheidet sich stark von der eines Interline-CCDs. Beim Interline-CCD
findet eine Zeilenabtastung nach dem so genannten Interlace-Verfahren statt.
Zuerst werden alle ungeraden Zeilen (1/3/5 etc.) und dann alle geraden
Zeilen (2/4/6 etc.) unabhängig voneinander ausgelesen; deshalb muss ein
Vollbild in zwei Halbbildern nacheinander ausgelesen werden. Beim
Progressive-Scan-CCD wird hingegen das komplette Bild exakt zur gleichen
Zeit ausgelesen (Zeile für Zeile: 1, 2, 3,etc.).
Drei Vorteile ergeben sich
aus der Verwendung eines Progressiv-CCDs: die Fähigkeit schnelle Bewegungen
besonders scharf festhalten, ein theoretisch größerer Dynamikumfang sowie
ein besseres Signal/Rausch-Verhältnis. Ersteres hat auch zur Folge, dass die Dimage A1 nun Verschlusszeiten von bis zu 1/16.000 Sekunden anbietet
(1/2.000 s bei der Dimage 7, 1/4.000 s bei der Dimage 7i/Hi). Die
14-Bit-Analog/Digital-Wandlung soll ihrerseits für eine gute
Tonwertabstufung und somit feiner abgestuften Farbnuancen sorgen.
Trotz dieser zahlreichen elektronischen Geschütze bzw. Tricks, zu denen
auch eine Reihe neuer Rauschunterdrückungsalgorithmen gehören, die Minolta
zur Verbesserung der Bildqualität aufgefahren hat, fällt das Ergebnis in der
Praxis etwas differenzierter aus. Auch wenn die Dimage A1 deutlich weniger
rauscht als ihre Vorgänger, bleibt die A1 bei weitem nicht die rauschärmste
Kamera ihrer Preis- und Leistungsklasse. Merkwürdigerweise ist das
Bildrauschen (hauptsächlich das Farbrauschen bzw. das Rauschen im blauen
Farbkanal) besonders bei niedriger Empfindlichkeit ausgeprägter als bei
manch anderer 5-Megapixel-Kamera. Mit ansteigender Empfindlichkeit gewinnt
die A1 allerdings Land und gibt bei ISO 800 ein verhältnismäßig diskretes
und durchaus konkurrenzfähiges Rauschverhalten ab, das man immerhin als
"noch brauchbar" bezeichnen kann. Zahlreichen Benutzerhinweisen in
verschiedensten Foren zufolge erzielt man beste Ergebnisse, wenn man bei der
A1 die Bilder im RAW-Format aufzeichnet und sie erst nachträglich mit
Programmen wie Neat Image oder Dfine einer Rauschunterdrückungskur
unterzieht. Gleiches gilt auch für die Farbwiedergabe, da die kamerainterne
Umwandlung von 42 Bit (3 x 14 Bit) auf JPEG-taugliche 24 Bit weniger
effizient arbeitet, als wenn man die Bilder in RAW abspeichert und auf dem
Computer in ein anderes Format umwandelt (wobei schon die mitgelieferte
Software Dimage Viewer 2.2.0 schon diesen Zweck erfüllt). Als Expertenkamera
setzt die Dimage A1 folglich auch einiges an Expertenwissen bzw. an
Nacharbeit voraus, wenn man das Qualitätspotential der A1 voll ausschöpfen
will.
Aufnahme mit ausgeschaltetem Anti-Shake
(Verschlusszeit: 1/10 s)
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Aufnahme mit eingeschaltetem Anti-Shake
(Verschlusszeit: 1/8 s)
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Einen bedeutenden Bildqualitätsvorteil hat die Dimage A1 auf jeden Fall
allen anderen Kompaktdigitalkameras voraus: Die A1 ist z. Zt. die
einzige 5-Megapixel-Kamera mit eingebautem Bildstabilisator. Während nämlich
ein mehr oder weniger stark verrauschtes Bild noch als brauchbar akzeptiert
und zum Teil durch entsprechende Maßnahmen vom Rauschen befreit
werden kann, ist ein verwackeltes Bild auf jeden Fall unwiderruflich
ruiniert. Um das zu verhindern trumpft die A1 mit dem so genannten "Anti
Shake"-Mechanismus auf, der sicherlich das wichtigste Kaufkriterium für
diese Kamera ist. Der "Geniestreich" der Minolta-Ingenieure besteht darin,
bei der Bildstabilisierung auf bewegliche Linsenelemente (wie bei Canon mit
der PowerShot Pro 90 IS, Olympus mit der C-2100 Ultra Zoom und Panasonic mit
der Lumix-FZ-Serie) verzichtet zu haben und statt dessen den CCD-Sensor
beweglich aufgehängt zu haben. Bei der Anti-Shake-Technologie von Minolta
ist der CCD-Sensor iin einer Art Rahmen montiert, der bei Bedarf durch
einen "Smooth Impact Drive Mechanism" in Bewegung gesetzt wird. Durch
Betätigen der entsprechenden Taste an der Kamerarückseite wird der so
genannte CCD-Shift-Mechanismus in Gang gesetzt, der Verwacklungen durch
Bewegen des CCDs in die entgegengesetzte Richtung kompensiert. Minoltas
