Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Nikon D3200

2012-06-19 Derart viele Megapixel fürs Geld wie die Nikon D3200 bietet zur Zeit keine andere DSLR-Kamera. 24 Megapixel löst ihr Sensor auf. Dabei prädestinieren geringes Gehäusegewicht, kompakte Abmessungen aber auch der moderate Preis die D3200 klar als Fotoapparat für Einsteiger. Ob das auch in Sachen Ausstattung und Bedienerfreundlichkeit gilt, musste die D3200 im ausgedehnten Praxiseinsatz zeigen. Zudem sind wir im strengen Labortest der Frage nachgegangen, wie’s der Pixelbolide zum kleinen Preis mit der Bildqualität hält.  (Martin Vieten)

Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]Ergonomie und Verarbeitung "Liebling, ich habe die Nikon geschrumpft", möchte man beim ersten Blickkontakt mit der D3200 rufen – derart zierlich ist der jüngste Spross aus dem Hause Nikon. Und auch in der Hand wirkt die kompakte DSLR nicht unbedingt erwachsen, so leicht fühlt sie sich an. Gerade einmal 770 Gramm drückt die betriebsbereite D3200 auf die Waage – bestückt mit dem Set-Objektiv AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR. Möglich wird dieses Fliegengewicht durch den konsequenten Einsatz von Kunststoff für das Kameragehäuse. Die Verarbeitungsqualität ist ordentlich, nur die Abdeckung der Anschlüsse weckt wenig Vertrauen und ist fummelig zu schließen. Ein schlanker aber weit nach vorne ragender Griff verleiht der Kamera einen recht guten Halt, die Gummierung dürfte jedoch gerne noch rutschfester sein. Von der Unterseite her nimmt der Griff einen Akku vom Typ EN-EL14 auf, dessen Kapazität von 1.030 mAh für rund 540 Aufnahmen reicht (Herstellermessung nach CIPA-Standard). Da die Akkuklappe weit außen liegt, kann der Energiespender auch bei angesetzter Stativplatte gewechselt werden. Das Speicherkartenfach wird von einer Schnellwechselplatte ebenfalls nicht blockiert, es ist von der rechten Gehäuseseite her zugänglich und nimmt SD-, SDHC-, sowie SDXC-Karten auf.

Nikon D3200 [Foto: MediaNord]Beim Blick durch den Sucher zeigt sich, wo Nikon den Rotstift noch angesetzt hat: Die einfache Pentaspiegel-Konstruktion erzeugt ein recht dunkles Sucherbild, das zudem deutlich im Inneren des Sucherschachts zu liegen scheint. Hinzu kommt, dass das Sucherbild recht klein ist. Als Alternative zum Blick durch den optischen Sucher bietet die D3200 die Bildkontrolle via Live-View auf dem Display. Dessen Auflösung hat Nikon im Vergleich zur Vorgängerin auf standesgemäße 921.000 Bildpunkte erhöht, entsprechend scharf und detailreich bildet der große Drei-Zoll-Monitor ab. Schade ist allerdings, dass Nikon das Display fest verbaut hat. Seine Helligkeit lässt sich von Hand in einem weiten Bereich einstellen, eine automatische Anpassung an die Umgebungshelligkeit bietet die D3200 allerdings nicht.

Die Bedienung der jüngsten Nikon-DSLR gibt kaum Rätsel auf. Zur Wahl der Hauptbetriebsarten oder Motivprogramme dient ein üppig bemessenes Einstellrad auf der Oberseite. Für Novizen hält es mit dem "Guide"-Programm einen cleveren Assistenten bereit. Er führt den "Einsteiger" mit klar verständlichen Beispielbildchen und Hilfetesten zu den gewünschten Einstellungen, etwa "Makro" für Nahaufnahmen. Wer bereits etwas mehr Erfahrung Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]aufweisen kann, betreibt den "Guide" im Modus "Fortgeschrittene" und kann dann den wichtigsten Parameter selber wählen – etwa die Blendenzahl zur Steuerung der Schärfentiefe. So lernt man nach und nach die Einstellmöglichkeiten und ihre Auswirkungen auf die Aufnahmen kennen, ohne sich bedingungslos in die Fänge einer der heute so beliebten Überalles-Vollautomatiken begeben zu müssen. 

