Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D300S
2009-10-22 Die Nikon D300S ist das APS-C-"Arbeitstier" im Nikon-Programm und gleichzeitig auch das Spitzenmodell mit DX-Sensor. Die Unterschiede zur D300 sind überschaubar und vor allem technischer Natur bzw. im Funktionsumfang zu finden, wie etwa die Videofunktion oder der CF-SD-Doppelkartenschacht. Bei den Kunden ist die D300 bzw. D300S sehr beliebt und genießt auch bei Fotografen anderer Marken einen guten Ruf. Ob die D300S diesem wirklich gerecht werden kann und auf ganzer Linie überzeugt, zeigt der ausführliche digitalkamera.de-Test. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung Solide und schwer ist der erste Eindruck, wenn man die D300S in die Hand nimmt. Ihr großes Gehäuse mit ausgeprägtem Handgriff ist ein Handschmeichler – zumindest für mittlere und größere Hände. Auch das Gewicht von fast einem Kilogramm (ohne Objektiv versteht sich) trägt zu dem robusten Eindruck mit bei – wahrlich nichts für zierliche Hände oder einen schwachen Bizeps. Das Gehäuse besteht größtenteils aus einer Magnesiumlegierung sowie Kunststoff, aus dem Blitz und Klappen gefertigt sind. Wo es nötig ist, hat Nikon großzügig Gummi in genarbter Optik aufgebracht, was der Kamera die nötige Griffigkeit verleiht. Das gesamte Kameragehäuse ist mit Dichtungen versehen, die das empfindliche Innere vor Feuchtigkeit, Staub und Dreck schützen sollen. Bei einem Regenschauer oder Gischt am Meer braucht man also – ein abgedichtetes Objektiv vorausgesetzt – nicht gleich einpacken. Eben so, wie man es von einem "Werkzeug" erwartet. Ob das Objektiv gedichtet ist, kann man feststellen, indem man sich das Objektivbajonett ansieht. Ist dort ein Gummiring, ist auch das Objektiv gedichtet – so wie etwa das im Test verwendete 17-55 mm 1:2,8G.
Entsprechende Dichtungen finden sich auch am Akku- sowie Speicherkartenfach wieder, die anderen Schutzkappen sind sowieso aus Gummi. Die D300S verfügt mit HDMI, USB, AV, Mikrofon (3,5 mm Klinke), DC-Eingang, Blitzsynchronbuchse und Multifunktionsschnittstelle (u. a. für GPS und Kabelauslöser) über eine reichhaltige Schnittstellenausstattung. Das Speicherkartenfach hat gleich zwei Steckplätze, einen für CompactFlash Typ I und einen für SDHC-Karten, wobei die Umschaltung über das Menü erfolgt und man bestimmen kann, ob die Karten nacheinander gefüllt werden oder z. B. RAW und JPEG getrennt oder eine Sicherheitskopie auf der zweiten Karte abgelegt wird. Das Akkufach ist über den Gehäuseboden zu öffnen. Durch die Größe der Kamera ist die Entnahme auch bei montierter Stativwechselplatte problemlos möglich. Das Stativgewinde selbst ist aus Metall und in der optischen Achse. Der Akku vom Typ EN-EL3e hat eine Spannung von 7,4 V und eine Kapazität von 1.500 mAh, womit eine Energie von 12 Wh gespeichert werden kann. Damit sind rund 1.000 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren, d. h. mit Blitz bei jeder zweiten Aufnahme, möglich. Wem die Akkukapazität nicht reicht (oder die Kamera noch zu klein und leicht ist), kann den separat erhältlichen Batteriegriff anschrauben, wobei ein Akku in der Kamera verbleibt, ein weiterer im Batteriegriff. Stattdessen können über einen Schlitten aber auch 6 AA/Mignon-Batterien oder Akkus eingesetzt werden, was dem Fotografen eine größere Flexibilität auf Reisen in abgelegene Gebiete beschert. Im Gegensatz zur Kamera ist der Batteriegriff nur sehr spärlich mit Bedienelementen, wie zwei Bedienrädern, dem Auslöser, einer AF-Taste sowie einem eher schlecht bedienbaren Multifunktionswähler, ausgestattet.
