Mittelklasse-APS-C-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 50

Seite 2 von 2, vom 2019-12-24 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Der Autofokus der Nikon Z 50 arbeitet mit 209 auf dem Bildsensor integrierten Phasen-AF-Sensoren. Allerdings ist der Autofokus bei der Auslösung inklusive Fokussierung von unendlich auf zwei Meter mit 0,3 bis 0,37 Sekunden nicht der schnellste, die reine Auslöseverzögerung beträgt 0,09 Sekunden, was für eine spiegellose Systemkamera, die keinen Schwingspiegel zeitraubend hochklappen muss, recht lang ist. Dafür arbeitet der Autofokus zuverlässig und präzise. Auch Gesichter und Augen werden erkannt und eine Motivverfolgung ist bei bis zu elf Serienbildern pro Sekunde möglich. Für die manuelle Fokussierung fehlt der Z 50 ein dedizierter AF-MF-Schalter, stattdessen kann man dafür eine der Funktionstasten oder das Quick-Menü verwenden. Eine Fokuslupe sowie eine Peakingfunktion zur Kantenanhebung helfen bei der manuellen Fokussierung, die Fokusskala hingegen zeigt nur an, in welchem Fokusbereich man sich befindet, eine Entfernungsanzeige fehlt hingegen völlig.

Die versprochenen elf Bilder pro Sekunde erreicht die Z 50 in unserer Messung für immerhin 73 JPEG-Bilder in Folge, danach wird die Aufnahme etwas ungleichmäßig mit 3,4 Bildern pro Sekunde bis zum 100. Bild fortgesetzt. In Raw maßen wir hingegen nur 9,1 Bilder pro Sekunde für 30 Aufnahmen in Folge, darüber hinaus sank die Frequenz auf unregelmäßige 1,9 Raw-Serienbilder pro Sekunde. Auch hier ist nach spätestens 100 Aufnahmen Schluss. Diese Grenze ist Absicht von Nikon und kann im Menü auf Wunsch noch herab-, aber nicht weiter hinaufgesetzt werden. Damit ist die Serienbildfunktion für die meisten Action-Motive völlig ausreichend, eine Sportskanone hat Nikon ohnehin nie versprochen. Sehr positiv aufgefallen ist uns noch die kurze Speicherzeit nach dem Ende der Aufnahmen. In Raw erlischt der Schreibindikator bereits nach zwei Sekunden, in JPEG nach fünf bis sechs Sekunden.

Im Gegensatz zur Z 6 und Z 7 besitzt die Nikon Z 50 keinen zur Bildstabilisierung beweglich gelagerten Bildsensor. Stattdessen setzt Nikon auf den "klassischen" optischen Bildstabilisator im Objektiv, der ebenfalls sehr effektiv arbeitet. Beide Set-Objektive (16-50 und 50-250 mm) besitzen einen optischen Bildstabilisator. Viele der verwendbaren Z-Vollformat-Objektive verzichtet hingegen darauf, vor allem die Festbrennweiten. Das ist ein klarer Nachteil gegenüber der Z 6 und Z 7. Vermutlich ist es Nikon nicht gelungen, den Bildstabilisator gleichermaßen zu schrumpfen wie das Gehäuse und den Bildsensor.

Die Videofunktion der Z 50 arbeitet wahlweise in Full-HD oder 4K-Auflösung und unabhängig davon ohne seitlichen Bildbeschnitt. In 4K sind maximal 30 Bilder pro Sekunde möglich, in Full-HD bis zu 60 oder im Highspeed-Modus bis zu 120 Bilder pro Sekunde (die dann ohne Ton). Die Aussteuerung des integrierten Stereomikrofons, das links und rechts des Blitzes auf der Gehäuseoberseite sitzt, wird auf dem Bildschirm angezeigt und lässt sich auf Wunsch manuell regeln. Auch ein digitaler Windfilter kann zugeschaltet werden. Dank der 3,5mm-Klinke kann aber auch ein externes Mikrofon verwendet werden. Wer möchte, kann Videos auch über die HDMI-Schnittstelle aufnehmen. Der optische Bildstabilisator arbeitet genauso wie der Autofokus bei Videoaufnahmen zuverlässig, sofern das Motiv hell genug ist. Verlagert man den Fokus während der Aufnahme per Fingertipper auf dem Touchscreen auf ein dunkles Motivdetail, pumpt der Autofokus gelegentlich mehrmals hin und her.

Drahtlos nimmt die Nikon Z 50 per Bluetooth sowie WLAN Kontakt mit einem Smartgerät (Tablet oder Smartphone) auf. Die von Nikon Snapbridge getaufte Funktion verbindet sich dauerhaft per energiesparendem Bluetooth, womit nicht nur Standortdaten fürs Geotagging auf die Kamera übertragen werden können, sondern auch kleine Vorschaubilder mit immerhin zwei Megapixeln im Hintergrund auf das Smartgerät. Das ist fürs Teilen in sozialen Netzwerken völlig ausreichend. Die volle 20-Megapixel-Bildauflösung wird auf Wunsch per WLAN auf 2,4 und 5 GHz übertragen, letzteres geht besonders schnell, hat aber eine geringere Reichweite. Die aktuelle Snapbridge-Generation funktioniert zudem viel besser als die Erste, auch eine Fernsteuerung samt Livebildübertragung ist möglich.