Aber die D3200 lässt sich auch überaus bequem von Hand konfigurieren: Ein Druck auf die "Info"-Taste oben beim Auslöser bringt eine sehr gut ablesebare Anzeige der aktuellen Parameter aufs Display. Dann noch ein Druck auf die rückwärtige "i"-Taste, und schon lassen sich mit der einfachen Vier-Wege-Wippe alle Einstellmöglichkeiten anwählen und ändern. So wird ein Ausflug in das üppige, aber für Einsteiger etwas unübersichtliche Hauptmenü selten nötig. Eine separate Funktionstaste erlaubt zudem die schnelle Wahl einer ISO-Stufe. Sie kann aber auch mit einer anderen Funktion belegt werden, etwa zur Vorgabe der Bildgröße oder der Wahl einer Weißabgleichvorgabe.

Ausstattung Die D3200 ist keineswegs mit einem überbordenden Funktionsumfang überfrachtet, der insbesondere dem Einsteiger die Wahl der korrekten Einstellungen schnell zur Qual werden ließe. Nikon hat sich vielmehr weitgehend auf sinnvolle Ausstattungsmerkmale beschränkt. So bietet die Kamera lediglich acht Motivprogramme, etwa für "Portrait" oder "Landschaft". Was auf den ersten Blick recht knausrig wirkt, hat sich in der Praxis jedoch gut bewährt – Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]mehr Motivprogramme braucht man wirklich nicht. Natürlich fehlt auch eine Vollautomatik nicht, die je nach Situation selbsttätig das geeignete Motivprogramm wählt. Allerdings wird der Auf- oder Umsteiger von einer Kompaktkamera die eine oder andere Annehmlichkeit bei der D3200 vermissen. So gibt es eine Gesichtserkennung systembedingt nur im Live-View-Modus. Auch Effektprogramme, wie sie derzeit so in Mode sind, verkneift sich die D3200 – bietet indes die Möglichkeit, Aufnahmen nachträglich zu verfremden. Ebenso fehlen ihr die Möglichkeiten, durch Mehrfachaufnahmen besonders rauscharme Fotos aufzunehmen oder HDR-Bilder zu erzeugen. Lediglich die inzwischen etwas betagte D-Lighting-Funktion zur Aufhellung dunkler Tiefen kann die D3200 bieten.

Erfahrene Fotografen werden ebenfalls die eine oder andere Funktion vermissen, wenngleich die D3200 das Wichtigste an Bord hat. So lässt sie sich auf Wunsch als Blenden- oder Zeitautomat betreiben, wahlweise erlaubt sie die manuelle Steuerung der Belichtung. Ebenfalls dabei sind diverse Bildstile wie "Standard", "Brillant" oder "Portrait", die sich zudem sehr fein an die individuellen Vorstellungen des Fotografen anpassen lassen. Eingespart hat Nikon indes bei der D3200 eine Abblendtaste, die Schärfentiefe lässt sich also nicht vorab kontrollieren. Da sich durch diese Sparmaßnahme die Kamera ein paar Cent günstiger produzieren lässt, ist das Fehlen der Abblendtaste vielleicht noch hinnehmbar. Warum die Sparkommissare bei Nikon jedoch auch die Möglichkeit zur Aufnahme von Belichtungsreihen gestrichen haben, bleibt hingegen rätselhaft. Und ärgerlich – Belichtungsreihen bieten nun einmal den beste Versicherungsschutz vor fehlbelichteten Fotos und sind in der HDR-Fotografie nahezu unverzichtbar.

