Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D100
2002-08-29 Lange mussten die Nikon-Anhänger nicht warten: Knapp anderthalb bis zwei Monate nachdem die EOS D60 des Konkurrenten Canon im Handel erhältlich ist, liegt nun auch (seit Anfang Juli) die Nikon D100 in den Läden. Die Wartezeit war sicherlich kurz genug, damit niemand in Versuchung gerät, die Marke zu wechseln. Was treue Nikon-Fans – und solche, die es werden wollen – erwartet, haben wir für diesen Erfahrungsbericht einmal ausprobiert. (Yvan Boeres)
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Der
engere Bildwinkel ist das Erste, an das sich ein Umsteiger aus der analogen
Kleinbildfotografie gewöhnen muss. Ansonsten ist die Umstellung von Kleinbild
auf digital bei der D100 wegen des KB-SLR-typischen Handlings keine größere
Sache. Wer aber von der Kompakt-Digitalkamera-Klasse auf eine digitale
SLR-Kamera wie die D100 aufsteigt, muss sich ziemlich umgewöhnen. Vorbei sind
die Zeiten, in denen man schon vor der Aufnahme auf dem LCD-Sucher das Bild
sehen konnte. Bei der D100 dient der hintere 1,8"-LCD-Farbbildschirm
ausschließlich der Einstellung der Kamerafunktionen und der Wiedergabe der
aufgenommenen Bilder. Wegen der SLR-Architektur mit Schwingspiegel und
Lamellen-Schlitzverschluss kann man ein Live-Histogramm ebenso vergessen. Umso
schlechter man bei einer echten digitalen SLR-Kamera im Voraus die Belichtung
und den Weißabgleich beurteilen kann, desto besser kann man die Schärfe
beurteilen. An Helligkeit und Detailreichtum ist ein richtiger SLR-Sucher nicht
zu überbieten; der Sucher der D100 bietet außerdem eine Sucherbild-Abdeckung von
95 %, eine Dioptrieneinstellung (-2 bis +1 dpt.) und eine Austrittspupille von
20 mm (diese Angabe dürfte besonders Brillenträger interessieren). Ein Blick
durch den Sucher bringt fünf AF-Felder zum Vorschein; das jeweils aktive AF-Feld
wird schwarz hervorgehoben. Im Gegensatz zu Canon geschieht dies aber nur bei
manueller Auswahl des Feldes. Überlässt man der Kameraautomatik die Wahl des
AF-Feldes, zeigt die Kamera einem nicht an, auf welchem Punkt nun die
Scharfeinstellung erfolgt ist. Sehr praktisch hingegen ist die Möglichkeit, über
eine Sonderfunktion einen Gitterrahmen auf der Mattscheibe einzublenden. Das
tröstet zum Teil darüber hinweg, dass die Mattscheiben nicht auswechselbar sind.
Weiter findet man im Sucher visuelle Indikatoren für den Messkreis des
mittenbetonten Bereiches bei der Integralmessung, für die Fokussier-Bestätigung
(der altbekannte "grüne Punkt"), für die Belichtungsmessart, die Verschlusszeit,
die Blende, das Belichtungsprogramm, für die Abweichungen zur kameraseitig
ermittelten Belichtung (über eine Skala), für die Belichtungskorrekturen, den
Bildzähler (inkl. einer Anzeige des verbleibenden Pufferspeichers) und für die
Blitzbereitschaft. Wie jede SLR-Kamera, die etwas auf sich hält, besitzt die
D100 eine Abblendtaste. Ein Druck auf diese Taste schließt die Blende auf den
eingestellten Wert und man kann im Sucher die Schärfentiefe beurteilen. Der
Umgang mit der Abblendtaste will allerdings gelernt sein, da beim Abblenden der
Sucher so abgedunkelt wird, dass es für einen Ungeübten schwer ist, überhaupt
noch etwas im Sucher zu erkennen.
