Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Nikon 1 J3

2013-04-15 Nach anfänglichem Zögern beim Einstieg in die Klasse der spiegellosen Systemkameras geht es bei Nikon jetzt Schlag auf Schlag. Mit der „One“ J3 kommt nun schon der zweite Nachfolger des Mittelmodells innerhalb eines Jahres auf den Markt. Offenbar ist Nikon selbst vom Erfolg dieser „Mini-Systeme“ überrascht worden und versucht nun durch schnellen Modellwechsel anfängliche Ausstattungsmängel zu bereinigen. Dabei konnten wir schon von der ersten „Jott“ zur zweiten Verbesserungen feststellen. Ob nun die dritte Version noch besser geworden ist, musste sie uns im harten Außeneinsatz beim Skifahren und natürlich im hauseigenen Testlabor unter Beweis stellen.  (Stefan Meißner)

Nikon 1 J3 mit 10-30 mm [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung Offenbar wollte Nikon sich nicht selbst Konkurrenz zu den Spiegelreflexkameras ins Haus holen. Deshalb wurde das Einser-System auf geringe Größe konstruiert und folgerichtig mit dem zweitkleinsten Sensor aller am Markt befindlichen Systemkameras ausgestattet. Mit einem Cropfaktor von 2,7 wird aus dem eingefahren nur rund acht Zentimeter langen 10 bis 100 Millimeter Objektiv eine enorme Allroundlinse von, verglichen mit Kleinbild, 27 bis 270 Millimeter. Insbesondere der Telebereich profitiert vom kleinen Sensor. Nikon gelingt auf diese Weise eine deutliche Miniaturisierung sowohl beim Gehäuse als auch bei den Objektiven. Bei einem Gewicht von 360 Gramm inklusive Kit-Zoom 10-30 Millimeter ist die 1 J3 in etwa so groß wie eine Profi-Kompakte, wirkt aber deutlich zierlicher und eleganter als zum Beispiel die Canon PowerShot G15. Allerdings ist die Pen-Reihe von Olympus auch nicht viel größer, bei doppelter Sensorfläche. Geringe Größe ist aber nicht alles, in der Hand halten und bedienen können sollte man die Kamera natürlich auch noch. Das ist bei der 1 J3 durchaus gelungen, auch wenn bei großen Händen nur drei Finger auf der Vorderseite Platz finden. Der kleine Finger kann dann immerhin das Gehäuse von unten etwas stützen. Eine Gummiapplikation oder Ähnliches, das ein Wegrutschen verhindern könnte, gibt es auch bei der neuen Jott nicht, das Gehäuse ist nach wie vor von schnörkelloser und glatter Schlichtheit. Allerdings wurde der Moduswähler von der Rückseite auf die Oberseite verlegt, wodurch Platz für den Daumen gemacht wurde, der jetzt an einer kleinen Kante besseren Halt findet. Ein breiter Daumen wird dennoch zuweilen versehentlich die Bedienelemente auf der Rückseite drücken, was aber kein großes Problem ist. Diese Detailverbesserung kann deshalb als gelungen bezeichnet werden. Wem das Gehäuse dennoch zu fingerspitzig ist, kann einen Handgriff als Zubehör erwerben.

Nikon 1 J3 mit 10-30 mm [Foto: MediaNord]Die Verarbeitungsqualität gibt keinen Anlass zur Kritik. Das Gehäuse fühlt sich hochwertig und stabil an und verträgt durchaus auch mal einen Stoß, was für den „Immer-dabei-Einsatz“ hilfreich ist. Auch die Schalter sind von guter Nikon-Qualität, alle Abdeckungen und Klappen entsprechen zumindest dem üblichen Standard. Das Stativgewinde aus Stahl sitzt erfreulicher Weise exakt in der optischen Achse. Aufgrund der Gehäusegröße ist das Batteriefach aber zu nah, als dass man Akku oder Speicherkarte mit angesetzter Schnellwechselplatte tauschen könnte. Für Dauerbetrieb kann aber ein als Zubehör erhältlicher Akkudummy eingesetzt werden, für den eine Kabeldurchführung vorhanden ist.