Wie es sich für eine zeitgemäße DSLR-Kamera gehört, nimmt die D3200 auch Filme auf. Dazu muss sie jedoch zunächst in den Live-View-Modus versetzt werden, die Videoaufnahme wird dann mit einer speziellen Taste gestartet. Auf Wunsch erlaubt es die D3200, die Schärfe beim Videodreh automatisch nachzuführen. In der Praxis hat sich dieser Nachführ-AF jedoch als unbrauchbar erwiesen: Der Fokus irrt sekundenlang  hilflos umher, ohne ein Ziel zu finden - auch wenn ein grüner Fokusrahmen das Gegenteil suggeriert. Da ist es angebracht, beim Filmdreh sowie im Live-View-Modus den statischen Autofokus zu verwenden und die Schärfe gegebenenfalls durch Antippen des Auslösers nachzuführen. Dabei geraten Fokussiergeräusche in ruhiger Umgebung deutlich vernehmbar auf die Tonspur. Den Filmton nimmt die Kamera in Mono auf, sie bietet jedoch auch eine Klinkenbuchse zum Anschluss eines externen Mikrofons. Ungewöhnlich für die Preisklasse der D3200: Sie bietet wahlweise die Möglichkeit zur manuellen Aussteuerung des Filmtons. Die D3200 zeichnet bis hinauf zur Full-HD-Auflösung auf, also mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten. Die Framerate beträgt dabei wahlweise 25 oder 24 Vollbilder je Sekunde (bei PAL-Standard). 

Weisen die Aufnahmefunktionen der D3200 einige Lücken auf, so verwöhnt die Kamera den Fotografen im Gegenzug mit sehr weitreichenden Bildbearbeitungsmöglichkeiten. Sie erlaubt es zum Beispiel, Aufnahmen nachträglich zu optimieren aber auch effektvoll zu verfremden. Zudem lassen sich RAW-Fotos direkt in der Kamera entwickeln, Videoaufnahmen können geschnitten werden. Bei der Bildbearbeitung bleibt das Original stets erhalten, die D3200 speichert die bearbeitete Variante der Aufnahme als separate Datei. Dabei bietet sie durchaus anspruchsvolle Funktionen, etwa eine Verzeichnungs- und Perspektivkorrektur. Auch die bei der Aufnahme vermissten Effektprogramme stehen bei der Bildbearbeitung zur Verfügung – so entstehen nachträglich Miniaturlandschaften, Schwarzweiß-Varianten oder Strichzeichnungen. Im Prinzip eine pfiffige Idee, muss man sich doch nicht schon bei der Aufnahme auf einen Effekt festlegen und kann später beliebig viele Varianten seiner Fotos erzeugen.

Sind Serienbildaufnahmen gefordert, etwa von actionreichen Szenen, ist die Nikon D3200 nicht gerade in ihrem Element. Sie nimmt nur rund 4,2 Bilder je Sekunde auf, unabhängig vom Dateiformat. Bei der maximalen Anzahl der Serienbilder spielt es dagegen durchaus eine Rolle, ob in JPEG oder RAW aufgezeichnet wird. Ist JEPG vorgegeben, hält die D3200 das Maximal-Tempo für rund 18 Aufnahmen durch, bevor sie in den gemächlichen Dauerlauf mit 2,4 Bildern pro Sekunde fällt. In RAW ist der Sprint bereits nach elf Bildern beendet und die D3200 nimmt weitere Fotos mit sehr gemütlichen 0,7 Bildern/Sekunde auf. Hinzu kommt, dass auch der Autofokus eher zur gemächlichen Sorte zählt – mehr dazu im folgenden Abschnitt. Ohne Fehl und Tadel sind dagegen die Anschlussmöglichkeiten der D3200. Ob USB, HDMI oder Mikrofon – die Kamera hält für alle wichtigen Geräte die passende Buchse bereit. Ferner dabei ist eine Schnittstelle, die wahlweise den GPS-Empfänger GP-1 oder den brandneuen Funkadapter WU-1a aufnimmt. Letzterer verbindet die Kamera drahtlos mit einem Tablet oder Smartphone und erlaubt via App die Fernsteuerung der D3200.

