Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D7000
2010-12-15 Die D7000 von Nikon bricht gleich mit mehreren Traditionen: Gut 16 Megapixel löst ihr Bildsensor auf – so hoch, wie keine andere APS-C-Kamera des traditionsreichen Herstellers. Und erstmals in der Geschichte Nikons wird der Sensor im eigenen Hause produziert. Anders als die vierstellige Modellbezeichnung vielleicht suggerieren mag, ist die D7000 übrigens keine Einsteiger-DSLR, sondern reiht sich zwischen die D90 und die D300S ein. Unser Test klärt, was der Traditionsbruch für die Bildqualität bedeutet und wie es um Ausstattung sowie Ergonomie der D7000 bestellt ist. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Auf den ersten Blick scheint es, als habe Nikon einfach ein neues Innenleben in das Gehäuse der D90 gepflanzt, und fertig war die D7000. Ganz so einfach hat es sich Nikon indes nicht gemacht. Der Body der D7000 (genau genommen nur die Frontschale) besteht aus einem Magnesium-Aluminium-Chassis wie beim APS-C-Flaggschiff D300S. Und so macht die D7000 einen sehr robusten Eindruck, was durch ihr ordentliches Gewicht von rund 780 Gramm (Body betriebsbereit, ohne Objektiv) noch verstärkt wird. Konsequenterweise hat Nikon zudem für spritzwassergeschützte Klappen und Schalter gesorgt. So erinnert letztendlich nur die schlanke Gehäuseform an die Nikon D90, was bei der D7000 nicht immer ein Vorteil ist: Die Griffwulst ist recht schmal geraten, für große Fotografenhände dürfte der Griff gerne noch etwas ausgeprägter sein. Auch die Daumenauflage ist nur sehr dezent ausgeformt, insgesamt lässt sich die D7000 aber auch mit einer Hand gerade noch sicher halten. Wie bei Nikon üblich ist der Hauptschalter als Ring rund um den Auslöser angeordnet. Das vordere Einstellrad sitzt tief darunter, eine Verwechslung von Einstellrad und Hauptschalter ist (anders als etwa bei den aktuellen DSLRs von Sony) kaum möglich. Allerdings müssen Zeige- oder Mittelfinger bei der Nikon-Lösung unbequem weit abgewinkelt werden, um das vordere Einstellrad zu erreichen.
Ganz im Stile einer Profi-Kamera ist die Nikon D7000 reichhaltig mit dedizierten Knöpfen und Schaltern ausgestattet. Deren Anordnung wirkt auf den ersten Blick wenig durchdacht – etwa die "Bracketing"-Taste an der Gehäusefront. Doch bald zeigt sich: Nikon hat die Tasten wohl überlegt so über das Gehäuse verteilt, dass sie auch beim Blick durch den Sucher "blind" zu erreichen sind. Das klappt nach einer kurzen Einarbeitungszeit hervorragend. Lediglich die Fn-Taste ist unglücklich im Graben zwischen Griffwulst und Bajonett platziert: Allzu leicht wird sie versehentlich vom Mittelfinger der Griffhand ausgelöst. Negativ fiel zudem der leichtgängige Auslöser auf, so dass es immer wieder zu irrtümlich ausgelösten Aufnahmen kam. Der Druckpunkt des Auslösers dürfte gerne noch klarer definiert sein.
Die Nikon D7000 zeigt sich sehr informativ. Zunächst einmal gibt es ein großes Display auf der Kameraoberseite, welches die wichtigsten Kameraeinstellungen anzeigt. Wer die Informationsfülle auf diesem Statusdisplay nicht so gut erfassen kann, holt sie sich per "Info"-Taste auf den rückwärtigen Hauptbildschirm. Dessen Anzeige ist sehr übersichtlich, ein weiterer Druck auf die "Info"-Taste ermöglicht es zudem, viele nicht über die Tasten und Schalter erreichbare Parameter direkt anzusteuern. Auch beim Blick durch den Sucher lässt einen die Nikon D7000 immer im Klaren über die aktuellen gewählten Einstellungen. Im LiveView-Modus blendet die Kamera auf Wunsch einen künstlichen Horizont oder Gitternetlinien ein, im Sucher übernimmt der Belichtungsbalken diese Funktion. Die Qualität des Sucherbildes ist über jede Kritik erhaben: Mit 0,94-facher Vergrößerung und 100-prozentiger Abdeckung zählt der helle Sucher zu den besten, die derzeit an einer APS-C-Kamera haben sind! Die Abbildungsqualität des rückwärtigen Displays ist ebenfalls auf der Höhe der Zeit: Bei einer Diagonalen von drei Zoll löst es 920.000 Bildpunkte auf (volle VGA-Auflösung). Da lassen sich selbst feinste Bilddetails direkt in der Kamera beurteilen.
