Bridge-Kamera, Kompaktkamera
Testbericht: Nikon Coolpix P7100
2011-09-14 Unser Test der Nikon Coolpix P7000 hatte lange auf sich warten lassen, bei der P7100 hingegen ist digitalkamera.de ganz vorne dabei. Mit der P7100 beschränkt Nikon sich auf Detailverbesserungen gegenüber der P7000. Die Digitalkamera stellt nach wie vor das beste dar, was Nikon im Kompaktkamerasegment anbietet. Dazu gehört ein großes 7,1-fach-Zoom von 28-200 Millimeter, ein 1/1,7-Zoll-Bildsensor mit verhältnismäßig moderaten zehn Megapixeln Auflösung und ein robustes Gehäuse mit vielen Einstellrädchen und Knöpfen, um dem anspruchsvollen Hobbyfotografen Ausflüge ins Menü zu ersparen. Wie sich die Coolpix P7100 in der Praxis und bei der Bildqualität im Labor bewährt, zeigt der digitalkamera.de-Test. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Die Nikon P7100 ist ein wahrer Klotz! Sie wirkt robust und grundsolide gebaut, Gehäusevorder- und Oberseite bestehen aus einer Magnesiumlegierung, die Rückseite dagegen aus Kunststoff. Trotz des kaum ausgeprägten Handgriffs lässt sich die Kamera gut mit der Hand packen und festhalten, die Balance lässt dagegen aufgrund des hohen Gewichts von immerhin 400 Gramm gut halten. Das Gehäuse ist übersät mit Bedienelementen, die auf den ersten Blick verwirren mögen. Der ambitionierte Hobbyfotograf hingegen wird sich daran erfreuen, lassen sich die wichtigen fotografischen Einstellungen doch direkt tätigen. Programmwählrad mit eigenen Speichern, Belichtungskorrekturrad, hinteres und vorderes Einstellrad und ein Funktionsrad mit Knopf lassen das Herz eines Technik-Geeks höher schlagen. Einzig das vorderen Einstellrads ist ungewöhnlich wie gewöhnungsbedürftig platziert. Es ist tatsächlich am sinnvollsten, den Zeigefinger auf dem Auslöser und Zoomhebel zu platzieren, während der Mittelfinger auf dem vorderen Einstellrad ruht und dieses auch bedient. Die verbliebenen zwei Finger haben darunter genügend Platz und der Daumen findet auf der Rückseite eine Haltemulde. Handgriff und eben diese Mulde sind gummiert, das allerdings etwas zu glatt.
Auf der Kameraunterseite hat Nikon das Metallstativgewinde ungünstig platziert. Es liegt nicht in der optischen Achse und zudem direkt neben dem Akku- und Speicherkartenfach, sodass dieses bei angesetzter Wechselplatte zwangsläufig blockiert wird. Immerhin kann man die Kamera auf dem Stativ auch alternativ per Netzteil mit Strom versorgen. Einen Fernauslöseanschluss gibt es zwar nicht, dafür aber einen Infrarotfernbedienungsempfänger auf der Kameravorderseite. Beim Test der P7000 hatten wir zwar den hoch auflösenden Bildschirm gelobt, aber dessen fest Montage kritisiert. Nikon hat uns gehört und das Display jetzt mit einem Klappscharnier versehen. Zumindest über Kopf und am Boden lässt sich damit bequem fotografieren. Ein Drehgelenk indes fehlt weiterhin.
Fotografen im dieses Jahr besonders sonnenreichen Deutschland monieren stets fehlende optische Sucher an Kameras. Diese Kritik läuft bei der P7100 ins Leere, denn sie hat einen. Allerdings ist er recht klein, so dass man als typischer Meckerdeutscher doch etwas zum Kritisieren findet. Ebenfalls nicht ganz optimal finden wir den Aufklappmechanismus des Blitzes. Denn einerseits muss er manuell betätigt werden, andererseits springt der Blitz gerade einmal so weit hoch, dass das Blitzröhrchen sichtbar wird. Wer professionell blitzen möchte, sollte den TTL-Systemblitzschuh nutzen und einen der kleineren Systemblitze verwenden. Die großen funktionieren zwar auch, passen aber von der Balance nicht ganz so gut zur Kamera.
Ausstattung Den Videomodus muss man ebenfalls per Programmrad aktivieren, eine separate Videotaste zum schnellen Start von Filmaufnahmen besitzt die P7100 nämlich nicht. Die Kamera richtet sich in erster Linien an Fotografen. So erreicht die maximale Videoauflösung mit 1.280 x 720 Pixeln kein FullHD. Dennoch bietet die P7100 mit dem während der Aufnahme nutzbaren optischen Zoom, das per Menü in der Geschwindigkeit videotauglich gezähmt werden kann, dem Mikrofoneingang und dem platzsparenden MP4-Format für Videoaufnahmen durchaus einige moderne Features, die man nicht mehr missen möchte.
