Kompaktkamera
Testbericht: Nikon Coolpix P310
2012-06-26 Nikon hat die Edelkompaktkamera P310 gegenüber dem Vorgängermodell kaum geändert. Sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich, jedoch gab es im Inneren eine entscheidende Änderung: Statt 12 Megapixeln, die die P300 auflöst, bringt es der CMOS-Sensor der P310 auf 16 Megapixel. Die P300 schnitt im digitalkamera.de-Test solide ab. Aber immer wieder wird behauptet, dass höher auflösende Kameras gegenüber ihren Vorgängern eine schlechtere Bildqualität hätten. Da sich P300 und P310 genau hier unterscheiden, waren wir gespannt auf den ultimativen Test der 310 in Bezug zur Vorgängerin P300. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Die Nikon Coolpix P310 kommt in einem schnörkellosen, schlichten eckigen Design daher. Aufgelockert wird das kastenförmige Gehäuse einerseits vom Objektivtubus und andererseits von den Bedienelementen, die sich dezent einfügen. Das Gehäuse besteht aus Kunststoff, einzig das Stativgewinde sowie der feststehende Teil des Objektivtubus sind aus Metall. Das Stativgewinde sitzt außerhalb der optischen Achse und nahe am Akku- und Speicherkartenfach, so dass dieses auf dem Stativ beziehungsweise von einer Schnellwechselplatte blockiert wird. Der kleine Lithium-Ionen-Akku reicht lediglich für 230 Bilder nach CIPA-Standard, was schon recht knapp ist, besonders wenn man neben dem Fotografieren noch filmt. Das Speicherkartenfach ist kompatibel mit SD, SDHC und SDXC, hier sollte also kein Platzmangel auch bei einem längeren Urlaub aufkommen – eine ausreichend große Speicherkarte vorausgesetzt. Statt des Akkus lässt sich übrigens auch ein Dummy einsetzen, an den ein Netzteil angeschossen werden kann.
Geladen wird der Akku per USB. Der Anschluss dafür sitzt an der Unterseite, so dass die Kamera auf dem Tisch, am besten auf der Objektivseite, liegen muss. Zwar lässt sich der Akku nur in der Kamera laden, dafür braucht man aber kein separates Ladegerät mitzuschleppen, nur das USB-Kabel besitzt kameraseitig leider einen Spezialanschluss. Sony macht es besser und setzt auf den bei Mobiltelefonen vorgeschriebenen Micro-USB-Standard. Bei der von hinten gesehen an der rechten Gehäuseseite verbauten HDMI-Schnittstelle hingegen setzt Nikon auf den HDMI-Mini-Standard, so dass ein gewöhnliches Kabel für den Anschluss an einen HDTV reicht – mitgeliefert wird dieses teure Kabel indes nicht. Unterhalb der HDMI-Schnittstelle befindet sich die robuste Metallöse für die mitgelieferte Handschlaufe.
Auf der Rückseite verfügt das Gehäuse über eine Gummierung an der Daumenmulde. An der Gehäusevorderseits befindet sich ein schmaler Gummisteg als Andeutung eines Handgriffs, so dass man die Kamera einigermaßen sicher greifen kann. Der Auslöser besitzt zwei gut spürbare Druckpunkte und die ringförmge Zoomwippe kann ergonomisch mit dem Zeigefinger bedient werden. Neben dem Einschaltknopf, der gegen versehentliches Betätigen gerne besser versenkt sein dürfte, findet man auf der Gehäuseoberseite noch zwei Räder. Eins stellt das Aufnahmeprogramm ein, darunter ein Benutzerprogramm, das andere ist als Daumenrad ausgelegt, das von der Gehäuserückseite aus gut gedreht werden kann. Auf der Gehäuserückseite befindet sich ein Multifunktionsbedienelement mit Drehrad, das gleichzeitig eine Vierwegewippe ist und einem zentralen Bestätigungsknopf. Diese Bedienelemente sind weit verbreitet, wobei das Drehrad gerne etwas griffiger sein dürfte. Außerdem befinden sich auf der Rückseite noch vier weitere Tasten, eine davon für die Videoaufnahme. Alle sind gut bedienbar und besitzen definierte Druckpunkte.
Der 7,5 Zentimeter große Bildschirm ist in der Gehäuserückseite eingelassen und wird von einer entspiegelten Scheibe geschützt, die bündig mit der Gehäuserückseite abschließt. Daher sollte man die Kamera zum Laden nicht auf die Rückseite legen, sonst könnte das Display Kratzer abbekommen. Es bietet brillante Farben und mit 921.000 Bildpunkten eine hohe Auflösung. Die Blickwinkelstabilität ist gut, die Ablesbarkeit im Freien geht in Ordnung, wobei es bei zu hoher Umgebungshelligkeit etwas schwerer abzulesen ist, vor allem die absaufenden Tiefen vermitteln dann den Eindruck unterbelichteter Bilder, man sollte also vermeiden, sie ohne Blick auf das Wiedergabehistogramm zu korrigieren. Das Livehistogramm ist leider nicht zu gebrauchen, denn es zeigt nicht die tatsächliche Belichtung an, auch der Monitor bietet keine Belichtungsvorschau, so dass manuelles Belichten fast zum Ratespiel wird – einzige Hilfe ist die eingeblendete Belichtungswaage. Nützlich ist das einblendbare Gitter, das den Bildschirm horizontal und vertikal in Drittel einteilt und somit nicht nur die Ausrichtung, sondern auch einen guten Bildausschnitt wählen hilft.
