Spiegelreflexkamera, Systemkamera

Testbericht: Nikon D7200

Seite 3 von 2, vom 2015-05-21 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Die D7200 soll sowohl in der Hand des kundigen Fotografen wie auch dem weniger versierten Anwender gute Ergebnisse liefern. Für letztere gibt es eine Vielzahl nützlicher Automatiken. Zunächst einmal die Vollautomatik, die per AUTO auf dem Programmwählrad einfach aufzurufen ist. Sie erledigt wirklich alles selbst und erlaubt konsequenterweise kaum Eingriffsmöglichkeiten. Alternativ bietet die D7200 die gezielte Vorgabe eines Szenen-Programms wie etwa „Landschaft“, „Portrait“ oder „Strand/Schnee“. Bei diesen hat man dann wenigstens rudimentäre Anpassungsmöglichkeiten. Sogar eine HDR-Automatik hat Nikons jüngster Spross an Bord, sie funktioniert indes nur im PASM-Modus, ein schnell einstellbares Motivprogramm für HDR-Fotos fehlt der D7200. Auch mit einer Panorama-Funktion kann sie nicht aufwarten.

Dem anspruchsvollen Fotografen bietet die D7200 so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Ihr Empfindlichkeitsbereich reicht von ISO 100 bis ISO 102.400, die beiden höchsten Stufen zeichnen allerdings nur in Schwarzweiß auf. Hinzu kommt eine ausgefuchste ISO-Automatik, die die Vorgabe der längsten zulässigen Belichtungszeit erlaubt und auch im Modus M funktioniert. Ein weiteres Schmankerl: Für die Belichtungssteuerung lässt sich ein fester Korrekturwert vorgeben, damit die D7200 knapper oder reichlicher belichtet als von Nikon vorgesehen. Nötig ist das eigentlich nicht, denn in der Praxis belichtet die D7200 zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk. Zur Verbesserung der Tiefenzeichnung bei kontrastreichen Motiven hilft „Active D-Lighting“. Selbstverständlich kann die D7200 auch Belichtungsreihen aufnehmen, Intervallaufnahmen sind ebenfalls möglich. Keine Wünsche offen lässt das ausgefeilte Blitzsystem von Nikon, das die D7200 in allen Spielarten wie Langzeitsynchronisation, Vorblitz zur Reduktion roter Augen drahtlose Blitzsteuerung beherrscht.

Gegenüber der Vorgängerin hat Nikon bei der D7200 den Autofokus verbessert, dessen Empfindlichkeit nun hinab bis -3 LW reicht. Gebelieben ist es bei einem unangenehm grell-weißen AF-Hilfslicht, das in dunkler Umgebung das Motiv beleuchtet, sich glücklicherweise aber auch abschalten lässt. Ausgestattet mit dem Objektiv AF-S 18-105 mm 3.5-5.6 DX G ED VR erweis sich der Autofokus der D7200 im Testlabor von digitalkamera.de mit einer Auslöseverzögerung von 0,32 bis 0,53 Sekunden als etwas langsam. Richtig lahm dagegen arbeitet er im Live-Modus, hier braucht die D7200 mit 1,5 bis 2,1 Sekunden quälend lange, bis sie scharf gestellt und ausgelöst hat.

Bei den Videofunktionen der D7200 hat sich im Vergleich zur Vorgängerin wenig getan. Wichtigste Neuerung: Die D7200 filmt mit bis zu 60 Vollbildern je Sekunde, bei der D7100 war die Bildrate noch auf 60i begrenzt. Allerdings sind die Bildraten 60p und 50p nur verfügbar, wenn das Bildfeld 1,3x (18 x 12) ausgewählt ist – die Kamera nutzt dann noch weniger der Sensorfläche, als beim Beschnitt von 3:2 auf 16:9 ohnehin nötig wäre. Bei spontanen Videoschnappschüssen störte im Praxistest der lahme Autofokus. Nicht nur, dass er die Schärfe beim Schwenk von nah auf fern sehr gemächlich nachführt – vielfach kam es dabei auch noch zu deutlichem, wenn auch kurzem Schärfepumpen. Zudem gelangen in ruhiger Umgebung Fokusgeräusche sowie die Geräusche des optischen Bildstabilisators vernehmbar auf die Tonspur.

