2017-01-12 Die Einsteiger-DSLR D3400 von Nikon kostet nicht einmal 500 Euro beziehungsweise nur um die 600 mit Objektiv, bietet aber dennoch einen 24 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor wie die größeren Schwestermodelle. Mit dem Guide-Modus besitzt die D3400 zudem eine wirklich hilfreiche eingebaute Anleitung, die nicht nur erklärt, wie man die Kamera selbst einstellt, sondern auch Fotografie-Tipps für verschiedene Motive parat hat. Bei einigen anderen Funktionen hat Nikon jedoch den Rotstift angesetzt. Im Test muss die Einsteiger-DSLR nun zeigen, was Ausstattungspaket und Bildqualität taugen. (Benjamin Kirchheim)
Ergonomie und Verarbeitung
Lediglich 440 Gramm drückt die Nikon D3400 betriebsbereit ohne Objektiv auf die Waage. Das von uns beim Test verwendete AF-P DX Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR erhöht das Gewicht um gut 200 Gramm. Das geringe Gewicht hat seinen Grund: Das Kameragehäuse besteht komplett aus Kunststoff. Dennoch macht es einen gut verarbeiteten, durchaus robusten Eindruck. Die Spaltmaße sind minimal, wenn auch nicht immer 100 Prozent gleichmäßig. Selbst bei beherztem Zupacken gibt das Gehäuse weder nach, noch Geräusche von sich. Der kleine Griff ist großzügig mit einem Gummibezug versehen, was für einen rutschfesten Halt sorgt. Die Mulde zwischen Griff und Objektivbajonett dürfte für europäische Männerhände jedoch gerne tiefer ausfallen, um genügend Platz zu bieten.
Die Nikon D3400 ist eine kompakte und leichte Einsteiger-DSLR mit anständig verarbeitetem Kunststoffgehäuse. [Foto: MediaNord]
Mit 921.000 Bildpunkten löst der 7,5 Zentimeter große, nicht bewegliche Bildschirm der Nikon D3400 fein auf. Der DSLR-Sucher hingegen fällt etwas klein aus. [Foto: MediaNord]
Das Stativgewinde auf der Kameraunterseite sitzt in der optischen Achse und auch weit genug weg vom im Griff eingebauten Lithium-Ionen-Akku. Dieser bietet mit 1.200 Bildern Laufzeit gemäß CIPA-Standard-Messverfahren eine sehr hohe Ausdauer. Dies gilt jedoch nur, wenn man auf die stromfressende Live-View-Funktion verzichtet. Das eingebaute Bluetooth (mehr dazu im Abschnitt Ausstattung) hingegen saugt kaum am Akku. Die gegenüber der D3300 deutlich gestiegene Akkulaufzeit hat aber einen Grund: Der eingebaute Blitz, der beim CIPA-Messverfahren bei jeder zweiten Aufnahme gezündet wird, besitzt im Automatik-Modus nur noch eine Leitzahl von sieben statt zwölf. Manuell angesteuert liegt die Leitzahl bei acht, was unsere Messung bestätigt. Die SD-Speicherkarte hingegen wird seitlich am Handgriff eingeschoben, das ist viel praktischer als bei Kombilösungen, wo die Speicherkarte mit im Akkufach sitzt. Hinter der dicken Gummiabdeckung auf der linken Gehäuseseite verbergen sich ein Micro-USB- sowie ein Mini-HDMI-Anschluss.
