Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D3S
2010-02-10, aktualisiert 2010-07-23 Eine Kleinbild-Kamera nahezu ohne Kompromisse – das bot Nikon schon vor gut zwei Jahren mit der Nikon D3. Jetzt hat der traditionsreiche Hersteller die Profi-Kamera aufgefrischt und der Vollformat-DSLR als D3S einen neuen Sensor sowie die Möglichkeit zur Videoaufzeichnung spendiert. Geblieben ist es bei einer sehr konservativen Auflösung von 12 Megapixeln – sowie beim "professionellen" Preis von rund 5.000 Euro. Laut Nikon ist die D3S das ultimative Arbeitsgerät für professionelle Presse-, Sport-, und Naturfotografen. Unser Testbericht klärt, ob Bildqualität, Ausstattung und Leistung der D3S diesen Anspruch erfüllen – und ob sich die Kamera auch für ambitionierte Amateure lohnt. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung "Was für ein Trumm!" möchte man ausrufen, wenn man die Nikon D3S zum ersten Mal in die Hand nimmt. Alleine das Gehäuse drückt schon fast 1,5 Kilo auf die Wage. Zusammen mit dem "Standard"-Zoom 24-70/2,8G ED (mit dem wir die Kamera getestet haben) sind es dann 2,4 kg, die an der Hand des Fotografen zerren. Dabei hat Nikon bereits eine recht leichte, gleichwohl äußerst widerstandsfähige Magnesiumlegierung für das Gehäuse gewählt. Aber nicht nur die schiere Masse, auch die Abmessungen lassen die Kamera als wahren Boliden erscheinen und machen unmissverständlich klar: Die D3S ist ein Profi-Werkzeug. Mit ihrem fest ins Gehäuse integrierten Hochformatgriff passt sie keinesfalls in eine Handtasche, verlangt vielmehr nach einem geräumigen Fotokoffer. So findet im voluminösen Kameragehäuse ein großer Li-Ion-Akku (11,1 V, 2.500 mAh) Platz, der für satte 4.200 Aufnahmen nach CIPA-Standardmessverfahren reicht. Das Schnellladegerät im Lieferumfang nimmt gleich zwei dieser Akkus auf, lädt sie aber nacheinander.
Der lange Rücken schafft Platz für einen brillanten 3-Zoll-Monitor mit 921.000 Bildpunkten (VGA-Auflösung) sowie einem zusätzlichen Display, das permanent über die eingestellte ISO-Empfindlichkeit, die Bildqualität und Weißabgleich-Einstellung informiert. Ein weiteres Display findet sich auf der Oberseite, hier fasst die D3S deutlich mehr Informationen übersichtlich zusammen. Da ist ein Blick auf den wahlweise zuschaltbaren Monitor mit seiner schon fast überbordenden Informationsfülle meist nicht erforderlich – mehr Infos, als die Displays zeigen, benötigt man im Regelfall nicht. Allerdings eröffnet der Hauptbildschirm die Möglichkeit, ausgewählte Kameraparameter (etwa Farbraum, Verhalten der AE-L/AF-L-Taste etc.) direkt zu verstellen. Und mehr noch: Hier wählt der eilige Fotograf eine seiner je vier Aufnahme- und Individualkonfigurationen aus. So lässt sich die Kamera recht schnell auf die persönlichen Bedürfnisse einstellen. Die Schalterstellungen werden durch die persönlichen Programme allerdings nicht überschrieben. Im LiveView-Modus der D3S dient das Hauptdisplay zudem zur Bildkontrolle. Obwohl das Display nicht schwenkbar ist, funktioniert der LiveView sehr gut – solange nicht die Sonne auf die stark spiegelnde Display-Oberfläche scheint.
Ganz im Sinne vieler Profi-Fotografen beherbergt die D3S eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten (Fernauslöser, externes Mikrofon, HDMI, GPS-Empfänger und vieles mehr) spritzwassergeschützt unter kräftigen Gummiklappen. Und auch ihre Vielzahl dedizierter Schalter und Knöpfe kommt dem Profi entgegen. ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich, Bildqualität, Art der Belichtungsmessung und vieles mehr lässt sich so schnell einstellen. Viele Schalter sind dabei standardmäßig derart konfiguriert, dass sie mit links gedrückt werden müssen, während mit rechts am Wählrad die zugewiesenen Werte verstellt werden. So verhindert die D3S wirkungsvoll, dass sich etwas ungewollt verstellt. Wer die daraus resultierende Zweihandbedienung nicht mag, kann das Verhalten der Knöpfe umkonfigurieren. Überhaupt lässt sich die Nikon D3S in so weitem Maß anpassen wie kaum eine andere Kamera. Dazu sollte man sich unbedingt viel Zeit nehmen, denn die zahlreichen und recht langen Menüs machen es nicht gerade leicht, auf die Schnelle einen ganz bestimmten Parameter zu verstellen.