Die Bedienung der 1 J3 ist denkbar einfach. Wird das Objektiv in Aufnahmeposition gebracht, schaltet sich gleichzeitig die Kamera ein und beim Verriegeln auch wieder aus. Nutzt man nur den Hauptschalter auf der Oberseite, wird man sowieso aufgefordert, das Objektiv zu entriegeln. Der Hauptschalter ist daher als Alternative zu verstehen. Ist am präzise rastenden Moduswähler auf der Oberseite das grüne Kamerasymbol eingestellt, regelt die Nikon alle erforderlichen Parameter und Motivautomatiken selbst. Geringfügig Einfluss nehmen kann man mit der Kreuzwippe und dem Einstellring. Die wenigen anderen Taster (Menü, Wiedergabe und Löschen) befinden sich ebenfalls auf der Rückseite. Bei „grüner Vollautomatik“ ist die Kamera im Prinzip sehr bequem vollständig mit dem Daumen zu bedienen. Dem stehen einzig die recht kleinen und sehr dicht beieinander liegenden Tasten entgegen, was einen spitzen Daumen und etwas Übung erfordert.

Auf der Oberseite befindet sich neben dem Moduswählrad und dem Hauptschalter nur je ein Auslöser für Fotos und Videos. Der Fotoauslöser hat einen sehr kurzen Weg und einen etwas schwammigen ersten Druckpunkt. Das erschwert geringfügig das Speichern des Messwerts, allzu leicht löst die 1 J3 aus. Andererseits ist der Auslöser dadurch butterweich und recht verwacklungssicher. Der Verschluss arbeitet übrigens völlig geräuschlos, da Nikon auf jede Mechanik verzichtet. Der Videoauslöser ist sehr flach ins Gehäuse integriert und benötigt ebenfalls nur einen kurzen Weg. Mit Handschuhen ist er nur schwer zu ertasten und nahezu unmöglich zu drücken. Abgesehen davon geht die Bedienung aber voll in Ordnung. Kameras dieser Größe sind ohnehin nicht für den Einsatz unter Extrembedingungen gedacht.

Nikon 1 J3 [Foto: MediaNord]Aufgrund der wenigen Bedienelemente müssen Fotografen, die mehr Kontrolle über die Kamera haben wollen, ins Menü einsteigen. Das ist aber recht übersichtlich und mit großen, gut lesbaren Symbolen und Texten komfortabel zu bedienen. Die sechs großen Symbole des Hauptmenüs erwecken sogar den Eindruck, als könne man sie direkt auf dem Display mit dem Finger bedienen. Das ist aber leider nicht vorgesehen, vielleicht denkt Nikon hier schon an das nächste Modell. Netterweise merkt sich die Kamera die letzte Menü-Position, so dass man schnell verschiedene Optionen eines Eintrags ausprobieren kann, ohne lange Wege gehen zu müssen. Auch pfiffig, dass die Kamera die zuletzt besuchten Einträge unter „Historie“ speichert. Dadurch entsteht gleichsam nebenbei ein individuelles Menü.

Abgesehen davon, dass Nikon – noch – keinen Touchscreen verbaut hat, gibt es am 7,5 Zentimeter messenden Display nichts zu meckern. Mit 921.000 Bildpunkten löst es sehr detailreich auf. Dass es fest ins Gehäuse integriert ist, ermöglicht eine flachere Konstruktion, außerdem ist es sehr brillant und winkelunabhängig. Dennoch war es bei gleißendem Sonnenlicht im Schnee nur schwer abzulesen, so dass ein Sucher, den es auch als Zubehör nicht gibt, schmerzlich vermisst wurde. Immerhin können auf dem Display alle nötigen Informationen und ein Gitter eingeblendet werden. Mit der Live-Bildsteuerung kann man verschiedene Effekte vor der Aufnahme beurteilen. Auf ein Histogramm und eine Wasserwaage muss man indes verzichten.