Objektiv Die D3200 ist derzeit im Kit zusammen mit verschiedenen Objektiven erhältlich. Wir hatten sie mit dem Standardzoom AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR im Test, das bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von ca. 27 bis 83 Millimeter abdeckt. Das Äußere des Objektivs ist inklusive Anschlussbajonett komplett aus Kunststoff gefertigt, der ihm einen etwas klapprigen Eindruck verleiht. Anderseits passt es mit seinem geringen Gewicht von gut 250 Gramm prima zur handlichen D3200. Der Autofokusantrieb ist in das Objektiv integriert, ebenso die Blendensteuerung. Eingespart hat Nikon einen AF-Motor im Gehäuse der D3200, die Kamera kann also nur AF-I- und AF-S-Objektive automatisch scharf stellen. Und dazu nimmt sie sich ungewöhnlich lange Zeit: Mit dem 18-55 mm 1:3,5-5,6G vergingen im Testlabor zwischen 0,55 und 0,68 Sekunden, bis die Kamera fokussiert und ausgelöst hatte – da sind selbst Kompaktkameras bisweilen deutlich schneller. Unerträglich lange dauert das automatische Scharfstellen, wenn die D3200 im Live-View-Modus betrieben wird. Hier genehmigte sie sich fast zwei Sekunden, bis sie das Testchart im Fokus und abgelichtet hatte. In der Praxis fühlt sich der Autofokus zwar flotter an, als die nackten Zahlen aus dem Labor vermitteln, unterm Strich gehört er aber ohne Zweifel eher zur gemächlicheren Sorte. Da ist es nur zu begrüßen, dass sich das Sucherbild beim manuellen Fokussieren im Live-View-Modus ordentlich vergrößern lässt.

Geknausert hat Nikon bei den AF-Feldern der D3200. Sie weist gerade einmal elf AF-Sensoren auf, von denen lediglich der zentrale als empfindlicher Kreuzsensor ausgelegt ist. Im Schummerlicht illuminiert eine grellweiße LED das Motiv, um den Autofokus zu unterstützen. Dieses AF-Hilfslicht ist arg aufdringlich und lässt bei Portraitfotos das Model unwillkürlich die Augen schließen. Verwackelten Aufnahmen wirkt das "Vibration-Reduction"-System entgegen, also ein optischer Bildstabilisator im Objektiv. Er liefert stets ein stabilisiertes Sucherbild, erledigt seine Aufgabe bei Fotoaufnahmen ordentlich, erwies sich aber bei der Videoaufzeichnung bisweilen als etwas träge.

Bildqualität Die Nikon D3200 ist derzeit die günstigste Kamera, die einen Bildsensor mit 24 Megapixeln Auflösung bietet. Freunde schierer Zahlen werden daran ihre helle Freude haben. Praktisch orientierte Fotografen fragen sich indes, ob eine derart hohe Auflösung auf einem Sensor im APS-C-Format in einer günstigen Einsteiger-DSLR vom Schlage einer D3200 überhaupt Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]sinnvoll ist. Wir sind dieser Frage wie stets im ausführlichen Labortest bei digitalkamera.de sowie im ausgedehnten Praxiseinsatz nachgegangen. Im Labor musste sich die Kamera mit dem Objektiv AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR bewähren, in der Praxis gesellte sich dann noch das Telezoom AF-S DX NIKKOR 55-200 mm 1:4-5,6G ED VR hinzu.

Schon die erste Durchsicht der Aufnahmen bringt es ans Licht: Die D3200 geht sehr zurückhaltend mit Helligkeits- und Farbkontrasten um. Entsprechend sanft neigt sich die Tonwertkurve aus dem Testlabor nach unten. Bildbearbeiter wird diese vornehme Zurückhaltung freuen. Wer dagegen direkt aus der Kamera knackige Ergebnisse erwartet, wird von der Bildqualität zunächst enttäuscht sein. Abhilfe schafft indes schnell der Bildstil "Brillant" oder gar eine individuelle Anpassung der "Picture Control"-Einstellungen. Um ausfressende Lichter bei der Kontrastverstärkung zu vermeiden, empfiehlt sich durchaus eine manuelle Korrektur der Belichtung um -0,3 EV oder noch stärker – zumal die D3200 tendenziell zu etwas reichlicher Belichtung neigt. Dass die D3200 sehr zurückhaltend abgestimmt ist, zeigt auch die Messung der Nikon D3200 mit AF-S 18-55 [Foto: MediaNord]Schärfeartefakte. Hier weist das Messdiagramm kaum Ausschläge auf, die JPEG-Aufnahmen mit der Kamera bieten also noch gehöriges Potential zum Nachschärfen.