Ebenfalls nicht lumpen lässt Nikon sich bei den Möglichkeiten, Fotos direkt in der Kamera bearbeiten zu können. Das reicht vom einfachen Bildbeschnitt bis hin zur Rohdatenentwicklung sowie der nachträglichen Anwendung von Filtereffekten. Die Originalbilder bleiben dabei unangetastet.

Bildqualität

Nikon hat die Z 50 mit einem "nur" 20 Megapixel auflösenden APS-C-Sensor ausgestattet. Hintergrund ist sicher die höhere Performance, aber auch die etwas größeren Pixel. 20 Megapixel im APS-C-Format kennt man bereits von der Nikon D500, wobei in der Z 50 jedoch eine Neuentwicklung mit integrierten Phasen-Autofokus-Sensoren zum Einsatz kommt, die der Sensor der D500 nicht bietet. Unser ausführlicher Labortest im PDF-Format, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, ist gegen ein kleines Entgelt über die weiterführenden Links einsehbar, mit dessen Kauf auch die redaktionelle Arbeit an den Testberichten wie diesem unterstützt wird. Zudem bieten wir ein Paket aus Testbildern im Raw- und JPEG-Format, die ebenfalls in unserem Testlabor entstanden sind, als kostenpflichtigen Download über die weiterführenden Links an.

Positiv überrascht hat uns die Bildqualität des 16-50mm-Setobjektivs. Normalerweise bieten günstige Setobjektive nur selten eine gute Bildqualität, erst recht in einer "Pancake"-Ausführung wie beim 16-50mm. Tatsächlich aber zeigt es in Kombination mit der Bildoptimierung seitens der Kamera fast keine optischen Fehler. Randabdunklung, Verzeichnung und auch Farbsäume treten kaum auf. Normalerweise verstärken solche digitalen Bildoptimierungen die ohnehin schon vorhanden Randauflösungsprobleme der Objektive, doch hier schlägt sich das 16-50mm erstaunlich gut. Die Auflösung ist bereits ab Offenblende im Bildzentrum hoch und fällt beim Zoomen nur leicht ab, der Auflösungs-Randabfall liegt mit rund 20 Prozent ebenfalls im grünen Bereich und auf dem Niveau ordentlicher Festbrennweiten. Nur mit der Lichtstärke ist es beim 16-50mm mit F3,5 bis F6,3 nicht so weit her.

Die maximale Auflösung erreicht im Bildzentrum bei 50 Prozent Kontrast 59 Linienpaare pro Millimeter im Kleinbildäquivalent, das ist für weinen 20-Megapixel-Sensor durchaus beachtlich. Dabei bewegen sich die Schärfeartefakte mit bis zu 16 Prozent auf mittlerem Niveau, aber ein JPEG darf unserer Ansicht nach gerne knackig abgestimmt sein, denn zum Nachbearbeiten taugt ohnehin das Raw-Format besser. Die Tonwertkurve ist mäßig angesteilt, was für knackige Mittenkontraste und brillante Bilder sorgt. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bei ISO 100 mit fast 256 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen sehr gut und sinkt fast linear mit steigender ISO-Empfindlichkeit. Bis ISO 1.600 ist er mit über 160 Abstufungen gut, bei ISO 12.800 rutscht er mit unter 100 Abstufungen in den schlechten Bereich.

Feine Texturen zeichnet die Nikon Z 50 bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten sehr detailreich. Oberhalb von ISO 400 beginnt der Messwert langsam zu sinken, ist aber bei ISO 800 immer noch sehr gut und bleibt bis ISO 3.200 gut. Ab ISO 6.400 zeigen sich dann erste Detailverluste, mit einem Auge zudrücken gehen die Details bei ISO 6.400 aber als gerade noch ausreichend durch. Ab ISO 12.800 sehen die Bilder nicht mehr so schön aus. Ab hier macht sich immer deutlicheres Salz- und Pfefferrauschen bemerkbar (dunkle und helle Pixel), während Die Z 50 das Farbrauschen sehr gut im Zaum hält. Die Eingangsdynamik bewegt sich auf einem hohen Niveau von elf Blendenstufen bei niedrigen Empfindlichkeiten und erreicht selbst bei ISO 6.400 noch über zehn Blendenstufen. Darüber nimmt die Eingangsdynamik deutlich ab.

Weniger Lob verdient die Nikon Z 50 für ihre Farbwiedergabe. Wie weiter oben geschrieben, darf unserer Ansicht nach ein JPEG gerne knackig sein, auch schöne Farben sehen wir gerne. Die Z 50 übertreibt es jedoch mit ihrer teils deutlichen Farbabweichung im Blau-Cyan-, Magenta-, Rot- und Orangebereich. Dabei ist vor allem die Farbsättigung deutlich erhöht. Grüntöne gibt die Z 50 hingegen ausgesprochen neutral wieder.