Ausstattung Eine Kamera wie die 1 J3 kann und soll nicht den Funktionsumfang einer ausgewachsenen Profikamera haben. Ausstattung und Bedienung sind klar an den bequemen Menschen gerichtet. So gibt es auf dem Moduswähler nur fünf Positionen, die allesamt automatisch arbeiten. Einige der von Nikon verwendeten Symbole muten etwas kryptisch an. Am verständlichsten ist da noch die grüne Kamera: Für völlig unbeschwertes Fotografieren ist das sozusagen der Vollkasko-Modus. Nikon 1 J3 mit 10-30 mm [Foto: MediaNord]Die 1 J3 analysiert das Motiv, wählt das passende Programm aus und zeigt mit einem kleinen Symbol an, was sie erkannt hat. Die dritte J kann jetzt sogar den Blitz bei Bedarf automatisch ausfahren. Geringfügige Einflussnahme bietet die Live-Bildsteuerung. Tiefen- oder Bewegungsunschärfe, Aufhellung dunkler Bildbereiche und Belichtungskorrekturen sind möglich.

Der Autofokus erkennt zuverlässig Gesichter, verfolgt und fokussiert sie. Sind keine Gesichter vorhanden, wählt die Nikon aus bis zu 41 Fokusfeldern die vermeintlich passenden zum Scharfstellen aus, beeinflussen kann das der Fotograf in diesem Modus allerdings nicht. Dazu muss zur Kreativ-Automatik gewechselt werden. Das Fokusfeld kann dort auf 135 Positionen fast über das gesamte Bildfeld bewegt werden, wobei nur ein schmaler Bereich am oberen Bildrand ausgespart wird. Laut Handbuch unterstützen die 73 mittleren Felder die Phasenerkennung, wodurch sich die mit 0,2 Sekunden rasend schnelle Fokussierung erklären soll. Im Modus „AF-A“ erkennt die Nikon sich ändernde Entfernungen und stellt auch ohne Druck auf den Auslöser die Schärfe wie beim kontinuierlichen Autofokus nach. Im Moment der Aufnahme hat der Fokusmotor dadurch kürzere Wege, was auch die Geschwindigkeit erhöht. Außerdem sind die klassischen Modi AF-S und AF-C mit an Bord. Wem das alles zu viel Automatik ist, stellt auf Handbetrieb um. Mit dem Daumen kann am Einstellring der Kreuzwippe die Schärfe geregelt werden. Das ist etwas fummelig, immerhin erhält man Unterstützung von einer zwei-, fünf- oder zehnfach Lupe.

Normale Programm-, Zeit- oder Blendenautomatik verstecken sich ebenfalls im Kreativ-Modus. Sogar auf manuellen Betrieb lässt sich die J3 dort umstellen. Blende und Zeit können recht fix mit dem Rändel der Kreuzwippe eingestellt werden. Die ISO-Automatik ist auf sinnvolle ISO 800 zu begrenzen oder ganz manuell einstellbar. Genauso der Weißabgleich, bei dem sich sogar eine individuelle Messung speichern lässt. In den Spezialprogrammen Nachtaufnahme, Nachtporträt und Gegenlicht nutzt die Nikon 1 J3 ihre hohe Geschwindigkeit von bis zu 60 Bildern in der Sekunde und verschmilzt mehrere Aufnahmen zu einem optimierten Foto. Bei Gegenlicht kann außer mit dieser HDR-Methode auch mit einem Aufhellblitz gearbeitet werden. Auch auf Schwenkpanoramen versteht sich die Nikon. Sie kann sowohl im Quer- als auch im Hochformat in beliebige Richtung geschwenkt werden, das erkennt die Kamera automatisch. In der Größe „normal“ mit maximal 4.800 mal 1.536 Pixel gelingen Nikon 1 J3 [Foto: MediaNord]problemlos recht ansprechende Ergebnisse. Wird im Menü auf die Bildqualität „Wide“ umgeschaltet, ist das Ganze sehr viel anfälliger und bricht bei ungleichmäßigen Schwenks häufig mit einer Fehlermeldung ab. Wenn es aber klappt, steigt die Auflösung in der Breite auf das Doppelte.

