Spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 5

Inhaltsverzeichnis

  1. Unterschiede
  2. Ergonomie und Verarbeitung
  3. Ausstattung
  4. Bildqualität
  5. Fazit und Kurzbewertung
  6. Messwerte (Premium)
  7. Bewertungstabelle (Premium)
  8. Bewertungsdiagramme (Premium)
  9. Technische Daten
  10. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 6, vom 2020-09-08, aktualisiert 2021-11-05 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ergonomie und Verarbeitung

Die Nikon Z 5 besitzt ein kompaktes, knapp 13,5 mal zehn mal sieben Zentimeter großes Gehäuse, dessen Front und Oberseite aus einer Magnesiumlegierung bestehen. Die Bodenplatte und Rückseite sowie die linken Gehäuseseite, auf der sich neben den Anschlüssen auch die drahtlosen Schnittstellen befinden, sind dagegen aus hochwertigem Kunststoff gefertigt. Zudem sollen zahlreiche Dichtungen vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser in das Gehäuse schützen, und zwar auf dem Niveau der Nikon-DSLRs, etwa einer D850. Apropos D850: Die Z 5 ist etwa einen Zentimeter schmaler, fast drei Zentimeter niedriger und einen Zentimeter weniger tief. Da auch das Gewicht der Z 5 mit rund 670 Gramm betriebsbereit gut ein Drittel unterhalb dem der D850 liegt, kann man definitiv festhalten, dass die spiegellose Z 5 gegenüber einer vergleichbaren DSLR um einiges kleiner und leichter ist, auch wenn sie absolut gesehen keine kleine und leichte Kamera ist, relativ aber eben schon, und das zählt in diesem Fall.

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Perfekt zur geringen Größe passt das neue Setobjektiv Z 24-50 mm F4-6.3. Es lässt sich zum Transport einfahren, was gegenüber der Arbeitsstellung zwei Zentimeter einspart. Zusammen mit der Kamera und Objektivdeckel beträgt das Transportmaß lediglich 13,5 mal 10 mal 11,5 Zentimeter (Breite mal Höhe mal Tiefe), auch das Gewicht bleibt mit knapp über 870 Gramm (davon 10 g für den Deckel) deutlich unter der Marke von einem Kilogramm, die Z 6 wiegt mit dem Z 24-70 mm F4 fast 300 Gramm mehr. Damit ist die Z 5 mit dem Setobjektiv eine schöne Reisekamera. Dafür sind allerdings der Zoomumfang und die Lichtstärke des 24-50 mm ziemlich eingeschränkt, die Bildqualität ist jedoch super (mehr dazu im entsprechenden Abschnitt). Gegen einen leichten Widerstand lässt es sich mechanisch ausfahren und mit einer Achtel-Umdrehung zoomen. Über einen Spritzwasser- und Staubschutz verfügt es jedoch nicht, zudem besteht das Bajonett lediglich aus Kunststoff.

Die kompakten Gehäuseabmessungen tun der Ergonomie keinerlei Abbruch. Der Griff der Z 5 ist sehr gut ausgeformt und bietet bei einer mittelgroßen Hand sogar dem kleinen Finger noch leidlich guten Halt. Dank der großzügigen, rutschfesten, genarbten Gummierung, der rückseitigen Daumenmulde und dem Einschnitt für den Mittelfinger liegt die Z 5 sicher und fest in der Hand. Die Kamera ist sogar so gut ausbalanciert, dass man sie recht locker in der Hand schlendernd halten kann, ohne dass sie einem entgleitet.

Alle für die Aufnahme wichtigen Bedienelemente liegen in Reichweite der rechten Hand. Dazu gehören neben dem Programmwählrad die beiden optimal positionierten und angenehm laufenden Multifunktionsräder, der Vierwegewähler sowie der Fokusjoystick und sogar der Einschalthebel, der wie bei Nikon gewohnt rund um den Auslöser angeordnet ist. Der Auslöser bietet einen gut tastbaren, wenn auch recht weichen ersten Druckpunkt und lässt sich dadurch sanft durchdrücken, ohne die Kamera dabei zu verreißen.

Das Programmwählrad sitzt im Gegensatz zur Z 6 und Z 7 rechts vom Sucher und besitzt keine Verriegelung. Es rastet sehr satt und fest genug, um nicht versehentlich verstellt zu werden. Neben der Vollautomatik und den klassischen Kreativprogrammen P, A, S und M sind hier auch drei praktische Benutzerprogramme zu finden. Nur die Wiedergabe- sowie die Löschentaste, die beide während der Aufnahme nicht benötigt werden, sitzen weiterhin links vom Sucher. Links am Sucherbuckel ist zudem die Taste zum Umschalten des Monitor- und Suchermodus zu finden. Normalerweise stellt man sich diese Funktion aber vor den Aufnahmen einmal ein und nicht ständig mittendrin.

