Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D7100
2013-04-04 Wachablösung im Hause Nikon: Die D7100 folgt nicht nur der D7000 nach, sie ersetzt auch das einstmalige Profimodell D300s. Keine leichte Aufgabe, die Nikon da seinem neuen APS-C-Flaggschiff zugedacht hat. Doch die Ingenieure haben die D7100 gut gerüstet: So verzichtet ihr 24-Megapixel-Sensor auf einen auflösungsmindernden Tiefpassfilter. Und der Autofokus wird vom selben Prozessor unterstützt, der auch in der Top-Kamera D4 seinen Dienst verrichtet. Diese und viele weiteren Neurungen sollen dazu beitragen, dass die Nikon D7100 selbst höchsten Ansprüchen gerecht werden kann. Ob ihr das gelingt, haben wir im Labor von digitalkamera.de sowie in der Praxis ausführlich getestet. (Martin Vieten)
Ergonomie und Verarbeitung Nikon hat schon immer mehr auf Evolution als auf Revolution gesetzt. Da macht die D7100 keine Ausnahme: Ihr Gehäuse gleicht dem der Vorgängerin wie einem Ei dem anderen – zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten Blick zeigt sich dann, dass Nikon die Funktion zweier Knöpfe auf der Rückseite links vertauscht hat. Und es ist ein weiterer Knopf hinzugekommen, der ein Schnellmenü aufs Display holt – das allerdings mit zehn Befehlen etwas knapp bemessen ist. Rechts vom Display hat Nikon die Bedienelemente für die Live-View-Funktion zusammengefasst, der Aufnahmeknopf für Videos ist nun auf die Top-Platte in die Nähe des Auslösers gewandert. Nichts Weltbewegendes also, Aufsteiger vom Vorgängermodell werden sich an die kleinen Änderungen schnell gewöhnen. Und Nikon-Novizen wird gefallen, dass die D7100 bestens mit dedizierten Schaltern, Tasten und Drehrrädern ausgestattet ist. So lässt sich die Kamera nach etwas Einarbeitungszeit blind bedienen – zumal sich eine Reihe von Knöpfen mit Funktionen der eigenen Wahl belegen lässt.
Das Gehäuse der D7100 übernimmt weitgehend die bullige Form der Vorgängerin. Es liegt dank des sehr ausgeprägten Griffs sicher in der Hand, wozu man aber kräftig zupacken sollte. Denn mit knapp 800 Gramm Leergewicht (ohne Objektiv, aber mit Akku) ist die Kamera recht schwer, obgleich Nikon sie weitgehend aus einer leichten aber widerstandsfähigen Magnesium-Aluminium-Legierung fertigt. Nikon betont, dass die D7100 genauso gut gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet ist wie schon die D300s oder die aktuelle D800 – was aber auch schon bei der D7000 der Fall gewesen sei. So schützen zum Beispiel robuste Gummiklappen, die etwas fummelig zu schließen sind, die Schnittstellen. Die Abdeckung der Schnittstelle für den Hochformatgriff hätte Nikon allerdings gerne am Gehäuse befestigen dürfen. Doch sie ist lose, kann also leicht verloren gehen.
Ganz im Sinne eines langen Kameralebens verzichtet Nikon bei der D7100 weiterhin auf ein bewegliches Display, der Monitor ist fest verbaut. Ein Manko, mit dem sich indes einigermaßen gut leben lässt, da das Display auch aus sehr großem Blickwinkel gut abblesbar ist und keine Farbverfälschungen zeigt. Die Bildschirmdiagonale wächst bei der D7100 auf üppige 3,2 Zoll, das Display löst sehr feine 1.228.000 Dots auf. Es bleibt jedoch bei einer nominellen Monitorauflösung von 640 x 480 Pixel, die höhere Zahl der Punkte ergibt sich daraus, dass das Display nun aus einer RGBW-Matrix besteht. W steht hier für weiße Dots, die für mehr Strahlkraft im hellen Sonnenschein sorgen sollen.