Die vielen Bedienelemente sind über die gesamte Kamera verteilt und machen deutlich, dass die D300S für Experten gemacht ist, die viele Funktionen möglichst schnell und ohne Menüorgien einstellen möchten. Der Anfänger wird hier hingegen erst einmal überfordert sein. Die D300S benötigt – wie andere Geräte der gehobenen Klasse auch – einiges an Einarbeitungszeit, was nicht zuletzt auch einigen kryptischen Bezeichnungen geschuldet ist. Am deutlichsten wird das am Rad rechts neben dem Blitz/Sucherbuckel. Es ist mit den Zeichen "S", "CL", "CH", "Q", dem Symbol für den Selbstauslösermodus sowie "Mup" bezeichnet. Verstellt wird hier der Auslösemodus, also "S" wie Single (Einzelbild, der Normalmodus), "CH" für schnelle Serienbilder, "CL" für langsame Serienbilder, "Q" für den leisen Auslösemodus, bei dem der Spiegel erst nach dem Loslassen des Auslösers zurück schwingt, dem Selbstauslöser sowie der Spiegelvorauslösung. Ein klassisches Programmwahlrad gibt es nicht, stattdessen wird über eine Mode-Taste zusammen mit dem Daumenrad das Programm eingestellt und auf dem Infodisplay sowie im Sucher angezeigt. Motivprogramme sucht man vergeblich – die gehören einfach nicht in eine solche Kamera. Die Zweifingerakrobatik zieht sich durch die Einstellmöglichkeiten mit Direktwahltasten durch, wobei bei manchen Funktionen das vordere und hintere Bedienrad unterschiedliche Parameter ein und derselben Funktion verstellen (z. B. beim Weißabgleich oder der Dateiqualitätseinstellung).
Neben dem oberen, beleuchtbaren Informationspanel spielt der Monitor eine wichtige Rolle bei der Einstellung der Kamera, jedenfalls spätestens dann, wenn es an die Menüs und umfangreichen Individualfunktionen geht. Denn es gibt fast nichts, was man bei der D300S nicht einstellen könnte. Der Bildschirm ist fest verbaut und misst 3" (7,6 cm) in der Diagonale, die Auflösung beträgt feine 920.000 Bildpunkte, was VGA (640 x 480 Pixel) entspricht. Statt einer kratzfesten Beschichtung (wie beispielsweise bei der Pentax K-7) verfügt die D300S über eine Halterung für einen Kunststoff-Monitorschutz. Einer gehört zum Lieferumfang und kann, wenn zu sehr verkratzt, einzeln nachgekauft werden. Die ansonsten brillante und tadellose Bildqualität leidet durch die "Doppelscheibe" minimal, die Spiegelungen sind leicht verstärkt, und es gibt mehr Schichten, auf denen sich lästiger Staub festsetzen kann.
Die Kameramenüs sind durch die schiere Einstellungsvielfalt etwas unübersichtlich, aber gut ablesbar. Dank Favoritenmenü kommt man schnell an häufig verwendete Funktionen. Etwas verwirrend ist, dass einige Funktionen über die mittlere Taste des Multifunktionswählers bestätigt werden können, andere, wie etwa das Formatieren der Speicherkarte, explizit die Betätigung der OK-Taste links vom Bildschirm benötigen. Der Multifunktionswähler selbst ist der wohl größte Schwachpunkt in der Ergonomie: Er ist sehr schwammig und hat weite Verstellwege, bevor der dann knackige Druckpunkt erreicht wird.
Der optische Spiegelreflexsucher ist makellos. Dank Pentaprisma, 100 % Bildfeldabdeckung und 0,94facher Vergrößerung ist er – für eine APS-C-Kamera – sehr bequem zu verwenden. Einzig die etwas schwache Dioptrienkorrektur könnte man bemängeln, aber auch mit Brille ist der Sucher noch ganz gut verwendbar. Ein Gitternetz lässt sich einblenden und sieht so aus, als wäre es auf der Sucherscheibe eingraviert. Die 51 Autofokusfelder leuchten im Sucher bei Aktivierung auf, und unterhalb des Sucherbildes werden wichtige Aufnahmeinformationen eingeblendet, so dass man die Kamera teils "am Auge" bedienen kann. Statt des Suchers kann auch der Bildschirm verwendet werden, sofern man LiveView über die separate Taste aktiviert. Bei dem Kameragewicht ist das für Freihandaufnahmen allerdings weniger zu empfehlen. Dank Fokussierlupe und Kontrastautofokus kann sich dieser Modus aber in bestimmten Situationen als sehr nützlich erweisen.