Ausstattung Der Ausstattungs- und Funktionsumfang der D3S kann nur mit einem Wort annähernd beschrieben werden: "komplett". Alle Features der Kamera aufzuzählen, würde diesen Testbericht bei Weitem sprengen. Das galt zwar im Prinzip auch schon für deren Vorgängerin, die D3. Dennoch hat es Nikon geschafft, der aktuellen D3S noch eine Reihe weiterer, sinnvoller Möglichkeiten mit auf den Weg zu geben. An erster Stelle zu nennen wäre hier die immense Lichtempfindlichkeit, die der neue Bildsensor der D3S realisiert – bis zu atemberaubenden ISO 102.400 lässt sich die Kamera einstellen. Ganz im Trend ist die Nikon D3S auch mit ihrer Fähigkeit zur Videoaufzeichnung. Mit bis zu 1.280 mal 720 Pixel bei 24 Bildern pro Sekunde (HD-Auflösung) zeichnet die Kamera Filme auf, speichert sie allerdings im nicht mehr ganz taufrischen Motion-JPEG-Format. Auch steht beim Video-Dreh nur ein recht gemächlicher Kontrast-AF zur Verfügung, der zudem noch per AF-Taste während der Aufnahme aktiviert werden muss – da fokussiert man besser gleich manuell. Zur Tonaufzeichnung gibt es ein internes Mono-Mikrofon sowie eine Mini-Klinken-Buchse zum Anschluss eines externen Stereo-Mikrofons.
Eines der herausragenden Merkmale der Nikon D3S ist ihre atemberaubende Serienbildgeschwindigkeit. Neun Bilder pro Sekunde nimmt sie auf (elf Bilder mit reduzierter Auflösung). Dieses rasante Tempo hält die Kamera durch, bis der Pufferspeicher voll ist – bei unseren Tests war das nach etwa 35 Aufnahmen der Fall. Gepaart mit ihren exzellenten High-ISO-Fähigkeiten (mehr dazu im Abschnitt "Bildqualität"), die auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch Aufnahmen mit sehr kurzen Verschlusszeiten erlauben, wird die Nikon D3S so noch mehr als ihre Vorgängerin zur derzeit vielleicht besten Action-Kamera. Dazu trägt auch der schnelle und selbst bei schlechten Lichtverhältnissen stets treffsichere Autofokus bei.
Was der D3S jedoch klar fehlt, ist ein integrierter Bordblitz. Nicht, dass sie ihn brauchen würde, um dunkle Szenen zu erhellen. Aber ein kleiner Aufhellblitz, der im Falle eines Falles schattige Bereiche aufhellt, würde auch der D3S gut zu Gesicht stehen. Zumal ein Bordblitz ebenfalls zur drahtlosen Steuerung von Systemblitzgeräten dienen könnte. So muss ein weiteres Gerät an der D3S als Masterblitz her – ein recht kostspieliges Setup! Dabei bietet Nikons Blitzsystem alles, was das Fotografenherz begehrt. Die fortschrittliche i-TTL-Blitzsteuerung bezieht sowohl die Fokusstellung des Objektivs als auch das Umgebungslicht in die Berechnung der Blitzleistung mit ein. Selbstverständlich versteht sich die D3S auch auf Blitzlangzeitsynchronisation, beherrscht das Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang und kann in Verbindung mit einem geeigneten Systemblitzgerät den gefürchteten "Rote-Augen-Effekt" per Vorblitz minimieren. Auch eine PC-Synchronbuchse zum Anschluss eines Studioblitzes hat die D3S an Bord.
Abgesehen vom fehlenden Bordblitz sind es also wenige Wünsche, die die D3S übrig lässt – auch softwareseitig. Ganz neu hinzugekommen ist etwa die Möglichkeit, RAW-Aufnahmen gleich in der Kamera zu bearbeiten. Ganz ohne PC passt der eilige Fotograf so beispielsweise Weißabgleich und Bildgröße an, legt die gewünschte Rauschunterdrückung fest oder weist seinem RAW-Bild einem von vier frei konfigurierbaren "Picture-Control"- Einstellungen zu. Richtig Spaß macht die "Bildbearbeitung" direkt in der Kamera allerdings nicht, dazu ist sie zu umständlich. Im Vergleich zum Vorgängermodell erweitert wurde die Funktion zur Schattenaufhellung (bei Nikon "Active D-Lighting" genannt) – sie beherrscht nun neben der Stufe "Auto" auch vier manuelle Einstellungen von "Moderat" bis "Extrastark". Ebenfalls neu: die D3S zeichnet RAW-Dateien auf Wunsch auch mit 14 Bit Farbtiefe auf – das verspricht eine noch feinere Differenzierung von Farben und Tonwerten.