In der alltäglichen Aufnahme-Praxis erweist sich leider als hinderlich, dass das Display starr montiert ist und sich weder klappen noch schwenken lässt. Ungewöhnliche Perspektiven, wie bodennahe Aufnahmen, werden so trotz der guten LiveView-Funktion der Nikon D7000 erschwert. Etwas unübersichtlich präsentiert sich das Hauptmenü der Kamera – was aber vor allem auch an der immensen Fülle an Einstellmöglichkeiten liegt. Da ist es nur zu begrüßen, dass Nikon auf dem Hauptwahlrad der D7000 zwei Positionen für benutzerdefinierte Einstellungen freigehalten hat. Kein Anlass zur Kritik bietet der aus Edelstahl gefertigte Stativanschluss – er sitzt in der optischen Achse sowie weit genug vom Akkufach entfernt, dass sich dessen Klappe auch bei angesetzter Wechselplatte öffnen lässt. Eine Akkuladung stellt übrigens Energie für gut 1.000 Aufnahmen bereit, sofern auf LiveView verzichtet wird.
Ausstattung Die Nikon D7000 ist derart reichhaltig ausgestattet, dass die Kamera kaum einen Fotografenwunsch offen lässt. Einzig Novizen in der DSLR-Fotografie werden vielleicht die eine oder andere Assistenz-Funktion vermissen. Immerhin zeigt die Kamera nach Drücken der "?"-Taste zu zahlreichen (leider nicht allen) Menübefehlen aufschlussreiche Erklärungstexte. Zudem bietet die Nikon D7000 dem unbedarften Fotografen alles, was er braucht, um schnell zu überzeugenden Fotos zu gelangen. Dazu zählen 19 Motivprogramme, darunter auch Spezialitäten wie "Innenraum" oder "Silhouette". Hinzu kommt mit der "iAuto"-Funktion ein klassisches Schnappschussprogramm, das dem Fotografen jede Entscheidung abnimmt. Fast jede Entscheidung jedenfalls – denn die ISO-Empfindlichkeit lässt sich auch in der Vollautomatik vorgeben, was sich bisweilen als Fehlerquelle erweisen könnte.
Wer es komfortabel mag und dennoch von Fall zu Fall schnell in die von der Automatik vorgegebenen Werte eingreifen möchte, findet in der Programmautomatik die ideale Funktion. Wie es sich für eine semi-professionelle Kamera gehört, bietet die Nikon D7000 eine Programmshift-Funktion – die von der Automatik vorgegebene Zeit-/Blendenkombination kann also jederzeit übersteuert werden. Darüber hinaus sind Zeit- und Blendenautomatik an Bord, und natürlich lässt sich die Belichtung im Modus "M" auch komplett manuell steuern. Für die kreative Belichtungssteuerung bietet die D7000 so ziemlich alle Möglichkeiten, die heutige DSLRs kennen. Dazu zählen etwa Aufnahmereihen mit unterschiedlicher Belichtung ("Bracketing"), ein Messwertspeicher unabhängig von der AF-Speicherung und das Übersteuern der vorgegebenen Werte ("Belichtungskompensation"). Die Belichtungsmessung in der Nikon D7000 übernimmt ein ganz neu entwickelter Sensor, der mit 2016 Bildpunkten doppelt so hoch auflöst wie dessen Pendant in der Nikon D300S.
