Profi-Sport-DSLR

Testbericht: Nikon D6

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 3 von 5, vom 2020-07-01, aktualisiert 2020-07-10 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Mit 21 Megapixeln löst die Nikon D6 nicht allzu hoch auf, bietet dafür aber eine unglaubliche maximale Empfindlichkeit von bis zu ISO 3,3 Millionen. Ob das gutgehen kann, musste die D6 im Labortest mit dem AF-S 24-70 mm 2.8E ED VR zeigen. Der ausführliche Labortest mit allen Diagrammen kann wie üblich gegen ein kleines Entgelt im Einzelabruf über die weiterführenden Links eingesehen werden.

Außerdem bieten wir Labortest-Flatrates an, die den zeitlich begrenzten Zugriff auf das gesamte Labortestarchiv erlauben. Mit einem Kauf wird auch unsere Arbeit an den kostenlosen redaktionellen Tests unterstützt. Darüber hinaus bieten wir auch eine ISO-Aufnahmereihe in JPEG- und Raw als kaufbaren Download an, so dass man sich auch selbst ein Bild der Fotoqualität machen kann.

Die 21 Megapixel der Nikon D6 sind für das lichtstarke Zoomobjektiv keine Herausforderung. Das 24-70 VR erreicht an der D6 eine maximale Auflösung bei 50 Prozent Kontrast von 53 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum bei 24mm/F11 und 50 lp/mm am Bildrand bei 70mm/F22. Doch schon bei Offenblende erreicht das Objektiv über 50 lp/mm im Weitwinkel im Bildzentrum und fast 45 lp/mm am Bildrand. Abblenden steigert die Auflösung sogar noch ein wenig. Nicht einmal bei der kleinsten Blendenöffnung F22 sinkt die Auflösung spürbar, obwohl man das aufgrund der Beugung eigentlich erwarten würde.

Das Zauberwort heißt Beugungskorrektur. Entsprechend steigen die Schärfeartefakte jenseits von F8, statt dass die Auflösung sinkt. Überhaupt sind die Schärfeartefakte erstaunlich hoch für eine Profikamera. Vielleicht sehen Profis es genauso wie wir in der Redaktion: Ein JPEG sollte knackig und fertig aus der Kamera kommen, zum Bearbeiten gibt es ohnehin das dafür deutlich besser geeignete Rohdatenformat.

Bei mittlerer Brennweite liegen die Auflösungen auf einem ähnlichen Niveau. Am langen Brennweitenende sind die Auflösungen minimal geringer. Bei anderen Messwerten als der Auflösung muss das 24-70 VR aber durchaus Federn lassen. So fällt die Verzeichnung mit 3,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel und über 1,5 Prozent Kissenform bei mittlerer und langer Brennweite nicht eben gering aus.

Die Randabdunklung von gut 50 Prozent (eine Blendenstufe) bei F2,8 lässt sich durch Abblenden auf F4 halbieren, beim weiteren Abblenden auf F5,6 nimmt sie noch einmal deutlich ab. Immerhin ist der Verlauf sehr weich, sodass die Randabdunklung nicht allzu stark auffällt. Die chromatischen Aberrationen sind hingegen gering.

Der Signal-Rauschabstand ist von ISO 50 bis ISO 400 mit über 40 dB hoch, kratzt aber nur bei ISO 50 an der Marke von 45 dB. Bis ISO 6.400 bleibt der Signal-Rauschabstand auf einem akzeptablen Niveau von über 35 dB, bricht darüber aber deutlich ein. Bei den höchsten Empfindlichkeiten ab ISO 409.600 wird der Wert von 20 dB deutlich unterschritten. Bis ISO 819.200 bleibt das Rauschen mit unter zwei Pixeln feinkörnig. Helligkeitsrauschen wird oberhalb von ISO 6.400 zunehmend sichtbar. Ab ISO 102.400 wird das Rauschen sehr stark. Oberhalb von ISO 204.800 gesellt sich kräftiges Farbrauschen hinzu.