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Das entscheidende Merkmal einer DSLR ist ihr optischer Sucher, bei dem man durch umgelenktes Licht auf eine Mattscheibe schaut, die ihrerseits das durch das Objektiv gesehene Bild zeigt. Bei der D3400 gibt es jedoch aufgrund des günstigen Preises nur das absolute Mindestmaß. Die Lichtumlenkung erfolgt mit einer Spiegelkonstruktion statt mittels eines Glaspentaprismas, wodurch das Sucherbild etwas dunkler wird. Zudem deckt es nur 95 Prozent des Bildfelds ab. Auch die Vergrößerung fällt mit 0,85-fach nicht besonders hoch aus, zumal es sich um einen APS-C-Sucher handelt. Verglichen mit einem Kleinbildsucher liegt die Vergrößerung nur bei Faktor 0,57. Ebenfalls recht sparsam ist die Dioptrienkorrektur. Die Austrittspupille beträgt lediglich 18 Millimeter, so dass der Suchereinblick mit aufgesetzter Brille trotz der geringen Vergrößerung in den Ecken abschattet.
Auch der Autofokus ist eher eine Sparlösung, bietet er doch lediglich elf Messpunkte, von denen nur der zentrale als hochwertiger Kreuzsensor ausgeführt ist. Immerhin ist der Autofokus mit dem verwendeten AF-P-Objektiv sehr schnell, innerhalb von lediglich einer viertel Sekunde löst die D3400 inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter aus. Als moderne DSLR bietet die Nikon selbstverständlich auch eine Live-View-Funktion auf dem rückwärtigen 7,5-Zentimeter-Bildschirm. Dieser löst mit über 920.000 Bildpunkten ausreichend fein auf, ist jedoch fest verbaut und nicht beweglich. Während des Live-Views, der für Videoaufnahmen übrigens unabdingbar ist, bleibt der Sucher dunkel und auch der schnelle Phasen-Autofokus steht nicht zur Verfügung. Nun braucht die Kamera 1,0 bis 1,2 Sekunden zum Fokussieren und Auslösen. Das ist ausreichend für statische Motive, taugt aber weniger für Actionaufnahmen. Dank der aktivierbaren Fokuslupe lässt sich im Live-View übrigens sehr viel genauer manuell fokussieren, als mit Blick durch den kleinen Sucher. Nur auf eine Fokus-Peaking-Funktion muss der Fotograf bei Nikon weiterhin verzichten.
Die Bedienung der Kamera gestaltet sich recht einfach. Für eine Einsteiger-DSLR bietet die D3400 überraschend viele Bedienelemente, eine Taste lässt sich sogar frei belegen, wobei nicht allzu viele Funktionen zur Auswahl stehen. Das liegt unter anderem daran, dass Nikon bei der Ausstattung gespart hat (siehe Abschnitt Ausstattung). Für Einsteiger besonders hilfreich ist jedoch der Guide-Modus, der auf dem Programmwählrad zu finden ist. Er erklärt mit Bildern und Texten einfach und verständlich die Kamerafunktionen und darüber hinaus, wie man sie für typische Motive am besten einstellt. Gerade Fotoeinsteiger werden somit nicht mit den vielen Funktionen ihrer Digitalkamera allein gelassen.
Ein klein wenig verwirrend oder gewöhnungsbedürftig ist bei Nikon die Unterscheidung der "info"- und der "i"-Taste, die völlig verschiedene Aufgaben erfüllen. Die "info"-Taste blendet Aufnahmeinformationen ein oder beispielsweise eine kurze Hilfe im Menü, während die "i"-Taste das Schnellmenü aufruft. Das Hauptmenü selbst ist sinnvoll eingeteilt. Die Untermenüs erstrecken sich teilweise auf einige Bildschirmseiten, aufgrund des beschränkten Funktionsumfangs jedoch maximal fünf.