Die ISO-Empfindlichkeit, der Weißabgleich und die Blitzfunktion erweisen sich als äußerst konfigurationsfreudig. So lässt sich etwa die ISO-Automatik der D7000 – wie beim Profi-Boliden D3S – derart einstellen, dass die Kamera erst bei Unterschreiten einer vom Fotografen vorgegebenen Belichtungszeit die Empfindlichkeit erhöht. Was allerdings fehlt, ist eine Einstellung "Auto", die die längste Belichtungszeit an der Brennweite des Objektivs ausrichtet. Hingegen kann selbstverständlich vorgegeben werden, in welchen Grenzen die Kamera die ISO-Werte variieren darf.
Der interne Blitz ist mit Leitzahl 12,5 klassenüblich leistungsstark und klappt weit genug auf, um bei Brennweiten bis 16 Millimeter (24 mm entspr. Kleinbild) abschattungsfrei auszuleuchten. An Blitzfunktionen kennt die Kamera alles, was die Technik heute hergibt: Synchronisation auf den zweiten Vorhang etwa, Langzeitsynchronisation (wobei die längste Verschlusszeit frei wählbar ist), Vorblitz zur Reduktion roter Augen und als besonderes Bonbon kann der interne Blitz auch entfesselt betriebene Systemblitze fernsteuern. Einzig eine PC-Buchse zum Anschluss eines Studioblitzes lässt die Nikon D7000 vermissen. Unter der Haube der D7000 setzt sich die Ausstattungsvielfalt fort. So bietet die Kamera zwei Kartenschächte für SD-Speicherkarten. Dabei kann die zweite Karte nicht nur einfach die Speicherkapazität erweitern, es ist alternativ möglich, auf ihr ein Backup aller Aufnahmen anzulegen. Oder auf einer Karte JPEG-Dateien aufzuzeichnen, während die zweite Karte dieselben Aufnahmen im RAW-Format speichert.
Da die D7000 auch Videos aufnehmen kann, hat Nikon ihr konsequenterweise eine 3,5mm-Klinken-Anschlussbuchse für ein externes Stereo-Mikrofon spendiert. Das ist auch nötig, denn das interne Mikrofon zeichnet Videoton nur in mono auf. Zudem gibt es eine Anschlussbuchse für den externen GPS-Empfänger GP-1, über die die Positionsdaten direkt in die EXIFs der Bilddateien geschrieben werden. Die Liste professioneller Ausstattungsmerkmale ließe sich nahezu endlos fortsetzen, etwa mit der Abblendtaste, der echten Spiegelvorauslösung, einem speziellen "Leise"-Modus mit extrem gedämpftem Spiegelschlag etc. pp. Videos kann die D7000 ebenfalls aufnehmen. Die Kamera zeichnet in Full-HD-Auflösung (1080p) auf und speichert die Filmaufnahmen in zeitgemäßer H.264-Komprimierung. Bei der Videoaufnahme lässt sich die Kamera komplett manuell steuern, auf Wunsch stehen aber auch Belichtungsautomatik und Autofokus zur Verfügung. Videos lassen sich im Wiedergabemodus direkt in der Kamera schneiden.
Objektiv Wie immer haben wir auch die Nikon D7000 mit einem Objektiv getestet, mit dem die Kamera als Set erhältlich ist. In diesem Fall ist es das AF-S NIKKOR 18-105 mm 1:3.5-1:5.5 VR. Damit deckt das Objektiv bezogen auf das Kleinbildformat einen Brennweitenbereich von 27 bis ca. 160 Millimeter ab. Das Kürzel "VR" in der Objektiv-Bezeichnung verweist auf den integrierten Bildstabilisator, bei Nikon ist der Verwacklungsschutz traditionell Sache des Objektivs. Vorteil dieses Verfahrens: Auch das Sucherbild ist stabilisiert, gerade bei langen Telebrennweiten erleichtert das ruhige Sucherbild die Bildkomposition. Mit seinem Gewicht von rund 420 Gramm wirkt Nikons Set-Objektiv recht robust, obwohl das Bajonett aus schnödem Kunststoff besteht und nicht aus massiven Metall. Dank eingebautem Schwingspulenmotor ist der Autofokus flüsterleise, wenngleich nicht unhörbar. Nikon hat leider das Mikrofon an der D7000 etwas unglücklich platziert, so dass Brennweitenänderungen sich als vernehmbare Schabgeräusche auf der Tonspur einer Videoaufnahme verewigen.
