Superzoom-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Nikon Coolpix P500
2011-08-23 Bezogen auf das rekordverdächtige 36fach-Zoom mit 22,5 Millimeter großem Weitwinkel ist die Nikon Coolpix P500 klare Königin der Superzoom-Klasse. Doch auch mit großem Ausstattungsumfang, der sogar ambitionierten Hobbyfotografen gerecht werden soll, will die P500 glänzen. Dabei zeigten Tests dieser Klasse immer wieder, dass meist die Bildqualität zu Wünschen übrig lässt und der Teufel im Detail steckt. Zwar verfügt auch die Nikon über eine oft kritisierte Sensorgröße beziehungsweise -kleine, möchte das aber mit dem rückwärtig belichteten CMOS-Sensor ausgleichen. Wie sich die Nikon in der Praxis sowie bei der Bildqualität schlägt, soll der digitalkamera.de-Test zeigen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Ein halbes Kilogramm bringt die Nikon Coolpix P500 trotz Kunststoffgehäuse auf die Waage. Den Hauptteil des Gewichts macht das mächtige Objektiv mit dem 36-fachen Zoomfaktor aus. Trotz Kunststoff wirkt das Gehäuse einigermaßen solide, man muss es schon sehr fest anpacken, um Knarzgeräusche hervorzurufen. Dank ausgeprägtem Griff liegt die Kamera recht gut in der Hand, für größere Hände fehlt es aber etwas an Volumen. Durch die Gummierung besteht aber kaum Gefahr, dass einem die P500 aus der Hand rutscht. Zoomhebel und Auslöser liegen genau richtig und lassen sich angenehm bedienen, auch das rückwärtige Daumenrad ist gut platziert. Neu ist ein zusätzlicher Zoomhebel links am Objektiv, den man mit der linken Hand perfekt bedienen kann und ganz nebenbei die Kamera dadurch automatisch mit beiden Händen noch besser fest hält. Alternativ lässt sich der manuelle Fokus auf diesen Hebel legen – sehr pfiffig. Die weiteren Tasten und Schalter sind gut zu bedienen und einfach erreichbar, praktisch ist vor allem die direkte Belegung der Vierwegewippe mit bestimmten Funktionen. Schade ist allerdings, dass sich die Bedienung der Kamera kaum individualisieren lässt und dass es auch kein Schnellmenü gibt – so muss man doch öfter mal einen Ausflug ins Hauptmenü wagen.
Das Programmwählrad rastet besonders fest ein; fast schon zu fest, so wirkt es eher hakelig als geschmeidig. Dafür ist ein versehentliches Verstellen ausgeschlossen. Hier findet sich auch eine der wenigen Individualisierungsmöglichkeiten der Kamera: Es gibt ein Benutzerprogramm, in dem man sich seine Lieblingseinstellungen speichern kann und das jederzeit per Dreh am Programmwählrad abrufbar ist. Auf der Kameraunterseite befindet sich eine Kunststoffklappe, hinter der sich der Lithium-Ionen-Akku, der nur für gut 220 Bilder reicht, und das Speicherkartenfach verbergen. Hier kann wahlweise eine SD-, SDHC- oder SDXC-Karte eingesetzt werden. Das Metallstativgewinde befindet sich leider jenseits der optischen Achse und direkt neben dem Fachdeckel, so dass man bei angesetzten Stativ oder einer Wechselplatte weder an die Speicherkarte noch an den Akku heran kommt. Wenig tröstlich ist dabei dass der Kameraakku über USB geladen wird, ein separates Ladegerät ist nur als optionales Zubehör käuflich. So kann man einen Zweitakku nicht aufladen, während man mit dem anderen fotografiert. Ärgerlich ist auch, dass es sich nicht um ein Standard-USB-Kabel handelt, sondern man das Originalkabel verwenden muss.
Sehr praktisch ist der rückwärtige Bildschirm, da er über einen robust wirkenden Mechanismus nach oben und unten geklappt werden kann. Die Größe von drei Zoll (7,5 Zentimeter) und die Auflösung von 921.000 Bildpunkten stellen dabei den Stand der Technik dar. Ganz anders sieht es mit dem elektronischen Sucher aus, auf den manuell per Knopfdruck umgeschaltet werden muss. Bei sehr hellem Umgebungslicht ist er eine brauchbare Alternative, mit 230.000 Bildpunkten löst er allerdings recht grob auf. Dass die Mitbewerber es in dieser Klasse nicht besser machen, kann kaum über diese Unzulänglichkeit hinweg täuschen. Die Menüs indes sind recht übersichtlich gestaltet, wenn man auch recht viel vertikal scrollen muss. Ärgerlich ist dabei, dass der Cursor so manche Funktion überspringt, wenn sie im aktuellen Modus nicht einstellbar ist. Man erfährt aber weder, was man dafür ändern muss, noch sind die deaktivierten Funktionen optisch kenntlich gemacht. Im LiveView lassen sich Gitterlinien und ein Histogramm einblenden. Letzteres nützt wenig, da die Kamera über keine Belichtungsvorschau verfügt. Egal welche Zeit-Blendenkombination man im manuellen Modus einstellt, das Livebild bleibt immer gleich hell. Einzig die Benutzung der Belichtungskorrektur zeigt Auswirkungen auf das Histogramm und die Bildhelligkeit im LiveView.