Was
wäre eine SLR-Kamera ohne Blitzschuh? Natürlich besitzt die D100 auch einen. Im
Gegensatz zu den kleinen Schwestern aus der Coolpix-Serie werden bei der D100
sämtliche Blitzfunktionen unterstützt. Die vier elektrischen Kontakte (ein
Mittenkontakt plus drei herstellerspezifische Kontakte) sind also bei der D100
nicht nur da, um "schön auszusehen", sondern haben auch eine Funktion. Neben der
Ansteuerung des Blitzes (D-TTL-Blitzsteuerung) sind das u. a. auch die
motorische Anpassung des Zoomreflektors an die am Objektiv eingestellte
Brennweite und die Zuschaltung des AF-Hilflichtes am Blitzgerät bei schwachen
Lichtverhältnissen bzw. geringem Motivkontrast. Das AF-Hilfslicht funktioniert
übrigens nur dann, wenn der AF-Betriebsmodus auf Einzelbild (S) gestellt ist.
Bei eingestellter Schärfenachführung (C) muss man auf das AF-Hilfslicht
verzichten. Der uns zur Verfügung gestellte Blitz SB-80DX hat noch weitere
Extras, wie z. B. eine drahtlose Blitzsteuerung, eine Pilotlicht-Funktion, einen
Stroboskop-Modus, eine Eigenautomatik (wie bei älteren Blitzgeräten) und eine
eingebaute Spezial-Streuscheibe für Brennweiten ab 14 mm. Stülpt man den
serienmäßig beiliegenden Diffusor auf den Reflektor, erkennt das der Blitz dank
des kleinen Schalters an der Unterseite des Reflektors. Das sind kleine Bonbons,
die der professionelle User zu schätzen weiß. Kein Ersatz für einen externen
Blitz, aber eine Art "Helfer in der Not" ist der eingebaute Miniaturblitz der
D100. Der mit einer von uns gemessenen Leitzahl von 16 bei ISO 200 (was sich mit
der Herstellerangabe von LZ 11 bei ISO 100 genau deckt) versehene Blitz springt
auf Knopfdruck aus seiner "Lauerstellung" im Prismengehäuse heraus. Sowohl der
eingebaute Blitz als auch der externe Blitz lassen sich in der Leistung
wahlweise drosseln oder steigern, können auf manuelle Blitzsteuerung
umgeschaltet werden und synchronisieren auch mit langen Verschlusszeiten. Mit
dem SB-50DX können sogar interner Blitz und externer Blitz gleichzeitig benutzt
werden. Das ist beim SB-80DX wegen seiner konventionellen Bauweise nicht
möglich. Wer eine Studioblitzanlage oder ältere Blitzgeräte an die D100
anschließen will, findet leider keine PC-Synchronbuchse. Diese kann aber in Form
eines 10 Euro-Adapters (gibt es von Hama, Kaiser und anderen Zubehörherstellern)
nachgerüstet werden, indem man einen solchen Adapter auf den Blitzschuh steckt.
Profis sind von solchen Basteleien allerdings meist nicht begeistert. Der
interne als auch der externe Blitz (vorausgesetzt man benutzt einen
Nikon-TTL-kompatiblen Blitz) arbeiten mit Nikons D-TTL-Blitzsteuerung, die auf
eine separate, in fünf Messfeldern eingeteilte, Messzelle für die Blitzmessung
zurückgreift und die Entfernung zum Motiv (sog. 3D-Messung) bei der Berechnung
der korrekten Belichtung mit berücksichtigt. Letzteres setzt allerdings ein
Objektiv der D- oder G-Serie voraus, denn nur die sind in der Lage, diese
Information an die Kamera weiterzuleiten. Diese Konfiguration liefert
Blitzbilder mit einer guten Abstimmung zwischen Blitzlicht und Dauerlicht, aber
mit einer Unterbelichtung des Hauptmotivs.
Die
Neigung der D100, die Bilder knapp zu belichten, fällt bei Blitzbildern noch
stärker als bei Tageslichtfotos auf. Vielleicht behebt ein zukünftiges
Firmware-Update dieses Problem; in der Zwischenzeit kann man sich über die
Blitzbelichtungskorrektur (an der Kamera oder am Blitzgerät) helfen.