So sehr das Display auch auf der Höhe der Zeit ist – bei der Aufnahme wird es eher seltener zum Einsatz kommen (wenngleich die D7100 natürlich Live-View beherrscht). Auch nicht zur Konfiguration der Kamera, denn dazu gibt es ein großes Info-Panel rechts auf der Kameraoberseite. Nikon ist eben kein Revolutionär, und so bleibt die D7100 eine klassische DSLR mit einem Spiegelreflexsucher. Dieser Sucher markiert den heutigen Stand der Technik: Er ist groß (0,94-fache Vergrößerung) und deckt das Sucherbild zu 100 Prozent ab. Auf Wunsch lässt sich in das Sucherbild ein gestochen scharfes Hilfsgitternetz einblenden, sowie ein künstlicher Horizont in Form einer Balkenanzeige. Schade, dass sich letztere ausschließlich per Funktionsknopf aktivieren lässt und nicht etwa im Menü dauerhaft eingeschaltet werden kann. Nur wer stets das Haar in der Suppe sucht, könnte dem optischen Sucher ankreiden, dass er bei nicht sehr lichtstarken Objektiven das Sucherbild merklich abdunkelt. Nicht von der Hand zu weisen ist dagegen, dass sich das klassische Spiegelreflkonzept und Live-View nicht sonderlich gut vertragen – mehr dazu im Abschnitt Objektiv.
Wie von einer Kamera mit professionellen Ambitionen nicht anders zu erwarten ist, hat Nikon bei der Ausstattung keine Mühen gescheut. Doch die vielen Optionen und Konfigurationsmöglichkeiten wollen natürlich eingestellt werden – was im typischen Nikon-Menü der D7100 bisweilen nur nach ausgiebigem Handbuchstudium gelingt. Nicht, dass das Hauptmenü unübersichtlich wäre – ganz im Gegenteil. Aber es bietet eben derart viele Einstellmöglichkeiten, dass einem schnell der Kopf raucht – zumal sich eine Reihe von Parametern nicht ändern lassen, weil sie mit anderen Optionen ins Gehege kommen. Zwar gibt die D7100 dann eine Fehlermeldung aus, die jedoch immer denselben Inhalt hat und so nicht hilft, dem Konflikt auf die Spur zu kommen. Als sehr hilfreich erweist sich bei den schon fast überbordenden Konfigurationsmöglichkeiten der Menüpunkt „Letzte Einstellungen“ – er listet fein säuberlich die zuletzt aufgerufenen Befehle auf, sodass diese sich schnell wieder auf den Schirm holen lassen.
Damit sich im manchmal harten Fotografenalltag nichts versehentlich verstellt, gehen die beiden Einstellräder angenehm stramm und rasten deutlich spürbar ein. Zudem sitzt das vordere Wählrad ein ganzes Stück unterhalb des Auslösers, sodass sich der Zeigefinger schwerlich ungewollt dahin verirrt. Das Moduswählrad sowie der Ring zur Wahl des Aufnahmemodus (Einzelbild, Serienbild etc.) sind verriegelt, nur wenn das entsprechende Knöpfchen gedrückt gehalten wird, lassen sie sich verstellen. Stativgewinde und Akkuklappe hat Nikon auf der Unterseite so angeordnet, wie es sein muss: Das Stativgewinde sitzt in der optischen Achse, die Akkuklappe ist so weit davon entfernt, dass sich auch bei angesetzter Schnellwechselplatte der Energiespender problemlos wechseln lässt. Das Speicherkartenfach rechts nimmt zwei SD-Karten auf wird von einer robusten Klappe fest verschlossen.