Beeindruckend ist die Vielzahl an Parametern, mit denen man das Bildergebnis in der D3S bereits bei der Aufnahme beeinflussen kann. Zu nennen wäre hier vor allem die "Picture-Control"-Funktion, mit der sich bis zu vier Bildstile definieren lassen. Jeder dieser Bildstile speichert Vorgaben zu Schärfe, Kontrast, Helligkeit, Farbton und -sättigung und kann sogar Farbfilter simulieren. Sehr ausgereift ist auch die ISO-Automatik der D3S, die sich ganz dem Fotografenwunsch fügt. Man kann nämlich festlegen, welche Belichtungszeit nicht überschritten werden soll, so dass die D3S bei Erreichen dieses Wertes die ISO-Zahl erhöht. Natürlich wartet die D3S mit einer Spiegelvorauslösung auf, bietet einen Selbstauslöser und kann nahezu beliebig lange Fotos in einem sehr frei definierbaren Intervall aufnehmen. Neu hinzugekommen bei der D3S ist ein "Silent-Modus", in dem der Spiegelschlag besonders stark gedämpft wird. Bei dieser Ausstattungsfülle stellt sich jetzt die Frage, ob die Bildqualität der D3S den ambitionierten Fotografen ebenso wenige Wünsche offen lässt wie die beeindruckende Ausstattungsliste.
Objektiv Nikon bietet ein beeindruckendes Angebot an Vollformat-Objektiven passend zur D3S. Im Notfall nimmt die Kamera auch Objektive mit APS-C-Bildkreis (DX-Linsen) auf und schaltet dann automatisch die Bildgröße auf das kleinere Format um. Wir haben die Kamera mit dem AF-S Nikkor 24-70/2.8 im Labor auf Herz und Nieren getestet – das entsprechende Testprotokoll kann gegen ein kleines Entgelt jederzeit abgerufen werden (siehe weiterführende Links). In der Praxis kamen dann noch ein Weitwinkel- sowie ein Telezoom von Nikon – alle mit durchgehender Lichtstärke von F2.8 – zum Einsatz. Wie bei Nikon üblich, gibt es einen Bildstabilisator nur im Objektiv. Nicht längst jedes Nikon-Objektiv ist jedoch mit einem "Vibration-Reduction"-System ausgestattet – in unserem Falle trug nur das 70-200/2.8 das Kürzel "VR". Normalbrennweiten und gar Weitwinkel gibt es nicht stabilisiert. Da erwies es sich erneut als äußerst hilfreich, dass sich an der D3S ohne Angst vor "Rauscherlebnissen" hohe ISO-Zahlen wählen lassen, um kurze Verschlusszeiten realisieren zu können. Andererseits hat ein objektivbasierter Bildstabilisator den unschätzbaren Vorteil, dass auch das Sucherbild wie festgenagelt steht.
Wie bereits die Vorgängerin kennt die D3S zwei LiveView-Betriebsarten: Standardmäßig stellt sie über den Phasen-AF im Kameraboden scharf – was von wahren "Spiegelklapp-Orgien" begleitet wird. Unschöner Nebeneffekt: Während des Scharfstellens gibt es kein Sucherbild und auch keine Rückmeldung, ob die Kamera einen Fokuspunkt gefunden hat. Daneben gibt es noch einen Stativ-Modus, in dem die D3S äußerst gemächlich per Kontrast-AF via Bildsensor scharf stellt. Löblich, dass es Nikon erlaubt, in beiden LiveView-Modi in das Sucherbild hineinzuzoomen und manuell zu fokussieren. Der Phasen-Autofokus besitzt 51 Messfelder (davon 15 Kreuzsensoren) zur Ermittlung des Fokuspunkts. Dabei kann die Kamera ein sich bewegendes Motiv mit den AF-Messfeldern "verfolgen", was mit "3D-Tracking" sogar funktioniert, wenn sich ein Motiv unvermittelt aus der Fokusebene herausbewegt.