In den Tiefen des Bildverarbeitungsmenüs kann erheblich Einfluss auf das Bildergebnis genommen werden. Die sechs Voreinstellungen (Standard, Neutral, Brillant, Monochrom, Porträt und Landschaft) sind zusätzlich in Schärfe, Kontrast, Helligkeit, Farbsättigung und Farbton individuell zu beeinflussen. Eine schöne Möglichkeit bietet der Modus Monochrom, mit dem die gängigsten Filter der analogen Schwarzweißfotografie simuliert werden können.

Ein nettes Gimmick verbirgt sich hinter dem ersten Symbol des Moduswählers: Der bewegte Schnappschuss kombiniert eine kurze Zeitlupen-Filmsequenz mit einem Standbild. Zur Untermalung des Filmchens kann man dabei zwischen vier mehr oder weniger passenden Musikstückchen wählen. Im Menü kann außerdem festgelegt werden, wann das Standbild aufgenommen wird: entweder nach einer Sekunde oder am Ende der Sequenz. Wirklich flexibel ist das nicht, macht aber bei gelegentlichem Einsatz zumindest auf dem Kameradisplay einen tollen Eindruck. Einen größeren praktischen Nutzen hat da schon der „Best Moment Capture“, der die Realität sozusagen verlangsamt, so dass bei schnell bewegten Motiven etwas mehr Zeit bei der Auswahl des richtigen Moments zur Verfügung steht. Die Kamera speichert beim ersten Druckpunkt circa eineinhalb Sekunden beziehungsweise bis zu 20 Einzelbilder des Motivs im Puffer und spielt diese wiederholt ab, bis mit Durchdrücken des Nikon 1 J3 mit 10-30 mm [Foto: MediaNord]Auslösers das gewünschte Bild festgelegt wird. Alternativ kann die Kamera das beste Bild aus einer Serie selbst aussuchen. Allerdings sind die Kriterien der Kamera nicht immer die des Fotografen, daher darf die Auswahl aus den fünf besten auch manuell geschehen.

Wie schon erwähnt klappt jetzt der Blitz bei bestimmten Programmen automatisch aus, allerdings nicht besonders hoch, so dass im Nahbereich das 10-fach-Zoom einen deutlichen Schatten wirft. Das 10-30er dagegen erzeugt nur einen kaum störenden kleinen Streifen am unteren Bildrand. Die Ausleuchtung ist angesichts der Größe des Lichtspenders tadellos, nur die Reichweite könnte etwas größer sein. Leider gibt es keine Anschlussmöglichkeit für einen größeren Blitz. Die Funktionen zur Verminderung von roten Augen sowie Langzeitsynchronisation auch auf das Belichtungsende sind aber vorhanden.

Der Systemzwerg von Nikon kann nicht nur mit den mittlerweile üblichen FullHD-Videos aufwarten, sondern bietet einiges mehr. So stehen 1.920 x 1.080 Pixel oder 1.280 x 720 Pixel jeweils mit 60 Halb- oder 30 Vollbildern pro Sekunde als Aufnahmeformat zur Verfügung. Das Stereomikrofon zeichnet in erstaunlich ordentlicher Tonqualität auf, wobei vom Fokusantrieb nahezu nichts zu hören ist. Die Schärfe wird dabei ohne Pumpen sicher nachgeführt. Der optische Bildstabilisator im Objektiv hält sowohl beim Kit-Zoom als auch am langen Ende des 10-fach-Zooms das Bild wie festgenagelt. Leider stören Handgeräusche, die insbesondere beim Zoomen unvermeidlich sind. Abhilfe schaffen sollte hier das speziell für Videoaufnahmen entwickelte Motorzoomobjektiv, das uns für diesen Test leider nicht zur Verfügung stand. Der Ton kann nicht nur automatisch, sondern auch in drei Stufen manuell eingepegelt werden. Um diese Funktion angemessen nutzen zu können, fehlt leider der Anschluss für ein externes Mikrofon. Im Kameramenü kann aber auch auf Zeitlupe mit 400 beziehungsweise 1.200 Bildern pro Sekunde bei stark Nikon 1 J3 mit 10-30 mm [Foto: MediaNord]verminderter Auflösung umgeschaltet werden. Abgespielt werden die Filme mit bis zu 40-facher Zeitdehnung. Die Aufnahmedauer ist dann allerdings auf drei Sekunden begrenzt. Das Ganze wird mit dem zeitgemäßen H.264-Codec komprimiert und als Quicktime-Datei abgespeichert.

