Mittelklasse-APS-C-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 50

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 2 von 5, vom 2019-12-24 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Ausstattung

Wie bereits eingangs erwähnt, weist schon das Programmwählrad darauf hin, dass Einsteiger nicht die primäre Zielgruppe der Nikon Z 50 sind. Das heißt aber nicht, dass man mit dieser nicht einsteigen könnte und sie keine Automatikfunktionen bietet. Sie ist somit auch eine gute Kamera für diejenigen, die vielleicht ins Systemkamerasegment einsteigen, aber alsbald mehr möchten, als allein die Automatik bietet. So verzichtet die Z 50 beispielsweise auf eine spezielle Motivautomatik. Die Vollautomatik stellt die Kamera aber natürlich trotzdem optimal auf die Aufnahmebedingung ein, nur eben nicht ganz so motivspezifisch. Hier können Anfänger nichts verkehrt machen, denn Funktionen wie die Belichtungskorrektur oder der Weißabgleich stehen nicht zur Verfügung, wohl aber kann man in Raw statt oder zusätzlich zu JPEG fotografieren, wenn man möchte.

Wer zwar automatisch, aber abgestimmt auf das Motiv fotografieren möchte, muss sich ein passendes Motivprogramm selbst auswählen. Die Kamera nimmt dann im Sportmodus beispielsweise Serienbilder auf und der Autofokus verfolgt das Motiv, ohne dass man das speziell einstellen müsste. Auch wer gerne mit Effektprogrammen fotografiert, kommt bei der Z 50 voll auf seine Kosten, denn hier stehen zahlreiche Bildverfremdungsmöglichkeiten inklusive den Standards wie poppige Farben, Retro- und Schwarzweißmodi, ein Spielzeugkameraeffekt etc. bereit.

Auch in den klassischen Kreativprogrammen, bei denen man mit der Blende, ISO-Empfindlichkeit und Belichtungszeit halbautomatisch oder manuell arbeitet, können die Bildaufbereitungsparameter wie die Farbwiedergabe, Kontraste, Schärfe etc. angepasst werden. Neben Belichtungsreihen mit breiter Spreizung und vielen Aufnahmen (bis zu neun mit bis zu 1 EV oder bis zu fünf mit bis zu 3 EV) fertigt die Nikon auf Wunsch auch automatisch HDR-Aufnahmen an und verrechnet die Einzelbilder direkt in der Kamera. Eine Panoramafunktion gibt es hingegen nicht. Eine Intervallaufnahmefunktion fehlt dafür genauso wenig wie eine Zeitrafferfunktion (Intervallaufnahmefunktion mit automatischer Erstellung eines Videos).

Der integrierte Pop-Up-Blitz bietet eine kleine Leitzahl von etwa sieben und muss manuell entriegelt werden. In der Automatik empfiehlt die Kamera das Ausklappen des Blitzes, wenn sie der Meinung ist, das sei nötig. Dabei unterscheidet sie sogar zwischen Gegenlicht (Aufhellblitzen) und dunklen Motiven (das ganze Motiv ausblitzen). Der Blitz bietet alle nötigen Funktion wie das Aufhellblitzen, die Langzeitsynchronisation oder das Blitzen am Ende der Belichtung. Die kürzeste Synchronzeit beträgt 1/200 Sekunde, mit elektronischem Verschluss kann hingegen nicht geblitzt werden. Auch eine Blitzbelichtungskorrektur sowie eine Möglichkeit zur manuellen Blitzleistungsregelung fehlen nicht. Als TTL-Drahtlosblitzauslöser kann der integrierte Blitz hingegen leider nicht dienen, das ist einem Steuergerät oder Systemblitz auf dem TTL-Systemblitzschuh vorbehalten. Auch Mittenkontaktblitze können verwendet werden, was ja heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Der Autofokus der Nikon Z 50 arbeitet mit 209 auf dem Bildsensor integrierten Phasen-AF-Sensoren. Allerdings ist der Autofokus bei der Auslösung inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter mit 0,3 bis 0,37 Sekunden nicht der schnellste, die reine Auslöseverzögerung beträgt 0,09 Sekunden, was für eine spiegellose Systemkamera, die keinen Schwingspiegel zeitraubend hochklappen muss, recht lang ist. Dafür arbeitet der Autofokus zuverlässig und präzise. Auch Gesichter und Augen werden erkannt und eine Motivverfolgung ist bei bis zu elf Serienbildern pro Sekunde möglich. Für die manuelle Fokussierung fehlt der Z 50 ein dedizierter AF-MF-Schalter, stattdessen kann man dafür eine der Funktionstasten oder das Quick-Menü verwenden. Eine Fokuslupe sowie eine Peakingfunktion zur Kantenanhebung helfen bei der manuellen Fokussierung, die Fokusskala hingegen zeigt nur an, in welchem Fokusbereich man sich befindet, eine Entfernungsanzeige fehlt hingegen völlig.