Wie aber sieht es mit dem Bildrauschen aus? Schließlich drängeln sich mehr als 24 Millionen lichtempfindliche Zellen auf dem Sensor der D3200, entsprechend klein fällt jedes einzelne Sensorelement aus. Messtechnisch bleibt bis etwa ISO 800 alles im grünen Bereich, bei noch höheren ISO-Stufen sinkt der Signal-Rauschabstand unter die kritische Grenze von 35 dB. Doch dieser eine Messwert alleine sagt noch nicht alles über das Rauschverhalten der D3200 aus. Es bleibt nämlich bis hinauf zu hohen ISO 6.400 stets angenehm feinkörnig, lediglich im Rot-Kanal bei höchsten ISO-Stufen mogeln sich etwas grobkörnige Störungen ins Foto. Das ist sicherlich auch ein Verdienst der Rauschunterdrückung, die Nikon vielleicht schon etwas zu kräftig abgestimmt hat. Denn die Texturschärfe geht bereits beginnend ab der niedrigsten Stufe ISO 100 kontinuierlich zurück – ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Nikon D3200 Akkufach und Speicherkartenfach [Foto: MediaNord]Rauschunterdrückung schon recht früh eingreift. So zeigen denn auch parallel aufgenommen RAW-Fotos bei höheren ISO-Stufen mehr Details als ihre JPEG-Pendants – wenn man dafür mehr des visuell nie störenden, feinen Rauschens in Kauf nimmt.

Keinen Anlass zur Kritik aber auch nicht zu Begeisterungsstürmen bietet die Eingangsdynamik der D3200. Die Kamera verarbeitet zwischen ISO 100 und ISO 800 einen Kontrastumfang von rund zehn Blendenstufen – das ist ordentlich aber kein Spitzenwert. Ab ISO 6.400 sinkt der Dynamikumfang auf nur noch 8 EV. Auch die Ausgangsdynamik hängt stark von der ISO-Zahl ab, sie ist bei ISO 100 sehr hoch, nimmt dann aber kontinuierlich ab und unterschreitet bei ISO 1.600 die kritische Grenze von nur noch 128 Tonwertstufen – die Bilder zeigen kaum noch Kontrastdetails und wirken plakativ. Recht genau nimmt es die D3200 hingegen mit der Farbtreue, hier gibt es kaum relevante Abweichungen, die Kamera gibt Nikon-typisch Farben sehr naturgetreu wieder.

Sensorseitig kann sich die Bildqualität der Nikon D3200 also durchaus sehen lassen. Doch schafft es das preisgünstige Setobjektiv, das hohe Potential des 24-Megapixel-Sensors in adäquate Auflösung und Schärfe umzumünzen? Die Auflösungsmessung liefert bestenfalls mittelprächtige Werte, selbst bei Blende F11 kratzt das Objektiv gerade so an der Marke von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm). Viel schwerer aber wiegt, dass die Auflösung bei allen Brennweiten zum Bildrand hin deutlich absinkt. Und auch am langen Teleende vermag das 18-55 nicht die Auflösung zu liefern wie in mittlerer Zoomstellung. Nikon D3200 [Foto: MediaNord]Bei kurzer Brennweite kämpft das Objektiv zudem mit chromatischen Aberrationen, die sich als ausgeprägten Farbsäume im Bild bemerkbar machen können. Ferner verzeichnet es in Weitwinkelstellung kräftig tonnenförmig. Bleibt unterm Strich: Das AF-S DX NIKKOR 18-55 kann bei Weitem nicht mit der Bildqualität mithalten, die der Sensor der D3200 zu liefern im Stande ist. Als Alternative bietet sich gegebenenfalls das etwa 400 Euro teure Tamron 17-50 2.8 VC an, das allgemein einen guten Ruf besitzt. Noch bessere Bildschärfe kann eine Festbrennweite wie das Nikon 50 1.8 oder ein Makro liefern.

