Kompaktkamera
Testbericht: Nikon Coolpix 4300
2002-11-22 Mit der neuen Coolpix 4300 hat Nikon dieses Jahr die Coolpix 885 in neue Auflösungsdimensionen gebracht. Dabei war die Coolpix 885 ihrerseits eine Überarbeitung der Coolpix 880. Doch während die Änderungen beim damaligen Generationswechsel noch ziemlich umfangreich ausfielen (leichtes Neudesign, Linse, LCD-Bildschirm, Transfer-Taste, zahlreiche neue Funktionen usw.), hat Nikon dieses Mal fast ausschließlich in die höhere Bildauflösung investiert. (Yvan Boeres)
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Bei der Coolpix 4300 sind die Bedienelemente auf engstem Raum
(69 x 95 x 52 mm) zusammengepfercht. Unterhalb des Auslösers (der mit dem
Ein-/Aus-Schalter gekoppelt ist) findet man ein Einstellrad für den jeweiligen
Betriebsmodus (Vollautomatik, Motivprogramm, "manueller" Modus, Movie-Modus,
Setup, Wiedergabe); lässt man den Blick auf die Kamerahinterseite schweifen, ist
der LCD-Farbbildschirm von fünf Funktionsknöpfen, einer Steuerwippe, einem
Transfer-Knopf, der Zoom-Wippe und dem optischen Sucher "umzingelt". Das
Bedienkonzept ist so gestaltet, dass sich der Funktionsumfang – und demnach die
Eingriffsmöglichkeiten bzw. kreativen Möglichkeiten – der Kamera je nach Wunsch
bzw. Betriebsmodus auf ein Minimum reduzieren oder auf ein Maximum entfalten
lässt. In der Vollautomatik sind die Einstellmöglichkeiten noch auf das
Wesentliche (Blitzfunktionen, Aufnahmeeinstellungen, Belichtungskorrektur)
begrenzt. Doch hier kann man bereits den Blitz auf Langzeitsynchronisation
umstellen und zwischen Landschafts- und Nahaufnahme-Modus (Makro ab 4 cm in
WW-Stellung) wählen. Greift man auf die Motivprogramme zurück, stehen einem
nicht weniger als zwölf verschiedene Situationen zur Auswahl.
Dies
sind im Einzelnen: Porträt, Party/Innenaufnahmen, Nachtporträt, Strand/Schnee,
Landschaft, Sonnenuntergang, Nachtlandschaft, Museum, Feuerwerk, Nahaufnahme,
Kopie und Gegenlicht. So viele Motivprogramme für den Anfänger hat keine andere
Kamera.
Doch erst im manuellen Modus wird einem erst richtig bewusst, wie gewaltig
der Funktionsumfang bei der Coolpix 4300 (und bei vielen anderen
Coolpix-Modellen) ist. Nicht nur, dass man die Belichtung manuell einstellen
kann (eine Zeit- und Blendenautomatik sind allerdings nicht vorhanden!), über
das in zwei "Abschnitte" unterteilte Menü lässt sich fast jede erdenkliche
Einstellung beeinflussen. Das geht von der Wahl des Fokussierpunktes (von
insgesamt fünf) oder des Belichtungsmessverfahrens (256-Feld-Matrix, Spot,
mittenbetont integral, mit aktivem AF-Punkt gekoppelte Spotmessung) bis hin zu
Belichtungsreihen (wahlweise für die Belichtung oder für den Weißabgleich),
einstellbaren Bildparametern (Bildkontrast, Scharfzeichnung) und zuschaltbarem
Rauschunterdrückungsverfahren. Sogar Weißabgleichs-Feinkorrekturen sind möglich.