Die Nikon 1 J3 ist fix. Mit bis zu 60 Bildern in der Sekunde in voller Auflösung ist sie die wohl schnellste erschwingliche Systemkamera am Markt. Allerdings funktioniert das nur bei entsprechend kurzer Belichtungszeit, ohne Schärfenachführung und bis der Pufferspeicher nach 20 Bildern voll ist. Dennoch machen schnelle Sportaufnahmen damit riesig Spaß.

Viele Möglichkeiten zur nachträglichen Bildbearbeitung bietet die Nikon leider nicht, aufhellen, Größe verändern und beschneiden ist alles. Das Ergebnis wird komfortabel als Kopie gespeichert.

Bildqualität Der kleine Sensor war bei der Vorgängerin mit 10 Millionen Pixeln angemessen dicht bepackt. Mit der neuen Version hat Nikon die Auflösung werbewirksam um 4 Megapixel gesteigert. Was das für die Bildqualität bedeutet, haben wir in unserem Testlabor mit dem 1 Nikkor 10-30 mm 3,5-5,6 VR ermittelt. Alle Einzelergebnisse, übersichtlich in Diagrammen dargestellt, können gegen einen kleinen Betrag über den Link am Ende dieses Testberichts heruntergeladen werden. Dort ist ebenfalls ein Labortest des neuen 10-100 mm 3,5-5,6 VR zu finden.

Nikon 1 J3 [Foto: MediaNord]Um es gleich vorweg zu nehmen: die höhere Pixelzahl ändert an der maximalen Bildauflösung nichts. Im Mittel bewegt sie sich bei allen Brennweiten bis F8 zwischen mäßigen 35 und grenzwertigen 30 Linienpaaren pro Millimeter, wobei das Maximum schon bei Blende 4 im Weitwinkel erreicht wird. Der Randabfall sowie die Randabdunklung halten sich insbesondere bei leicht abgeblendetem Objektiv vorbildlich zurück, was sicherlich ein Vorteil des kleinen Sensors ist. Jenseits von Blende 8 sorgt die Beugung aber für deutlichen Auflösungsverlust, so dass dieser Bereich vermieden werden sollte. Auch die chromatische Aberration hat Nikon gut im Griff, Ungemach in Form von Farbsäumen ist daher kaum zu befürchten. Beim 10-fach-Zoom 10-100 mm 4-5,6 VR ist das schon eher der Fall. Bei der Verzeichnung am kurzen Brennweitenende bekleckert sich die 1 J3 bei abgeschalteter Softwarekorrektur nicht mit Ruhm. Schon auf dem Display wölbt sich der Bildrand deutlich sichtbar tonnenförmig. Ist die Korrektur aktiviert, ändert sich an der Vorschau nichts, die gespeicherte Bilddatei ist aber nahezu fehlerfrei. Offenbar vorsichtig greift die Software der 1 J3 in die Schärfe des Bildes ein, denn Schärfungsartefakte sind nur geringfügig messbar.