Fazit Mit der D3200 schafft Nikon ein bemerkenswertes Kunststück: Keine Systemkamera bietet derzeit ein besseres Preis-/Megapixelverhältnis. Das macht die klar für Ein- und Aufsteiger konzipierte DSLR zunächst auch für ambitionierte Fotografen mit schmalem Geldbeutel interessant. Sie werden aber eventuell Features wie eine Abblendtaste oder die Möglichkeit zur Aufnahme von Belichtungsreihen vermissen – beides bietet die D3200 nämlich nicht. Wer darauf verzichten kann, bekommt mit der D3200 viel Kamera fürs Geld, die allerdings mehr durch ihre Software-Qualitäten als durch ihre Hardware begeistert. Die anvisierte Zielgruppe der Ein- und Aufsteiger wird hingegen mit der Kamera sehr gut bedient. Die D3200 ist leicht zu bedienen, bietet sinnvolle Automatikfunktionen und offeriert dem experimentierfreudigen Fotografen eine in dieser Klasse ungeahnte Fülle an nachträglichen Bearbeitungs- und Effektmöglichkeiten. Vor allem aber ist die D3200 sehr kompakt und leicht. Möchte man indes das ganze Bildqualitätspotential ihres 24-Megapixel-Sensors ausschöpfen, sollte man der D3200 ein deutlich bessere Objektive als das getestete AF-S DX NIKKOR 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR gönnen.

Kurzbewertung

  • Handliches, leichtes Gehäuse (aber nicht sehr robust)
  • Gute Assistenzfunktionen für Einsteiger
  • Äußerst reichhaltige Bildbearbeitungs- und Effekt-Optionen
  • 24 Megapixel-Sensor mit guter Bildqualität (aber Einschränkungen durch Set-Objektiv)
  • Keine Belichtungsreihen möglich
  • Für anvisierte Zielgruppe etwas zurückhaltend abgestimmt
  • Träges AF-System, insbesondere bei Live-View
  • Keine Abblendtaste

Technische Daten

Modell Nikon D3200
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,7 Megapixel (physikalisch), 24,2 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 6.016 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 30p
Objektivanschluss
Nikon F
Spiegelreflex-Sucher Spiegelsucher, 95 % Abdeckung, 18 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -1,7 - 0,5 dpt, wechselbare Mattscheibe
Monitor 3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (420 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 3 Aufnahmen (1/3-1/2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Nikon, Standard-Mittenkontakt
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Serienbildfunktion max. 4,0 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Autofokus Phasenvergleich
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 1.600, manuell ISO 100 bis 12.800
Abmessungen 125 x 96 x 76 mm (B x H x T)
Gewicht 505 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/UB5IY (mit Preisvergleich)
Kommentare

3 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

jedo 2012-06-19

Interessanter Testbericht,

wenn man nach der Zielgruppe schaut ( Einsteiger-Fortgeschrittene), bin ich gespannt, wie das Fehlen eines schwenbaren Displays diskutiert wird. Diese Kamera für Profis? Ich dachte immer, dass diese Leute mehr auf AF-Geschwindigkeit und Serienbildzahl schauen. ( D4 'nur' 16 Mpx, aber 11 Bilder/sec).

fischkoch 2012-12-20

es ist insgesamt schon interessant, wie "objektiv" hier bewertet wird. bei anderen Herstellern sind 18MP Megapixelwahn und hier bei NIKON super! Auch wird hier das Kunststoffgehäuse schön geredet, weil dadurch die Kamera leichter wird....bei anderen Herstellern ist das Kunststoffgehäuse natürlich nur billig und nicht wertig. Vielleicht war hier wieder ein NIKON- Fan am schreiben....

besser ihr macht das in Zukunft anders, sonst sind eure Vergleichstests ähnlich zu bewerten wie die in "Foto-Bild"

Jan-Markus Rupprecht 2012-12-20

18 Megapixel sind bei einem Sensor in APS-C-Größe völlig in Ordnung. Wer behauptet etwas anderes? Bitte hier nicht die Aussagen von Kompaktkameras (mit kleinem Sensor) mit Systemkameras (mit großem Sensor) vermischen!

Ein Kunststoff-Gehäuse kann billig oder wertig sein, je nachdem aus welcher Art Kunststoff es ist, wie das Gehäuse konstruiert ist (Stabilität) und wie es verarbeitet ist (Passgenauigkeit, Lackierung). Die ersten Einsteiger-Spiegelreflexkameras vor etlichen Jahren machten tatsächlich einen sehr billigen Eindruck. Offenbar lies die damals noch teure Elektronik keinen Spielraum für ein hochwertiges Gehäuse unter einer bestimmten angepeilten Preisgrenze. Die aktuellen Systemkameras sind in der Regel gut bis sehr gut verarbeitet, selbst wenn ihr Gehäuse aus Kunststoff ist.

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