Neu hinzugekommen ist bei der D7200 die drahtlose Datenübertragung per WiFi an ein Smartphone oder Tablet, auf dem die App Nikon „Wireless Mobile Utility“ (kostenlos für Android und iOS erhältlich) installiert ist. Deren Funktionsumfang ist bislang jedoch bescheiden. Im Wesentlichen beschränkt er sich darauf, Aufnahmen von der D7200 aufs Smartgerät herunterzuladen und die Kamera mit Livebildübertragung lediglich auszulösen.

Bildqualität

Wie schon ihre Vorgängerin ist die Nikon D7200 mit einem Sensor im APS-C-Format ausgestattet, der 24 Megapixel auflöst. Arbeitete in der D7100 noch ein Bildbearbeitungsprozessor vom Typ Expeed 3, bereitet in der D7200 nun der neuere Prozessor Expeed 4 die Sensorsignale auf. Ob das reicht, die bereits sehr gute Bildqualität der D7100 nochmals zu überflügeln? digitalkamera.de hat es im Labor (der ausführliche Labortest ist kostenpflichtig über die weiterführenden Links abrufbar) sowie in der Praxis getestet.

Bis ISO 800 liefert die D7200 durchweg sehr gute bis hervorragende Ergebnisse, das bestätigt auch das Testlabor von digitalkamera.de. Der Signal-Rauschabstand ist zwar mit einem Wert von knapp 40 dB nur gerade noch gut, das Luminanzrauschen bleibt aber dennoch bis ISO 800 absolut unauffällig. Allerdings schärft der Expeed 4 gerade bei niedrigen ISO-Werten sehr kräftig nach, was sich entsprechend bei der Messung der Texturschärfe niederschlägt. Sie ist bei ISO 100 mit einem Wert von 1,15 schon zu hoch und liegt erst bei ISO 800 beim Optimalwert 1. ISO 800 ist auch der Wert, bis zu dem die D7200 eine sehr hohe Eingangsdynamik von hohen 10,5 EV verkraftet.

Wird die Empfindlichkeit höher als ISO 800 geschraubt, kann die D7200 nicht verhehlen, dass sie mit einem APS-C-Sensor auskommen muss, der zudem hoch integriert ist. Jenseits der ISO 800 sinkt der Signal-Rauschabstand kräftiger, ab ISO 6.400 knickt die Kurve nochmals nach unten ab. Bei ISO 3.200 erscheinen die JPEGs aus der Kamera weich und detailarm, ein Eindruck, der sich bei ISO 6.400 nochmals sichtbar verstärkt. Wird die Empfindlichkeit abermals eine ISO-Stufe höher gesetzt, kommt es zu massiven Strukturverlusten. Bei ISO 12.800 geht zudem die Fähigkeit der D7200 rapide zurück, Helligkeitsunterschiede zu differenzieren, die Eingangsdynamik beträgt jetzt nur noch schlechte 8 EV.

Das getestete Set-Objektiv AF-S DX Nikkor 18–105 mm VR erfüllt die Erwartungen an ein preisoptimiertes Standardzoom, ruft aber das Potential der D7200 sicherlich nicht ab. Es löst abgeblendet auf F11 sehr hoch auf, auch an den Bildrändern. Bei der Messung der Verzeichnung gibt das AF-S DX Nikkor 18–105 mm VR leider keine derart überzeugende Vorstellung ab. Bei langer und mittlerer Brennweite verzeichnet es stark kissenförmig, im Weitwinkel extrem tonnenförmig. Vignettierung und chromatische Aberrationen sind dagegen weniger ein Problem.