Die AF-On-Funktion, die ISO-Empfindlichkeit, die Videoaufnahme, die Belichtungskorrektur, die Serienbildfunktion und die Vergrößerungstasten besitzen feste Belegungen. Hinzu kommen zwei Funktionstasten zwischen Handgriff und Bajonett. Sie liegen nicht direkt unter den Fingerkuppen, sodass man sie nicht versehentlich drückt. Dafür muss man die Griffhand etwas lösen, um sie zu betätigen. Gut, wenn die zweite Hand die Kamera beziehungsweise das Objektiv dabei von unten stützt. Die obere Fn1-Taste ist mit dem Weißabgleich vorbelegt, die untere Fn2-Taste mit dem Fokusmodus, denn einen Umschalter für die Wahl zwischen Single- und Continuous-Autofokus sowie manuellem Fokus besitzt die Z 5 leider nicht.

Übrigens lässt sich auch der Objektivring alternativ zur manuellen Fokussierung mit einer anderen Funktion belegen, etwa der Blende, der ISO-Empfindlichkeit oder der Belichtungskorrektur. Dann sind diese Funktionen allerdings nicht mehr gegen versehentliches Verstellen gesichert. Solche vorbelegten, aber änderbaren Tastenfunktionen sind für die Individualisierung von Vorteil, machen die Bedienung aber nicht selbsterklärender.

Ansonsten ähnelt das Bedienkonzept dem der hochpreisigen Nikon-DSLRs. Das Schnellmenü oder auch das in sieben Bereiche gegliederte Hauptmenü geben Nikon-Kennern keine Rätsel auf. Hier und da gibt es spezifische, teilweise neue Funktionen, aber im Großen und Ganzen findet man sich gut zurecht. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Menü besonders übersichtlich ist. Acht Menüpunkte passen maximal auf den Bildschirm, bis zu fünf Menüseiten gehören zu einer Kategorie. Da ist es nicht immer einfach, direkt das zu finden, was man sucht.

Das Individualmenü umfasst sogar sieben Seiten, wobei eine Zwischenebene etwas Ordnung durch die farbliche Kategorisierung in dieses Untermenü bringt. Zum Glück lassen sich favorisierte Menüpunkte in einem individuell zusammenstellbaren Menü ablegen, um sie schneller auffinden zu können. Oder aber man schaltet es um auf ein Menü mit den zuletzt verwendeten Menüpunkten. So findet man schneller Einstellungen wieder, die man zuletzt geändert hat.

Wie bei einer DSLR ist der Sucher eines der zentralen Elemente einer spiegellosen Systemkamera, auch in der unteren Mittelklasse, zu der man die mit Setobjektiv unter 2.000 Euro teure Z 5 zählen kann. Der 0,8-fach vergrößernde und damit enorm große Sucher löst feine 3,7 Millionen Bildpunkte auf. Damit ist es kaum noch möglich, die einzelnen Pixel auszumachen, obschon einem der Unterschied zu einem klassischen Spiegelreflexsucher sofort ins Auge sticht. Schließlich leuchtet der Sucher von selbst.

Angezeigt werden auf dem Livebild alle Aufnahmeparameter, der Weißabgleich und vieles mehr. Der Sucher bietet eine weitreichende Dioptrienkorrektur, wobei das Verstellrad wie bei einer analogen Armbanduhr erst herausgezogen werden muss, um den Wert einstellen zu können. An sich bietet der Sucher eine große Eintrittspupille, aber durch die starke Vergrößerung, die übrigens rein subjektiv recht verzeichnungsfrei wirkt, hat man mit aufgesetzter Brille trotzdem keinen optimalen Überblick.

Dank des Näherungssensors aktiviert sich der Sucher von selbst, sobald man die Kamera ans Auge nimmt. Die Taste links vom Sucher steuert dabei, ob eine automatische Umschaltung erfolgt, nur der rückwärtige Bildschirm zum Einsatz kommt oder letzterer deaktiviert bleibt. Das spart am meisten Strom, denn dann wird das Livebild nur angezeigt, sobald man die Kamera ans Auge nimmt.

Das Livebild beherrscht, egal ob im Sucher oder auf dem Bildschirm, die Einblendung von Gitterlinien, einer 3D-Wasserwaage, eines Livehistogramms und eine Belichtungsvorschau. Das Sucherbild löst sogar fein genug auf, um ohne Vergrößerungslupe oder Fokuspeaking (beides selbstverständlich vorhanden) eine Beurteilung der Schärfe zu erlauben. Außerdem sorgt die Lichtverstärkung dafür, dass man selbst dann noch etwas im Sucher erkennt, wenn es für das Auge schon längst zu dunkel ist. Lichtstarke Objektive sind hier natürlich trotzdem im Vorteil.

Mit einer Diagonale von acht Zentimetern und einer Auflösung von rund einer Million Bildpunkten löst der rückwärtige Bildschirm deutlich geringer auf als der Sucher, aber immerhin ausreichend hoch. Es handelt sich um einen um 40 Grad nach unten und 90 Grad nach oben neigbaren Touchscreen. Das erlaubt zumindest im Querformat Aufnahmen aus Frosch- und Vogelperspektiven am ausgestreckten Arm und ersetzt quasi einen "Lichtschachtsucher", sodass man auch unauffällig vor der Brust mit Bildschirm hinter der Kamera fotografieren und sogar darüber per Fingertipper auslösen kann. Selfies sind indes nicht möglich.