Bei der tatsächlichen Farbtiefe macht die Z 50 zum Glück wieder Boden gut und kratzt bei ISO 100 und 200 sogar an der Marke von acht Millionen Farbnuancen. Selbst bei ISO 1.600 werden noch über vier Millionen Farben differenziert, sogar bei ISO 6.400 ist der Messwert mit knapp über zwei Millionen Farben noch knapp im guten Bereich. Darüber bricht der Messwert, wie so viele andere, deutlich ein. Ab ISO 12.800 kann man nicht mehr von einer Bild"qualität" sprechen, sondern eher von einem dokumentarischen Charakter nach dem Mott "besser ein schlechtes Bild als gar keins". Auch im Raw-Format lassen sich bei ISO 6.400 durchaus respektable Ergebnisse herauskitzeln, aber bei ISO 12.800 ist das nicht mehr gegeben.

Fazit

Die Z 50 ist Nikons gelungener, wenn auch reichlich später Einstand in das spiegellose APS-C-Format. Die Kamera bietet eine gute Balance aus Preis, Leistung, Ausstattung. Die Bildqualität weiß sogar fast auf voller Linie zu überzeugen, vor allem die beiden recht preisgünstigen APS-C-Setobjektive überraschen mit äußerst positiven Bildqualitätsergebnissen. Somit lautet auch der Tipp, die Kamera im günstigen Bundle mit beiden Objektiven zu erwerben. Wer allerdings auf einen schnellen Ausbau eines spezialisierten APS-C-Objektivangebots hofft, wird wohl viel Geduld benötigen oder auf Vollformatobjektive sowie von Nikon angebotene Adapterlösungen zurückgreifen müssen.

Im Detail punktet die Z 50 mit ihrem ergonomischen Gehäuse und dem für ambitionierte Hobbyfotografen guten Bedienkonzept mit vielen Einstellmöglichkeiten und Fokus auf die kreative Fotografie. Dabei lässt die Z 50 keine fotografischen Funktionen vermissen, solange es nicht in ausgesprochen spezialisierte Fotoanwendungen geht. Ihre Performance ist gut, auch wenn sie nicht zu den Spitzenkameras gehört. Das will und muss sie aber auch nicht, wenn Preis und Leistung im Vordergrund stehen.

Dass der Bildsensor "nur" 20 Megapixel bietet, muss kein Nachteil sein, wie die Z 50 zeigt. Denn sie münzt die Sensorauflösung in eine hohe praktisch nutzbare Auflösung mit knackigen, wenn auch nicht ganz so farbtreuen Bildern im JPEG-Format um. Die Bildqualität ist bis ISO 1.600 sehr gut. Sie wird bei ISO 3.200 zwar etwas schlechter, ist aber immer noch befriedigend und sogar bei ISO 6.400 noch knapp ausreichend. Höhere Empfindlichkeiten sollte man hingegen eher meiden.

Kurzbewertung

  • Kompaktes, sehr ergonomisches und gut verarbeitetes Gehäuse
  • Umfangreiche Ausstattung mit guter Bedienung für Fortgeschrittene
  • Sehr gute Bildqualität bis ISO 1.600 und gute bei 3.200
  • Überraschend gutes 16-50mm-Setobjektiv
  • Bildschirm schaltet sich bei Menüs und Wiedergabe zu schnell ab
  • Selfie-Funktion mit Selfie-Stick oder Gimbal nicht nutzbar
  • Relativ hohe Farbabweichung
  • (Noch) recht geringe (adapterfreie) Objektivauswahl

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Steckbrief

Hersteller Nikon
Modell Z 50
Sensor CMOS APS-C 23,6 x 15,8 mm (Cropfaktor 1,5)
21,5 Megapixel (physikalisch)
20,9 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 4,2 µm
Auflösung (max.) 5.568 x 3.712 (3:2)
Video (max.) 3.840 x 2.160 30p
Objektiv Nikon Z 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX (Zoom-Objektiv)
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.360.000 Bildpunkte Auflösung, 1,02-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,68-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-3,0 bis 3,0 dpt)
Monitor 3,2" (8,0 cm)
  Auflösung 1.040.000 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen ja
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik
Motivprogramme 16
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion nein
Belichtungsmessung Matrix/Mehrfeld-Messung, Mittenbetonte Integralmessung, Spotmessung
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
Blitz eingebauter Blitz
  Synchronzeit 1/200 s
  Blitzanschluss Blitzschuh: Nikon, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC
GPS extern, dauerhafte Smartphone Verbindung
Fernauslöser ja, Bluetooth-Auslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme ja
Speichermedium
SD (SDHC, SDXC, UHS I)
  automatisch ISO 100-51.200
  manuell ISO 100-204.800
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 209
  Geschwindigkeit 0,30 s bis 0,37 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen 127 x 94 x 60 mm
Gewicht (betriebsbereit) 448 g (nur Gehäuse)
579 g (mit Objektiv)
Stativgewinde in optischer Achse
  Zoomverstellung manuell am Objektiv
Akkulaufzeit 300 Aufnahmen (gem. CIPA-Standard)

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.