Spiegellose Vollformat-Systemkamera

Testbericht: Nikon Z 6II

Inhaltsverzeichnis

  1. Ergonomie und Verarbeitung
  2. Ausstattung
  3. Bildqualität
  4. Fazit und Kurzbewertung
  5. Messwerte (Premium)
  6. Bewertungstabelle (Premium)
  7. Bewertungsdiagramme (Premium)
  8. Technische Daten
  9. Alternativen (Premium)
Seite 3 von 5, vom 2020-11-27 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die Nikon Z 6II ist mit einem 24,5 Megapixel auflösenden Kleinbildsensor (36 mal 24 mm) ausgestattet. Es handelt sich um einen rückwärtig belichteten CMOS-Sensor, sodass die lichtempfindliche Fläche gegenüber herkömmlichen CMOS-Sensoren, bei denen die Leiterbahnen über der lichtempfindlichen Fläche liegen, größer ist. Als Nebeneffekt kann der Sensor auch Licht, das nicht ganz senkrecht einfällt, besser verarbeiten. Das sorgt für weniger Farbsäume, Vignettierung und Randunschärfe.

Um die Bildqualität der Nikon Z 6II genau zu analysieren, haben wir sie nicht nur in der Praxis getestet, sondern auch in unserem Testlabor. Dabei kam das Nikon Z 24-70 mm F4 S zum Einsatz, wobei die Z 6II Nikon-typisch eine etwas dunkle Belichtung zeigte, wie auch an den Testbildern aus unserem Labor zu sehen ist. Sowohl die Testbilder (eine ISO-Reihe in Raw und JPEG) als auch der Labortest der Z 6II, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen, sind über die weiterführenden Links gegen ein kleines Entgelt abrufbar. Der Labortest enthält zahlreiche Diagramme mit allen Messwerten und Erklärungen zu den Diagrammen. Zudem bietet wir eine Prepaid-Labortest-Flatrate für den zeitlich begrenzten Zugriff auf das gesamte Archiv mit über 1.800 Labortests, Testbildpaketen von über 200 Kameras und schon fast 50 Premium-Kameratests mit erweitertem Informationsgehalt im PDF-Format an.

Das Nikon Z 24-70 mm F4 S zeigt bereits bei Offenblende eine hohe Auflösung im Bildzentrum. Über 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast werden im Weitwinkel erreicht. Beim Abblenden bleibt die Auflösung bis F11 auf diesem Niveau, danach reduziert Beugung die Auflösung trotz Beugungskorrektur seitens der Kamera etwas. Bei mittlerer und langer Brennweite sind es rund 54 lp/mm bei Offenblende, die sich durch Abblenden auf 55 lp/mm (Tele F5,6) und 57 lp/mm (40 mm F5,6) steigern lassen.

Am Bildrand löst das Zoom bei kurzer Brennweite bereits bei Offenblende gute 50 lp/mm auf und bei mittlerer Brennweite sogar 52 lp/mm, die sich beim Abblenden auf F11 sogar noch auf rund 55 lp/mm steigern lassen. In Telestellung muss das Objektiv auf F5,6 abgeblendet werden, um die Marke von 50 lp/mm zu knacken (bei F4 sind es "nur" 46 lp/mm) und erreicht bei F11 sogar einen Bestwert von 56 lp/mm, womit hier die höchste Randauflösung aller Brennweiten erreicht wird. Damit zeigt dieses Exemplar des Z 24-70 mm F4 S an der Z 6II sogar noch eine etwas bessere und gleichmäßigere Auflösung als das Exemplar, das wir an der Z 6 getestet hatten.

Optische Fehler zeigt das Z 24-70 mm F4 S kaum. Die Verzeichnung wird von der Kamera perfekt auskorrigiert, auch Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen waren nicht messbar. Anders sieht es bei der Randabdunklung aus. Im Weitwinkel und im Tele ist diese bei Offenblende mit bis zu rund einer Blendenstufe Lichtverlust in den Bildecken deutlich sichtbar. Abblenden auf F5,6 hilft, hier ist die Randabdunklung mit rund einer halben Blendenstufe vernachlässigbar gering.

Die Nikon Z 6II bietet eine ISO-Empfindlichkeit von 100 bis 51.200, die sich auf ISO 50 und bis zu 204.800 erweitern lässt. Diese Erweiterungen gehen allerdings mit diversen Einbußen bei der Bildqualität einher. Der Signal-Rauschabstand bewegt sich bis ISO 400 auf einem guten Niveau von über 40 dB, bis ISO 6.400 bleibt dieser mit über 35 dB akzeptabel, darüber sinkt er deutlich ab. Dabei bleibt das Rauschen stets feinkörnig, zeigt sich ab ISO 25.600 aber mit leichtem Helligkeitsrauschen, das oberhalb von ISO 51.200 stark zunimmt (alle Messungen im JPEG-Format). Farbrauschen spielt hingegen praktisch keine Rolle.