Die versprochenen elf Bilder pro Sekunde erreicht die Z 50 in unserer Messung für immerhin 73 JPEG-Bilder in Folge, danach wird die Aufnahme etwas ungleichmäßig mit 3,4 Bildern pro Sekunde bis zum 100. Bild fortgesetzt. In Raw maßen wir hingegen nur 9,1 Bilder pro Sekunde für 30 Aufnahmen in Folge, darüber hinaus sank die Frequenz auf unregelmäßige 1,9 Raw-Serienbilder pro Sekunde. Auch hier ist nach spätestens 100 Aufnahmen Schluss. Diese Grenze ist Absicht von Nikon und kann im Menü auf Wunsch noch herab-, aber nicht weiter hinaufgesetzt werden. Damit ist die Serienbildfunktion für die meisten Action-Motive völlig ausreichend, eine Sportskanone hat Nikon ohnehin nie versprochen. Sehr positiv aufgefallen ist uns noch die kurze Speicherzeit nach dem Ende der Aufnahmen. In Raw erlischt der Schreibindikator bereits nach zwei Sekunden, in JPEG nach fünf bis sechs Sekunden.

Im Gegensatz zur Z 6 und Z 7 besitzt die Nikon Z 50 keinen zur Bildstabilisierung beweglich gelagerten Bildsensor. Stattdessen setzt Nikon auf den "klassischen" optischen Bildstabilisator im Objektiv, der ebenfalls sehr effektiv arbeitet. Beide Set-Objektive (16-50 und 50-250 mm) besitzen einen optischen Bildstabilisator. Viele der verwendbaren Z-Vollformat-Objektive verzichtet hingegen darauf, vor allem die Festbrennweiten. Das ist ein klarer Nachteil gegenüber der Z 6 und Z 7. Vermutlich ist es Nikon nicht gelungen, den Bildstabilisator gleichermaßen zu schrumpfen wie das Gehäuse und den Bildsensor.

Die Videofunktion der Z 50 arbeitet wahlweise in Full-HD oder 4K-Auflösung und unabhängig davon ohne seitlichen Bildbeschnitt. In 4K sind maximal 30 Bilder pro Sekunde möglich, in Full-HD bis zu 60 oder im Highspeed-Modus bis zu 120 Bilder pro Sekunde (die dann ohne Ton). Die Aussteuerung des integrierten Stereomikrofons, das links und rechts des Blitzes auf der Gehäuseoberseite sitzt, wird auf dem Bildschirm angezeigt und lässt sich auf Wunsch manuell regeln. Auch ein digitaler Windfilter kann zugeschaltet werden. Dank der 3,5mm-Klinke kann aber auch ein externes Mikrofon verwendet werden. Wer möchte, kann Videos auch über die HDMI-Schnittstelle aufnehmen. Der optische Bildstabilisator arbeitet genauso wie der Autofokus bei Videoaufnahmen zuverlässig, sofern das Motiv hell genug ist. Verlagert man den Fokus während der Aufnahme per Fingertipper auf dem Touchscreen auf ein dunkles Motivdetail, pumpt der Autofokus gelegentlich mehrmals hin und her.

Drahtlos nimmt die Nikon Z 50 per Bluetooth sowie WLAN Kontakt mit einem Smartgerät (Tablet oder Smartphone) auf. Die von Nikon Snapbridge getaufte Funktion verbindet sich dauerhaft per energiesparendem Bluetooth, womit nicht nur Standortdaten fürs Geotagging auf die Kamera übertragen werden können, sondern auch kleine Vorschaubilder mit immerhin zwei Megapixeln im Hintergrund auf das Smartgerät. Das ist fürs Teilen in sozialen Netzwerken völlig ausreichend. Die volle 20-Megapixel-Bildauflösung wird auf Wunsch per WLAN auf 2,4 und 5 GHz übertragen, letzteres geht besonders schnell, hat aber eine geringere Reichweite. Die aktuelle Snapbridge-Generation funktioniert zudem viel besser als die Erste, auch eine Fernsteuerung samt Livebildübertragung ist möglich.

Ebenfalls nicht lumpen lässt Nikon sich bei den Möglichkeiten, Fotos direkt in der Kamera bearbeiten zu können. Das reicht vom einfachen Bildbeschnitt bis hin zur Rohdatenentwicklung sowie der nachträglichen Anwendung von Filtereffekten. Die Originalbilder bleiben dabei unangetastet.

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