Spiegelreflexkamera, Systemkamera
Testbericht: Nikon D750
Seite 2 von 2, vom 2014-10-14 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln
Objektiv Die Nikon D750 wird einzeln oder als Set in zwei Varianten angeboten. Im Test hatten wir die Kamera mit dem AF-S Nikkor 24-120mm 1:4G ED VR. Das Fünffachzoom deckt einen sehr praxistauglichen Brennweitenbereich ab und ist für ein Set-Objektiv recht lichtstark. Beim Zoomen fährt es seinen Kunststofftubus ordentlich weit aus, doch trotz der eher preisoptimierten Bauweise wackelt oder klappert nichts. Nicht gespart haben die Entwickler beim Bajonett, es besteht aus Metall. Schön auch, dass Nikon das Objektiv mit einer Entfernungsskala versehen hat – das ist heute längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Das nicht ganz so robuste Äußere soll nicht über die inneren Werte des Zoomobjektivs hinwegtäuschen. Es ist durchaus aufwändig konstruiert mit neun abgerundeten Blendenlamellen für ein weiches Bokeh. Der optische Aufbau besteht aus 17 Linsen in 13 Gruppen, ein Teil davon mit einer Nanokristallvergütung. Die Naheinstellgrenze liegt über den gesamten Brennweitenbereich hinweg bei 0,45 Meter, daraus resultiert ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:4,2.
Nicht gespart hat Nikon am Autofokussystem der D750. Die Kamera übernimmt das AF-Modul der D810, das nochmals überarbeitet wurde. Das Modul Multi-CAM 3500 II weist 51 Fokuspunkte auf, 15 davon sind als besonders empfindliche Kreuzsensoren ausgeführt. Die Version II des AF-Moduls funktioniert bis zu einem Lichtwert von -3 EV. Unter idealen Bedingungen fokussiert die D750 je nach Brennweite innerhalb von 0,34 bis 0,43 Sekunden von unendlich auf zwei Meter Entfernung. Das ist zwar keine Spitzenleistung, in der Praxis wirkt der AF jedoch keineswegs lahm. Allerdings benötigt die D750 deutlich länger zum Scharfstellen, wenn das Licht schwindet.
Bildqualität Der Bildwandler der Nikon D750 löst auf der Fläche eines Kleinbildnegativs 24 Megapixel auf. Damit lassen sich Fotos im Format 50 x 33 Zentimeter bei 300 dpi Druckauflösung wiedergeben – das sollte für die allermeisten Aufgaben mehr als ausreichend sein. Zudem verspricht die Beschränkung auf 24 Megapixel rauscharme Aufnahmen auch bei hohen ISO-Werten sowie eine gute Eingangsdynamik. Die Nikon D750 bringt also beste Voraussetzungen mit, um im Testlabor von digitalkamera.de aber auch in der Praxis zu bestehen. Wie immer kann das ausführliche und verständlich erläuterte Testprotokoll gegen ein kleines Entgelt eingesehen und als PDF-Dokument auf den eigenen Rechner heruntergeladen werden (siehe weiterführende Links am Ende dieses Beitrags).