Ausstattung Ihr volles Potential entfaltet die D7100 sicherlich erst in der Hand eines kundigen Fotografen. Wobei es sich durchaus lohnt, sich in die nahezu unbegrenzten Möglichkeiten der Kamera einzuarbeiten – etwa in den sehr fein konfigurierbaren Belichtungsmesser, der übrigens auf der Color Matrix Messung II mit 2.016 Messzellen basiert. Wer sich für die mittenbetonte Integralmessung entscheidet, kann festlegen, wie groß das Bildzentrum sein soll, das stärker gewichtet wird. Zudem kann man dem Belichtungsmesser der D7100 einen festen Korrekturwert vorgeben – und zwar separat für jede der vier Messmethoden! Äußerst anpassungsfähig ist auch die ISO-Automatik der D7100. Nicht nur, dass sich der gewünschte ISO-Bereich vorgeben lässt, auch die längste Verschlusszeit kann festgelegt werden. Doch das ist noch nicht alles: Ähnlich wie die D800 richtet die D7100 die ISO-Empfindlichkeit an der Brennweite des Objektivs aus – und erlaubt es dabei, den Schwerpunkt auf eine möglichst kurze Verschlusszeit oder auf eine möglichst niedrige ISO-Zahl zu legen. Eine Funktion übrigens, die die Vorgängerin noch missen ließ. Klasse auch, dass die ISO-Automatik bei manueller Belichtungssteuerung ebenfalls funktioniert. So kann der Fotograf Blende und Verschlusszeit ganz nach Belieben vorgeben, die D7100 sorgt dann mit der Wahl einer geeigneten ISO-Empfindlichkeit für die korrekte Belichtung.
Um starke Kontraste bei hartem Licht zu meistern, bietet die D7100 gleich zwei spezielle Funktionen: D-Lighting richtet die Belichtung an den Lichtern aus und hellt die Schatten auf – die Stärke der Aufhellung lässt sich einstellen. Und HDR kombiniert eine dunklere und eine hellere Aufnahme derart, dass Schatten und Lichter möglichst perfekt durchgezeichnet sind. Neu ist bei der D7100 zudem die Möglichkeit, den Weißabgleich an einem eng begrenzten Messfeld ausrichten zu können – was aber wieder nur im Live-View-Betrieb funktioniert. Wie von Nikon nicht anders zu erwarten, werden selbst verwöhnte Fotografen vom Blitzsystem der D7100 mehr als zufrieden gestellt. Die Kamera beherrscht alle Standards wie Blitzen auf den zweiten Vorhang, Langzeitsynchronisation und bietet eine sehr kurze Blitzsynchronzeit von 1/250 Sekunde. Einen kleinen Bordblitz hat Nikon der D7100 ebenfalls spendiert, er ist mit einer Leitzahl von knapp 12 angemessen potent, leuchtet aber das Motiv mit einer starken Vignette aus. Da greift man besser auf eines der Systemblitzgeräte von Nikon zurück, die sich mit dem Bordblitz der D7100 auch drahtlos ansteuern lassen. Für eine besonders ausgewogene Belichtung ist die Kamera übrigens mit einem Blitzbelichtungsspeicher ausgestattet – der gespeicherte Wert wird dabei automatisch angepasst, sobald man Blende oder ISO-Stufe ändert.
Bislang war die D300s die Sportskanone in Nikons APS-C-Klasse, doch sie soll demnächst gänzlich von der D7100 abgelöst werden. Kann die Serienbildgeschwindigkeit der D7100 mit der immer noch sehr schnellen D300s mithalten? Nicht ganz, aber fast – allerdings mit ein paar Einschränkungen. Zunächst rattert die D7100 mit ca. 6 Fotos pro Sekunde (fps) los – ob in Raw oder JPEG aufgezeichnet wird, macht dabei kaum einen Unterschied. Sie ist also kaum langsamer als die 300er. Allerdings ist bereits nach 17 JPEGs und nur sechs Raw-Fotos der Pufferspeicher voll – da hatte die D300s einen weitaus längeren Atem. Fällt die D7100 in den Dauerlauf, geht es recht gemütlich weiter: mit 1,5 fps bei JPEG-Aufnahmen und gar nur 0,6 fps, wenn Raw als Dateiformat gewählt ist. Offenbar hat die D7100 so ihre liebe Not, die immense Datenmenge, die bei Dauerfeuer anfällt, auf die Speicherkarte zu transferieren. Um die Serienbildrate zu Erhöhen und den Pufferspeicher zu entlasten, hat die D7100 indes einen kleinen Trick auf Lager: Sie kann das Bildfeld mit dem Faktor 1,3 zuschneiden, dadurch sinkt die Auflösung auf rund 15 Megapixel. Im Gegenzug steigt die Serienbildrate auf rund 7 fps an und nebenbei erhält man noch einen Zuschlag bei der Telebrennweite.