Das neue Setobjektiv der Nikon D4300 namens AF-P DX Nikkor 18-55 mm 1:3,5-5,6G VR überraschte im Labortest vor allem mit der sehr gleichmäßigen, etwas abgeblendet sehr hohen Auflösung. [Foto: MediaNord]
Das Programmwählrad der Nikon D3400 bietet neben den klassischen Kreativmodi auch genug Platz für einige Motivprogramme und vor allem dem für Einsteiger sehr nützlichen Guide-Modus. [Foto: MediaNord]
Ausstattung
Als Einsteigerkamera ist die Nikon D3400 mit einem Vollautomatikmodus sowie Motivprogrammen ausgestattet. Deren Anzahl hält sich jedoch in übersichtlichen Grenzen. Jedes der sieben Motivprogramme, die die gängigsten Aufnahmesituationen abdecken, hat einen eigenen Platz auf dem Programmwählrad ergattern können. Die Bildeffekte wiederum belegen gemeinsam einen eigenen Platz, hier kann man sich eher kreativ im nicht-fotografischen Sinne austoben. Die fotografische Kreativität findet man nämlich in den Halbautomatiken sowie dem manuellen Modus, die dem Fotografen beliebig viel Kontrolle über die Belichtungszeit, Blende, ISO-Empfindlichkeit und andere Einstellungen geben.
Bei der Ausstattung ist jedoch unverkennbar der Rotstift zu spüren: Es gibt weder einen HDR- noch einen Panoramamodus, nicht einmal Belichtungsreihen kann man aufnehmen, um eigene HDR-Fotos am Rechner zu erstellen. Ebenfalls schmerzlich vermisst haben wir eine Spiegelvorauslösung, die Erschütterungen bei Aufnahmen vom Stativ reduzieren würde und eine Abblendfunktion, die vor der Aufnahme einen Eindruck der Schärfentiefe vermitteln würde. Eigentlich sind das wichtige Standardfunktionen, die eine DSLR auszeichnen. Immerhin gibt es eine Serienbildfunktion mit fünf Bildern pro Sekunde und die Möglichkeit, Aufnahmen im Rohdatenformat zu speichern.
Der eingebaute, wie bereits erwähnt in der Leistung reduzierte Pop-Up-Blitz der Nikon D3400 klappt automatisch hoch, wenn er benötigt wird. In den Kreativprogrammen muss man erst auf die Blitztaste drücken. Drückt man diese Taste bei aufgeklapptem Blitz, so dient sie übrigens als Blitzfunktionstaste – sehr clever! Hier kann der Fotograf wählen, ob er beispielsweise eine Langzeitsynchronisation wünscht oder einen Vorblitz zur Reduktion roter Augen. Sogar eine Blitzbelichtungskorrektur ist möglich und für eine Einsteigerkamera ungewöhnlicherweise sogar eine manuelle Blitzleistungsregelung in immerhin sechs Stufen. Dank des Blitzschuhs lassen sich zudem Mittenkontakt- sowie Systemblitzgeräte verwenden.
Videos zeichnet die Nikon D3400 wahlweise in HD- oder FullHD-Auflösung bei bis zu 60 Bildern pro Sekunde auf. Dabei wird zur elektronischen Bildstabilisierung jedoch der Bildausschnitt deutlich reduziert, was man sich auf Wunsch im Live-View vorher anzeigen lassen kann. Der Ton wird lediglich in Mono aufgenommen, einen Mikrofonanschluss gibt es nicht. Die Autofokus-Nachführung im Video klappt leidlich, der Kontrast-Autofokus ist wie bereits erwähnt alles andere als schnell. Mit einem AF-P-Objektiv gelingt dies jedoch deutlich besser als mit einem AF-S-Objektiv, das nicht für den Kontrastautofokus optimiert ist.
Ist das Bild im Kasten, so kann es erstaunlich umfangreich bearbeitet werden. Die D3400 verfügt, wie die semiprofessionellen und professionellen Nikon-Modelle, sogar über einen eingebauten Rohdatenkonverter. Neben dem Bildbeschnitt stehen beispielsweise viele Kreativfilter, die D-Lighting-Funktion zur Schattenaufhellung oder etwa eine automatische schnelle Bildoptimierung zur Auswahl. Sogar Videos lassen sich schneiden, um unerwünschte Szenen am Anfang oder Ende zu entfernen.