In der Praxis erwies sich das 24-70/2.8 jederzeit als adäquater Partner für die Nikon D3S. Dank "Silent-Wave-Motor" stellt es nahezu lautlos und recht zügig auf den gewählten Punkt scharf. Im Testlabor genehmigte sich die D3S im Schnitt 0,54 Sekunden, bis der Fokus saß und die Kamera ausgelöst hatte. Aber auch bei einer für den AF eher kritischen Brennweite von 14 Millimeter (mit dem Nikkor 14-24/2.8) zeigte der Autofokus der D3S keinerlei Schwächen – stets fand er sein Ziel. Gut, dass Nikon bei dem "Standard-Zoom" sogar an eine Gummiabdichtung des Bajonettrings gedacht hat. Auch wenn das Objektiv nahezu bis in die äußersten Ecken keinen Helligkeitsabfall zeigt – auf Wunsch kann die D3S eine Vignettierung bei jedem G- und D-Objektiv gleich bei der Aufnahme per Software eliminieren.
Bildqualität 12 Megapixel löst der Sensor der D3S auf – das ist für eine Vollformatkamera äußerst geizig. Doch Nikons Sparsamkeit hat durchaus seine Berichtigung: Je weniger Sensorzellen sich die Gesamtfläche teilen müssen, desto größer kann jede einzelne Zelle ausfallen. Und je größer eine Sensorzelle ist, desto weniger anfällig wird sie für Störsignale, die sich im Foto dann als Rauschen bemerkbar machen. Dass diese Rechnung aufgeht, hat Nikon bereits mit der D3 und D700 gezeigt. Die aktuelle D3S legt jetzt ins Sachen Rauscharmut noch einmal eine kräftige Schippe nach: Bis ISO 6.400 lässt sich die Empfindlichkeit hochschrauben, ohne dass die Bildqualität darunter entscheidend leidet. Zwar nimmt das Rauschen zwischen ISO 200 und ISO 6.400 kontinuierlich zu, bewahrt dabei aber stets einen äußerst angenehmen Charakter: Es ist sehr fein, mutet fast an wie analoges Korn und zeigt vor allem nahezu keine farbigen Störpixel. Beeindruckend dabei ist, dass Nikon diese fantastische Rauscharmut ohne Softwaretricks erreicht, die RAW-Dateien belegen es auf eindrucksvolle Weise: Bis ISO 6.400 zeigen die Rohdaten weniger Bildrauschen als so manche Kamera bei ISO 800! Weil die D3S so zurückhaltend beim Entrauschen ist, zeigen auch High-ISO-Bilder noch eine beeindruckende Detailfülle. Dabei hilft sicher auch, dass die Kamera bei nahezu allen ISO-Stufen einen Kontrastumfang von mindestens 8,5 Blendenstufen verarbeiten kann. Wobei Nikon hier sichtbar mehr Wert auf gut durchgezeichnete Tiefen und weniger auf eine exzellente Höhendynamik legt. Sehr gut sind auch die Werte für die Ausgangsdynamik, die D3S liegt bei fast allen Empfindlichkeitseinstellungen hier nahe am Optimum. Ab ISO 12.800 greift dann jedoch der interne Rauschfilter sichtbar ins Geschehen ein: Die Störungen werden großflächiger, die Aufnahmen wirken glatter und detailärmer. Mit weiter steigenden ISO-Zahlen kommt es dann zu Strukturverlusten und unschönen Farbstörungen – ISO 25.600 und höher stellen unterm Strich nur noch einen Notbehelf dar. In der Praxis bedeuten die formidablen High-ISO-Fähigkeiten, dass man einen Blitz an der D3S kaum noch benötigt. Selbst im schummerigen Licht einer Kneipe sowie einer nur spärlich beleuchteten Straßenszene lieferte die D3S rauscharme und detailreiche Aufnahmen.
Nicht nur beim Rauschen, auch bei Farbwiedergabe, Schärfe und Detailreichtum zeigt sich die Nikon D3S professionell zurückhaltend. Die Tonwertkurve ist nahezu linear, nur in den äußersten Tiefen und Lichtern zeichnet die Kamera etwas weicher. Beim Scharfzeichnen geht die D3S äußerst konservativ zu Werke, wodurch ihr die Kantenwiedergabe sehr präzise gelingt. Artefakte durch nachträgliches Schärfen oder zu starke Anti-Aliasingfilter sind der Kamera ebenfalls fremd. Damit wirken die Bilderergebnisse auf den ersten Blick zwar etwas "flach" und "schlapp". Andererseits eröffnet die zurückhaltende Abstimmung alle Möglichkeiten, bei der nachträglichen Bildbearbeitung das Aufnahmeergebnis ganz auf die Erfordernisse des Motivs beziehungsweise den Geschmack des Fotografen abzustimmen. Bei einem kurzen Studio-Einsatz bewährte sich die Kamera so bestens, selbst mit sehr detail- und kontrastreichen sowie farbstarken Szenen kam die D3S gut zurecht. Wer "knackigere" Ergebnisse direkt aus der Kamera bevorzugt, hat zudem via "Picture-Control" alle Möglichkeiten, die D3S auf seine Erfordernisse anzupassen. Kaum Anlass zur Kritik also bis hierher, einzig die JPEG-Komprimierung könnte in der höchsten Qualitätsstufe zaghafter ausfallen.