Die Nikon D100 verhält und bedient sich wie eine analoge Kleinbild-Kamera.
Eingeschaltet wird die D100 über den Drehkranz rund um den Auslöser. Der
Auslöser ist übrigens mit einem Gewinde für den Anschluss eines mechanischen
Kabelfernauslösers versehen. Eine günstigere und einfachere Methode die Kamera
fern auszulösen, gibt es kaum. In unmittelbarer Nähe des Auslösers findet man
eine Taste für die Blitzfunktionen und eine Taste zur Eingabe von
Belichtungskorrekturen. Das Programm-Wählrad auf der anderen Seite des Gehäuses
ist in zwei Teile eingeteilt. Die eine Hälfte fasst die Belichtungsmodi (P, S,
A, M) zusammen. Die andere Hälfte besitzt Positionen für folgende Einstellungen,
die mit dem Daumen über das Drehrad ausgewählt werden:
- • Empfindlichkeit (ISO 200 bis 1.600 in Drittel-EV und unkalibrierte
ISO 3.200 und ISO 6.400),
- • Weißabgleich (automatisch + 6 Voreinstellungen + manueller Weißabgleich
+ Weißabgleichs-Belichtungsreihen),
- • Bildqualität (3 Auflösungsstufen und 5 Kompressionsstufen bzw.
Dateiformate),
- • AF-Messmodus (manuelle oder automatische Steuerung der Messfelder).
Unterhalb des Programm-Wählrades findet man einen Schiebeschalter zum
Einstellen des Bildfrequenz (Einzelbild, Serienbild, Selbstauslöser). Während
dieser Schiebeschalter durch eine Entriegelungstaste gegen versehentliches
Verstellen geschützt wird, ist es das Programm-Wählrad nicht.
Das
ist umso bedauerlicher, da die einzelnen Positionen des Programm-Wählrades nicht
deutlich genug einrasten. So kommt es nicht selten vor, dass man annimmt,
beispielsweise in der Programmautomatik zu knipsen, während man sich tatsächlich
in der Blendenautomatik oder einem anderen Belichtungsmodus befindet.
Glücklicherweise wird einem im Sucher angezeigt, in welchem Belichtungsprogramm
man sich befindet; ein prüfender Blick auf diese Anzeige sei also bei der D100
wärmstens empfohlen. Unterhalb der Entriegelungstaste für das Objektiv an der
Kameravorderseite findet man einen Schalter zum Einstellen des AF-Betriebsmodus
(Einzelbild, Schärfenachführung, manuelle Fokussierung). An der Kamerarückseite
gibt es zur weiteren Bedienung Knöpfe und Einstellräder für die
Belichtungsmessart (mittenbetonte Integralmessung, Matrixmessung, Spotmessung),
den Belichtungsmesswertspeicher, die Belichtungsreihen-Funktion, die
Blitzbelichtungskorrektur-Funktion und für die Bedienung des LCD-Bildschirmes
bzw. des Kameramenüs. Typisch für Nikon sind die Tastenkombinationen. So kann
man z. B. durch gleichzeitiges und langes (mehr als 2 Sekunden) Drücken der
Blitzbelichtungskorrektur-Taste und der Taste für die Beleuchtung der oberen
LCD-Anzeige ohne Umweg über das Kameramenü die Speicherkarte formatieren. Hält
man die Taste für die Belichtungsreihen-Funktion und die Taste für die
Blitzfunktionen länger als zwei Sekunden gleichzeitig gedrückt, stellt sich die
Kamera wieder auf alle Werkseinstellungen zurück.
Zwei Einstellräder, eines an der Vorderseite des Handgriffes unterhalb des
Auslösers und eines an der Rückseite der Kamera in Daumen-Position, dienen zum
Auswählen der Unterfunktionen bzw. zum Einstellen der Belichtungsparameter.
