Vollformat-DSLR der Mittelklasse mit Spiegellos-Genen
Testbericht: Nikon D780
Seite 3 von 5, vom 2020-03-16 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln
Bildqualität
Von einer modernen Vollformat-DSLR wie der Nikon D780 kann man zurecht eine piekfeine Bildqualität mit hoher Pixelschärfe, klaren Kanten, geringem Rauschen und differenzierter Farb- und Helligkeitswiedergabe erwarten. Dass es dafür auch ein entsprechend hochwertiges Objektiv braucht (oder mehrere, schließlich besteht der Vorteil einer DSLR vor allem darin, für die Aufnahmesituation ein möglichst gut geeignetes Objektiv einsetzen zu können), sollte selbstverständlich sein. Wir haben die Nikon D780 daher mit dem "Referenz"-Zoom AF-S Nikkor 24-70 mm F2.8E ED in unserem Labor auf ihre Bildqualität getestet. Alle Messwerte mit Diagrammen und deren Erläuterung können unserem kostenpflichtigen Labortest entnommen werden, der über die weiterführenden Links erreichbar ist. Mit einem Kauf wird übrigens unsere redaktionelle Arbeit an kostenfreien Testberichten wie diesem direkt unterstützt. Die folgenden Betrachtungen beruhen im Wesentlich auf diesem Labortest.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass das über 2.000 Euro teure Objektiv durchaus nicht frei von Bildfehlern ist beziehungsweise Nikon diese nicht standardmäßig völlig in der kamerainternen Bildaufbereitung beseitigt. Am augenscheinlichsten ist die recht deutliche Verzeichnung mit fast 3,5 Prozent Tonnenform im Weitwinkel und bis zu fast zwei Prozent Kissenform im Tele. Wer möchte, kann aber auch die standardmäßig deaktivierte kamerainterne Verzeichnungskorrektur aktivieren. Die Randabdunklung hingegen kompensiert die D780 zwar etwas, aber nicht völlig. Das zeigt sich vor allem bei Offenblende mit bis zu 1,3 Blendenstufen Lichtverlust in den Bildecken. Immerhin ist der Verlauf sehr sanft, so dass dies nicht ganz so stark auffällt. Ein Abblenden von ein bis zwei Blendenstufen reduziert die Randabdunklung deutlich. Wer möchte, kann hier ebenfalls die standardmäßig auf "Normal" stehende Vignettierungskorrektur der Kamera auf "Stark", aber auch auf "Moderat" oder "Aus" stellen. Farbsäume zeigen sich hingegen fast gar nicht. Sie liegen im Durchschnitt nahe der Nulllinie und selbst im Maximum an den Bildrändern erreichen sie kaum einen Pixel Ausdehnung.
Bei der Auflösung gibt sich das Objektiv im Bildzentrum bei 50 Prozent Kontrast und damit auch die Kamera keine Blöße. Nahezu unabhängig von der Brennweite und Blende bewegt sie sich zwischen 57 und 60 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), was für einen 24 Megapixel-Sensor ein guter Wert ist (die kamerainterne Beugungskorrektur ist standardmäßig und damit auch im Labortest aktiviert). Die Grenzauflösung bei zehn Prozent Kontrast erreicht mit rund 84 lp/mm das theoretische Auflösungsmaximum des Bildsensors. Am Bildrand sieht es hingegen anders aus. Bei 50 Prozent Kontrast ist der Auflösungsverlust immens. Je kleiner die Brennweite und offener die Blende, desto schlimmer. Bei 24 Millimetern sind es bei F2,8 am Bildrand nur 20 lp/mm. Die maximale Randauflösung wird bei 70 Millimetern auf F16 abgeblendet mit 54 lp/mm erreicht.
Dank des ausgeprägten Handgriffs und der griffigen Gummi-Belederung liegt die Nikon D780 sehr ergonomisch und sicher in der Hand. [Foto: MediaNord]
Das Objektiv liefert also nicht über das gesamte Bildfeld optimale Ergebnisse ab. Und wie sieht es mit der Kamera aus? Die interne Bildaufbereitung schärft moderat und damit ohne große negative Auswirkungen nach. Auch die Tonwertkurve verläuft vor allem in den Mittentönen angesteilt, was für knackige Kontraste und Details sorgt. Das ist bei JPEG auch nicht verkehrt und sorgt dafür, dass man die Bilder aus der Kamera bei Bedarf direkt verwenden kann.