Im Fotomodus beherrscht die P7100 beispielsweise die Aufzeichnung von RAW-Bildern im NEF-Format, das auf Wunsch auch parallel zu JPEG. Ärgerlich ist dabei, dass die Kamera während des Speichvorgangs blockiert. Zum Glück fällt diese relativ kurz aus, kann bei spannenden, actionreichen Motiven aber zu lang sein. Serienbilder zeichnet die P7100 auf Wunsch sogar mit Blitz auf, auch Belichtungsreihen sind kein Problem. Selbst die so seltene Intervallfunktion ist im Kameramenü zu finden. Tracking-Autofokus für bewegte Motive, Messfeldvorwahl, verschiedene Arten der Belichtungsmessung, Anpassung der Bildaufbereitung mit dem Picture-Style, eine Gesichtserkennung und vieles mehr hat die P7100 auch zu bieten.
Gegenüber die P7000 hat die P7100 auch an Geschwindigkeit zugelegt. Die Kamera reagiert insgesamt schneller, die Bedienung läuft flüssiger. Am ärgerlichsten kommt einem da tatsächlich die kurze Gedenksekunde beim Bildspeichern vor. Die Auflöseverzögerung ist ebenfalls äußerst kurz, die erreicht 0,01 bis 0,03 Sekunden. Der Autofokus indes ist nicht schneller geworden. Das soll nicht heißen, dass er langsam ist: Mit 0,24 Sekunden im Weitwinkel ist er sogar sehr fix, aber in Telestellung mit halber Lichtstärke verdoppelt sich die Fokussierzeit auf 0,48 Sekunden. In dunkler Umgebung hilft immerhin ein Fokussierlicht den richtigen Schärfepunkt zu finden. Der Fotograf sollte sich also nicht auf den schnellen Autofokus verlassen, sonst ist er bei schwächerem Motivkontrast beziehungsweise in Telestellung des Objektivs verlassen.
Bildqualität Im neuen digitalkamera.de-Testlabor, das als DIWA-Labor Deutschland mit Hilfe der Software DxO Analyzer die Bildqualität testet, musste sich die Nikon Coolpix P7100 beweisen. Der Laborbericht mit detailreichen Diagrammen ist gegen ein kleines Entgelt einzeln oder in einer Flatrate zusammen mit dem gesamten Testarchiv abrufbar (siehe weiterführende Links). Bezogen auf einen Ausdruck im Format 20 x 30 Zentimeter ist die Abbildungsschärfe des Objektivs vom Bildzentrum bis zum Bildrand bei jeder einstellbaren Blende und Brennweite ohne Fehl und Tadel. Schaut man etwas kritischer auf die Auflösungsleistung bei 50 Prozent Kontrast, so offenbaren sich aber doch Unterschiede. Die höchste Auflösung wird bis Blende F4 im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite erreicht, wobei aber die Auflösung im Weitwinkel zum Bildrand hin deutlich fällt. Bei F5,6 und F8 macht sich die Beugung bemerkbar, die absolute Auflösung sinkt, wird aber bis zum Bildrand gleichmäßiger, da hier hier Auflösung kaum durch die Beugung beeinträchtigt wird. Da das Objektiv am Teleende eine geringe Maximallichtstärke von F5,6 aufweist, fällt hier die Auflösung auch etwas bescheidener aus als im Weitwinkel bei Offenblende.
Die Verzeichnung ist ebenfalls offensichtlich. Während sie im Weitwinkel deutlich tonnenförmig ausfällt, ist sie bei mittlerer und langer Brennweite leicht kissenförmig. Man kann das umgehen, indem man die Verzeichnungskorrektur im Menü aktiviert. Vignettierung spielt dagegen praktisch keine Rolle, sie ist im Weitwinkel bei Offenblende zwar am stärksten, doch selbst da kaum auffällig. Bei den chromatischen Aberrationen sieht es schon ganz anders aus. Sie sind zwar im Mittel nicht auffällig, aber im Weitwinkel kann es an den Bildrändern zu durchaus sichtbaren Farbsäumen kommen, die sich auch durch Abblenden nicht beseitigen lassen, sondern im Gegenteil sogar noch zunehmen.