Je
nach eingestelltem Belichtungsmodus genügt ein Dreh an einem der beiden Räder
(der manuelle Belichtungsmodus benötigt beide separat), um die Verschlusszeit
und/oder die Blende zu variieren. Zur Verfügung stehen Verschlusszeiten von
1/4.000 bis 30 Sekunden (inkl. Bulb-Stellung) sowie verschiedenste Blenden, die
vom montierten Objektiv abhängen – jeweils in drittel oder halben Blendenstufen.
Im Gegensatz zu Kompakt-Digitalkameras, die mit einem Zentralverschluss versehen
sind, besitzt die D100 (wie so ziemlich jede SLR-Kamera) einen
Schlitzverschluss. Demnach gibt es bei der D100 eine Blitzsynchronzeit von
1/180 Sekunde, die zwar länger (z. B. 1/60 s), aber nicht kürzer (z. B. 1/200 s)
ausfallen darf. Leider unterstützt die D100 nicht die Highspeed- bzw.
FP-Blitzsynchronisations-Funktion einiger Blitzgeräte. Wer die D100 auf einem
der automatischen oder semi-automatischen Belichtungsmodi belässt, darf in den
meisten Fällen mit tadellos belichteten Bildern rechnen. Die 3D-Matrixzelle mit
10 einzelnen Messfeldern lässt sich kaum beirren. Allerdings belichtet die D100
etwas knapp (eine halbe bis eine ganze Blendenstufe). Das ist vermutlich so
gewollt, da Digitalkameras wegen ihres geringen Belichtungsspielraums bzw.
Kontrastumfangs (vergleichbar mit dem eines Dia-Filmes) dazu neigen, die Lichter
zu überstrahlen. Durch die bewusste Unterbelichtung geht man sicher, dass noch
Details in den Lichtern zu erkennen sind; die restlichen Bildteile lassen sich
bei Bedarf später immer noch über ein Bildverarbeitungsprogramm aufhellen.
Ansonsten ist auch nichts an den Bildern auszusetzen. Die Nikon D100 ist die
Einzige von den neuen 3.000 EUR-SLR-Kameras, die einen konventionellen
CCD-Bildwandler besitzt. Canon setzt bei der EOS D60 auf CMOS-Technik, Fujifilm
bei der FinePix S2 Pro auf das hauseigene SuperCCD-Rezept und Sigma bei der SD-9
auf den – fast schon mythischen – Foveon-X9-Sensor. Nichtsdestotrotz liefert der
CCD der D100 erstklassige Bilder. Sowohl von der Belichtung als auch vom
Rauschen, Auflösungsvermögen, Blooming und von der Farbtreue her. Die direkten
Konkurrenten von Canon und Fujifilm (und vermutlich auch Sigma) sind noch ein
Quäntchen besser; allerdings bewegt sich das im kaum noch wahrnehmbaren Bereich.
Die Bildqualität der D100 übertrifft jedenfalls die aller
Consumer-Digitalkameras (die heute auch schon sehr gut sind) und die 6,31
Megapixel brauchen sich wirklich nicht hinter anderen Kameras zu verstecken. Die
ausgezeichnete Bildqualität realisiert die Kamera sogar bei hohen
Empfindlichkeiten. In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, dass die
niedrigste Empfindlichkeit der D100 nicht wie üblich mit ISO 100, sondern mit
ISO 200 startet. Bis ISO 800 hält sich das Bildrauschen – dank exzellenter
Rauschunterdrückungsalgorithmen – sehr in Grenzen. Ab ISO 1.600 wird es etwas
mehr und nicht umsonst hat Nikon die Stufen von ISO 3.200 und ISO 6.400 als
"unkalibriert" eingestuft. Gegen einen anderen "lästigen Gesellen", nämlich den
Staub auf dem CCD-Sensor, hilft nur ein regelmäßiger Putz des CCDs.
Bei
entsprechend eingeschalteter Funktion und angeschlossenem Netzteil klappt die
D100 den Spiegel hoch und man bekommt Zugang zum CCD bzw. dessen voran gesetzten
Tiefpass-Filter. Mit einem Blasebalg bzw. Staubpinsel kann man dann dem Staub
den Garaus machen.