Mit einer Leuchtdichte von lediglich knapp über 500 cd/m² leuchtet er zudem nicht besonders gut gegen die helle Sonne an. Die Touchfunktion beschränkt sich nicht nur auf die Wahl des Autofokusfelds oder die Auslösung, sondern erstreckt sich auch auf eingeblendete Parameter und sogar das Hauptmenü. Wäre die Z 5 nicht so wunderbar über Tasten bedienbar, würde man davon sicher öfter Gebrauch machen. Wer das Tippen auf dem Bildschirm bevorzugt, wird sich darüber jedenfalls freuen. Das Sucherokular liegt übrigens so weit hinten, dass die Nase nicht auf dem Bildschirm "klebt". Eine Touchpad-Funktion während des Blicks durch den Sucher gibt es dennoch nicht, schließlich bietet die Z 5 einen Fokusjoystick, den viele konservative Fotografen ohnehin bevorzugen.

Bei den Schnittstellen war Nikon spendabel und hat fast alles verbaut, was das Fotografenherz begehrt. Die Gummiabdeckungen wirken zwar nicht allzu hochwertig, aber sie funktionieren. Der Mikrofon- sowie der Kopfhöreranschluss dürften sogar Videografen begeistern. Die HDMI-Schnittstelle des Typs C (Mini-HDMI) ist klein genug, aber mechanisch nicht so anfällig wie die Mikro-Variante Typ D.

Auch beim USB-Anschluss hat Nikon sich für den modernen Typ C entschieden, den man nicht mehr verkehrt herum einstecken kann. Über die USB-C-Schnittstelle kann der Akku vom Typ EN-EL15c auf Wunsch direkt in der Kamera geladen werden, und zwar mit bis zu drei Ampere und damit genauso schnell wie im externen Ladegerät. Die Akkus EN-EL15, 15a und 15b passen zwar ebenfalls, in der Kamera lassen sich aber nur der 15b und 15c aufladen, die älteren dagegen nur über die mitgelieferte Ladeschale. Das passende USB-Kabel liefert Nikon mit, das passende USB-Ladegerät hingegen nicht. Leider lädt die Nikon den Akku nicht mit jedem beliebigen USB-Ladegerät. Wir konnten kein Muster erkennen (beispielsweise eine Mindestleistung) und so bleibt nur Ausprobieren übrig.

Des Weiteren besitzt die Z 5 einen Multifunktionsanschluss, beispielsweise für ein Ansteck-GPS (siehe Fototipp in den weiterführenden Links) oder ein Fernauslösekabel. Was der Nikon hingegen fehlt, ist eine Blitzsynchronbuchse. Einen Standard-Blitzschuh mit Mittenkontakt und TTL-Kontakten bietet die Z 5 selbstverständlich, aber dafür keinen internen Blitz. Auch ein Anschluss für einen Funktions-Hochformatgriff fehlt. Immerhin gibt es mit dem MB-N10 einen reinen Akkugriff.

Mit dem EN-EL15c nimmt die Nikon Z 5 immerhin 470 Bilder nach CIPA-Standard auf, das sind deutlich mehr als die 310 Bilder, die die Z 6 mit dem EN-EL15b schafft. Die Zahl der Aufnahmen hängt aber ohnehin stark von der Verwendung ab, mit Serienbildfunktion sind es mehr, wer viel mit dem Sucher arbeitet, wird ein paar Bilder weniger aufnehmen können als bei Bildschirmverwendung. Auch Bluetooth beziehungsweise Snapbridge braucht Energie, wenn auch nicht viel. Immerhin sitzt der Akkuschacht sehr weit vom Metallstativgewinde entfernt, das sich in der optischen Achse befindet, sodass sich der Akku auch mit recht großer montierter Stativ-Schnellwechselplatte wechseln lässt. Zudem ist uns der verbaute Videopin positiv aufgefallen, er dient als Verdrehsicherung der Kamera auf dem Stativ beziehungsweise der Wechselplatte.

Beim Speicherkartenschacht der Z 5 kommt im Gegensatz zur Z 6 ebenfalls Freude auf. Die Klappe wird mitsamt der Daumenmulde geöffnet und legt damit großzügig die zwei SD-Steckplätze frei. Beide sind zu SDHC, SDXC, UHS I sowie dem schnellen UHS II kompatibel. Bei Raw-Serienbildaufnahmen werden problemlos über 150 MB/s auf eine entsprechend schnelle Speicherkarte geschrieben.

Die theoretisch schnelle USB-3-Superspeed-Schnittstelle erwies sich da in der Praxis als deutlich langsamer. Datentransfers kriechen mit rund 40 MB/s vor sich hin. Die Ursache ist recht simpel: Die Z 5 wird nicht als Massenspeicher, sondern als Kamera vom Computer erkannt, entsprechend wird über ein langsames Protokoll (MTP) zugegriffen. Die Investition in ein schnelles USB-3-Kartenlesegerät mit UHS-II-Unterstützung lohnt sich also.

Fortsetzung auf Seite 3

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