Profi-Sport-DSLR

Testbericht: Nikon D6

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2020-07-01, aktualisiert 2020-07-10 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Als Profikamera verzichtet die D6 auf Motivprogramme oder eine Vollautomatik. Der Fotograf muss also mit der Programmautomatik, Zeitautomatik, Blendenautomatik sowie dem manuellen Belichtungsmodus auskommen. Das heißt nicht, dass die D6 nicht auch alles automatisch einstellen kann. Neben Blende und Belichtungszeit können auch ISO-Empfindlichkeit und Fokuspunkt inklusive Gesichtserkennung automatisch gewählt werden. Über die Picture-Control-Funktionen lassen sich sogar Bildeffekte einstellen.

Die ISO-Automatik erlaubt die getrennte Wahl der Obergrenze für die Belichtung mit und ohne Blitz, was die schnelle Wahl zwischen Fotos mit vorhandenem Licht und höherer Empfindlichkeit und beim Blitzbetrieb mit niedrigerer Empfindlichkeit erlaubt. Außerdem kann die längste Belichtungszeit manuell definiert werden, damit bei Action-Aufnahmen mit ISO-Automatik keine zu langen Belichtungszeiten angesteuert werden, sondern die Kamera stattdessen die ISO-Empfindlichkeit erhöht.

Der 105-Punkt-Autofokus ist sicher eines der Steckenpferde der Nikon D6. Bei den Sensoren handelt es sich um Kreuzsensoren, die 15 mittleren Sensoren fokussieren auch noch bei Anfangsöffnungen von F8, die man beispielsweise mit Telekonverter schnell erreicht. Überhaupt reicht dem Autofokus schon geringes Umgebungslicht, bereits bei -4,5 LW findet er sein Ziel. Innerhalb einer Zwölftel- bis Achtel-Sekunde fokussiert die D6 mit dem 24-70 2.8E VR von unendlich auf zwei Meter, hinzu kommt eine Auslöseverzögerung von 0,05 bis 0,07 Sekunden. Damit gehört die D6 zu den schnellsten DSLRs, was den Autofokus angeht, sie ist auch nochmal deutlich schneller als ihr Vorgängermodell.

Trotz fehlendem Hybrid-Autofokus, den inzwischen viele DSLRs und spiegellose Systemkameras mit Hilfe auf dem Bildsensor integrierter Phasen-AF-Sensoren bieten, fokussiert die D6 auch im Live-View erstaunlich flott. Hier benötigt die D6 etwa eine Drittel- bis halbe Sekunde zum Fokussieren, womit sie ihr Vorgängermodell allerdings nicht übertrumpfen kann. Die Auslöseverzögerung ist mit 0,1 Sekunden etwas länger als ohne Live-View, die Auslösung wird dabei keineswegs leiser.

Der Sucher zeigt alle 105 Autofokuspunkte an, diese lassen sich wahlweise einzeln oder in definierbaren Gruppen ansteuern. Zudem gibt es eine Automatik sowie eine Gesichtserkennung mit Augenpriorität, bei der die D6 vom Belichtungsmesser, der über 180.000 RGB-Messpunkte verfügt, unterstützt wird. Während die Erkennung von Gesichtern recht gut funktioniert, müssen Augen schon ziemlich groß im Bild sein, damit die D6 diese erkennt und entsprechend fokussiert. Zudem schafft es die Automatik trotz Unterstützung durch den Belichtungsmesser je nach Situation nicht immer, auf dem erkannten Motiv zu bleiben. In unserem Test funktionierte es bei Bewegungen quer zur Kamera deutlich besser als bei Bewegungen auf die Kamera zu.

Lässt man beispielsweise die Sportler bei einem 100-Meter-Sprint auf sich zulaufen, so fängt die Kamera dank der neuen Möglichkeit, einen Startpunkt wählen zu können, zwar mit der Fokussierung auf dem entsprechenden Sportler an, aber es kam nicht selten vor, dass die Kamera zwischendurch für ein paar Bilder auf den Hintergrund sprang oder sich einen schnelleren Sprinter aussuchte. Als positiv kann man ihr auslegen, dass sie den späteren Sieger besser erkannte, als der Fotograf es vorher abschätzen konnte.

Schwierig war für die Kamera zudem die Startsituation beim Sprint mit den nach unten geneigten Köpfen (keine Gesichter und noch keine Bewegung erkennbar), so dass es besser funktionierte, die Serienbildaufnahmen lieber einen Moment später als früher zu starten. Sehr gut funktionierte es hingegen, beispielsweise Hürdenläufer seitlich mitzuziehen und die Sprungbewegungen über die Hürden mit Serienbildern einzufangen.

Was die Nikon leider auch nicht bietet sind Einstellungen, wie schnell der Autofokus auf Bewegungen und neue Motive im Bildfeld reagieren soll, wie man es von dem einen oder anderen Hersteller kennt. Insgesamt war jedoch der Autofokus nur selten für Ausschuss bei Serienbildaufnahmen verantwortlich. Auch die Gesichtserkennung leistete gute Dienste und fokussierte auch Gesichter, die sich vom Kontrast her weniger gut vom Hintergrund absetzten, zuverlässig. Bedenken sollte man, dass die AF-Felder nur im mittleren Bereich des Bildfelds arbeiten. Verliert man das Hauptmotiv zu lange aus diesem Bereich, sucht sich der Autofokus zwangsläufig ein neues Ziel. Auch eine D6 will trotz ihres hohen Preises vom Fotografen beherrscht werden.