Die Bilder, die die D100 liefert, mögen eventuell nicht jedem gefallen. Neben
der bereits erwähnten Tatsache, dass die D100 etwas knapp belichtet, mag die
Bildschärfe manchem zu "weich" vorkommen. Das ist typisch für eine Kamera mit
professionellen Ansprüchen, deren Entwickler davon ausgehen, dass die Bilder
später sowieso noch nachbearbeitet werden. Wer dennoch seine D100 "scharf
machen" möchte, findet im Kameramenü eine entsprechende Funktion zur Einstellung
der kamerainternen Scharfzeichnung. Sonstige Feineinstellungen bzw.
Möglichkeiten, das Bildresultat dem eigenen Geschmack anzupassen, gibt es für
den Bildkontrast, die Farbsättigung, die Belichtung (über
Belichtungskorrekturen, automatische Belichtungsreihen usw.), den Weißabgleich
und den Farbraum. Letzteres ermöglicht dem D100-Besitzer, sich für den sRGB-I-,
AdobeRGB- oder SRGB-II-Farbraum zu entscheiden. Während sRGB-I auf Betonung der
Hauttöne und sRGB-II auf Betonung der Blau- und Grüntöne (für Landschaftsbilder)
ausgelegt sind, ist der AdobeRGB-Farbraum immer dann erste Wahl, wenn die Bilder
unbearbeitet den Weg zu einer Druckerei bzw. einem Prepress-Betrieb antreten. Wer sich nicht
auf eine typische Kameraeinstellung festlegen kann, hat die Möglichkeit, die
oben genannten Bildparameter in zwei verschiedenen Speichern für
Benutzereinstellungen festzuhalten. Und wer lieber "jungfräuliche" Bilder
aufnehmen möchte, die anschließend den "Feinschliff" auf dem PC bekommen, nimmt
die Bilder am besten im RAW/NEF-Format auf.
Egal, ob und wie man die D100 parametriert: Ist die D100 so eingestellt, dass
man Bilder nach seinem Geschmack bekommt, hat man nur die halbe Arbeit
geleistet. Viel wichtiger ist es, den richtigen Augenblick mit der Kamera
einzufangen. Und da hilft einem eine schnelle Kamera schon sehr. Eine
Vorraussetzung für gute Schnappschüsse ist eine kurze Einschalt- bzw.
Bereitschaftszeit. Die D100 ist innerhalb von ca. 1,6 Sekunden betriebsbereit;
der Wert kann, je nach verwendeter Speicherkarte, unterschiedlich lang/kurz
ausfallen. Auch die Auslöseverzögerung fällt angenehm kurz aus: Sie beträgt
gerade mal 0,1 Sekunden. Rechnet man die Fokussierzeit von durchschnittlich 0,5
Sekunden dazu, kommt man auf eine gesamte Verzögerung von 0,6 Sekunden.
Wie
man sieht, ist der Autofokus extrem schnell – und das, obwohl unsere
Testaufnahmen in Innenräumen gemacht wurden. Das hat man zwei Tatsachen zu
verdanken: zum einen der Empfindlichkeit des MultiCAM-900-AF-Sensors, der
bereits bei -1 IL anspricht. Dieser AF-Sensor ist vom MultiCAM-1300-Sensor der
F5 bzw. seines digitalen Widersachers D1 abgeleitet und verrichtet bereits in
der analogen F80 und F65 gute Dienste. Zum anderen ist die AF-Geschwindigkeit
auch auf die Silent Wave-Technik unseres Test-Objektives zurückzuführen. Nicht
alle Nikon-Objektive sind mit solchen Ultraschall-Fokussiermotoren ausgestattet,
die Verwendung eines AF-Nikkors mit konventionellem Fokussierantrieb dürfte der
AF-Geschwindigkeit also leicht abträglich sein. Im Gegensatz zur direkten
Konkurrentin von Canon, der EOS D60, kann die D100 auch auf exzentrierte Motive
scharf stellen, wenn man Bilder im Hochformat aufnimmt. Denn zu dem mittleren,
dem rechten und dem linken AF-Feld gesellen sich noch ein oberes und unteres
AF-Feld. Die Wahl des AF-Feldes erfolgt – wie schon am Anfang dieses Berichtes
erwähnt – sowohl automatisch als auch manuell. Automatisch scharf gestellt wird
entweder jedes Mal in dem Moment, in dem der Auslöser halb nieder oder
kontinuierlich gedrückt wird . Sollten das Licht bzw. die Motivkontraste so
schwach werden, dass selbst die exzellente Empfindlichkeit des
MultiCAM-900-Sensors nicht mehr ausreicht, leuchtet an der D100 das weiß-grelle
AF-Hilfslicht auf, das auch den Zweck einer Roten-Augen-Korrekturlampe erfüllt.