Auf dem Papier glänzt die D7100 mit zeitgemäßen Videofunktionen: Sie zeichnet in Full-HD-Auflösung auf (1.920 x 1.080 Pixel), der Ton wird in Stereo aufgenommen. Wer Wert auf einen besonders hochwertigen Filmton legt, kann ein Mikrofon an die Kamera anschließen – internes oder externes Mikro lassen sich zudem manuell aussteuern. Bei den Frameraten knausert die D7100 indes: Sie zeichnet bei höchster Auflösung mit maximal 50 Halbbilder pro Sekunde auf (50i) und das auch nur im 1,3-Crop-Modus. Den Fokus führt die Kamera nur auf Anforderung nach (Auslöser antippen), dabei pumpt der Kontrast-AF sicht- und auf der Aufnahme deutlich hörbar hin und her. Für schnelle Videoschnappschüsse eignet sich die D7100 daher nicht so gut, für professionelle Drehs mit manueller Schärfenachführung dagegen schon eher.
Keinen Wunsch offen lassen dagegen die Wiedergabe- und Bildbearbeitungsmöglichkeiten der D7100. Ob D-Lighting oder Filtereffekte – vieles, was man üblicherweise vor der Aufnahme festlegt, lässt sich auch noch nachträglich aufs Bild anwenden. Aber das ist noch nicht alles: Die D7100 kann rotgeblitzte Augen retuschieren, Weitwinkelfotos entzerren, Bilder zuschneiden – um nur einige der Möglichkeiten zu nennen. Auch Raw-Aufnahmen lassen sich direkt in der Kamera entwickeln – sehr praktisch, wenn es einmal schnell gehen muss. Bei der Bildbearbeitung bleibt das Original stets erhalten, die D7100 speichert die bearbeitete Version als neue Bilddatei.
Objektiv Nikon bietet die D7100 im Set mit dem Objektiv AF-S Nikkor 18-105 mm 1:3.5-1:5.5 VR an. Dieses 5,8-fach Zoom deckt bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 27 bis ca. 160 Millimeter ab. Das Zoom ist ein alter Bekannter, den es auch schon im Set mit der D7000 gab. Es ist nicht sonderlich lichtstark, dafür aber mit einem Gewicht von rund 420 Gramm angenehm leicht. Angenehm ist auch der Fokusring, der nicht zu klein geraten ist und ergonomisch günstig nah am Bajonett liegt. Der Autofokus wird von einem nahezu unhörbaren Schwingspulenmotor angetrieben. Zudem sorgt ein optischer Bildstabilisator dafür, die Gefahr verwackelter Aufnahmen zu reduzieren. Die D7100 stellt auch mit älteren Objektiven ohne eigenen Fokusantrieb automatisch scharf, dazu ist sie mit einem Antrieb und der entsprechenden Kardanwelle ausgestattet.
Den Autofokus der D7100 hat Nikon im Vergleich zur Vorgängerin deutlich verbessert. Er erbt von der D300s das AF-Modul Multi-CAM 3500DX mit 51 Sensoren (davon 15 Kreuzsensoren), die D4 steuert den Prozessor bei. Derart gerüstet ist der Autofokus auf deutlich weniger Licht angewiesen als noch der der D7000 – seine Empfindlichkeit beginnt nun bei -2 EV, der zentrale Kreuzsensor funktioniert bis hinab zur Lichtstärke F8. In Verbindung mit dem preisgünstigen Set-Objektiv reißt aber auch der neue Autofokus keine Bäume aus: Zum Scharfstellen genehmigt sich die D7100 je nach Zoomstellung zwischen 0,4 und 0,5 Sekunden – da sind heute bereits einige Kompaktkameras schneller! Eine kleine Ewigkeit dauert es sogar, wenn die D7100 im Live-View-Betrieb per Kontrastmessung scharf stellen soll – im Labor von digitalkamera.de genehmigte sie sich dazu knapp zwei Sekunden, in der Praxis dauerte es oftmals noch länger. Da fokussiert man besser von Hand, was dank einer zuschaltbaren Fokuslupe mit maximal 19-facher Vergrößerung schnell und komfortabel geht.