Ausstattung Es gibt praktisch nichts, was man an der D300S nicht individuell konfigurieren kann. Seien es ein Favoritenmenü oder die Belegung diverser Bedienelemente bis hin zu bestimmten Kamerafunktionen wie etwa der Blitzsynchronzeit. Eine Einstellung dient z. B. der "langsamen" Serienbildgeschwindigkeit. Nicht immer sind 7 Bilder/s (bzw. 8 Bilder/s mit Batteriegriff) erwünscht. Jede kleinere Zahl kann eingestellt werden. Auch Videos zeichnet die D300S auf. Dabei kommt allerdings lediglich das Format AVI Motion-JPEG zum Einsatz, und die Bildwiederholrate ist auf 24 Bilder/s festgenagelt. Die maximale Auflösung beträgt 1.280 x 720 Pixel, also die "kleine" HD-Auflösung. Schaltet man auf 640 x 424 oder 320 x 216 um, bekommt man 3:2-Videos statt 16:9. Dank großem Sensor und einer umfangreichen Auswahl an lichtstarken Objektiven kann man als "Filmer" trotzdem sehr kreativ mit der Kamera werden, denn mit gewählter Schärfentiefe lassen sich optische Akzente setzen, die nur Profivideokameras bieten. Dabei sollte man aber auf den Punkt manuell fokussieren können. Ein kontinuierlicher Autofokus steht während der Aufnahme nicht zur Verfügung. Man kann allerdings auf Knopfdruck während der Aufnahme fokussieren, sofern der Live-Autofokus auf Stativbetrieb steht. Das eingebaute Mono-Mikrofon ist nur ein Notbehelf, über die 3,5mm-Klinkenbuchse kann der Ton extern in besserer Qualität und vor allem in Stereo eingefangen werden. Immerhin bietet das Videomenü die Einstellung des Eingangspegels in drei Stufen plus Automatik plus Stummschaltung an.
Der eingebaute Blitz der D300S muss manuell aufgeklappt werden und bietet mit Ausnahme von manuellen Leistungsstufen alle Einstellungen, die man von einem Gerät dieser Klasse erwarten kann. D. h. eine Langzeitsynchronisation, Blitzzündung auf den ersten oder zweiten Verschlussvorhang, einen Vorblitz gegen rote Augen sowie eine asymmetrische Blitzbelichtungskorrektur im Bereich von -3 bis +1 EV. Eine Blitzautomatik gibt es dagegen nicht; ist der Blitz offen, zündet er auch immer. Nicht nur Studioblitze lassen sich über die Synchronbuchse anschließen, auch Systemblitzgeräte finden auf dem Standardsteckschuh Platz. Diese lassen sich aber auch drahtlos über den internen Blitz – selbstverständlich mit TTL-Messung – auslösen. Kanal und Blitzgruppe sind dabei kinderleicht einstellbar, und so lassen sich die externen Blitze auch in der Lichtleistung gewichten. Mit einer gemessenen Leitzahl von 14,5 hat schon der interne Blitz verhältnismäßig viel "Wumms". Die Blitzleistung wird dabei perfekt dosiert und mit dem Umgebungslicht abgestimmt.
Der normale Empfindlichkeitsbereich der D300S reicht von ISO 200 bis 3.200 und ist in 1/3-EV-Stufen verstellbar, auch der Arbeitsbereich der Automatik lässt sich in diesen Grenzen festlegen. Typisch für Nikon ist aber die Bereichserweiterung mit "L" und H", womit ISO-Äquivalente von 100 (L 0,3) bis 6.400 (H 2,0) erreicht werden. Wie stark die Rauschreduzierung eingreift, ist genauso einstellbar die die Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen. Um die Durchzeichnung in Schatten zu erhöhen, setzt die D300S das Nikon Active D-Lighting ein, das Schattenpartien digital speziell aufhellt, um Details sichtbar zu machen. Hierbei hat der Fotograf die Wahl, ob er die Stärke einer Automatik überlässt oder er selbst die Leistung in vier Stufen wählt.