Bei aufgesetztem Zusatzblitz bedient sich die D100 des wesentlich diskreteren,
roten AF-Hilfslichtes des Blitzgerätes.
Die D100 ist nicht nur in der Lage, einen Schnappschuss als Einzelbild
festzuhalten, sondern auch ganze Bildserien. Der großzügig dimensionierte
Pufferspeicher und dessen ausgeklügelte Verwaltung sorgen dafür, dass der
Auslöser unmittelbar nach der Aufnahme wieder frei ist – egal ob man sich im
Einzelbild- oder Serienbildmodus befindet. Im Serienbildmodus vermag die D100,
Nikon zufolge, bis zu drei Bilder pro Sekunde aufnehmen. Dies ist aber ein Wert,
den man nur unter Idealbedingungen erreicht. Wir brachten es aber immerhin ohne
weiteres fertig, die D100 mit 2,7 Bilder pro Sekunde "rattern" zu lassen. Eine
maximale Anzahl der Bilder in Folge im Serienbildmodus gibt es theoretisch
nicht. Sobald wieder genügend Platz im Pufferspeicher für ein weiteres Bild
vorhanden ist, gibt die D100 den Auslöser wieder frei. Sehr gut durchdacht ist
die Anzeige des verbleibenden Pufferspeichers im Sucher und auf der LCD-Anzeige.
Sobald man den Auslöser antippt, erhält man eine Schätzung für wie viele Bilder
mindestens Platz im Pufferspeicher ist. Dabei geht die Kamera immer von der
kleinstmöglichen Bildanzahl aus; böse Überraschungen gibt es also keine. Bei
höchster Auflösung und im JPEG-Format blockierte bei uns der Auslöser nach fünf
bis sieben Bildern in Folge. Bis die Kamera wegen erschöpfter Batterien den
Dienst verweigert, dauert es dagegen schon wesentlich länger. Da bei digitalen
Spiegelreflexkameras der größte Stromverbraucher, nämlich der
LCD-Farbbildschirm, im Aufnahmemodus nicht in Betrieb ist und die
Brennweitenverstellung nicht elektrisch, sondern manuell über einen Drehring
erfolgt, begnügen sich die digitalen SLRs mit verhältnismäßig wenig Energie. Und
davon hat der Lithiumionen-Akku der D100 sogar eine ganze Menge zu bieten. Der
in Form und Größe sehr stark an Canon BP- und Panasonic/Leica-Akkus erinnernde
Akku EN-EL3 hat eine Spannung von 7,4 V bei 1.400 mAh. Das ergibt satte 10,4 Wh
oder – in Bildern ausgedrückt – mindestens 600 Bilder. Bei schonendem Umgang mit
dem LCD-Farbbildschirm und dem eingebauten Blitz dürfte man ohne weiteres auf
mindestens 800 Bilder kommen. Danach bedarf es nur zirka zwei Stunden am
mitgelieferten MH-18-Schnellladegerät, um den Akku wieder voll aufzuladen.
Gleich die doppelte Anzahl an Bildern erzielt man, wenn man sich den optionalen
Batteriegriff MB-D100 zulegt. Dieser sorgt nicht nur dafür, dass die D100 noch
besser in der Hand liegt und professioneller aussieht, sondern nimmt gleich zwei
EN-EL3-Akkus oder alternativ sechs Mignon-Akkus auf.