Ausstattung Eine Weitwinkelbrennweite von 22,5 Millimeter (entsprechend Kleinbild) und eine Telebrennweite von 810 Millimeter lassen kaum etwas vermissen. Die gewünschte Brennweite lässt sich dabei äußerst feinfühlig ansteuern. Der Fotograf hat die Wahl, ob er lieber Schnappschüsse in der Automatik aufnehmen möchte, oder ob er selbst Hand an die kreativen Fotoparameter wie Blende und Belichtungszeit sowie ISO-Empfindlichkeit legt. In der Automatik macht die Kamera auf Wunsch alles von alleine, sie erkennt Gesichter, die Motivsituation und Motivbewegungen, wodurch sie sich gut an das Motiv anpassen kann.
Videoaufnahmen lassen sich mit einem Daumendruck auf den separaten Videoauslöser starten. Dabei gönnt sich die Kamera eine kurze Pause, bevor die Aufnahme beginnt. Das optische Zoom bleibt während der Aufnahme genauso aktiv wie der optische Bildstabilisator – allerdings vernimmt man das Zoomgeräusch auf der Stereo-Tonspur. Der Fokus wird im Gegensatz zur Belichtung nicht nachgeführt. Bei stärkeren Belichtungsanpassungen ist auch das Klackern der Blende zu vernehmen. Immerhin erreichen die Videos FullHD-Auflösung. Interessant ist auch die Highspeed-Videofunktion, die sich per Drehschalter am Videoauslöser aktivieren lässt. So kann man schnelle Bewegungen einfangen und später in ruckelfreier Zeitlupe verfolgen.
Das integrierte Blitzgerät muss manuell aufgeklappt werden, worauf die Kamera in der Automatik erforderlichenfalls auch hinweist. Der Blitz springt angenehm hoch auf. Wer möchte, kann Funktionen wie Langzeitsynchronisation oder das Blitzen am Ende der Belichtung nutzen, um kreative Effekte zu erzielen. Erstaunlich gleichmäßig ist die Lichtverteilung trotz des enormen Weitwinkels. Praktisch sind auch die integrierten Panoramafunktionen: In der Automatik kann man auf den Weitwinkel fixiert mit einem Schwenk wahlweise ein 180°- oder ein 360°-Panorama aufnehmen. Wer eine hohe Auflösung, gegebenenfalls andere Brennweite und das Stitchen am PC bevorzugt, findet einen Panoramaassistenten, der den Bildrand der vorigen Aufnahme transparent einblendet, damit man möglichst genau das nächste Bild anstückeln kann.
Bildqualität Die Nikon Coolpix P500 musste sich in unserem DIWA-Testlabor einem ausgedehnten Bildqualitätstest unterziehen, wobei die Messungen mit Hilfe des DxO Analyzer ausgewertet wurden. Wer sich für die ausführlichen Ergebnisse mit allen Diagrammen interessiert, kann gegen ein kleines Entgelt von 1,40 EUR den gesamten Labortest ansehen und als PDF herunter laden (siehe weiterführende Links). Wer auch auf das Testarchiv mit weit über 1.000 Labortests zugreifen möchte, dem sei die Flatrate ab 4,16 EUR monatlich mit komplettem Archivzugriff ans Herz gelegt. Die Erfahrung mit Tests von Superzoomkameras hat gezeigt, dass fast immer dieselben Schwächen auftreten, von denen auch die Nikon Coolpix P500 nicht verschont bleibt. Die Konstruktion solch zoomstarker Objektive geht mit Kompromissen einher. So ist die Auflösung im Telebereich sichtbar schwächer als bei den anderen beiden gemessenen Brennweiten. Aber auch im Weitwinkel ist es mit der Randauflösung nicht weit her. Vor allem die Schwächen im Telebereich werden selbst bei einem etwa 20 mal 30 Zentimeter großen Ausdruck offensichtlich. Auch bei der dem MTF-Diagramm entnommenen Auflösung zeigt sich dieses Verhalten. Außerdem sollte man beachten, dass bei kleineren Blenden als F5,6 schon deutliche Auflösungsverluste aufgrund von Beugungsunschärfe auftreten. Blende 8 ist zwar einstellbar, sollte aber vermieden werden, wenn eine hohe Bildschärfe Priorität hat.