Völlig neu ist das AF-Modul der Nikon D7000. Es weist mit 39 Sensoren dreimal so viele Messpunkte auf wie das der D90. Auf Wunsch lässt sich jeder AF-Punkt individuell ansteuern, zudem kann man die Messfelder in der Peripherie abschalten. Zu Gruppen zusammenfassen lassen sich die Messfelder indes nicht. Der Autofokus der Nikon D7000 hat übrigens die "3D-Tracking"-Funktion von den professionellen Modellen geerbt, die Kamera kann also auch Objekte perfekt im Fokus halten, die sich quer durchs Bild bewegen. Falls das verfügbare Licht zur präzisen Fokusmessung nicht ausreicht, illuminiert die D7000 die Szenerie mit einer grellweißen LED, was bisweilen als etwas aufdringlich empfunden wird.
Anlass zu Kritik gibt die Autofokusgeschwindigkeit der D7000 mit dem Set-Objektiv: 0,8 Sekunden hat unser Testlabor im Mittel gemessen, solange braucht die Kamera zum Scharfstellen und Auslösen – der Autofokus ist damit recht gemächlich. In der Praxis bei genügend Licht fokussiert die D7000 aber flotter und vor allem sehr treffsicher. Eine zum Vergleich herangezogene Sony Alpha 55 stellte indes im Dämmerlicht spürbar schneller scharf. So richtig lebendig wird der Autofokus der D7000 erst mit lichtstarken Linsen, wie dem AF-S 70-200/2.8 G ED VR II. Einmal fokussiert, löst die D7000 praktisch ohne Zeitverzögerung aus. Der Kontrast-AF im LiveView-Modus arbeitet ebenfalls nur bei ausreichendem Licht hinreichend schnell. Im Dämmerlicht einer abendlichen Zimmerbeleuchtung stößt der LiveView-AF dann an seine Grenzen, fährt sekundenlang hilflos umher, um schließlich aufzugeben oder ein unscharfes Bild aufzuzeichnen.
Bei den Abbildungsleistungen hält das Set-Objektiv nicht ganz die Versprechungen, die dessen äußeres Erscheinungsbild verheißen. So fällt die Randabdunklung bei Offenblende mit -1,5 EV schon sichtbar hoch aus, hinzu kommt eine deutlich ausgeprägte tonnenförmige Verzeichnung im Weitwinkelbereich. Zur Ehrenrettung sei aber gesagt, dass die D7000 eine Reihe von Objektiven, darunter auch das AF-S NIKKOR 18-105, digital korrigieren kann, sprich: die Abbildungsfehler werden per Bildbearbeitung direkt in der Kamera ausgebügelt. Ist diese digitale Korrektur in der D7000 eingeschaltet, wissen die Aufnahmen mit dem Set-Objektiv durchaus zu gefallen. Dazu tragen sicher auch dessen abgerundete Blendenlamellen bei, die für eine überraschend weiche und damit ansprechende Wiedergabe unscharfer Bildbereiche sorgen. Zudem zeigt das Objektiv kaum Neigung zu Farbsäumen an harten Kontrastkanten, und seine Anfälligkeit für Blendenflecken bei punktförmigen Lichtquellen hält sich in akzeptablen Grenzen.
Bildqualität Bislang war Nikon dafür bekannt, im Megapixel-Rennen eine äußerst konservative Position einzunehmen. Mit der D7000 schlägt Nikon nun einen neuen Weg ein: Gut 16 Millionen Pixel haben die Ingenieure auf den APS-C-Sensor der Kamera gepackt. Damit ist sie die DSLR mit der höchsten Pixeldichte im Portfolio von Nikon, eine noch höhere Auflösung liefert nur der Vollformatbolide D3X. Der Sensor der D7000 bricht noch mit einer weiteren Tradition: Bislang hat Nikon für seine DSLRs Sensoren von Sony bezogen oder nach eigenen Spezifikationen fertigen lassen, zum Beispiel bei Renesas. Nach Angaben von Nikon Deutschland ist der Sensor der D7000 der erste, den Nikon nicht nur selbst entwickelt hat, sondern auch im eigenen Hause fertigt. Ob dieser Bildsensor die Erwartungen an die Bildqualität erfüllen kann, haben wir im renommierten DCTau-Testlabor geprüft. Wie immer kann das ausführliche, kommentierte Testprotokoll gegen ein kleines Entgelt abgerufen werden (siehe weiterführende Links).