Zudem
hat der Zusatzgriff alles, um die Kamera komfortabel im Hochformat bedienen zu
können: einen Hochformat-Auslöser, eine AF-Speichertaste sowie zwei zusätzliche
Einstellräder. Ein Mikrofon und ein Lautsprecher am MB-D100 erweitert die D100
um die Möglichkeit, Sprachnotizen aufzunehmen und ein 10-poliger
Spezielanschluss ermöglicht den Anschluss eines Fernauslösers oder anderer
externe Steuergeräte – dies alles wie gesagt nicht an der Kamera selbst, sondern
am optionalen, rund 400 EUR teuren, Batteriegriff MB-D100. Die Kamera selbst
bietet an Schnittstellen lediglich einen umschaltbaren PAL/NTSC-Videoausgang,
einen Netzteil-Anschluss und eine USB-Schnittstelle. Wie schon bei der Canon EOS D60
müssen wir auch hier die Wahl von Nikon für eine simple USB-Schnittstelle
kritisieren. Auch wenn die meisten D100-Besitzer sowieso auf ein externes
Kartenlaufwerk zurückgreifen werden, sollte die D100 auch ohne Zubehör in der
Lage sein, die 6-Megapixel-Dateien, die immerhin zwischen 2,4 und 17 MByte (JPEG-Fine;
TIFF) "wiegen", einigermaßen schnell auf die Festplatte zu schaufeln. Da dauert
das Übertragen von z. B. 30 Bildern im RAW/NEF-Format (mit durchschnittlich
9,3 MByte pro Bild im Mittelfeld zwischen TIFF und JPEG) über die
USB-Schnittstelle bereits über drei Minuten. Für einen "rasenden Reporter"
vielleicht nicht schnell genug. Zumindest USB 2.0 Hi Speed oder Firewire (wie
bei der Fujifilm FinePix S2 Pro) sollte es bei einer 3.000 EUR-Kamera wie der
D100 schon sein. Davon abgesehen, gibt es an der D100 sonst aber kaum noch etwas
was zu kritisieren.
Fazit: Sowohl die knappe Belichtung als auch die relativ langsame USB 1.1-Schnittstelle
und andere, in diesem Erfahrungsbericht hervorgehobenen, Kritikpunkte lassen
sich auch mit ein bisschen Grips, Geduld und/oder Zubehöraufwand verschmerzen.
Die Nikon D100 ist also ohne Einschränkung eine Empfehlung wert. Das gilt
besonders für diejenigen, die bereits hochwertige Nikon-Objektive neuerer Bauart
besitzen und diese – unter Berücksichtigung des Brennweitenverlängerungsfaktors
– weiter benutzen möchten. Wer schnell bewegte Motive fotografiert, wird sich
ebenfalls zur D100 hingezogen fühlen; auch wenn der Abstand zwischen
Kompakt-Digitalkameras und digitalen Spiegelreflexkameras mit der letzten
All-in-One-Generation bei den Kompaktkameras (Minolta Dimage 7i, Fujifilm
FinePix S602 Zoom) in puncto AF-Geschwindigkeit und Auslöseverzögerung nicht
mehr so eklatant groß ist. Mit netten Extras wie dem Gewinde für einen
mechanischen Fernauslöser, dem mitgelieferten, aufsteckbaren Display-Schutz oder
dem im Sucher einblendbaren Gitternetz zeigt sich die D100 absolut
praxistauglich und ist eine der vielseitigsten und interessantesten digitalen
Spiegelreflexkameras auf dem Markt.
Kurzbewertung
Technische Daten
Modell |
Nikon D100 |
Sensor |
CCD APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 6,1 Megapixel (physikalisch), 6,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
3.008 x 2.000 (3:2) |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, Dioptrienausgleich -2,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
1,8", 0,118 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (10 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 2 Aufnahmen (1/3-1 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
Serienbildfunktion |
ja |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I, Type II), Microdrive |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 1.600, manuell ISO 200 bis 1.600 |
Abmessungen |
116 x 144 x 81 mm (B x H x T) |
Gewicht |
730 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/RT50D (mit Preisvergleich) |