Dank der großen Pixel bewegt sich der Signal-Rauschabstand von ISO 50 bis 400 im guten Bereich von 40 bis 45 dB, erst oberhalb von ISO 6.400 wird die kritische Grenze von 35 dB unterschritten. Während Farbrauschen keine Rolle spielt, wird Helligkeitsrauschen oberhalb von ISO 6.400 langsam sichtbar und fällt ab ISO 51.200 und vor allem darüber sehr stak auf. Dabei bleibt das Rauschen mit maximal zwei Pixeln feinkörnig.
Bis ISO 400 kostet die Rauschunterdrückung praktisch keine Details, aber auch darüber sinkt die Detailwiedergabe nur ganz langsam. Selbst bei ISO 6.400 sind noch ausreichend Details in den Fotos auszumachen. ISO 12.800 kann man mit etwas stärkeren Einbußen durchaus noch verwenden. Darüber sinkt die Detailwiedergabe jedoch recht dramatisch, weiter sollte man die Signalverstärkung also nicht aufdrehen. Ab ISO 51.200 kann man auch im Raw-Format und einer gezielten, feinfühligen Bearbeitung keine Wunder mehr erwarten. Nikon hätte gut daran getan, keine höheren Empfindlichkeiten zuzulassen, aber ISO 102.400 und 204.800 lassen sich auch noch einstellen. Das mag auf dem Datenblatt gut aussehen, aber in der Praxis sind die Bildergebnisse bei diesen Empfindlichkeiten einfach nur noch grauenvoll.
Bei der Eingangsdynamik und dem Ausgangs-Tonwertumfang sowie der Farbwiedergabe kann die Nikon D780 wieder punkten, solange man es mit der ISO-Empfindlichkeit nicht übertreibt. Bei ISO 100 ist die Eingangsdynamik mit elf Blendenstufen am höchsten. Da ISO 50 per Signaldämpfung realisiert wird, liegt die Eingangsdynamik hier gut eine Blendenstufe darunter. Von der Dynamik her kann man da auch ISO 12.800 einstellen, denn hier sind es ebenfalls noch gut zehn Blendenstufen. Und wieder bricht der Messwert oberhalb von ISO 51.200 ein.
Das Speicherkartenfach der Nikon D780 bietet zwei schnelle SDHD- und SDXC-kompatible SD-Speicherkartenplätze mit UHS-II-Unterstützung. Mit dem großen Lithium-Ionen-Akku lassen sich bei Verwendung des Suchers über 2.200 Fotos nach CIPA-Standard aufnehmen. [Foto: MediaNord]
Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 800 sehr gut, bis ISO 400 ist er sogar mit fast 256 von 256 Abstufungen nahezu perfekt. Bis ISO 6.400 bleibt der Messwert mit über 160 Helligkeitsabstufungen gut, kritisch wird es wieder jenseits von ISO 51.200. Die Genauigkeit des manuellen Weißabgleichs der Nikon D780 ist mit einer Abweichung von unter einem Delta-a-b wirklich hervorragend und bis einschließlich ISO 6.400 unterscheidet sie über vier Millionen Farbnuancen. Sogar bis ISO 25.600 bleibt dieser Wert mit über zwei Millionen Farbstufen gut.
Die Farbabweichung beträgt im Durchschnitt sechs bis acht Delta-a-b, was einer gerade noch geringen Abweichung entspricht. Einen so guten Wert erreichen nicht viele Kameras. In diesen Wert fließen viele Farben ein, die nahezu perfekt wiedergegeben werden, insbesondere solche mit hohem Grünanteil. Im Bereich von Magenta und Cyan gibt es dagegen die größten Farbabweichungen mit bis zu knapp 25 Delta-a-b. Interessant ist, dass dieses Maximum mit steigender Empfindlichkeit sogar leicht sinkt auf unter 20 Delta-a-b ab ISO 800 und weniger als 16 Delta-a-b bei ISO 25.600 und 51.200, darüber steigt die Maximalabweichung wieder. Der Durchschnittswert bleibt dagegen sehr konstant, was bedeutet, dass zwar die maximalen Abweichungen etwas sinken, aber dafür andere etwas steigen. Die Maximalabweichungen betreffen übrigens in erster Linie die Sättigung und weniger den Farbton an sich. Die einzige stärkere Ausnahme ist Cyan mit einer deutlichen Verschiebung Richtung Blau. Landschaftsfotografen dürfte das freuen, denn das sorgt für einen schönen, blauen Himmel.
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