Modulare Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Minolta Dimage EX Wide und Minolta Dimage EX Zoom
1999-06-30 Mit der Minolta Dimâge EX haben wir diesmal eine kaum bekannte und doch sehr interessante 1,5-Megapixel-Kamera im digitalkamera.de-Praxistest. Durch ihr besonders umfangreiches Zubehör ist dieses Modell nahezu beliebig ausbaubar. (Jan-Markus Rupprecht)
Die Basiseinheit und je eine Objektiveinheit werden zusammen verkauft und heißen
dann – je nach Objektiv – Dimâge EX Zoom 1500 oder Dimâge EX Wide 1500.
Das übrige Zubehör kann bzw. muß nach Bedarf separat erworben werden, womit
der Preis eines kompletten Zubehör-Sets den aktuellen Preis eines Komplettgerätes
locker übertrifft (Preise Stand Juni 1999 siehe "Steckbrief"). Hier
sollte der Hersteller vielleicht einmal seine Preisgestaltung überdenken.
Digitalkamerasystem mit umfangreichem Zubehör
Die Zahl 1500 in der Typenbezeichnung steht für die 1,5 Millionen Pixel Auflösung
des CCD-Sensors, aus der die Kamera Bilder mit einer Auflösung von 1.344 x
1.008 Bildpunkten erzeugt. Die Objektiveinheit ist von der Basiseinheit
abnehmbar, wodurch der Austausch
von Zoom- und Weitwinkelobjektiv leicht möglich ist. Auf diese Weise wird auch
das Verbindungskabel und/oder der Blitzadapter zwischen Basisgerät und
Objektiveinheit montiert. Sogar eine spätere Nachrüstung mit höher auflösenden
CCD-Objektiv-Einheiten soll laut Minolta möglich sein. Da dann aber mit
CCD-Sensor und Objektiv gleich zwei der teuersten Bauteile einer Digitalkamera
erneuert werden müßten, erscheint die Wirtschaftlichkeit einer solchen Aktion
fragwürdig.
Die Verbindung von Basisgerät und Objektiveinheit mittels 1,5 m langem
Verbindungskabel LC-EX1 ermöglicht zum einen Aufnahmen aus den unmöglichsten
Perspektiven, zum anderen erhält man so ein
"Mini-Digitalkamera-Studio": Wird der Aufnahmekopf ohne die
Basis-Einheit am Stativ betrieben, hat man gleich einen Kabelfernauslöser, der
Verwacklungen bei langen Belichtungszeiten vermeidet. Und da sich der Blitz in
der Basiseinheit befindet, kann man sogar aus einem anderen Winkel oder indirekt
über die Decke blitzen und so bestimmte Effekte oder eine schattenfreie
Ausleuchtung erreichen. Noch weiter gehen die Möglichkeiten mit zusätzlichem
Blitzadapter FA-EX1. Dieser ermöglicht die Ansteuerung von Studioblitzanlagen
oder Automatikblitzgeräten wahlweise über eine Synchronbuchse oder über den
Mittenkontakt-Blitzschuh. Obwohl der Blitzschuh keine zusätzlichen
Systemkontakte besitzt, wird das Minolta Blitzgerät FL-EX1 in ihm als
Systemblitzgerät betrieben, d. h. nicht das Blitzgerät, sondern die Kamera
reguliert die abgegebene Blitzenergie. Das Blitzgerät im Basisgerät blitzt
dabei immer mit, schaltet man zusätzlich das Verbindungskabel dazwischen, hat
man die Möglichkeit, das Licht aus zwei verschiedenen Richtungen auf das Motiv
treffen zu lassen. Einen schwenkbaren Reflektor besitzt das einfache Minolta
Blitzgerät leider ebensowenig wie eine Zoom-Verstellung des Blitzreflektors.
Zum Betrieb mit der 28-mm-Weitwinkelobjektiveinheit wird eine vorsetzbare
Streuscheibe mitgeliefert.
Betriebssystem FlashPoint Digita:
multitaskingfähig und programmierbar
Wer bereits einmal mit der Kodak DC260 oder DC265 gearbeitet hat, kommt auch
mit der Minolta Dimâge EX auf Anhieb klar, denn das Betriebssystem beider
Kameras stammt von der Firma FlashPoint Technologie und ähnelt sich stark.
Unerfreulich ist die lange Wartezeit von rund 10 Sekunden, bis das
Betriebssystem gebootet und die Kamera betriebsbereit ist. Anschließend ist
aber dank Multitasking flüssiges Arbeiten möglich und noch während die
letzten Bilder gespeichert werden, können weitere aufgenommen oder via
Bildschirm-Menü die Einstellungen verändert werden. Mittels Schriftsprache
kann die Kamera programmiert werden, so daß sich Arbeitsabläufe automatisieren
lassen.