Bildqualität Auch wenn Nikon gerne am Bewährten festhält – beim Bildsensor der D7100 geht man mit der Zeit: 24 Megapixel löst er auf, mehr Bildpunkte bringt derzeit keine Kamera auf einem APS-C-Sensor unter. Anders aber als zum Beispiel bei der D5200, die ebenfalls 24 Megapixel auflöst, verzichtet die D7100 auf einen üblichen Tiefpassfilter. Er soll mögliche Moirée-Bildung im Keim ersticken, begrenzt indes auch die Auflösung. Inwiefern die Bildqualität der D7100 von diesen und anderen Maßnahmen profitieren kann, musste sie gepaart mit dem Objektiv AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR in der Praxis sowie im Testlabor von digitalkamera.de zeigen. Wie immer kann das umfassende und ausführlich kommentierte Laborprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Datei heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags).
Das Zoomobjektiv schlägt sich an der D7100 wacker: Bei kurzer und mittlerer Brennweite löst es sehr hoch auf, es knackt mühelos die magische Grenze von 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) – zumindest im Bildzentrum. Zu den Bildrändern hin ist die Auflösung rund 20 Prozent geringer, was sich jedoch kaum als Schärfeabfall bemerkbar macht. Dass der Auflösungsverlust an den Rändern in Telestellung des Zooms noch etwas stärker ausgeprägt ist, fällt in der Praxis nicht so sehr ins Gewischt, da bei Tele-Aufnahmen oftmals das Hauptmotiv vor einen gezielt unscharfen Hintergrund gestellt wird. Schön auch, dass Nikon der Versuchung widersteht, Auflösungsschwächen durch verstärktes Nachschärfen zu kompensieren: Schärfeartefakte stören kaum, insbesondere auch nicht an den Bildrändern, die ja nicht ganz so hoch aufgelöst sind. Nicht im Griff hat Nikon die Verzeichnung des AF-S 18-105 mm. Das Objektiv verzeichnet Weitwinkelfotos sehr stark tonnenförmig, bereits bei mittlerer Brennweite schlägt die Verzeichnung in eine ausgeprägte Kissenform um. Etwas stark macht sich auch Vignettierung bemerkbar, besonders in Telestellung. Zum Glück kann der Bildprozessor der D7100 Abbildungsfehler wie Verzeichnung und Vignettierung per Software korrigieren, sodass man sich in der Praxis nicht so sehr darum sorgen muss. Wenig Sorgen braucht man sich auch um chromatische Aberration machen – Farbsäume an Kontrastkonten hat das Set-Objektiv gut im Griff, allenfalls an den äußersten Bildrändern könnten sie bisweilen etwas stören.
Sieht man einmal von der Verzeichnung ab, macht das Set-Objektiv eine ordentliche Figur. Insbesondere das hohe Auflösungsvermögen überrascht im positiven Sinne. Gilt das auch für den Bildsensor der D7100, der mit 24 Megapixeln sehr hoch integriert ist? Erwartungsgemäß hat die D7100 bei niedrigen und moderaten ISO-Einstellungen leichtes Spiel: Der Signal-Rauschabstand ist zwar nur bis etwa ISO 400 sehr gut, doch die Texturschärfe leidet erst jenseits der ISO 1.600 sichtbar und bleibt bis hinauf zu sehr hohen ISO 12.800 befriedigend. Nikon hat der Rauschunterdrückung Zurückhaltung auferlegt, lässt das Luminanzrauschen bereits ab ISO 400 moderat ansteigen, ab ISO 6.400 dann stärker. Da jedoch die Störpixel über den gesamten Empfindlichkeitsbereich sehr klein bleiben, stört Bildrauschen visuell weitaus weniger als es die Messergebnisse vielleicht nahe legen. Hinzu kommt, dass lästiges Farbrauschen bis zu ISO 6.400 unsichtbar bleibt. Bis zu dieser ISO-Empfindlichkeit lässt sich die D7100 in der Praxis ohne Wenn und Aber einsetzen – so man einen etwas raueren Bildeindruck hinnehmen mag.