Info-Bildschirm der Nikon D750. [Foto: Martin Vieten]
Wasserwaage im Live-View der Nikon D750. [Foto: Martin Vieten]
Intervallaufnahmefunktion im Menü der Nikon D750. [Foto: Martin Vieten]
Bildbearbeitung mit Active-D-Lighting bei der Nikon D750. [Foto: Martin Vieten]
Gemessen haben wir die Bildqualität der D750 in Verbindung mit dem Set-Zoom AF-S 24-120 mm 4 G ED VR. Das gibt eine ordentliche Figur ab, reizt aber das Potential der Kamera nicht ganz aus. Mit rund 52 Linienpaaren pro Millimeter löst das Zoom bei 50 Millimeter Brennweite und F11 am höchsten auf. Das ist zwar ein ordentlicher Wert, aber bei 24 Megapixel Sensorauflösung ist durchaus noch Luft nach oben. Zugute halten muss man dem Zoom allerdings, dass sich insbesondere am kurzen Weitwinkelende der Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin in Grenzen hält. Am langen Teleende nimmt die Auflösung in den Bildecken dagegen mit rund 30 Prozent deutlich stärker ab, dürfte aber bei den meisten Motiven unkritisch sein. Kritisch ist dagegen die hohe Verzeichnung des Objektivs mit vier Prozent Tonnenform im Weitwinkelbereich und 2,5 Prozent Kissenform am Teleende. Die Nikon D750 ist jedoch mit einer digitalen Verzeichungskorrektur ausgestattet, die dieses Problem auf Wunsch beheben kann. Farbsäume an Kontrastkanten sind weniger ein Problem, lediglich bei 24 Millimeter Brennweite können chromatische Aberrationen in den Bildecken störend wirken. Weniger schön ist dagegen, dass das Objektiv etwas stark vignettiert, besonders im Weitwinkelbereich kann die Randabdunklung sichtbar werden. Doch auch dieses Problem kann die D750 bereits bei der Aufnahme elektronisch beheben. Unterm Strich geht die Leistung des Set-Objektivs völlig in Ordnung, das AF-S 24-120 mm 4 G ED VR ist ein gutes und recht lichtstarkes Standardzoom, das ruhigen Gewissens empfohlen werden kann.
Der Signal-Rauschabstand bereitet auf den ersten Blick Anlass zur Sorge. Bereits bei ISO 3.200 sinkt er unter die kritische Marke von 35 dB, die D750 rauscht also stärker als man es vielleicht erwarten würde. Das liegt aber vor allem an der Rauschunterdrückung, die Nikon sehr zurückhaltend abgestimmt hat. Und so bleibt die Detailwiedergabe bis hinauf zu ISO 6.400 im grünen Bereich. Nikon lässt mit zunehmender ISO-Empfindlichkeit lieber etwas mehr Korn zu und bewahrt so eine hohe Texturschärfe. Das verleiht Aufnahmen bei höheren ISO-Werten eine analoge Note, im Druck stört das sanfte Rauschen sowieso nicht. Ab ISO 12.800 nimmt die Texturschärfe jedoch rapide ab, die Aufnahmen wirken flau und detailarm. Erfreulich ist dagegen, dass Nikon das besonders lästige Farbrauschen bis ISO 25.600 gut im Griff hat.
Die Eingangsdynamik beträgt bis ISO 6.400 zehn EV und mehr – ein gutes Ergebnis. Bei noch höherer Empfindlichkeit sinkt sie dann aber mit jeder ISO-Stufe um einen ganzen Lichtwert, ab ISO 25.600 ist die Dynamik sichtbar eingeschränkt. Bei der Ausgangsdynamik macht die D750 leider keine ganz so gute Figur. Bereits bei ISO 200 nimmt ihre Fähigkeit ab, Helligkeit- und Farbwerte sauber zu differenzieren. Wenn es darauf ankommt, sollte man der Kamera keine höhere Empfindlichkeit als ISO 1.600 zumuten, bei etwas eingeschränkten Qualitätsansprüchen können sich aber auch Aufnahmen mit ISO 6.400 noch sehen lassen.
Farbwiedergabe und Kontrastaufbereitung hat Nikon bei der D750 eher Konsumer-freundlich abgestimmt: Die Farben leuchten kräftig, Kontraste werden etwas knackig wiedergegeben. Das liefert gut für die Druckausgabe abgestimmte Bilder, für die nachträgliche Bildbearbeitung ist eine zurückhaltendere Aufbereitung dagegen besser geeignet. Wer darauf Wert legt, kann die Aufbereitung der Bilddaten durch die Kamera aber jederzeit nach seinen Wünschen anpassen – oder zeichnet gleich im Raw-Format auf. Ausgesprochen genau arbeitet übrigens der Weißabgleich, die Farbtreue dürfte jedoch gerne noch etwas höher sein. Unterm Strich liefert die Nikon D750 eine sehr gute Bildqualität ab, die bis ISO 3.200 kaum Wünsche offen lässt und auch bei ISO 6.400 noch für vielfache Motive ausreichen dürfte.