Erstaunlich für eine Kamera dieser Klasse sind die vielen Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Das reicht von einem RAW-Konverter über den Beschnitt von Filmen bis hin zum Entfernen roter Augen, einem nachträglichen Farbabgleich, diversen Filtereffekten wie Schwarzweiß und der nachträglichen Ausschnittswahl. Hiermit hat der Fotograf, vor allem auch unter Zuhilfenahme der Kopierfunktion von CF- auf SD-Karte die Möglichkeit, gleich am Aufnahmeort ein paar Fotos zusammen zu stellen, rudimentär zu bearbeiten und bspw. einem Assistenten mitzugeben. Etwas enttäuschend ist hingegen die Speichergeschwindigkeit. Ein separater Test (siehe weiterführende Links) ergab zwar ordentliche Geschwindigkeiten, die verwendeten Speicherkarten wurden aber trotz UDMA bei weitem nicht ausgereizt.
Objektiv Das Nikon-F-Bajonett gibt es seit 1959. Es bietet daher eine große Auswahl an passenden Objektiven, "alte Schätze" können ab 1977 (Einführung der AI-Blendensteuerung) weiter verwendet werden. Man sollte aber bei Neuanschaffungen auf moderne Objektive mit elektronischer Unterstützung und Autofokus setzen, die die Kamera besser ausreizen. Etwas ungewöhnlich ist die Drehrichtung der Objektive zur Verriegelung im Bajonett – genau anders herum, als man es von anderen Herstellern oder Schraubgewinden gewohnt ist. Das F-Bajonett ist das vom Durchmesser her Kleinste am Markt. Das bringt aber nur für Vollformatkameras theoretische Nachteile mit sich, die beim in der D300S verwendeten APS-C-Sensor mit Brennweitenverlängerungsfaktor 1,5 nicht zum Tragen kommen. Dadurch lassen sich an der D300S alle Objektive verwenden, man verliert etwas Weitwinkel, gewinnt aber an Tele.
Das im Test verwendete 17-55 mm 1:2,8G ist speziell auf den kleineren Bildkreis gerechnet (bei Nikon ein so genanntes DX-Objektiv im Gegensatz zum FX-Vollformat) und ergibt einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von rund 26 bis 83 mm. Bei der durchgehenden Lichtstärke von F2,8 ist das ein hervorragendes Standardzoom für Weitwinkel- bis Porträtaufnahmen. Das Objektiv ist äußerst robust, gegen Spritzwasser und Staub geschützt, aber auch sehr schwer. Das einzige, was man an dem Objektiv bemängeln kann, ist der fehlende Bildstabilisator. Fokussiert wird dank Ultraschallmotor leise und präzise, die Fokusgeschwindigkeit ist hingegen mit gemessenen 0,4 bis 0,6 Sekunden nur durchschnittlich.
Satte 51 Fokusmessfelder stehen dem Fotografen zur Auswahl. Sie sind weiträumig über das Bildfeld verteilt und ermöglichen so eine präzise Motivverfolgung. Nikon nimmt dabei auch die Informationen des 1.005-RGB-Pixel-Belichtungsmessers zur Hilfe, um das zu verfolgende Motivdetail genauer anvisieren zu können. So kommt die D300S nicht aus dem Tritt, wenn ein sich bewegendes Objekt mal teilweise vom Vordergrund wie etwa Schilf verdeckt wird und wieder auftaucht. Die Empfindlichkeit des Autofokus erlaubt auch ein Arbeiten bei schummrigen Lichtverhältnissen, ob die Kamera dabei das integrierte grell-weiße Hilfslicht zur Hilfe nimmt, bleibt dabei dem Fotografen überlassen. Diskreter ist da die Verwendung des Rotlichtprojektors von Systemblitzgeräten. Zur präziseren Festlegung des Fokus ist es möglich, den Fokuspunkt auf ein Messfeld oder aber eine Gruppe von Messfeldern festzulegen. Selbstverständlich kann aber auch manuell scharf gestellt werden.
Im LiveView-Betrieb gibt es zwei automatische Fokussiermethoden, zum einen den Stativbetrieb und zum anderen den Quick-AF. Ersterer nutzt eine Kontrastmessung direkt auf dem Sensor. Das ist langsamer, aber präziser und ohne lästiges Runter- und Raufklappen des Spiegels. Denn genau das macht der Quick-AF, der dadurch recht laut ist, aber dafür den schnellen Phasen-Autofokus mit seinen 51 Messfeldern nutzen kann. Spätestens bei der manuellen Fokussierung vom Stativ ist das Livebild eine große Hilfe, denn dank Vergrößerungsfunktion kann pixelgenau auf dem Sensor fokussiert werden. Um Ungenauigkeiten von Objektiven bei Verwendung des Phasen-Autofokus auszugleichen, kann man in der Kamera bis zu 20 Objektive registrieren und individuell korrigieren, die Kamera muss dafür nicht zum Service.