Bis ISO 6.400 zeigt die Z 6II eine hohe Texturschärfe, die dann aber stark abnimmt. Während bei ISO 12.800 noch leidlich ausreichend Details vorhanden sind, zeigen die Bilder spätestens ab ISO 25.600 deutliche Verluste feiner Strukturen. Bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten hingegen gibt es sogar eine leichte Überschärfung, wobei sich die Schärfeartefakte im Rahmen halten.

Während die Eingangsdynamik bei ISO 50 aufgrund der Signaldämpfung nur gut 10,2 Blendenstufen beträgt, erreicht diese bei ISO 100 10,8 Blendenstufen. Bis ISO 800 nimmt die Eingangsdynamik nur minimal ab, jedoch unterschreitet sie erst bei ISO 12.800 knapp zehn Blendenstufen. Die Tonwertübertragung zeigt, mit Ausnahme der signalgedämpften ISO 50 mit einem flacheren Verlauf, eine deutliche Steigerung der Kontraste vor allem im mittleren Helligkeitsbereich, was zu einer knackigen Bilddarstellung führt.

Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 200 mit gut 250 von 256 möglichen Helligkeitsabstufungen ausgesprochen gut und sinkt dann bis ISO 6.400 recht linear mit der ansteigenden Empfindlichkeit, darüber hingegen etwas stärker. Bis ISO 400 ist der Wert mit über 224 Helligkeitsabstufungen sehr gut, bei ISO 1.600 sind es gute bis sehr gute 192 Abstufungen und bei ISO 6.400 noch knapp gute 160 Abstufungen. Darüber nimmt der Ausgangs-Tonwertumfang stärker ab, bei ISO 25.600 wird der Wert von 128 Stufen bereits deutlich unterschritten. Die Werte von weniger als 96 Abstufungen bei allen höheren Empfindlichkeiten liegen nicht mehr im akzeptablen Bereich.

Die Farbabweichung der Nikon Z 6II ist bei einigen Farbtönen ungewöhnlich hoch für eine Profikamera. Die Farben sind im Rot- bis Magentabereich recht poppig. Cyantöne sind deutlich Richtung Blau verschoben. Das sorgt für einen subjektiv schönen, farbenfrohen Bildeindruck, ist aber alles andere als neutral. Dabei kann man sich über die vielfältigen Weißabgleichseinstellmöglichkeiten inklusive einer konfigurierbaren Automatik eigentlich nicht beschweren, zumal der manuelle Weißabgleich äußerst exakt arbeitet.

Wie bereits eingangs erwähnt, belichtet die Nikon Z 6II äußerst konservativ-vorsichtig. Man könnte sagen, sie meidet die Lichter wie der Teufel das Weihwasser. Sorgt man nicht bereits vor der Aufnahme für eine leichte Belichtungskorrektur, je nach Motiv von +0,3 bis +0,7 Blendenstufen, so wirken die Bilder etwas dunkel, bieten aber eine gute Tiefenzeichnung, sobald man sie mit der Bildbearbeitung herausarbeitet. Vor allem bei JPEG-Aufnahmen, die man eigentlich nicht bearbeiten möchte, sollte man das beachten. Im Raw-Format hingegen ist die vorsichtige Belichtung durchaus von Vorteil, kann man die nötige Zeichnung doch perfekt herausarbeiten, zumal eine viel höhere Farbtiefe von bis zu 14 statt 8 Bit pro Farbkanal zur Verfügung steht.

Alles in Allem bietet die Nikon Z 6II vor allem bei niedrigen Empfindlichkeiten bis ISO 200 eine exzellente Bildqualität, was nicht zuletzt dem sehr guten Zoomobjektiv Z 24-70 mm F4 S zu verdanken ist. Bis ISO 800 gibt es kaum Einschränkungen bei der Bildqualität, aber auch bis ISO 6.400 halten sie sich völlig im Rahmen. Ab ISO 6.400 bricht die Bildqualität deutlich ein, ab ISO 25.600 kann die Z 6II nicht zaubern und man muss deutliche Einbußen hinnehmen. Dass die Unterschiede zur Z 6 marginal sind, verwundert angesichts des identischen Bildsensors kaum.

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