Spiegellose Systemkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon 1 J5
Seite 2 von 2, vom 2016-02-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Im Testlabor sowie in der Praxis musste die Nikon 1 J5 ihre Bildqualität unter Beweis stellen. Dabei kam das Setobjektiv 10-30 mm PD Zoom VR zum Einsatz. Immerhin verspricht der neue 20 Megapixel auflösende BSI-CMOS-Sensor eine gute Bildqualität mit hoher Auflösung, hat sich der Sensor doch bereits in zahlreichen Edelkompaktkameras, etwa der RX100-Serie von Sony, bestens bewährt. Der gesamte Labortest, auf dem die folgenden Betrachtungen hauptsächlich beruhen, kann gegen eine geringe Gebühr von 1,40 € über die weiterführenden Links abgerufen werden. Zudem bieten wir Prepaid-Flatrates für den zeitlich begrenzten Zugriff auf sämtliche Labortests ab 9,90 € an. Die Labortests enthalten ausführliche Diagramme der Messwerte sowie entsprechende Erläuterungen, wie die Diagramme zu interpretieren sind.
Außer einer Micro-USB-Schnittstelle und einem Micro-HDMI-Anschluss besitzt die Nikon 1 J5 keine weiteren Schnittstellen, kann aber dank WLAN Bilder auch drahtlos übertragen. [Foto: MediaNord]
Die Nikon 1 J5 besitzt eine kleine Griffwulst und eine Daumenauflage. Beides ist mit einem griffigen Gummi beledert, so dass die J5 trotz der kleinen Abmaße ganz gut in der Hand liegt. [Foto: MediaNord]
Tatsächlich erreicht die Nikon 1 J5 mit bis zu 67 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) eine sehr hohe maximale Auflösung. Gemessen wird diese bei 50 Prozent Kontrast, wo die Auflösung gut für das menschliche Auge wahrnehmbar ist, Zudem gilt die Angabe im Kleinbildäquivalent, sodass diese Angaben über verschiedene Sensorgrößen hinweg vergleichbar sind. Erreicht wird diese hohe Auflösung allerdings nur bei mittlerer Brennweite im Bildzentrum bei F4,5 und F5,6. Weiteres Abblenden führt bereits zu einem Auflösungsverlust durch Beugung. Im Weitwinkel werden aber auch knapp über 60 lp/mm im Bildzentrum erreicht, wofür man auf F5,6 abblenden muss, bei Offenblende ist die Auflösung etwas geringer. In Telestellung löst die 1 J5 ebenfalls 61 lp/mm auf, hier gleich bei Offenblende F5,6. Am Bildrand hingegen schwächelt das Standardzoom. Im Weitwinkel startet die Auflösung bei unter 30 lp/mm und überschreitet diesen Wert beim Abblenden nur knapp. Auch in Telestellung werden kaum mehr als 30 lp/mm am Bildrand erreicht. Bei mittlerer Brennweite liegt die Randauflösung mit bis zu 47 lp/mm deutlich höher. Je nach Brennweite und Blende sind also bis zu 50 Prozent Randabfall der Auflösung zu beklagen. Für randscharfe Ausdrucke in 20 mal 30 Zentimetern Größe reicht die Auflösung immerhin.
Ebenfalls nicht so gut schlägt sich das Objektiv bei der Verzeichnung. Während es in Weitwinkelstellung rund drei Prozent tonnenförmig verzeichnet, sind es bei mittlerer und langer Brennweite zwei Prozent und mehr Kissenform. Beides ist mehr als deutlich sichtbar. Etwas besser wird es, wenn man die Verzeichnungskorrektur im Menü aktiviert, was allerdings durch die Entzerrung samt Beschnitt zu einer leichten Verkleinerung des Bildwinkels führt. Immerhin ist die Randabdunklung gering und auch die Farbsäume halten sich in Grenzen.
Der 1"-Sensor besitzt zwar bei der niedrigsten Empfindlichkeit von ISO 160 einen Signal-Rauschabstand von 40 dB, doch bereits bei ISO 400 liegt dieser nur noch knapp über der kritischen Grenze von 35 dB. Bei ISO 800 wird diese unterschritten. Immerhin spielt Farbrauschen keine Rolle, während das Helligkeitsrauschen ab ISO 800 minimal und über ISO 3.200 etwas mehr sichtbar wird. Dabei beginnt die Texturschärfe schon ab ISO 400 zu sinken, bereits bei ISO 800 wirken die Bilder etwas detailärmer. Deutlich weicher sind sie erst ab ISO 1.600. Die Eingangsdynamik erreicht bis ISO 200 eine sehr guten Wert von über elf Blendenstufen, bleibt aber bis ISO 3.200 bei mindestens zehn Blendenstufen.