Bei Empfindlichkeiten oberhalb von ISO 819.200 konnten wir aufgrund der miserablen Bildqualität beziehungsweise des starken Rauschens keine sinnvollen Messwerte mehr ermitteln. Auch ein Blick auf die Testbilder verrät, dass vor allem die beiden höchsten Empfindlichkeiten allenfalls zur Verschönerung des Datenblatts taugen. Die Bilder sind stark magentastichig und so verrauscht, dass man das Motiv kaum noch erkennen kann.

Die Messung der Texturschärfe weist vor allem bei den niedrigen Empfindlichkeiten eine Überschärfung des Motivs auf. Bis ISO 6.400 sinkt der Wert zwar stetig ab, aber selbst bei dieser hohen Empfindlichkeit werden noch alle Details gezeigt. Erst oberhalb dieser Empfindlichkeit sinkt der Messwert je ISO-Stufe stärker. Bei ISO 12.800 gehen bereits Bilddetails verloren, spätestens ab ISO 25.600 wird dies offensichtlich. Darüber bricht die Messkurve noch steiler ein und ab ISO 102.400 wirken die Bilder stark unscharf und detailarm.

Die Nikon D6 legt also bis zu hohen ISO 6.400 sehr gute Messwerte hin, kann darüber aber auch nicht zaubern. Insbesondere der extrem hohe Empfindlichkeitsbereich von bis zu ISO 3,3 Million erweckt den Eindruck, dass nur der untere, kleine ISO-Bereich brauchbar ist. Dabei ist bereits dieser ISO-Bereich, bei dem die D6 kristallklare Bilder liefert, größer als bei den meisten anderen Kameras.

Die Eingangsdynamik der D6 bewegt sich bis ISO 12.800 auf einem hohen Niveau von über zehn Blendenstufen und erreicht sogar fast elf Blendenstufen. Die Tonwertkurve verläuft angesteilt. Nicht übertrieben, aber doch genug, um kontrastreiche, gefällige Bilder direkt aus der Kamera zu liefern. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 400 mit über 224 von 256 Stufen sehr gut, fällt dann aber mit jeder Empfindlichkeitsstufe deutlich ab. Bis ISO 6.400 bleibt der Tonwertumfang mit mindestens 160 Stufen jedoch auf gutem Niveau. Ab ISO 51.200 unterschreitet der Wert die kritische Marke von 96 Helligkeitsstufen, ab ISO 409.600 sind es sogar nur noch knapp mehr als 32.

Die Farbwiedergabe der D6 spiegelt ebenfalls die JPEG-Aufbereitung hin zu direkt aus der Kamera gutaussehenden Bildern wieder. Die Farben sind gesättigt, im Rot- und Magentabereich sogar sehr stark, Cyan ist stark in Richtung Blau verschoben. Die Tatsächliche Farbtiefe ist bis ISO 12.800 mit über vier Millionen Farbnuancen sehr gut und bis ISO 51.200 mit über zwei Millionen Farbabstufungen gut. Aber auch hier bricht der Messwert bei den hohen ISO-Empfindlichkeiten massiv ein. Bei ISO 204.800 sind es weniger als eine Million Farben, bei ISO 409.600 nur noch wenig über 250.000 und bei ISO 819.200 nur noch um die 150.000.

Wer auf Bildqualität Wert legt, sollte also die ISO-Einstellungen H1 (204.800) und höher meiden wie der Teufel das Weihwasser, aber auch die drei ISO-Stufen darunter (ab 25.600) sollte man nur im Notfall einsetzen. Immerhin bietet die Nikon D6 aber wie versprochen bei hohen ISO-Empfindlichkeiten eine etwas bessere Bildqualität als noch die D5, auch die Farbwiedergabe ist etwas besser geworden.

Wer neutrale Bilder wünscht, ist mit den JPEG-Werkseinstellungen definitiv an der falschen Adresse. Die D6 bietet jedoch viele Möglichkeiten, die JPEG-Aufbereitung anzupassen. Die Möglichkeit, alternativ im TIFF-Format zu speichern, ist bei der D6 hingegen weggefallen. Wer eine spätere, wunschgemäße Bildaufbereitung durchführen möchte, sollte definitiv zum Rohdatenformat greifen, das wahlweise 12 oder 14 Bit Farbtiefe bietet.

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