Ausstattung Die Coolpix P310 eignet sich sowohl für einfache Knipseraufnahmen als auch für fortgeschrittene Anwender. Sie bietet sowohl eine Vollautomatik als auch Motivprogramme sowie eine automatische Motivprogrammwahl. Außerdem findet der Anwender eine 3D-Fotofunktion, eine Schwenkpanoramafunktion sowie Mehrfachbelichtungen zur Verwackelungsvermeidung und eine HDR-Automatik, die zwei unterschiedlich belichtete Fotos zu einem einzigen mit höherer Dynamik verrechnet. Auch die Active-D-Lighting-Funktion ist mit an Bord, sie hellt auf Wunsch die Schatten einer Aufnahme auf, um dort mehr Details sichtbar zu machen. Zudem bietet die P310 einige Filtereffekte an. Doch auch nachträglich können Bilder vielfältig bearbeitet und mit Effekten versehen werden, so dass Fotografen ihren Aufnahmen auch ohne Computer-Bildbearbeitung einen individuellen Charakter verpassen können.
Das Objektiv der P310 zoomt optisch vierfach von auf Kleinbild umgerechnet 24-100 Millimeter. Dabei ist es vor allem im Weitwinkel mit F1,8 sehr lichtstark. Das Objektiv ist mit einem optischen Bildstabilisator ausgestattet, zusammen mit der hohen Lichtstärke gelingen also vor allem im Weitwinkel auch unter schlechteren Lichtbedingungen noch scharfe Fotos. In Telestellung hingegen ist das Objektiv mit F4,9 ähnlich lichtschwach wie andere Kompaktkameras auch.
Experimentierfreudige Anwender beziehungsweise diejenigen, die sich gerne mit Blende, Belichtungszeit und ihren kreativen Effekten beschäftigen, werden an der P310 ebenfalls ihren Spaß haben, da diese manuell steuerbar ist. Allerdings beträgt die längste Belichtungzeit acht Sekunden. Leider bietet die P310 keine Möglichkeit, Fotos im RAW-Format zur späteren Entwicklung und Verarbeitung am PC aufzuzeichnen. Nicht manuell regeln lässt sich der Autofokus.
Den Blitz der Coolpix muss man per Hand mit dem mechanischen Schieber an der linken Gehäuseseite ausfahren, von alleine wird er auch in der Automatik nicht aktiv. Leider fährt der Blitz nicht wirklich hoch aus. Immerhin bietet er alle wichtigen Funktionen wie einen Rote-Augen-Vorblitz, eine Langzeitsynchronisation sowie die Möglichkeit, am Ende der Belichtung für kreative Effekte zu blitzen, auch seine leider bescheidene Leistung lässt sich korrigieren.
Neben einer beachtlich schnellen Serienbildfunktion, bei reduzierter Auflösung sogar mit bis zu 120 Bildern/s, bietet die P310 auch einen Best-Shot-Selector sowie eine Funktion, schon vor dem Auslösen Bilder aufzuzeichnen. Auf Wunsch kann der Autofokus permanent nachgeführt werden. Videos nimmt die P310 maximal in FullHD-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Der Ton wird über das integrierte Mikrofon in Stereo aufgezeichnet. Den Fokus führt die Coolpix zwar nach, das optische Zoom hingegen ist nicht während der Aufnahme verwendbar, man muss es vor Beginn der Aufzeichnung richtig einstellen. Bei 1.280 x 720 Pixeln zeichnet die P310 sogar mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde auf, bei VGA-Auflösung mit flotten 120 Bildern pro Sekunde, so dass sogar leichte Zeitlupen mit flüssiger Bewegung aufgenommen werden können. Gespeichert wird mit H.264-Kompression im MOV-Format.
Bildqualität Mit größter Spannung testeten wir die P310 in unserem hauseigenen Testlabor, in dem sich schon die P300 beweisen musste. Dadurch ist ein direkter Vergleich dieser beiden Kameras möglich, da sich außer der von 12 auf 16 Megapixel erhöhten Auflösung nichts getan hat. Wir waren gespannt, ob die höhere Auflösung eine bessere oder schlechtere Bildqualität bedeutet oder ob es sogar mal besser, mal schlechter ist. Die detaillierten Labormessergebnisse sind wie üblich gegen einen kleinen Obolus einzusehen. Während die P310 die Vignettierung sehr gut herausrechnet, bleibt ein wenig Verzeichnung in den Bildern sichtbar. Bei 24 und 45 Millimetern (KB) ist mit rund 1,2 Prozent eine leichte Tonnenform auszumachen. Die Bildschärfe reicht bei allen Blenden und Brennweiten für 20 x 30 Zentimeter große Papierbilder vollkommen aus.