Das Stativgewinde der Nikon D3400 sitzt in der optischen Achse und weit entfernt vom Akkufach. [Foto: MediaNord]
Mit einem Micro-USB- sowie einem Mini-HDMI-Anschluss bietet die Nikon D3400 nur sehr wenige Schnittstellen. [Foto: MediaNord]
Der Handgriff der Nikon D3400 ist dank des Gummibelags rutschfest, dürfte für europäische Männerhände aber gerne noch ein wenig größer ausfallen. [Foto: MediaNord]
Vor zirka einem Jahr stellte Nikon die Snapbridge-Funktion vor, die neben WLAN auch Bluetooth in der stromsparenden LE-Version bietet. Die dauerhafte Bluetoothverbindung ist in der Lage, Fotos im Hintergrund (und sogar bei "ausgeschalteter" Kamera) in kleiner Auflösung (zwei Megapixel) an ein Smartphone zu übertragen. Zudem kann die Kamera über die Bluetooth-Verbindung sehr stromsparend die Geokoordinaten des Smartphones abgreifen, um diese in die EXIF-Daten der Bilder zu speichern. Bei Bedarf wird bei Nikon-Kameras dann normalerweise WLAN zugeschaltet, etwa für die Bildübertragung in voller Auflösung oder für die Fernsteuerung der Kamera. So viel zur Theorie, die uns in der Praxis im Test der Nikon D500 schon nicht überzeugte. Die D3400 ihrerseits ist sogar um die WLAN-Funktion beschnitten, sie bietet also nur Bluetooth.
Hat man die Verbindung eingerichtet, wobei durchaus Stolperfallen lauern, wie etwa erst nach einem fehlgeschlagenen ersten Verbindungsversuch von Android eingeforderten Bluetooth-Berechtigungen für die App, verrichtet Snapbridge klaglos im Hintergrund seinen Dienst und saugt zudem nicht einmal groß am Kameraakku. Bei aktivierten Standortdaten ruft das Smartphone diese ohnehin regelmäßig automatisch ab, wie man beim Blick ins Standortprotokoll seines Google-Accounts gut erkennen kann. Auch das kostet also kaum zusätzlichen Akku. Eine zwei-Megapixel-Aufnahme ist zudem in unter zehn Sekunden automatisch auf das Smartphone übertragen. Doch hier lauert bereits die erste Stolperfalle. Möchte man Bilder übertragen – die automatische Übertragung lässt sich übrigens selbstverständlich deaktivieren – so muss man im JPEG- oder Raw+JPEG-Modus fotografieren. Raw-Dateien oder Videos sind für die Übertragung zu groß.
Die größte Beschränkung ist jedoch das fehlende WLAN. Zwar lassen sich auch über Bluetooth manuell Bilder in voller 24-Megapixel-Auflösung übertragen, das dauert allerdings zwei Minuten pro Foto. Ebenfalls ärgerlich ist die fehlende Fernauslösefunktion. Dass man über Bluetooth keine Livebildübertragung hinbekommt ist klar, aber wenigstens eine Fernauslösefunktion könnte es geben. So bleibt einem keine andere Wahl, als beim Wunsch nach Fernauslösung eine Infrarotfernbedienung als Zubehör zu kaufen (immerhin bietet Nikon eine solche an). Bei aller Kritik ist die Snapbridge-Funktion dennoch sehr nützlich. Die Zwei-Megapixel-Fotos bieten genügend Auflösung für die Anzeige auf einem Smartphone-Display und zur Veröffentlichung in sozialen Netzwerken, die Standortdatenübertragung funktioniert einwandfrei und die Bluetoothverbindung baut sich automatisch auf, wenn Kamera und Smartphone in Reichweite voneinander sind. Aufgrund des geringen Stromverbrauchs kann man die Funktion getrost über den Tag aktiviert lassen, sollte sie aber bei längerer Nichtbenutzung der Kamera abschalten, da sie auch bei ausgeschalteter Kamera aktiv bleibt.