Bildqualität Mit einer Sensorauflösung von rund 12 Megapixeln kann man die D300S schon fast als konservativ bezeichnen, böse Zungen würden sie gar steinzeitlich nennen. Canon, Sony und Pentax bieten da mit 15 bis 18 Megapixeln deutlich höhere Pixeldichten auf APS-C-Sensoren. Aber 12 Megapixel haben auch Vorteile, so werden Objektivschwächen nicht so schnell sichtbar, und das Bildrauschen ist besser unter Kontrolle zu halten. Um die Leistung der D300S objektiv zu ermitteln, wurde sie im DCTau-Testlabor durchgemessen. Damit sind die Ergebnisse mit anderen Systemkameras gut vergleichbar. Wer sich für die Labordiagramme im Detail interessiert, kann das Protokoll über die weiterführenden Links abrufen. Der Preis dafür beträgt 1,40 EUR, wobei Inhaber einer Labortest-Flatrate nichts extra zahlen. Mit der Flatrate besteht auch Zugriff auf weitere Tests mit der D300S, so z. B. mit dem 60mm-Maco und dem 10-24mm-Ultraweitwinkelzoom – aber auch diese Tests sind einzeln für 1,40 EUR einsehbar.
Das 17-55 mm zeigt bei Offenblende einen sichtbaren, aber sanft verlaufenden Randabfall. Die Auflösung ist bei 17 mm insgesamt am höchsten und bei 55 mm am geringsten, abgeblendet auf F5,6 liegen die Brennweiten hingegen bei der Auflösung nahezu gleichauf. Der Gewinn bei 17 mm ist dabei marginal, so dass man dem Objektiv eine hervorragende Auflösungsleistung bei Offenblende attestieren kann. Auch die Randabdunklung ist dort erstaunlich gering, bei 17 mm allerdings in den äußersten Bildecken recht steil zunehmend, weshalb sie dort stärker sichtbar wird als bei längeren Brennweiten. Abgeblendet sinkt die Randabdunklung, aber auch hier zeigen die Messwerte bei 17 mm eine leichte Bildkreisbegrenzung. Die Verzeichnung ist mit 2 % Tonnenform im Weitwinkel noch moderat, bei mittlerer und langer Brennweite hingegen zeigt sich eine rund 1 % starke kissenförmige Verzeichnung. Diese ist auffälliger als die Tonnenform und könnte gerne geringer sein.
Bei der Aufbereitung feiner Bilddetails zeigt sich die D300S ausgewogen. Es treten leichte Artefakte auf, aber lange nicht so stark wie bei Kameras mit aggressiver Abstimmung – ein guter Mittelweg. Die bildbearbeitungsfreundliche Abstimmung (bei JPEG wohlgemerkt) zeigt sich auch bei der Scharfzeichnung, die sehr zurückhaltend agiert und perfekt über dem Helligkeitsbereich verteilt ist. Die Rauschunterdrückung packt da schon deutlich kräftiger zu. Ab ISO 800 und noch mehr bei ISO 3.200 nimmt sie sichtbar zu, so dass vor allem ISO 800 weniger rauscht als ISO 400. Das merkt man aber auch am Verlust der Detailzeichnung, die ab dieser Empfindlichkeit abnimmt. Das Rauschen selbst ist konsequent frei von Farbrauschanteilen, es wirkt dadurch sehr natürlich und dem Filmkorn ähnlich. Dabei werden die tiefsten Schatten besonders stark entrauscht, um den Dynamikbereich zu verbessern. Bis ISO 800 ist dieser gut bei rund 8,5 Blendenstufen, nimmt danach aber kontinuierlich ab. Bei ISO 6.400 ist die Dynamik mit nur noch 7 Blendenstufen schon deutlich eingeschränkt.