Ohne Fehl und Tadel ist der Dynamikumfang der D7100. Ihre Eingangsdynamik bleibt bis ISO 800 auf einem sehr hohen Niveau von mindestens 10 Blendenstufen (EV), bei ISO 3.200 verarbeitet sie immerhin noch Kontraste von hohen 9,5 EV. Die Ausgangsdynamik ist indes nur bei niedrigen ISO-Einstellungen sehr hoch, liegt aber bei ISO 1.600 immer noch bei ordentlichen 160 von 256 möglichen Tonwertstufen. Wenn es also darauf ankommt, feinste Tonwertnuancen oder hohe Kontraste umzusetzen, lässt einen die D7100 nicht im Stich – insbesondere wenn man sie bei niedriger Empfindlichkeit betreiben kann. Farben gibt die D7100 insgesamt sehr neutral wieder, auf eine effektheischende Anhebung der Sättigung verzichtet die Kamera. Insgesamt hat Nikon die Bildqualität der D7100 sehr ausgewogen und zurückhaltend abgestimmt. Das eröffnet einigen Spielraum für die nachträgliche Bearbeitung, so man nicht von vorneherein im Raw-Format aufzeichnet. Aber auch die unbearbeiteten JPEGs direkt aus der Kamera überzeugen, zumal sich die D7100 ja durchaus nach Wunsch abstimmen lässt.
Fazit Wer eine Top-Kamera mit klassischen DSLR-Tugenden sucht, wird von der Nikon D7100 bestens bedient. Das gilt mit kleinen Abstrichen sogar in Kombination mit dem Set-Objektiv AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR. Diese Paarung liefert eine überraschend hohe Auflösung, einzig die Verzeichnung des Zooms ist nicht auf Top-Niveau. Die D7100 lässt sich ohne sichtbare Einbußen der Bildqualität bis hinauf zu ISO 3200 verwenden, aber selbst bei ISO 12.800 liefert sie noch halbwegs brauchbare Bildergebnisse. Nikon-typisch ist die Bildaufbereitung zurückhaltend abgestimmt, weiß visuell dennoch auf ganzer Linie zu überzeugen. Überzeugend ist ferner der immense Ausstattungsumfang, der praktisch keine Wünsche offen lässt. Das gilt insbesondere auch für die sinnvollen Voll- und Motivautomatiken, die die D7100 selbst in der Hand eines weniger geübten Fotografen zu einem mächtigen Werkzeug machen. Das Handling der D7100 ist gut, in der Praxis stört unter Umständen etwas, dass das hervorragende Display starr verbaut ist. Das schränkt auch die Verwendung des Live-View-Modus ein, der zudem mit extrem lahmem Autofokus nervt. Besonders zum Tragen kommt diese Einschränkung bei Videoaufnahmen, die zudem bei höchster Bildrate mit dem Faktor 1,3 zugeschnitten werden. Im Vergleich zur D300s, die nun von der D7100 abgelöst wird, stört vor allem der knapp bemessene Pufferspeicher – er ist zu schnell voll, dann sinkt die an sich hohe Serienbildrate der D7100 tief in den Keller. Als reine Action-Kamera eignet sich die D7100 daher nicht ganz so gut, in allen anderen Feldern der Fotografie gibt die Kamera jedoch eine überzeugende Figur ab und kann gut mit einer teureren Vollformatkamera mithalten.
Kurzbewertung
- Heller, informativer DSLR-Sucher
- Sehr gute Bildqualität (brauchbares Set-Objektiv)
- Durchdachte Ergonomie
- Exzellente Ausstattung
- Display starr verbaut
- Langsamer Dauerlauf (Pufferspeicher zu klein)
- Einschränkungen bei Videoaufnahmen
- Live-View mit extrem langsamen Kontrast-AF
Technische Daten
Modell |
Nikon D7100 |
Sensor |
CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5) 24,1 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.000 x 4.000 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 24p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, 19 mm Augenabstand, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,2", 1,23 Mio. Bildpunkte |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (2.016 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 5 Aufnahmen (1/3-3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C) |
Serienbildfunktion |
max. 6,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/8.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 6.400, manuell ISO 100 bis 25.600 |
Abmessungen |
136 x 106 x 76 mm (B x H x T) |
Gewicht |
765 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/DWZQJ (mit Preisvergleich) |