Bildstabilisierungstechnik besitzt den Vorteil, Platz und Gewicht sparend zu
sein. Da bei dieser Technik keine schweren Linsengruppen bewegt werden
müssen, ist die Lösung von Minolta auch energiesparender als eine im
Objektiv eingebaute Bildstabilisierung. So eindrucksvoll sich die
Anti-Shake-Technologie in der Theorie anhören mag, so beeindruckend ist auch
ihr praktischer Nutzen. Tatsächlich gelingt es einem mit ein bisschen Übung,
selbst in Tele-Stellung mit sonst kritischen Verschlusszeiten wie z. B. 1/30 s noch aus der Hand scharfe Bilder zu schießen. Der bekannten Faustregel
zufolge wäre eigentlich eine Verschlusszeit von höchstens 1/200 s notwendig,
um auf der sicheren Seite zu sein. Die Inbetriebnahme des Bildstabilisators
erfolgt unverzüglich nach Drücken der entsprechenden Taste. Dass das Anti-Shake-System funktioniert, merkt man an dem plötzlich sanft
"gleitenden" statt ruckelndem Bild auf dem LCD-Bildschirm bzw. im LCD-Sucher
sowie an einem kaum wahrnehmbaren Surrgeräusch. Jedenfalls kann man in den
meisten Fällen sein Stativ getrost zu Hause lassen. Es sei noch darauf
hingewiesen, dass der Bildstabilisator natürlich lediglich die vom Benutzer
verursachten Kameravibrationen "dämpft" bzw. eliminiert; gegen motivbedingte
Bewegungsunschärfen helfen weiterhin nur kurze Verschlusszeiten oder der
"einfrierende" Effekt von Blitzlicht.
Wer die Verwacklungssicherheit der A1 noch ein bisschen erhöhen will,
kann auf den optional erhältlichen Batteriegriff BP-400 zurückgreifen.
Dieser verpasst der A1 nicht nur den endgültigen Profi-Look, sondern
erweitert sie auch um einen zusätzlichen Auslöser für Hochformataufnahmen
und verdoppelt die Batterielaufzeit. Bereits ohne BP-400 hält die A1 mit
ihrem NP-400-Akku (7,4 V bei 1.500 mAh) bis zu ca. 300 Bilder pro Akkuladung
durch. In den BP-400 können ein oder zwei dieser Akkus eingesetzt werden.
Interessant ist die Tatsache, dass der BP-400 bei Verwendung von zwei NP-400
deren Kapazität besser ausschöpft. Jedenfalls "kitzelt" man aus zwei im
Batteriegriff parallel geschalteter NP-400-Akkus noch etliche Bilder heraus,
nachdem die Kamera mit beiden Akkus einzeln bereits die Arbeit eingestellt
hatte. Rund 150 Minuten dauert anschließend die Vollladung eines
NP-400-Akkus mit dem mitgelieferten Ladegerät. Im Batteriegriff BP-400
lassen sich in einem mitgelieferten Batteriekorb alternativ auch 6
handelsübliche AA/Mignon-Zellen verwenden, mit denen sich bei Verwendung
leistungsfähiger NiMH-Akkus deutlich mehr als 300 Bilder schießen lassen.
Wie man sieht, hat Minolta bei der Dimage A1 nicht nur die
Batteriekapazität erhöht, sondern ganz offensichtlich auch den
Stromverbrauch drastisch reduziert. Hier kommt wieder der zuvor erwähnte Supheed-Signalverarbeitungsprozessor ins Spiel, der neben dem geringen
Stromverbrauch der Kamera auch für kurze Reaktionszeiten (Einschalten, mit
unseren Testmitteln nicht messbare Auslöseverzögerung, AF usw.) und
schnelles Speichern der Bilder sorgt. Demnach ist ein JPEG-Bild in bester
Qualität (höchste Auflösung, Extrafein-Kompression) mit durchschnittlicher
Dateigröße von 2,7 MByte in ca. 3,9 Sekunden auf die Speicherkarte gebannt,
während ein "Bild" im MRW/RAW-Format (Dateigröße: rund 7 MByte) in ca. 9,2
Sekunden abgespeichert ist.
Eine TIFF-Datei (typische Dateigröße: 14,1 MByte) war in ca. 16,7 Sekunden auf unserer Test-Speicherkarte (SanDisk Ultra 384 MB) geschrieben. Dank eines großzügigen Pufferspeichers und einer
intelligenten Speicherverwaltung braucht man aber selten so lange zu warten
bis man das nächste Bild machen kann; der Auslöser wird kurz nach der
Aufnahme wieder freigegeben, während die Speicherung unterdessen im
Hintergrund verläuft. Begrüßenswert ist die Möglichkeit, bei der Dimage A1
Serienbilder unabhängig vom ausgewählten Dateiformat (JPEG, TIFF oder MRW/RAW)
schießen zu können. Lediglich die Bildfolgerate und die maximale Anzahl der
Bilder in Serie ändern sich mit dem Dateiformat. So konnten wir bei
JPEG-Bildern in höchster Qualitätsstufe drei Bilder in Folge bei einer
Bildfrequenz von 2,6 Bilder/s aufnehmen; im TIFF-Modus kommt man ebenfalls
auf drei Bilder in Folge bei etwas langsamerer Bildfrequenz (ca. 2,3 Bilder/s).