Fazit Die D750 dürfte die Kleinbildkamera sein, die sich viele Nikon-Fotografen schon immer gewünscht haben. In vielen Bereichen sticht sie sogar die deutlich kostspieligere D810 aus: Endlich bringt Nikon einen Klappbildschirm auch in der Vollformat-Klasse, das Autofokusmodul arbeitet selbst bei schlechtem Licht noch zuverlässig (aber langsam), außerdem hat die D750 Wi-Fi an Bord. Wer auf die 36 Megapixel und 1/8.000 Sekunde Belichtungszeit der D810 verzichten kann, findet in der D750 eine überaus attraktive Alternative und spart dabei noch eine Stange Geld. Dafür bekommt er dann eine Kamera, die trotz ihres hohen Gewichts gut in der Hand liegt. Das klassische DSLR-Konzept der D750 bietet einen hervorragenden optischen Sucher, im Live-View-Betrieb nervt sie Prinzip bedingt jedoch mit einem sehr langsamen Autofokus. Das macht sich auch bei Video-Aufnahmen bemerkbar, bei denen die D750 den Fokus nur zögerlich und unter heftigem Pumpen nachführen kann. Dafür besticht die Kamera mit einer hervorragenden Bildqualität, selbst mit dem Set-Objektiv AF-S 24-120 mm 4 G ED VR, das abgesehen von einer etwas geringen Auflösung kaum Schwächen zeigt.
Kurzbewertung
- Display klappbar
- WiFi integriert
- Sehr gute Bildqualität
- Ausstattung auf Profi-Niveau
- Im Live-View (und bei Video)
ausgesprochen langsamer Autofokus
- Motivprogramme mit
eingeschränkten Einflussmöglichkeiten
- Etwas hohes Gewicht (aber sehr
robust)
- Menü durch lange Scrolllisten
ein wenig unübersichtlich
Technische Daten
Modell |
Nikon D750 |
Sensor |
CMOS Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0) 24,9 Megapixel (physikalisch), 24,3 Megapixel (effektiv) |
Auflösung (max.) |
6.016 x 4.016 (3:2) |
Video (max.) |
1.920 x 1.080 60p |
Objektivanschluss |
|
Spiegelreflex-Sucher |
Prismensucher, 100 % Abdeckung, Vergrößerung 0,70-fach, 21 mm Augenabstand, Dioptrienausgleich -3,0 - 1,0 dpt, wechselbare Mattscheibe |
Monitor |
3,2" (8,0 cm), 1,23 Mio. Bildpunkte, beweglich, kein Touchscreen |
Belichtungsmessung |
Integral-, Spot- und Matrix-/Mehrfeld-Messung (91.000 Felder) |
Belichtungsreihe |
automatisch, max. 9 Aufnahmen (1/3-3 EV Schrittweite), ohne interne HDR-Verarbeitung |
Bildstabilisator |
nein |
eingebauter Blitz |
ja |
Blitzanschuh |
Nikon, Standard-Mittenkontakt, F-Stecker, Nikon-System-Kabel |
Konnektivität |
WLAN |
AV-Anschlüsse |
AV-Ausgang: HDMI-Ausgang Micro (Typ D) Mikrofoneingang, Audioausgang |
GPS |
extern (kabelgebunden oder Aufsteck-Empfänger) |
Serienbildfunktion |
max. 6,0 Bilder/s |
kürzeste Verschlusszeit |
1/4.000 s |
Autofokus |
Phasenvergleich (15 Kreuzsensor(en), 36 Liniensensor(en)), Kontrast |
Akkulaufzeit |
keine USB-Ladefunktion |
Speicher |
Speicherkartenfach 1: SD (SDHC, SDXC, UHS I) Speicherkartenfach 2: SD (SDHC, SDXC, UHS I) |
Empfindlichkeit |
automatisch ISO 100 bis 12.800, manuell ISO 100 bis 51.200 |
Gehäuse |
Spritzwasserschutz |
Abmessungen |
141 x 113 x 78 mm (B x H x T) |
Gewicht |
840 g (betriebsbereit, ohne Objektiv) |
Online-Datenblatt |
https://www.digitalkamera.de/IZOQK (mit Preisvergleich) |