Befürchtungen, dass die hohe Pixeldichte sich negativ auf das Bildrauschen auswirken könnte, sind schnell zerstreut. Zwar rauscht die D7000 ab ISO 800 etwas stärker als die D300S mit ihrem 12-Megapixel-Sensor. Auflösungsbereinigt ist der Unterschied aber vernachlässigbar gering. Vor allem aber hat Nikon an der D7000 die Rauschunterdrückung ganz neu abgestimmt. Die Kamera unterdrückt Störpixel vor allem in flächigen Bildpartien, Bildbereiche mit vielen Details werden hingegen geschont. So schafft es Nikon, dass die D7000 von allen 16-Megapixel-DSLRs bei hohen ISO-Zahlen die meisten Bilddetails bewahrt – ohne dass die Aufnahmen stärker verrauscht wirken als die der Mitbewerber. Dabei hat das Bildrauschen bis hinauf zu hohen ISO 3.200 einen angenehmen Charakter: Es ist sehr fein, Farbstörungen treten praktisch nicht auf. Erst ab ISO 12.800 wird das Bildrauschen unangenehm fleckig, und es mogeln sich sichtbare Farbkleckse ins Bild.
Geradewegs professionell ist die Tonwertwiedergabe der Nikon D7000 abgestimmt. Die Kurve verläuft fast linear, nur die Schattenpartien werden etwas weich wiedergegeben. Die JPEG-Dateien der Nikon sind also sehr bildbearbeitungsfreundlich. Auf der anderen Seite bedeutet dieser Verzicht auf Effekthascherei aber auch, dass die Aufnahmen mit der Nikon D7000 vor dem Ausdruck "aufgepeppt" werden sollten. Alternativ zur zurückhaltenden Standardabstimmung lässt sich die "Picture-Control"-Vorgabe "Brillant" wählen, mit der die Kamera für den Druck optimierte Fotos mit satteren Farben sowie knackigeren Kontrasten liefert.
In Sachen "Eingangsdynamik" ist die Nikon D7000 ebenfalls ganz auf der Höhe der Zeit. Bis hinauf zu hohen ISO 6.400 verarbeitet sie mindestens acht Blendenstufen Kontrastumfang. Nicht ganz so schön ist das Bild bei der Ausgabedynamik: Wie so viele Kameras gibt auch die Nikon D7000 Schwarz eher als ganz dunkles Grau wieder – wobei sich der Fehler noch in Grenzen hält. Geradezu mustergültig zeigt sich die Kamera hingegen beim Scharfzeichnen: Typisch Nikon schärft die D7000 sehr zurückhaltend. Das verhindert wirkungsvoll etwaige Schärfearteffakte an harten Kontrastenkanten, erzeugt aber auf der anderen Seite einen eher weichen Bildeindruck. Nicht ganz überzeugen kann dagegen das Set-Objektiv in Sachen "Auflösung": Das 18-105/3.5-5.6 liefert am kurzen Ende im Bildzentrum mit rund 80 Prozent des theoretisch Möglichen noch eine akzeptable Auflösungsleistung. In Telestellung kommt es aber kaum über 60 Prozent hinaus. Ebenso gibt es einen deutlichen Abfall der Auflösung zu den Bildrändern hin, was sich auch durch Abblenden kaum minimieren lässt. Wie hoch die Anforderungen sind, die ein 16-Megapixel-Sensor in APS-C-Größe an die Optik stellt, zeigt ein zum Vergleich herangezogenes NIKKOR AF-S 85 mm 1.4 G: Auch dieses Spitzen-Objektiv hat seine liebe Mühe, an den Bildrändern die selbe Auflösung zu liefern wie im Zentrum – obwohl es einen für "Vollformat" berechneten Bildkreis aufweist. Das volle Potential der D7000 lässt sich also nur mit hochwertigen, für Digitalkameras optimierten Optiken ausschöpfen.