Den hochwertigen 2"-TAFT-Monitor kennt man von vielen anderen Kameras.
Mangels zusätzlichem LCD-Display für Statusanzeigen ist man bei der Minolta
praktisch darauf angewiesen, ihn permanent zugeschüttet zu lassen, obwohl beide
Objektiveinheiten auch über optische Sucher verfügen. Diese wird man bei
bewegten Motiven auch benutzen, da das Bild auf dem LCD-Monitor buckelig und
stark verzögert erscheint. Nach dem Auslösen wird das aufgenommene Bild während
des gesamten Speichervorganges auf dem Monitor angezeigt und währenddessen hat
der Fotograf die Möglichkeit ein mißlungenes Bild gleich wieder zu löschen.
Ist die höchste Qualitätsstufe eingestellt, erzeugt die Dimâge EX 1,5 MByte
große JPEG-Dateien mit einer extrem geringen Komprimierung. Sehr überzeugend
ist auch der Serienbild-Modus, in dem die Dimâge bis zu 3,5 Bilder pro Sekunde
schafft. Ihr interner Zwischenspeicher reicht dann für sieben Bilder in voller
Auflösung.
Dem kreativen Fotografen kommt die Minolta mit mehreren Aufnahmemodi
entgegen. Zwar besitzt sie nur eine Programmautomatik (keine Zeit- oder
Blendenvorwahl), läßt sich aber auf verschiedene Aufnahmesituationen
einstellen. So gibt es Voreinstellungen unter anderem für Porträt-,
Landschafts- und Nachtaufnahmen durch die Belichtung und Bildschärfe sowie der
Weißabgleich beeinflußt werden. Auch eine Langzeitsynchronisation bei
Blitzaufnahmen ist wählbar. Dann öffnet die Kamera den Verschluß bis zu 2
Sekunden lang, um auch den vom Blitz nicht erhellten Hintergrund mit aufs Bild
zu bekommen.
Gehäusedetails schlecht durchdacht
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Eine totale Fehlkonstruktion ist leider die Plazierung von Videoausgang und
Netzgeräteanschluß unmittelbar neben dem Auslöser. Der dort lasch eingesetzte
Gummipfropfen verabschiedet sich zwangsläufig bereits nach den ersten Aufnahmen
und hängt dann "am seidenen Faden", am besten man wirft ihn gleich
weg. Viel ärgerlicher ist, daß die Kamera mit eingestecktem Videokabel
allenfalls noch unter Fingerakrobatik Bediener ist. Unpraktisch ist auch die
ganz am äußeren Rand der Unterseite des Basisgeräts eingelassene
Stativgewindebuchse. Dadurch hat die Kamera auf einem Stativ montiert, nach
rechts überhaupt keine Auflagefläche – eine sehr wackelige Angelegenheit.
Die Erklärung für diese Anordnung ist einfach, denn praktisch die gesamte
Unterseite des Gehäuses wird von der gemeinsamen Klappe für Batteriefach und
CompactFlash-Steckplatz eingenommen. An diese ist also kein Herankommen, wenn
die Kamera auf einem Stativ montiert ist. Linderung schafft wieder das Zubehör,
denn sowohl der Blitzadapter als auch das Verbindungskabel besitzen
Stativbuchsen, die eine stabile Stativmontage ermöglichen.
Insgesamt ist die Minolta Dimâge EX 1500 eine sehr interessante und
vielseitig einsetzbare Kamera – insbesondere durch ihr umfangreiches Zubehör.
Erst mit diesem macht die Kamera richtig Spaß, gleichzeitig treibt man damit
aber dessen Preis in eine Höhe, die im Vergleich zur Basisausstattung schwer zu
rechtfertigen ist.
Detaillierte Informationen über die Ausstattung der Minolta Dimâge EX Zoom
finden Sie im "Steckbrief" links und im ausführlichen
digitalkamera.de-Datenblatt.
Kurzbewertung
- Multitasking-Betriebssystem
- geringe Größe
- kein optisches Zubehör verwendbar
- wenig Möglichkeiten zur Bildbeeinflussung
- träges Monitor-Bild
Technische Daten
Modell |
Minolta Dimage EX Zoom |
Sensor |
CCD-Sensor 1/2" 6,4 x 4,8 mm (Cropfaktor 5,4) 1,5 Megapixel (physikalisch), 1,5 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
1.344 x 1.008 (4:3) |
Objektiv |
38 mm / F3,5 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
2,0" |
Belichtungsreihe |
3 Aufnahmen, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 3,5 Bilder/s und max. 7 Aufnahmen in bester Qualität |
kürzeste Verschlusszeit |
1/400 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I) |
Empfindlichkeit |
Automatik |
Abmessungen |
128 x 68 x 59 mm (B x H x T) |
Gewicht |
400 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/RBABC (mit Preisvergleich) |