Fazit und Kurzbewertung

Fazit

Mit der D7200 entwickelt Nikon die erfolgreiche D7100 im Detail weiter, bahnbrechende Neurungen hat die D7200 indes nicht zu bieten. Aber die vielen kleinen Detailverbesserungen können durchaus überzeugen. Der Autofokus arbeitet jetzt auch bei widrigen Lichtverhältnissen so flott, wie man es von einer anspruchsvollen DSLR erwartet. Videos zeichnet sie jetzt auch mit den Frameraten 50p und 60p auf, allerdings nur mit 1.3x-Crop. Neu hinzugekommen ist die WiFi-Schnittstelle inklusive NFC, die Möglichkeiten der dazugehörigen App sind allerdings (noch) überschaubar. Die Bildqualität der 24-Megapixel-Kamera ist bis ISO 800 hervorragend, bis ISO 3.200 mehr als brauchbar – unterm Strich bietet sie die beste Bildqualität ihrer Klasse. Und das Gehäuse liegt wie eh und je gut in der Hand, das Sucherbild beeindruckt. Trotz des insgesamt sehr guten Eindrucks, den die D7200 im Test hinterließ, gibt es weiterhin ein paar Kritikpunkte: Im Live-View-Modus stellt die Kamera viel zu langsam scharf, für schnelle Schnappschüsse ist das unbrauchbar. Schade auch, dass Nikon weiterhin am fest verbauten Monitor auf dem Kamerarücken festhält.

Kurzbewertung

  • Robustes, griffgünstig geformtes Gehäuse
  • Großer Puffer für langanhaltende Bildserien
  • Überragender Ausstattungsumfang inklusive WiFi
  • Beste Bildqualität ihrer Klasse
  • Etwas unübersichtliches Menü und teilweise umständliche Bedienung
  • Videomodus 50p/60p nur bei 1,3x-Crop
  • Display weiterhin starr verbaut
  • Unzeitgemäß langsamer Autofokus im Live-View-Modus

Technische Daten

Modell Nikon D7200
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
24,7 Megapixel (physikalisch), 24,1 Megapixel (effektiv)
Auflösung (max.) 6.000 x 4.000 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektivanschluss
Nikon F
Spiegelreflex-Sucher Prismensucher, 100 % Abdeckung, Vergrößerung 0,94-fach (Sensor-bezogen) bzw. 0,63-fach (KB-äquiv.), 19 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -2,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe
Sucher Vergrößerung 0,6-fach (KB-äquivalent)
Monitor 3,2" (8,0 cm), 1,23 Mio. Bildpunkte, nicht beweglich, kein Touchscreen
Belichtungsmessung Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (2.016 Felder)
Belichtungsreihe automatisch, max. 7 Aufnahmen (1/3-3 EV Schrittweite), mit interner HDR-Verarbeitung
Bildstabilisator nein
eingebauter Blitz ja
Blitzanschuh Nikon, Standard-Mittenkontakt
Konnektivität WLAN, NFC
AV-Anschlüsse AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Mini (Typ C)
Mikrofoneingang, Audioausgang
GPS extern
Serienbildfunktion max. 6,0 Bilder/s
kürzeste Verschlusszeit 1/8.000 s
Autofokus Phasenvergleich (15 Kreuzsensor(en), 37 Liniensensor(en)), Kontrast
Akkulaufzeit 1.110 Aufnahmen gem. CIPA-Standard keine USB-Ladefunktion
Speicher
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, UHS I)
Speicherkartenfach 2: SD (SDHC, UHS I)
Empfindlichkeit automatisch ISO 100 bis 25.600, manuell ISO 100 bis 25.600
Gehäuse Spritzwasserschutz
Abmessungen 136 x 106 x 76 mm (B x H x T)
Gewicht 748 g (betriebsbereit, ohne Objektiv)
Online-Datenblatt https://www.digitalkamera.de/XYRKP (mit Preisvergleich)

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