Fast der gesamte Funktionsumfang aus den Coolpix-Topmodellen (Coolpix 5000,
Coolpix 5700) wurde übernommen; lediglich eine
Blitzbelichtungskorrektur-Funktion dürfte ein anspruchsvoller Benutzer
vermissen. Im Setup-Menü setzt sich das Funktions-Freudenfest fort. Unter
anderem kann man das PTP-Bildübertragungsprotokoll aktivieren, das die
Übertragung der Bilder zum Computer (PC/Mac) gestattet, ohne dass auf letzterem
irgendwelche Treiber installiert werden müssen. Überhaupt ist die
Bilddatenübertragung mit der Coolpix 4300 ein Kinderspiel. Verbindet man die
Kamera über die USB-Schnittstelle mit dem Rechner, werden die Bilder automatisch
auf den Computer geladen, sobald man den "Transfer"-Knopf auf der
Kamera-Rückseite drückt – vorausgesetzt die dafür benötigte und mitgelieferte
Nikon View-Software ist auf dem Rechner installiert.
Während
die Coolpix 4300 mit Funktionen nur so protzt, gibt sie sich beim Stromverbrauch
bescheiden. Aus den 680 mAh (bei 7,4 Volt) des mitgelieferten Lithiumionen-Akkus
EN-EL1 "kitzelt" sie schon mal bis zu 220 Bilder heraus. Das dazugehörige
Ladegerät MH-53, das ebenfalls zum Lieferumfang gehört, macht einen schlappen
Akku in zwei Stunden (für einen vollständigen Ladevorgang) wieder fit.
Alternativ bzw. im Notfall können 2CR5-Lithium-Einwegzellen benutzt werden.
Weniger "glorreich" sind die Reaktionszeiten der Kamera: Während die
Auslöseverzögerung mit ca. 0,1 Sekunden sehr kurz ausfällt, sind die
AF-Reaktionszeit (durchschnittlich 1,3 Sekunden) und die Einschaltzeit (7,3
Sekunden) einer modernen Digitalkamera unwürdig. Auch beim Speichern (rund 5
Sekunden für ein JPEG-Bild und rund 23 Sekunden für ein TIFF-Bild) nimmt sich
die Coolpix 4300 gerne etwas Zeit. Interessant für eine Kamera dieser
Preisklasse und Gehäusegröße ist zweifellos die Erweiterbarkeit u. a. mit
optischem Zubehör (via optionalem Objektivadapter),
Multifunktions-Kabelfernbedienung und Sonnenschutzblende für den
LCD-Farbbildschirm.
Fazit: In der Coolpix 4300 steckt eine ganze Menge Potential, das mit
den Ansprüchen des Benutzers wächst. Wer die Kamera nur gelegentlich nutzt,
kommt – dank Vollautomatik und zahlreichen Motivprogrammen – auf Anhieb mit der
Kamera zu Recht. Ambitionierten Fotografen eröffnet sich im manuellen
Betriebsmodus der Kamera eine fast schon unheimliche Vielfalt an
Einstellmöglichkeiten. Leider wird man aber das Gefühl nicht los, dass Nikon
versucht, hardwaretechnische Defizite mit einem Überangebot an Funktionen zu
kompensieren. Schließlich kostet es ja weniger, der Firmware der Kamera neue
Funktionen beizubringen als z. B. ein AF-Hilfslicht einzubauen und/oder die
Kamera durch schnellere Prozessoren auf Trab zu bringen. Die langsamen
Reaktionszeiten – und insbesondere der lahme Autofokus – sind eine echte
Spaßbremse. Dank der sehr guten Bildqualität, der Kompaktheit und den
zahlreichen Funktionen bzw. Einstellmöglichkeiten entpuppt sich die Coolpix 4300
letztendlich als gute Wahl gleichermaßen für Anfänger und Fortgeschrittene, die
beim Fotografieren Zeit haben; für Action- und Sportfotografie oder auch für
spontane Schnappschüsse ist sie hingegen weniger geeignet.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Nikon Coolpix 4300 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,8" 7,2 x 5,3 mm (Cropfaktor 4,8) 4,1 Megapixel (physikalisch), 4,0 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
2.272 x 1.704 (4:3) |
Video (max.) |
320 x 240 15p |
Objektiv |
38-114 mm / F2,8-4,9 (3-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
1,5", 0,110 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/1.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
CF (Type I) |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 400, manuell ISO 100 bis 400 |
Abmessungen |
69 x 95 x 52 mm (B x H x T) |
Gewicht |
235 g (ohne Akku und Speicherkarte) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/WZS5H (mit Preisvergleich) |