Im RAW-Format lassen sich sogar fünf Bilder in Folge aufnehmen, jedoch muss man
sich dann mit einer Bildfrequenz von ca. 1,7 Bilder/s begnügen. Die
Speicherung der Bilder erfolgt wie schon bei der Dimage-7-Serie auf CompactFlash-Speicherkarten (Typ I und II inkl. Microdrive), wobei die für
den japanischen Markt bestimmten A1-Modelle CF-Karten mit integriertem
PHS-Modem unterstützt (der PHS-Standard ist einer der zahlreichen
japanischen Mobilfunkstandards). Da es mittlerweile von Firmen wie SanDisk
ähnliche CF-Karten mit WiFi- bzw. WLAN-Anbindung gibt, wäre es – speziell
für semi-professionelle A1-Benutzer – interessant, wenn man hier in Europa
die A1 mit solchen Karten kompatibel machen könnte.
Die Ausstattung bzw. Funktionalität der Dimage A1 ist so umfangreich,
dass in diesem Erfahrungsbericht bis jetzt nur die Haupteigenschaften (d. h.
die signifikantesten Unterschiede zur Dimage-7-Serie) der Kamera hier
angesprochen wurden.
Eine ausführliche Beschreibung aller Möglichkeiten bzw.
aller kleinen Details, die sie von den Kameras der Dimage-7-Serie
unterscheidet oder mit diesen gemeinsam hat, würde noch etliche Seiten mehr
in Anspruch nehmen. Wer sich noch ein ausführlicheres Bild über die
Fähigkeiten der Dimage A1 machen will und die Vorgängermodelle nicht kennt,
sollte auf jeden Fall die digitalkamera.de-Erfahrungsberichte zur Dimage 7,
Dimage 7i und Dimage 7 Hi (siehe weiterführende Links) als "ergänzende
Lektüre" heranziehen. Denn viele Punkte wie z. B. das Blitzsystem (und ganz
besonders die drahtlose Blitzsteuerung), die Farb- und Farbraum-Verwaltung
und das Objektiv hat die Dimage A1 von Ihren Vorgängerinnen geerbt.
Fazit: Dank eines vorbildlich ergonomischen Designs sowie eines Funktions-,
Ausstattungs- und Leistungsspektrums, der seinesgleichen sucht, stößt die Dimage A1 in semi-professionelle bzw. professionelle Gefilde vor. Es fehlt
der Dimage A1 nur wenig, um es mit digitalen Spiegelreflexkameras aufnehmen
zu können. Was die Dimage A1 dafür noch bräuchte, wäre ein besseres
Rauschverhalten, ein besserer elektronischer Sucher, ein noch schnellerer
Autofokus sowie ein nach unten und oben ausdehnbarer Brennweitenbereich.
Letzteres wäre mit Weitwinkel- und Telekonvertern durchaus denkbar, es wird
sogar gemunkelt, dass man bei Konica Minolta daran arbeitet. Ein AF-Hilfslicht wäre bei einer zukünftigen A1-Nachfolgerin auch nicht fehl am
Platze. Wenn man die A1 dazu bringen könnte, die AF-Hilfslicht-Funktion der
Minolta-Systemblitzgeräte zu unterstützen, wäre das bereits eine große
Hilfe. Direkte Konkurrenten hat die Dimage A1 derzeit nur sehr wenige.
Mögliche Alternativen wären Canon EOS 300D und Fujifilm FinePix S7000
sowie die noch nicht erhältlichen Kameras Sony DSC-F828 und Panasonic DMC-FZ10. Wer
eine leistungsfähige Digitalkamera mit interessanten und praxisgerechten
Ausstattungsmerkmalen sucht, sollte die die Minolta Dimage A1 auf jeden Fall
in die engere Wahl ziehen.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Minolta Dimage A1 |
Sensor |
CCD-Sensor 2/3" 8,8 x 6,6 mm (Cropfaktor 3,9) 5,3 Megapixel (physikalisch), 5,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.560 x 1.920 (4:3) |
Video (max.) |
640 x 480 4p |
Objektiv |
28-200 mm / F2,8-9,5 (7,1-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
1,8", 0,118 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 300 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Sony Alpha (auch Minolta) Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 2 Bilder/s und max. 3 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/16.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I, Type II) Microdrive |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 800, manuell ISO 100 bis 800 |
Abmessungen |
117 x 85 x 113 mm (B x H x T) |
Gewicht |
560 g (ohne Akku und Speicherkarte) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/I1ISN (mit Preisvergleich) |