Die Tonwertkurve ist wieder professionell abgestimmt, d. h. mit einem neutralen Verlauf vor allem bei den mittleren Bildhelligkeiten. Nur die hellsten Lichter und tiefsten Schatten sind weicher dargestellt, um ein Ausreißen der Lichter bzw. Absaufen der Schatten zu vermindern. Letztere sind allerdings zumindest ab ISO 400 aufwärts etwas zu hell geraten – ein Fall für eine Histogrammkorrektur bzw. das manuelle Setzen eines Schwarzpunkts in der Bildnachbearbeitung. Im JPEG-Modus bietet die D300S drei Komprimierungsstufen. Die erste arbeitet visuell verlustfrei. Die zweite komprimiert nur wenig stärker und liegt dicht an der ersten, die höchste Komprimierungsstufe hingegen reduziert die Bilddaten viel zu stark und ist praktisch unbrauchbar. Nutzt man hingegen RAW, hat man die Wahl zwischen keiner Komprimierung, dann ist eine Bilddatei rund 17 MBytes groß, einer verlustfreien und damit zu bevorzugenden Komprimierung mit 11 MBytes großen Dateien oder einer nicht zu empfehlenden verlustbehafteten Komprimierung. Normalerweise werden die RAW-Bilder mit einer Farbtiefe von 12 Bit pro Farbkanal abgespeichert (bei JPEG sind es nur 8 Bit). Die D300S bietet aber auch 14 Bit für noch feinere Abstufungen. Das kostet allerdings deutlich Geschwindigkeit, 7 bis 8 Bilder/s sind dann nicht mehr möglich. Damit ist 14 Bit nichts für Sport und Action, sondern eher für Landschaften, Architektur und andere Stillleben.
Die Nikon D300S arbeitet mit einer äußerst präzisen Belichtungsmessung auf Profiniveau. Auch Einsteiger können hier kaum etwas verkehrt machen. Beim Weißabgleich muss man da schon etwas mehr aufpassen. Hier ist die Frage, ob man möglichst neutrale Ergebnisse möchte, die man bei Glühlampen- und Kerzenlicht nur per manuellem Abgleich oder einer Weißabgleichsvoreinstellung erreicht, oder ob man lieber einer stimmungserhaltenden Einstellung den Vorzug gibt. Der automatische Abgleich arbeitet jedenfalls im Großen und Ganzen recht neutral, tendiert aber bei Glühlampen- und Kerzenlicht zu einer wärmeren Farbwiedergabe.
Fazit Die Nikon D300S ist ein wahres Arbeitsgerät mit einem Funktionsumfang und Bedienkonzept auf Profiniveau. Wer nur ein wenig knipsen will, liegt bei ihr eindeutig falsch. Hat man sich an die vielen Knöpfe erstmal gewöhnt, weiß man sie zu schätzen. So wie auch die solide Verarbeitung und die eher konservativ abgestimmte Bildaufbereitung. Das führt weniger zu Rekorden bei der Auflösung, sondern zu Bildern, die angenehm aussehen und trotzdem eine gute Basis zur Weiterverarbeitung sind. Eine knackige Bildaufbereitung ist bei Nikon den Einsteigermodellen vorbehalten. Die praktisch zur D300 identische Bildqualität zeigt nur, dass die Ingenieure hier keinen Handlungsbedarf gesehen haben. Gleiches gilt für das unerreichte 51-Feld-AF-Modul und die Belichtungsmessung 3D-Colormatrix II. Hier setzt Nikon Maßstäbe.
Kurzbewertung
- Gute Bildqualität mit konservativer Bildaufbereitung
- Vielfältiges, einfach zu bedienendes Blitzsystem
- Zuverlässige Belichtungsmessung und Autofokus
- Mit vielen Direktwahltasten gewöhnungsbedürftige, aber gute Ergonomie
- Solides, präzise verarbeitetes, spritzwasser- und staubdichtes Gehäuse
- 14 Bit RAW nur bei deutlich verlangsamter Serienbildgeschwindigkeit
- Schwammiges Steuerkreuz
- Speichergeschwindigkeit auf CF und SD weit unter den technischen Möglichkeiten
Technische Daten
Modell |
Nikon D300S |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 13,1 Megapixel (physikalisch), 12,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.288 x 2.848 (3:2) |
Video (max.) |
1.280 x 720 24p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, 19 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.005 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
extern |
Serienbildfunktion |
max. 7,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I) Speicherkartenfach 2: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 3.200, manuell ISO 100 bis 6.400 |
Abmessungen |
147 x 114 x 74 mm (B x H x T) |
Gewicht |
925 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/I1SW5 (mit Preisvergleich) |