Die Verzeichnung hingegen ist bei allen drei gemessenen Brennweiten nahezu Null, was auf eine elektronische Korrektur zurück zu führen ist, die aber auch ihren Teil zur geringen Randauflösung beiträgt. Bei den chromatischen Aberrationen hingegen greift die Bildaufbereitung nicht ein. Die Farbsäume sind besonders am Teleende sehr ausgeprägt, aber auch im Weitwinkel treten sie vor allem zum Bildrand hin vermehrt auf. Bei mittlerer Brennweite zeigt die P500 ihre beste Leistung. Vignettierung hingegen spielt kaum eine Rolle, auch hier dürfte digital nachgeholfen werden. Beim Rauschen zeigt sich, dass trotz 12 Megapixeln, andere Kameras haben bereits 16, die Grenze zum Guten überschritten ist. Eine gewisse Körnigkeit ist bereits bei ISO 160 auszumachen, auch der Signal-Rauschabstand ist gerade noch im akzeptablen, aber keineswegs im hohen Bereich. Spätestens ab ISO 800 wird das Bild zunehmend verrauscht. Einzig das Farbrauschen hat Nikon durchaus im Griff, so dass sich die Störpixel eher in unterschiedlichen Helligkeiten zeigen.
Der Dynamikumfang erreicht maximal 9,5 Blendenstufen, was zwar akzeptabel ist, aber keineswegs ein hoher Wert, wie ihn wenige andere Kameras durchaus erreichen. Löblich, dass sich dieses Niveau von über 9 Blendenstufen bis ISO 1.600 hält. Bei der Farbneutralität zeigt die P500 trotz neutralem Weißabgleich eine durchaus sichtbare Streuung, die aber im Bereich der Markencharakteristik liegt. Praktisch alle Farbtöne, vor allem die kräftigeren, mit Ausnahme von Grün, zeigen Abweichungen vom Sollwert.
Der Autofokus zeigte sowohl im Testlabor als auch in der Praxis ein durchwachsenes Bild. Im Weitwinkel ist er mit einer Viertel Sekunde inklusive Auslöseverzögerung äußerst rasant, im Telebereich hingegen wird der Autofokus unsicherer und deutlich langsamer, hier genehmigt er sich die dreifache Zeit. Die dreiviertel Sekunde ist aber in Anbetracht der Brennweite von über 800 Millimeter immer noch beachtlich, hier haben andere Kameras in unserem Labor deutlich längere Fokussierzeiten benötigt. Die reine Auslöseverzögerung ist mit 0,02 bis 0,03 Sekunden tadellos. Solche Werte erreicht kaum eine Spiegelreflexkamera. Nutzt man also den halb gedrückten Auslöser, um erst zu fokussierten und dann mit dem Auslösen auf den richtigen Moment zu warten, können gezielte Schnappschüsse problemlos gelingen.
Fazit Mit ihrem 36fach-Zoom hält die Nikon Coolpix P500 einen höchst zweifelhaften Rekord, vor allem wenn man sich die Bildqualität anguckt. Auflösungstechnisch kann das Objektiv nur bei mittlerer Brennweite überzeugen. Warum die Kamerahersteller es gerade im Telebereich so übertreiben müssen, können wohl nur Marketingexperten erklären. Aber auch beim Signal-Rauschabstand und der Körnigkeit des Rauschens muss sich die Coolpix Kritik gefallen lassen. Lässt man jedoch diese messtechnische Prinzipienreiterei beiseite und freut sich an den vielen Funktonen und dem gewaltigen Zoomumfang, so ist die P500 eine Kamera, mit der das Fotografieren Spaß macht. Die Bedienung geht mit Ausnahme einiger Fallstricke leicht von der Hand und das Bildergebnis taugt zumindest für das Familienalbum. Auch beim Filmen sollte man, zugunsten ansehnlicher Videoclips, lieber sparsam mit dem Zoomhebel umgehen und auf den Telebereich nur im Notfall zurück greifen.
Kurzbewertung
- Hoher Ausstattungsumfang gepaart mit guter Ergonomie
- Hoch auflösender, schwenkbarer Bildschirm (dafür umso schlechterer Sucher)
- Sehr großer Zoombereich mit rekordverdächtigem Weitwinkel
- Sich blockierende Funktionen machen Blick ins Handbuch nötig
- Knappe Akkulaufzeit
- Schlecht platziertes Stativgewinde
- Im Telebereich teils träger Autofokus
- Schwache Auflösung im Telebereich sowie im Randbereich bei Weitwinkel
Technische Daten
Modell |
Nikon Coolpix P500 |
Sensor |
CMOS-Sensor 1/2,3" 6,2 x 4,6 mm (Cropfaktor 5,6) 12,8 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.000 x 3.000 (4:3) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 30p |
Objektiv |
23-810 mm / F3,4-5,7 (35,2-fach Zoom) |
Sucher |
elektronischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, mit interner HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
Sensor-Shift (optisch) |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
– |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
max. 10 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/2.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 160 bis 800, manuell ISO 160 bis 3.200 |
Abmessungen |
116 x 84 x 103 mm (B x H x T) |
Gewicht |
494 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/OWSOS (mit Preisvergleich) |