Beim Rauschen macht die Coolpix P7100 vor allem bis ISO 400 eine gute Figur, aber auch ISO 800 sieht so schlecht nicht aus. Farbrauschen unterdrückt die Kamera so effektiv, dass es überhaupt keine Rolle spielt, das Helligkeitsrauschen nimmt hingegen mit zunehmender Empfindlichkeit zu und wird ab ISO 1.600 sichtbar. Korrespondierend dazu sinkt der Signal-Rauschabstand und unterschreitet schon bei ISO 800 den noch akzeptablen Wert von 35 dB. Die Eingangsdynamik ist hingegen bei dieser Empfindlichkeit immer noch gut, der höchste Wert von 10,2 Blendenstufen wird aber bei ISO 100 und 200 erreicht. Ab ISO 1.600 nimmt die Fähigkeit zur Aufzeichnung hoher Kontrastunterschiede spürbar ab, was für eine Kompaktkamera aber nicht verwerflich ist. Schaut man sich die Bilddetails in Abhängigkeit der ISO-Empfindlichkeit an, so zeigt sich bei ISO 100 und 200 eine hohe Detailschärfe, bei ISO 400 hingegen kann man schon einen leichten Detailverlust ausmachen, der aber noch akzeptabel ist. Ab ISO 800 hingegen kann man die Strukturverluste nicht mehr übersehen, ISO 3.200 und 6.400 sollte man eher vermeiden einzustellen.
Die Aufbereitung der Tonwertkurve fällt verhältnismäßig zurückhaltend auf, die P7100 zeigt sich eher professionell neutral abgestimmt. Für knackige Bildergebnisse kann es also nicht schaden, die Mittentonkontraste etwas anzusteilen. Der manuelle Weißabgleich arbeitet sehr genau, die Farbabweichung insgesamt ist im Rahmen, einige Farbtöne im Cyan- und Violettbereich interpretiert die Coolpix dagegen etwas freier und gibt einen bläulicheren Farbton aus oder einen stark gesättigten. Auch hier ist wieder festzustellen, dass die Kamera bis ISO 800 genügend feine Farbabstufungen differenzieren kann, ab ISO 1.600 jedoch gehen viele feine Nuancen verloren. Selbiges gilt für die Helligkeitsstufen.
Fazit Verarbeitung, Ausstattung, Bedienung – hier macht man bei der Nikon Coolpix P7100 wahrlich nichts falsch. Die Kamera bietet alles, was das Fotografenherz begehrt. Nur wer in hoher Qualität filmen möchte, wird vielleicht die FullHD-Auflösung vermissen. Bei der Bildqualität ist und bleibt die P7100 eine Kompaktkamera und stößt damit bei höheren Empfindlichkeiten beziehungsweise geringer werdendem Umgebungslicht schnell an ihre Grenzen, erreicht diese andererseits im Gegensatz zu herkömmlichen Kompaktkameras später. Da tut es schon ein wenig weh, dass Nikon hier kein besonders lichtstarkes Objektiv wie etwa Olympus in der XZ-1 oder Fujifilm in der X10 anbietet, sondern stattdessen auf großen Zoomumfang setzt. Andererseits hat hat der Käufer mit der P7100 eine gute Alternative und kann sich entweder für Lichtstärke bei der Konkurrenz oder Zoomstärke bei der P7100 entscheiden.
Kurzbewertung
- Umfangreiche Ausstattung mit allen Basisfunktionen und vielen Extras
- Hochwertige Verarbeitung
- Bis ISO 400 sehr gute Bildqualität, gut bis ISO 800
- Viele Bedienknöpfe und -Rädchen
- Hoch auflösendes und klappbares Display
- Sehr kleiner optischer Sucher
- Stativgewinde nicht in der optischen Achse
- Kamera blockiert während des Schreibens auf die Speicherkarte
Technische Daten
Modell |
Nikon Coolpix P7100 |
Sensor |
CCD-Sensor 1/1,7" 7,6 x 5,7 mm (Cropfaktor 4,6) 10,4 Megapixel (physikalisch), 10,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.648 x 2.736 (4:3) |
Video (max.) |
1.280 x 720 24p |
Objektiv |
28-200 mm / F2,8-5,6 (7,1-fach Zoom) |
Sucher |
optischer Sucher |
Monitor |
3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Mittenbetonte Integralmessung, Matrix/Mehrfeld-Messung über 256 Felder, Spotmessung, AF-AE-Kopplung |
Belichtungsreihe |
keine Automatik, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
optischer Bildstabilisator |
Eingebauter Blitz |
ja |
Blitzschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt Blitzschuh |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienaufnahmen |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Akkulaufzeit |
keine Angabe |
Speicher |
SD |
Empfindlichkeit |
Automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 6.400 |
Abmessungen |
114 x 77 x 45 mm (B x H x T) |
Gewicht |
395 g (betriebsbereit) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/1BO3U (mit Preisvergleich) |