Erstaunt hat uns der Vergleich der Auflösung der P300 und P310. Obwohl die P310 über 30 Prozent mehr Pixel besitzt, maßen wir eine um etwa 20 Prozent geringere Auflösung. Weil dieses Ergebnis so überraschend ist, haben wir uns dazu entschlossen, die entsprechenden Messdiagramme frei zugänglich am Ende des Tests darzustellen, so dass sich jeder ein Bild davon machen kann. Gemessen wird die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast, denn diese Auflösung ist für das menschliche Auge gut sichtbar und zeigt Schwächen der Kameras sehr deutlich auf. Auch der Vergleich der Texturmessung über alle Empfindlichkeiten zeigt deutliche Nachteile der P310. Während die P300 bis ISO 400 Details gut wiedergeben kann, ist die P310 bereits bei ISO 100 und 200 etwas weich, bei ISO 400 sinkt sie schon in den Bereich, bei dem der Detailverlust deutlich sichtbar wird. Die P310 nutzt eine viel stärkere Rauschunterdrückung als die P300, was wohl auch die geringere Auflösung trotz des höher auflösenden Sensors erklärt. Die Rauschunterdrückung schlägt bei der P310 schon bei ISO 100 deutlich zu. Immerhin kann sie sich dadurch im Rauschverhalten mit der P300 messen, so bleiben Helligkeits- und Farbrauschen weitgehend unauffällig. Erst ab ISO 1.600 werden die Bilder leicht grieselig, weil sich Helligkeitsrauschen bemerkbar macht, das Farbrauschen bleibt auf geringem, kaum sichtbarem Niveau. Der Signal-Rauschabstand aber ist bei der P310 ebenfalls merklich schlechter. Bei ISO 100 und 200 ist er noch im akzeptablen Bereich von knapp über 35 dB, bei ISO 400 sinkt er bereits darunter.
Beim Dynamikumfang hält sich die P310 bis ISO 800 mit neun bis knapp zehn Blendenstufen auf gutem Niveau. Bei ISO 1.600 sinkt die Dynamik deutlich unter neun Blendenstufen ab, bei ISO 6.400 (an der Kamera ISO Hi 1) sogar unter acht. Erstaunlich ist die zurückhaltende Farbwiedergabe der P310. Selbst die stärksten Abweichungen von der Farbtafel halten sich in Grenzen, einzig hier ist die P310 besser als die P300. Auch der manuelle Weißabgleich arbeitet präzise. Ebenfalls im Labor gemessen wurde die Autofokusgeschwindigkeit, die ähnlich wie bei der P300 etwa 0,5 bis 0,6 Sekunden beträgt, ein mittelprächtiger Wert. Die Auslöseverzögerung ist mit 0,1 Sekunden ebenfalls in einem befriedigenden Bereich, es gibt aber deutlich reaktionsschnellere Kameras.
Fazit Konnte das Vorgängermodell P300 noch mit einer ordentlichen Bildqualität überzeugen, patzt die P310 hier. Obwohl der Bildsensor 30 Prozent mehr Pixel besitzt, löst sie 20 Prozent weniger auf! Während die P300 bis ISO 400 Texturen gut auflöste, schafft die P310 dies nur bis ISO 200. Die zwölf Megapixel der P300 gewinnen also eindeutig gegen die 16 Megapixel der P310. Bei Verarbeitung, Ausstattung und Ergonomie gibt die P310 hingegen wie schon das Vorgängermodell ein solides Bild ab, hat sie sich doch in diesen belangen praktisch nicht geändert. Schnell ist die P310 bei Serienbildern und Videos, der Autofokus ist dagegen nur Mittelmaß, die Auslöseverzögerung könnte auch gerne schneller sein. In der Summe kann man dem Interessenten nur raten, sich lieber nach der P300 anstatt der P310 umzuschauen, denn der größte Unterschied ist die schlechtere Bildqualität der P310.
Kurzbewertung
- Ordentlich verarbeitetes Gehäuse, wenn auch nur aus Kunststoff
- Lichtstarkes Objektiv (zumindest im Weitwinkel)
- Hoher Ausstattungsumfang mit HullHD-Video und einigen Spezialfunktionen
- Dank zwei Wählrädern gute Bedienung, wenn auch ansonsten etwas menülastig
- Schon bei ISO 100/200 leicht weiche Bilder, ab ISO 400 deutlich sichtbarer Detailverlust
- Trotz höherer Sensorauflösung gegenüber dem Vorgängermodell verminderte gemessene Auflösung
- Blitz muss manuell ausgefahren werden und klappt nicht sonderlich hoch
- Akku reicht nur für rund 230 Aufnahmen
Technische Daten
Modell |
Nikon Coolpix P310 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 16,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
960 x 540 (16:9) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektiv |
24-100 mm / F1,8-4,9 (4,2-fach Zoom) |
Monitor |
3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Lens-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) |
Serienaufnahmen |
max. 7 Bilder/s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 6.400 |
Abmessungen |
103 x 58 x 32 mm (B x H x T) |
Gewicht |
190 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/3JGPO (mit Preisvergleich) |
Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.