12 Megapixel Auflösung haben einen weiteren Vorteil: Die Anforderungen an das Objektiv sind noch moderat. Und so schlägt sich das Nikkor AF-S 24-70/2.8 wacker an der D3S: Zwar sinkt die Auflösung bei Offenblende zu den Rändern hin auf 60 Prozent des theoretischen Höchstwertes ab, aber Abblenden auf F5,6 verbessert die Randauflösung schon signifikant. Nicht ganz optimal ist die Randabdunklung bei Offenblende, doch bereits wenn die Blende auf F5,6 geschlossen wird, ist "Vignettierung" kein Thema mehr. Etwas patzt das Objektiv leider bei der Verzeichnung, sie fällt bei 24 Millimeter deutlich tonnenförmig aus, ist bei den anderen Brennweiten jedoch wieder in Ordnung. Keinen Anlass zur Klage bietet dagegen die hochentwickelte Belichtungsmessung der D3S. Sie liefert auch bei schwierigen Bedingungen stets einwandfrei belichtete Ergebnisse.
Fazit Stolze 5.000 Euro ruft Nikon für die D3S auf – ist die Kamera diesen Preis wert? Sicher ist: Kaum eine andere Kleinbildkamera liefert derzeit derart rauschfreie und dennoch detailreiche Fotos bis in höchste ISO-Regionen; in diesem Punkt hat Nikon die D3S im Vergleich zur Vorgängerin nochmals sichtbar verbessert. Auch in Sachen Serienbildgeschwindigkeit, Autofokus-Performance und Ausstattung spielt die D3S ganz vorne mit. Raum für Optimierungen bietet allerdings die Ergonomie, vor allem sollte das Steuerkreuz ("Multifunktionswähler") besser positioniert werden. Das LiveView-Konzept kann noch nicht ganz überzeugen, dazu ist der Kontrast-AF zu langsam und der Phasen-AF zu umständlich in der Anwendung. Verstärkt gilt dies für die Videofunktion, sie macht beim derzeitigen Stand einen HD-Rekorder keinesfalls obsolet. Wer eine schnelle und vor allem "lichtempfindliche" Kamera für Action-, Reportage- oder Naturfotografie sucht, die zudem tadellos verarbeitet ist, wird mit der D3S bestens bedient – muss dafür aber tief in die Tasche greifen. Auch im Studio macht die Kamera dank ihrer zurückhaltenden Abstimmung eine gute Figur, solange 12 Megapixel Auflösung reichen. Schön wäre es, wenn Nikon die Bildqualität der D3S mit einem günstigeren Modell ebenfalls realisieren würde – etwa bei einer Nachfolgerin der D700.
Kurzbewertung
- RAW-Entwicklung und Bildbearbeitung direkt in der Kamera (aber umständlich zu handhaben)
- Sehr hohe Serienbildgeschwindigkeit, schneller und zuverlässiger Autofokus
- Ausstattung- und Funktionsumfang auf höchstem Niveau
- Sehr hochwertiges Gehäuse mit vielen Schaltern und Knöpfen
- Extrem hohe Rauscharmut bis in höchste ISO-Stufen, bis ISO 6.400 nahezu ohne Detailverlust
- Kein brauchbarer Autofokus bei Video-Aufnahmen
- Multifunktionswähler im Hochformat schlecht erreichbar
- Kein Bordblitz (z. B. zur Drahtlosblitzsteuerung)
Technische Daten
Modell |
Nikon D3S |
Sensor |
CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0) 12,9 Megapixel (physikalisch), 12,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.265 x 2.832 (3:2) |
Video (max.) |
1.280 x 720 24p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, 18 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 0,920 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (1.005 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
nein |
Blitzanschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
extern |
Serienbildfunktion |
max. 9,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: CF (Type I) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 200 bis 12.800, manuell ISO 200 bis 12.800 |
Abmessungen |
160 x 157 x 88 mm (B x H x T) |
Gewicht |
1.400 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/JG5PY (mit Preisvergleich) |