Während die Tonwertkurve typisch für Point-and-Shoot-Kameras sehr steil ausfällt, die Bilder wirken dadurch sehr knackig, nutzt die J5 den Ausgangs-Tonwertumfang wenig gut aus. Schon bei niedrigster Empfindlichkeit werden weniger als 224 Helligkeitsstufen genutzt, was aber noch gut wird. Bereits bei ISO 400 sinkt die J5 jedoch in den nur noch akzeptablen Bereich von unter 160 Stufen. Bis ISO 3.200 krebst sie bei Werten um 128 Stufen herum, um dann noch weiter abzufallen. Während der manuelle Weißabgleich sehr präzise arbeitet und auch die Automatik gute Bilder mit einem natürlichen Eindruck der Lichtsituation liefert, nimmt es die Nikon mit einzelnen Farbwerten nicht so genau. Cyan weicht deutlich ins Blauen ab (für einen schönen, tiefblauen Himmel), Violetttöne und auch Rot bis Orangetöne sind deutlich gesättigt (leuchtende Farben). Letztlich liefert die J5 also schöne, wenn auch nicht unbedingt präzise Farben.
Das Stativgewinde der Nikon 1 J5 sitzt in der optischen Achse und ist außer dem Bajonett eines der weniger Metallteile am ansonsten aus Kunststoff bestehenden Gehäuse. [Foto: MediaNord]
Der im Vergleich zum Vorgängermodell geschrumpfte Lithium-Ionen-Akku der Nikon 1 J5 reicht für 250 Aufnahmen nach CIPA-Standard. Die verwendeten Micro-SD-Karten sind fummelig klein. [Foto: MediaNord]
Fazit
Für die gut 450 Euro, die man für die ursprünglich knapp 550 Euro teure Kamera mit dem 10-30mm-Setobjektiv berappen muss, bekommt man durchaus einen ordentlichen Gegenwert. Zwar wirkt die J5 mangels Metallgehäuse nicht so hochwertig, macht aber dennoch einen stabilen, gut verarbeiteten Eindruck. Das Handling ist für so eine kompakte Kamera gar nicht mal so schlecht, auch wenn das untere Daumenrad gerne etwas griffiger sein dürfte. Der bewegliche Touchscreen weiß zu begeistern. Die J5 glänzt durchaus mit einigen Ausstattungsspezialitäten und lässt sich gut bedienen, ein ambitionierter Fotograf wird aber manche Funktion wie Belichtungsreihen, Fokus-Peaking oder ein Histogramm vermissen. Die Nikon 1 J5 liefert sehr lebendige, weniger neutrale Bilder und hat ein hohes Auflösungspotential, dass das Setobjektiv vor allem am Bildrand bei weitem nicht auszunutzen vermag. Bei höheren Empfindlichkeiten über ISO 800 hingegen schwächelt der für eine Systemkamera relativ kleine Sensor etwas.
Kurzbewertung
- Äußerst kompaktes und gut verarbeitetes Gehäuse
- Sensor mit hoher Bildauflösung
- Um fast 270 Grad klappbarer Touchscreen
- Zwei Drehräder und genug Tasten für eine direkte Bedienung
- Schnelle Reaktionszeiten (Autofokus, Auslöseverzögerung, Serienbildgeschwindigkeit)
- Starker Randabfall der Auflösung und kräftige Verzeichnung des Setobjektivs
- Starker Verlust von Bilddetails bei hohen ISO
- Sehr fummelige Micro-SD-Karten
Technische Daten
Modell |
Nikon 1 J5 |
Sensor |
CMOS 1" 13,2 x 8,8 mm (Cropfaktor 2,7) 23,0 Megapixel (physikalisch), 20,8 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
5.568 x 3.712 (3:2) |
Video (max.) |
3.840 x 2.160 15p |
Objektivanschluss |
|
Monitor |
3,0" (7,5 cm), 1,04 Mio. Bildpunkte, beweglich, Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
nicht vorhanden |
Konnektivität |
WLAN, NFC |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienbildfunktion |
max. 60,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/16.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich, Kontrast |
Akkulaufzeit |
250 Aufnahmen gem. CIPA-Standard |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: Micro-SD (SDHC, SDXC) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 160 bis 12.800, manuell ISO 160 bis 12.800 |
Abmessungen |
98 x 60 x 32 mm (B x H x T) |
Gewicht |
261 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/IXWXR (mit Preisvergleich) |