Mit Autofokus-Verfolgung erlaubt die Nikon D6 bis zu 14 Serienbilder pro Sekunde. Sie macht dabei zwar aufgrund des Spiegelschlags gehörig Lärm, aber die Dunkelzeiten des Suchers sind kurz und erlauben dem Fotografen das Verfolgen des Motivs in Echtzeit. Mit einer SanDisk Extreme Pro 64 GB CFexpress-Karte, die 1.500 MByte pro Sekunde liest und 800 MByte/s schreibt, nimmt die Nikon D6 in JPEG 168 Serienbilder in Folge bei 14 Serienbildern pro Sekunde auf. 32 weitere Fotos werden in unregelmäßigem Abstand mit durchschnittlich 10,5 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet. Mehr als 200 Fotos nimmt die Nikon nicht in Folge auf, hier ist die Kamera leider künstlich begrenzt.

In Raw sind es 95 Bilder in Folge mit 14 Bildern in Folge, danach geht es ebenfalls mit unregelmäßigen Abständen weiter, die Durchschnittsbildrate liegt dann bei 5,7 Bildern pro Sekunde. In weniger als 10 Sekunden ist der gut ein Gigabyte große Puffer vollständig auf die Speicherkarte geschrieben. Trotz der sehr schnellen Speicherkarte konnten wir nur eine maximale Schreibrate von etwa 165 MByte/s ermitteln, was weit hinter den Möglichkeiten von CFexpress zurückbleibt und selbst von einer XQD-Speicherkarte problemlos erreicht wird. Würde die D6 die Speichergeschwindigkeit besser ausnutzen, müsste sie problemlos 200 Raw-Bilder in Folge bei konstant 14 Serienbildern pro Sekunde erreichen, denn dafür würde bereits eine Schreibrate von 400 MByte/s genügen, die übrigens ebenfalls von XQD-Speicherkarten erreicht werden kann.

Der Videomodus erlaubt Bewegtbildaufnahmen maximal in 4K-Auflösung (3.820 x 2.160 Pixel) mit wahlweise 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde. Gespeichert wird je nach Wunsch im MOV- oder MP4-Format mit H.264-Kompression. Um Videos aufzunehmen, muss erst in den entsprechenden Live-View-Modus geschaltet werden. Das Nachfokussieren während einer Videoaufnahme klappt nur leidlich gut. Alternativ kann sogar der Fokuspunkt während der Aufnahme per Fingertipper auf den Touchscreen neu festgelegt werden. Sanfte Fokusfahrten gelingen damit jedoch eher nicht. Nimmt man die AF-On-Taste zur Hilfe, arbeitet der Autofokus zudem viel zu schnell und grobschlächtig.

Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit lassen sich selbstverständlich während einer Videoaufnahme manuell regeln. Dies gilt auch für die Mikrofonempfindlichkeit. Empfehlenswert ist hierbei die Verwendung eines externen Stereomikrofons anstelle des internen, allein schon, um weniger Nebengeräusche durch die Bedienung des Gehäuses auf der Tonspur zu haben. Wenn Full-HD-Auflösung reicht, bietet die D6 übrigens die doppelte Bildfrequenz, was flüssigere Bewegungen oder leichte Zeitlupen erlaubt. Zudem gibt es im Gegensatz zum deutlichen Crop bei 4K-Auflösung keinen seitlichen Bildbeschnitt in Full-HD-Auflösung.

Auf einen internen Blitz verzichtet Nikon bei seinem Profimodell. Aber ein TTL-Systemblitzschuh sowie ein Studioblitzanschluss sind selbstverständlich verbaut, womit dem Fotografen alle Möglichkeiten offen stehen inklusive Drahtlosblitzsteuerung mit entsprechendem Masterblitz auf der Kamera.

Auch sonst bietet die D6 alles, was das Fotografenherz begehrt. Etwa eine umfangreiche Belichtungskorrektur und Belichtungsreihenaufnahmen, Einstellungen der Bildparameter oder eine Intervallaufnahmefunktion. Sogar Fokusreihenaufnahmen lassen sich anfertigen. Selbst nach der Aufnahme erlaubt ein Menü die Bearbeitung der Bilder, das gilt auch für die kamerainterne Entwicklung von Raw-Bildern, um sie als JPEG zu speichern.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell bietet die D6 zudem WLAN, Bluetooth und sogar ein eingebautes GPS. Die dafür nötigen Antennen sitzen in einer Kunststoffaussparung vor dem Blitzschuh, denn durch das Metallgehäuse wäre der Empfang zu eingeschränkt.

Wer mit der D6 mehr WLAN-Reichweite, Datenrate und Funktionalität möchte, kann dies mit einem leistungsfähigen, externen Modul nachrüsten, das auch FTP-Datenübertragungen unterstützt. Eine LAN-Schnittstelle hingegen ist direkt in der D6 eingebaut, womit die Kamera in ein Gigabit-Netzwerk gehängt werden kann. Hier sind von Haus aus FTP- und HTTP-Datenübertragungen möglich. Auch über USB ist selbstverständlich eine Fernbedienung möglich.

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