Das bestätigt auch die Messung der Texturschärfe, die bei ISO 100 keine Überschärfung zeigt und bis ISO 800 nur sehr sanft auf einen immer noch akzeptablen Wert sinkt. Bei höheren Empfindlichkeiten machen sich das dann auftretende Rauschen und dessen Gegenmaßnahmen deutlicher bemerkbar, beides geht aber bis ISO 1.600 durchaus noch in Ordnung. Ähnlich verhält es sich mit der Korngröße, die aber bei dieser Empfindlichkeit schon störend sichtbar wird. Luminanz- und Farbrauschen hat Nikon erstaunlich gut im Griff. Die Eingangsdynamik ist zwar nicht besonders hoch, beträgt aber über einen weiten ISO-Bereich gut neun Blendenstufen. Einzig der Signal-Rauschabstand unterschreitet den kritischen Wert von 35 dB schon ab ISO 800. Der Nikon 1 J3 Speicherkartenfach und Akkufach [Foto: MediaNord]Pixelzuschlag gegenüber der Vorgängerin bringt also keinen Gewinn, stört andererseits aber auch nicht. Mit der Tonwertübertragung wendet Nikon sich an die anvisierte Käufergruppe und stimmt die Bildverarbeitung der 1 J3 eher knackig zur direkten Verwendung ab. Wer selber Hand anlegen möchte kann natürlich auf das Rohformat zurückgreifen. Bei der Farbtreue gibt es nichts zu meckern, nur Rottöne werden etwas gelber, Blau- und Grüntöne etwas bunter wiedergegeben. Der Weißabgleich ist genau wie die Belichtungsmessung sehr treffsicher. Ein echtes Highlight ist die Fokussier- und Auslösegeschwindigkeit. Nicht einmal eine viertel Sekunde benötigt die 1 J3 zum Scharfstellen und Auslösen, vorfokussiert ist die Verzögerung mit maximal sieben Hundertsteln nur noch messbar.

Fazit Wer einen Ersatz für seine Spiegelreflexausrüstung sucht, wird aufgrund der vergleichsweise mäßigen Bildauflösung mit der Nikon 1 J3 nicht glücklich. Auch bei wenig Licht erreicht sie nicht das Niveau größerer Sensoren. Als Alternative zur Profi-Kompaktkamera ist sie aber sehr ernst zu nehmen und kann von der Größe her gut konkurrieren. Dabei ist sie dank der Wechseloptik deutlich flexibler. Sogar als „Immer-dabei-Knipse“ kann sie überzeugen. Beim Skifahren passte sie ohne zu stören unter die Jacke und war bei Bedarf schnell aufnahmebereit. Insbesondere bei sportlichen Aktivitäten ist die neue Jott nahezu unschlagbar: Mit ihrer rasend schnellen Serienfunktion und der extrem geringen Auslöseverzögerung gelingen tolle Action-Fotos. Dass sie auch noch recht gut filmt, rundet den Einsatzbereich angenehm ab. Wer ein deutliches Mehr an Bildqualität sucht, wird bei den Pens von Olympus fündig. Die sind nur etwas größer aber nicht so schnell.

Kurzbewertung

  • Hohe Serienbildgeschwindigkeit
  • Sehr schneller Autofokus
  • Kompakte Maße
  • Hochwertige, robuste Verarbeitung
  • Geringe Akkureichweite
  • Kein Blitzanschluss
  • Insbesondere bei hohen ISO-Einstellungen schwindende Detailzeichnung
  • Bildqualität nur auf dem Niveau guter Kompaktkameras

Technische Daten

Modell Nikon 1 J3
Sensor CMOS 1" 13,2 x 8,8 mm (Cropfaktor 2,7)
14,2 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 4.608 x 3.072 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektivanschluss
Nikon 1
Monitor 3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung
Belichtungsreihe automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh nicht vorhanden
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Serienbildfunktion max. 10,0 Bilder/s und max. 13 Aufnahmen in bester Qualität
kürzeste Verschlusszeit 1/16.000 s
Autofokus ja
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit automatisch ISO 160 bis 6.400, manuell ISO 160 bis 6.400
Abmessungen 101 x 61 x 29 mm (B x H x T)
Gewicht 244 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/JT0LS (mit Preisvergleich)

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