Die messtechnischen Schwächen fallen glücklicherweise in der fotografischen Praxis nicht so stark ins Gewicht. Viel wichtiger ist im täglichen Einsatz beispielsweise, dass eine Kamera zuverlässig belichtet und den Weißabgleich an die vorherrschende Farbtemperatur anpassen kann. Letzteres meistert die D7000 mit Bravour. Insbesondere unter Kunstlicht liefert sie nicht wie viele andere Kameras gelb- oder orangestichige Aufnahmen, sondern belässt es bei einer moderat warmen Grundtönung. Insgesamt zeigt sich die D7000 auch bei der Farbwiedergabe vornehm zurückhaltend, übersättigt die Fotos auf gar keinen Fall und bewahrt so auch farbige Details hervorragend. Bei der Belichtung ist die Kamera hingegen bisweilen etwas zickig. Vor allem helle Motive ohne starken Kontrast, wie eine Schneelandschaft an einem trüben Tag, belichtet sie etwas zu reichlich. Insgesamt ist diese Neigung zum "exposure to the right" nicht verkehrt. Doch wenn wie im Falle der Nikon D7000 dabei die Gefahr ausbrennender Lichter besteht, sollte man bei kritischen Motiven tunlichst das Histogramm konsultieren und eventuell eine zweite Aufnahme mit korrigierten Belichtungsdaten machen. Oder noch besser RAW-Dateien aufzeichnen – die bieten im Zweifelsfall deutlich mehr Dynamikreserven.
Fazit Mit der D7000 bleibt Nikon in vielen Belangen seiner eher konservativen Haltung treu, ohne dass die Kamera altbacken wirkt. Im Gegenteil: Ihr 16-Megapixel-Sensor ist ohne Wenn und Aber auf der Höhe der Zeit, vielleicht sogar der beste APS-C-Sensor, den es derzeit in dieser Auflösungsklasse gibt. So liefert die D7000 stets eine erstklassige Bildqualität, die Aufnahmen verzichten dabei auf jegliche Effekthascherei. Allerdings vermag das Set-Objektiv die hervorragende Leistung des Bildsensors nicht auszuschöpfen, erstklassige Linsen sind an der D7000 fast schon Pflicht. Ganz im Sinne der Tradition Nikons bietet die D7000 einen exzellenten optischen Sucher. Der Ausstattungsumfang der Kamera lässt – abgesehen vom etwas knapp bemessenen Pufferspeicher – kaum Wünsche übrig. Das gilt leider nicht für die Ergonomie: Das starr montierte Display erschwert den LiveView-Einsatz unnötig, das Kameragehäuse dürfte noch etwas bequemer und vor allem sicherer in der Hand liegen. So bleibt unterm Strich, dass die D7000 zwar preislich genau zwischen der D90 und D300S einzuordnen ist, nicht aber von der Leistungsfähigkeit her. Hier rückt sie der D300S gehörig auf den Pelz, überflügelt sie in einigen Aspekten gar. Damit dürfte die D7000 derzeit das Angebot mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis von Nikon sein.
Kurzbewertung
- Robustes Gehäuse mit Spritzwasserschutz
- Großer Ausstattungsumfang, hohe Individualisierbarkeit
- Hervorragender optischer Sucher
- Exzellente Bildqualität, auch bei hohen ISO-Werten
- Etwas kleiner Pufferspeicher
- Kein Live-Histogramm
- Display weder klapp- noch schwenkbar
- Ergonomisch nicht optimal geformtes Gehäuse
Technische Daten
Modell |
Nikon D7000 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 16,9 Megapixel (physikalisch), 16,2 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
4.928 x 3.264 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, 19 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,0", 0,921 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (2.016 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 2 Aufnahmen (1/3-2 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: ja |
GPS |
extern |
Serienbildfunktion |
max. 6,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD Speicherkartenfach 2: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 25.600 |
Abmessungen |
132 x 105 x 77 mm (B x H x T) |
Gewicht |
780 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/L0RQK (mit Preisvergleich) |